Revolutionsbarometer 1826Spekulationszinsen: Mangels Interesse abgeschafft
Ernte: mies Konjunkur: mäh
Italien
Die Unabhängigkeit Griechenlands ist in den italienischen Städten das grosse Gesprächsthema, man feiert die Wiederauferstehung der Geburtsstätte der westlichen Zivilisation. Stellenweise versuchen die Carbonari die revolutionäre Begeisterung für ihre Zwecke zu nutzen und die bestehende Ordnung in Italien in Frage zu stellen. Die politische Polizei, welche damit freilich gerechnet hatte, kann die Unruhestifter allerdings alle schnell festnehmen. Wie die Situation in Sardinien-Piemont und dem Königreich beider Sizilien aussieht, ist unklar, da diese der politischen Polizei nicht unterstehen.
Griechenland
Im griechischen Unabhängigkeitskrieg kommt es nicht mehr zum Eingreifen des ägyptischen Vizekönigs. Einerseits liegt dies daran, dass sein Vasall nach der Auffassung des osmanischen Sultans zu grosse Forderungen für die militärische Hilfe stellt und die Verhandlungen nicht vom Fleck kommen. Vor allem aber verhindern seit Beginn des Jahres demonstrativ in der Ägäis patrouillierende Schiffe Grossbritanniens, Frankreichs und Russlands, dass sich die ägyptischen Schiffe überhaupt Griechenland nähern. Als die Expeditionsflotte letztlich sogar eine Blockade um den Hafen Konstantinopels errichtet, ist der Sultan zu einem für ihn demütigenden Friedensvertrag gezwungen und anerkennt die griechische Unabhängigkeit. Die drei Seemächte, die als Signatarstaaten die Einhaltung des provisorischen Friedensvertrags überwachen, beschliessen daraufhin in London zu einer Konferenz über die griechische Frage zusammenzutreten, um den zukünftigen Status Griechenlands zu regeln.
Allerdings wird in Athen, bevor die Konferenz das erste Mal zusammentreten kann, der phanariotische Adelige Alexandros Mavrokordatos zum 'König von ganz Griechenland' ausgerufen. Diese Thronbesteigung ist international zwar nicht anerkannt, bringt aber die Konferenzteilnehmer in Zugzwang.
Achtung Spoiler:
=> Revolution in Griechenland erfolgreich
Ein verregnetes Jahr
Ganz Mitteleuropa leidet in diesem Jahr unter ungewöhnlich hohen Niederschlagsmengen. Dies führt bei vielen Kulturpflanzen, insbesondere den weit verbreiteten Kartoffeln und bei Weizen, zu teils massiven Ernteausfällen. Da die Landwirtschaft schon im Vorjahr mit niedrigen Erträgen zu kämpfen hatte und die privaten Haushalte ihre eigenen Vorräte damals weitgehend aufgebraucht haben, ist nun eine deutliche Verknappung des Lebensmittelangebots festzustellen. Ein Stück weit verschont von den Auswirkungen des schlechten Wetters bleiben nur die Großherzogtümer Mecklenburg-Strelitz und Oldenburg. Die dort forcierte Urbarmachung auch schwierig zu bewirtschaftender Flächen hat zu einer recht weiten Verbreitung von weniger ertragreichen aber robusteren Kulturpflanzen geführt, die den Sommer weitgehend unbeschadet überstehen. Anders als im Katastrophenjahr 1816 ist dies keine weit verbreitete Hungersnot, auch wenn besonders dem einfachen Volk nun ein harter Winter bevorsteht. Aber die schlechten Ernten sind gerade in den Steuererhebungen schmerzlich spürbar. Aus Österreich und Bayern erreicht die übrigen Fürsten des Deutschen Bunds außerdem noch eine weitere Warnung: Die Niederschläge sind auch im Winter weiterhin sehr intensiv, was in den Bergen zu rekordhohen Schneedecken führt. Sollte die Schneeschmelze im Frühling zu abrupt einsetzen, ist entlang der großen Ströme mit Hochwassern zu rechnen.
(Hinweis: Sofern in euren individuellen Auswertungen sonst nichts erwähnt wird, gilt diese Beschreibung der Lage für alle Staaten)
Lippe-Detmold
In Lippe-Detmold werden ein Jahr nach der Missernte von 1824 deren Auswirkungen immer deutlicher spürbar. Die Ernte reicht auch diesen Sommer kaum für die Versorgung der Bevölkerung und die privaten Haushalte haben keine eigenen Vorräte mehr, auf die sie zurückgreifen können. Besonders in den Städten werden daher auf den Winter die Nahrungsmittel knapp. Eure Minister sind beunruhigt, haben doch die Vorgänge in Kurhessen gezeigt, dass die Lage bei Hunger und politischer Unzufriedenheit sehr schnell außer Kontrolle geraten kann.
Zudem habt ihr zunehmend damit zu kämpfen, dass ihr euren furchterregenden Ruf schrittweise einbüßt. Die erfolgreiche Flucht der Detmolder Fünf und die Blockade in der Karlsbader Zentraluntersuchungskommission schaden deren Reputation bundesweit, was auch auf den Fürsten von Lippe-Detmold zurück fällt. Die Worte 'Was will der Fürst denn schon machen, die Kommission rufen?' sind gemäß euren Spitzeln neuerdings ein beliebter Witz in gewissen Kreisen. Rufe nach einer Liberalisierung der Gesellschaft werden wieder laut.
Das Straßenbauprojekt kommt weiterhin gut voran und ist sogar ein wenig vor dem Zeitplan. Es finden sich unter den Soldaten viele Freiwillige für die Arbeiten, die mit dem Zusatzverdienst ihren Sold aufbessern, um angesichts der steigenden Lebensmittelpreise ihre Familien versorgen zu können.
Die reformierten Gemeinden sind zuversichtlich, dass trotz des so stark propagierten "Heiligen Jahres" der papistische Unglaube in Lippe nicht weiter um sich greift, sie fühlen sich hierbei vom Fürsten bestärkt.
Thüringen
Die Delegationen kommen mit den Landesbüchern überraschend schnell voran, das Liegenschaftskataster ist sogar schon beinahe für ganz Thüringen fertig gestellt. Man wird den Terminplan daher voraussichtlich übertreffen und euch schon im nächsten Jahr sehr genaue Bevölkerungszahlen vorlegen können. Zudem sorgt das Gewerbebuch in den Gemeinden, wo es bereits ausliegt, für eine gewisse Verbesserung in der Produktivität des lokalen Gewerbes, die Kaufleute profitieren davon im lokalen Rathaus jederzeit und schnell Geschäftspartner ausfindig machen zu können. Man gibt euch aber zu bedenken, dass Kataster naturgemäß mit jedem Jahr zunehmend veralten und irgendwann den Punkt erreichen, an dem sie faktisch wieder nutzlos sind. Um die Bücher auch in Zukunft aktuell zu halten, wird deshalb ein ständiges Budget notwendig sein, wie es in Oldenburg für das Katasterwesen üblich ist.
Die Bevölkerung nimmt durch die Pilgerreise wohlwollend zur Kenntnis, dass sich die fremdländische Prinzessin bereits nach wenigen Jahren im Lande tief thüringisch fühlt. Brot wäre vielleicht trotzdem besser als beten.
Währenddessen brodelt es in der thüringischen Armee seit die Einheiten von ihrem Einsatz in Kurhessen zurückgekehrt sind. Nicht nur dass die Niederlage bei Melsungen ein harter Schlag für die Moral der Truppe war, im recht liberal gesinnten Offizierskorps ist man auch hochgradig unzufrieden von den Ergebnissen des Feldzugs. Diese negative Grundstimmung greift nach einiger Zeit auch bei den Mannschaftsgraden zunehmend um sich, man will, wie es heißt 'Nie wieder in die Situation kommen auf unsere für eine gerechte Sache kämpfenden deutschen Brüder feuern zu müssen, um einen reaktionären Gewaltherrscher zu retten.' Diese Haltung wird auch von breiten Kreisen im Parlament vertreten, die ganz offen fordern die Armee Thüringens einen Schwur auf diesen Grundsatz leisten zu lassen und in Zukunft der Volksvertretung bei Militäreinsätzen ein Mitspracherecht einzuräumen. Ein paar der Kompanien haben diesen Schwur nach ihrer Rückkehr aus Kurhessen spontan bereits geleistet und werden darin vom Parlament unterstützt.
Zudem ist in diesem Winter ein seltsames Flugblatt im Umlauf:
Die Detmolder Fünf geben auf Nachfrage jedoch an, dass sie nichts mit dem Flugblatt zu tun hätten. Sie behaupten jemand versuche ihren Ruf durch die Verbreitung solcher Hetzschriften zu beschädigen.Liebe Brüder der Freiheit: Vor einiger Zeit flohen wir, die Detmolder 5 vor der grausamen Fürstin von Lippe und kamen hier her, ins schöne liberale Thüringen. Hier konnten wir ungestört publizieren, da die abscheulichen Karlsbader Beschlüsse hier nicht gelten und auch keine friedlichen Bürger mit Artillerie aus ihren Häusern vertrieben werden. Wir dachten wir hätten Brüder im Geiste gefunden – Hexarchen, die sobald das abscheuliche Trio Bayern, Österreich und Preußen im Chaos versinkt, die Demokratie ausruft.
Doch weit gefehlt, statt die Hessen in ihrem Freiheitskampf heimlich mit Waffen zu unterstützen, wie unsere fränkischen Brüder wurden sie im Bunde mit den strategisch unfähigen Preußen und den tumben Hannoveranern von der THÜRINGISCHEN ARMEE MASSAKRIERT!!!
Hätten sie doch wenigstens Bier verteilt und wären in ihren Lagern geblieben – wie die ewig versoffenen Bayern. Aber nein, hier zeigen die Tyrannen ihr wahres Gesicht.
Dabei hat alles so gut begonnen, mit der Gründung der thüringischen Föderation gab es einen ersten Schritt in Richtung Nationalstaat. Dieser Weg muss unbedingt wieder eingeschlagen werden, gleichzeitig müssen die stehenden Armeen abgeschafft werden. Dazu haben wir uns einige Gedanken gemacht am besten mit einem Volksheer.
Jeder taugliche Bürger soll Zugang zu einer Waffe erhalten, man kommt in gewissen Intervallen zu Übungen zusammen und im Falle einer äußeren Bedrohung wäre jeder verpflichtet zur Verteidigung des Landes beizutragen. Damit wären drei Fliegen mit einer klappe geschlagen: Man spart Unmengen an Geld, man hat im Ernstfall viel mehr Soldaten und die Volksarmee wird niemals ihre Waffen gegen ihre Volksgenossen richten.
Sollten die Hexarchen nicht einverstanden sein und mit den versoffenen Bayern gemeinsame Sache machen muss wohl oder übel der Weg des bewaffneten Volksaufstandes beschritten werden.
Pro Patria! Pro Germania!
Die Detmolder 5
Hinten auf dem Flugblatt ist eine Karikatur zusehen: Der Deutsche Michel, diesmal in hessischer Uniform wird während er den vor ihm liegenden Oberst Klink erschießen will von hinten von dem reus'schen Hexarchen erstochen. Im Hintergrund sieht man die anderen fünf Hexarchen, wie sieh sich zusammen mit dem bayrischen König besaufen.
Bayern
Man beginnt mit dem Aufbau eines modernen Katasters nach dem Vorbild Oldenburgs. Allerdings geben die Verantwortlichen zu bedenken, dass die Aufgabe im Königreich Bayern eine ungleich größere ist als in dem Großherzogtum. Bayern ist recht groß und setzt sich aus einer Vielzahl Territorien mit sehr unterschiedlicher Verwaltungsgeschichte zusammen, wodurch man oft fast keine Grundlagen hat, um darauf aufzubauen. Man rechnet damit, dass die Arbeiten erst in etwa drei Jahren abgeschlossen sein werden. Das Überführen der eingezogenen Ländereien in die Königsdomäne läuft bislang problemlos.
Die Unterstützung für die Armenstiftung wird wie angeordnet gestrichen. Man ist allerdings etwas verwirrt darüber, dass weiterhin zu Spenden für eine Organisation aufgerufen wird, der die staatliche Unterstützung entzogen wurde.
Eure Verlautbarung zum Aufstand in Franken kommt bei eurer katholisch-konservativen Machtbasis sehr gut an. Sie hätte sich von Anfang an ohnehin viel weniger Verhandlungsbereitschaft gewünscht und sieht die Verlogenheit der Aufständischen damit als erwiesen an. Die Exil-Franken reagieren auf die Verlautbarung unterdessen mit Humor. Nach kurzer Zeit ist in den Grenzgebieten ein Flugblatt im Umlauf, das eure Aussage zur deutschen Nationalbewegung persifliert:
"Die deutsche Nation ist die Bruderschaft vieler Stämme (Bayern, Franken, Preußen, Thüringer, Sachsen etc.). – Bayrischer König anerkennt Anspruch der Franken auf eigenen Staat!!!"
Die Gläubigen freuen sich im Heiligen Jahr über die vielfältige Hinwendung des Königs. Man hatte freilich vom tiefgläubigen König Bayerns auch nichts geringeres erwartet.
Mecklenburg-Strelitz
Der Ernteertrag in Mecklenburg ist auch in diesem Jahr recht bescheiden, im Nordosten des Bundes hat ein Sommer mit außergewöhnlich viel Niederschlag insbesondere zu weit verbreiteter Kartoffelfäule geführt. Mit dem im Balkan erworbenen Getreide kann in Strelitz eine Krise jedoch weitgehend verhindert werden und der Großherzog wird während seiner Reise in vielen Ortschaften geradezu begeistert empfangen. Euer Beraterstab ist jedoch gespalten in der Frage, ob die vorgesehene dezentrale Lagerung der Notvorräte eine gute Idee ist. Die schnelle Reaktionszeit in Krisenzeiten spricht dafür, allerdings waren einige der Berater im Frühjahr als Beobachter des Kurhessen-Einsatzes in Westfalen unterwegs und haben aus den Geschehnissen dort die Lehre gezogen, dass weit verteilte und deshalb nicht zu verteidigende Getreidelager gegenüber plündernden Banden auch hochgradig anfällig sind.
Eine Delegation aus Lübeck ist zudem an eurem Hof angekommen. Die Stadtväter interessieren sich sehr für die in Strelitz bislang so erfolgreiche Sozialkommission und möchten mit euch die Möglichkeit einer Partnerschaft in diesem Bereich besprechen. Das hieße, dass man Lübeck entweder Berater zur Verfügung stellen würde, um dort eine eigene Sozialkommission aufzubauen oder ihren Zuständigkeitsbereich einfach auf die Stadt auszudehnen.
Die Katholiken des Landes freuen sich im Heiligen Jahr, dass sie auch als kleine Minderheit durch den Fürsten wahrgenommen werden.
Mecklenburg-Schwerin
In mehreren Verhandlungsrunden könnt ihr eure Gläubiger weitgehend beruhigen, insbesondere nachdem Mecklenburg-Schwerin im Verlauf des Jahres wie von euch angekündigt damit beginnt die Kredite einen nach dem anderen zurück zu zahlen. Es bleiben sogar Geldmittel übrig, welche dem Infrastruktur-Komitee zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Die Kreditgeber würden sich zwar sehr dafür interessieren, woher diese grossen Summen so plötzlich herkamen, doch die Hofbuchhaltung hüllt sich in Schweigen. (-> schuldenfrei)
Die Baukommission der Verwaltung und auch eure Verwandten im Infrastruktur-Komitee präsentieren mehrere Ideen, die im wesentlichen auf zwei mögliche Vorgehensweisen hinaus laufen:
1. Wie einige andere Staaten des Deutschen Bundes es vorgemacht haben, könnte man versuchen die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft so zu verbessern, dass für private Investoren Anlagen in Mecklenburg-Schwerin besonders attraktiv erscheinen. Dies wäre durch Steuererleichterungen, Liberalisierungen der Wirtschaft etwa durch Aufhebung der Gilden, Handelsverträge mit dem Ausland und/oder andere finanzielle Anreize zu erreichen. Die Kritiker dieses Vorgehens geben aber zu bedenken, dass der Erfolg dieser Massnahmen dennoch unsicher ist. Nur weil es in einem Staat funktioniert hat, muss sich das nicht zwingend wiederholen.
2. Die Gegenseite befürwortet dagegen eher eine weitere Stärkung der Verwaltung durch Schaffung eines staatlichen Investitions-Fonds. Dieser würde gezielt in gewisse Teile der Wirtschaft investieren und etwa den Aufbau von grossen Verarbeitungsbetrieben finanzieren. Dadurch könnten gezielt die Wirtschaftszweige gefördert werden, welche der Verwaltung am erfolgversprechenden erscheinen, man würde sich auf Bereiche konzentrieren, wo die internationale Konkurrenz geringer ist. Auch diese Vorgehensweise hat ihre Kritiker, welche einwenden, dass sich der Fonds auch verspekulieren und teure Fehlinvestitionen tätigen könnte. Zudem ist dieser Weg beim liberalen Bürgertum unbeliebt und schreckt private Investoren ab, da diese befürchten müssen gegen einen solchen Staats-Moloch nicht bestehen zu können.
Die Katholiken aus den Residenzen freuen sich über die Unterstützung. Sie kehren aus dem Süden mit zahlreichen Ideen für die Gestaltung der Gotteshäuser zurück. Allerdings zeigen sich die Theologen an der Universität Rostock zunehmend besorgt über den Einfluss von Katholiken am großherzoglichen Hof, sie fürchten um die Position des reformierten Glaubens.
Preußen
Ein halbes Jahr nach dem Kurhessen-Einsatz liegt dem preussischen Hof der angeforderte Untersuchungsbericht externer Militärexperten über den Zustand der preußischen Armee vor. Ihre Analyse lässt sich in vier Worten zusammenfassen: Schlechter als ihr Ruf. Das größte Verbesserungspotential ortet der Bericht im Offizierscorps, vor allem bei jenen Offizieren, die an der Militärakademie in Berlin ausgebildet wurden. Deren Lehrpläne basieren im Wesentlichen noch immer auf Strategien und Taktiken, die während der Heeresreformen zur Zeit der Koalitionskriege entstanden und seither nicht mehr weiter entwickelt wurden. Nur ein kleiner Teil der Offiziere – nämlich denjenigen, die in Braunschweig an der dortigen Clausewitzschen Akademie ausgebildet wurden – hat eine Ausbildung genossen, die den aktuellen Standards entspricht.
Betreffend der Ausrüstungsstands ist die Bilanz zwiespältig. Er ist nicht wirklich schlecht, aber auch kaum über dem Durchschnitt der meisten anderen deutschen Staaten. Auf jeden Fall sind besonders die vergleichsweise teuren Einheiten, etwa die Artillerie, finanziell nicht besonders gut aufgestellt, angesichts des preußischen Anspruchs die beste Armee im Deutschen Bund zu unterhalten. Mit einer dauerhaften Erhöhung des Militäretats auf 4 G pro Soldat würde sich nach Einschätzung der Experten die Qualität der Ausrüstung merklich verbessern lassen.
Festungsprojekte sind gemäß den Experten stets eine Sache, für die man theoretisch endlos viel Geld ausgeben kann, wie das Beispiel der Bundesfestung Mainz zeigt. So könnte man allein für einen einzigen Standort über viele Jahre sicher 200'000 G und noch mehr ausgeben und doch würde sich vielleicht nach zehn Jahren, wenn sich die Waffentechnik weiter entwickelt hat, doch wieder Verbesserungspotential ergeben. Man kann auf der anderen Seite den Ingenieuren auch einfach mal ein Budget von 10'000 G zuweisen und sehen, wie viel sie damit erreichen können, letztlich werden die Ergebnisse weitgehend der Höhe der Ausgaben entsprechen. Wie viel die Festungsanlagen allgemein im Kriegsfall wert sind, hängt vor allem davon ab, wie sie in das strategische Gesamtkonzept der Armee eingebunden werden.
Ganz allgemein hat der Ruf der preußischen Armee im Zuge des Kurhessen-Einsatzes erwartungsgemäß gelitten und mancherorts stellt man sich ganz offen die Frage, ob sie in ihrem gegenwärtigen Zustand wirklich in der Lage wäre die Rheingrenze gegen äußere Feinde zu verteidigen. Zudem hat die Tatsache, dass sich die kurhessischen Rebellengruppen eine Zeit lang ungehindert im Grenzgebiet bewegen konnten, außerhalb der altpreußischen Gebiete Westfalens und der Rheinprovinz zu einem Erstarken der lokalen Oppositionellen geführt. Gewisse Agitatoren glauben, dass Berlin weiteren Aufständen gegenüber tatsächlich so anfällig sein könnte, dass man ihm bei einer günstigen Gelegenheit die vollständige Wiedereinführung des Code civil oder sogar die Unabhängigkeit abtrotzen könnte.
Die Beamten freuen sich über die Geste, die ihnen die Teilnahme am Pilgerzug nach Rom ermöglichen soll. Die Resonanz auf das Angebot ist jedoch überraschend gering. Das könnte daran liegen, dass 14 Tage inklusive Reisezeit nach Meinung mancher nicht ausreichen, um den vollkommenen Ablass zu erreichen.
Baden
Das für die Brückenprojekte verantwortliche Planerteam muss antraben und einem Fachgremium des Polytechnikums gegenüber die Kosten für die Rheinbrücken rechtfertigen. Nach ihrer Darstellung sollen mit dem vorliegenden Projekt zwei solide und breite Brücken realisiert werden, die mit einem Minimum an Wartung auch in 50 Jahren noch stehen werden. Selbstverständlich gebe es auf Wunsch zum Teil großes Einsparpotential. Wenn man bereit ist es in Kauf zu nehmen, dass die Brücken wie einst die Lange Bruck bei jedem kleinen Hochwasser teilweise weg geschwemmt werden und wieder aufgebaut werden müssen, kann etwa massiv an der Bausubstanz und den Schutzverbauungen gespart werden. Ein weiterer möglicher Ansatz wäre die Brücken ganz einfach in der Breite zu reduzieren, den Kostenersparnissen würde in diesem Fall eine geringere Kapazität gegenüber stehen.
Die Kornkammern werden entsprechend den Anweisungen errichtet und wenig überraschend nach dem verregneten Sommer auch gleich das erste mal genutzt. Eure Berater geben jedoch zu bedenken, dass die großen Kornspeicher für den Moment die Ernährungssicherheit verbessert haben, aber ihre Finanzierung für die Zukunft dringend geregelt werden sollte. Das Korn muss schließlich regelmäßig ersetzt und die Speicher unterhalten werden, ansonsten wird es Baden ähnlich ergehen wie anderen deutschen Staaten, die während des Hungerjahres im vorherigen Jahrzehnt massiv in ähnliche Systeme investierten, die aber nach dem Ende der Krise wieder verfallen ließen.
Die Vertreter der Konfessionen bedanken sich für die Unterstützung. Es entstehen Gerüchte, das katholische Bistum würde die Mittel nicht für Pilger, sondern für den Ausbau der eigenen Strukturen verwenden. Als Antwort verweisen einige Katholiken auf die vollkommen unklare Zweckbindung der Subvention für die Protestanten.
Oldenburg
In der Universität Oldenburg kommt es zu Protesten gegen die Behandlung der in Bayern verurteilten Studenten. Man nimmt es dem Großherzog sehr übel, dass er ein Urteil der bayrischen Justiz einfach ohne weiteres akzeptiert und vollstrecken lässt, insbesondere für ein 'Vergehen', das in Oldenburg kaum nennenswert geahndet würde. Die Feierlichkeiten zum Abtritt von Peter Friedrich Ludwig werden von der ganzen Affäre überschattet, hat er doch seinen bisheriger Ruf als herausragend liberaler Fürst und Verfechter des Rechts auf freie Meinungsäußerung zumindest unter der Studentenschaft verspielt. Von seinem Nachfolger erhofft man sich daher eine Revision in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Bayern.
Bei den Zahlungen für die Bauern rechnet die Verwaltung mit jeweils ca. 400 G zusätzlich pro Jahr, die man für jeden zusätzlichen 10%-Schritt runter von den ursprünglich geplanten 120% zuschießen müsste. Auf eine Empfehlung welcher Wert denn nun der optimale sei, wollen sich die Verantwortlichen nicht festlegen lassen. Klar ist einfach, dass die Verteilung beschleunigt wird, je tiefer der Wert liegt. In dem Zusammenhang entsteht unter den Experten noch eine weitere Kontroverse: Sollen die vergebenen Grundstücke mit einem Weiterverkaufsverbot belegt werden? Denn wenn der Wert letztlich unter 100% liegen würde, könnte man sonst die Parzellen mit einem hübschen Profit gleich weiterverkaufen. Die Kritiker dieses Verbots wenden hingegen ein, dass eine solche Regelung die neuen Besitzer praktisch an die Scholle binden würde und damit die Attraktivität des Angebots wieder senken würde.
Die Katholiken sind dankbar für die Unterstützung. In Militärkreisen kommt es zu Irritationen, als Pilger aus Mecklenburg-Schwerin das Angebot zur Übernachtung in einer Kaserne wahrnehmen. Die Gemeinden in Schwerin und Ludwigslust sind für ihre Nähe zum Großherzog bekannt, die Militärs vermuten Spione unter den Gläubigen.
Sachsen
Eure Beamten überbringen euch gute Neuigkeiten. Der Census und die geforderten statistischen Daten konnten von ihnen sehr viel schneller erfasst werden, als man angenommen hatte und das neue, aktuelle Zahlenmaterial erleichtert der Verwaltung die Arbeit bereits erheblich. Daher haben sie nun die mutige Prognose gewagt, dass man die Arbeiten am Kataster wohl schon in den nächsten zwei Jahren wird abschließen können. Natürlich wird die Verwaltung und ständige Aktualisierung von Census und Kataster auch danach ständig ein gewisses Budget benötigen, dessen Höhe wohl vor allem vom Bevölkerungswachstum in Sachsen abhängen wird.
Nachdem Bürgschaft und staatliche Beteiligung bewilligt wurden, sind die beiden Unternehmen vorerst vor der Pleite gerettet. Mit der Garantie des sächsischen Staates im Rücken gelingt es den Fabrikanten trotz ihres angeschlagenen Rufs erfolgreich in England Verträge über die Lieferung neuer Maschinen abzuschließen und sogar einige private Investoren zu gewinnen. Die Firmen schreiben zwar noch immer rote Zahlen, dennoch schaut man in Chemnitz wieder optimistischer in die Zukunft.
Die Urheber der Streitschrift, eine Gruppe junger Männer aus durchaus angesehenen Kaufmannsfamilien, werden im Herbst dingfest gemacht und in schnellen Gerichtsverfahren zu langen Haftstrafen verurteilt. Der Entwurf für die Verfassung Sachsens wird wenige Tage darauf veröffentlicht, was sich in der Folge als fatal erweist. Die öffentliche Meinung kippt und statt wie erhofft die Menschen mit dem Verfassungsentwurf zu beruhigen, wird er allgemein als unzureichend abgelehnt. Die Öffentlichkeit will sich mit dieser Mogelpackung, wie man die Verfassung gemeinhin nennt, auf keinen Fall abfinden. Schon der Verzicht auf ein Parlament an sich wäre wohl abgelehnt worden, aber dass der König ihnen ein paar freiheitliche Rechte hierfür als gleichwertige Gegenleistung anpreist empfinden liberale Kreise, aber nicht nur diese, geradezu als Frechheit. Außerdem sind mit der Meinungs- und Religionsfreiheit gleich zwei zentrale Freiheiten, mit voller Absicht wie man annimmt, nicht mal erwähnt worden. Das soll die wegweisende Verfassung sein, mit der man das Volk Sachsen so lange Zeit immer wieder vertröstet hatte? Als größter Unterstützer des Königs erweist sich in dieser explosiven Lage der Winter: Starke Schneefälle in ganz Sachsen sorgen dafür, dass mehrere Protestmärsche gegen die königliche Politik abgesagt werden müssen und die Lage im Land trotz allem weitgehend ruhig bleibt.
Die wenigen Katholiken im Staatsdienst bedanken sich schriftlich für das Angebot eines ganzen Jahres Urlaub. Sie bleiben jedoch im Lande, um ihre Aufgabe nicht zu vernachlässigen. Gerüchten zufolge würden die lutherischen Vorgesetzten die Chance der Abwesenheit sonst nutzen und Entlassungsgründe fingieren. Bei den katholischen Gemeinden in der Lausitz wird nichts von der versprochenen Unterstützung wahrgenommen. Wenn der König aber keinen Einfluss in der Lausitz geltend machen kann, stellt sich die Frage nach der Legitimität der Herrschaft. Erste Bauernfänger, die über eine slawische Identität philosophieren, ziehen agitierend über die Dörfer und gewinnen einige Aufmerksamkeit.
Hannover
Eure Beamten weisen zunächst mal darauf hin, dass ein System von Kornspeichern selbstverständlich eine Hungersnot nicht gänzlich verhindern, sondern bestenfalls lindern kann. Eine solche Menge Nahrungsmittel, die für eine absolut lückenlose Versorgung der Bevölkerung notwendig wäre, könnte niemals gelagert werden. Die bestmögliche Lösung würde dauerhaft 10% des hannoveranischen Etats binden, diese wird von eurem Finanzminister aber verächtlich eine 'sauteure und ineffiziente Luxus-Variante' genannt, er plädiert für eine deutlich preiswertere Lösung.
Da der nasse Sommer auch in Hannover die Ernteerträge einbrechen lässt, wird ein Teil des Budgets, das für die Errichtung und Planung der Kornspeicher vorgesehen war, von der Verwaltung anderweitig verwendet. Sie kaufen im benachbarten Oldenburg, dessen Landwirte erstaunlicherweise selbst in diesem Jahr einen kleinen Überschuss erwirtschaften, Nahrungsmittel ein, mit denen man die größte Not in den Städten etwas abmildern kann. Ein Untersuchungskomitee kommt einige Monate später aber zum Schluss, dass sich die federführenden Beamten bei ihren Einkäufen von den findigen Bauern Oldenburgs wohl ein wenig haben übervorteilen lassen und zu hohe Preise bezahlt haben.
Der Zollvertrag mit Brasilien ist beim Gewerbe sehr populär, in Hannover werden mehrere kleine Handelsunternehmen gegründet, die in das Geschäft mit brasilianischen Waren einsteigen. Allerdings erweisen sich die Anwerber Brasiliens auch als sehr geschickt. Mit großzügigen finanziellen Angeboten gelingt es ihnen in der Universität Hannover, die ohnehin schon unter einem gewissen Mangel an qualifizierten Dozenten leidet, drei Professoren abzuwerben und mehrere derer Abschlussstudenten gleich mit zu verpflichten. Sogar das Militär Hannovers spürt die Wirkung der Werber ein Stück weit, insgesamt zwölf der höheren Offiziere geben ihren Abschied und wandern nach Brasilien aus.
Die katholischen Staatsdiener freuen sich über den Sonderurlaub. Die meisten nutzen die Möglichkeit für ihre Grand Tour. Sie bedauern, dass die Zeit nicht ausreicht, um den vollkommenen Ablass zu erlangen. Irritiert zeigen sich die zahlreichen katholischen Gemeinden darüber, dass der König die Möglichkeit für eine echte Unterstützung verstreichen lässt. Handelt es sich doch nur um hohle Worte?
Dänemark
Da die Verfassungsproblematik weiterhin nicht angegangen wird, bestehen die Spannungen zwischen dem dänischen Hauptland und den deutschen Fürstentümern unter der Oberherrschaft Dänemarks fort. Noch gibt es keine Berichte von verdächtigen Aktivitäten der liberalen Rädelsführer, dennoch ist euer Beraterstab beunruhigt und drängt darauf die Sache so schnell wie nur irgendwie möglich anzugehen. Es sei erfahrungsgemäß besser zu agieren als zu reagieren.
Die Generalität ist selbstverständlich mit dem Truppenabbau zunächst mal unzufrieden, aber man sieht ein, dass der Wiederaufbau der dänischen Flotte angesichts der gegenwärtigen strategischen Lage erst mal Vorrang habe. Sie versuchen euch aber trotzdem das Versprechen abzuringen, dass die Truppen in Zukunft wieder aufgestockt werden. Wobei die moderateren Offiziere hinter vorgehaltener Hand meinen, dass die Generäle, die ständig nach mehr Soldaten schreien, wohl vor allem den Verlust Norwegens noch immer nicht verdaut hätten und versuchen mit einer 'furchteinflößend' großen Armee einen Krieg mit Schweden oder ähnliche Dummheiten zu provozieren.
Württemberg
Die Experten aus Sachsen versichern euch, dass die Sparkasse mit den bereits gesprochenen Mitteln gut kapitalisiert ist. Da man plant profitabel zu arbeiten, wird es voraussichtlich auch nicht notwendig sein regelmäßig Geld in das Institut einzuschießen. Dies würde sich nur dann ändern, wenn die Sparkasse auf Anordnung des Königs Kredite so weit unter den Marktzinsen anbieten sollte, das es faktisch auf eine Subvention der württembergischen Wirtschaft hinaus liefe.
Der verregnete Sommer trifft das Königreich Württemberg in diesem Jahr hart, der Einbruch der landwirtschaftlichen Produktion und die dadurch geringeren Steuereinnahmen sind deutlich spürbar. Allerdings führt das nun schon zweite schlechte Erntejahr in Folge bei den Bauern Württembergs auch zu einem gewissen Umdenken. Die Innovationen bisher nicht so zugeneigten Bauern sind nun in wesentlich größerer Zahl dazu bereit sich mit den neuen Anbaumethoden zu befassen, welche die Ackerbauschule Hohenheim propagiert.
Der Finanzminister vertritt die Ansicht, dass eine Senkung von nur einem halben Prozentpunkt kaum etwas bringen würde, außer vielleicht der breiten Bevölkerung die Grundlagen der Bruchrechnung zu vermitteln. Zumal die jährlichen Steuereinnahmen für gewöhnlich durch andere Einflüsse in einem viel größeren Ausmaß variieren. (anders ausgedrückt: Oxford sagt nein )
Die Erhöhung des Solds für die Soldaten und die Verbesserung ihrer Ausrüstung führt, wie zu erwarten war, zu einer Hebung der Moral in der Truppe. Die Männer des 1. Stuttgarter Regiments haben den König sogar eingeladen sich ihnen in ihrer Stammkneipe mal anzuschließen, sie wollen dort alle auf das Wohl ihres Monarchen anstoßen.
In der angespannten konfessionellen Situation des Landes wird das Signal des Königs weitgehend positiv aufgenommen. Das Hohe Fest der Katholiken wird gefeiert, aber auch ein Ausgleich für die andere Konfession bereitgestellt. In orthodox-evangelischen Kreisen gibt es zuweilen Verstimmung über die ungerechte Gewichtung: Die Katholiken erhalten pro Kopf doppelt so viel wie die evangelischen Christen. Die Schüler des Wilhelmsstiftes vertiefen ihre Verehrung für ihren Landesvater. Hier wird eine loyale katholische Elite ausgebildet.
Österreich
In der Unterredung mit dem Kaiser können die Generäle weitgehend auf die Linie der Reform eingeschworen werden. Gegenüber der Landwehr sind sie aber immer noch sehr kritisch eingestellt, da sie gewisse Zweifel hegen, ob die Länder stets in der Lage und Willens sein werden die Kontingente angemessen zu unterhalten. Man kann den Ländern in diesem Punkt entweder vertrauen, was die Autorität der noch neuen Landesparlament stärken und sicherlich den lokalen Steuerzahlern gefallen würde, aber andererseits das erwähnte Risiko einer ungenügenden Finanzierung in sich birgt. Oder die Regierung in Wien übt Druck auf die Landesparlamente aus und ernennt vielleicht sogar einen Marschall, der für die Kontrolle der Finanzierung der Landwehren zuständig wäre. Dies würde ihre Einsatzfähigkeit sicherstellen, aber andererseits die Landesparlamente in die ungemütliche Lage versetzen in Krisenzeiten hohe Abgaben einzutreiben, um die notwendigen Gelder zu erhalten.
Die GeRePo leitet aus den Anordnungen des Kaisers die ausdrückliche Erlaubnis ab, Verdächtige ohne formelle Gerichtsverfahren zu inhaftieren und gefährliche Elemente auch für längere Zeit gefangen zu halten, wenn sie oder die Geheimen Staatskonferenz dies für notwendig erachten. Entspricht dies euren Vorstellungen? Die Führung der GeRePo hält diese Praxis selbstverständlich für wünschenswert, da gerade die radikalen Liberalen die Angewohnheit haben Gerichtsprozesse für öffentlichkeitswirksame Auftritte zu nutzen.
Die Verwaltung der britischen Kapkolonie führt ihre Blockadepolitik ungehindert der Proteste auch in diesem Jahr fort. Gemäß den Berichten, die euch die Kapitäne überbringen, verschlechtert sich die Situation daher weiter und es kommt zu vereinzelten Desertionen. Der britische Botschafter gibt Außenminister Metternich gegenüber zu verstehen, dass für jede ausländische Niederlassung im Einzugsbereich der Kapkolonie die gleichen Regeln gelten und man sich nicht genötigt sehe der Kolonieverwaltung oder den lokalen Händlern irgendwelche Anweisungen zu erteilen, dass sie eine österreichische Kolonie zu unterstützen hätten. Seine Majestät George IV. Augustus Frederick, König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland und König von Hannover, versichert euch in einer Depesche, dass man sich selbstverständlich kein Zerwürfnis zwischen den beiden Mächten wünsche. Doch belaste der Versuch in der Region militärisch und wirtschaftlich Fuß zu fassen unvermeidlich die Beziehungen zwischen Großbritannien und Österreich, da man auf lange Sicht Konkurrenz um Land und Märkte befürchten müsse und die Region wegen des latenten Konflikts mit den Buren ohnehin ein politisches Pulverfass sei. Als Zeichen des guten Willens ist George IV. daher zu folgendem, einmaligen Angebot bereit: Die britische Krone bietet 25'000 G dafür, dass das Kaisertum Österreich 'für alle Zeit und immerdar' sämtliche Ansprüche auf Südwestafrika aufgibt. Das militärische Personal müsste in so einem Fall abziehen, die Missionare dürften unter dem Schutz der britischen Krone vor Ort bleiben und ihre Tätigkeit fortsetzen. Metternichts Diplomaten neigen dazu dieses Angebot anzunehmen, da sie nicht wissen wie sie einen Anspruch auf das Gebiet diplomatisch durchsetzen sollen, die Liste der potentiellen Verbündeten für so ein Unternehmen sehr kurz ist und die Angelegenheit immer mehr Zeit und Geld beansprucht, die nach ihrer Einschätzung in Europa wesentlich besser investiert wären.
Bunte Zahlen