[EU4] Der zuckende Tand einer schlafenden Riesin

**Ghaldak** · 07. September 2017, 01:19

Guten Abend, meine Damen und Herren,

wenn es mir erlaubt ist, dann möchte ich euch gerne um einen Gefallen bitten: Gebt mir ein bisschen von eurer Zeit. Bitte entspannt euch und lehnt euch zurück. Stellt euch meine beruhigende Stimme vor und folgt ihr. Nehmt euren Blick nicht von dem Pendel, seht her, wie es auf und ab schwingt. Nun schließt die Augen. Nun hört das Rauschen des Meeres und das Schreien der Vögel. Nun sind wir an der Ostsee, doch wir stehen nicht am Strand, sondern wir schweben darüber.
Dieses Meer, das da unter uns liegt… erinnert es euch nicht auch an eine schlafende Gestalt? Mit den Zehen bei Kopenhagen verläuft ihr Unterschenkel an der pommerschen Küste entlang, streckt sie einen Arm weit nach Petrograd und einen angewinkelt nach Riga aus und lässt ihren Kopf mitsamt ihrem wallenden Haar im bottnischen Meerbusen ruhen. Vielleicht legte sie ihr Gewand ab, ehe sie sich bettete, doch ganz sicher behielt sie ihren Schmuck, der nun in der Form von Inseln durch den Meeresspiegel bricht: eine Fußkette namens Bornholm, Gotland und das Ösel-Band am Arm und Aland an einer Kette um den Hals. Sie liegen an der Luft, obwohl sie doch wertvoll sein sollen, und weil sie an der Luft liegen, kann man sie greifen.
Nun greift nach ihnen, bitte. Und nun öffnet die Augen.
Wie der Zufall so will, liegen diese Inseln nun in unserer Hand. Wir spüren, dass sie aus Sand sind, doch alle anderen halten sie für Gold. Ich möchte mit euch versuchen, sie zu tragen und sie trotz all der Neider sicher zu behüten – und das ist schwieriger, als man denkt, möchte man doch keine Riesen wecken.

In dem Sinne, auf eine gute Reise und eine ruhige See.
Christian / Ghaldak

Der ganz unprosaische Hintergrund

Eigentlich, nun ja, ist alles ganz anders. Wie ich schon einmal erwähnte, folge ich dem YouTuber Legendarymarvin und als dieser im Rahmen einer Spendenaktion mit dem oben genannten Setting konfrontiert wurde (zwei Jahre ist das jetzt her), da versuchte ich mich selbst daran und stellte fest: Das ist tatsächlich schwerer, als man es erwarten würde. Ich sah damals kein Land und… nun… wollte es nun noch einmal probieren. Da dachte ich mir außerdem: Hey, komm, mache doch gleich eine Story daraus. Ganz unaufwändig. Ganz blöd. Einfach mal schnell gemacht, während das Gehirn in der Ghalerie eingebunden bleibt… und so bin ich hier.

So versuche ich es mal und teste aus, wohin es mich führt.

Ps: Spontane Storys sorgen für schnell gewählte Bilder. Dieses hier hatte ich gerade da und… nun… es hat Wasser. Und Enten. Es sind zwar Gelnhausener Enten, doch maritimer kann ich leider nicht werden.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 01:20

Wer meine bisherigen EU4-Storys oder meine Ghalerie-Einträge zu dem Spiel las, der weiß, dass meine EU4-Erfahrung bislang aus eigenen Nationen bestand, die ich nach historischen oder fiktiven Vorbildern modellierte. Nun habe ich ein Problem: Die Aufgabenstellung weist mir vier Inseln zu, nämlich Bornholm, Gotland, Aland und Ösel, doch…

… die Ostsee kannte meinem Wissen nach weder einen Sextus Pompeius noch ein „Königreich der Inseln“, wie es im Mittelmeer um die Orkneys entstand. So möchte ich diese Frage von einer anderen abhängig machen: Als Primärkultur ergeben eigentlich nur eine deutsche oder eine skandinavische einen Sinn. So könnte ich für Erstere etwa Vineta auf Bornholm lokalisieren und es als Haupt eines hanseähnlichen Reiches ansehen – oder, wenn ich nicht etwa zu einem gesichtslosen „Groß-Bornholm“ greife, mich daran erinnern, dass Skandinavien selbst einstmals als Insel galt.

Ich glaube, ich schlafe erst einmal eine Nacht darüber - und anschließend werfe ich vielleicht eine Münze.

**Tiramisu** · 07. September 2017, 02:14

Primärkultur Graufreudisch!

**L. de Medici** · 07. September 2017, 07:10

**Mr. X** · 07. September 2017, 12:26

Aus der Wikipedia:

Zitat von Bornholm

Die ersten schriftlichen Quellen um 890 berichten von Bornholm als Königreich, das allerdings schon um 961/985 vom dänischen König Harald Blauzahn erobert wurde.

Da kann also eine alternative Geschichtsschreibung von resistenten Galliern Rotbärten? Bornern? ansetzen, die Blauzahn mitsamt seiner Flotte ins Meer warfen und dadurch dauerhaft unabhängig blieben.

€: Gotland ist tatsächlich der Ursprung der Goten. Die können sich ja auch statt auf dem Festland ausschließlich auf Inseln verbreitet haben

**Ghaldak** · 07. September 2017, 12:50

Eine Nacht des Drüberschlafens flüstert mir, dass der Hanse-Ansatz wohl keinen Mehrwert hätte und dass ich in meiner letzten Story schon ausreichend verdeutschte. Gehen wir erst einmal skandinavisch vor.

So werfe ich einmal den Kamm an. Wie ihr vielleicht wisst, nehme ich mir üblicherweise die Ideengruppen von drei oder vier passenden Nationen vor und übernehme die einzelnen Ideen, die doppelt vorkommen. In unserem Fall heißt das:

Dänemark für Bornholm, Gotland für Gotland, Schweden für Aland und die Jomswikinger für das Konzept eines skandinavischen Inselstaates. Finnland als heutiger Besitzer der Aland-Inseln und Estland für Ösel wären ebenfalls möglich gewesen (Letztere werde ich allerdings sehr schnell kulturkonvertieren).

Als Gemeinsamkeiten gibt es also:
Legitimität (Dänemark und Schweden)
Mannstärke-Erholung (Dänemark, Schweden und Jomsvikinger)
Disziplin (Schweden und Jomsvikinger)
Stabilitätskosten (Schweden und Jomsvikinger)
Flottenlimit (Dänemark, Gotland und Jomsvikinger)
Schock (Schweden und Jomsvikinger)
Infanterie-Kampffertigkeit (Schweden und Jomsvikinger)
Söldner-Unterhaltskosten (Gotland und Schweden)

Das sind acht... und viel zuviel Militär. Ich fülle sie mit einer dänischen und einer schwedischen auf, die gleich meine Traditionen füttern. Wie wäre es mit Produzierten Gütern und... ach, Steuern, Unruhe oder TWG. Ich hätte alle drei gerne.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 13:29

Eine von Bornholms inoffiziellen Flaggen besteht aus einem rot-weiß-grünen Skandinavierkreuz, sein offizielles Wappen zeigt einen goldenen Drachen auf Blau und EU4 nutzt für die Jomsvikinger ein rotes Drachenhaupt vor einem goldenen Radkreuz mit schwarzem Hintergrund. Wie wäre es also mit einem Drachenhaupt vor dem Bornholmkreuz? Bekomme ich hin.

Als Name schwebt mir Neu-Scandza vor mit einem Adjektiv wie insular oder ostseeisch. Bleibt also noch ein Anführer und... nun... wie wäre es... bitte nicht schlagen... mit Beowulf?

Ich brauche halt irgendein Gesicht.

**TeeRohr** · 07. September 2017, 13:34

Die Flagge klingt doch schmuck. Ich würde aber einen Namen mit "Neu-xyz" vermeiden.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 13:58

Zitat von TeeRohr

Die Flagge klingt doch schmuck. Ich würde aber einen Namen mit "Neu-xyz" vermeiden.

Okay, dann werde ich bei Scandza bleiben.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 14:14

Damit wären wir bei dem Äußeren und bei dem ersten Punkt: Drei meiner vier Inseln sind 1/1/1er-Provinzen (mit schwachen Handelsgütern) und damit nur wenig wert. Gotland ist die einzige Ausnahme (die Hauptstadt liegt trotzdem auf Bornholm, weil... erratbar).

Ein toller Herrscher ist klar, zwei Vierfach-Nullen zum Punktgewinn ebenso. Angelina und Ray waren die Hauptdarsteller dieser wirklich grausigen Beowulf-Verfilmung. Beowulfs Vorteil bringt diplomatische Reputation ein, die ich sehr, sehr dringend brauche.

Da ich immer die Primärkultur ändere, wird Bornholm schwedisch. Der Rest bedeutet wenig.

Bei den Ideen halte ich mich an die alte Weisheit, wonach die teuren nach hinten gehören, wo die Erhöhung (frühere kosten extra) weniger ausmacht. Das schwächt leider Schock mit ab...

... und hinterlässt einen Ideenbaum mit einer Menge Filler, der erst in der dritten Gruppe seine volle Stärke ausspielt. (Vielleicht sollte ich Schock und die Rekrutenreserven-Regeneration noch tauschen.) Die Traditionen sind ebenfalls nicht zu unterschätzen, nur weisen sie leider keinen diplomatischen Ruf auf.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 14:48

So tausche ich noch Regeneration und Schock, richte eine zufällige neue Welt ein und beginne.

Die ersten Züge gleichen sich stets: Pommern, Riga und der Livonische Orden mögen mich nicht und bekommen ihre Antipathie gespiegelt. Mecklenburg, die vierte Möglichkeit, fällt für mich aus, da ich keine Ansprüche fingieren kann.
Die Festung auf Gotland wird anschließend abgerissen. Ich habe einige Herausforderungen bei diesem Start und "kein Geld" ist mit darunter.

Die Stände erhalten ihre Pushs. So rückt mein Prestige gleich ins Negative und baut sich auf statt ab.

Ösel wird wie versprochen kulturell integriert...

... und eine Mission gewählt. Da habe ich wirklich Glück: Brandenburg mag Pommern nicht und lässt mich jubeln.

Diese Punkte werde ich schnell mitnehmen können.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 15:00

Die große Herausforderung dieses Starts besteht darin, den Anfang zu überleben. Skandinavien ist nah, das durch meine Zivilisation geschwächte Schweden loyal und es gibt für Dänemark eine "Erobert Ösel"-Mission, wodurch diese sehr schnell über mich herfallen können. Natürlich möchte ich ins Reich und natürlich brauche ich mächtige Verbündete, doch der Weg bis dahin...

Ich möchte nicht klein und hilflos erscheinen. Ich lege einen Fokus auf Administration, platziere meine Händler in der Ostsee und in Nowgorod (Lübeck ist mein Hauptknoten), gebe eine Erweiterung meines Heeres auf 6 Inf /2 Kav in Auftrag und nehme Darlehen auf, um auch meine Flotte um zwei Galeeren anwachsen lassen zu können. Üblicherweise wären Leichte Schiffe das Mittel meiner Wahl, doch mein Reich kommt gerade einmal auf 5 Seeleute pro Runde, da möchte ich Reserven aufbauen können.

Theoretisch hätte ich auch einen Diplomatie-Berater in der Hinterhand, doch Brandenburg geht auch so. Eingesackt.

Leider betrachtet Österreich Dänemark nicht als Rivalen. Dessen sind stattdessen... schwierig. Burgund neigt zum Kollaps, England verliert gerne schnell einen Krieg, Nowgorod und Schottland ergeht es ebenso.

Der Diplomat in Österreich nimmt seine Arbeit auf. Brandenburg hasst Braunschweig, aber nicht...

... Sachsen. Der Weg von der Staatsehe führt ins Bündnis.

Ich hatte Testspiele mit einer Republik hinter mir. Da war das alles deutlich schwerer.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 15:09

Dies ist mein erster Anlauf und ich habe wirklich eine Menge Glück. Böhmen hasst weder Brandenburg noch Sachsen. Sie sind mein nächster Kandidat.

Das gelingt über die Staatsehe und ganz plötzlich sehe ich...

... Freude. Ich sacke ein. Wenn das Probleme mit Böhmen bedeutet, sei es mir das wert.
Polen erhielt die Union. Nun soll ich als Nächstes den Juniorpartner umschmeicheln. Ich wäge ab, nehme letztlich aber an.

Den Diplomaten würde ich ansonsten für Ansprüche auf den Deutschen oder den Livonischen Orden benötigen. Nach dem Beitritt zum Reich, welches auch ohne Bündnis funktioniert (ich bin so schwach), besteht der nächste Schritt daraus, auf deren Notlage zu warten und diese auszunutzen.

Nach etwas über einem Jahr Spielzeit ist das ein traumhaft guter Start.

Umso mehr hoffe ich, dass es so weitergeht.

**Ghaldak** · 07. September 2017, 20:48

Da wird es ernst. Polen greift die Ordensstaaten an...

... und ich verschiffe meine Armee nach Ösel. Es ist blöd: Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich bei maximalen Kosten meine Armee nicht bezahlen kann (0,2 entstehen davon aber durch die Verluste des Transports).

Ich könnte angreifen (habe Litauen hintangeschoben), doch...

... ich zaudere. Selbst der livonische Orden besitzt so unendlich mehr Potenzial als ich und die ganzen Festungen lassen sich nicht mal eben erstürmen. So beschließe ich, noch auf die Technologie zu warten.
Da nähert sich die Ständeloyalität langsam der 60er-Marke. Den Klerus werde ich noch einmal durch eine Spende pushen, den Adel hingegen 50 Militärmachtpunkte abnehmen - ich brauche sie und so.