Im Gegensatz zu Civ 4 hat Col 2 ja bekanntlich keinen Technologiebaum. Das finde ich sehr schade, weil es dem Spiel Komplexität nimmt und weil es das Spiel unrealistischer macht. Col 2 startet im Jahr 1492 und endet 1716. In dieser Zeitspanne hat sich einiges technologisch getan. Verschiedentlich wurde hier im TAC-Projekt der Wunsch geäußert, zumindestens bei den Militäreinheiten einen technologischen Fortschritt einzuführen. Meines Erachtens sollte das auch im Wirtschaftspart des Spiels geschehen.
Doch wie führt man den technologischen Fortschritt konkret in das Spiel ein? Mehrfach wurde die Idee geäußert, man könne Fortschritt über den Bau neuer Gebäude umsetzen. Andere schlugen vor, Skripte zu programmieren, also bestimmte Ereignisse, die automatisch im Spiel ausgelöst werden, wenn zum Beispiel eine bestimmte Rundenzahl überschritten wird.
Ich möchte jetzt einen detaillierten Vorschlag vorstellen, wie wir technologischen Fortschritt in das Spiel einführen können, wie wir bessere Militäreinheiten und effektivere Wirtschaftseinheiten erzeugen können. Ich nenne diesen Vorschlag das "Toolmodell".
I. Grundidee: Technologischer Fortschritt durch Tools
Militäreinheiten können besser kämpfen, wenn sie bessere Waffen haben. Beispiel: Wir nehmen einem Kolonisten, der den Beruf "Soldat I" (Arbeitstitel) ausübt, seine Luntenschlossgewehre weg und geben ihm statt dessen Steinschlossgewehre, und er übt nun den Beruf "Soldat II" aus. Erhält der Kolonist zusätzlich zu seinen Steinschlossgewehren Bajonette, übt er nun den Beruf "Soldat III" aus. Jeder dieser Militärberufe hat natürlich bessere Kampfwerte als der vorangegangene. Wir können diesen Militärberufen auch spezifische Kampfboni und Beförderungsmöglichkeiten geben, die zu dem jeweiligen Waffentyp passen.
Bei Wirtschaftseinheiten funktioniert das Prinzip genauso: Kolonisten, die einen Wirtschaftsberuf ausüben, können schneller produzieren oder hochwertigere Waren produzieren, wenn ihnen bei der täglichen Arbeit im Betrieb bessere Werkzeuge oder bessere Maschinen zur Verfügung stehen. Beispiel: Ein Kolonist, der den Beruf "Bauer I" (Arbeitstitel) ausübt, braucht noch gar keine speziellen Tools. Sind im Lagerhaus einer Stadt 50 Kehrpflüge, können wir einen Kolonisten den Beruf "Bauer II" ausüben lassen. Der "Bauer II" erwirtschaftet auf Geländefeldern 1 zusätzliche Nahrungseinheit.
Zusammengefasst: Einheiten müssen mit technologisch besseren Tools ausgerüstet, um qualifiziertere Militär- oder Wirtschaftsberufe ergreifen zu können.
II. Neue Produktionsgebäude
Diese technologisch höherwertigeren Tools brauchen höherwertigere Gebäude, um produziert werden können. Um diese höherwertigeren Gebäude in einer Siedlung bauen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Faustregel ist dabei: Je moderner ein Tool ist, desto moderner muss das Gebäude, wo es produziert werden kann. Und je moderner ein Gebäude ist, um schwieriger sind die Voraussetzungen zu erfüllen, um dieses Gebäude in einer Siedlung überhaupt errichten zu können.
III. Beispiel für militärischen Fortschritt durch Tools
Um die Beispiele von oben fortzuführen:
Die Standard-"Waffen", die bislang in den Waffenkammern, Magazinen (1. Gebäudeupgrad) und Arsenalen (2. Gebäudeupgrad) hergestellt werden, benennen wir in "Luntenschlossgewehre" um. Um in einer Siedlung die fortschrittlichen "Steinschlossgewehre" herstellen zu können, muss der Spieler dort das Gebäude "Gewehrfabrik" bauen. Dieses Gebäude ist ein eigenständiger Gebäudezweig, also kein Upgrade eines bestehenden Gebäudes. Um in einer Siedlung eine Gewehrfabrik bauen zu können, muss der Spieler folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Es muss in der Stadt ein Arsenal geben.
- Der Spieler muss über insgesamt 6 Siedlungen verfügen, in der eine Waffenkammer oder ein höherwertigeres Gebäude steht.
- Er muss über insgesamt 3 Siedlungen verfügen, in der ein Magazin oder ein höherwertigeres Gebäude steht.
Um in einer Siedlung "Bajonette" herstellen zu können, muss der Spieler dort das Gebäude "Bajonettfabrik" bauen. Auch dieses Gebäude ist ein eigenständiger Gebäudezweig, also kein Upgrade eines bestehenden Gebäudes. Um eine Bajonettfabrik bauen zu können, muss der Spieler folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Es muss in der Stadt eine Gewehrfabrik geben.
- Es muss in der Stadt ein Arsenal geben.
- Es muss in der Stadt eine Eisenhütte (2. Upgrade der Schmiede) geben.
- Der Spieler muss über insgesamt 6 Siedlungen verfügen, in der eine Gewehrfabrik steht.
- Der Spieler muss über insgesamt 3 Siedlungen verfügen, in der eine Eisenhütte steht.
IV. Beispiel für wirtschaftlichen Fortschritt durch Tools
Zum Wirtschaftsbeispiel von oben: Um die "Kehrpflüge" herstellen zu können, die man zur Ausrüstung eines "Bauer II" braucht, muss der Spieler das Gebäude "Pflugfabrik" bauen. Auch dieses Gebäude ist ein eigenständiger Gebäudezweig, also kein Upgrade eines bestehenden Gebäudes. Um eine Pflugfabrik bauen zu können, muss der Spieler folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Es muss in der Stadt eine Eisenhütte (2. Upgrade der Schmiede) geben.
- Der Spieler muss über insgesamt 3 Siedlungen verfügen, in der ein Schmiedebetrieb (1. Upgrade der Schmiede) oder ein höherwertigeres Gebäude steht.
V. Technologischer Fortschritt als Belohnung für strategisch gutes Spielen
Dieses Tool-Modell verhindert, dass dem Spieler technologischer Fortschritt geschenkt wird, wie es zum Beispiel bei automatischen Skripten geschieht, die an das bloße Erreichen einer Rundenzahl gekoppelt sind. Wenn man aufwändig spielt und viele gut ausgebaute Städte errichtet, wird man belohnt: Neue Gebäudetypen werden freigeschaltet, in denen man moderne Tools produzieren kann, mit denen man moderne Militär- und Wirtschaftsberufe ausstattet.
VI. KI-Konkurrenten: Indianer
Um die Spielbalance zu wahren, muss man natürlich dafür sorgen, dass die KI-Konkurrenten eine faire Chance haben, technologisch mitzuhalten.
Der Verkauf von Wirtschaftstools an die Indianer sollte nicht möglich sein. Die Indianer sollten an ihrer traditionellen Wirtschaftsweise festhalten. Im Militärpart sieht das anders aus. Die Indianer können ja bereits in der Vanilla-Version Waffen und Pferde bei den Europäern kaufen und dadurch kampfstärkere Militärberufe ergreifen. Nach meiner Beobachtung klappt das auch in der Spielpraxis. Dieses Spielprinzip müsste auch mit dem Toolmodell funktionieren.
Um die Beispiele von oben aufzugreifen: Verkauft der Spieler oder ein europäischer KI-Konkurrent den Indianern Steinschlossgewehre, können sie damit einen kampfstärkeren Militärberuf ergreifen. Natürlich sollte das realistisch bleiben, bei jeder neuen Technologie ist zu überprüfen, ob die Indianer sie wirklich übernehmen sollten. Um beim Beispiel von oben zu bleiben: Indianer, die mit Bajonetten bewaffnet sind, sollte es nicht geben.
VII. KI-Konkurrenten: Europäer
Bei den europäischen Konkurrenten müsste natürlich auch sichergestellt werden, dass sie die neuen Gebäude, die neuen Waren und die neuen Militärberufe nutzen. Wir müssten überprüfen, ob dies automatisch geschieht oder ob wir der KI nachhelfen müssen.
IX: KI-Konkurrenten: König
Beim König ist die Situation völlig anders. Der König betreibt keine Siedlung auf der Landkarte, bei ihm greifen die meisten Spielfeatures nicht. Es muss sichergestellt werden, dass der König militärisch mithalten kann. Dafür wäre meines Erachtens zweierlei nötig:
a) Der König braucht weitere Militäreinheiten, die stärker sind als die bisherigen und im Einzelkampf gegen die fortschrittlichen Spielertruppen bestehen können. Diese Militäreinheiten könnten zum Beispiel mit dem Erreichen bestimmter Rundenzahlen automatisch freigeschaltet werden. Sie sollten dann die bestehenden Militäreinheiten ersetzen. Dadurch gerät der Spieler technologisch unter Druck. Die technologische Entwicklung im fernen Europa verläuft selbständig, ohne dass er darauf Einfluss nehmen kann, und zwingt ihn, nicht zu bummeln und effektiv-intelligent zu spielen.
b) In den Parametern der Netbandit-Mod, die ja Teil von TAC ist, müsste die Einstellungen so verändert werden, dass der König die neuen Militärberufe der Kolonisten erkennt, gewichtet und in seiner Aufrüstungspolitik darauf reagiert. Ebenfalls müssten die neuen Militäreinheiten des Königs entsprechend gewichtet werden. Hier hoffe ich auf die Unterstützung von Netbandit.