1832
Ernte: durchschnittlich, Konjunktur: mies
Hannover
Die Reform des Gerichtswesens ist wie in anderen Staaten im Deutschen Bund recht populär und erfüllt wichtige Forderungen des Bürgertums. Die Rechtsexperten in der Residenzstadt vertreten zudem die Auffassung, dass der König im fernen London sein Recht, Verhandlungen an ein anderes Gericht zu übertragen, in der Praxis kaum nutzen wird. Da diese öffentlich stattfinden, wäre die Wirkung einer solchen Maßnahme auf die öffentliche Meinung verheerend.
Ende Jahr liegt eine Kostenschätzung für die Teststrecke vor, man rechnet mit etwa 10'000 G für den Bau. Dieser vergleichsweise hoher Preis wird damit begründet, dass man bezüglich des technischen Know-hows noch relativ am Anfang steht, außerdem wäre es wegen der hohen Einfuhrzölle zu teuer und zeitaufwändig Komponenten aus England zu importieren. Bezüglich des Bergbaus am Oberharz gibt man zu bedenken, dass die Schienen um den Harz herum geführt werden müssten, was bedeuten würde, dass Teile der Strecke durch das Herzogtum Braunschweig führen würden.
Bayern
Das Landwirtschaftsministerium als erste solche Behörde im Deutschen Bund erweist sich bereits im ersten Jahr seines Bestehens als recht erfolgreich. Besonders begehrt bei Bauern und Händlern waren die Ernteprognosen des Ministeriums, die sich als erstaunlich präzise erwiesen, so dass man die Termine für die Weiterverarbeitung frühzeitig darauf abstimmen konnte. Als langfristiges Projekt verfolgen die Beamten außerdem die Erschließung bisher noch ungenutzter Fläche und vereinzelt die Anpassung von Verkehrswegen in die entlegeneren Bauerndörfer.
Dadurch dass bisher als Kasernen und Übungsgelände genutzte Klöster wieder der katholischen Kirche übergeben werden müssen, steht das Militär nun vor der Herausforderung mit der Platznot umzugehen. Die Generäle gewähren den Mannschaftsrängen längeren Urlaub und reduzieren so die Anzahl der aktiven Truppen, um weniger Unterkünfte zu benötigen. Auch die Zahl der Manöver und Ausbildungslektionen wird gesenkt, da weniger Übungsplätze zur Verfügung stehen.
Das Dampfkraft-Edikt kann vorerst nur lückenhaft durchgesetzt werden, da dieses Jahr ein Großteil der verfügbaren Beamten mit dem Landwirtschaftsministerium beschäftigt war. Auch die drei nach Schaumburg-Lippe entsandten Spitzenbeamten fehlen natürlich. So mangelt es schlicht an Leuten, um flächendeckend durch die Betriebe durchzugehen und zu überprüfen, ob sie dort wirklich mit dem Umbau der Produktionsanlagen begonnen haben. Meist werden sie zudem von den Besitzern auf später vertröstet und kommen nicht dazu erneute Kontrollbesuche zu unternehmen.
Sachsen
Das Wiederaufbauprogramm nach dem Kriegsjahr in Sachsen schafft im Königreich viele neue Arbeitsplätze, gerade auch für ungelernte Arbeiter. Da man die Projekte sehr schnell angeht und die sächsischen Behörden gezielt inländische Betriebe bevorzugen, überschreiten die Kostenschätzungen wegen der bisweilen mangelnden Konkurrenz für manche Bauvorhaben die ursprünglich projektierten Kosten. In der Abgeordnetenkammer wird jedoch besonders von den Frühsozialisten das Vorgehen des Königs verteidigt, man erachtet die Erhaltung des sozialen Friedens für bedeutsamer als allerbeste Kosteneffizienz.
Der Einfluss der Zollunion auf die Wirtschaft Sachsens ist nach nicht mal einem Jahr unter den Experten noch umstritten. Verteidiger des Freihandels gibt es, anders als in Baden oder Thüringen, nur relativ wenige in Sachsen. Von einer Mehrheit wird nach wie vor die Meinung vertreten, dass zumindest eine bundesweite Zollunion der nächste logische Schritt sein müsse. Die hohen Zölle an drei von vier Grenzen des Königreichs behinderten die Exportwirtschaft enorm.
Das produzierende Gewerbe benötigt stets Fachkräfte, daher finden die Gewerbeschulen in der Wirtschaft grossen Anklang. Langfristig erhofft man sich einen Anstieg des gesamten Bildungsniveaus in Sachsen und mehr Arbeiter, die man für die komplexeren Tätigkeiten in den Manufakturen einsetzen kann.
Nassau
Es wird zügig mit den Arbeiten am umfangreichen Infrastrukturprojekt begonnen und in einem ersten Schritt werden die Verbindungsstraßen zwischen den größeren Ortschaften vorangetrieben. Ob man das vom Herzog gesteckte Ziel von 4 Jahren wird einhalten können, ist noch nicht ganz sicher, aber die Bauleiter werden ihr Möglichstes tun.
Ähnlich wie in den anderen Staaten, wo solche Reformen bereits durchgeführt wurden, wird auch in Nassau die Einführung eines modernen Gerichtswesens positiv aufgenommen. Da der Monarch nur eine Minderheit der Richter am Herzoglichen Landesgerichtshof persönlich ernennen kann, sind sich Rechtsexperten auch darüber einig, dass faire und unparteiische Verfahren selbst bei Vergehen wie Hochverrat garantiert sind.
Anhalt
Die Schaffung der Zentralbank und insbesondere die damit verbundene Währungsreform erweist sich vor allem für die öffentliche Verwaltung als besonders bedeutsam. Galten in den drei Teil-Herzogtümern bislang noch teilweise andere Bankengesetze und Währungen, werden erstere nun vereinheitlicht und die Währungen zumindest fest aneinander gekoppelt und damit der administrative Aufwand sowohl für die Verwaltung als auch die Privatbanken deutlich gesenkt. 2'200 G sind allerdings ein zu geringer Betrag, als dass man damit merkbar die Wirtschaft beleben könnte, es wird dem Herzog geraten zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Steuersenkung hingegen hat einen nachweislich positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum in Anhalt, lag man bisher bei der Höhe der Steuern doch eher im oberen Bereich der deutschen Staaten.
Die pro-monarchische Kampagne dagegen muss einstweilen noch verschoben werden. Einerseits weil die Spitzenbeamten der Verwaltung dieses Jahr mit der Währungsreform vollauf beschäftigt sind (bitte einen eigenen Handlungsschwerpunkt, wenn das langfristige Effekte haben soll). Andererseits aber auch deshalb, weil der Getreidevertrag mit Russland gegenwärtig wegen der Diskussionen innerhalb der Norddeutschen Zollunion noch nicht unterzeichnet wurde.
Mecklenburg-Schwerin
Die Behörden haben einiges aus der fehlgeschlagenen Kampagne einige Jahre zuvor gelernt und gehen diesmal subtiler zu Werke. Es gelingt in der Öffentlichkeit den Großherzog als gütigen Landesvater darzustellen, dessen einziges Ziel es sei Frieden und Ordnung in Mecklenburg-Schwerin zu wahren. Der unblutig beendete Aufstand in Rostock und Wismar sowie die Billigung der Polenvereine dienen den Parteigängern des Monarchen hierbei als willkommene Beispiele für die Toleranz von Friedrich Franz I. Nachdem man sich mit der liberale Opposition im Herbst auf Reformen und mehr Autonomie für die Kommunen verständigt hat, geht daher die politische Agitation im Großherzogtum merkbar zurück. Auch die Steuersenkungen tragen zur Beruhigung der Lage bei.
Baden
Auf Nachfrage des Monarchen bestätigen die Behörden des Königreichs, dass der Warenverkehr nach Abschluss des Chauseenbaus und der Brückenprojekte am Rhein merkbar zugenommen hat. Den ansehnlichsten Aufschwung verzeichnen nach wie vor die Grenzstädte Rastatt und Kehl, die Exporte nach Frankreich verzeichnen dieses Jahr zweistellige Wachstumsraten.
In Baden sind noch aus der Zeit des Rheinbunds, als nach der Mediatisierung die Territorien erstmals zentral erfasst wurden, umfangreiche Unterlagen vorhanden, auf die man bei der Erstellung des Katasters zurückgreifen kann. Die zuständigen Beamten rechnen daher damit, dass sie die Arbeiten bis 1834 werden fertigstellen können.
Die befragten Soldaten merken an, dass der Vergleich gewaltig hinkt, wenn der König ein Szenario als Beispiel heranzieht, bei dem Deutsche in Baden einmarschieren. Denn das sind sie 1830 nicht. Baden wurde lediglich in einen Kabinettskrieg hinein gezogen, in welchem mehrere Fürsten ihre Machtkämpfe öffentlich austrugen, auf dem Rücken des sächsischen Volkes und der Soldaten, die in dem sinnlosen Gemetzel starben. Manch einer mag den Schwur als blauäugig kritisieren, doch eines hat er doch erwiesenermaßen erreicht: Dass die deutschen Fürsten sich jetzt ernsthaft mit der Problematik beschäftigen und nicht einfach erwarten, dass ihre Soldaten im Namen ihrer Ränkespiele in den Tod gehen.
[/COLOR]Waldeck und Pyrmont
Die Expertenkommission legt für den Bau des Krankenhauses eine Kostenschätzung vor, sie beläuft sich für die Errichtung eines Gebäudes mit 100 Betten auf 1'500 G bei einer Bauzeit von zwei Jahren. Es gibt allerdings noch gewisse Unsicherheiten bei der Ablöse für das Personal aus anderen Ländern, so dass im folgenden Jahr unter Umständen noch Zusatzkosten dazu kommen könnten. Anschließend rechnet man mit jährlichen Aufwendungen von bis zu 300 G, die der Staat für den Betrieb und Unterhalt des Krankenhauses bereitstellen müsste. Dies ist ein eher hoch angesetzter Schätzwert, da man die Anzahl der 'vermögenden' Patienten unmöglich im Voraus sicher bestimmen kann.
Mit den gesprochenen Mitteln können für das Ministerium für Aufklärung und Kulturbildung zwar mal Räumlichkeiten erworben werden, die Institution ist jedoch Ende 1831 noch weit davon entfernt bereits entsprechend den Wünschen des Fürsten zu funktionieren. Hierfür muss von der Verwaltung noch wesentlich mehr Aufwand betrieben werden. (konkret: einen Handlungsschwerpunkt)
Das Kabinett des Fürsten zeichnet in vertraulichen Besprechungen mit dem Fürsten ein eher düsteres Bild von der politischen Situation in Waldeck und Pyrmont. Der Abschluss der Beratungen mit der liberalen Bewegung und der Erlass der neuen B-Verfassung haben leider keineswegs zu bedeuten, dass diese breit akzeptiert sei. Tatsächlich seien viele Vertreter des Bürgertums nur unter leisem Protest letztlich bereit gewesen zu unterzeichnen, da man ihnen mit der Drohung von österreichischen Soldaten das Gefühl vermittelt habe, dass sie nicht in der Lage seien das vom Fürsten oktroyierte Verfassungswerk abzulehnen. Dass jedes einzelne Versprechen, das der Monarch ein Jahr zuvor noch abgegeben hat, von ihm gebrochen wurde, hätten ihm viele sehr negativ angelastet. Da seien bisweilen auch recht hässliche Worte gefallen, als man ihnen für 1832 Steuersenkungen in Aussicht gestellt habe, hätten einige "Wir wissen ja was die Versprechen des Fürsten wert sind." gemurmelt. Erschwerend komme noch hinzu, dass der Mittelweg der B-Verfassungen gegenwärtig aufgrund der anhaltenden politische Krise zwischen Regierung und Parlament in Preußen in der öffentlichen Wahrnehmung viel an Reputation verloren habe.
(Für das nächste mal: Bitte keine Verlinkungen, sondern alles Relevante, nötigenfalls halt gekürzt, in den Aktionspost. )
Kurhessen
Die Steuersenkung, die in dieser Form auch von der Ständeversammlung bestätigt wurde, wird angesichts des bisher eher hohen Steuersatzes in Kurhessen allgemein begrüßt. Selbstverständlich wäre eine schnellere und umfangreichere Senkung wünschenswert gewesen, aber man gibt sich im Grundsatz mit dem Zeitplan des Kurfürsten zufrieden.
Die Militärreform wird entsprechend den Beratungen in der Ständeversammlung durchgeführt und das 6'000 Mann-Heer damit schrittweise an den Standard der Süddeutschen Militärreform angepasst. Bis alle Reformschritte greifen, insbesondere der Aufbau der Reserve, werden freilich noch einige Jahre vergehen.
Die Gründung der neuen Kurhessische Landespolizei wird wie angeordnet von Innenminister Hassenpflug in diesem Jahr in Angriff genommen, verzögert sich allerdings noch. Dafür sind einerseits gewisse Widerstände bei den Parlamentariern verantwortlich, vor allem aber hat die Verwaltung in diesem Jahr nicht genug Beamte frei, um nebst der Militärreform auch noch den Aufbau der Landespolizei voranzutreiben. Hassenpflug empfiehlt dem Kurfürsten im folgenden Jahr die Verwaltung weiter mit dem Projekt zu beauftragen (konkret: Eigener Handlungsschwerpunkt für den Aufbau einer Politischen Polizei)
Oldenburg
Die Förderung der Binnenfischerei stößt im Großherzogtum, wo die Großgrundbesitzer schon seit längerer Zeit erfolgreich auf Diversifizierung der Produkte setzen, auf ein großes Echo. Daher können für das Projekt eine Reihe von Investoren gefunden werden, die sich mit namhaften Summen am Aufbau der Fischzuchten beteiligen. Da die Aufzucht einige Zeit benötigen wird, werden sich die Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion logischerweise erst in einigen Jahren zeigen.
Betreffend der Seen entlang der Straßen hat man die Regierung keineswegs falsch verstanden, doch das Abtragen von etwas Erde kann man nicht damit vergleichen das Land gleich umzunutzen. Dazu kann man die Anlieger schwerlich zwingen, sondern muss das Land aufkaufen. Die 5% Zusatzkosten erwiesen sich deshalb stellenweise als zu optimistisch.
Das zweite Kreditpaket wird von den Regionen und Kommunen ebenfalls vollständig ausgeschöpft. Die eingereichten Projekte betreffen mehrheitlich den Ausbau der Infrastruktur, nach Meinung der Experten scheinen es sich vor allem um zweitrangige Verbindungsstraßen und Bauten für den Schiffsverkehr entlang der Weser zu handeln.
Braunschweig
Mit staatlichen Interventionen wird der Bergbau am Harz weiter intensiviert, vor allem der Abbau von Eisenerz und in geringerem Maße Silber. Zudem wird stellenweise in die Verbreiterung von Straßen investiert, um die abgebauten Erze schneller abtransportieren zu können.
Einige Mitglieder des Kabinetts weisen jedoch darauf hin, dass man sich mit dem Beitritt zur Norddeutschen Zollunion seit diesem Jahr verstärktem Konkurrenzdruck ausgesetzt sieht. In diesem Zusammenhang bereitet es ihnen Kopfzerbrechen, dass die braunschweigischen Bergwerke am Harz überwiegend in Staatsbesitz sind oder zu teil-staatlichen Konglomeraten gehören. Nach ihrer Meinung sollte man langfristig den Ausstieg des Staates aus dem Bergbau anvisieren und den Betrieb der Privatwirtschaft überlassen. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass mit staatlichen Leistungen unrentable Betriebe aufrecht erhalten würden, die irgendwann wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit in Bedrängnis geraten werden. In dem Zusammenhang wäre eine gewisse Gewerbefreiheit wünschenswert.
Württemberg
Die Gerichtsreform wird in Volk und Parlament überwiegend positiv aufgenommen. Dadurch gerät die Kritik der Wirtschaftsliberalen in der Volksvertretung etwas in den Hintergrund, denen die Staatsinvestitionen in die Tuchindustrie ein Dorn im Auge ist. Die Massnahme ist jedoch insofern erfolgreich, als dass es den Manufakturen dadurch möglich ist auch in diesem Jahr mehr Leute anzustellen, was sich besonders in der Hauptstadt positiv auf die Beschäftigungssituation auswirkt.
Allgemein sind die ersten Rückmeldungen der heimischen Industrie zur Zollunion recht ermutigend, es gelang dank der aufgehobenen Zölle sich bei mehreren Großaufträgen in den benachbarten Staaten gegen die einheimische Konkurrenz durchzusetzen. Die wichtigsten Industriezweige sind nach wie die Tuchindustrie und die Salzsalinen, welche einen Großteil der Produktion im gewerblichen Sektor ausmachen. Darüber wie man dies konkret nutzen soll, ist man sich allerdings uneins. Während manche dafür plädieren die bereits etablierten Bereiche der Wirtschaft weiter zu fördern, würden andere die württembergische Wirtschaft gerne auf mehr als nur die drei Standbeine Landwirtschaft, Textilien und Salz abstützen.
Österreich
Der Abbau der Soldaten in der Reichsarmee und deren Verschiebung in die Reserve kann mit ohnehin anstehenden (oder bald fälligen) Abgängen erreicht werden, indem die Rekrutierung reduziert wird. Selbstverständlich wird aber die Kampfkraft der Reservisten im Ernstfall nicht mit denjenigen von aktiven Soldaten vergleichbar sein. Auch die Geheime Reichspolizei beklagt selbstverständlich die Kürzung ihrer Mittel, ihre Tätigkeiten im gesamten Reichsgebiet werden in der Folge soweit möglich reduziert.
Der Reichsländerkongress wurde grundsätzlich positiv aufgenommen, jedoch bringt allein die Ankündigung von Reformen noch keine höhere Zufriedenheit mit dem politischen System in Österreich. Die Regionallandtage sind daher gespannt darauf, wie schnell die versprochenen Reformschritte eingeleitet werden. Die Steuersenkung wird allgemein begrüßt, auch wenn sich die Abgeordneten für noch weitergehende Senkungen ausgesprochen hätten.
Für einiges Aufsehen sorgt eine am Tag vor der Abreise dem Kaiser vorgelegtes Schreiben der Landtage von Tirol und Vorarlberg, in welchem sie die fortlaufende Unterstützung des Fürsten von Liechtenstein mittels österreichischer Soldaten anprangern. In den beiden Ländern sorgen die allmonatlichen Berichte über die neusten Gräueltaten in Vaduz, auch wenn diese zweifellos jeweils stark übertrieben sind, zunehmend für Unmut. In dem Schreiben verlangen die beiden Landtage daher, dass man entweder den Fürsten an die kurze Leine nimmt oder seinem Regime die Unterstützung entziehen soll.
Bezüglich der Gewerbefreiheit sehen die Verantwortlichen gegenwärtig keinen Grund zu überstürztem Handeln und empfehlen den bisherigen Kurs beizubehalten. Bei der Bauernbefreiung hat sich die Haltung des Adels grundsätzlich nicht verändert und ohne zusätzliche Mittel fehlten der Österreichischen Bank auch die Möglichkeiten die Ablösung weiter zu forcieren.
Preußen
Mit den gesprochenen Mitteln können die Entschädigungen an die von den Unruhen getroffene Wirtschaft großzügig gewährt werden und entsprechend groß ist auch der Andrang in den Ämtern, da alle Fabrikbesitzer versuchen sich Zahlungen zu sichern. Die noch verbliebenen Mittel werden danach primär für Infrastrukturbauten eingesetzt, da die königliche Verwaltung der Ansicht ist dort für eine begrenzte Zeit am meisten Leute beschäftigen zu können, um wie angeordnet die Arbeitslosigkeit zu vermindern.
Anders als die Hochzeitsfeierlichkeiten im Juli, die zumindest zur kurzzeitigen Vertagung des schwelenden Konflikts zwischen Parlament und Regierung führten, war dem Januar-Volksfest in Berlin weniger Erfolg beschieden. Immer wenn in öffentlichen Reden der Sachsenkrieg als Triumph bezeichnet wurde, waren Buhrufe zu vernehmen und teilweise kam es sogar zu Tumulten. Den einfachen Soldaten wird zwar oftmals großer Respekt entgegen gebracht, der Krieg selbst jedoch ist nach wie vor ein rotes Tuch in der Öffentlichkeit.
Der Konflikt mit dem Vereinigten Landtag besteht unterdessen weiter, die Regierung muss sich öfters gegen Versuche des Parlaments verteidigen die Sondergesetze wieder außer Kraft zu setzen, mit denen sie die parlamentarische Kontrolle des Etats und der Steuersätze umgeht. Zwei Ministeranklagen müssen vom König persönlich mit einem Veto unterbunden werden. Die freie Presse sowohl im Bund als auch im nahen Ausland verfasst fast im Wochentakt Artikel, in denen das Vorgehen der preußischen Regierung und ganz allgemein der Zwischenweg der B-Verfassungen angeprangert wird. Das entwickelt sich mit der Zeit auch für andere B-Staaten zu einem Problem, da auch dort im öffentlichen Diskurs die Akzeptanz der entsprechenden Konstitutionen sinkt.
Über das Jahr werden nach und nach alle Soldaten aus dem aktiven Dienst entfernt, von denen die Beteiligung am Thüringen-Schwur im Sachsenkrieg bekannt ist. Die hohen Offiziere geben jedoch zu bedenken, dass man damit nur diejenigen erwischt habe, welche den Fehler begingen sich deswegen zu lautstark zu äußern. Unter den Mannschaftsrängen bestehe weiterhin eine gewisse Sympathie für den Schwur.
Dänemark
1831 wird das Metrische System in Dänemark allgemein durchgesetzt. Dies führt in einigen Betrieben, welche die Umstellung zu lange verschleppt hatten, in diesem Jahr noch zu einigen Ausfällen in der Produktion, sollte sich aber demnächst legen.
In Dänisch-Westindien wird auf königliches Dekret hin mit der Umstellung auf andere Nutzpflanzen begonnen, um die Abhängigkeit von Zuckerrohr zu verringern. Allgemein geraten die dänischen Zuckerexporteure wegen des sich dadurch verknappenden Angebots im Inland, aber auch weil sich die Produzenten in Louisiana, Preußen und Bayern mittlerweile von den Produktionsausfällen in den Vorjahren erholt haben, unter einen gewissen Preisdruck. Die hohen Margen der Vorjahre lassen sich nicht mehr erzielen und insgesamt brechen die durch den Kolonialhandel erzielten Einnahmen der Staatskasse um über 10% ein. Dies fördert aber immerhin die Bereitschaft der Handelsgesellschaften sich mit der möglichen Umstellung auf andere Güter ernsthaft auseinander zu setzen.
Hessen-Homburg
Der Social- und Auswanderungsfonds fördert in diesem Jahr erstmals die Auswanderung aus der Landgrafschaft nach Amerika, um so das drohende Problem der Massenarbeitslosigkeit aufgrund der hohen Gewerbefreiheit zu entschärfen. Das Geld ist allerdings verhältnismäßig schnell aufgebraucht, weitere Mittel wären wünschenswert.
Die Restarmee Hessen-Homburgs wird aufgelöst, mehrere der Soldaten aber in das gemeinsame Kontingent übernommen.
Die Kosten für das Kurhaus und das Spielcasino hängen stark davon ab welche Kunden der Landgraf denn anlocken möchte. Theoretisch ließen sich beide Projekte jeweils für einige hundert G realisieren, möchte man jedoch besonders exklusive Gäste anlocken, könnte man leicht mehrere Jahresetats in prunkvolle Architektur und luxuriöse Einrichtung investieren.
Liechtenstein
Von den eingesetzten 4'000 G wird nicht nur ordentlich Werbung für die Liechtensteiner Bank gemacht, sondern in einigen deutschen Großstädten werden auch Zweigfilialen eingerichtet. Auf diese Weise können auch weiter entfernt wohnhafte Geschäftsmänner ihr Geld in Liechtenstein anlegen, das Wachstum ist für Liechtensteiner Verhältnisse recht groß. Dennoch könnte der Effekt größer ausfallen, wenn nicht der Ruf Liechtensteins viele Anleger ein Stück weit abschrecken würde. Man fürchtet sich davor, im Falle eines Umsturzes das Geld zu verlieren. Neue Privatbanken werden deshalb noch keine gegründet, auch wenn vereinzelt Interesse an dem Konzept bekundet wurde. Die Bankchefs sehen die einzige Möglichkeit zur Behebung dieses Dilemmas darin den Ruf des Fürsten zu verbessern, entweder indem er tatsächlich politische Reformen einleitet oder weitere Werbekampagnen (Schwerpunkte) lanciert.
Der Grenzverkehr bleibt aufgrund des hohen bürokratischen Aufwands mit Besucherpässen weiterhin marginal.
Von den Betriebsleitern der Manufakturen in Sachsen wird der Fürst Ende Jahr gefragt, wo sie in ihrer Geschäftspolitik zukünftig den Schwerpunkt setzen sollen. Bisher seien die Fabriken vor allem nach dem Motto 'Schnelles Wachstum' geführt worden. Andererseits werfe die ständige Expansion kurzfristig nur wenige Gewinne ab und die könnte man erhöhen, wenn man dafür den Ausbau der Betriebe beschränkt.
Thüringen
Die Steuersenkungen und Wirtschaftsförderungen werden in Thüringen breit unterstützt. Die Vertreter der Wirtschaft hoffen auf diese Weise die Konkurrenzfähigkeit innerhalb der Zollunion weiter zu stärken und auch bei den einfachen Arbeitern macht sich der wirtschaftliche Aufschwung durch mehr Arbeitsplätze bemerkbar. Solange die Situation für die Industrie Thüringens weiterhin so günstig bleibt, erwartet man auch in den folgenden Jahren weiterhin ein starkes Wachstum.
Die Botschafter der Hansestädte zeigen prinzipiell Interesse an Handelsverträgen mit Thüringen, hierzu müsste aber ein etwas detaillierteres Angebot der Hexarchen vorliegen, auf dessen Basis man verhandeln könnte (gerne auch im Thread). Hierbei interessiert sie vor allem was Thüringen konkret von den Hansestädten haben möchte und was es im Gegenzug dafür bietet, respektive wo ihr Gewinn bei den Handelsverträgen liegen würde.
Lippe-Detmold und Schaumburg-Lippe
Investoren zu finden erweist sich 1831 als bemerkenswert leicht, binnen eines Jahres hat man alle verfügbaren 4'900 Anteile erfolgreich an private Anleger veräußert. Wenn der Staat der gemeinsamen Bank die angekündigten Gelder im Verlauf der nächsten fünf Jahre zur Verfügung stellt, wird sie das Kapital von 10'000 G erreichen. Aufgrund der verfügbaren Mittel kann die Bank bereits im ersten Jahr ihres Bestehens großzügig Kredite im Fürstentum vergeben, die Wirtschaft verzeichnet moderate Wachstumsraten, was für das wirtschaftlich schwache Schaumburg-Lippe bereits eine beachtliche Leistung ist. In Lippe-Detmold tut man sich noch etwas schwerer, weil der Fokus dort 1831 vor allem bei den noch anstehenden Wiederaufbauarbeiten in der Residenzstadt liegt.
Allgemein herrscht in Schaumburg-Lippe eine gute Stimmung, die tiefen Steuern finden verständlicherweise großen Zuspruch und die Personalunion mit Lippe-Detmold sorgt für eine hohe Reputation des Fürsten, der gegenwärtig in Schaumburg-Lippe so populär ist wie wohl noch nie während seiner Herrschaft. Allein die Tatsache, dass das zukünftige gemeinsame Parlament des Vereinigten Lippes wohl in Detmold tagen wird, verärgert die Bückeburger ein wenig.
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