Mahlzeit!
Nachdem ich hier und da schon in Geschichten reingeschnuppert habe, und eine sogar komplett gelesen hatte, dachte ich mir, ich könnte hier doch auch mal. Vor allem, da ich schon immer mal die Geschichte meiner Total War Partien schreiben wollte, damit ich dann am Ende nachvollziehen kann, wann sich was ereignet hatte. Das blieb bislang aber immer rudimentär und unvollständig auf Schmierzetteln, was irgendwie nie so wirklich das war, was ich so im Sinn hatte. Also mache ich es diesmal gleich richtig, und da es hier schon so ein hübsches Forum für solche Dinge gibt, kann ich das dann ja auch gleich hier machen. Vielleicht macht es dem ein oder anderen Spaß, die Geschicke meines Reichs mitzuverfolgen, und falls nicht, mache ich es eben nur für mich.
Ob es spannend wird, kann ich nicht wirklich sagen, ich spiele lediglich auf mittel, für schwer tauge ich nicht. Die Total War und auch die Civilization Spiele sind mir auf leicht definitiv zu leicht, auf mittel ziehe ich mittel- bis langfristig dem Computer davon, aber habe anfangs meist ziemlich ums Überleben zu kämpfen, bis ich mich schließlich durchsetzen kann, auf schwer gehe ich regelmäßig unter, entweder schon in einem frühen Krieg, oder dann eben später, weil ich, wenn ich es schaffe, mit genug Militär gegenzuhalten und die frühe Phase zu überleben, unweigerlich technologisch hoffnungslos zurückfalle.
Ich spiele Medieval 2, ohne Kingdoms, das habe ich nicht, und gänzlich ohne Mods. Das einzige, was ich geändert habe, ist der Zeitablauf. Bei einem Testspiel irritierte mich ein wenig der "Zwei Jahre pro Runde"-Modus. Da das Spiel ja fleißig zwischen Sommer und Winter wechselt, wie in Rome, vergehen zwischen den Runden genauer gesagt immer im Wechsel 1,5 und 2,5 Jahre. Und in den 1,5 Jahren gibbet dasselbe Einkommen wie in 2,5 Jahren... *kopfkratz* Also erstmal schnell geschaut, wie ich ein halbes Jahr pro Runde einstellen kann. Dann hatte ich mir aber überlegt, na, das Spiel ist auf den Zweijahresrythmus ausgelegt mit dem Erscheinen des Schießpulvers und den Mongolen, Timuriden, Amerika und so weiter. Also einfach im Zweijahresmodus fröhlich drauflosgespielt. In Runde 21 stelle ich dann fest, daß mein Kaiser Heinrich, der zu Spielbeginn im Jahre des Herrn 1080 40 Jahre alt war, 20 Runden später, also im Jahre des Herrn 1120 dann nicht schon lange an Altersschwäche abgekratzt war, sondern nun immerhin stattliche 50 Jahre auf dem Buckel hatte. Meine Herren! In dem Tempo möchte ich auch gerne altern!
Es ist nun also so, daß die Charaktere im Spiel alle zwei Runden, jeweils im Sommer, um ein Jahr altern. Und irgendwie dachte ich mir, ne, so kann ich das nicht spielen, das ist Mist so. Ein Herrscher, der mit 60 Jahren stirbt, hätte so ganze 240 Jahre auf der Welt verbracht. Das ist absurd. Also kurzerhand beschlossen, in der descr_strat.txt auf ein halbes Jahr pro Zug umzustellen. Anschließend habe ich noch die descr_mercenaries.txt und die descr_events.txt angepaßt, damit die Söldnereinheiten und die Ereignisse (Mongolen, Timuriden) nach der vorgesehenen Rundenanzahl auftauchen bzw. verschwinden. Daß sie sich dann nicht zum historisch korrekten Zeitpunkt ereignen, sondern halt eine ganze Weile früher, ist zwar ein wenig schade, aber hier muß ich halt Abstriche zugunsten des vom Design her vorgesehenen Spielflusses machen. Damit kann ich eher leben als mit einem Kaiser, der hundert Jahre lang regiert, obwohl er bei Spielstart schon 40 Jahre alt ist. Hier hat CA ein bisserl beim Spieldesign geschludert. Vom Ablauf her wird es sich also genau so spielen wie von CA vorgesehen, mit dem einzigen Unterschied, daß ich nun also 900 Runden statt 225 Runden Zeit für die Erfüllung der Kampagnenziele habe. Aber die Kampagnenziele sind in der Total War Reihe ohnehin nur schmückendes Beiwerk.
Gespielt wird das Heilige Römische Reich. Es startet mit dem größten Reich und dem mächtigsten Militär, aber wer nun glaubt, darum ist es auch am einfachsten, der irrt. Es startet mit dem geringsten Kapital (6000 Gulden, die reichsten Nationen starten mit 12000) und dem geringsten königlichen Einkommen (1500 Gulden, die einkommensreichsten Nationen bekommen 2500). Während andere Nationen schon frühzeitig im Geld schwimmen können, hat das Heilige Römische Reich anfangs ziemlich zu knapsen. Potentielle Feinde auf allen Seiten, das anfängliche Militär mag das mächtigste der Welt sein, aber wenn man sich anschaut, was es alles zu verteidigen gilt, sieht man schnell, daß man eigentlich viel mehr Militär braucht, als man sich leisten kann. Da es aber irgendwie auch keine Option ist, schnell ein großes Militär auszubilden, weil dieses dann das gesamte Einkommen auffrißt, und man die Regionen nicht mehr ausbauen kann, bleibt lediglich, die Ländereien nur mit schwachen Truppen zu "sichern", bis man wirtschaftlich auf weniger wackeligen Füßen steht. Und das kann dauern...
Die Ausgangslage ist bekannt, aber hier noch einmal zur Erinnerung:
Die politische Situation:
Wir schreiben das Jahr 1080, im Sommer. Das Reich ist in einem desolaten Zustand. Meine Vorgänger haben schlecht gewirtschaftet. Die Staatskasse ist beängstigend leer, das Militär ist auch längst nicht mehr so schlagkräftig, wie es einstmals war, und zahlreiche kleinere Fürsten verweigern die Gefolgschaft und haben sich für unabhängig erklärt. Das oberste Ziel ist also zunächst, die Finanzen in Ordnung zu bringen, ein Militär aufzustellen, das diesen Namen auch verdient, und die Einheit des Reiches wiederherzustellen, indem die abtrünnigen Provinzen wieder unter Kontrolle gebracht werden. Doch welche genau sind das? Schauen wir uns einmal das Heilige Römische Reich an, wie es ehemals aussah.
Wie wir sehen, fehlt unserem Reich eine ganze Menge zu seiner ehemaligen Pracht. Als kaisertreue Regionen verbleiben lediglich Bologna, Frankfurt, Innsbruck, Nürnberg, Staufen und Wien. Demnach sind folgende Regionen als abtrünnige Rebellen zu betrachten:
Im Norden Antwerpen, Hamburg und Magdeburg, im Süden Ajaccio, Bern, Cagliari, Dijon, Florenz, Genua, Mailand, Marseille, Metz, Prag, Rom und Venedig.
Weiterhin betrachte ich die unorganisierten Regionen Breslau und Stettin als natürliche Expansionsgebiete, auf die ich als Kaiser für das Heilige Römische Reich Anspruch erhebe.
Das Verhältnis zum Papst:
Wie schon geschrieben, ist die Region Rom als abtrünnig zu bewerten. Zudem betrachte ich mich in altehrwürdiger Tradition meiner ottonischen Vorgänger selbstverständlich selbst als Stellvertreter Gottes auf Erden. Der Anspruch dieses kleinen Bischofs aus Rom auf diese Funktion ist schlicht eine anmaßende Unverschämtheit, die nicht geduldet werden kann. Zumindest nicht auf Dauer... Ich bin mir der prekären Lage meines Reiches nur allzu bewußt, und da alle anderen katholischen Nationen den Papst als geistliches Oberhaupt aller Katholiken anerkennen, wird mir vorerst nichts anderes übrigbleiben, als mitzuspielen.
Frankreich:
Da das Heilige Römische Reich und Frankreich im Prinzip die östliche und die westliche Hälfte des ursprünglichen Frankenreichs darstellen, betrachte ich Frankreich als meine Brüder und Schwestern und damit als natürliche Verbündete. Zu ihnen möchte ich möglichst gute Beziehungen pflegen und sie in Zeiten der Not nach meinen Möglichkeiten finanziell und in dringenden Fällen auch militärisch unterstützen.
An diesen Vorgaben werde ich also meine Politik ausrichten.
Da sich das Heilige Römische Reich als Nachfolger des römischen Imperiums versteht*, besteht mein langfristiges Ziel darin, eben jenes wiederherzustellen, indem ich alle ehemaligen Gebiete, und nach Lust und Laune auch Gebiete darüber hinaus unter meinem Szepter vereine. Aber das ist dann ein wirklich sehr langfristiges Ziel, über das wir uns zu Anfang noch nicht den Kopf zerbrechen brauchen.
* Auch wenn Byzanz, welches sich absolut berechtigterweise selbst als einzig wahres römisches Reich betrachtet, über diesen Anspruch sicherlich nur Gelächter übrig hat. Tatsächlich nannte es sich auch nie Byzanz bzw. Byzantinisches Reich, das ist lediglich ein Kunstbegriff der neueren Forschung, um das mittelalterliche römische Reich vom antiken römischen Reich zu unterscheiden. Die heute Byzantiner genannten Menschen im Mittelalter verstanden sich jederzeit als Römer. Die sogenannte "Teilung" in Westrom und Ostrom wurde von den Römern auch nie als Teilung verstanden. Sie betrachteten es nach wie vor als ein einziges römisches Reich, das von zwei Kaisern verwaltet wurde, einer im Westen und einer im Osten. Was einen Teil des Reiches betraf, betraf auch den anderen Teil, und so unterstützte der Ostkaiser den Westkaiser finanziell und militärisch zur Abwehr der Germanen, was freilich nicht viel half, denn die Mittel des Ostkaisers waren begrenzt, hatte er doch in seinem eigenen Machtbereich selbst alle Hände voll zu tun, um im Ansturm fremder Völker zu überleben.
Soweit zur Ausgangslage.