Elihu weiß anscheinend nicht was er will: "höre mir zu, schweige und laß mich reden" vs. "sprich, denn ich möchte dich gern rechtfertigen" (31+32)
Elihu weiß anscheinend nicht was er will: "höre mir zu, schweige und laß mich reden" vs. "sprich, denn ich möchte dich gern rechtfertigen" (31+32)
Das war mir gar nicht aufgefallen
Hiob 34
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- "Lasst uns gemeinsam erfroschen, was gut ist, indem ich euch das erkläre"
- Lästerrede wie Wasser trinken
- Als Argument Elihus in diesem Kapitel mache ich folgende aus:
- Vers 10ff aus: "Was der Mensch tut, vergilt Gott ihm". Dabei handelt er "nicht frevelhaft", ist also bei der Vergeltung unfehlbar. Das ist erstmal noch nichts neues. Ich meine mich zu erinnern, dass auch Hiobs Freunde das gegen ihn verwendet haben.
- Gott ist kein Egoist und was ist (Erde, Fleisch), ist Gott. Gott ist gerecht (vgl. V. 19)
- Er wirft ein paar spannende Fragen auf (Vers 17ff), die er als Argument benutzt. Ich finde aber nicht, dass diese sich so einfach bejahen lassen. Ich verbreche es mal runter auf die Frage "kann ein Arschloch Gutes tun?". Meiner Meinung nach ist das möglich. Elihu lässt es so erscheinen, dass Schlechte (wer Recht haßt) nichts Gutes (ein Gemeinwesen leiten) tun können.
- Gott sieht alles (V. 21ff). Das widerspräche meiner Schlussfolgerung im letzten Kapitel (die Sache mit dem englischen Fürsprecher).
- Gott strebt das Gute (im Sinne von "Nicht Schlechte") an (V. 30: "damit nicht ruchlose Menschen die Herrschaft führen")
- Vers 33 ist das erste Argument, dem ich etwas abgewinnen kann: für die Definition von Gerechtigkeit sollte nicht Hiobs Befindlichkeit eine Rolle spielen. Das Gerechtigkeitsempfinden eines allgerechten Gottes klingt nach einem besseren Indikator.
- Dann beleidigt er Hiob noch ein bisschen.
- Bisher überzeugt mich die Argumentation nicht wirklich. Sie wirkt tautologisch auf mich: Gott macht nichts falsch, weil er alles richtig macht. Ich vermute, ich werde mit der Diskussion/ Argumentation auch nicht glücklich werden, wenn sie auf so einem allgütigen und allwissenden Gott aufbaut.
Hiob 35
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Elihu wirft zwei interessante Fragen auf:
- Sollte man Glauben und rechtschaffenes Handeln nach seinem Nutzen bewerten? - Utilitarismus scheint er in seiner Antwort darauf abzulehnen: gottgefälliges Handeln hat keinen Wert, der in Nützlichkeit gemessen werden kann
- Was kümmert es Gott? - Wenn Hiob sich von Gott durch Gefälligkeiten einen Nutzen verspricht, scheint er auf dem Holzweg zu sein. Für Gott gelten solche menschlichen Quid-pro-quo Regeln wohl nicht(?)
- Beide Punkte scheinen mir Knackpunkte zu sein, was Glauben ausmacht/ ausmachen kann.
- Auf "eitles Klagen hört Gott nicht" - das ist doch auch wieder so ein Katzenschwanzargument, weil man nur durch das Klagen herausfinden kann, ob die Klage eitel war.
Zumal Hiobs Situation nach meinen Maßstäben durchaus Anlass zur Klage gab, ohne eitel zu sein. Aber ich bin halt auch nicht Gott
Hiob 36
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Herrje ist Elihu ein aufgeblasener Fatzke. Man könnte ja bissig fragen, was für ein Schöpfer das sein mag, dem ein arroganter Jungspund zu seinem Recht verhelfen muss
- In den ersten Versen wird ja eigentlich nur nochmal gesagt, dass Gott gut zu den Guten und schlecht zu den Schlechten ist. Oder ist mir was entgangen? Als neues Argument sehe ich dann Vers 15: "Die Dulder dagegen errettet er durch ihr Dulden". Das heißt, indem Hiob sein Leiden erträgt, wird er gerettet. Es wird aber nicht gesagt, wann - im Zweifel muss er es also hinnehmen, bis er stirbt. Und so hat sich Hiob dagegen entschieden, geklagt und das war sein "Fehler" (V. 17). Fehlt eigentlich nur noch das Argument "Wir begreifen Gott eh nicht, deshalb können wir ihn nicht sinnvoll hinterfragen"
- Vers 19 hat mich zum Lachen gebracht. Das klingt nach "Rumheulen hilft auch nicht weiter", das ich aber eher ggü. Kindern, die wegen Lappalien weinen, erwartet hätte
- Da steckt aber (wenn man Hiobs Situation wieder beiseite liegt) was Wahres drin; Rumzuheulen bzw. sich über Widrigkeiten zu beklagen geht einfacher, als zu versuchen, den Grund dafür zu ändern. Ich bin da beim Themenfeld Politik kein zu schlechtes Beispiel
- Oh, in Vers 26 kommt schon das antizipierte Argument "Gott ist zu erhaben für unsere Erkenntnis". Menschen können das Göttliche nicht begreifen und sollten sich davor hüten, Gott an sich zu messen - sie sind sein Ebenbild, nicht umgekehrt. So wie der Schatten einer Kugel auch nicht weiß, wie sein Schattenwerfer aussieht. Und es ist wieder ein Argument, dem ich nur wenig abgewinnen kann. Wenn etwa so beschaffen ist, dass ich es nicht verstehen kann, wieso sollte ich mich dann damit beschäftigen? Wissend, dass ich keine Aussagen dazu treffen können werde?
- Die nachfolgende Beschreibung ist aber wieder nett Und das mit den Gewitterwolken meines Wissens nach nach wie vor aktuell. Man, aka die Wissenschaft, weiß schon mehr, als damals, aber bspw. in der Luftfahrt ist es nach wie vor ein Problem, dass man nicht vorhersagen kann, wo genau Gewitter auftauchen.
Erstaunlich, dass sie damals schon wussten, wie Regen entsteht und wo das Wasser herkommt.
So wie du hier stehen hier übrigens auch die Ausleger der Figur des Elihu gegenüber: Sie schwanken zwischen: "Schlimmer als die 3 Freunde davor und ein aufgeblasener Besserwisser" und "Er ist ein besserer Anwalt für Gottes Sache und Hiob sollte auf ihn hören."
Das ist tatsächlich merkwürdig, wie unterschiedlich er bewertet wird, das erlebt man nicht bei vielen Leuten aus der Bibel so, meist ist recht klar, ob sie positiv, negativ oder so lala gesehen werden.
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Hiob 37
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Noch ein wenig Gott-ist-groß, der Herr als Herr der Elemente (Sturm, Blitz, Eis, Wasser, Kälte, Hitze, Licht, Dunkelheit), der Zucht und Segen bringt
- Vor diesem Hintergrund ist es nicht schwierig, Hiob als unbedeutenden, kleinen, ohnmächtigen Wicht aussehen zu lassen (Vers 16ff).
- Vers 21: sie wussten also auch schon, dass man nicht in die Sonne gucken soll
- Vers 23 lässt sich doppeldeutig lesen. Zum einen ist es den Menschen nicht möglich, wie Gott zu sein (er ist ihnen viel zu überlegen). Zum anderen könnte man es auch unmittelbar räumlich lesen: Gott ist zu weit von den Menschen entfernt, man kann ihn nicht besuchen.
- Vers 24 ist auch spannend: bei den übrigen Übersetzungen steht sowas wie "Keinen sieht er an, wie weise sie auch sind." (EU). Damit würde Gott ja keinen anblicken. Menge schreibt aber "keinen [...], der sich selbst weise dünkt". Ein Sokrates wäre also okay. Hier schwänge das Versprechen mit, dass Got einen ansähe, wenn man nur nicht überheblich in seinem Wissen ist.
- Damit soll Elihu fertig sein (ich hab schon ins nächste Kapitel geluschert). Mal sehen, was Gott zu all dem sagen wird
Weil sie ihre eigenen Sorgen für wichtiger halten, bei Weltbild-verändernden Erfahrungen aber deutlich mehr durchdrehen würden, als Kinder es tun.
Hier erscheint mir Elihu schon ein bisschen als Hypeman, der Gottes Ankunft ankündigt, dem ja die nächste Rede gehört: "Und gleich ist er da, the one and only..."
Am Anfang sollen die anderen auf das Donnern hören, dann das Gewitter beschrieben und kurz vor Ende wird noch mal auf das Licht verwiesen, das von Norden kommt, das kann man finde ich schon auf die konkrete Situation beziehen. Im nächsten Kapitel redet Gott dann aus dem Wettersturm. Gott kommt tatsächlich, jetzt in diesem Moment.
Dann wollen wir Gott mal nicht länger warten, sondern ihn rein lassen.
Hiob 38
Achtung Spoiler:
Bemerkungen/ Gedanken:
- Gott spricht ja diesmal wirklich! Das hatten wir schon lange nicht mehr.
- Gott gibt erst einmal ordentlich an. Aber - das kann er ja auch
- In den Versen 2ff inszeniert er sich dabei als "Architekt" und Bauherr der Erde. Gott als Vermieter?
- In den Versen 8ff als "Erziehungsberechtiger"/ "Tierhalter" des Meeres
- In den Versen 12ff als "Chef" des Lichts
- In den Versen 16ff zeigt er Hiob seine Ahnungslosigkeit auf; er hingegen hat der Welt regelrecht seinen Stempel aufgedrückt
- Und was sind das wieder für geile Bilder
- "Wie Wachs unter dem Siegel"
- "Wohnung des Lichts"
- "Vorratskammern des Schnees"
- "Wer erzeugt die Tropfen des Taus"
- "Die Bande des Siebengestirns knüpfen"
- Schön auch zu lesen, wie aus Gottes Perspektive die ganze Welt zur Größe einer Stadt oder eines Bauernhofes zusammenschrumpt (Wohung, Vorratskammer, Pforte, Wege), wo sie doch für Menschen so unfassbar groß erscheint. Nach der dritten rhetorischen Frage hatte ich die Message aber schon verstanden
- Ist das Siebengestirn dieses Ding auf der Himmelsscheibe von Nebra? Die hab ich mal in echt gesehen.
- Nach dem Kapitel sollte jedenfalls klar sein, wer der Babo ist: Gott hat sich wirklich um alles gekümmet - vom Regen über die Blitze bis zur jagenden Löwin etc. Hiob hat... was genau geleistet?
Woher kennen die Isrealis eigentlich zugefrorene Seen? Hagel kommt mal vor, klar, aber wird es da so kalt im Winter?
Und die Sternbilder scheinen sehr griechisch geprägt. Das Siebengestirn sind die Plejaden https://de.wikipedia.org/wiki/Plejaden, und ja, das sind die von der Himmelsscheibe.
Das Siebengestirn (=die Plejaden ) und der Orion kommen auch bei Amos in der Bibel vor. Diese Sternbilder kannten auch schon die Babylonier und Akkader. Von daher ists nicht verwunderlich, dass sie in der Bibel auftauchen.
Zum Eis: Es schneit im Winter sogar manchmal in Jerusalem. Außerdem wird im Alten Testament ab und an Bezug auf den berg Hermon genommen, mit seinen 2800m ist der im Winter ordentlich schneebedeckt das sieht man auch aus der Ferne. Und Hagel gibt es bei uns ja auch öfter in Sommergewittern. Zugefrorene seen werden im Text ja gar nicht angesprochen?
Diese Frostphänomene sind in Israel natürlich selten, aber ab und an hat jemand sie erlebt. Und so verwunderlicher werden sie für die Leute gewesen sein. Und umso mehr wird Hiob nicht genau gewusst haben, wie das funktioniert.
Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Klar kannten die die Sterne, aber doch nicht als Orion. Ein bisschen Recherche ergibt, dass da im Original Kesil steht und garnicht so richtig klar ist, welche Sterne gemeint sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kesil
Orion ist der übliche Konsens, davon geprägt, dass es halt so in Septuaginta und Vulgata steht.
Die Stelle hätte ich so interpretiert:Zugefrorene seen werden im Text ja gar nicht angesprochen?
30 Wie zu Stein verhärten sich die Wasser, und der Spiegel der Fluten schließt sich zur festen Decke zusammen.