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Thema: Fragen zur Geschichte

  1. #2446
    Registrierter Benutzer Avatar von demonaz
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    https://www.heise.de/tp/features/Wie...t-6111885.html

    Schon seit den 1950er-Jahren stand Globke im Zentrum der Kritik als Symbol für die NS-Kontinuität im Bonner Staat. Sie kam aus dem Ostblock, von der westdeutschen Opposition - nur aus Israel kam sie nicht. 1960 erteilte das Kanzleramt dem BND den Sonderauftrag, dafür zu sorgen, dass im Prozess in Jerusalem gegen den SS-Mann Adolf Eichmann Globkes Name nicht erwähnt wurde.

    Und der Pullacher Dienst, damals unter dem Kommando von Nazi-Generalmajor Reinhard Gehlen, sorgte sich. Er witterte eine "kommunistische Hetzkampagne" gegen "Globus", wie er Adenauers Staatssekretär intern nannte. Die DDR veröffentlichte Bücher über ihn und stellte Globke in Abwesenheit vor Gericht.

    Bis heute sorgt das Kanzleramt - bis auf einige historische Ausrutscher stets in der Hand der Christdemokraten - dafür, dass die Globke-Akten unter Verschluss bleiben. Globke hatte sie bei seinem Ausscheiden aus dem Amt einfach mit nach Hause genommen, und seine Erben gaben sie an die parteinahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS).
    Hm, die Historie Globkes ist jetzt ja mehr oder weniger bekannt. War sie das damals auch schon? Normalerweise hätte der doch nie "angestellt" werden dürfen. Oder hatte der ein paar Leute "an den Eiern"? Und wieso wird da immer noch gemauert?
    Much of the social history of the Western world, over the past three decades, has been a history of replacing what worked with what sounded good.

  2. #2447
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    Da Globke zusammen mit Wilhelm Stuckard den offiziellen Kommentar zu den "Nürnberger Rassegesetzen" herausgab, war seine Verstrickung in die NS-Politik natürlich bekannt. Wie viele andere hohe Beamte wurde er aber dennoch als "unbelastet" eingestuft und konnte seine Karriere problemlos fortsetzen. Die Betroffenen deckten sich halt gegenseitig, und manchen Konservativen galt eine hohe Position im NS-Regime sogar als Beleg für eine antikommunistische Gesinnung, die in der Hochphase des Kalten Krieges besonders goutiert wurde. Ich glaube aber nicht, dass Globke jemanden erpresste; viele ehemalige Mittäter aus der NS-Zeit erreichten in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik hohe Ämter, da stellte der Kanzleramtschef keine Ausnahme dar.

    Aus heutiger Sicht ist der Umgang mit NS-Verbrechern unterhalb der höchsten Ebene natürlich schwer zu verstehen, aber die Mechanismen dahinter sind mittlerweile recht gut erforscht. Neben der gegenseitigen Unterstützung von Beamten, Unternehmern und Politikern mit einer solchen Verstrickung spielte häufig auch die Tatsache eine Rolle, dass es sich um erfahrene Funktionäre handelte, auf die der neue Staat kaum verzichten konnte. Adenauer war ja ganz sicher kein Altnazi, er behielt Globke also aufgrund seiner Fähigkeiten und trotz seiner Vergangenheit. Im Außenministerium, bei der Bundeswehr und im BND waren diese Seilschaften sogar besonders ausgeprägt.

  3. #2448
    Registrierter Benutzer Avatar von demonaz
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    Danke, das erklärt einiges. Ich nehm aber mal an, dass Stasi etc. auch von Globke & Konsorten wussten. Dass die das nicht ausgenutzt haben? Oder hatten die selber noch ein paar "Sozialisten" in ihren Reihen?
    Much of the social history of the Western world, over the past three decades, has been a history of replacing what worked with what sounded good.

  4. #2449
    Spürt Luft Avatar von ttte
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    Man schütttet kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines hat.
    Zitat Zitat von Civmagier Beitrag anzeigen
    Oh ich wuste gar nicht das das Hier ein Deutschlehrerforum ist.
    Da muss mir irgentetwas entfallen sein. :gruebel:
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Da geht er hin, der ttte-ngrabscher :blaw:


  5. #2450
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    Die DDR-Auslandspropaganda versuchte schon, das auszunutzen. Zwar hatte man auch selbst einige Männer in hohen Positionen, die in die Verbrechen des NS-Regimes verstrickt waren, aber man bemühte sich trotzdem, sich als "antifaschistische" Alternative zur BRD zu präsentieren. Unter den Bedingungen des Kalten Krieges blieb das allerdings weitgehend erfolglos. Wie gesagt, viele Deutsche hatten sich auf die eine oder andere Art schuldig gemacht, im Osten wie im Westen. Globke stach in der Hinsicht nicht so sehr hervor, wie man es heute vielleicht annehmen würde. Gerade die Kriegszeit wurde sehr milde betrachtet, und selbst "echte", noch von den Alliierten verurteilte Kriegsverbrecher wurden meist sehr schnell freigelassen und erhielten oft sogar ihre früheren Posten oder wenigstens eine Pension. Es gab einfach zu viele mächtige Personen, die kein Interesse an einer echten Aufarbeitung der NS-Zeit hatten und sich auch nicht besonders schuldig fühlten, sondern sich häufig sogar als Opfer ungerechter Verfolgung darstellten. Es gab auch Ministerpräsidenten, Bundespräsidenten und einen Bundeskanzler, die NSDAP-Mitglieder gewesen waren. Die Kritik daran war bis in die frühen 60er-Jahre innerhalb Deutschlands sehr verhalten und nahm erst mit den 68ern etwas Fahrt auf, ohne jedoch wirklich die Mitte der Gesellschaft zu erreichen.

    Das galt übrigens auch bei den Verbündeten der Bundesrepublik. Kritische Stimmen kamen (vom Ostblock abgesehen) eher aus neutralen Ländern wie Schweden oder der Schweiz, wo man nicht so sehr an die Bündnistreue gebunden war. Der Kalte Krieg wurde eben häufig als eine Art Nullsummenspiel betrachtet, bei dem man dem Feind keinen Fußbreit Boden überlassen durfte, auch nicht im Bereich der Propaganda.

  6. #2451
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    In der Arte-Mediathek ist ne ganz interessante Doku zur Entnazifizierung

  7. #2452
    Grünkohlgroßmaul Avatar von Bassewitz
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    Gerade in den Fachverwaltungen wie Finanzen musste kaum jemand gehen,weil die als unpolitisch galten, was man im Dritten Reich wegen der Einziehung jüdischen Vermögens etc so absolut eigentlich nicht sagen kann.

    Stimme Jon aber zu: Man konnte wahrscheinlich nicht alle Topbeamten verurteilen. Der Braindrain und wäre wahrscheinlich zu heftig gewesen,um sofort wieder einen funktionsfähigen Staat aufzubauen.
    Zitat Zitat von Azrael Beitrag anzeigen
    Was Basse sagt. :D
    Zitat Zitat von Simato Beitrag anzeigen
    Passe, wenn nicht Basse :schwaerm:
    Zitat Zitat von Kaiserin Uschi Beitrag anzeigen
    Jeder mag Basse!

  8. #2453
    Pirat Avatar von Flati
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    Zitat Zitat von Bassewitz Beitrag anzeigen
    Stimme Jon aber zu: Man konnte wahrscheinlich nicht alle Topbeamten verurteilen. Der Braindrain und wäre wahrscheinlich zu heftig gewesen,um sofort wieder einen funktionsfähigen Staat aufzubauen.
    Die haben wohl gesehen was Stalin gemacht hat. Alle Offiziere umzubringen kurz vor dem Wk2 war wohl keine so gute Idee gewesen, so aus militärischer Sicht. Er hatte noch Glück gehabt das Schukow halb vergessen worden ist bei der Säuberung.
    Wer Rechtschreibfehler findet darf diese behalten :)

    Original geschrieben von robertinho:
    "Asterix und Flati stehen für solide Kompetenz und Verlässlichkeit."

  9. #2454
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Nicht zwangsweise. Schukow hat halt auf strategischer Ebene operiert. Es kommt aber auch auf kluge Taktik an. Und da spielt auch das Alter eine gewisse Rolle.

    Die Säuberung hat das Offizierskorps etwas verjüngt.

    Französische Offiziere waren im Schnitt, ungeprüfte Behauptung, die ältesten.

    So von wegen Anpassungsfähigkeit der Jugend. Wie groß die Rolle dieses Umstandes ist kann man natürlich nicht ausmachen. Aber es klingt für mich plausibel, dass es durchaus positive Auswirkungen gehabt haben könnte.
    Hallo.

  10. #2455
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Nicht zwangsweise. Schukow hat halt auf strategischer Ebene operiert. Es kommt aber auch auf kluge Taktik an. Und da spielt auch das Alter eine gewisse Rolle.

    Die Säuberung hat das Offizierskorps etwas verjüngt.

    Französische Offiziere waren im Schnitt, ungeprüfte Behauptung, die ältesten.

    So von wegen Anpassungsfähigkeit der Jugend. Wie groß die Rolle dieses Umstandes ist kann man natürlich nicht ausmachen. Aber es klingt für mich plausibel, dass es durchaus positive Auswirkungen gehabt haben könnte.
    Den Vergleich mit den französischen Offizieren halte ich für wenig zielführend. Die hatten ja im Prinzip gar nicht groß die Chance sich anzupassen. Der Krieg war ja nach nem guten Monat schon vorbei.

  11. #2456
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Ist richtig.

    Die französische Strategie entsprach aber meiner Meinung nach auch dem Schliefenplan von 1914, in puncto Flexibilität.
    Hallo.

  12. #2457
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    War die russische Strategie in den ersten Monaten überzeugender?

  13. #2458
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Ich hörte nur im Zusammenhang mit Kursk davon. Wo es ein Vorteil gewesen sein könnte.
    Hallo.

  14. #2459
    Friedensfürst Avatar von Tim Twain
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    Kursk war über 2 Jahre nach dem Kriegsbeginn? Mit den Franzosen ist das mMn überhaupt nicht zu vergleichen, da die wie gesagt gar nicht diese Chance hatten über Jahre zu beobachten und sich anzupassen.

  15. #2460
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Darauf bezog sich mein "ist richtig", jo.

    Und es ging ja ursprünglich darum, dass die Säuberung strategisch fatal gewesen sein soll. Da wollte ich diesen Aspekt dagegen halten.

    Weil eben nicht gesagt ist, ob dadurch auch tatsächlich fähigere / jüngere Menschen die Chance hatten in entscheidenden Stellen nachzurücken.
    Hallo.

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