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Thema: Eine civilisierte Geschichte Deutschlands

  1. #31
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    Von den ihm bekannten Stämmen schien der der Iberer der militärisch schwächste und zugleich am weitesten entfernte zu sein. Alarich II. befahl daher, dass die verfügbaren Kundschafter sich auf die Beobachtung der anderen Reiche konzentrieren sollten.

    Um das Jahr 2200 v.C. herum setzte aus den unbekannten Gebieten des Ostens ein stetiger Strom barbarischer Attacken gegen die reicheren Völker ein. Die barbarischen Stämme zogen aus verschiedenen Gründen nach Westen. Die Aussicht auf Beute, die Vertreibung aus ihrer eigenen Heimat, Hungersnöte oder Bevölkerungsdruck.

    Auch die germanischen Stämme mussten von nun an regelmäßig solche Angriffe abwehren, zu viele um sie erschöpfend schildern zu können.



    Als Reaktion auf die zunehmende Bedrohung ihrer Anbaugebiete militarisierten sich die Semnonen wieder zunehmend. Die Tribute aus Sachsen garantierten die Versorgung des Stammes mit Nahrung, so dass sich die Semnonen der Ausbildung und Bewaffnung einer jetzt rapide steigenden Anzahl von Kriegern zuwenden konnte.

    Die Ressourcen waren inzwischen groß genug, um ganze Armeen mit Lederrüstungen, verstärkten Schilden und Bögen auszustatten und die Männer im Kampf auszubilden.



    Unter der Führung und dem Schutz der Semnonen konnte sich Sachsen entwickeln wie nicht zuvor. Die Ernten ernährten inzwischen sowohl Besatzer wie Beherrschte, und mit dem Erschließen der reichen Tiervorkommen gedieh der Handel mit Pelzen und Häuten. Natürlich mussten die Sachsen weiterhin Tribut leisten, aber auch für sie selbst viel soviel ab, dass sie inzwischen besser lebten als in der Vergangenheit, als sie ein eigenständiger Stamm waren.



    Mehrere Generationen waren bereits vergangen, seit die germanischen Stämme den Kontakt zu den Iberern geknüpft hatten. Nun lernten die Semnonen einen zweiten Stamm der Iberer kennen.

    Diese kamen ebenfalls aus einem fernen Land in Richtung Sonnenuntergang, lebten dort aber östlich von dem anderen Stamm. Die Neuankömmlinge bezeichneten sich als hispanische Iberer, ihre Nachbarn nannten sie portugiesische Iberer. Von ihnen unterschieden sie sich in ihrer Hierarchie. Während die Portugiesen wie die Semnonen auch unter der Führung eines Heerkönigs standen, folgten die Hispania einem Obersten Priester und hatten dementsprechend ihr Leben stark ihren religiösen Regeln unterworfen.

    Die iberischen Männer, ein Trupp aus Händlern, Kriegern und einem Priester, verließen das Gebiet der Semnonen und zogen weiter.



    Jahre später empfing der Anführer Alarich III. zurückkehrende Stammesmitglieder in seiner Hütte. Die Reisenden waren lange unterwegs gewesen und hatten im fernen Süden eine zeitlang bei den Griechen gelebt.

    Die Griechen waren erfolgreich dazu übergegangen, nicht nur Verurteilte oder Gefangene als Sklaven zu behandeln. Sie hatten aus den Sklaven eine eigene Bevölkerungsschicht geschaffen, in der dieser Status an die Kinder vererbt wurde. Die Griechen setzen ihre Bevölkerung daher aus dem Adel, aus dessen Reihen der Anführer eingesetzt wurde, den Bürgern, die frei waren und Besitz haben durften, sowie den unfreien Sklaven, die zur Arbeit und Versorgung der oberen Klassen verwendet wurden, zusammen. Sklaven und ihre Nachkommen waren Besitz der Adeligen und Bürger, so dass die Gewalt über derart große Menschenmassen effizienter auf ihre Eigentümer verteilt war.

    Besonders die griechischen Waffen, die Alarich zu Gesicht bekam, erregten seine Aufmerksamkeit. Es waren Kurzschwerter von der Art, wie sie bei der Schlacht gegen die Barbaren in seinen Besitz gekommen waren. Besonders kunst- und machtvoll war eine Axt, die nicht wie sonst aus breitem Stein, sondern aus flachem und haltbarem Metall gefertigt war. Die Griechen verwendeten dafür eine Mischung aus geschmolzenem Metall, das formbar und haltbar zugleich war.

    Alarich war froh, dass die mächtigen Griechen nicht seine unmittelbaren Nachbarn waren. Einer derartig ausgerüsteten Armee hätte er wenig entgegensetzen können. Zugleich neidete er den Griechen ihren fortschrittlichen Stamm und die Fähigkeit ihrer Anführer, so viele Arbeiter zu kontrollieren und damit viele Bauprojekte voranzutreiben.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  2. #32
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    Seit dem Beginn der Besiedlung des Landes durch die Semnonen hatte dieser Stamm in den verstrichenen 2000 Jahren das Gebiet der Oder und der Elbe unter ihre Kontrolle gebracht. Die Abgaben der beherrschten Sachsen wuchsen zunehmend und führten dazu, dass die Gebiete zwischen den beiden germanischen Stämmen dichter besiedelt wurden. Die Transportrouten der Handelsgüter trieben den Ausbau von Straßen und der daran liegenden Siedlungen voran. Die Semnonen und Sachsen wuchsen durch den Austausch zusammen.



    Nach ewig langer Bauzeit war endlich eine Route durch die Wälder und Büsche in Sachsen geschlagen worden. Hunderte von Arbeitern hatten hier jahrelang den Untergrund geebnet und festgestampft und befestigt. Diese Wege erleichterten die Fahrt der Holzwagen zu den Getreidefeldern an der Elbe.

    In diesem Frühjahr war aber Schreckliches passiert. Nach wochenlangen schweren Unwettern hatten die Götter soviel Wasser den Fluss hinabgeschickt, dass es über alle Ufer trat und weite Flächen überschwemmte. Bauernhütten, Acker – und die befestigten Straßen – verschwanden unter dem Wasser und wurden weggespült.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  3. #33
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    II. DIE BRONZEZEIT


    Vom Süden aus breitete sich vom Reich der Griechen das Wissen um die Herstellung von bronzenen Waffen innerhalb weniger hundert Jahre über den ganzen Kontinent aus. Die germanischen Stämme hatten bereits früher einzelne Bronzewaffen erbeutet oder gehandelt, verstanden sich aber erst zu Beginn des zweiten Jahrtausends v.C. in der Herstellung und Bearbeitung dieses Metalls.

    In den beherrschten Gebieten der Semnonen gab es zu dieser Zeit allerdings nur wenig Vorkommen an Kupfer und Zinn, um größere Mengen von Waffen, Schilden und Panzern aus diesem Material herzustellen. Bronze ermöglichte eine völlig neuartige Dimension von Waffen – Äxte, Lanzen, Schwerter – die mühelos Leder und Holz durchdringen konnten. Bronzene Harnische und Helme boten ihren Trägern Schutz vor den einfacheren Waffen aus Stein und Holz.

    Außerdem waren metallene Werkzeuge für den Bau ein enormer Fortschritt, ließen sich mit Äxten doch Bäume und Stämme viel schneller durchschlagen und bearbeiten.



    Die ständige Bedrohung seines Landes durch die Barbaren hatte Arnulf zu einem rabiaten Mittel greifen lassen. In der Versammlung der Adeligen hatte Arnulf seine Absicht bekräftigt, zukünftig aus jeder Familie der Bevölkerung beliebig viele Männer zum Kriegsdienst und zur Zwangsarbeit einzuziehen. Bislang hatten die Adeligen unter einem Heerführer aus ihrer Mitte von sich aus ein Kontingent an Männern gestellt, wenn der Stamm bedroht wurde.

    Arnulf wollte nun durchsetzen, dass er Kraft seiner Autorität jeden beliebigen Mann auf seinen direkten Befehl einziehen konnte. Nur so könnte der Stamm der Bedrohung von Außen auf Dauer die Stirn bieten, war Arnulf überzeugt. Die Adeligen waren mit dieser Vorstellung gar nicht überzeugt, wurden damit doch ihre Befugnisse empfindlich beschnitten.

    Die Adeligen aus den bedrohten Gebieten folgten ihrem Heerführer, versprachen sie sich doch größere Unterstützung von ihm. Aber besonders die mächtigeren Adeligen aus dem Kerngebiet der Semnonen widersetzten sich dem Wunsch Arnulfs, dass ihre Männer zukünftig als Unfreie direkter Besitz des Heerführers sein sollten. Würde das nicht bedeuten, dass ein Heerführer ihren eigenen Männern auch den Kampf gegen sie selber würde befehlen können? Das würde eine Konzentration der Macht in den Händen des Heerführers bedeuten, bei dem der Adel in seine Abhängigkeit geraten würde.

    Die Versammlung der Mächtigen endete im Eklat. Mehrere Adelige verweigerten Arnulf die Gefolgschaft und erklärten ihn für abgesetzt. Andere Adelige unterstützten seine Forderung und überstellten ihm ihre Soldaten für den Kampf gegen die Abtrünnigen.

    Es begann ein mehrjähriger, schwer durchschaubarer Krieg innerhalb des Stammes. Nach einigen Schlachten hatte Arnulf bereits die Oberhand gewonnen und erwies sich in dieser Situation als geschickter Diplomat. Er konnte die geschwächten Adeligen, die sich ihm noch immer widersetzten, eine Verhandlungslösung anbieten. Dies war besser, als den Kampf bis zur Vernichtung seiner Gegner zu führen, bedeutete er doch eine Schwächung des ganzen Stammes.

    In der erneuten Versammlung einigte sich der Rat auf einen Kompromiss. Die Menschen des Stammes wurden in Adelige, Herren und Unfreie unterteilt. Die Adeligen verfügten selber über die bei ihnen lebenden Freien und Unfreien. Der Heerführer konnte aber von jedem Adeligen verlangen, dass er ihm einen angemessenen Teil seiner Männer für begrenzte Zeit überlassen muss: Bewaffnete, Hilfstruppen, Arbeiter. Der Heerführer selbst bestimmte in den Ratsversammlungen, wann ein Kampf oder Bauprojekt den Eingriff in den Besitz der Adeligen erforderte.



    Nachdem die Semnonen ihre Grenzen nach Osten in zahlreichen Kämpfen mit den Barbaren vorläufig wieder gesichert hatten, wendeten ihre Herrscher den Blick nach Süden auf das Land der Markomannen. Am oberen Lauf der Oder waren reiche Vorkommen des wertvollen Metalls Kupfer entdeckt worden. Diese mussten für die Semnonen gesichert und mit Minen ausgebeutet werden.

    Die Markomannen sollten ab etwa 1900 v.C. nach und nach von den Semnonen aus diesem Gebiet verdrängt werden, um Platz für neue Siedler zu machen.



    Während die Semnonen bei ihrem Versuch, die germanischen Stämme unter ihre Herrschaft zu bringen, ihren Blick nach Süden wendeten, entwickelte sich durch die an der Seefahrt und dem Handel interessierten Wikingern ein erster richtiger Austausch zwischen den Völkern, die an die nördliche See grenzten.

    Seefahrer brachten in dieser Zeit nicht nur Nahrung und Schmuckstücke, die sie gegen Bernstein und Häute mit den Germanen und den Belgicae tauschten, mit in ihre Heimat Gotland. Der Kult der Belgicae wurde ebenfalls nach Norden getragen und verbreitete sich in den Küstensiedlungen der Wikinger.

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    Geändert von Mark (25. November 2009 um 20:15 Uhr)
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  4. #34
    unbeugsam Avatar von Theages
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    Dies wird die erste Civ-Story, die ich lese.

    Toll geschrieben
    Laufende Story:

    [Civ4 - Rhye's and Fall of Civilization] Alle Zivilisationen by Theages - ein Versuch den historischen Sieg mit jeder im Spiel verfügbaren Civ zu schaffen

  5. #35
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    Samos, der Sohn des semnonischen Heereskönigs und sein voraussichtlicher Nachfolger, war von dem Auftreten der Delegation der Markomannen brüskiert worden.


    Heerführer Samos

    Mit tausend gerüsteten Männern war er Jahr für Jahr weiter nach Süden gezogen und hatte die barbarischen Bewohner dieses Landstriches vor die Wahl gestellt. Alle hatten angesichts seiner Streitmacht die Unterwerfung der Vernichtung vorgezogen.

    Natürlich war das damit nicht erledigt. Jedes Jahr mussten seine Männer zurück auf ihre Höfe und der Feldzug konnte erst im folgenden Sommer mit genügend Proviant erneut aufgenommen werden. Bis dahin hatten sich die alten Herren in den von Samos erschlossenen Gebieten wieder breit gemacht und das Ganze begann wieder von vorne.

    Je weiter er nach Süden kam, desto hartnäckiger wurden die Markomannen. Eine Siedlung der Markomannen hatte es nun tatsächlich gewagt, seinem Heer die Stirn zu bieten und den Tribut abgelehnt. Voller Zorn hatte er die Delegation der Markomannen enthaupten lassen.

    Während seines Straffeldzugs durch das Land der Markomannen sollte er den Grund für die Fortschrittlichkeit ihres Gebietes kennen lernen. Die Markomannen verfügten über Wagen, ausgedehnte Straßen und Berittene. Das konnte ein so kleiner Stamm unmöglich alleine auf die Beine gestellt haben.

    Samos Armee war wegen des einsetzenden Winters bereits auf dem Weg zurück nach Norden, als seine Nachhut auf den markomannischen Straßen einem Zug keltischer Händler, die von Bewaffneten eskortiert wurden, begegnete. Es stellte sich heraus, dass die Markommanen bereits den Kelten gegenüber Tribut zahlten und dafür unter ihrem Schutz standen.

    Der Anführer der keltischen Krieger warnte Samos, dass sich ihm die Armee der Kelten im kommenden Jahr entgegenstellen würde, wenn er wieder in das Land der Markomannen eindringen würde.

    Trotz der angespannten Situation und der offensichtlich konkurrierenden Interessen sprach der dazu gerittene Samos mit den Kelten über die Möglichkeit des Handels zwischen ihren Stämmen. Die ausgebauten Wege waren für Karren sehr gut geeignet. Im Geheimen dachte sich Samos, dass die Wege aber auch gut für den Aufmarsch eines Heeres eignen würden.

    Die Kelten hatten in den vergangenen Jahren Druiden und Händler der Belgicae, die in diese Gegend vorgedrungen waren, getötet. Schwächere Stämme wie die Chatten oder Markomannen betrachteten die Kelten als Anhängsel und Einflusszone ihres Reiches. Insbesondere die fremden Druiden hatten den Zorn der religiösen Kelten entfacht.

    Regiert wurden die Kelten wie die Belgicae von ihrem obersten Druiden. Samos erfuhr, dass der jetzige Herr der Kelten Brennus genannt wurde. Ob das sein Name oder sein Titel war, wusste Samos aber nicht. Sowohl die Belgicae aus dem Westen wie die Kelten beherrschten mit ihren kriegerischen Druiden ihre Völker und hielten die Gemeinschaften mit den heiligen Riten, für die sie überall in ihrem Land Stätten errichteten, zusammen.

    Der fremde Glaube aus dem Westen konnte die Gemeinschaft der Kelten nur herausfordern und so hatte der Brennus befohlen, die Anwesenheit von Belgicae als feindliches Eindringen zu betrachten.

    Samos hatte verstanden, welchen Anspruch die Kelten erhoben. Sie hatten die Hand über die Stämme gelegt, die er selber unterwerfen wollte und beanspruchten auch durch ihre Druiden die geistige Führung. Wer mit ihren Feinden, den Belgicae, zusammenarbeitete, den betrachteten sie ebenfalls als Feind.

    Samos hatte wohl nur den zahlreichen Kriegern in seinem Rücken zu verdanken, dass die Kelten ihn nicht gefangen nahmen.



    Nach dem Tod seines Vaters übernahm Samos tatsächlich die Gewalt über den germanischen Stamm der Semnonen. Der tote Herrscher hatte für sich ein einzigartiges Grab geschaffen.

    Über Jahre hatte er in aufwendiger Arbeit zahlreiche Steine in gleichmäßige Form meißeln lassen, damit sie aufeinander gelegt werden konnten. Die einzelnen Schichten hatten die Arbeiter mit aus Gruben gewonnenen Ton bestrichen, der an heißen Sommertagen trocknen konnte und den Steinwänden stabilen Halt gab.

    In dieser steinernen Grabstätte ließ sich der tote Herrscher mit seinen Waffen, seiner Rüstung, Speisen und einigen geliebten Dienern und Haustieren beisetzen. Er sollte in der dunklen Welt der Geister keinen Mangel haben.

    Auch Samos bereitete jetzt schon den Bau einer Grabstelle für sich vor, aber das waren nur die Vorbereitungen für sein Leben nach dem Tod. Viel wichtiger fand er bis dahin den Gedanken, dass die Mauern der Gräber auch Mauern von Häusern sein könnten. Sie könnten auch statt der hölzernen Palisaden ganze Dörfer umgeben, damit keine Feinde eindringen. Selbst eine ganze feindliche Armee könnte nicht einfach durch so eine Mauer stoßen.

    Der Aufwand dagegen, die für solche Mauern und Bauten nötige Zahl an Steinen zu schlagen, war viel zu hoch für seinen Stamm. Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachten seine Männer auf den Äckern. Sie neben dem Kriegsdienst mit dem Bau von Mauern zu verpflichten, würde ihre Möglichkeiten überschreiten.

    Im Westen, nahe dem Reich der Belgicae, gab es aber hervorragend geeignete Steinvorkommen. Wenn man dort einen Steinbruch errichten würde, könnten große Quader direkt aus den Wänden geschlagen und über Straßen und besonders über die Flüsse hertransportiert werden. Steinblöcke dieser Größe hätten zudem den besten Halt, den man sich ausmalen könnte.



    Der Rat der Adeligen hatte sich einstimmig ausgesprochen und den Plan von Samos gebilligt. Trotz der Warnungen der Kelten, dass sie den Stamm der Markomannen als ihre Vasallen und jeden Eindringling als Feind betrachten, wurde wie in den Jahren zuvor ein Heer in dieses Gebiet entsandt.

    Die Streitmacht war auf den keltischen Straßen so weit wie nie nach Süden vorgerückt, um das Gebiet von möglichem Widerstand zu säubern und die Annektierung der Markomannen abzusichern. Natürlich würden die Kelten das nicht hinnehmen, aber die Kupfervorkommen im strittigen Gebiet waren den Konflikt wert.

    Der Besitzer der Kupferminen wird zugleich der Herrscher über die germanischen Stämme sein, dessen waren sich Samos und die Adeligen bewusst. Nicht auszudenken, was es für sie bedeuten würde, wenn stattdessen der Feind das Metall ausbeuten könnte.

    Jetzt aber hatten Boten die offensichtliche Herausforderung durch die Kelten gemeldet. Brennus war ihnen zuvorgekommen und hatte die Markomannen selber unter seine direkte Herrschaft gebracht. Ein beschützter Treck von Siedlern hatte sich im Frühjahr bei den Kupfervorkommen niedergelassen und beanspruchte das Gebiet für das Reich der Kelten. Sie erbauten die Siedlung Tolosa.

    Samos hatte das Ringen um die Dominanz gegen die Kelten verloren, vorerst jedenfalls. Seinen Truppen im Süden verwehrten die Kelten die Rückkehr durch ihr Territorium. Samos befahl ihnen, weiter das unbekannte Gebiet zu erkunden und sich an geeigneter Stelle in einer Garnison zu verschanzen.

    Sobald er an seiner westlichen Grenze das Problem mit den aufmüpfigen Langobarden gelöst und ihre Steinbrüche unter Kontrolle gebracht hat, würde sich Samos um die Herausforderung durch die Kelten kümmern. Brennus würde nur durch eine große Streitmacht davon überzeugt werden können, dass dieses Land nicht seines, sondern das der Germanen ist.



    Der Kommandant der südlichen Armee war von Samos selbst in seine Funktion eingesetzt worden. Sein Name war Gunter, er war der Schwager von Samos. Gunter befand sich in einer schwierigen Situation, er hatte mit seinen Kriegern den Befehl zum Befestigen und Ausharren bekommen. Wie aber sollten sie sich in einer unbekannten Gegend im Winter ernähren?

    Die glückliche Fügung ergab sich mit der Gefangennahme von durchreisenden Fremden. Als sie Gunter vorgeführt wurden, hatte er noch nicht entschieden, wie sie behandelt werden sollten. Überrascht hörte er, dass diese Männer von einem unbekannten Volk westlich der Kelten stammen. Die Römer beherrschten dort eine Halbinsel, einer der Männer zeigte Gunter mit Stolz den Schädel eines Etruskers. Er hatte den Etrusker im Kampf getötet und seinen Kopf als Trophäe aufbewahrt.

    Die Römer unterwarfen systematisch die kleineren Stämme ihrer Umgebung und machten sie zu Vasallen. Gunter erkannte das Konfliktpotential zwischen Römern und Kelten, vielleicht waren sie als Partner in einem Krieg gegen Brennus nützlich.

    Aus Furcht vor einer schlechten Behandlung offerierten die römischen Gäste Gunter, dass er mit seinen Kriegern weiter im Osten die fruchtbaren Gebiete der hungarischen Tiefebene finden würde. Gunter vertraute ihrer Aussage und ließ sie dafür weiterziehen. Sicher gehörten die Felder im Osten jemandem. Aber die mussten Gunter und seine Armee erst einmal davon abhalten, die bald fällige Ernte selber einzuholen.

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  6. #36
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    Gunter stellte schnell fest, dass die Römer ihn nicht belogen hatten. Nach wenigen Tagen Fußmarsch sichteten sie tatsächlich die großen Getreidefelder eines barbarischen Reiches. Seine Männer waren durch ihren Hunger entschlossen, die Nahrungsmittel ungeachtet des Risikos in ihre Hand zu bekommen.

    Seine Vorhut meldete Gunter Unglaubliches: Von Norden näherte sich ein weiteres Heer, eines der Belgicae, den Feldern. Die Barbaren befanden sich mitten in einem mörderischen Streit um ihre Lebensgrundlagen. Gunter spornte seine Krieger zu raschem Vormarsch an, sie mussten die Felder als erste erreichen.


    Gunter

    Etwa 1800 bis 1700 v.C. errichteten die Gallier das bis heute erhaltene Stonehenge, eine für diese Zeit enorme logistische Leistung. Die Anlage aus kreisförmig aufgestellten und gestapelten Steinquadern muss mit tausenden von Arbeitskräften über Jahrzehnte hinweg gebaut worden sein.

    Untersuchungen haben gezeigt, dass die Steinblöcke über mehrere hundert Kilometer Entfernung herantransportiert worden sind, vermutlich auf Schlitten über eigens eingeebneten Grund gezogen. Alleine beim Aufrichten der tonnenschweren Steine müssen hunderte Männer mitgewirkt haben.

    Der Zweck dieser Anlage ist unklar. Sie diente vermutlich als mystische Kultstätte der gallischen Druiden und als frühzeitliche astronomische Warte. Die Anordnung der Steine könnten für die zeitliche Bestimmung der Sonnenwende genutzt worden sein.



    Gunter selber blies in sein Horn, als Befehl zum Angriff für seine Männer. Die Barbaren, die sich ihnen zum Schutz ihrer Felder entgegen gestellt hatten, waren kein wahrer Gegner für ihn. Seine Armee war doppelt so groß und mit Lederrüstungen und Bögen gewappnet, während die Feinde nur mit leichter Infanterie ins Feld zogen.

    Der Kampf war schnell entschieden und Gunter marschierte in das unbekannte Barbarenreich ein. Die Gefangenen wurden verhört und Gunter selbst legte dabei Hand an. Die Barbaren nannten sich Hungaren und befanden sich schon seit Jahren in einem verzweifelten Abwehrkampf gegen zahlreiche feindliche Armeen, die durch ihr Land zogen.

    Die Anwesenheit von Gunters Armee dürfte dem Heer der Belgicae weiter nördlich nicht entgangen sein. Gunter witterte eine einmalige Chance und hielt seine Krieger zurück, die Getreidefelder der Hungaren auszuplündern. Die Belgicae rüsteten sich eilig zum Sturm auf die Siedlung der Barbaren, um sie vor Gunter einzunehmen. Gunter wusste, dass er das nicht verhindern konnte. Aber vielleicht würde er der lachende Dritte sein, wenn ihm nach der zu erwartenden Schlacht ein siegreiches jedoch dezimiertes Heer gegenüber steht.

    Mit der Einnahme der Siedlung wäre Gunter auf einen Schlag alle Sorgen los. Er hätte nicht nur dauerhafte Behausungen, mit den Weibern der Erschlagenen könnte er sogar sein eigenes Reich mit ihm als Herren gründen. Mit dem Befehl, die Felder nicht zu plündern, spielte Gunter seine ganze Autorität gegen seine hungrigen Krieger aus. Er würde die Getreideernte später selber einfahren können.



    Alles fügte sich nach Gunters Vorstellungen. Er war mit einer kleinen Vorhut bis auf Sichtweite zur hungarischen Siedlung geritten und beobachte ihren Kampf gegen die belgischen Angreifer. Der Kampf tobte den halben Tag, dann war er zugunsten der Hungaren entschieden. Eilig sammelten die Barbaren ihre Verletzten vom Felde ein und zogen sich zurück. Sie wussten, dass das Heer Gunters nur zwei Tagesmärsche brauchen würde, bis sie das Dorf erreicht.

    Die Nachhut der Streitmacht hatte gemeldet, dass die eigentliche Armee der Hungaren ebenfalls auf dem Weg zurück sei. Diese würde aber wohl erst einige Tage später hier eintreffen. Gunter konnte sein Glück kaum fassen, ein eigenes Reich lag vor ihm und er brauchte nur noch zuzugreifen.

    Als sein Heer nach den zwei Tagen eintraf, befahl Gunter sofort den Kampf gegen die schwachen Verteidiger des Dorfes.



    Der ungleiche Kampf sollte nicht lange dauern. Auch an dieser Stelle zeigte Gunter, dass er die Autorität über seine Männer hat und befahl, das Dorf zu schonen und stattdessen zu besetzen.

    Seine Männer richteten sich in den Gehöften der Besiegten ein. Viele der Bewohner waren natürlich in die Wälder geflohen und warteten auf das Eintreffen ihres Heeres. Aber es gab auch so genug Weiber in den Siedlungen, derer sie habhaft werden konnten. Gunter ließ alle Hütten nach Waffen durchsuchen. Er wusste, dass er mit tausend Mann eine Vielzahl von Barbaren gewaltsam beherrschen musste. Die Menschen durften deshalb keine Waffen in die Hände bekommen.

    Im Ratshaus der Barbaren stöberten seine Krieger einen Mann auf und brachten ihn zu Gunter. Es stellte sich heraus, dass der Mann vom Reich der Russen gesandt worden war, um mit den Kelten zu sprechen. Er hatte bei den Hungaren Unterschlupf gefunden und war nun in Gunters Hände gefallen.

    Die Russen stammten aus den fernen Gebieten des Ostens, noch jenseits der Balten, Slawen und Skythen. Gunter ließ sich von dem Mann alles über das Reich der Russen berichten. Die Russen verband mit den Kelten und den slawischen Stämmen offenbar eine gemeinsame Abstammung, jedenfalls betrachteten sie einander als Brüdervölker.

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  7. #37
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    Gunter entschied sich, den Mann freizulassen. Bevor er seine Position als neuer Herrscher der Hungaren nicht gefestigt hatte, konnte er einen Konflikt mit den mächtigen Russen nicht gebrauchen.

    Selbst sein ursprünglicher Auftrag, der Kampf gegen die Kelten, interessierte ihn nicht mehr. Samos und seine Befehle waren nun unendlich weit weg. Gunter würde hier sein eigenes Reich errichten, sobald er die Lage stabilisiert hatte. Er plante zwar, Samos einen Teil der enormen Beute, die er gemacht hatte, zu schicken. Damit würde er die Anerkennung seines Herrschers zum Statthalter der Hungaren erhalten und, noch wichtiger, dessen militärischen Beistand im Notfall. Später wäre vielleicht eine gute Nachbarschaft zu den Kelten wichtiger als das Wohlwollen von Samos, aber das war im Dunkel der Zukunft.

    Gut gelaunt prostete Gunter seinen tapferen Kriegern mit seinem neuen Trinkgefäß zu, dem Schädel eines hungarischen Kindes. Seine Männer hatten die meisten Kinder der besiegten Einwohner getötet, um mit den Frauen eigene Familien zu gründen.



    Gunter verfolgte sein Ziel mit großer Gewalt gegen die Hungaren. Die Siedlungen wurden immer wieder von den barbarischen Rebellen aus den Wäldern attackiert. Diese feige Armee hatte es vorgezogen, ihm nicht in offener Schlacht entgegen zu treten. Stattdessen griffen sie die Felder, Gehöfte und kleine Gruppen seiner Krieger an, um sich danach wieder in die Wälder zurück zu ziehen.

    Gunter musste seine Männer zu harten Leistungen antreiben, wenn er möglichst viel seines neuen Besitzes vor Raub oder Zerstörung sichern wollte. Jeder barbarische Rebell, der ihnen in die Hände fiel, wurde getötet. Jeder Bewohner, der im Verdacht stand, die Rebellen zu unterstützen, wurde getötet. Gunter wusste, dass die Rebellen ebenfalls jeden Bewohner töteten, der mit seinen Männern zusammenarbeitete oder es an Begeisterung für den Widerstand fehlen ließ.

    Zwischen den feindlichen Parteien zerrieben zu werden, war nun einmal das Schicksal des gemeinen Volkes. Gunter hatte nicht mit einem so langwierigen Widerstand gerechnet, war sich zugleich seiner Sache aber ziemlich sicher. Früher oder später würde er die Rebellion brechen.



    Durch den regelmäßigen Handelsverkehr mit den in der Seefahrt vertrauten Wikingern erlernten die Küstenbewohner der Sachsen im Laufe der Zeit, das Meer und seine Ressourcen zu nutzen. Der Stamm der Sachsen begann um 1700 v.C. damit, Nahrung und Handelsgüter wie Muscheln aus dem Meer zu fischen. Die Sachsen wuchsen zu einem wichtigen germanischen Stamm unter Herrschaft der Semnonen, sowohl was die Bevölkerung wie den Handel angeht.



    Die Semnonen als dominierender Stamm der Germanen bestimmten auch die Politik gegenüber anderen Völkern, denn die von ihnen unterworfenen Nachbarn waren zu Tribut und Gefolgschaft verpflichtet. Frondienste im Frieden, Gestellung von Soldaten im Krieg.

    Zum größten Konkurrenten hatten sich die Kelten entwickelt, da mit ihnen um die Kupferminen zwischen den beiden Völkern gerungen werden musste. Die Kelten hatten mit der Gründung von Tolosa den Grundstein für die offene Auseinandersetzung gelegt.

    Die Semnonen rüsteten zum großen Krieg gegen die Kelten, ein Gegner anderen Kalibers als es die Sachsen oder Hungaren gewesen waren. Zudem besaßen die Kelten mächtige Freunde. Im Süden die Griechen, im Osten die Russen. Die westlichen Nachbarn der Semnonen, die religiösen Belgicae, waren dagegen Feinde der Kelten und damit potentielle Verbündete im Kampf gegen die Kelten.



    Der König der Hungaren Gunter lag zufrieden auf dem Sterbebett. In Jahrzehnten der strengen Herrschaft über das eroberte Land hatte er den Widerstand der Barbaren brechen können, fast jedenfalls. Noch immer hatten seine Truppen mit Sabotage und feigen Attentaten zu kämpfen, aber im Wesentlichen übten nun die germanischen Besatzer die Herrschaft über die Bevölkerung aus.

    Gunter hatte alles richtig gemacht, als er sich letztlich an die Seite seiner germanischen Heimat und seines Herren gestellt hatte. Die Semnonen ließen sich den Unterhalt dieser südlichen Provinz eine Menge kosten. Aus dem Norden schickten seine alten Stammesbrüder immer wieder Waffen, Werkzeug sowie andere Waren - und vor allem germanische Siedler. Inzwischen hatten sie die hungarische Bevölkerung zur Hälfte germanisiert und das barbarische Selbstbewusstsein würde eines Tages ganz untergegangen sein. Besonders erfreut war Gunter, dass sein Sohn Stefan ihm als Statthalter würde nachfolgen können. Der semnonische Heerführer Samos II. hatte ihn bereits als Nachfolger bestätigt.

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  8. #38
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    Nach dem Tod Gunters sah sich Stefan einer ganz anderen Herausforderung gegenüber. Ein Bote des keltischen Reiches hatte ihm die Forderung überbracht, Tribut an den Hohepriester Brennus zu leisten und Teil des keltischen Reiches zu werden.

    Stefan war daran wenig interessiert, erhielt er doch von den Germanen im Norden Unterstützung. Sich den Kelten gegen Tributzahlungen zu unterwerfen wäre ein denkbar schlechter Tausch für ihn. Jetzt war seine Provinz vom germanischen Beistand abhängig und Stefan hatte Interesse, den Konflikt zwischen Kelten und Germanen weiter bis zum Krieg anzuheizen.

    Befriedigt erfuhr Stefan von der empörten Reaktion der semnonischen Adeligen über die unverschämte Forderung der Kelten. Damit würden die germanischen Stämme allesamt zu Satrapen der Kelten werden. Ein Krieg wurde immer wahrscheinlicher.



    Gegen 1700 v.C. bildete sich bei den verschiedenen benachbarten Stämmen wie den Sachsen, Langobarden, den Semnonen und weiteren ein gemeinsames kulturelles Bewusstsein. Vorschub erhielt dieses durch die sich im Land entwickelnden Handelsstraßen zwischen den Stämmen, die sich zunehmend auch als germanisch betrachteten.

    Die Semnonen als herrschender Stamm der Germanen profitierten am meisten vom friedlichen Handel, denn sie erhielten so endlich den umfassenden Zugriff auf zahlreiche Waren der wohlhabenden Provinz Sachsen. Zu den ins Landesinnere beförderten Gütern zählten Korn, Fische, Felle und Häute.



    Das Land der Semnonen stieg zu den bedeutendsten Reichen dieser Zeit auf und konnte dank der ausgeklügelten Bewirtschaftung eine große Bevölkerung ernähren und unter ihre Herrschaft bringen. Mit den benachbarten Reichen der Germanen, der Belgicae, der Kelten und der Gallier finden wir hier das Zentrum der frühzeitlichen menschlichen Zivilisationen auf der Welt.



    Bereits mit zwanzig Jahren war Beowulf ein einflussreicher Adeliger. Sein Vater, ein Mitglied des einflussreichen Adeligenrates, war im vergangenen Jahr gestorben und hatte Beowulf eine stattliche Anzahl von Klienten, freiwilligen Untertanen, und Unfreien hinterlassen. Neben seinem Wohlstand war sein persönlicher Ruhm die Grundlage seines erworbenen Einflusses. Beowulf hatte in verschiedenen Auseinandersetzungen mit den anderen germanischen Stämmen seinen Mut in Zweikämpfen bewiesen. Zuletzt konnte eine kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Semnonen und den Langobarden durch sein direktes Duell gegen einen langobardischen Krieger geklärt werden. Die zwei führten zwischen den aufgestellten Armeen der beiden Stämme einen Zweikampf auf Leben und Tod. Der Gegner von Beowulf war ein stattlicher Hüne, den er letztlich mit einem Hieb seiner Streitaxt in das Gesicht besiegen konnte.


    Beowulf

    Die Versammlung hatte in diesem Jahr beschlossen, gegen die Kelten in den Krieg zu ziehen. Jeder Stamm hatte die Pflicht, Bewaffnete und einen Tross für diesen Feldzug zu stellen. Im Land der Semnonen hatten sich nun über 5.000 Bewaffnete zusammengefunden, um nach Süden zu ziehen.

    Auffälligerweise war der Oberbefehl über dieses Heer nicht dem eigentlichen Heerführer der Semnonen, Duran, sondern dem jungen Beowulf übertragen worden. Duran war bereits in die Jahre gekommen und daher gebrechlich. Er war aber nie ein starker Heerführer gewesen, was seinerzeit auch der Grund für seine Ernennung durch die Adeligenversammlung gewesen war. Seine Schwäche machte Duran zu einem hervorragenden Kompromisskandidaten, der die Geschäfte der einzelnen Adeligen nicht beschneiden würde. Die Semnonen waren zwar weiterhin der führende Stamm der Germanen, sie spielten aber nicht mehr eine so dominante Rolle wie in den Generationen zuvor.

    Für den Kriegszug gegen die Kelten suchten die Adeligen aber einen fähigen Anführer, und deshalb erhielt der tapfere Beowulf das Kommando über die Schar. Beowulf hatte eine vorzügliche Erziehung genossen, nicht nur in der Kampfkunst, sondern auch durch einen gelehrten Druiden. Dieser hatte Beowulf mit der Religion der Belgicae vertraut gemacht. Die nordischen Völker wie die Germanen, die Belgicae und die Wikinger waren von den Göttern auserwählt worden, ihre Feinde zu besiegen. Die Götter hatten ihrem nordischen Volk dieses Land versprochen, und die Druiden konnten ihr Wirken in der Natur lesen, in den heiligen Hainen mit ihnen sprechen und durch Opfer in die von den Göttern verheißene Zukunft blicken. Beowulf war von diesem Glauben beseelt, als er mit dem gewaltigen Heer aufbrach.

    Den Kelten war dank ihrer Kette von Wachtürmen an den Grenzen der Aufmarsch von Beowulfs Armee nicht verborgen geblieben. Ein Bote der Kelten tauchte am Lager Beowulfs auf und wurde zu ihm vorgelassen. Beowulf saß mit seinen Vertrauten um das Feuer mit dem großen kupfernen Kessel herum und aß. Der Bote überbrachte die Forderung seines Herrn, die germanische Armee sofort zurück zu ziehen. Der Kelte drohte, dass sich in der Siedlung Tolosa eine gewaltige Streitmacht befinden würde, die Beowulf besiegen und in sein Land einmarschieren würde, wenn er einen Angriff wagen sollte. Beowulf wusste tatsächlich nicht, welcher Widerstand ihm von den Kelten drohen würde. Von seinen Spähern war noch keiner zurückgekehrt und Beowulf musste damit rechnen, dass sie den Kelten in die Hände gefallen waren.

    Nun erhob sich Beowulf und donnerte wütend los. Der Wille der Götter würde sich in seinem Tun spiegeln und er sei dazu bestimmt, dieses Land für die Germanen einzufordern. Seine Männer, die ihm zuhören konnten, brüllten bei seiner Ansprache begeistert. Beowulf hatte mit Hilfe der mitgezogenen Druiden und seinem Charisma das Heer mit einer großen Kampfeslust erfüllt. Dem keltischen Boten ließ er die Augen ausstechen, bevor er ihn mit dessen Diener wieder zurückschickte. Die Botschaft an die Kelten war also eindeutig, von nun an sollte wegen der Kupferminen Krieg herrschen zwischen Germanen und Kelten.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  10. #40
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  11. #41
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    Ach, Du bist auch wieder mit von der Partie?
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  12. #42
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    Während Beowulf sein Heer in das Land der Kelten einmarschieren ließ und befestigte Stellungen vor Tolosa errichtete, verbreitete sich die Nachricht vom germanischen Angriff auf die Kelten. Am Hofe von Duran befand sich auch eine Delegation der mit den Kelten befreundeten Griechen und der Russen.

    Die Gesandten waren bereits unter Hausarrest gestellt worden, als im Laufe der vergangenen Wochen die Heerschau der germanischen Stämme zusammengerufen worden war. Die Gefahr, dass sie die Kelten vor den Kriegsvorbereitungen warnen, war zu groß. Nun, da der Disput offen ausgebrochen war, wurde den Abgesandten der Griechen und Russen die Abreise gewährt. Mit der gebührenden Vorsicht, nicht ihren Kopf zu verlieren, mahnten die aufbrechenden Gäste Duran vor den Konsequenzen seines Angriffs.

    Duran hatte bereits den Plan gefasst, die Schuld am Krieg Beowulf und den ihm verbundenen Adeligen zuzuschieben, wenn der Angriff misslingen sollte. Mit seiner Auslieferung und Tributzahlungen an die Kelten könnte Duran in diesem Fall einen Waffenstillstand schließen und seine eigene Position zugleich verbessern.



    Die Berichte seiner Kundschafter bestärkten den Willen Beowulfs, die Siedlung Tolosa mit seinen Kupferminen zu stürmen. Die Kelten hatten hier bisher lediglich eine schwach befestigte Grenzprovinz errichten können und die Hilfstruppen der Markommanen deshalb nur leicht bewaffnet.

    Aus seinem Heer stürmten ohne einen Befehl zum Angriff die besonders tapferen und blutdürstigen Krieger voraus. Obwohl sie keine Aussicht auf Erfolg hatten, waren diese Männer entschlossen gegen die Palisaden der Siedlung angerannt und hatten ihre Befestigungen durchbrochen. Erst in den darauf folgenden Kämpfen Mann gegen Mann unterlagen seine bereits stark dezimierten Krieger.

    Siegesgewiss ließ Beowulf die angetretene Reihe in die lang gezogenen Hörner mit den Drachenköpfen blasen. Ein schauriges Stöhnen erschallte aus den Trompeten über das Tal und seine Krieger wussten, dass dies das Signal für den zweiten Ansturm war.



    Die Wände der Hütte, in der sich Beowulf in der eroberten Stadt niedergelassen hatte, waren von den abgeschlagenen Köpfen der keltischen Besiegten geschmückt. Der Sturm war im Nu geglückt und hatte den Tag mit einem wilden Gemetzel gekrönt.

    Noch in der eroberten Stadt schworen die zahlreichen Krieger dem siegreichen Beowulf ihre persönliche Gefolgschaft - ein unerhörter Vorgang, denn sie waren eigentlich Diener der anderen Adeligen. Beowulf hatte mit Hilfe seiner Druiden sein Heer mit dem neuen nordischen Glauben zusammengeschweißt und mit dem Sieg an seine eigene Person gebunden. Diese Entwicklung hatten die semnonischen Adeligen nicht vorhergesehen oder gar gewünscht.

    Beowulf hatte beim Plündern der keltischen Provinz aber die Mittel in seine Hände bekommen, um das nun ihm gehörende Heer gegen die eigenen Adeligen einzusetzen. Ja, er hatte sogar so viele Krieger unter seinem Befehl, dass er einen Teil von ihnen sogar auf die Jagd nach den geflohenen Kelten und Markomannen machen lassen konnte.



    Beowulf machte seine Drohung gegen den semnonischen Rat der Adeligen wahr. Er berief sich auf das Mandat der Götter und erklärte die Adeligen kurzerhand für abgesetzt, sollten sie ihm die Gefolgschaft verweigern. In Tolosa errichtete Beowulf als Zeichen seines Sieges und seines Herrschaftsanspruchs eine Anlage zur Ausübung des nordischen Kultes.

    Der Adeligenrat wäre sicher noch bereit gewesen, Beowulf den Kopf des alten Heerführers Duran zu übersenden, wenn sie dafür ihre Rechte garantiert bekommen hätten. Da die Armee nun aber einmal auf der Seite von Beowulf stand, gab sich dieser nur mit der Erlangung der ganzen Macht zufrieden. Die Adeligen waren sich uneins. Natürlich war niemand bereit, den Verlust ihrer Klienten an Beowulf hinzunehmen, zugleich wussten sie aber auch nicht, wie sie seine Armee würden aufhalten können.

    Natürlich hatten die Adeligen nicht wenige Krieger, die sie gegen den verräterischen Beowulf einsetzen konnten. Aber niemand in der Versammlung wollte später auf der Seite der Verlierer stehen und dann seinen Kopf verlieren. Ein Teil der Adeligen schlug sich deshalb gegen heimlich ausgehandelte Zusicherungen auf die Seite Beowulfs. Andere vereinten sich im Widerstand gegen Beowulf und seinen fremden Druidenkult. Im Reich der Germanen sollten Jahre unübersichtlicher Kämpfe, Verrate und Seitenwechsel folgen.



    Beowulf verfolgte eine mehrfache Strategie. Nach Süden hin schickte er zwei Heere, die ihn gegen einen Gegenangriff der Kelten auf Tolosa absichern sollten. Gegen die Semnonen, seine Heimat, führte er seine Hauptstreitmacht zu Felde. Die anderen germanischen Stämme wie die Sachsen oder die Langobarden versuchte er durch Verhandlungen auf seine Seite zu ziehen. Tatsächlich gelang es ihm, die Front der germanischen Adeligen zu entzweien und damit seine Chancen auf einen Sieg zu erhöhen.

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    Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug geraten, und er wird sich in seinem Herzen erheben, und mitten im Frieden wird er viele verderben und wird sich auflehnen wider den Fürsten allen Fürsten.

  13. #43
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  14. #44
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    Im Stamm der Langobarden setzten sich die Adeligen auf Seiten von Beowulf durch, ermordeten den semnonischen Statthalter und schlossen sich dem nordischen Kult offen an. Der semnonische Heerführer Duran hatte die Religion als aufrührerische Hexerei der Anhänger Beowulfs gegeißelt und drohte jedem unterworfenen Stamm, der seine Ausübung duldet, mit strenger Bestrafung.

    Die Sachsen verhielten sich abwartend und zögerten ihre Beteiligung an den Geschehnissen heraus. Natürlich waren auch sie die Tributzahlungen an die Semnonen leid, profitierten aber auch seit Generationen von ihrem militärischen Schutz und dem Handel, der sich dadurch entfalten konnte.

    Noch bevor die Sachsen und die anderen kleineren Stämme endgültig Partei ergreifen mussten, kam es südlich des semnonischen Gebietes bereits zur entscheidenden Schlacht zwischen den Truppen Beowulfs und denen von Duran und der Adeligen.

    Der Kampf endete für die Adeligen mit einem Debakel und ihr Heerführer Duran kam auf dem Schlachtfeld durch einen Pfeil, der ihn im Auge traf, um. Die Truppen der Adeligen zerstreuten sich angesichts der entschlossenen Kämpfer, die unter dem Kommando von Beowulf und durch ihre religiöse Mission beflügelt fanatisch voranmarschierten.

    In seiner Heimat konnte Beowulf kampflos einziehen, der Widerstand der Adeligen war bereits gebrochen. Der Rat trat zusammen und schwor Beowulf als neuem Heerführer die Gefolgschaft. Der Krieg war zunächst beendet, nun musste Beowulf mit seinem nordischen Kult auch die Anerkennung der anderen germanischen Stämme – allen voran die Sachsen – erhalten wie zuvor bei den Langobarden.



    Im Süden waren Beowulfs Krieger bis in das Reich der Kelten hinein eingedrungen, ohne auf einen nennenswerten Widerstand zu stoßen. Zunächst hatte das germanische Heer den Eindruck, dass die Kelten nach der Niederlage von Tolosa den Kampfgeist bereits verloren hatten.

    Von einer sicheren Stellung in den Bergen beobachteten die Germanen die Befestigungen und den Aufmarsch der keltischen Armee. Sie waren dank ihres Glaubens tatsächlich bis zu der Heimat der Kelten und ihres verhassten südlichen Kultes gelangt, nun aber verlies die Krieger angesichts der mehrfachen massiven Palisadenreihen und der zahlreichen feindlichen Verteidiger der Mut.



    Nach vielen Verhandlungen, Lockungen und Drohungen hatte Beowulf 1520 v.C. in fortgeschrittenen Alter sein großes Ziel erreicht: Er hatte die Stämme unter seiner Herrschaft vereint und wurde von ihnen als erster König des germanischen Reiches anerkannt. Niemand vor ihm hatte Vergleichbares erreicht. Sein Vermächtnis als Einiger und Religionsstifter sollten Jahrhunderte lang von Barden in ihren Liedern weitergegeben werden.

    Wenn auch Beowulf keine königliche Dynastie begründen konnte – sein Sohn wurde nach seinem Tode beseitigt – befand sich das neue germanische Reich in einer günstigen Position. Im Süden konnte man in den eroberten Gebieten daran gehen, die Kupferminen für die Herstellung überlegener Waffen zu nutzen und damit eine Streitmacht für die Unterwerfung der feindlichen barbarischen Nachbarvölker aufzubauen. Im Norden warteten die Dänen auf ihren Unterwerfer, im Osten die alten Erzfeinde der Lietuvae. Und natürlich durfte nicht vergessen werden, dass im Süden die verhassten Kelten auf Vergeltung lauerten.



    Das entscheidende Vermächtnis des Beowulf war nicht die Gründung einer germanischen Königsdynastie, sondern die Vereinigung der verschiedenen Stämme unter dem Glauben an die nordische Mystik von der Auserwähltheit der Germanen. Im Todesjahr von Beowulf schlossen sich auch die Sachsen, das heißt ihre Edelmänner und somit ihre Bevölkerung, der germanischen Einheit an.

    Nach dem Tod des Beowulf und der Ermordung seines Nachfolgers strebten die Stämme wieder auseinander, wobei zeitweise die regionalen Stämme, teilweise die zentrale Gewalt der Semnonen die Oberhand hatten.

    Anders als in den früheren Zeiten waren die Stämme nun aber durch gemeinsamen Handel und Mystik verbunden und betrachteten sich als germanische Völker. An der Struktur der Unterdrückung und der Tributzahlungen änderte dies alleine natürlich nicht.

    Beowulf war eine polarisierende Person. Zu Lebzeiten von den einen für seine einigende Rolle verehrt, wurde er von anderen – besonders seinem eigenen Stamm der Semnonen – als verräterischer Hexer betrachtet. Später setzte sich die idealisierte Sichtweise vom Einiger und Urvater der Germanen durch, wie wir von den Abbildungen antiker Stein- und Kupfertafeln wissen.



    Auch wenn das germanische Reich, das Beowulf geschmiedet hatte, seinen Tod nicht überdauerte und wieder in rivalisierende Stämme zerfiel, hatte er Erstaunliches erreicht.

    Das Territorium der Germanen war um strategisch wichtige Gebiete erweitert worden, der Binnenhandel war in Gang gesetzt, eine gemeinsamer Kult durchgesetzt und das Militär durchaus schlagkräftig. Im Süden hatte er vor allem die Konkurrenz durch die Kelten vorläufig zu seinen Gunsten entscheiden können.

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  15. #45
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    In der Mitte des zweiten Jahrtausend v.C. breitete sich der nordische Kult von der belgicaen Küste zunächst über den Seehandel nach Gotland und von dort zu den Germanen aus. Als weiterer Stamm traten anschließend auch die gallischen Stämme im Landesinneren dem nordischen Glauben bei.

    Der nordische Kult entwickelte in jeder Region bzw. bei den verschiedenen Stämmen jeweils einen eigenen Charakter. Mehr oder weiniger einheitlich waren die Bezeichnungen der Götter, die sich durchsetzten. So gab es einen Gott des Handwerks, für den Krieg, für den Ackerbau, die Viehzucht, eine Göttin für die Fruchtbarkeit der Weiber uns so weiter. Jeder Stamm betrachtete einen dieser Götter als ihren eigenen Schutzgott, den sie besonders zu ehren hatten.



    Corbus vergeudete keine Zeit, sein Amt als Statthalter von Sachsen auszunutzen. Im Winter war er nach dem Tod des alten Statthalters vom Rat der Semnonen als Nachfolger ernannt worden. Er war sofort mit einer Leibwache Bewaffneter aufgebrochen und nahm seinen ihm zugewiesenen Platz ein.

    Der Stamm der Semnonen hatte in den vergangenen zwanzig Jahren wieder mehr und mehr Gebiete unter seine direkte Kontrolle bringen können. Corbus war wegen seiner Organisationsfähigkeit und Härte für diese Aufgabe ausgewählt worden. Der Stamm der Sachsen hatte es zu bemerkenswertem Wohlstand gebracht und Corbus war entschlossen, diesen aus den Sachsen herauszupressen.

    Natürlich musste er zuallererst seine eigene Position absichern. Die Grenzen nach Norden zu den Daansk und die nach Westen zu den Belgicae mussten gesichert werden. Für die Grenzanlagen mussten von weit her Baumaterialien herbeigeschafft werden – das würde er von den Sachsen um jeden Preis erzwingen. Anschließend konnte er daran gehen, das kontrollierte Territorium auszubeuten, besonders die reichen Fischgründe zur See, um die er mit den Barbaren konkurrierte.

    Corbus schickte seine Häscher los, um unter den Sachsen genügend Zwangsarbeiter für seine Pläne zu rekrutieren. Die Arbeiten würden so manchem Sachsen dahinraffen. Corbus wusste, dass er gut beraten sein würde, sich ständig mit Wachen und Vorkostern vor rachsüchtigen Attentätern zu schützen.



    Nach Jahrzehnten der Raubzüge in das Land der Kelten erklärte sich der germanische Heerführer Gunthchramm bereit, mit dem Feind einen Waffenstillstand zu schließen. Selbstverständlich bedeutete das nicht, dass von nun an wieder Frieden herrschen würde. Gunthchramm war ebenso wie dem gegnerischen Brennus klar, dass die Waffen wieder sprechen würden, sobald eine Seite sich einen erneuten Vorteil davon versprechen würde.

    Nachdem die letzten Plünderer, die Gunthchramm nach Süden geschickt hatte, allerdings von den Kelten gestellt und in der Schlacht aufgerieben worden waren, stellte er die offenen Feindseligkeiten ein. Die Raubzüge hatten ihren Zweck, die Kelten zu schwächen, bereits erfüllt. Die für Bibracte wichtigen Silberminen waren zerstört und damit war den Kelten für das Erste ein wichtiges Handelsgut genommen.

    Vorläufig stellten die Kelten keine Bedrohung für Gunthchramm dar. Es war im Augenblick besser, seine eigenen Kräfte neu zu bündeln und die Kelten als Hemmnis für allzu eifrige Expansionen der Römer und der Griechen im Süden zu belassen.

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