Exkurs: Dante und sein Inferno
Dante Alighieri war 1265 geboren worden, eigentlich hieß er wohl Durante Alighiero III. Sein Leben war von dem Kampf der Ghibellinen und Guelfen um die Macht in Florenz geprägt. Nach seiner Teilnahme an der Schlacht von Campaldino 1290, bei der auf der Seite der guelfischen Bürgerwehr stand, arbeitete er sich politisch hoch und war ab 1296 wiederholt Mitglied im Rat der Hundert ,sowie in diplomatischen Missionen unterwegs. Im Sommer 1300 kam es in Florenz bei dem Besuch eines päpstlichen Legaten zu Unruhen, worauf der Papst die Stadt mit dem Kirchenbann belegte und Karl von Valois als „Friedensstifter“ herbeirief. Die Schwarzen Guelfen bekamen die Oberhand und verbannten ihre politischen Gegner aus Florenz, zu den Vertriebenen gehörte auch Dante. Im Exil betätigte er sich unter anderem als Schriftsteller, und zu seinen Werken gehörte unter anderem die „Monarchia“, in der er die göttliche Bestimmung des römischen Kaisertums zur Weltherrschaft und dessen Unabhängigkeit in weltlichen Dingen von der auf das Geistliche zu beschränkenden Herrschaft des Papstes beweisen will. Dante gab sich darin als Anhänger des Kaisers Heinrich VII. bzw. dessen Nachfolger Ludwig dem Baiern.
Das bekannteste Werk von Dante ist aber seine Commedia, die Göttliche Komödie. Es schildert seine Reise durch die Hölle (Inferno) zum Läuterungsberg (Purgatorio) bis hin ins Paradies (Paradiso). Sie sind jeweils in Schichten, neun konzentrischen Kreisen, unterteilt. Je näher man den engeren Kreisen kommt, desto sündiger bzw. heiliger sind die gestorbenen Seelen derer, denen Dante dort begegnet.
Dante wird von dem antiken römischen Dichter Vergil an die Hand genommen und zum Tor der Hölle geführt, auf dem der bekannte Spruch steht: „Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr eintretet“. Und dann steigen sie den trichterförmigen Abgrund hinab, den Satan bei seinem Sturz aus dem Himmel in die Erde gebohrt hat. Die neun Kreise der Hölle ordnen die Verdammten nach der Art ihrer Vergehen ein, im Grunde gemäß der sieben Todsünden.
Zunächst durchquert Dante den „neutralen“ Ort der Vorhölle, wo sich diejenigen befinden, die weder Gut noch Böse waren: „Himmel und Hölle nicht wollen sich mit ihnen beflecken“. Am Ufer des Flusses Acheron sammeln sich die verdammten Seelen, damit der Fährmann Charon sie übersetzt.
Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich der erste Höllenkreis, auch er eine Art Vorhölle, der Limbo. Hier sind die Ungetauften und gerechten Heiden, die ruhelos umhergehen. Dante sieht die großen Denker der Antike, Plato, Euklid und so weiter, außerdem Personen wie Saladin.
Jenseits des Limbo erfolgt das Sündengericht, die Seelen müssen Minos ihre Sünden beichten und werden von ihm dem passenden Höllenkreis zugewiesen. Runter zum zweiten Kreis der Hölle, zu den Lüsternen, die von einem Sturm durch die Lüfte geschleudert werden und deshalb keinen festen Boden unter ihren Füßen bekommen. Dort trifft Dante unter anderem auf Semiramis, Kleopatra und Achilles, oder dem ehebrecherischem Liebespaar Paolo und Francesca da Rimini, die von ihrem Gatten (Paolos Bruder) ertappt und erschlagen worden waren. Eine traurige Geschichte.
Im dritten Höllenkreis trifft Dante auf die Seelen der Gefräßigen, die im eisigen Regen im Schlamm liegen und vom Höllenhund Zerberus bewacht werden. Im vierten Höllenkreis befinden sich gemeinsam die Verschwender und Geizhälse. Sie sind dazu verdammt, gegeneinander schwere Felsblöcke zusammenzuschieben, wobei sie sich beschimpfen: „Was hältst Du fest?“ - „Was lässt Du los?“
Der fünfte Kreis der Hölle, hier ist der Sumpf Styx der Choleriker und Phlegmatiker. Obenauf zerreißen sich die Zornigen einander in den Fluten, während die Trägen untergetaucht bleiben.