Zitat von
Leisehäcksler
Natürlich können Schauspieler ein Figur prägen, das ist für mich sogar eine ihrer Hauptaufgaben. Niemand stört sich an der Drstellung des Batman oder des Jokers in "The Dark Knight", weil sie perfekt verkörpert wurden. Das sie nicht so verkörpert wurden, wie es die Vorlage (Comics) eigentlich vorsieht, fällt dabei hintenrüber, weil es so gelungen war.
In einer Serie, vorallem bei GoT, ist das schwieriger, weil es so viele Rollen gibt, die zusammen funktionieren müssen, aber dennoch jede eine einzelne Motivation haben sollten, damit sie sich weiter entwickeln. Wenn die Schauspieler da also einwirken und ein paar Ideen geben, dann ist das völlig legitim, zumal die Entscheidungsgewalt am Ende bei den Regisseuren bzw den Autoren liegt.
Zumal es klar ist, wohin die Reise geht. D&D wissen, worauf die Bücher hinauslaufen und zielen seit Anfang an auf dieses Ende hin.
Desweiteren wird anscheinend oft vergessen, dass es, genauso wie "Herr der Ringe" von Peter Jackson, nur eine Adaption und keine 1zu1 Verfilmung ist. Künstlerische Freiheiten zugunsten von Erzählstruktur, Story und Übersicht sind ebenso nötig wie eingeplant. Indem Figuren (Garlan Tyrell, Westerlings, Stoneheart) weggelassen wurden, müssen andere Figuren diese Rollen auffangen und übernehmen, wenn es für das Ende der Serie oder die Charakterentwicklung bis zum Ende der Serie nötig ist.
Schönes Beispiel wäre hier auch Grandmaester Pycelle, der von Julian Glover maßgeblich "mitentwickelt" wurde, da sich der Darsteller weigerte, einfach nur einen alten Mann zu spielen, der von den anderen ausgenutzt wird. Eine größere Rolle in den Büchern würde ich ihm beim besten Willen nicht zuordnen, dort ist er eher jemand, der von A nach B geschickt wird, aber nie mit eigener Motivation. In der Serie hingegen wird er des öfteren mit einer eigenen Meinung und Anspruch auf Macht gezeigt, welche er auch gegen den Willen von bspw Cersei durchsetzt, siehe Staffel 6.
Es werden den Seriencharakteren damit halt Züge zugedichtet oder aberkannt, welche in den Büchern (nicht)vorhanden waren, weil es in das Bild des großen und ganzen passt. Das dabei nicht für jeden Zuschauer die Motivation der einzelnen Figuren gleich ersichtlich ist, liegt halt eben auch am Zuschauer, der seine eigenen Präferenzen hat.
Ich für meinen Teil kann bspw mit Tyrion nicht viel anfangen, in der Serie nicht und auch in den Büchern nicht wirklich. Das liegt für mich daran, dass er schon längst hätte sterben müssen, wäre Martin dort mit der gleichen Konsequenz beim schreiben vorgegangen wie bei Ned, Robb, Joffrey, Renly etc. Sie haben einen Fehler gemacht oder sich zu mächtige Feinde gesucht und den Preis bezahlt. Tyrion hingegen überlebt einen Angriff eines Mitglieds der Königsgarde, wird nach Oberyns Tod nicht sofort hingerichtet (auf was warten die da?) und dann von Varys befreit, hat aber die Zeit, noch Shae und seinen Vater zu ermorden. Überlebt die Arena in Meereen, weil die Löwen nicht losgelassen wurden, überlebt die Seuche, obwohl der sich um Leute kümmert, die damit angesteckt wurden und überlebt den Angriff der Steinmenschen ohne sich mit Greyscale zu infizieren, obwohl er von denen gepackt und ins Wasser geschleudert wurde. Aber das nur dazu.