Ist der Fußball durch den VAR "fairer" geworden?

[Chris der Phönix]

Vor dem VAR wurden hin und wieder auch Spiele durch klare Fehlentscheidungen entschieden.
Ich denke in der Summe ist dies durch den VAR besser geworden, auch wenn es zum Teil nur um Millimeter geht.

Eingeführt hat man den VAR in erster Linie damit weniger Diskussionen entstehen. Und ich finde, das hat sich ja eher verschlimmert.

Wie seht Ihr das?
VAR früher Alles besser?

[wisthler]

Ja was die Statistik und die Gesamtheit der Entscheidungen angeht definitiv. Man hat einfach die Fehlerrate reduziert, was nicht gleichzeitig heißt dass es jetzt keine mehr gibt.

Edit: Deine Umfrage ist aber extrem negativ ausgelegt.

[Titoo]

Das schlimme momentan ist, das der VAR nicht mehr nur bei klaren Fehlentscheidungen eingreift. Das "Handspiel" heute von dem Mainzer z.B. Diese erst in Ultrazeitlupe zu erahnende minimalste Berührung, nach dem sogar ein Herthaner zum Torschuss kommt. Das macht doch keinen Spaß mehr.

[Tim Twain]

Ja was die Statistik und die Gesamtheit der Entscheidungen angeht definitiv. Man hat einfach die Fehlerrate reduziert, was nicht gleichzeitig heißt dass es jetzt keine mehr gibt.

Edit: Deine Umfrage ist aber extrem negativ ausgelegt.

Die Umfrage passt nicht wirklich zum Threadtitel

[wisthler]

Das Ergebnis ist trotzdem relativ eindeutig, nächstes mal wäre aber eine maximal drei Antwortmöglichkeiten Umfrage mit Ja/Nein/ist mir egal bedeutend sinnvoller.

[BobTheBuilder]

Ja was die Statistik und die Gesamtheit der Entscheidungen angeht definitiv. Man hat einfach die Fehlerrate reduziert, was nicht gleichzeitig heißt dass es jetzt keine mehr gibt.

Edit: Deine Umfrage ist aber extrem negativ ausgelegt.

Halte ich für eine gewagte Aussage. Die Statistiken liefert nur der DFB (oder die DFL) und die haben doch manchmal eine sehr eigene Sicht.

[Frederick Steiner]

Fairer, ja, sicher.
Aber der Fußball ist damit viel zu sehr bürokratisiert worden.
Ein Fehler darf einfach nicht sein, alles cover your ass. Ich frage mich oft, ob da irgendwelche Branchengrößen angekündigt haben, ihre jeweiligen Ligen zu verklagen, falls eine Fehlentscheidung spiel- oder sogar meisterschaftsentscheidend sein sollte.

Die Emotionalität ist raus. Fehler gehören dazu. Und über die VAR-Dauer regen sich doch alle auf.

[wisthler]

Halte ich für eine gewagte Aussage.

Gewagt definitiv nicht Bob. Das ist relativ eindeutig. Wie gesagt Fehler passieren trotzdem und ich persönlich hätte den VAR auch nicht unbedingt gebraucht.

[BobTheBuilder]

Nehmen wir mal die zweite Liga von heute: Bei Hannover gegen Rostock greift der VAR zweimal ein, beide Male wird ein Tor nachträglich aberkannt. Während man in Fall eins die Entscheidung sicherlich nachvollziehen kann (gefährliches Spiel direkt vor dem Tor, wobei der Schiri die Szene im laufenden Spiel nicht gepfiffen hat, obwohl er sie gesehen haben muss), wird bei der zweiten Szene mal wieder so ein 2-Zentimeter-Abseits nachträglich erkannt. Allerdings hat Sky relativ eindrucksvoll gezeigt, dass bei der "kalibrierten Linie" vom DFB der Ball schon nicht mehr am Fuß des passgebenden Spielers war. Sky hat nach eigener Aussage ein Standbild ein einziges Frame vorher mit einer Linie versehen. Da ist der Ball noch am Fuß und der Spieler klar nicht im Abseits. Ich bin absolut überzeugt, dass in der DFB-Statistik beide Szenen als korrekte Eingriffe des VAR geführt werden. Und auch der Treffer zum 4:2 für den KSC, der vom VAR wegen eines vorausgehenden Handspiels überprüft und NICHT zurückgenommen wurde, obwohl es sich doch um ein ziemlich klares Handspiel in der Entstehung des Angriffes handelt, geht mit Sicherheit nicht als Fehlentscheidung in diese Statistik ein.

Die Szene in Karlsruhe ist ein Paradebeispiel für meine Kritik am VAR. Auf dem Platz hatte niemand dieses Handspiel wahrgenommen, ohne VAR wäre es wahrscheinlich nicht mal mehr in irgendeiner Zeitlupe aufgetaucht. Wenn doch, hätte es hinterher ein wenig Frust beim HSV gegeben, aber eine Stunde nach dem Spiel hätte niemand mehr darüber geredet. Aber wenn man weiß, dass diese Szene überprüft wurde und trotzdem entschieden wurde, dass das Tor regulär gefallen war, dann fühlt man sich in meinen Augen verständlicherweise vom Schiedsgericht verschaukelt und willentlich ungerecht behandelt.


Ja, es gibt auch Gegenbeispiele. Neulich, beim Spiel HSV gegen Bielefeld gelang Bielefeld ein frühes Tor, bei dem der Linienrichter die Fahne nicht oben hatte. Der Blick auf die Bilder zeigte, dass der Schütze sich gut und gerne einen, vielleicht sogar zwei Meter im Abseits befunden hat. Das war so richtig blind entschieden, und früher hätte das Tor gezählt und ich wäre als Fan abgedreht. Aber zwei Stunden nach dem Spiel hätte ich eingesehen, dass der Schiri auch nur ein Mensch ist und diese Bilder nun mal nicht hat. (In der flüssigen Bewegung des Spiels war mir vor dem Fernseher die Abseitsposition trotz aller Deutlichkeit auch nicht aufgefallen. War halt so eine Ping-Pong-Situation im Strafraum.) Über Szenen, die nach meiner Einschätzung trotz VAR relativ eindeutig falsch entschieden werde, ärgere ich mich eine ganze Woche lang - weil ich unterstelle, dass sie einer Willkür des Schiedsgerichts geschuldet sind, nicht einer in sekundenschnelle getroffenen Tatsachenentscheidung.

[Mongke Khan]

Das nervigste ist, wenn ein Tor fällt und man noch nicht weiß, ob man sich freuen darf.

[luxi68]

Selber schuld, freu Dich doch einfach. Ist doch das Gleiche wie früher, als man sich über ein Tor freute und der Assistent dann doch noch die Fahne gehoben hat. Hat damals die Fans nie von Torfreude abgehalten. Also kann da der VAR kaum Schuld dran sein.

Die Emotionalität ist raus. [...] Und über die VAR-Dauer regen sich doch alle auf.

Wenn sich alle aufregen ist die Emotionalität doch nicht raus.

[BobTheBuilder]

Dieser Elfmeter für ManCity hat den Fußball ganz sicher nicht fairer gemacht.

Nicht, dass er eine Rolle spielt bzgl. der Frage, wer hier weiterkommen wird. Aber solche Elfer braucht kein Mensch.

[ttte]

Selber schuld, freu Dich doch einfach. Ist doch das Gleiche wie früher, als man sich über ein Tor freute und der Assistent dann doch noch die Fahne gehoben hat. Hat damals die Fans nie von Torfreude abgehalten. Also kann da der VAR kaum Schuld dran sein.

Es ist ein großer Unterschied, ob die Fahne 5 Sekunden nach dem Tor hochgeht oder die Entscheidung erst nach VAR-Prüfung steht.
Trotzdem sind Abseits und Torlinientechnik die beiden Bereiche, bei denen ich den VAR uneingeschränkt sinnvoll finde, weil es keinen Interpretationsspielraum gibt und die Entscheidung ziemlich schnell fällt.
Für alles restlichen Szenen (Foul, Handspiel, diesdas) würde ich jeder Trainerbank die Möglichkeit geben, einen VAR-Einsatz pro Spiel zu beantragen, die nicht aufgebraucht wird, wenn sie Recht bekommt. Gibt damit sicherlich auch einige Problemchen (Einsetzen der Option als Zeitspiel gegen Ende des Spiels, klare Erklärung, was genau angefochten wird etc.), aber man hätte damit zumindest die Diskussion erledigt, wann der VAR eingreifen darf/soll/muss und wann nicht.

[Shakka]

Trotzdem sind Abseits und Torlinientechnik die beiden Bereiche, bei denen ich den VAR uneingeschränkt sinnvoll finde, weil es keinen Interpretationsspielraum gibt

Beim Abseits gibt es doch Interpretationsspielraum. Es gibt nicht "den Zeitpunkt" des Abspiels. Und wo ein Arm anfängt und aufhört, ist auch mal so und mal so.

Die Torlinientechnik hat das Problem, dass man sie nicht überprüfen kann. Da kann man auch würfeln. Oder wie zu Beginn in Frankreich einfach so tun, als hätte man ein funktionierendes System und Menschen am Monitor die Torlinie bewachen lassen.

Ein Challenge-System wird wohl dazu verkommen, dass jedes Review mit dem Urteil endet, dass der SR richtig lag. Einfach aus Autoritätsgründen.
Es gibt ja schon lange einen 4. Offiziellen, den die Trainerbank ansprechen kann. Der weist aber immer jede Kritik zurück und sorgt nur dafür, dass mehr Situationen eskalieren.

[ttte]

Beim Abseits gibt es doch Interpretationsspielraum. Es gibt nicht "den Zeitpunkt" des Abspiels. Und wo ein Arm anfängt und aufhört, ist auch mal so und mal so.

Das sind 2 ganz unterschiedliche Sachen, beim Arm gebe ich Dir recht, deswegen wäre das auch ein Fall für das Challenge-System. Aber den Frame auszuwählen, der am besten den Zeitpunkt des Abspiels trifft, ist eine technische Frage, die der VAR ziemlich schnell und besser als der Linienrichter treffen kann. Nicht perfekt, aber wesentlich näher an der Perfektion als der Linienrichter ohne großen Zeitverlust.

Die Torlinientechnik hat das Problem, dass man sie nicht überprüfen kann. Da kann man auch würfeln. Oder wie zu Beginn in Frankreich einfach so tun, als hätte man ein funktionierendes System und Menschen am Monitor die Torlinie bewachen lassen.

Ja gut, die funktionierende Technik würde ich jetzt ganz naiv voraussetzen. Dass man darauf vertrauen muss, ist ja auch bei allen anderen technischen Hilfsmitteln so.

Ein Challenge-System wird wohl dazu verkommen, dass jedes Review mit dem Urteil endet, dass der SR richtig lag. Einfach aus Autoritätsgründen.
Es gibt ja schon lange einen 4. Offiziellen, den die Trainerbank ansprechen kann. Der weist aber immer jede Kritik zurück und sorgt nur dafür, dass mehr Situationen eskalieren.

Glaube ich nicht, ist bei anderen Sportarten auch nicht so und bei klaren Fehlentscheidungen wäre es eher ein Ansehensverlust des Schiris, wenn er aus Autoritätsgründen nicht zustimmt und sich dann Argumente für seine ursprüngliche Sicht zusammenklaubt. So ein einmaliges Recht auf VAR-Überprüfung hat dann ja auch eine ganz andere Wertigkeit als das pausenlose Zulabern des 4. Offiziellen.
Und selbst wenn der Schiri bei 50/50-Entscheidungen eher zu seiner Sicht neigen sollte, würde das ja nur dazu führen, dass nur klare Fehler und übersehene Situationen genutzt würden und nicht der Kann-Handelfmeter.