Der kleine Vlad wuchs bis zu seinem zehnten Lebensjahr am Hof seines Vaters in Targoviste auf. Allerdings konnte sein Vater nach seiner Rückkehr aus Nürnberg die Macht nicht sofort übernehmen. Nicht nur Sigismund, sondern auch der osmanische Sultan hatte den bisherigen Woiwoden als zu unzuverlässig ersetzen wollen. Und der Sultan war schneller gewesen: In der Walachei regierte nun Vlad Draculs Halbbruder Alexandru I. Aldea. Es wurde ein jahrelanger Kleinkrieg, bei dem Dracul aber die besseren Karten hatte. Erst Alexandrus Tod 1436 beendete den Streit.
Dass der Fürstenthron umstritten war, lag nicht allein an den Osmanen, sondern auch an den einflussreichen walachischen Bojaren. Das waren Großadelige mit ordentlichem Grundbesitz, die die Bauern in Abhängigkeit hielten. An der Macht des Adels – und des Klerus – kam auch der Woiwode nicht vorbei. Sie behielten sich vor, den Woiwoden zu wählen. In der Praxis führte das dazu, dass die Bojaren gerne mal verschiedene Kandidaten gegeneinander ausspielten, um ihre eigene Macht in Ruhe erweitern zu können. Rücksicht nehmen musste der Woiwode auch auf die Autonomie der Handelsstädte, von Siebenbürgen aus handelte man wie erwähnt mit profitablen Waren wie Erz, Salz, Gold und modernen Waffen. Einer ähnlichen Autonomie erfreuten sich auch die Szekler, eine Art berittene Grenztruppe. Am unteren Rand der sozialen Skala waren die Bauern, und auch die waren schwierig zu regieren: Diese Untertanen waren Rumänen oder Ungarn, dementsprechend orthodox oder katholisch. Klar, dass die Ungarn den Katholizismus förderten, um in der Walachei Einfluss zu gewinnen. Vlad II. Dracul war von Sigismund auserkoren, diese Absichten in die Tat umzusetzen, dafür dürfte er eigens zum Katholizismus übergetreten sein. Es war also keine Beiläufigkeit, dass Vlad 1436 einen katholischen Bischof für die Walachei ernannte. Man kann sich jetzt schon denken, dass er sich damit nicht nur Freunde gemacht hat.
Das bekam Vlad II. bald zu spüren. 1437 fielen osmanische Truppen von Serbien her in Siebenbürgen ein. Die dortigen Bauern nutzten das zum Aufstand, um ihre alten Freiheiten zurückzuerlangen. Das musste niedergeschlagen werden! Vlad II. zog dem Sultan entgegen und zahlte ihm Tribut, damit er sich aus dem Land zurückzog. Dann nahm das Heer aus Adel und Szekler grausame Rache an den Bauern. 1438 waren die Osmanen schon wieder im Land, dieses Mal wegen einer Operation, die sich (erfolgreich) gegen Serbien richtete. Vlad II. blieb nichts anderes übrig, als die Osmanen mit Truppen und Proviant zu unterstützen. Er konnte lediglich beim Sultan darum bitten, dass die Untertanen in Siebenbürgen nicht allzu hart von den osmanischen Truppen behandelt wurden. Nicht aus Menschenliebe, sondern weil Vlad sich Siebenbürgen nicht ganz zum Feind machen wollte.
Was blieb, war der Eindruck, dass man sich in der Walachei nicht auf Nachbarn wie Ungarn verlassen konnte, wenn es ernst wurde. Dort entbrannte 1439 sowieso ein heftiger innerer Streit verschiedener Adelsfraktionen, nachdem zunächst König Sigismund und bald danach dessen Schwiegersohn Albrecht II. gestorben war. Wer sollte nun auf den ungarischen Thron sitzen? Eine Partei wollte Albrechts neugeborenen Sohn Ladislaus (Postumus genannt, weil der nach Albrechts Tod auf die Welt gekommen war) haben, andere traten für eine Personalunion mit Polen-Litauen unter Wladislaw III. ein. Das war eine Großmacht, von der man sich in Ungarn Schutz vor den Osmanen versprach. Die Ungarn führten also einen netten Thronfolgekrieg, während die Walachei erneut von den Osmanen verwüstet wurde. Es war nicht zuletzt der Verdienst des Adeligen Hunyadi, dass die polenfreundliche Partei die Oberhand behielt. Hunyadi war ein exzellenter Kriegsherr, der auch den Osmanen offensiv Paroli bieten konnte. Das machte auch auf Vlad II. Eindruck, der sich deshalb an die Seite von Hunyadi stellte.
Irgendwie verständlich, dass Vlad je nach aktuellem Kräfteverhältnis zwischen den Mächten schwanken musste, um bestehen zu können. Es brachte ihm aber den Ruf der Unzuverlässigkeit ein – auch beim Sultan. Deshalb hatte er 1440 Vlad aufgefordert, ihm zwei seiner Söhne als Geisel zu übergeben. Vlad kannte die Situation, er war selbst viele Jahre Geisel am Hof Sigismunds gewesen, um für die Treue des Vaters zu bürgen. Jetzt entschied er, seinen ältesten Sohn Mircea bei sich zu behalten und die jüngeren Söhne Vlad Draculea und Radu an den Hof des Sultans zu schicken. Die beiden Söhne teilten das Schicksal vieler Kinder christlicher Herren, die der Sultan aufnahm, um sich des Einvernehmens mit seinen Vasallen zu versichern. Zugleich sollten die Geiseln sorgfältig erzogen werden, um später einmal im Geiste und Interesse des Sultans als Feldherrn oder hohe Amtsträger dem Osmanischen Reich zu dienen, vielleicht sogar in ihrem Heimatland als Gefolgsleute des Sultans zu herrschen. Eine der bekanntesten Geiseln war der Sohn des albanischen Adeligen Georg Kastriota. Er war inzwischen in osmanischen Diensten aufgestiegen, zum Islam übergetreten und hatte sich militärisch ausgezeichnet. In Albanien übernahm er Aufgaben und erhielt den Namen Iskender Beg = Skanderbeg. Ob sich Skanderbeg und Vlad Draculea nach 1440 am Hof des Sultans begegnet sind, ist nicht bekannt. Der Albaner sollte aber indirekt im Leben seines viel jüngeren Schicksalsgenossen eine wichtige Rolle spielen. Skanderbeg wurde 1442 als osmanischer Heerführer in Siebenbürgen besiegt und fiel vom Sultan ab – vermutlich, weil der Sultan ihm sein Erbe vorenthalten hatte oder weil der Sultan die Ermordung seines Vaters befohlen hatte. Um seine Ehre zu bewahren, musste Skanderbeg Rache üben. Gemeinsam mit Hunyadi führte er fortan den Krieg gegen das Osmanische Reich.
Der Zeitpunkt dafür war günstig, 1443 waren die Osmanen auf dem Balkan militärisch angeschlagen, auch wegen Hunyadis Erfolge. Die christliche Koalition, die nach Varna ziehen sollte, fügte sich zusammen. Die Walachei war daran nur mit einer kleinen Truppe beteiligt. Vlad II. wollte wohl lieber abwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden. Und seine beiden Söhne nicht gefährden. Von Hunyadi musste sich Vlad II. harsche Kritik anhören, als er mit seiner kleinen Truppe auftauchte. Hunyadi ging soweit, dem Woiwoden Verrat und Zusammenarbeit mit den Türken vorzuwerfen. Vlad zog seinen Dolch und konnte nur mit Mühe von einem Zweikampf abgebracht werden. Nach diesem Eklat reiste Vlad II. heim und überließ seinem Sohn Mircea die Führung der paar Leute innerhalb des Koalitionsheeres. Wir wissen bereits, dass die Christen am 10. November 1444 bei Varna von den Osmanen geschlagen wurden. Aber nun verstehen wir auch, warum Vlad II. den auf der Flucht befindlichen Hunyadi vorläufig gefangen nahm.
Große Erfolge gegen die Türken waren jetzt nicht mehr zu erwarten. Einzig Skanderbeg in Albanien konnte dem Sultan militärisch die Stirn bieten. Vlad II. sah sich wieder einmal veranlasst, die Seiten zu wechseln und ging 1446 ein Bündnis mit der Hohen Pforte ein. Darauf reagierte Ungarn mit entschlossener Härte, und das war kein Wunder: Nach dem Tod des polnischen Königs in Varna hatten sich die Ungarn entschlossen, den kleinen Ladislaus zu ihren König zu machen. Und wer war der ungarische Reichsverweser, also Ladislaus' Regent? Jawohl: Johann Hunyadi. Der knüpfte Kontakt zu den walachischen Bojaren und fiel 1447 in die Walachei ein, um mit Vlad II. aufzuräumen. Vlads Einheiten wurden geschlagen, sein Sohn Mircea gefangen und hingerichtet, Vlad selber auf der Flucht getötet. Hunyadi ernannte Vladislav II. aus der Linie der Danesti zum neuen Woiwoden und setzte auch in der Moldau einen ihm ergebenen Fürsten ein. Die Gegenreaktion war vorhersehbar. Sultan Murad II. ernannte umgehend seine Geisel, den inzwischen 17jährigen Vlad Draculea, zum rechtmäßigen Thronanwärter der Walachei und sicherte ihm zu, ihn bei der Durchsetzung seiner Ansprüche zu unterstützen.
Die Gelegenheit dazu bekam Dracula unverzüglich, er wurde mit einer kleinen osmanischen Streitmacht gegen den Ungarn Hunyadi geschickt und ergriff nebenher die Macht in der Walachei. Die Hauptstreitmacht der Türken marschierte direkt gegen Hunyadi und stellte diesen Mitte Oktober 1448 auf dem Amselfeld im Kosovo. Hier hatte schon 1389 einmal eine entscheidende Schlacht stattgefunden. Drei Tage dauerte der Kampf. Skanderbeg zog mit seinem Heer im Eilmarsch aus Albanien heran, konnte den Ausgang aber nicht mehr beeinflussen. Hunyadis Heer erlitt eine entscheidende Niederlage. Die Hoffnung, das Osmanische Reich zurückdrängen zu können, musste für viele Jahre begraben werden. Einer hatte sich rechtzeitig mit seinen Männern vom Amselfeld abgesetzt: Draculas Rivale Vladislav, der nun in die Walachei zurückkehrte und ihn vom Fürstenthron verjagte. Dracula hatte einfach keine Hausmacht, um das verhindern zu können. Schlimmer noch: Der Sultan erkannte die Realitäten und nahm den Tribut an, der ihm von Vladislav II. angeboten wurde. Das war eine schlimme Enttäuschung für Vlad Dracula, eine Rückkehr an den Hof des Sultans schien unter diesen Umständen nicht klug. Er bevorzugte es, sich in das Fürstentum Moldau abzusetzen.
Drei Jahre lang hockte Dracula dort herum, dann musste er sich erneut absetzen. Den politischen Wirren dort fiel der Woiwode Bogdan II. zum Opfer, der seine schützende Hand über Vlad gehalten hatte. Dracula musste nach Siebenbürgen fliehen. Es war sein Glück, dass es hier durchaus Unzufriedene mit Vladislavs Herrschaftsstil gab. Selbst als Hunyadi Kronstadt aufforderte, Vlad das Aufenthaltsrecht zu entziehen, geschah erst einmal nichts. Vlad war zu nützlich und Hunyadis Stern bereits im Sinken begriffen: 1452 wurde Ladislaus Postumus volljährig, und damit endete auch Hunyadis Zeit als Reichsverweser. Dracula hatte das Schlimmste für ihn abgewendet, aber für einige Jahre hörte man nichts weiter mehr von ihm – obwohl große Dinge geschahen. Im Osmanischen Reich folgte Mehmed II. auf den verstorbenen Murat und eroberte 1453 die Bastion Konstantinopel. Damit war das Kaiserreich Byzanz endgültig zerschlagen, der Weg auf den Balkan frei. 1454 und 1455 besetzte Mehmeds Heere weite Teile Serbiens. Auf den Vasallen Brankovic nahm der Sultan keine Rücksicht mehr, Anfang Juli 1456 stand er vor Belgrad. Mit der Eroberung dieser Stadt wäre das Zentrum Ungarns reif zur Eroberung gewesen. Hunyadi war erneut gefordert, aber er konnte auf keine Hilfe aus dem Ausland hoffen. Das war die Chance für Dracula.