Irische Legenden
Deirdre und Naoise
Als das Baby Deirdre geboren wurde, bat ihr Vater, Feidhlim, die weisen Druiden in die Sterne zu sehen und ihm zu sagen, was die Zukunft dem Baby bringen würde.
Die weisen Druiden antworteten:"Dieses Baby wird grosse Not bringen. Sie wird zu der schönsten Frau in Ulster heranwachsen. Aber sie wird auch vielen Männer den Tod bringen."
Als die Ritter der Roten Hand von Ulster dies hörten sorgten sie sich sehr um ihr leben. Sie gingen zu König Connor und verlangten, dass Deirdre sterben soll.
Der König dachte eine Weile nach. "Ich habe die Antwort," sagte er. "Deirdre wird weit weg gebracht von hier und wenn sie alt genug ist, werde ich sie heiraten."
So wurde Deirdre in einen tiefen dunklen Wald gebracht. Der König bestimmte eine alte Frau, mit Namen Leabharcham, die sich um das Kind kümmern und ihr alles beibrigen sollte.
Als Deirdre älter wurde, wurde sie noch schöner, als die Druiden vorhersagten. Sie hatte langes goldenes Haar und wunderschöne blaue Augen. Aber trotz allem war sie ein sehr einsames Mädchen.
Eines Tages erzählte Deirdre der alten Leabharcham von einem Traum, den sie jede Nacht hat. "Ich träume von einem großen starken Krieger. Sein Haar ist schwarz wie von einem Raben. Und seine Haut ist weiß wie Schnee. Er ist furchtlos im Kampf." Leabharcham war besorgt, denn sie kannte den Mann, von dem Deirdre träumte. "Sein Name ist Naoise, einer der Söhne von Uisnach. Du musst den Traum nicht weiter beachten. Denn du wirst sehr bald den König Connor heiraten," sagte sie.
Doch Deirdre bat Leabharcham inständig, nach Naoise zu senden, damit sie den Mann ihrer Träume treffen kann. Zuerst widerstand Leabharcham den Bitten. Aber sie vermochte es nicht mit anzusehen, wie unglücklich Deirdre war und gab ihr endlich nach. So trafen sich Deirdre und Naoise und verliebten sich sofort ineinander. "Wir müssen weit weg von Ulster gehen," sagte Deirdre. "Ich kann Connor nicht heiraten."
Deirdre, Naoise und seine Brüder Áinle und Ardan fuhren los. Sie reisten rund um Irland, aber keiner wollte ihnen helfen, da alle die Wut von König Connor fürchteten. Endlich segelten sie zu einer kleinen Insel vor der Küste Schottlands.
Dort lebten sie einige Zeit, bis eines Tages ein Bote vom König kam. Er berichtete, dass der König sie alle vergessen hätte. Deirdre jedoch traute dieser Botschaft nicht, im Gegensatz zu den Söhnen Uisneachs. Deirdre gab nach und so fuhren sie zusammen wieder nach Irland.
Unterwegs versuchte Deirdre die Brüder zur Rückkehr zu bewegen, doch sie wollten nicht auf sie hören. Als sie ankamen, wurde ihnen geraten, nicht zum Königsschloss zu gehen, sondern zur Unterkunft der Ritter der Roten Hand. Jetzt war Deirdre sich sicher, dass ihnen eine Falle gestellt wurde.
Deirdre hatte Recht. Bald war die Ritterunterkunft umzingelt. Die Söhne Uisneachs fochten tapfer, aber sie waren zahlenmässig unterlegen. Sie wurden gefangen genommen und zu Connor gebracht. "Wer wird diese Verräter für mich töten?" fragte der König in die Runde. Keiner der Ritter der Roten Hand war bereit, einen Ritter aus den eigenen Reihen zu töten. Plötzlich trat ein unbekannter Krieger von einem anderen Königreich hervor. "Ich werde ihn töten," rief er. Mit einem Schlag köpfte er die Söhne Uisneachs.
Deirdre schrie auf und fiel tot neben Naoise auf den Boden. So groß war ihr Kummer, dass es ihr das Herz brach.
Deirdres Vater fürchtete sich so sehr vor Connor, dass er Ulster verließ und nach Connacht ging. Viele andere Krieger gingen mit ihm und traten in die Armee der Königin Maeve ein. Diese Armee kämpfte später in vielen blutigen Auseinandersetzungen gegen die Ritter von der Roten Hand.
So brachte Deirdre Leid und Kummer nach Ulster, wie die Druiden es vorhergesagt hatten.