Arian war entsetzt und wollte erst auf den gut und gerne zwei Köpfe größeren Uskudama losstürmen, doch sein Onkel hielt ihn zurück. Uskudama registrierte den aufgebrachten Jungen mit einem diabolischen Grinsen und frage: "Was meinst du, wie lange deine Mutter überleben wird?"
Wenn doch bloß Arians Vater hier wäre! Ariadne hatte ihrem Sohn den Vater als mutig und stark beschrieben. Arian selber hatte seinen Vater nie kennengelernt und seine Mutter hatte sich zu dessen Identität nie geäußert. Stets hatte Arian die leise Hoffnung gehabt, dass einer der Älteren möglicherweise hätte wissen können, wer sein Vater war. Doch diese Hoffnung hatte sich gerade endgültig zerschlagen.
Uskudama führte die Gruppe mehrere Monate in unvermindert halsbrecherischem Tempo durch die Wildnis. Dass der Unmut der noch rund 220 Stammesangehörigen langsam wuchs, ignorierte Uskudama, der sich mit seinen drei Brüder für unumstritten und unangreifbar hielt. Arian, nach einem Wachstumsschub mittlerweile überdurchschnittlich groß, hatte sich die von seiner Mutter vorgelebte Empathie angeeignet. Doch anders als seine Mutter nutzte er sie auch für eigene Zwecke. So konnte er die anderen Stammesmitglieder schnell durchschauen und sich mit der Zeit einen festen Freundes- und Unterstützerkreis bilden.
Die Angewohnheiten und Eigenschaften der vier Brüder, angeführt von Uskudama, hatte er ebenso analysiert. Da zwar zum einen der zweite Mann des Stammes, Tuskudama. Eine große Narbe zog sich über sein Gesicht; die Spur des Kampfes mit seinem Bruder Uskudama um die Anführerschaft, den er verloren hatte. Der dritte Bruder war der größte Mensch der Sippe. Alle nannten ihn nur "der Berg". Allerdings war "der Berg" auch ziemlich schwer von Begriff und leicht zu beeinflussen. Der vierte Bruder Ruskudama war der gefürchtetste Bruder, der auf grausame Art und Weise für Disziplin im Stamm sorgte.
Eines Tages traf die Gruppe auf einen Fremden mit langen schwarzen Haaren. Schwarze Haare waren dem Stamm gänzlich unbekannt. Fremdes macht Menschen Angst und ängstliche Menschen, insbesondere die charakterlich schwachen, neigen zu unüberlegten Aktionen. So geschah es, dass der Berg sich auf den schwarzhaarigen Mann stürzte und ihm mit einem großen Stein das Gesicht einschlug. Tuskudamas Augen funkelten vor Zorn unter seiner Narbe: "Wie bescheuert bist du eigentlich? Der ist bestimmt nicht alleine gewesen. Du machst uns wiedermal nur Ärger!" Der Berg grunzte nur, griff seinen Speer und schleuderte ihn auf Tuskudama, der tödlich verwundet zu Boden sackte. Das rief Uskudama auf den Plan, der seine schwere Keule auf den Berg richtete. Während der gesamte Stamm das Schauspiel gebannt verfolgte, erkannte Ruskudama die Situation und schleuderte seinen Speer wiederum auf Uskudama, den der Speer im Oberschenkel traf. Laut schreiend ging er zu Boden und hielt sich die stark blutende Wunde. Der Berg stürzte sich auf Uskudama und schlug mit einem weiteren Stein dessen Körper zu Brei. In Ruskudamas Augen funkelte die Gier nach Macht. Mit zwei schnelle Schritten war er beim Leichnam von Tuskuduma, zog den Speer aus dessen Körper und stieß ihn tief in das Fleisch seines vorherigen Besitzers. Als auch der Berg aufgehört hatte, zu atmen, drehte sich Ruskudama um.
Er blickte in das Gesicht von Arian.
Später wird gesungen werden, dass Arian von je her der auserkorene Anführer gewesen sei, doch als er vor dem verdattert dreinblickenden Ruskudama stand, wusste er nicht, was er machen sollte. Der letzte der Brüder griff nach dem Speer im Kadaver des Bergs. Arian hatte keine Waffe in der Hand. Er hatte etwas viel mächtigeres: Alle verbliebenen Oberhäupter der Clans stellten sich hinter ihm auf und damit der gesammte Stamm. Arian erhob wie ferngesteuert die Stimme: "Ruskudama, letzter aus dem Clan der Bessi: wir verbannen dich aus unserem Stamm! Kehre wieder und dich erwartet der Tod."
Ruskudama drehte sich panisch um und floh stolpernd über die Leichname seiner Brüder.