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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #4606
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    https://www.bibleserver.com/LUT.ELB.MENG.EU/Jeremia2

    Jeremia 2

    Achtung Spoiler:
    1 Nun erging das Wort des HERRN an mich folgendermaßen:
    2 »Gehe hin und rufe (dem Volk in) Jerusalem laut in die Ohren: ›So hat der HERR gesprochen: Ich gedenke an die Holdseligkeit deiner Jugend, deine bräutliche Liebe, wie du hinter mir herzogst in der Wüste, im unwirtlichen Lande.
    3 Geheiligt war Israel (damals) dem HERRN, sein Erstlingsabhub von der Ernte; alle, die sich an ihm vergriffen, mußten es büßen: Unheil kam über sie‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
    4 Vernehmt das Wort des HERRN, ihr vom Hause Jakob und alle ihr Geschlechter des Hauses Israel!
    5 So hat der HERR gesprochen: »Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden, daß sie sich von mir losgesagt haben und der Nichtigkeit nachgelaufen und auf Nichtiges verfallen sind?
    6 Sie fragten nicht mehr: ›Wo ist der HERR, der uns aus Ägyptenland hergeführt, der uns durch die Wüste geleitet hat, durch ein Land der Steppen und Schluchten, durch ein Land der Dürre und des Dunkels, durch ein Land, das kein Wanderer durchzieht und in welchem kein Mensch Wohnung nimmt?‹
    7 Als ich euch dann in das Land der Fruchtgefilde gebracht hatte, damit ihr dessen Früchte und Segen genösset, da seid ihr hineingekommen und habt mein Land entweiht und mein Besitztum zu einer Greuelstätte gemacht!
    8 Die Priester fragten nicht: ›Wo ist der HERR?‹, und die Hüter des Gesetzes kannten mich nicht, die Hirten des Volkes fielen von mir ab, und die Propheten weissagten durch den Baal und liefen den Götzen nach, die doch nicht zu helfen vermögen.
    9 Darum muß ich noch weiter mit euch ins Gericht gehen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und werde noch mit euren Kindeskindern ins Gericht gehen!«
    10 »Denn fahrt doch nach den Gestaden der Kitthäer hinüber und überzeugt euch dort, sendet nach Kedar, erkundigt euch genau und seht zu, ob so etwas jemals geschehen ist:
    11 ob je ein Volk seine Götter umgetauscht hat – und die da sind nicht einmal Götter! Aber mein Volk hat seinen Ruhm vertauscht gegen ohnmächtige Götzen!
    12 Entsetzt euch darüber, ihr Himmel, schaudert und werdet starr vor Erstaunen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
    13 »Denn zwiefaches Unrecht hat mein Volk begangen: mich, den Born lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich gegrabene Brunnen anzulegen, löcherige Brunnen, die das Wasser nicht halten!«
    14 »Ist denn Israel ein Knecht oder ein Sklavensohn? Warum ist er denn der Plünderung preisgegeben worden?
    15 Löwen haben über ihm gebrüllt, haben ihr Geheul erschallen lassen und sein Land zur Wüste gemacht; seine Städte sind verbrannt, leer von Bewohnern;
    16 auch die Ägypter von Noph und Thapanches haben dir den Scheitel abgeweidet.
    17 Trägt nicht die Schuld daran deine Abkehr vom HERRN, deinem Gott, schon zur Zeit, wo er dich auf der Wanderung führte?
    18 Und jetzt – was hast du nach Ägypten zu laufen, um das Wasser des Nils zu trinken? Und was brauchst du nach Assyrien zu laufen, um das Wasser des Euphratstromes zu trinken?
    19 Deine Bosheit bringt dich ins Unglück, und dein treuloses Treiben führt die Strafe für dich herbei! So erkenne es denn und bedenke wohl, wie schlimm und unheilvoll es ist, daß du den HERRN, deinen Gott, verlassen hast und keine Furcht vor mir in dir wohnt!« – so lautet der Ausspruch Gottes, des HERRN der Heerscharen.
    20 »Denn von alters her hast du dein Joch zerbrochen, deine Bande zerrissen und hast gesagt: ›Ich will nicht (länger) dienstbar sein!‹ Nein, auf jedem hohen Hügel und unter jedem dichtbelaubten Baum hast du dich als Buhlerin hingestreckt.
    21 Und doch hatte ich dich als Edelrebe eingepflanzt, als ganz echtes Gewächs: ach, wie bist du mir in die wilden Schosse eines fremden Weinstocks ausgeartet!
    22 Ja, wenn du dich auch mit Laugensalz wüschest und noch so viel Seife an dich wendetest: deine Schuld würde doch als Schmutzfleck vor mir bleiben!« – so lautet der Ausspruch Gottes des HERRN.
    23 »Wie kannst du nur behaupten: ›Ich habe mich nicht verunreinigt, bin den Baalen nicht nachgelaufen!‹ Sieh doch dein Treiben im Tal an, bedenke, was du dort verübt hast, du leichtfüßige Kamelin, die toll in die Kreuz und Quere rennt!
    24 Eine Wildeselin, die, an die Steppe gewöhnt, in wilder Lustgier nach Luft schnappt: wer vermag ihre Brunst zu dämpfen? Wer immer sie begehrt, braucht sich nicht müde zu laufen: in ihrer Brunstzeit findet er sie mühelos.
    25 Nimm deinen Fuß in acht, daß er sich nicht barfuß läuft, und deine Kehle, daß sie nicht vor Durst lechzt! Doch du entgegnest: ›Vergebliche Mühe, nein! Ich habe nun einmal die Fremden gern, und ihnen will ich nachlaufen!‹«
    26 »Wie ein Dieb beschämt dasteht, wenn er ertappt wird, so werden die zum Hause Israel Gehörigen sich schämen, sie samt ihren Königen und Fürsten, ihren Priestern und Propheten,
    27 sie, die zu einem Stück Holz sagen: ›Mein Vater bist du!‹ und zu einem Stein: ›Dir verdanke ich mein Leben!‹ Dagegen mir haben sie den Rücken zugekehrt und nicht mehr das Angesicht. Wenn aber das Unglück über sie kommt, dann rufen sie: ›Stehe auf und hilf uns!‹
    28 Wo sind denn deine Götter, die du dir selbst angefertigt hast? Sie mögen doch aufstehen, ob sie dir helfen können zur Zeit deiner Not! Denn so zahlreich wie deine Städte sind auch deine Götter geworden, Juda.
    29 Warum beklagt ihr euch über mich? Ihr seid ja allesamt treulos von mir abgefallen!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
    30 »Vergebens habe ich eure Söhne geschlagen: sie haben sich keine Lehre daraus gezogen; das Schwert hat eure Propheten gefressen wie ein reißender Löwe.
    31 O (entartetes) Geschlecht, das ihr seid! Achtet doch auf das Wort des HERRN! Bin ich etwa eine Wüste für Israel gewesen oder ein Land tiefer Finsternis? Warum sagt denn mein Volk: ›Wir haben die Freiheit gewonnen! Wir kehren nicht wieder zu dir zurück!‹?
    32 Vergißt wohl eine Jungfrau ihren Schmuck, eine Braut ihren Gürtel? Mein Volk aber hat mich vergessen schon seit unzähligen Tagen!«
    33 »Wie geschickt weißt du deinen Gang einzurichten, um Liebschaften anzuknüpfen! Darum hast du dich auch auf deinen Gängen sogar an Verbrechen gewöhnt:
    34 auch an den Säumen deines Gewandes findet sich das Blut von schuldlosen unglücklichen Menschen, die du nicht bei einem Einbruch betroffen hast.
    35 Und trotzdem behauptest du: ›Ich bin unschuldig: sein Zorn wendet sich von mir ab!‹ Wisse wohl: ich will mit dir ins Gericht gehen wegen dieses deines Wortes: ›Ich habe nichts Böses getan!‹«
    36 »Warum hast du es so eilig, in der Staatsleitung einen andern Weg einzuschlagen? Auch an Ägypten wirst du ebenso enttäuscht werden, wie du an Assyrien enttäuscht worden bist;
    37 auch von dort wirst du abziehen, indem du die Hände über dem Kopfe zusammenschlägst; denn der HERR hat die verworfen, auf die du dein Vertrauen gesetzt hast, und so wirst du kein Glück mit ihnen haben.«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Direkt mal ein paar tolle neue Wörter: "Holdseligkeit" (reizend, lieblich, anmutig) und "Erstlingsabhub"
    • "ein Land der Steppen und Schluchten, durch ein Land der Dürre und des Dunkels, durch ein Land, das kein Wanderer durchzieht und in welchem kein Mensch Wohnung nimmt" (V. 6) - klingt, als würde ein Elb über Frodos Weg nach Morder reden (mit schönen Alliterationen: Steppen und Schluchten, Dürre und Dunkel)
    • Insgesamt sind V. 1-9 ein kurzes Recap der Moses-Geschichte Wobei die Erwähnung der Flucht "aus Ägyptenland" im Kontrast zum "nach Ägypten laufen, um Wasser zu trinken". Vielleicht der stärkste Kontrast im ganzen Kapitel
    • Vers 10f klingt nach Frauentausch mit Göttern Aber interessant die Ansicht, dass man einen Gott einfach so tauschen kann - oder eben nicht
    • Vers 13 - Born lebendigen Wassers gegen gegrabene Brunnen. Hat auch was Naturnahes
    • "Den Scheitel abweiden" (V. 16) übersetzt die EÜ etwas radikaler mit "den Schädel zertrümmern"
    • In die wilden Schosse eines fremden Weinstocks ausarten Emoticon: wanna
    • Zu einem Stück Holz sagen "Mein Vater bist du" (V. 27) - machen das Christen mit Holzkreuzen nicht auch Erinnert mich an den Waldspaziergang mit Folgen von den Ärzten (den ich bestimmt auch schonmal verlinkt hab): https://www.youtube.com/watch?v=j6l1OTHWqJA
    • "Das Schwert hat eure Propheten gefressen"
    • Was mir mit Blick auf das ganze Kapitel auffällt: es ist recht lang, dafür, dass eher wenig gesagt wird (Moses-Reminder, Anklage Israels, Rechtfertigung der Anklage (Götzenglaube). Jeremia scheint mir zu schwafeln
    • Das hat auch zur Folge, dass ich Gott in Vers 32 gerne sagen würde: "Heul leise!"
    • Auch wenn eine neue Eroberung Israels ansteht, sind die Vorwürfe etc. die immergleichen. Dieses Volk scheint nicht sehr lernwillig. Haben die eig. nach Jesu Geburt nie an ein Sequel gedacht? Da ginge sicher noch mehr
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  2. #4607
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    Es wird endlich wieder Baal gehuldigt.
    Ich könnt singen vor Freude, wenn das nicht die Tiger anlocken würde.

  3. #4608
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Baalsam für deine Leserseel?
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  4. #4609
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Jeremia 3
    Achtung Spoiler:
    1 Er fuhr dann fort: »Wenn ein Mann seine Ehefrau entläßt und diese von ihm weggegangen und die Frau eines andern Mannes geworden ist, darf sie dann wieder zu ihm zurückkehren? Würde nicht das betreffende Land dadurch ganz entweiht werden? Du aber hast schon mit vielen Liebhabern Ehebruch getrieben und solltest doch zu mir zurückkehren dürfen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
    2 »Erhebe doch deine Augen zu den kahlen Höhen und halte Umschau: wo hast du dich nicht schänden lassen? An den Wegen hast du gesessen und ihnen aufgelauert wie ein Araber in der Wüste und hast das Land entweiht durch deine Buhlerei und deine Verworfenheit!
    3 Und ob dir auch die Regenschauer (von mir) vorenthalten wurden und der Spätregen ausblieb, behieltest du doch die Stirn eines buhlerischen Weibes bei und wolltest nicht in dich gehen.
    4 Freilich, nunmehr rufst du mir zu: ›Mein Vater! Du bist ja der Vertraute meiner Jugend!
    5 Wird er denn immerdar grollen, mir’s ewig nachtragen?‹ Ja, so hast du geredet, dabei aber das Böse verübt und es durchgesetzt.«
    6 Der HERR sprach weiter zu mir in den Tagen des Königs Josia folgendermaßen: »Hast du gesehen, wie Israel, das abtrünnige Weib, es getrieben hat? Sie ist auf jeden hohen Berg und unter jeden dichtbelaubten Baum gegangen und hat dort Ehebruch getrieben.
    7 Zwar dachte ich: ›Sie wird zu mir zurückkehren, nachdem sie dies alles verübt‹; aber sie kehrte nicht zurück. Ihre treulose Schwester Juda sah das nun wohl;
    8 doch obgleich sie gesehen hatte, daß ich das abtrünnige Weib Israel wegen ihres ehebrecherischen Treibens verstoßen und ihr den Scheidebrief gegeben hatte, nahm ihre treulose Schwester Juda es sich doch nicht zu Herzen, sondern ging hin und trieb ebenfalls Unzucht.
    9 So kam es denn, daß sie durch ihre leichtfertige Unzucht das Land entweihte; denn sie trieb Ehebruch mit dem Stein und mit dem Holz.
    10 Trotz alledem ist aber ihre treulose Schwester Juda nicht mit ihrem ganzen Herzen zu mir zurückgekehrt, sondern nur mit Heuchelei!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
    11 Hierauf sagte der HERR weiter zu mir: »Israel, das abtrünnige Weib, steht weniger schuldig da als die treulose Juda.
    12 Gehe hin und rufe diese Worte laut nach Norden hin: ›Kehre zurück (zu mir), Israel, du Abtrünnige!‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›ich will euch nicht mehr zornig anblicken, denn ich bin liebevoll‹ – so lautet der Ausspruch des HERRN –; ›ich will (es dir) nicht ewig nachtragen!
    13 Nur erkenne deine Verschuldung, daß du dem HERRN, deinem Gott, die Treue gebrochen und dich immer wieder den Fremden preisgegeben hast unter jedem dichtbelaubten Baum; aber auf meinen Ruf habt ihr nicht gehört!‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN.

    14 »Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »denn ich habe Herrenrecht über euch und will euch holen, je einen aus jeder Ortschaft und je zwei aus jedem Geschlecht, und will euch nach Zion heimkehren lassen;
    15 und ich will euch Hirten nach meinem Herzen geben, die euch mit Einsicht und Besonnenheit weiden sollen.
    16 Wenn ihr euch dann im Lande vermehrt habt und zahlreich geworden seid in jenen Tagen« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »so wird man nicht mehr sagen: ›O die Lade mit dem Bundesgesetz des HERRN!‹, denn sie wird keinem mehr in den Sinn kommen, und man wird ihrer nicht mehr gedenken und sie nicht mehr vermissen; auch wird niemals wieder eine solche angefertigt werden.
    17 In jener Zeit wird man Jerusalem den Thron des HERRN nennen, und es werden dort alle Heidenvölker zusammenströmen um des Namens des HERRN willen [in Jerusalem] und in ihrem Wandel nicht länger dem Starrsinn ihres eigenen bösen Herzens folgen.
    18 In jenen Tagen wird das Haus Juda mit dem Hause Israel Hand in Hand gehen, und sie werden vereint aus dem Nordlande in das Land heimkehren, das ich euren Vätern zum Erbbesitz gegeben habe.«
    19 »Zwar hatte ich gedacht: ›Wie will ich dich an Sohnes Statt halten und dir ein herrliches Land, den kostbarsten Besitz der ganzen Völkerwelt, verleihen!‹ Und weiter hatte ich gedacht, ihr würdet mich ›Vater‹ nennen und euch von meiner Nachfolge nicht mehr abkehren.
    20 Aber ach! Wie ein Weib ihrem Genossen die Treue bricht, so habt auch ihr treulos an mir gehandelt, ihr vom Hause Israel!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
    21 Horch! Auf den kahlen Höhen vernimmt man Weinen, das inständige Flehen der Kinder Israel, weil sie auf verkehrtem Wege gewandelt sind und den HERRN, ihren Gott, vergessen haben.
    22 »Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne: ich will euren Abfall wiedergutmachen!« – »Ja hier sind wir, wir kommen zu dir; denn du, HERR, bist unser Gott.
    23 Wahrlich, nur Trug sind die Hügel, das Lärmen auf den Höhen! Wahrlich, nur beim HERRN, unserm Gott, steht das Heil für Israel!
    24 Ach, der Schandgötze hat seit unserer Jugend das verschlungen, was unsere Väter erworben hatten, ihr Kleinvieh und ihre Rinder, ihre Söhne und ihre Töchter!
    25 So müssen wir uns denn in unsere Schande betten, und unsere Schmach muß uns zudecken! Denn wir haben gegen den HERRN, unsern Gott, gesündigt, wir selbst und unsere Väter, von unserer Jugend an bis auf diesen Tag und haben auf die Stimme des HERRN, unsers Gottes, nicht gehört!«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Es dominiert in der ersten Hälfte der Vergleich mit einem Untreuen Partner (Verlassen in V. 1, schänden lassen = fremdgehen, buhlerisches Weib in V. 3). Das nimmt gewissermaßen schon Vers 6 vorweg, wo Israel als "abtrünniges Weib" bezeichnet wird, das "Ehebruch" betrieben hat. Ihre Schwester, das Südreich Juda, ist keinen Deut besser
    • ...und Jeremia wird auch nicht müde, den wieder und wieder zu benennen (V. 1, 3, 6, 7, 8, 10, 12f, 20). Das lässt das ganze Kapitel aus heutiger Sicht sehr frauenfeindlich erscheinen: Gott als "Ehemann" ist der Gute, das Land als "Weib" die Schlechte.
    • Da stellt sich mir die Frage, ob es sowas wie eine "feministische Bibel" gibt. Die Schnellsuche fördert nur feministische Theologie zutage.
    • Vers 1 klingt dabei so, als ob eine nicht lebenslange Ehe/ Scheidung möglich war. "Entlassen" und "weggehen" klingt dabei nach Einvernehmen. Nur bei Rückkehr kommt es zur "Entweihung"
    • "Wie ein Arabter in der Wüste" klingt ein bisschen rassistisch
    • In Vers 9 sind wieder Stein und Holz, mit denen nun Ehebruch getrieben wird. Das stelle ich mir... schmerzhaft vor
    • V. 12f: Welche Frau würde auch nicht zurückkommen, wenn man ihr nur sagt "ich bin liebevoll, aber erkenne deine Verschuldung"?
    • Der zweite Teil klingt hoffnungsfroher. Juda und Israel gehen Hand in Hand (V. 18) anstatt als abtrünnige Schwestern.
    • Dass "je zwei [Söhne] aus jedem Geschlecht" kommen sollen (V. 14) hat was von Noahs Arche
    • Das "Kehrt um, ihr abtrünnigen Söhne" wird in Vers 14 und 22 wiederholt und dämpft den Hoffnungsfrohsinn imo etwas - man muss den Söhnen zweimal zurufen, dass sie umdrehen. Einmal reicht nicht.
    • Wenigstens zeigen sie im letzten Vers Einsichtt
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  5. #4610
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zu der Frau/Ehebruch-Geschichte:

    Im AT wird die Beziehung von Gott zu seinem Volk oft mit einer Ehe eines Mannes mit seiner Frau verglichen. Gott ist in dem Bild der Mann, das Volk die Frau. Dieser Vergleich kommt in der ganzen Bibel immer wieder vor. Im NT wird er dann auf das neue Volk Gottes die Kirche/Gemeinde angewandt.

    Beispiele:
    "Jungfrau Israel"
    "Tochter Zion" (Hier wird die Stadt Jerusalem anstelle des Volkes angeprochen.)
    Oder eben hier die untreue Frau.
    Im NT: Die Gemeinde ist die "Braut Christi"
    Ob die Frau treu oder untreu ist - das ist bei den Propheten dann ständig der Vergleichspunkt, ob das Volk Israel Gott treu ist - oder nicht. Untreu sind sie, wenn sie andere Götter (Gützen) anbeten - entgegen dem 1. Gebot. Dies wird in dem Bild dann Ehebruch genannt. Dieser "Ehebruch" wird dann bei den Propheten schon zum Ersatzwort für Götzendienst. Und weil man bei der Götteranbetung sich vor ihren Standbildern niederwirft und diese Standbilder aus Holz oder Stein hergestellt sind, wird daraus dann "Ehebruch mit Holz und Stein."

    Das Bild von Menschen und Gott als Frau und Mann hat natürlich in der patriarchalischen Gesellschaft des Alten Testaments besser funktioniert als in der Gleichberechtigung heute, da hast du schon Recht. Den ganzen Übertragungsweg muss man heute in der Auslegung gehen.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  6. #4611
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Man könnte alle Vorkommnisse von Weib und Herr ja zB durch "Ehepartner" ersetzen

  7. #4612
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Jeremia 4
    Achtung Spoiler:
    1 »Wenn du umkehrst, Israel« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »sollst du zu mir zurückkehren dürfen; und wenn du deine greulichen Götzen mir aus den Augen schaffst, sollst du nicht verstoßen werden;
    2 und wenn du ›So wahr der HERR lebt!‹ in Wahrheit, in Treue und Aufrichtigkeit schwörst, sollen die Heidenvölker mit deinem Namen sich segnen und dein Glück sich wünschen!«
    3 Denn so hat der HERR zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern Jerusalems gesprochen: »Brecht euch einen Neubruch und säet nicht in die Dornen hinein!
    4 Beschneidet euch für den HERRN und schafft die Vorhaut eurer Herzen weg, ihr Männer von Juda und ihr Bewohner Jerusalems, damit mein Zorn nicht ausbricht wie Feuer und unauslöschlich brennt wegen der Verworfenheit eures ganzen Tuns!«
    5 Verkündet es in Juda und laßt in Jerusalem die Botschaft ausrufen: »Stoßt in die Posaune im Lande umher! Ruft mit voller Kraft aus und macht bekannt: ›Schart euch zusammen und laßt uns in die festen Städte ziehen!‹
    6 Pflanzt ein Banner auf nach Zion hin, flüchtet euch, ohne Halt zu machen! Denn Unheil lasse ich von Norden her kommen und gewaltige Zerschmetterung.«
    7 Heraufgestiegen ist schon der Löwe aus seinem Dickicht, und der Völkerwürger ist aufgebrochen, ist ausgezogen aus seiner Wohnstätte, um dein Land zur Wüste zu machen, daß deine Städte in Trümmer sinken, menschenleer werden!
    8 Darum gürtet euch Sackleinen um, wehklagt und jammert: »Ach, der lodernde Zorn des HERRN hat sich nicht von uns abgewandt!«
    9 »An jenem Tage« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »wird dem Könige und den Fürsten der Mut entschwinden, werden die Priester ratlos sein und die Propheten fassungslos dastehen.«
    10 Da sagte ich: »Ach, HERR, mein Gott! Wahrlich, arg hast du dieses Volk und Jerusalem getäuscht, als du verhießest: ›Heil soll euch widerfahren!‹, und nun ist das Schwert ihnen gedrungen bis ans Leben!« –
    11 In jener Zeit wird man zu diesem Volk und zu Jerusalem sagen: »Ein Glutwind von den kahlen Höhen in der Wüste kommt dahergestürmt auf die Tochter meines Volkes zu, ungeeignet zum Worfeln und ungeeignet zum Sieben des Korns,
    12 ein Wind zu scharf, als daß er dazu taugte, kommt, von mir bestellt: nun will ich selbst mit ihnen ins Gericht gehen!« –
    13 Sehet, wie Wetterwolken zieht er herauf, und wie der Sturmwind sind seine Kriegswagen, schneller als Adler seine Rosse: wehe uns, wir sind verloren! –
    14 Wasche dein Herz vom Bösen rein, Jerusalem, auf daß du Rettung erlangst! Wie lange soll noch dein unheilvolles Sinnen in deinem Inneren wohnen? –
    15 Ach, horch! Eine Botschaft kommt von Dan her, eine Unglückskunde vom Gebirge Ephraim!
    16 »Verkündet es den Völkern, meldet es weiter nach Jerusalem: ›Belagerer kommen aus fernem Lande und erheben ihren Kriegsruf gegen die Städte Judas!
    17 Wie Feldhüter stellen sie sich ringsum gegen Jerusalem auf, weil es widerspenstig gegen mich gewesen ist!‹« – so lautet der Ausspruch des HERRN. –
    18 Dein Wandel und dein ganzes Tun haben dir solches Unheil eingetragen: deiner Verworfenheit verdankst du dies, daß es so bitterweh ist, ja daß es dir bis ans Leben geht. –
    19 O meine Brust, meine Brust! Mir ist so angst! O ihr Wände meines Herzens! Mein Inneres ist mir in wildem Aufruhr: ich kann nicht schweigen! Denn Posaunenschall vernimmst du, meine Seele, das Getöse des Krieges.
    20 Zerstörung über Zerstörung wird gemeldet, denn verheert ist das ganze Land! Urplötzlich sind meine Hütten zerstört, in einem Augenblick meine Zelte!
    21 Wie lange noch soll ich Paniere sehen, Posaunenschall vernehmen? –
    22 Ach, verblendet ist mein Volk: mich kennen sie nicht! Törichte Kinder sind sie und ohne Einsicht: klug sind sie zum Bösestun, aber auf das Tun des Guten verstehen sie sich nicht. –
    23 Ich blicke die Erde an: ach, sie ist wüst und öde! und zum Himmel empor: sein Licht ist verschwunden!
    24 Ich blicke die Berge an: ach, sie beben, und alle Hügel schwanken!
    25 Ich blicke umher: ach, kein Mensch ist da, und alle Vögel des Himmels sind entflohen!
    26 Ich blicke umher: ach, das Fruchtgefilde (Juda) ist eine Wüste, und alle seine Städte sind zerstört: nach dem Willen des HERRN, infolge der Glut seines Zorns! –
    27 Denn so hat der HERR gesprochen: »Zur Wüste soll das ganze Land werden, doch seine völlige Vernichtung will ich nicht herbeiführen.
    28 Darob trauert die Erde, und der Himmel droben hüllt sich in Schwarz, weil ich (das) ausgesprochen und beschlossen habe; und ich lasse es mich nicht gereuen und gehe nicht davon ab.« –
    29 Vor dem Ruf »Reiter und Bogenschützen!« ist das ganze Stadtvolk auf der Flucht; in die Dickichte haben sie sich begeben und die Felsen erklommen: jede Ortschaft steht verlassen da, und kein Mensch ist darin wohnen geblieben.
    30 Du aber, vergewaltigte (Stadt), was willst du tun? Magst du dich auch in Purpur kleiden, magst du dich mit Goldgeschmeide putzen, magst du deine Augenränder mit Schminke umzeichnen: vergebens machst du dich schön! Die Liebhaber haben dich satt, trachten dir nach dem Leben!
    31 Ach! Geschrei höre ich wie von einem Weibe in Kindesnöten, Angstrufe wie von einer Frau, die zum erstenmal Mutter wird: das Geschrei der Tochter Zion, die da aufstöhnt, ihre Hände flehend ausbreitet: »Wehe mir! Ach, erschöpft ist meine Seele, eine Beute der Mörder!«


    Bemerkungen/ Gedanken

    • Warum ist "Brich dir einen Neubruch!" keine Redewendung geworden? Ist doch schmissig!
    • "Vorhaut der Herzen" - das ist wohl so eine Metapher, wo man sehr jüdisch sein muss, um die von ganzem, beschnittenen Herzen zu verstehen. Allemal interessant, dass die Beschneidung hier nur bildlich benutzt wird
    • Von allen Übersetzungen von Vers 7 gefällt mir der "Völkerwürger" am besten. Klingt wie ein Vogel
    • Oho, Jeremia gibt Gott Widerworte (V. 10): "arg hast du dieses Volk getäuscht"
    • Glutwind, Sturmwind, Wetterwolken - auffallend ausgesprägtes Sturm-/ Windmotiv in Vers 10-14, aber auch naheligend für ein heraufziehendes Unheil.
    • Inhaltlich noch nichts fundamental Neues, aber mir fällt die Dopplung des "Posaunenschalls" in Vers 19 und 21 auf. Da musste ich spontan an die Posaunen von Jericho denken.
    • Eine Erde, die wüst und öd ist (V. 23), erinnert mich an Genesis. Auch mit den fehlenden Vöglen etc. wirkt das wie eine "Rückabwicklung" der Schöpfung. Sprachlich stechen 22 bis 27 ohnehin raus durch das umfassende Umschauen und den Chiasmus in 22 (Bösestun ... Tun des Guten)
    • Zumindest lässt V. 27 Hoffnung: "völlige Vernichtung" will Gott nicht herbeiführen
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  8. #4613
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    [*]"Vorhaut der Herzen" - das ist wohl so eine Metapher, wo man sehr jüdisch sein muss, um die von ganzem, beschnittenen Herzen zu verstehen. Allemal interessant, dass die Beschneidung hier nur bildlich benutzt wird
    "Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider" ist ja auch so eine Redewendung, die uns ungewöhnlich erscheint. Für Menschen, die das Zerreißen von Kleidern oder die Beschneidung in ihrer Lebenswelt kannten, wirkte es vermutlich anders.

    Es wäre mal interessant, wie das auf moderne Juden wirkt. Zumindest die Beschneidung ist ja noch sehr gebräuchlich.

  9. #4614
    Altes Mann Avatar von goethe
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    in den USA ist das nicht auf Juden beschränkt


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  10. #4615
    Zurück im Norden
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    Dort hat sie aber vermutlich keine religiöse Dimension, oder?

  11. #4616
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Jeremia 5
    Achtung Spoiler:
    1 Streift in den Straßen Jerusalems umher und seht euch um! Erkundigt euch und sucht auf den Plätzen der Stadt, ob ihr jemand findet, ob einer da ist, der Recht übt, der auf Treue hält: dann will ich ihr vergeben.
    2 Aber wenn sie auch sagen: »So wahr der HERR lebt!«, so schwören sie darum doch falsch.
    3 Sind denn deine Augen, HERR, nicht auf Treue gerichtet? Du hast sie zwar geschlagen, aber es hat ihnen nicht wehe getan; du hast sie der Vernichtung preisgegeben, aber sie haben keine Zucht annehmen wollen: sie haben ihr Angesicht härter gemacht als Felsgestein und eine Umkehr von sich gewiesen.
    4 Da dachte ich: »Nur die kleinen Leute sind so; die benehmen sich töricht, weil sie den Weg des HERRN, das Recht ihres Gottes nicht kennen.
    5 Ich will doch einmal zu den Großen gehen und mit ihnen reden; denn die müssen doch den Weg des HERRN, das Recht ihres Gottes kennen.« Doch sie haben insgesamt das Joch zerbrochen, die Bande zerrissen!
    6 Darum schlägt sie der Löwe aus dem Walde nieder, überwältigt sie der Steppenwolf; der Panther lauert ihnen auf vor ihren Städten: jeder, der aus ihnen hinausgeht, wird zerrissen; denn zahlreich sind ihre Übertretungen, vielfältig ihre Abfallsünden.
    7 »Weshalb sollte ich dir verzeihen? Deine Söhne haben mich verlassen und schwören bei Nichtgöttern; und obwohl ich sie den Bund hatte beschwören lassen, haben sie doch Ehebruch begangen und sind im Hurenhause heimisch geworden.
    8 Wie wohlgenährte Rosse schweifen sie umher: ein jeder wiehert nach dem Eheweibe des andern.
    9 Sollte ich so etwas ungestraft lassen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »oder sollte an einem solchen Volk meine Seele sich nicht rächen?«
    10 Steigt auf ihre Mauern hinauf und richtet Verwüstungen an, doch vernichtet sie nicht völlig! Haut ihre Ranken ab; denn dem HERRN gehören sie nicht (mehr) an.
    11 »Ach, sie haben gar treulos an mir gehandelt, das Haus Israel und das Haus Juda!« – so lautet der Ausspruch des HERRN.
    12 Sie haben den HERRN verleugnet und gesagt: »Es ist nichts mit ihm, und kein Unglück wird über uns kommen: weder Schwert noch Hungersnot werden wir zu sehen bekommen!
    13 Und die Propheten? Die sind für den Wind; denn das Wort (des HERRN) ist nicht in ihnen: möge es ihnen selbst so ergehen!«
    14 Darum hat Gott, der HERR der Heerscharen, so gesprochen: »Weil ihr solche Reden führt, will ich nunmehr meine Worte in deinem Munde zu Feuer machen und dieses Volk zu Brennholz, daß es sie verzehren soll!«
    15 »Wisset wohl: ich lasse ein Volk aus der Ferne über euch kommen, ihr vom Hause Israel!« – so lautet der Ausspruch des HERRN –; »ein Volk von unverwüstlicher Kraft ist es, ein Volk von uraltem Stamm, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennst und dessen Rede du nicht verstehst.
    16 Sein Köcher ist wie ein offenes Grab: allesamt sind sie Kriegshelden.
    17 Es wird deine Ernte und dein Brotkorn verzehren, verzehren deine Söhne und Töchter, verzehren dein Kleinvieh und deine Rinder, verzehren deinen Weinstock und deinen Feigenbaum; deine festen Städte, auf die du dein Vertrauen setzt, wird es mit dem Schwert zerstören.«
    18 »Doch auch in jenen Tagen« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »will ich euch nicht völlig vernichten.
    19 Aber wenn ihr alsdann fragt: ›Wofür hat der HERR, unser Gott, uns dies alles widerfahren lassen?‹, so sollst du ihnen antworten: ›Gleichwie ihr mich verlassen und fremden Göttern im eigenen Lande gedient habt, ebenso sollt ihr nun Fremden dienstbar sein in einem Lande, das nicht euch gehört!‹«
    20 Verkündet dies im Hause Jakob und macht es in Juda bekannt mit den Worten:
    21 »Hört doch dies, ihr törichtes Volk voll Unverstand, die ihr Augen habt und nicht seht, die ihr Ohren habt und nicht hört!
    22 Mich wollt ihr nicht fürchten« – so lautet der Ausspruch des HERRN – »und vor mir nicht zittern? der ich dem Meere den Sand zur Grenze gesetzt habe als ewige Schranke, die es nicht überschreiten darf, so daß seine Wogen, wenn sie auch branden, doch ohnmächtig sind und, wenn sie auch brausen, doch nicht ungebührlich vordringen.
    23 Aber dieses Volk besitzt ein trotziges und widerspenstiges Herz; sie sind abgefallen und davongegangen
    24 und haben niemals in ihrem Herzen gedacht: ›Laßt uns doch den HERRN, unsern Gott, fürchten, der den Regen spendet, Frühregen wie Spätregen zu rechter Zeit, der die festbestimmten Wochen der Erntezeit uns zugute einhält!‹
    25 Eure Verschuldungen haben das unmöglich gemacht und eure Sünden euch um den Segen gebracht.
    26 Denn unter meinem Volke gibt es Gottlose, die auf der Lauer liegen, wie Vogelfänger sich ducken: sie stellen Fallen auf und treiben Menschenfang.
    27 Wie ein Käfig sich mit Vögeln füllt, so füllen sich ihre Häuser mit ungerechtem Gut; auf solche Weise sind sie hoch gekommen und reich geworden;
    28 fett sind sie geworden und feist, ja, ihre Verworfenheit überschreitet jedes Maß. An das Recht halten sie sich nicht; für die Sache der Waisen treten sie nicht ein, um sie zum Siege zu führen, und der Rechtssache der Armen nehmen sie sich nicht an.
    29 Sollte ich so etwas ungestraft lassen?« – so lautet der Ausspruch des HERRN –, »oder sollte meine Seele sich an einem solchen Volk nicht rächen?«
    30 Entsetzliche und greuliche Dinge haben sich im Lande zugetragen:
    31 die Propheten prophezeien als Lügendiener, und die Priester schalten mit ihnen Hand in Hand, und mein Volk hat es gern so! Was werdet ihr aber tun, wenn es damit zu Ende geht?


    Bemerkungen/ Gedanken

    • In Vers 1-6 wird eig. nur auf verschiedene Arten (aufgeblasen) gesagt, dass alle vom Glauben abgefallen sind: in der ganzen Stadt findet sich niemand und weder die "kleinen" (geringen") nocht die "großen" Leute sind frei davon
    • Interessant finde ich da eher, dass göttliches Strafen "abhärtet" (V. 3) und bloße Gewalt den gewünschten Zucht- oder Erziehungserfolg nicht zu erbringen scheint
    • Vers 8 - "ein jeder wiehert nach dem Eheweib des anderen"
    • Weitere Male wird keine "vollständige Vernichtung" angekündigt (V. 10, V. 18)
    • Vers 14 ist ne ziemliche badass-Formulierung für die Berufung zum Propheten: "meine Worte in deinem Mund zu Feuer" und "dieses Volk zu Brennholz". Da hätte jetzt das Berühren mit einem Stück Kohle besser gepasst
    • In V. 15-17 verbirgt sich eine kleine "Antithese": das "unverwüstliche" Volk (15) bringt vollständige Verwüstung (17). Auch der Köcher als offenes Grab gefällt.
    • Vers 20-25 lesen sich wieder eher generisch (Gottes Chabos wissen nicht, wer der Babo ist). Aber in Vers 26 stechen die Menschenfänger hervor und lassen mich an so AfDemagogen denken, die mit Vogelfängern verglichen werden. In geringerem Maße die Lügendiener im letzten Vers
    • Diese Hervorstellung irritiert mich insofern, als dass normalerweise immer "dem ganzen Volk" die Schuld gegeben wird. So könnte man das deuten als "ein Teil des Volkes hat mehr Schuld, die anderen sind nur Bauernopfer". Vielleicht soll deshalb auch ein Teil verschont werden? Aber diese Schuldfrage wird ja in Demokratien auch ständig geführt.
    • Ich bezweifle aber, ob das Buch mir darauf noch eine befriedigende Antwort liefern wird
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  12. #4617
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Menschenfänger: Ich würde das wortwörtlich auslegen und an Sklavenfang und -handel denken. Das wäre so eine Stelle, die die Abolitionisten hätten zitieren können. Abolitionismus: Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei in England im 18 und 19 Jahrhundert. Die Leute waren zum großen Teil christlich motiviert.
    Das Volk in Sippenhaft: Das ist wieder typisch für die damalige Zeit. Schuld wird häufig kollektiv verstanden und auch bestraft. Wir haben seit der Aufklärung ein eher individualistisches Schuldverständnis. Im AT schwankt es manchmal zwischen Kollektivschuld und Individualschuld. Dadurch, dass eine Gemeinschaft die individuell Schuldigen nicht zur Rechenschaft zieht, lädt sie als Gemeinschaft Schuld auf sich. (Einige Gesetze aus den Mosebüchern gehen in die Richtung). Deswegen wird nach einer Schonfrist dann die Gemeinschaft zur Rechenschaft gezogen. Wir denken heute teilweise noch ähnlich. Z.B. nennen wir die Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg ein "Tätervolk" obwohl es auch Gestalten wie Dietrich Bonnhoeffer oder die Geschwister Scholl gab.

    Ansonsten scheinen mir bisher die ersten 5 Kapitel recht ähnlich zu sein und ich kann beim schnellen überfliegen auch keine Struktur erkennen. (Das heißt nicht, das keine da ist) Es kommen in loser Folge Anklagen und Gerichtsandrohungen.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

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  13. #4618
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    Das Motiv mit der Kollektivschuld liest man auch nicht nur hier. Der Fall mit den Benjaminiten im Buch der Richter war da recht ähnlich.
    Ich könnt singen vor Freude, wenn das nicht die Tiger anlocken würde.

  14. #4619
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Azrael Beitrag anzeigen
    Das Motiv mit der Kollektivschuld liest man auch nicht nur hier. Der Fall mit den Benjaminiten im Buch der Richter war da recht ähnlich.
    Ganz genau, das zieht sich durchs AT. Im Buch Josua wird z.B. auch Achan mitsamt seiner Familie gesteinigt, weil er etwsa vom Gebannten aus Jericho beisiete geschafft hat. Und das geschieht, damit Gott nicht das ganze Volk (durch Niederlage im Krieg) bestraft. Grade im Buch Jeremia wird es aber auch Stellen geben, wo die Kollektivschuld angegriffen und explizit die Individualschuld hervorgehoben wird.
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  15. #4620
    Megas, megas, megas Avatar von Trismegistos
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    Wobei es ja auch Kollektivvergebung zu geben scheint: Der erste Vers erinnert da ja an die Geschichte von Sodom - wenn nur ein Rechtschaffener in der Stadt gefunden werden könnte, würde Jerusalem vergeben werden.

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