Diesmal sammelte der Kaiser ein größeres Heer für Italien, in dem sich auch die Herzöge Heinrich von Baiern und Konrad von Staufen befanden. Ende 1136 erreichte das Heer die Ronkalischen Felder bei Piacenza, von dort ging es weiter nach Süden. Heinrich der Stolze bewegte sich durch die Toskana, sammelte dabei Innozenz II. auf, marschierte an Rom vorbei und kam nach Benevent. Lothars Heeresteil benutzte den Weg an der Adria entlang nach Apulien. Roger II. erkannte seine Unterlegenheit und bot dem Kaiser Verhandlungen und Geiseln an. Lothar aber überschätzte seine Möglichkeiten und wollte bis nach Sizilien vordringen.
Da widersetzten sich seine Soldaten und Heerführer und beschuldigten den Papst, dass er Lothar so weit treibe. Der Kaiser ließ sein Heer wieder nach Norden in Gang setzen, nachdem er die Verhältnisse in Süditalien politisch „geordnet“ hatte. Dieses Konzept ging aber nicht auf. Kaum war der Kaiser außer Reichweite, rückte Roger II. wieder in Süditalien vor und eroberte die ganzen strittigen Gebiete zurück. Sogar der Papst fiel ihm dabei im Juli 1139 in die Hände. Er wurde erst freigelassen, nachdem er Rogers Königreich anerkannt hatte.
Lothar III. erlebte das schon nicht mehr. Die Strapazen dieses langen Kriegszuges forderten ihren Tribut. Als das Heer Tirol erreicht hatte, wurde Lothar schwer krank und starb Ende 1137 in einer Bauernhütte.
Auf dem Sterbelager übergab er die Reichsinsignien seinem welfischen Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen, dem er auch sein Sachsen anvertraute und den er sich als Nachfolger wünschte. Die Situation ähnelte also frappierend jener zwölf Jahre zuvor, als Heinrich V. starb und seinen staufischen Schwiegersohn Friedrich von Schwaben als seinen Nachfolger wünschte. Würde auch der Welfe Heinrich der Stolze bei der Königswahl scheitern wie damals Staufer Friedrich?
Heinrich der Stolze trug seinen Beinamen nicht zu unrecht, und Stolz im Sinne von Anmaßung ließ jene Zurückhaltung, jenes Fünkchen standesüblicher Demut vermissen, die auch Herzog Friedrich 1125 zuvor gefehlt hatte. Nicht als Wähler betrat der Welfe Heinrich den Wahlort, sondern um sich wählen zu lassen.
Die folgenden Ereignisse sind übrigens auch der Inhalt des jüngst erschienen Romans von Sabine Ebert „Schwert und Krone“, dessen erster Teil „Meister der Täuschung“ den Zeitraum von 1137 bis 1147 abdeckt, beginnend mit dem Tod Lothars III. am 4. Dezember 1137 und dem Nachfolgestreit zwischen dem Staufer Konrad III. und dem Welfen Heinrich der Stolze. Ich habe das Buch momentan zur Hälfte durchgelesen, es ist recht unterhaltsam. Na ja, auch die üblichen Liebesgeschichten und die mich eher ermüdende Beschreibung der höfischen Garderobe sind Teil des Ganzen, aber es werden auch die anderen Fürsten und deren politischen Motive gebührend dargestellt. Die Reihe ist auf zehn Bücher angelegt, der zweite Teil – weiter ab 1147, Barbarossa wird schwäbischer Herzog – kommt zum 2017er Weihnachtsgeschäft raus.