Ich entschuldige mich im vorraus für die vielen buchstaben und den salat aus sklaventhematisch verwandten aber nicht ganz zugehörigen teilen, da ich etwas recherchiert habe wie es nun wirklich mit der relevanz der sklaverei in der neuen welt ausgesehen hat, wollte ich meine funde hier auch nochmal einbringen:
zur versklavung der indianer
Im Jahre 1503 wurde in Neuspanien das Encomienda-System geschaffen. Hier bekamen die Konquistadoren große Landgüter mit allen darauf lebenden Indianern zur Verwaltung übertragen. Diese Indianer waren laut Gesetz keine Sklaven. In der Praxis durften sie jedoch zur Arbeit gezwungen werden. Eigentlich sollte der Encomendero für den Schutz und die Missionierung der Indianer sorgen. Doch in den Silberminen und auf den Zuckerrohr-Plantagen wurden sie oft zu Tode geschunden. Encomiendas wurden zu Beginn nur für eine Generation vergeben. Sie konnten also nicht an die nachfolgenden Generationen vererbt werden. Das änderte sich jedoch nach einem Aufstand.
Im Jahre 1542 - 1543 wurden neue Gesetzte zum Schutz der indianischen Bevölkerung erlassen. Besonders in abgelegenen Gebieten konnten die neuen Gesetzen nur wenig an der sklavenähnlichen Behandlung der Indianer ändern. In der Praxis wurde das Encomienda-System einfach weiter geführt, denn Verstöße wurden oft gar nicht oder nur in geringem Umfang geahndet. De facto waren die lateinamerikanischen indianer versklavt, als sie durch europäische krankheiten wegstarben holte man sich afrikaner um sie zu ersetzen.
Zitat wiki: "Die Kolonisierung Amerikas vom 16. bis 19. Jahrhundert ging mit einer Massenversklavung von Afrikanern einher, die in allen Teilen des dünn besiedelten Doppelkontinents als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Dies betrifft nicht nur die britischen, niederländischen, schwedischen, französischen und spanischen Kolonien, aus denen später die USA entstanden sind, sondern in noch größerem Umfang Brasilien und die europäischen Kolonien in der Karibik."
"Zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges lebten etwa zwei Millionen Weiße und 500.000 versklavte Schwarze in den ursprünglichen dreizehn britischen Kolonien." d.h. jeder 5te in den nördlichen kolonien war ein sklave, in der karibik und brasilien war das mengenverhältnis noch größer!
Situation 1770
"Im Jahr 1640 lebten allein in Nieuw Amsterdam, das zu diesem Zeitpunkt gut 300 Einwohner hatte, etwa 100 Menschen afrikanischer Abstammung. Als die Briten Nieuw Amsterdam 1664 übernahmen, lebten dort gut 300 Sklaven, die ein Fünftel der Bevölkerung der Stadt ausmachten." Quelle. Die Sklaven in den ursprünglichen Kolonien waren aber nicht vererbbar und einige konnten im laufe der zeit einen freien status erreichen. Auch in den britischen Mittelkolonien wurden afrikanische Sklaven gehalten, aber beträchtlich weniger als in den südlichen, da es dort keine plantagen gab und die situation der sklaven dort etwas besser war. "Später wurden im Verlaufe des 18. Jahrhunderts auch im Norden die bestehenden Sklavengesetze weiter ausgearbeitet und zum Vorteil der Sklavenhalter verschärft, was mehrfach zu Aufständen führte, z. B. in New York City 1712 und 1741. Die Freilassung von Sklaven wurde erschwert. In einigen Kolonien wurden auch den freien Schwarzen viele Bürgerrechte wieder genommen."
bei den franzosen in der kolonie louisiana spielten sklaven beim natchez aufstand (ein indianerkrieg) eine relevante rolle. befreite sklaven kämpften sowohl auf der seite der natchez indianer als auch auf seiten der französischen kolonialmiliz mit. eine weitere ausnahme bildeten die französischen sklaven von new orleans dahingehend, indem sie nicht auf plantagen sondern eher im hafen eingesetzt wurden.
im spanischen von den briten bedrohten florida wurde zum katholizismus konvertierten sklaven die freiheit geschenkt was eine fluchtbewegung von schwarzen sklaven aus dem britischen carolina bewirkte. manche der befreiten sklaven kämpften mit den spaniern gegen die britischen angreifer. mit der eroberung floridas durch die briten flohen die meisten ehemaligen sklaven nach kuba.
britische plantagen:
Die Plantagen-Arbeiterschaft bestand in Virginia bis weit ins 17. Jahrhundert aus Schuldknechten. 1676 nahmen diese in großer Zahl an Bacon’s Rebellion teil, einem Aufstand gegen die Politik des Gouverneurs, der von den Pflanzern am Ende niedergeschlagen wurde. Da die Pflanzer mit der Rebellion ihre Arbeiter verloren hatten, versuchten sie in den Plantagen zunächst Indianersklaven einzusetzen, deren Population in dieser Zeit jedoch stark zurückging. Vor allem die Tabakanbauer begannen, sich nach afrikanischstämmigen Sklaven umzusehen. Die bisher wichtigste Ressource für schwarze Sklaven, die British West Indies, konnten die Nachfrage bald nicht mehr decken. Die Pflanzer begannen darum schließlich, Sklaven direkt aus Afrika zu importieren. Die Zahl der „Salzwassersklaven“ (engl. saltwater slaves), die nach Virginia verschifft wurden, betrug in den 1680er Jahren gut 2.000, in den 1690er Jahren mehr als doppelt soviel und im Zeitraum von 1700 bis 1710 fast 8.000. Neben Jamaika wurde Virginia in dieser Zeit zum profitabelsten Sklavenmarkt im britischen Amerika...
[einschub: erst 1800 gehörten etwa 10% der US sklaven der christlichen religion an, stichwort mögliche negative kreuzeproduktion in col]
sklaverei und unabhängigkeitsbewegung:
Der erste unabhängige staat lateinamerikas waren nicht mexiko, argentinien, kolumbien oder brasilien sondern haiti.
haiti das ehemalige piratennest, mit einer bevölkerung von etwa 600 000 davon 90% afrikanischstämmige sklaven (!!!) . die zustände für die sklaven auf der insel waren entsetzlich, ab etwa 1790 gab es immer wieder sklavenrevolten. Es gab etwa 40000 weiße, deren oberschicht etwa dreiviertel und rund 30000 freie schwarze und mulatten, welche selbst etwa ein viertel der sklaven besaßen.
aufgrund der französischen revolution wurde sklaverei abgeschafft, aber dies auf haiti nicht umgesetzt. erst eine französische revolutionsarmee musste nach haiti gesandt werden, um das befreiungsgesetz für sklaven gegen die weißen royalisten durchzusetzen. nach der überwindung der französischen revolution durch napoleon wollte man die im blutigen bürgerkrieg in haiti vom ersten schwarzen herrscher Toussaint Louverture befreiten sklaven wieder gefangennehmen und die sklaverei wieder einführen. nach 3 monaten errang die armee des mutterlandes schließlich den sieg. die wiedereinführung der sklaverei war aber am widerstand vieler französischer kolonisten, die die seiten gewechselt hatten, an einer epidemie von gelbfieber in der französischen besatzungsarmee und an einer britischen seeblockade gescheitert, welche eine verstärkung nicht durchgelassen hätte. Das land errang in den folgenden jahren die komplette unabhängigkeit von frankreich als erstes lateinamerikanisches land, gerade aufgrund des ehemals hohen sklavenanteils in der bevölkerung da diese viel an sozialem sprengstoff in sich barg.
Sklaverei in südamerika
Portugal war das erste Land, dem die Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ausgingen. Durch seine Besetzungen an der Westafrikanischen Küste hatte Portugal Zugang zu den arabischen Sklavenmärkten. Ab 1444 begann Portugal einen lebhaften Sklavenhandel zu führen. Bald danach begannen auch die Spanier mit dem Sklavenhandel, aber die Portugiesen beherrschten über ein Jahrhundert den gesamten afrikanischen Sklavenmarkt - nach Europa und von Kontinent zu Kontinent. Die arabischen Händler verkauften Sklaven aus Zentralafrika an der afrikanischen Westküste, in Arabien, in Indien und im Iran.
Die Europäer hatten bis dahin noch keinen Zugang nach Zentralafrika. In Lateinamerika versklavten die Spanier währenddessen die Ureinwohner, dadurch waren sie nicht auf die Sklaven von den Portugiesen angewiesen.
Probleme brachte die Anfälligkeit der amerikanischen Urbevölkerung hinsichtlich der eingeschleppten Krankheiten. Innerhalb weniger Jahre reduzierten Krankheiten wie Grippe, Pocken oder Typhus die Ureinwohner auf ein Minimum ihrer ursprünglichen Zahl. So waren auch die Spanier auf die Portugiesischen, widerstandsfähigeren "Afrikasklaven" angewiesen.
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts beteiligten sich auch die Engländer am Sklavenhandel, gegen die Vorherrschaft der Portugiesen am weltweiten Sklavenmarkt. Besonders am "Absatzmarkt" der Spanier waren die Engländer interessiert. Frankreich, Holland und Dänemark folgten als Mitbewerber. 1713 wurde das allgemeine Recht eingeräumt, dass alle Länder die spanische Kolonien beliefern dürfen.
Durch die rasche Entwicklung der Zuckerindustrie in Brasilien erfolgte in den letzten Jahren des 16. Jahrhunderts ein sprunghafter Anstieg des Sklavenhandels zwischen Afrika und Brasilien. Als man am Ende des 17. Jahrhunderts Gold in Brasilien entdeckte, schnellte die Nachfrage nach Sklaven noch weiter in die Höhe. Zwischen 1700 und 1810 wurden etwa 1.800.000 Sklaven nach Brasilien gebracht. Quelle
1822, mit Abschaffung des Sklavenhandels, lebten etwa 4 Mio. Afrikaner in Brasilien - zufällig in etwa dieselbe Anzahl wie die der Indianer, die früher das Land bewohnten. Heute besteht die brasilianische Bevölkerung in der Mehrheit aus Schwarzen und Mulatten.
Quelle
"The population of Salvador today is approximately 80% black as it was Brazil's main slave port, where Africans were brought mostly from the Gold Coast and Angola." Quelle
weitere aufständische sklaven
Die Maroons (englisch, Ausgesetzte; spanische Bezeichnung: Cimarrón) sind Nachfahren geflohener schwarzafrikanischer Sklaven in Westindien, Mittel-, Süd- und Nordamerika. Relevante Befestigungen und Ansiedlungen von Maroons und deren Nachfahren gab/gibt es in Jamaika wo sie mehrere Aufstände gegen die Briten durchführten und erheblich zum heutigen nationalstolz beitragen. Weitere Maroon Ansiedlungen gibt es in Brasilien, Surinam, Kolumbien und Florida, wo sie sich meist mit indigenen Stämmen zusammentaten (zB Seminolen) und heute ethnisch eigenständige gruppen bilden.
Ein so genannter Quilombo ist eine Niederlassung von aus der Sklaverei geflohenen Schwarzen in Brasilien. Der größte und berühmteste Quilombo war der von Palmares im heutigen brasilianischen Bundesstaat Alagoas mit zeitweise zwischen 20 und 30.000 Bewohnern. Die Niederlassung bestand von 1630 bis 1694 und widerstand mehreren Eroberungsversuchen der portugiesischen Kolonialherren (...) Der Todestag des legendären letzten Anführers des Quilombo dos Palmares Zumbi am 20. November 1695 wird heute von den afro-brasilianischen Bewegungen als Tag des schwarzen Bewusstseins (Dia da Consciência Negra) begangen.
Zusammenfassung:
alle kolonialnationen hielten sklaven; spanien, portugal, großbritannien, frankreich, niederlande, dänemark, schweden. die gewalt der sklavenhalter nahm im laufe der zeit zu. je mehr indianer starben und statt ihnen sklaven importiert wurden, desto unmenschlicher wurden die zustände. der import von sklaven nahm im 17.Jahrhundert exponentiell zu. aufstände gab es immer wieder, sie wurden aber überall durch die machthaber beendet. sklavenbefreiung und unabhängigkeitsbewegung treten nicht zwingend gemeinsam auf. george washington und thomas jefferson sowie die nachfolgenden präsidenten der USA waren sklavenhalter, nach dem ende des unabhängigkeitskrieges gab es in den USA mehr sklaven als zuvor. besonders indigo, tabak, baumwolle und reisplantagen in nordamerika oder kaffe-, und zuckerplantagen und bergwerke in südamerika waren ökonomisch gesehen ohne sklaven bald nicht mehr vorstellbar und stellten die grundlage einer eigenständigen ökonomie der kolonien dar. die produkte der sklavenhaltenden plantagenwirtschaft waren die wichtigsten exportgüter des amerikanischen kontinents, schon vor der erreichung der unabhängigkeiten, obwohl der ökonomische trend danach noch verstärkt wurde.
im spiel colonization wird daher:
1. die ökonomie der kolonien unrichtig rekonstruiert
2. das geschichtsbild zweier ganzer kontinente falsch dargestellt
3. die problematik der sklaverei komplett ausgeklammert und dadurch die leidensgeschichte rund eines fünftels seiner bevölkerung ignoriert
spannende sachen wenn man sich mal einliest - fehlt da nicht was viel an authentizität wenn man das weglässt? das schwierige thema einfach auszulassen finde ich wie schon früher im thread erwähnt eigentlich fast genauso problematisch wie das thema falsch anzugehen...