Onde a terra acaba e o mar começa
Es war fast unnatürlich still.
Die Sonne brannte heiß vom Himmel, kein Lüftchen regte sich.
Prinz Affonso stand dicht am Rand der Klippe.
Selbst das Meer regte sich nicht und lag spiegelglatt zu seinen Füßen.
Obwohl ihm der Schweiß die Schläfen herunterrann, lief eine eiskalter Schauder über seinen Rücken.
Irgendetwas stimmte entschieden nicht.
In seinem Rücken näherte sich sein Knappe.
"Es wird Zeit, Herr, das Heer wartet auf euch!" flüsterte er leise.
Der Prinz drehte sich langsam herum.
"Jose, du bist doch hier aufgewachsen, ist es hier immer so still?"
"Nein, Herr. Normalerweise rennt hier pausenlos das Meer von allen Seiten das Land an. Nur sehr selten ist es so ruhig wie heute. Die Einheimischen fürchten diese kurzen Momente."
"Ach, tun sie das? Weshalb?"
"Dies ist ein magischer Ort. Seit Alters her wird er als heilig verehrt. Hier endet die Erde und beginnt das Meer. Dieser Ort ist Heimat von Geistern und Dämonen. In Augenblicken wie diesen sind sich die diesseitige und die jenseitige Welt besonders nahe. Die Alten sagen, dass dann sogar etwas von der einen in die andere Welt hinübergelangen könne. Dort", er zeigte auf einen Kreis von mittelgroßen Findlingen, der fast mittig auf dem Kap stand, "sei das Tor. Bitte seht euch vor, Herr."
Prinz Affonso fasste die unscheinbaren Steine ins Auge. Die Luft flimmerte in der Hitze und er konnte sie nur undeutlich erkennen. Es waren Findlinge, teils rund, teils länglich, und - soweit er es erkennen konnte - unbehauen.
Er machte ein paar Schritte auf den Steinkreis zu.
"Tretet nicht in den Kreis!"
Jose schrie es fast.
Affonso hielt inne.
Tatsächlich sah das Innere des Kreises seltsam anders aus als das Äußere, ohne dass er sagen konnte wieso. Es war derselbe Boden, dieselben Pflanzen, und doch erschienen sie irgendwie ... ferner zu sein, als ob der Raum zwischen den Steinen anders beschaffen sei als der außerhalb.
Wieder fröstelte der Prinz.
"Es geht die Sage, dass seit hunderten von Jahren ein Zwerg namens robertinho jenseits der Steine wohnt. er sei sehr launisch und lasse sich ungern stören."
"Ein launischer Zwerg, sagst du? Wobei lässt er sich nicht gern stören?"
Jose schien verwirrt.
"Wobei was? Ich weiß es nicht, man sagt es eben so. Was machen Zwerge schon ... nach Schätzen suchen, Ringe schmieden, grüne Drachen töten, ich weiß nicht recht."
Er überlegte.
"Warum ausgerechnet grüne Drachen?" fragte der Prinz verwundert.
Jose zuckte die Achseln.
"So heißt es eben. Aber er wurde schon lange nicht mehr gesehen."
"Vielleicht ist er gestorben?"
Nein!" Energisches Kopfschütteln. "Manchmal hört man ihn rufen, wenn es so windstill ist wie heute."
Jetzt lauschten sie beide.
Aber es war nichts zu hören.
"Rufen ..." meinte Affonso skeptisch.
Jose nickte eifrig.
"Ja. Seine Geliebte ist verschwunden, und es heißt, dass sie einem blonden Recken in den fernen hohen Norden gefolgt sei, an ein anderes kaltes und nebelverhangenes Meer, um dort mit ihm glücklich zu werden. Seitdem sucht er sie und ruft nach ihr oder dem treulosen Gast, der an seinem Kummer schuld sei."
Die Spur eines Lächelns zeigte sich jetzt in den Mundwinkeln des Prinzen.
"Eine schöne Geschichte, und sicher gibt es viele traurige Lieder über die Suche des Zwergen."
"Naja, es hieß, er sei nicht besonders umgänglich gewesen, der Zwerg, und die Zahl mitfühlender Freunde recht klein. Außerdem will niemand seine Aufmerksamkeit erregen. Die Geschichte des robertinho ist eine, die man lieber nicht in einer mondlosen Nacht erzählt, sondern wenn überhaupt nur bei hellem Sonnenschein."
"Es scheint ja jetzt die Sonne."
"Wenn es so windstill ist, lieber auch nicht, und schon gar nicht hier."
Jose warf wieder einen scheuen Blick in den Kreis.
Affonso blickte wieder über das Meer, das grenzenlos weit bis zum Horizont reichte.
Geschichten ...
Irgendwo weit draußen sollte die Insel der Glückseligen liegen, hieß es.
Oder das Ende der Welt.
Das große Unbekannte.
Niemand wusste genaues.
Affonso griff nach seinem Schwert. Er hob es ein wenig an, wie zum Schwur. 'Eines Tages werde ich es erkunden', sagte er zu sich.
'Bei der Muttergottes und allen Heiligen, sollte ich nun gegen die Mauren siegreich bestehen, werde ich Expeditionen über dieses Meer schicken, in alle erdenklichen Winkel der Erde. Wenn mir dieses versagt bleibt, werde ich meinen Kindern und Enkeln diese Aufgabe ebenfalls abverlangen. Möge Gott mir Stärke und Erfolg verleihen!'
Er drehte sich wieder um und schritt langsam zu seinem Pferd zurück. Sein Knappe folgte ihm eifrig.
Da hörten sie ein dumpfes Grollen, wie von rollenden Steinen weit in der Ferne. Affonso wirbelte herum und blickte zurück.
Aber es war nichts zu sehen, die Klippen lagen ruhig und verlassen wie zuvor. Pfeifend ließ er den angehaltenen Atem entweichen.
Gerade wollte er weitergehen, da vernahm er deutlich eine raue und tiefe Stimme:
"CEEEEEEEEEEPHIIIIIIIIIII!!!!!!!! Du kannst dich nicht ewig verstecken! Komm her, damit ich dir den Arsch aufreißen kann!!!
Und du, Bootsmann, steh nicht so unnütz in der Ecke rum, sonst wisch ich dir dein dummes Grinsen mit meiner Axt aus dem Gesicht!"
Affonso ächzte mit weit aufgerissenem Mund und Augen.
Es war nichts zu sehen, die Landschaft lag friedlich und verträumt vor ihm wie zuvor.
Jose wälzte sich auf der Erde und wimmerte.
"Er ist's, er ist's! Ave Maria gratia plena ..."
Affonso stieß einmal gezielt mit dem Fuß zu.
"Schnauze!"
Aber nun war nichts mehr zu hören.
Alles war wieder friedlich.
Die Luft flirrte in der Hitze, die Grillen zirpten, als ob nichts gewesen wäre.
Und doch ... Affonso meinte im Steinkreis Schneeflocken wirbeln zu sehen ...