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Thema: Geschichten aus einer anderen Welt - das Neu-Assyrische Reich

  1. #1
    Oberst Klink
    Gast

    Geschichten aus einer anderen Welt - das Neu-Assyrische Reich

    So, ich habe schon länger überlegt diese Story aufzumachen. Es gibt zwar zu meinem Assyrischen Reich beretis eine Story im Forenspiele-Storyforum, aber ich habe den Eindruck dort lesen wirklich nur die Leute, die auch mitspielen. Ich jedoch schreibe nicht nur ein paar Befehle und Pläne für das Land, sondern auch abseits des eigentlichen einige Geschichten um das assyrische Reich herum und irgendwie würd ich die gerne dort posten, wo sie auch von den meisten Leuten gelesen werden.

    Deshalb lagere ich meine Personengeschichten nun hierher aus. Vielleicht steigen noch andere RPG SPieler mit der Zeit ein, damit hier nicht alles nur von Assyrern wimmelt.


    Inhaltsverzeichnis:


    2050/I - 1. Isolation oder Weltoffenheit und achja, die Kurden stressen rum... *
    2050/I - 2. Handelspläne
    2050/I - 3. Oberst Bareils Ré­su­mé
    2050/I - 4. Weitere Befehle
    2050/I - 5. Das Dorf
    2050/I - 6. Lagebesprechung und Befehlsausgabe
    2050/I - 7. Späte Genugtuung
    2050/I - 8. Nachricht aus Krak
    2050/I - 9. Danys Krönung
    2050/I - 10. Ratssitzung - Themen: Urartu und dies und das
    2050/II - 1. Eine neue Saat?
    2050/II - 2. The Outpost
    2050/II - 3. Die Pflichten einer Königin
    2050/II - 4. Der Giftanschlag
    2050/II - 5. Verrat in der Familie


    Verlinkungen zu den offiziellen assyrischen Meldungen:

    2050/I - 1. Neujahr 2050
    2050/I - 2. Unruhen in Urartu
    2050/I - 3. Einsatz am Suezkanal - Vorbereitung
    2050/I - 4. Einsatz am Suezkanal - Durchführung
    2050/I - 5. Kämpfe in Urartu flammen wieder auf
    2050/I - 6. Systematische Kriegsverbrechen der Rebellen entdeckt
    2050/I - 7. Große Siege und kleinere Rückschläge
    2050/I - 8. Durchbruch im Norden
    2050/I - 9. Kriegsverbrecher gefasst
    2050/I - 10. Der König ist tot!
    2050/I - 11. Beisetzung des Assuris I.
    2050/I - 12. Es lebe Daenerys I., Königin der Könige!
    2050/I - 13. Neuordnung Urartus
    2050/II -1. Neue Kontakte und alter Ärger
    2050/II - 2. Sondermeldung - Der Fall von Oasis
    2050/II - 3. Dunkle Wolken ziehen auf
    2050/II - 4. Sondermeldung - Anschlag auf das Leben der Königin!
    2050/II - 5. Anschlag auf das Leben der Königin - Ermittlungsergebnisse

    Nur wer Interesse hat, was zu lesen. in der Story geht es um meine Hintergrundstorys. nicht um die offiziellen Meldungen im AaR-bereich.


    Und die bisherigen PoV-Charaktere

    Großkönigin Daenerys I. (als amtierende Monarchin wohl eine der wichtigsten Figuren. Stellenweise hab ich zu oft aus ihrer Sicht gepostet, worauf ich danach jedoch besser achtete)
    Großkönig Assuris I. (R.I.P.)
    Ratsherr Balzi (da gabs nur ein kurzes Kapitel, welches noch sehr spieltechnisch bezogen war. Der kriegt noch andere)
    General Hano
    Oberst Bareil (Offizier auf dem Sinai. Wird noch ein paar Dinge erleben)
    Feldwebel Natan (Neben Dany und Tighlat einer meiner Lieblinge. Von dem werdet ihr öfters lesen. Versprochen.)
    Oberleutnant Eriba (mal schauen, ob er noch mehrere Kapitel kriegt. Da er bei der Marine ist, wird er im Bagdadkrieg keine Rolle spielen. Aber evtl. tut sich da noch was)
    Ratsherr Tighlat ( Den hab ich später eingebaut, damit die politischen Entscheidungen, Besprechungen etc. nicht immer nur aus Danys Sicht erzählt werden. Somit kann ich für mehr Abwechslung sorgen und die Story künftig etwas weniger Dany-lastig machen. Hat sich schon nach dem ersten Kapitel mit ihm zu einem Liebling von mir entwickelt.)
    Seen - Ein Bauer aus der Nähe von Nineve. Nunja lest selbst...

    Die nächsten zwei Posts mache ich Platzhalter. Zum einen für die bisher veröffentlichten Kapitel und dann für mein neuestes Kapitel. Das auch - als Vorwarnung - nicht so ohne ist.

    Der Startpost dient als Inhaltsverzeichnis und wird auch aktuell gehalten.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken

  2. #2
    Oberst Klink
    Gast
    Ersteinmal die bisher veröffentlichten Kapitel:




    2050/I - 1. Isolation oder Weltoffenheit und achja, die Kurden stressen rum...

    POV-Charakter: Großkönig Assuris I.


    In der Ratskammer des königlichen Palastes zu Neu-Nineve...

    ...schon seit Stunden wird über dies und das debattiert und beratschlagt. König Assuris I sitzt gelangweilt auf seinem Platz am Kopfende der Tafel. Flankiert von einem marmornem Stier und einem Drachen, der aus schwarzen Marmor bestand und dessen Augen rot funkelnde Rubine waren. Mühevoll versuchte er sich auf die Ausführungen seiner Berater zu konzentrieren. Schon seit einem halben Jahr hat er keine Ratssitzung mehr besucht. Es gibt Dinge, die ihn mehr interessierten, Dinge aus Feuer und Blut. Diese Fantasien gingen ihm immer öfters durch den Kopf. Manche sagen hinter vorgehaltener Hand, dass der Tod seiner Frau vor 5 Jahren ihn veränderte.

    Ratsheer Ashoor beharrte darauf, dass sie zu wenig über dieses Äquatoria wissen, um jetzt schon Beziehungen aufzunehmen. Vor allem, da es anscheinend kommunistisch angehaucht ist. "Genau dieses Denken in Europa und Amerika führte zum Weltkrieg. Sich gegenseitig aufgrund der Ideologie misstrauen und anfeinden ist der erste Schritt in die falsche Richtung." entgegnete ihm Ratsherr Bazi
    Der Großkönig war dieses Wortgefecht leid. "Ich habe mich entschieden. Wir antworten auf die äquatorische Nachricht."
    Ashoor sah etwas verdrießlich aus "Sehr Wohl, Majestät" brachte er hervor.
    "Gut, da dies nun geklärt ist. Mir kam zu Ohren dass es im jüdischen Tempel einen Zwischenfall gab." Nun etwas erwartungsvoller schaute Assuris I. in die Runde.
    "Ja euer Majestät" antwortete ihm der jüdische Ratsherr Peres. Die Provinz Judäa hatte seit jeher einen eigenen Sitz im königlichen Rat inne. "Eine unbedeutende Angelegenheit. Ein paar Wirrköpfe haben die Opferzeremonie gestört. Sie befinden sich in Gewahrsam."
    "Sagt mir, haben diese Wirrköpfe Rückhalt in der jüdischen Bevölkerung?"
    "Nein, die zelotischen Gruppierungen sind recht schwach und haben vielleicht 2 oder 3 % hinter sich."
    "Ernster wiegt hingegen die Aufsässigkeit der muslimischen Kurden im Norden." warf General Hano ein. "Sie haben mehrere Städte erobert. Zugegebenermaßen hatten wir noch nie die völlige Kontrolle über das gebirgige Stammesgebiet, aber die Städte waren bisher sicher.
    "Schickt Truppen, schlagt diesen Aufstand nieder und statuiert ein Exempel an den Aufständischen!" Ratsherr Ashoor schlug die Faust auf den Tisch, um seine Worte zu untermauern.
    Feuer und Blut - dachte sich der König. Wie die altvorderen Könige. Nein, warum denke ich bei jeder Gelegenheit immer daran?!
    Narees, der seines Zeichens Chef des Geheimdienstes ist und bisher ruhig den anderen gelauscht hat, ergriff das Wort "Die kurdischen Stammesführer unterdrücken ihre Bauern fast so schlimm, wie die Herren von Bagdad ihre Sklaven. Und sie begründen das mit Allahs Willen. Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Bauern wären die falsche Reaktion. Wir sollten Truppen schicken und die Städte zurückerobern, aber Racheakte unterlassen. Um die Lage nicht noch mehr zu destabilisieren.“
    Gelangweilt reagierte der König "Ja tut es so! Feldherr Hano, wie viele Truppen benötigt ihr?
    "Wir haben in der Nähe zum aufständischen Gebiet die 2. Infanteriedivision stehen. Abzüglich der zwei Bataillone, die von den Aufständischen überfallen und aufgerieben wurden. Ich werde mich der Sache persönlich annehmen und zusätzlich die 6. Gebirgsjägerdivision nach Norden führen. Das müsste reichen, um die verlorengegangenen Städte wieder zurückzuerobern. Sobald das Wetter es zulässt, ziehe ich dann mit meiner Streitmacht direkt ins Kerngebiet der Rebellen."

    Der König wollte sich bereits erheben, als sich sein Ratsherr für Finanzen und Handel räusperte. "Euer Majestät, eine Sache gibt es noch. Die Börse von Bangalore im Moghulreich erkundigte sich nach unseren Handelsmöglichkeiten.
    Assuris runzelte die Stirn. "Diese Moghule sind doch Muslime. Glaubt ihr wirklich, dass sie mit uns handeln?"
    "Sie müssen ja nicht so verbohrt wie ihre arabischen und kurdischen Glaubensbrüder sein. Schon allein, da sie über ein Volk von Hindus regieren, müssen sie in religiösen Fragen pragmatisch sein. Wir sollten zumindest unser Interesse bekunden und sehen, wie sie auf uns reagieren.“
    "Ihr habt meine Erlaubnis dazu, Ratsherr." Der Großkönig erhob sich. "Meine Herren, auf mich warten noch andere Angelegenheiten...“ mit einem Ausdruck der Freude im Gesicht verließ der König den Saal."


    Der königliche Palast und neben dran der große Tempel des Assur



    2050/I - 3. Oberst Bareils Ré­su­mé

    PoV-Charakter: Oberst Bareil

    Oberst Bareil war zufrieden. Sein Regiment abzüglich des Bataillons, welches als Reserve zurückgehalten wurde, hatte ohne größere Zwischenfälle die Straße nach Rummanah gesichert. Hier und dort griffen natürlich einzelne Beduinenstämme seine Stellungen an, aber diese Versuche waren vergeblich. Die Beduinen, die hauptsächlich mit Kamelen und nur zum Teil mit leichteren Fahrzeugen (Jeeps mit darauf montierten MGs) angriffen, blieben jedes Mal im assyrischen Abwehrfeuer liegen. Vor alle Nachts waren die Leuchtspuren der Geschosse noch weithin sichtbar, wenn sie sich ihren Weg in Richtung Feind bahnten. Während das Infanterieregiment 37 nur ein paar Verwundete zu beklagen hatte, blieben mehrere dutzend Beduinenkrieger zurück.
    Vor einer Viertelstunde schickte der Oberst seinen Adjutanten Oberleutnant Adumu nach Rummanah, von dessen Besetzung sie bisher absahen. Er wird dort mit den Stammesältesten über einen Waffenstillstand verhandeln. Sie sollen die assyrische Präsens am Suezkanal akzeptieren, dafür würde Assyrien sie im Gegenzug in Ruhe lassen und nicht weiter vorstoßen. Zumindest fürs Erste. Außerdem können sie ihre Toten abtransportieren und gemäß ihren Gebräuchen beisetzen.
    Auch, wenn die Stammesführer ablehnen, würde die assyrisch-koptische Streitmacht nicht weiter ins Landesinnere vorstoßen. Dafür hatten sie zu wenige Männer. Dies war Oberst Bareil vollkommen klar. Der Auftrag lautet auch nur den Suezkanal zu sichern, damit die Arbeiten an ihm aufgenommen werden können.
    Nicht überall war es dabei so glatt gelaufen, wie bei Bareils Regiment. Die Kopten hatten 4 Tote zu beklagen. Eine Patrouille, die überfällig war. Man fand sie am nächsten Tag mit aufgeschlitzten Kehlen. Es fiel Brigadegeneral Yakmeni danach schwer den koptischen Kommandeur davon zu überzeugen von Racheakten abzusehen. Ihr Befehl lautete den Suezkanal sichern, nicht ins Landesinnere vorstoßen und dabei noch die Wut weiterer Stämme auf sich ziehen. Das Oberkommando in Neu-Nineve würde nur ungerne noch mehr Truppen hierher verlegen, solange sich im Norden die kurdischen Fürsten in offener Rebellion gegen das Reich befinden.
    Auch das Schwesterregiment des 37. hatte es nicht so leicht. Die Beduinen von Uyun Musa waren besser ausgerüstet als ihre Stammesbrüder hier. Sie besaßen sogar eine handvoll leichter Schützenpanzer und zwei Kanonen, mit denen sie immer wieder die Stellungen des Infanterie-Regimentes 36 unter Beschuss nahmen. Das Regiment antwortete, in dem es Uyun Musa außerplanmäßig besetzte und die Geschütze dabei zerstörte. Dabei hatte es 8 Tote und 17 Verletzte zu beklagen. Die Verluste der Beduinen dürften weitaus höher gewesen sein. Aber weitere Attacken ihrerseits auf das 36. unterblieben seitdem.

    Bild
    lila - assyrische Stellungen
    blau - koptische Stellungen



    2050/I - 4. Weitere Befehle

    PoV-Charakter: ausnahmsweise keiner. ist aber für die nächste Geschichte wichtig.

    http://www.civforum.de/attachment.ph...mentid=1113537

    Provinz 1/Marqas:
    Die 2. Infanterie-Division verlegt 1000 Mann (2 DB-Bataillone) in die Provinz Melid zur Verstärkung der dort unter schwerem Druck stehenden Truppen.
    Eine Brigade von ihr (6000 Soldaten) wird zusammen mit der kompletten 6. Gebirgsjägerdivision zur griechischen Grenze vorstoßen und die Rebellentruppen in der Provinz Marqas einschließen. (roter Pfeil)
    Die restlichen 2600 einsatzbereiten Soldaten der Division verbleiben in Reserve.

    Provinz 2/Melid
    Die Lage wird als kritisch eingestuft. Die dortigen Kräfte dürften nicht ausreichen, um die eingesickerten Aufständischen wieder zu vertreiben. 1000 Mann aus Marqas werden die Stellungen verstärken. Gleichwohl sollen die Rebellen in einen Hinterhalt gelockt werden (dunkelblauer Pfeile = Rückzug; hellblaue Pfeile der Gegenangriff mit den Panzern) Ein vorgetäuschter Rückzug, der die Rebellen zu einem unüberlegten Vorgehen in offenen Gelände verleiten soll, um den Panzern die Möglichkeit zu geben ihre volle Wirkung gegen die Rebellen zu entfalten. Ziel ist es die alten Stellungen zurückzuerobern und die Rebellen zu überrollen.
    Zusätzlich wird ein Vorstoß aud Amida von Westen her mit den Panzern und den Begleittruppen ins Auge gefasst. Wenn dies gelingt so wären alle Rebellen südlich von Amida eingeschlossen. Nach Möglichkeit sollen so viele Rebellenkräfte wie möglich bei der Gegenoffensive nach Süden abgedrängt werden. Damit sie im Kessel landen. Dieser Schritt liegt jedoch im Ermessen der kommandierenden Offiziere.

    Provinz 4:
    Die 12. Gebirgsjägerdivision wird bis auf ein Regiment (3000) Soldaten zum Angriff auf Amida (Diyarbakir) in der Provinz 4 (Provinz Bit Zamani) vorgehen. Ziel ist es hierbei die Stadt zu nehmen und die in Isalla (Mardin) verbliebenen Rebellen einzuschließen. Dabei sollen die sich zurückziehenden Rebellenkräfte nach Süden, also vom Gebirge weg abgedrängt werden. (grüner Pfeil) Die in der Provinz verbleibenden Kräfte graben sich ein.


    Ich hoffe mal, dass bei den Vorstößen auf Flankenschutz geachtet werden soll, die Pfeile nur eine vereinfachte Darstellung sind, Einsatz von Aufklärern etc. selbstverständlich sind und keiner expliziten Erwähnung bedürfen. Also sollen die Truppen auch auf Flankenschutz achten und nicht kopflos mit Mann und Maus entlang der Pfeile vordringen.

    Karte:
    Bild
    dünne dunkellilane Linie: anfänglicher Frontverlauf
    fette Schwarze Linie: Seeeeeehr grober Grenzverlauf
    roter Pfeil: Angriff in Provinz 1
    dunkelblauer Pfeil: vorgetäuschter Rückzug in Provinz 2
    hellblauer Pfeil: Gegenoffensive in Provinz 2
    grüner Pfeil: Angriff der 12. Gebirgsjäger gegen die Provinz 3



    2050/I - 5. Das Dorf

    PoV-Charakter: Feldwebel Natan



    Er trat die Tür ein und schritt in das Innere des Raumes. Das Gewehr im Anschlag, seine Männer folgten ihm. Sie durchkämmten Raum für Raum, aber wieder nichts. Genau wie in den Häusern zuvor. Feldwebel Natan fragte sich, was aus den Dorfbewohnern geworden ist. Alles war verlassen.
    „Hier ist nichts, wie in den anderen Häusern. Raus hier!“ befahl er seinen Männern. Vorsichtig folgten sie der Straße oder besser gesagt dem einzigen Trampelpfad des Dorfes entlang der niedrigen Steinmauern. Am Ende befand sich ein etwas größeres Gebäude mit einem Minarett. Vermutlich die Moschee des Dorfes. Auch hier die selbe Vorgehensweise wie zuvor. Tür eintreten und Raum sichern. An jedes Eck ein Mann. Natan ging wie immer als erstes durch. Im Inneren der Moschee war es völlig dunkel, so dass er kaum die Schemen der Wände und der Kanzel entdecken konnte. Er fühlte unter seinen Füßen etwas weiches. Zunächst dachte er, es sind die Teppiche, doch als der Mann hinter ihm Licht anmachte, sah er es. Hier lagen lauter Leichen. Männer, Frauen und Kinder, zumeist an den Wänden aufgehäuft. . Natan stand inmitten menschlicher Gedärme und auch um ihn herum Gedärme, Gliedmaßen und Blutlachen. Ihm wurde schlecht und er musste mit sich kämpfen sich nicht zu übergeben. Sein Kamerad Warda konnte sich nicht zurückhalten und erbrach sich mitten im Raum.
    „Was ist hier passiert?“ fragte einer der Männer seinen Feldwebel. „Wenn ich das wüsste.“ gab Natan zurück.
    Auch in den Nebenräumen der Moschee fanden sie nur weitere Tote und im Hof wartete das nächste Grauen auf sie. Um den Brunnen herum, an dem sich normalerweise die Gläubigen vor dem Gebet wuschen, lagen noch mehr Leichen. Manche total verstümmelt und unkenntlich, ohne Kleidungsstücke. An anderen jedoch war noch deutlich die Uniform der assyrischen Armee zu erkennen. 41 Kameraden lagen hier leblos vor ihnen auf dem Boden.
    Adad, der seines Zeichens noch dem christlichen Glauben anhing, nahm den Helm ab und ging auf die Knie „Herr im Himmel...“ es verschlug ihm die Sprache.

    Als Natan Hauptmann Akhiqar über das, was er sah, Meldung machte, kamen weitere Soldaten mit einem älter aussehenden bärtigen und in einem verdreckten weisen Gewandt gekleideten Mann hinzu.
    Einer von ihnen trat an den Hauptmann heran und machte Meldung, es war Stabsgefreiter Abo. „Herr Hauptmann, Stabsgefreiter Abo mit 3 Mann von Erkundungstour zurück. Wir haben diesen Mann hinter einer Senke dabei entdeckt, wie er gerade Löcher grub. Er sagt, er sei der Imam dieses Dorfes und habe Gräber für die Anderen ausgehoben.“
    Der ältere Mann, wobei gar nicht mal so alt, vielleicht Anfang 50, unterbrach den Stabsgefreiten „Das ist wahr. Ich war der Imam dieses Dorfes.“
    „Was ist hier geschehen?“ wollte der Hauptmann von ihm wissen.
    „Vor 5 Wochen kamen Kämpfer des Fürsten Berwari in unser Dorf. Sie verhielten sich normal, wir gaben ihnen Essen und Trinken. Ich muss zugeben, dass die große Mehrzahl meiner Brüder mit den Rebellen sympathisierte...“
    „Und wie stand es um eure Sympathie, Priester?“
    „Nun, da ihr mich so offen fragt. Auch ich glaubte an ihre Sache. Sie sind schließlich auch Muslime, so wie wir. Doch dann vor 2 Wochen kamen weitere Kämpfer. Sie führten einige assyrische Gefangene mit sich. Die Überlebenden einer zersprengten Kompanie.
    Der Anführer ihrer Bewacher trat an die Dorfältesten heran und verlangte, dass wir unserem neuen Fürsten unsere Abgaben zu leisten haben. Der Dorfälteste sagte ihm, dass sie ihre Abgaben noch den Assyrern leisteten und nicht einsehen, doppelt belastet zu werden. Daraufhin verlangte ihr Anführer, ein wirklich unansehnlicher Mann mit schiefen Augen und zu großer Nase, eine viel größere Menge von uns, als vorher die Assyrer verlangten. Unser Dorfältester Demir versuchte ihm zu erklären ,dass wir dann selber keine Vorräte und auch nicht mehr genügend Geld hätten, um uns Neue zu kaufen. Der hässliche Kerl zog daraufhin ein Messer und rammte es dem Ältesten direkt ins Auge. Ich stand unmittelbar dabei. Seine Männer ergriffen uns. Er befahl ihnen mich zu verschonen und alle anderen in diesem Dorf zu töten. Sogar die Kinder. Sie zerrten die Menschen aus ihren Häusern und erschossen sie auf offener Straße. Manchen schlitzten sie die Bäuche auf und ließen sie so verenden. Auch die gefangenen Assyrer erlitten ein ähnliches Schicksal. Daraufhin nahmen sie sich alles in unserem Dorf, was von Wert oder zumindest essbar war. Mir befahl ihr Anführer, dass ich unsere Toten begraben und jedem der vorbeikommt erzählen soll, was passiert, wenn man versucht sich seiner Abgabenpflicht zu entziehen.“
    Während dieser Schilderung wurde selbst der Hauptmann, der ein hartgesottener Hund von einem Mann war, bleich im Gesicht. „Ihre eigenen Leute...“ murmelte er vor sich hin. Er befahl Nathan sich 20 Mann zu nehmen und dem Imam zu helfen seine Leute zu begraben. Auch um die ermordeten Kameraden sollten sie sich kümmern.



    2050/I - 6. Lagebesprechung und Befehlsausgabe

    PoV-Charakter: General Hano

    General Lazar breitete eine Karte von Melid aus. "Weite Teile der Stadt befinden sich in der Hand der Rebellen. Die Garnison ist noch 2500 Mann stark und hält nur noch den Südteil Melids. Die Rebellen haben mehr als doppelt so viele Männer im Einsatz. Auch weiter südlich bei Perrhe sieht die Situation nicht viel besser aus. Hier wagen die Rebellen zwar keinen weiteren Vorstoß, wegen den königlichen Panzern. Aber auch unsererseits scheiterten alle bisherigen Offensivbemühungen.

    General Hano: "Ich danke ihnen für ihre Lageinschätzung, aber die Garnison von Melid wird die Stadt halten. Solange wie es sein muss. Die Gesamtsituation entwickelt sich zu unseren Gunsten. Bald schon können wir die Situation in Melid bereinigen." Er schob die Stadtkarte zur Seite, um die Provinzkarte von Urartu wieder freizumachen.

    "Die 12. Gebirgsjägerdivision befindet sich mit 12000 Mann in Amida. Sie belässt jeweils 1500 Mann in Amida und Elih (Batman) zurück und mit dem Rest stoßt sie die Straße, sofern man diese Trampelpfade hier so bezeichnen kann, entlang in Richtung Perrhe (Adiyaman) vor. Sobald die dort stehenden Rebellen sich der Gefahr in ihrem Rücken zuwenden, wird das königliche Panzerregiment seinerseits von Perrhe aus zum Angriff antreten. Begleitet von den Kavallerieverbänden." seine Finger fuhren die Angriffsroute nach. "Dieses Mal werden wir die Rebellen dort ein für alle Mal besiegen. Im Anschluss räumen wir das komplette Hinterland von Isalla (Mardin) von jeglichen Feindkräften. Zuvor bieten wir ihnen jedoch die ehrenhafte Kapitulation an. Nehmen sie an, sparen wir Zeit und können die Linien in Melid mit den freigewordenen Kräften verstärken.
    Oberst Barwar, der als Vertretung für den Kommandeur der 6. Gebirgsjägerdivision an der Besprechung teilnahm, räusperte sich. "In spätestens 24 Stunden erreicht unsere Division die griechische Grenze. Alle noch in der Region Marqas verbliebenen Rebellenkräfte wären somit eingeschlossen. Jedoch sammeln die Rebellen starke Kräfte südwestlich unserer Linien. Nahe an der griechischen Grenze." Er deutet auf die Stelle.
    General Hano unterbrach ihn. "Machen sie sich darum keine Sorgen. Eine Anfrage an die Griechen ist ergangen. Wenn ihre Artillerie das Feuer im Rücken der Rebellen eröffnet, werden jene noch in ihrem Aufstellungsraum zerschlagen."
    "Und wenn die Griechen nichts tun?" Warf der Oberst ein.
    Der General erwiderte kühl. "Dann hält die 6. Gebirgsjäger ihre Stellungen. Gegen alle Angriff der Rebellen."
    ...

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    Zusammenfassung:
    6. Gebirgsjägerdivision stößt zur Grenze vor. Nach Artillerieschlag der Griechen geht sie zusammen mit der 2. Infanteriedivision gegen die in Provinz 1 eingeschlossenen Rebellen vor.
    Die 12. Gebirgsjägerdivision greift in die Kämpfe um Provinz 2 ein und schließt zusammen mit dem königlichen Panzerregiment alle Rebellen südlich von Adiyaman-Diyabarkir ein und vernichtet sie. Während die Kavallerie nach Abschluss dieser Operation Melid (Malatya verstärkt, damit die Stadt nicht fällt), Die 12. lässt dabei Sicherungstruppen in Diyabarkir und Batman zurück.

    Sollte der griechische Artillerieschlag erfolgen, kann die Sl schwere Schäden für die verbliebenen Rebellen in Provinz 1 auswürfeln und sie werden leicht aufgerieben. Bleibt er aus, wird zumindest ein Teil der Rebellen aus dem Kessel entkommen. Einem weiteren Teil gelingt es über die Grenze durchzusickern. Ein paar griechische Dörfer zu plündern und sich evtl. weiter nördlich in von Rebellen kontrolliertes Gebiet zu retten.
    Also vernichte ich in dem Fall vielleicht ein Drittel der Feindtruppen in Provinz 1.

    Bild
    Dunkelblaue Pfeile: Angriff der 6. Gebirgsjäger zu Grenze. Im Anschluss Verteidigung gegen Gegenangriffe und vernichtung der Rebellen im Kessel.
    großerRoter Pfeil: Angriff der 12. Gebirgsjäger
    kleiner roter Pfeil: Angriff der königlichen Panzer
    brauner Pfeil: Vernichtung der abgeschnittenen Feindkräfte in Mardin.




    2050/I - 7. Späte Genugtuung

    PoV-Charakter: Feldwebel Natan


    Feldwebel Natan beobachtete Oberleutnant Nuhro, wie er mit einem griechischen Offizier sprach. Nuhro war der Nachfolger von Hauptmann Akhiqar, der vor 8 Tagen fiel. Eine Gruppe versprengter Rebellen eröffnete aus einem kleinen Wäldchen heraus das Feuer auf ihre Kolonne. Die Kugeln trafen den Hauptmann und seinen Fahrer tödlich. Danach stürmte die Kompanie das Wäldchen und brachte die Rebellen auf. Manche Männer wollten die Gefangenen für den Tod des Hauptmanns ebenfalls töten. Die Offiziere mussten sie zurückhalten.
    Noch ein paar Tage früher stießen sie auf die verwegenen Berglöwen. Der Name der Rebellentruppe, welche für die Auslöschung mehrerer Dörfer verantwortlich ist...
    Während von der griechischen Seite aus die Gefangenen langsam herüber traben, musste Natan unweigerlich an damals denken. Kurkan hieß das Dorf, in welchem sie damals auf das erste Massaker stießen. Die meisten anderen Dörfer, die von dieser Bande heimgesucht wurden, leisteten danach lieber freiwillig den verlangten Tribut und blieben von ein paar geschändeten Mädchen abgesehen verschont. Aber zumindest weitere drei Dörfer weigerten sich auch nach Kurkan die Forderungen der Rebellen zu erfüllen und erlitten das selbe Schicksal. Zwei Tage bevor der Hauptmann fiel, jagten und stellten sie die Berglöwen zum Gefecht. Die meisten wurden nieder gemacht und einige gerieten in Gefangenschaft. Ihr Anführer war leider nicht darunter. Natan hatte ihn schon im Visier und dann im ungünstigsten Moment – Ladehemmung. Und so konnte er ihm entkommen. Es ärgerte ihn noch heute unglaublich. Er hätte diesem Schwein mit einem Schuss das Leben nehmen können. Wobei das vielleicht eine Gnade gewesen wäre, die er nicht verdient. Schließlich wurden er und seine Männer bereits zu einem weitaus grausameren Tod verurteilt.
    Gerade noch in Gedanken versunken, fiel Natan einer der an ihm vorbeigehenden Gefangenen auf. Irgendwas hatte er an sich. Er winkte ihn aus der Kolonne heraus zu sich und betrachtete ihn ganz genau. Trotz der Glatze und den Lumpen eines einfachen Milizionärs, die er mittlerweile trug, erkannte Natan ihn. Diese schiefen Augen und diese hässliche große unförmige Nase würde er unter Tausenden wiedererkennen. Das ist der Mann, der die Massaker beging.
    Natan spürte die Wut in sich aufkommen, er richtete seine entsicherte Waffe auf den Gefangenen und schrie ihn an „Auf die Knie du Stück Scheiße!!!“ Er hielt den Gewehrlauf direkt an den Kopf des ihn total verstört anblickenden Gefangenen. Er wollte abdrücken, doch mehrere seiner Männer kamen zu der Szene hinzu und redeten auf ihn ein. Schließlich senkte er wieder sein Gewehr. Nicht aus Mitleid mit dem Gefangenen haben die anderen Natan davon abgehalten, ihn zu erschießen. Zu gerne hätte es wohl jeder in ihrer Einheit gemacht, aber offen vor so vielen Augenzeugen hätte es für sie selber ein Nachspiel haben können.
    Natan zerrte und stieß den mutmaßlichem Massenmörder stattdessen zu seinem neuen Kompaniechef. Sollen sie ihn auf dem Scheiterhaufen verbrennen! dachte er sich


    Gefangene Rebellen während einer Rast


    2050/I - 8. Nachricht aus Krak

    PoV Charakter: Großkönigin Daenerys I.


    Von hier oben hatte sie einen guten Blick über die Stadt. Es war schon sehr spät, der Himmel dunkel und schwarz und der Mond hinter den Wolken verborgen. Selbst der Himmel schien um ihren Vater zu trauern. Die Lichter der Laternen brannten und erhellten die sich unterhalb des Palastes ausbreitende Stadt ein wenig. Es war alles so ruhig und still. Das Reich schläft, das Reich liegt in Trauer um seinen toten König danieder.
    Die Nachricht traf Daenerys wie einen Schlag. Ihr kleiner fünfjähriger Bruder war müde und sie hatte ihn gerade zu Bett gebracht. Er schlief öfters bei ihr, seiner großen Schwester.
    Ihr hoher Vater war nach dem Tod ihrer Mutter verändert und gerade ihm gegenüber distanziert, weil sie bei seiner Geburt starb, und Nardeen war niemanden gegenüber besonders liebenswürdig. So war sie für den Kleinen seine Bezugsperson.
    Danach wollte sie selber noch ein Bad nehmen, aber während ihre Dienerinnen noch das Wasser einließen kamen sie – Die Ratsherren angeführt von Balzi und Tighlat in Begleitung des Gardeoffiziers Domara. Tighlat war ihr Cousin, der jüngste Sohn des Bruders ihres Vaters.
    Und den Offizier kannte sie auch schon etwas näher. Er hatte schon öfters auf sie und ihre Brüder aufgepasst und sie in militärischen Dingen unterrichtet.
    Sie alle machten einen verstörten Eindruck auf sie. Tighlat erzählte ihr, was passiert ist. Sie wollte es nicht glauben, nicht wahrhaben. Ihr war zum heulen zu Mute. In einem Augenblick gleich drei Menschen verloren, die ihr nahe standen. Nardeen war zwar nicht gerade der beste Bruder, aber dennoch war auch er von ihrem Blut. Und dann ihr Vater und ihr Künftiger...
    Vor den Ratsherren hielt sie ihre Tränen zurück. Sie alle sprachen ihr nach und nach ihr Mitgefühl über die tragischen Verluste aus. Ob sie es ernst meinten oder nur aus Höflichkeit so daher sagten, vermochte sie nicht zu bestimmen. Domara jedenfalls meinte es ernst, da war sie sich sicher. Er war immer gut zu ihr gewesen und so war er jetzt auch der erste Gardeoffizier, der ihr seine Waffe zu Füßen legte und ihr seine Treue schwor. Sie versprach ihm, dass er es nie bereuen soll ihr den Eid geleistet zu haben.
    Nachdem die Ratsherren sie alleine ließen, konnte sie ihren Gefühlen endlich freien Lauf lassen. Vor ihren Beratern wollte sie keine Schwäche zeigen, aber nun kullerten die Tränen über ihre Wange. Domara blieb noch eine Weile bei ihr und spendete ihr mit seinen Worten Trost.
    Stunden sind seitdem vergangen und Daenerys konnte nicht schlafen, obwohl sich ihre Augen schwer anfühlten. Viel zu viel ging ihr durch den Kopf. Die Trauer über ihren Vater, Bruder und Verlobten, die die Götter ihr allesamt am heutigen Tag genommen haben. Ihrem kleinen Bruder hatte sie davon noch gar nichts erzählen können. Er schlief seelenruhig in ihrem Bett. Nichtsahnend. Ihm das zu sagen wird nicht einfach, aber er musste es auf jeden Fall von ihr erfahren.
    Mit dem heutigen Tag bin ich kein Kind mehr, sondern eine Königin rief Dany sich ins Bewusstsein.
    Ihre Zofe Doreena trat an sie heran "Euer Gnaden, wollt ihr nicht schlafen?" Sie hatte sie zu diesem Moment gar nicht bemerkt.
    "Ich kann nicht schlafen. Im Bett würde ich nur wach liegen. Hier draußen habe ich zumindest die frische Nachtluft."
    "Soll ich euch einen Schlaftrunk zubereiten? fragte sie die Zofe. "Nein danke. Ich will keine Schlafmittel. Aber du musst nicht mit mir wach bleiben. Leg dich hin, ich brauch dich für heute nicht mehr, Doreena." sagte sie in einem freundlichen Tonfall.
    "Wie ihr wünscht, euer Hoheit. Weckt mich, falls ihr mich doch braucht."
    Mit diesen Worten ließ die Zofe sie wieder alleine mit sich, ihren Gedanken und diesem beklemmenden Gefühl der Angst. Auf sie wartete eine große Verantwortung. Dany sollte nur einen wichtigen und einflussreichen Adligen heiraten, die Krone hingegen war für Nardeen bestimmt. Doch er war nun tot und sie am Leben. Ob darauf vorbereitet oder nicht, es ist nun ihre Krone und ihre Bürde und ihre Verantwortung. Sie blickte wieder hinaus auf die Stadt, die nun die ihre war. Das Herz ihres Reiches. Daenerys atmete tief ein. Ich werde ihnen eine gute und gerechte Königin sein schwor sie sich innerlich.

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    (eine Nachtszene, wo sie die Stadt überblickt gab es bisher leider nicht.)



    Burg Krak - Der Ort des Unglücks



    2050/I - 9. Danys Krönung

    PoV-Charakter: Großkönigin Daenerys


    Der große Tag war nun gekommen. Gestern stand Daenerys noch am Scheiterhaufen ihres toten Vaters und sah zu, wie seine sterblichen Überreste zu Asche wurden.


    Dany vor dem Scheiterhaufen ihres toten Vaters. Sie hatte ihn selber entzündet.

    Und heute nun würde sie seine Nachfolge als Großkönigin von Assyrien antreten. Es war noch sehr früh am Morgen, als ihre Dienerin Ina sie weckte.
    Es kam ihr mittlerweile so vor, als würde sie eine Ewigkeit hier sitzen, während Ina und ihre anderen Zofen sie zu Recht machten. Nisha hielt ihr gerade den Spiegel entgegen. „ihr seid heute besonders schön, euer Gnaden“ sagte Doreena zu Dany, während sie noch ihr langes und volles Haar ein wenig zurecht machte.
    Nisha schloss sich ihrer Vorrednerin an „Oh ja. Selbst die Verräter in Bagdad müssten bei eurem Anblick sehnsüchtig ins Reich zurückkommen.“
    Dany lächelte und bedankte sich bei ihren Zofen, die sie gewissermaßen als Freundinnen und nicht nur als Dienstmägde ansah. Aber in ihrem Inneren wusste sie, dass es weit mehr bedarf, um das Reich zu einen. Ein Ziel, das ihr Vater zu seinen Lebzeiten noch verfolgte, aber dessen Gelingen er leider nicht mehr selber miterleben konnte.
    Doreena half ihr in ihr Kleid - ein wallender Traum aus elfenbeinfarbener Seite, dessen Spitzen mit Perlen bestickt waren und das ihre Arme und den Rücken frei ließ - während Nisha ihr die silbernen Sandalen überstreifte. Danach band sie ihr einen großen dunkel-goldenen Gürtel um, der noch einmal ihre Taille betonte. Das Reich trauerte die vergangenen Tage mit mir, aber heute wird das Volk meine Krönung feiern und mit dem alten abschließen. Wenn ich das auch so leicht könnte, aber mir fehlt mein Vater. Dany versank in ihren Gedanken während ihre Zofen hier und dort noch Hand anlegten. Dennoch ich muss stark sein für ihn, für mein Volk und für Sabri, der außer mir niemanden mehr hat. Ich werde sie alle mit Stolz erfüllen.
    Die Tür ging auf und Oberst Domara trat in ihre Gemächer. Er verbeugte sich vor ihr. „Euer Gnaden, eure Eskorte steht bereit“ Ihr kam es für einen kurzen Moment so vor, als würde er sie anders ansehen als sonst. Was natürlich nur Einbildung ist. Dieser Mann kannte sie seit dem sie ein kleines Kind war. „Gut. Wir wären hier auch soweit fertig“ ihre Zofen nickten. „Begleitet mich nach draußen, Oberst Domara.“ Sie strich ihm mit der Hand kurz über die Wange. Gewissermaßen war er für sie immer eine Art Onkel. „Sehr gerne euer Gnaden“ entgegnete er pflichtbewusst.
    Draußen im Palasthof erwartete sie nicht nur ihre Eskorte, sondern auch wunderschönes Wetter. Die Sonne strahlte kräftig, der Himmel war wolkenlos und die Temperaturen angenehm. Selbst die Götter scheinen sich über ihre Krönung zu freuen.
    Sie schreitet die Reihe ihrer Eskorte ab. Die Soldaten präsentieren ihre Lanzen, an deren Enden jeweils eine Fahne befestigt ist. Die Fahnen des Reiches, der Kronlande oder auch ihrer Familie zierten die Lanzen der Soldaten.
    General Bardisan, der Befehlshaber der königlichen Garde, erwartete Dany bei ihrer Kutsche. Er öffnete ihr die Tür und half ihr und ihrem kleinen Bruder Prinz Sabri hinein. Domara setzte sich ihr gegenüber. Sollte es zum schlimmsten kommen, so müsste er zur Not eine Kugel für sie abfangen. Bardisan, der zusammen mit 3 weiteren Gardisten ihre Karosserie zu Pferd flankierte, machte in seiner Gardeuniform einen prächtigen Eindruck. Die zahlreichen Orden an seiner Brust waren auf Hochglanz poliert. Er ist trotz seines Alters noch in Topform und gilt als einer der besten Schützen und Nahkämpfer des Reiches.
    Ihnen voraus ritten 30 Mann in Zweierreihen. Die Banner an ihren Lanzen flatterten und tanzten im Wind, während die Sonnenstrahlen ihre Stahlhelme zum glänzen brachte. An ihren Gürteln trugen die Männer jeweils eine Klinge und eine Pistole. Hinter ihnen folgten weitere 100 Gardisten.
    Die Straßen waren gesäumt von Menschen. Viele schwenkten entweder assyrische oder königliche Fahnen und riefen ihren Namen. Zu ihrer Rechten und ihrer Linken standen überall Gardisten, welche die Massen zurückhielten.
    Sabri beobachtete alles mit großen Augen. Er schien nicht ganz begriffen zu haben, dass Vater für immer weg war. Einem kleinen Kind ist es nicht leicht zu erklären, was der Tod bedeutet und Dany wollte das auch nicht so gerne. Nicht heute dachte sie sich und umarmte ihren Bruder mit ihrem linken Arm, während sie zeitgleich ihr bezauberndes Lächeln aufsetzte und den Menschen mit ihrer Rechten zuwinkte.

    Am Tempel des Assurs angekommen, half ihr dieses Mal Domara aus der Kutsche. Der Tempel war im Inneren hell erleuchtet. Farbenfrohe und kunstvolle Mosaike und Wandmalereien zierten die Wände. Sie zeigten Szenen aus dem Leben der Götter und großer Könige oder auch aus Schlachten, die vor tausenden von Jahren geschlagen wurden. Am Heiligtum des Tempels erwarteten sie die Priester des Assurs. Ein Stuhl aus Edelholz stand auch bereit. Sabri musste sich zu ihren Verwandten auf die Ehrenloge der königlichen Familie begeben. Sie erblickte dort viele bekannte Gesichter. Ihren Cousin Tighlat beispielsweise oder Onkel Asinum, der jüngste Bruder ihres Vaters, welcher seines Zeichens ein begeisterter Archäologe und Historiker ist. Es fehlte nur ihr Bastardbruder Samshi, aber vielleicht übersah sie ihn auch nur.
    Sie schritt die Stufen hinauf zum Allerheiligsten. Der Hohepriester begrüßte sie “Euer Gnaden, die Zeit ist gekommen, dass ihr euren Eid ablegt, auf dass ich euch zur Königin der Könige salben kann.“
    Sie trat vor das große Relief des Assurs und berührte es mit einer Hand. „Ich, Daenerys aus dem Hause der Sargoniden schwöre hiermit vor den Göttern, dass ich sie ehrenund die Gesetze Assyriens achten werde. Ich will meinem Volk eine gerechte Herrscherin sein und alles in meiner Kraft stehende tun, um Unheil von ihm abzuwenden.“ Ihre Stimme war kräftig und klang entschlossen. Sie ließ sich auf dem Stuhl nieder und senkte vor dem Priester ihr Haupt. Der Hohepriester salbte sie anschließend mit seinen Ölen zur Großkönigin. „Mögen die Götter ihrer Dienerin Daenerys aus dem Hause der Sargoniden Kraft und Weisheit verleihen. Mögen sie ihr Herz gegenüber ihrem Volk mit Güte erfüllen und sie gegenüber ihren Feinden hart machen.“ Es klang schon mehr als würde er singen.
    Als er ihr die Krone aufs Haupt setzte und sie jenes wieder erhob, gingen alle im Tempel Anwesenden auf die Knie. Der Hohepriester verkündete „Preiset Daenerys aus dem Hause der Sargoniden, die Erste ihres Namens! Von Gnaden der Götter Königin der Könige; Großkönigin von Assyrien; Königin der Assyrer, Juden, Aramäer, Araber und Kurden; Herrin der Fünf Satrapien und Beschützerin des Reiches!“ Und die anderen Priester des Assurs fielen mit ein.
    Heilrufe wurden laut „Heil Königin Daenerys!“ „Es lebe die Königin!“

    Stunden später im Thronsaal war Daenerys immer noch damit beschäftigt die Treueschwüre ihrer Satrapen, Vasallen, Generäle, Ratsherren und hohen Beamten entgegenzunehmen.
    General Hano, der Befehlshaber der Truppen in Urartu trat als nächstes vor und ging auf die Knie.
    „Meine Königin, ihr seid noch viel schöner, als man es sich erzählt. Im Angesicht von Göttern und Menschen schwöre ich euch ewige Treue und Gefolgschaft. Mein Schwert gehört euch und mein Herz. All eure Feinde sind auch die meinen und ich werde euch vor jedem von ihnen beschützen“
    Im Gegensatz zu den beiden alten und dicken Adligen, die vor ihm ihren Lehnseid ablegten, empfand Dany den General als ansehnlich. Ihr gefielen vor allem seine blauen Augen.
    „Ich werde eure Treue vergelten, General Hano. Gedenkt eurem Eid und ihr und eure Besitztümer werden allzeit unter meinem Schutz stehen.“
    „Euer Gnaden zu diesem ganz besonderen Anlass, habe ich Geschenke für euch mitgebracht.“ Dany blickte in leicht überrascht an, denn sie sah nichts. Er befahl seinem Begleiter sie hereinzuholen.
    Mehrere der aufständischen Adligen wurden vor ihren Thron geführt. „Sie haben euren Vater verraten, euer Gnaden. Verfahrt mit ihnen, wie es euch beliebt.“
    Daenerys betrachtete sich die Männer. Sie erkannte den Fürsten von Isalla und Madig, den Fürsten von Amida. Daneben noch ein paar, deren Namen sie nicht wusste und ganz am Ende Fürst Berzawi, dem mehrere Gräueltaten zur Last gelegt werden.
    „Heute ist der Tag meiner Krönung, deshalb will ich gnädig sein. Tretet vor und leistet mir den Lehnseid und ich vergebe euch das, was vergangen ist.“
    Berzawi war bereits erleichtert dabei einen Schritt nach vorne zu machen „Mit einer Ausnahme.“ schnitt ihre Stimme scharf durch den Raum. „Fürst Berzawi, eure Männer haben Dörfer ausgeraubt und zerstört, die unter dem Schutz des Reiches standen. Nicht einmal die Kinder verschonten sie. Für euch wird es keine Gnade geben!"
    Das Grinsen aus seinem Gesicht verschwand im selben Moment „Euer Majestät“ stammelte er vor sich hin „ich hatte keine Ahnung von Hatuns Taten. Das müsst ihr mir glauben!“ Domara schnitt ihm das Wort ab „Hatun gab vor seinem Tod an, dass ihr seine Taten gebilligt habt. Das war Teil der Belohnung für seine Hilfe euren Bruder zu ermorden.“ Voller Verachtung blickte der Gardeoffizier den vor ihnen knienden Mann an. Schlussendlich erhob sich die Königin. „Ich habe genug gehört! Sperrt ihn ins Verlies! Ich werde mich später mit seinem Schicksal befassen.“ Ihre Wachen zerrten den Mann auf die Beine und brachten ihn hinaus.
    Die anderen geschlagenen Adligen leisteten ihr erneut den Vasalleneid. Wodurch sie ihre Titel und auch den größeren Teil ihrer Ländereien behalten durften.
    Wie viel ihre Schwüre dieses Mal wert sind?




    2050/I - 10. Ratssitzung - Themen: Urartu und dies und das

    PoV-Charakter: Großkönigin Daenerys


    Als Daenerys den Raum betrat, verbeugten sich die Ratsherren vor ihr. „Eure Schönheit überstrahlt wieder alles und jeden“ begrüßte sie Ratsheer Ashoor. „Wie freundlich von euch, Ratsherr.“

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    Sie setzte sich auf ihren Platz am Kopfende des Ratstisches, wo früher ihr Vater saß, wenn er mal eine Ratssitzung aufsuchte. Was selten genug der Fall gewesen ist. Sie konnte es ihm nicht verdenken, diese Sitzungen waren oft alles andere als interessant. Aber als Großkönigin gehörten auch solche Dinge nun zu ihren Pflichten.
    Nach ihr setzten sich auch wieder die anderen Anwesenden auf ihre Stühle. Nur zwei Wachen, die sie begleiteten, positionierten sich stehend hinter ihrem besonders prächtigen Stuhl.
    Dany überblickte die Runde. Ashoor – Ratsherr für Inneres, Balzi – Ratsherr für Finanzen und Wirtschaft, der jüdische Ratsherr Peres, Dinkha – Ratsherr für Äußeres, Narees - Geheimrat, die Generäle Hano - neuer Oberbefehlshaber der Armee und Bardisan – Kommandeur der Garde, Admiral Shalmanisar – Befehlshaber der Flotte und zu ihrer Rechten Ratsvorsitzender Tiglath, der quasi als ihre rechte Hand fungierte.
    „Euer Gnaden“ richtete Ahoor erneut das Wort an sie. „Die Satrapie Urartu mag wieder Teil des Reiches sein, dennoch sind wir noch nicht fertig mit ihr. Der Wiederaufbau der Provinz, die Einsetzung eines neuen Satrapen und die Frage, wie wir mit den rebellischen Adligen verfahren wollen...“
    Wen würde sie zum neuen Satrapen machen. Das ist eine schwierige Frage. Sie hätte am liebsten General Hano, der die Satrapie zurückeroberte, dazu ernannt, aber Tiglath und Balzi hatten sich beide dafür ausgesprochen einen einheimischen Adligen zu ernennen. Sie meinten, dass die Bevölkerung einen fremden nicht so einfach akzeptieren würde.
    Die meisten ansässigen Adligen hatten jedoch gegen sie bzw. noch gegen ihren Vater rebelliert.
    „Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, der Fürst von Isalla gehörte zu den ersten, die sich uns ergaben. Er wäre vielleicht eine geeignete Wahl“ Ratsherr Balzi hatte sich schon in der Vergangenheit für Isalla ausgesprochen und wurde von der Königin abgewiesen. Sie traute diesem Fürsten nicht. Ja, er legte die Waffen recht schnell nieder und schwor ihr besonders unterwürfig und reumütig die Treue. Trotzdem traute sie ihm keinen Meter und bezweifelte, ob er nun wirklich loyal zur Krone steht. „Wir haben darüber schon einmal gesprochen. Ich halte Isalla nicht für die geeignete Wahl.“
    „Wie ihr meint, meine Königin. Bedenkt aber, dass dies auch eine Geste der Versöhnung gegenüber Urartu wäre.“ Eine Geste Gegenüber Urartus Adel, ja sicher.
    „Ich habe darüber nachgedacht und ich gedenke Fürst Riza von Marqas zum neuen Satrapen zu erheben. Er hat während des Aufstands auf unserer Seite gekämpft und diese Treue werde ich belohnen.“
    Ratsherr Balzi nickte ihr zu. „Wie ihr es wünscht, so soll es geschehen. Möchtet ihr wissen, welche Schäden die Kämpfe in Urartu verursacht haben?“
    „Ja, sagt es mir.“
    „Es gab zum Teil schwerste Gefechte. Ganze Städte sind zerstört. Das was an Brücken und Straßen in der Region existierte, ist nun entweder zerstört oder wird von der Armee gebraucht.“
    Er reichte der Königin eine Liste mit allen aufgezählten Schäden und den Kosten, die ihre Beseitigung erfordern.
    So viel? Urartu muss in einem erbärmlichen Zustand sein.
    Ashoor zeigte sich wenig versöhnlich „Sie haben gegen uns rebelliert. Sie sollen also auch selber ihre Trümmer wegschaffen.“
    „Wie sollen die Kurden jemals die assyrische Herrschaft anerkennen, wenn wir uns nicht im mindesten um sie kümmern?“ Warf Peres erregt ein.
    Auch andere mischten sich in die Diskussion ein. Narees gab Ashoor recht, während Balzi auf Dinkhas Seite war.
    „Genug!“ durchschnitt die Stimme der Königin den Raum und alle verstummten. „Die Adligen Urartus haben gegen uns rebelliert. Die Bauern hat niemand gefragt, ob sie diese Revolte wollten.
    Wir werden die nötigen Mittel zum Wiederaufbau der Satrapie bewilligen. Aber alle Güter, Reichtümer und Ländereien der Adligen, die sich nicht rechtzeitig ergaben, werden eingezogen. Ein Teil davon geht an Soldaten, die sich im Krieg verdient gemacht haben. Der Rest geht in den Besitz der Krone über und wird zum Wiederaufbau der Satrapie verwendet.“
    „Eine weise Entscheidung oh erhabene Königin“ pflichtete ihr General Hano bei. Auch sein Kollege Bardisan nickte zustimmend. Tiglath sagte kein Wort, aber sie wusste, wenn er einen Einwand hat, würde er schon damit rausrücken.
    „Ihr zeigt Weitsicht die Satrapie wieder aufzubauen. Ich bin mir sicher, dass sie bald auch dort euren Namen preisen werden“ Auch Balzi zeigte seine Zustimmung. „Nur was geschieht mit den nun landlosen Adligen?“ fragte der Ratsherr.
    Wieder einmal antwortete ihm zuerst sein Kollege Ashoor. „Wir sollten sie öffentlich vierteilen, in die Löwengrube werfen oder ans Kreuz schlagen.“
    Daenerys war nicht gewillt, sich wieder endlose Diskussionen anzuhören. Doch bevor sie sich dazu äußerte, erhob Ratsherr Tiglath seine Stimme.
    „Seid ihr des Wahnsinns, Ashoor?! Wollt ihr denn wirklich alles zu Nichte machen? Den Adel und nicht das Volk für die Revolte zu strafen, wird der Königin die Herzen der Bauern einbringen. Aber die Adligen aufs grausamste zu massakrieren, wird wieder Abscheu gegen ihre Herrschaft hervorrufen!“
    Mit hochrotem Kopf wollte Ashoor zu einer Erwiderung ansetzen, aber er kam nicht dazu. „Verzeiht meinem Cousin seine Wortwahl, Ratsherr, aber in der Sache hat er recht.“ mit diesen Worten wollte Dany für etwas Entspannung sorgen. „Die Verräter müssen bestraft werden, aber nicht so. Hängt den Satrapen und seine engsten Gefolgsleute. Den Rest schickt ins Exil. Sollte sich einer von ihnen ähnliche Verbrechen wie Berzawi schuldig gemacht haben, dann kommen wir auf eure Vorschläge zurück, Ashoor.“
    Sie hatte am Tag nach ihrer Krönung das Todesurteil für Berzawi unterschrieben. Ihn ereilte das selbe Schicksal, wie seine Untergebenen. Der Tod auf dem Scheiterhaufen. Daenerys war nicht gewillt gegenüber Verbrechern und Mördern Gnade walten zu lassen. Dazu zählte auch die Gnade eines schnellen Todes. Ganz gleich welchen Standes sie waren.
    Ashoor war nicht gerade glücklich darüber. Er war ein einfach gestrickter Mann. Grobe Züge und Narben zeichneten sein Gesicht, aber ihr Vater meint früher, dass er treu und ehrlich ist. Dany hoffte, dass er damit Recht behält.
    Narees wandte sich direkt als nächstes an die Königin „Euer Majestät. Das grausame Unglück, welches euren über alles geliebten Vater, Bruder und Verlobten ereilte, der Aufstand im Norden und die Bedrohung im Osten haben das Volk verängstigt. Die Menschen wollen mehr Sicherheit.“
    „Und die sollen sie auch bekommen. General Hano, eure Pläne zur Aufstellung von zwei neuen Divisionen werde ich bewilligen.“ Der General bedankte sich bei ihr für dieses Entgegenkommen. Der Ratsherr für Finanzen hingegen blickte ein wenig missmutig drein.
    „Verzeiht mir, aber das habe ich nicht gemeint“ „Geheimrat, ich kann mir denken worauf ihr hinaus wollt und teile eure Meinung. Soldaten sind leider schlechte Ermittler und Informanten. Legt mir euer Konzept vor und wenn es mich überzeugt, gewähre ich euch mehr Mittel.
    Der glatzköpfige Geheimrat setzte sein tiefgründiges Lächeln auf und verbeugte sich tief. „Das wird es ganz Gewiss, oh Erhabene.“
    „Ich denke das dürfte für heute alles gewesen sein?“
    „Noch nicht ganz, euer Gnaden. Wir haben einen Funkspruch von einem bis dato Unbekannten Land namens Hibernia erhalten. Außerdem gibt es Berichte über einen Staat auf der iberischen Halbinsel. Letzterer nahm mit uns noch keinen Kontakt auf. Aber die Griechen erzählten mir, dass das Verhältnis zwischen ihnen und Virenien sich schwierig gestaltet.
    „Ihr könnt den Hibernen antworten und meine Grüße ausrichten. Dieses andere Land, dieses Viretien – könnte es zum Krieg zwischen ihnen und Griechenland kommen?
    „Virenien, wenn es euch beliebt. Danach sieht es bisher noch nicht aus. Aber unsere Informationen darüber sind auch etwas dürftig. Wünscht ihr eine Kontaktaufnahme?“ „Ja, aber vorsichtig und ich werde keine Vereinbarungen schließen, die unseren griechischen Freunden schaden.“


    Damit endete die Sitzung, Daenerys erhob sich und verließ in Begleitung von General Bardisan und ihren Leibwachen, eine davon war Oberst Domara, die Ratskammer. Narees lief ihr hinterher. „Euer Hoheit, ich hab euch noch etwas wichtiges mitzuteilen.“
    „Konntet ihr das nicht vorhin tun, Geheimrat?“ Dany wirkte ein wenig genervt. „Nein, das sollte besser nicht jeder mitbekommen. Die Ermittlungen zu Burg Krak sind abgeschlossen.“ Schlagartig sperrte Dany ihre Ohren auf. Ungeduldig fuhr sie den Geheimrat an „sagt mir was passiert ist?“ „Nun wie soll ich es sagen. Es war mit ziemlicher Sicherheit ein Unfall. Euer Vater hatte gewisse Experimente durchgeführt, was der genaue Zweck war, wissen wir leider nicht. Nur scheint er dabei mit hochexplosiven Flüssigkeiten experimentiert zu haben und dabei kam es zu dieser Explosion.“ Sie wurde bleich im Gesicht. Es fühlte sich an, als würde ihr irgendetwas den Magen zusammenpressen. Es lag noch nicht so lange zurück. Oft hatte sie überlegt, wer ihren Vater ermordet haben könnte und nun das. „Ein Unfall, verursacht durch meinen Vater? Seid ihr euch da sicher?“ „Mit ziemlicher Sicherheit euer Gnaden und ihr versteht, warum wir diese Information nicht vor jedermann besprechen sollten.“
    „Ihr wollt dass ich über die wahre Todesursache Stillschweigen bewahre?“
    „Zum Wohle des Reiches ja. Das Volk könnte an eurer Herrschaft zweifeln, wenn sich die Gerüchte über eine mögliche Geisteskrankheit eures Vaters bewahrheiten würden.“
    Bardisan reagierte empört. „Ihr wagt es mit ihrer Gnaden so über ihren hohen Vater zu sprechen?!“
    „Nein.“ Dany legte ihrem General eine Hand auf die Schulter. „Er hat Recht. Ich glaube nicht, dass mein Vater verrückt war, aber ich möchte keine Gerüchte diesbezüglich befeuern. Die wahren Ermittlungsergebnisse bleiben unter Verschluss. Bis ich was anderes anordne.“



    2050/II - 1. Eine neue Saat?

    PoV-Charakter: Feldwebel Natan (bald Offiziersanwärter)

    Weite Felder, einzelne Gehöfte und Bauern, die das Feld pflügten . Am Horizont waren die Umrisse eines Dorfes zu entdecken, welches in das rötliche Licht der untergehenden Sonne getaucht wurde. Es waren jetzt keine besonders große Ländereien, wie die des assyrischen oder kurdischen Hochadels, aber sie gehörten ihm. Natan hatte sich diesen Besitz redlich verdient. Seine Vorgesetzten lobten ihn als einen tapferen und pflichtbewussten Soldaten, dem keine Aufgabe zu gefährlich sei und seine Kameraden inspiriert. Dazu kam dann als Sahnehäubchen die Entdeckung des gesuchten Kriegsverbrechers Hatun durch ihn.
    In Folge dessen gehörte er nun zu den Soldaten, die mit Landbesitz in den wiedergewonnen Gebieten belohnt werden sollen. Viele einheimische Adlige wurden enteignet, weil sie nicht die Waffen niederlegten und bis zum Schluss weiterkämpften. Dementsprechend gab es viel Land zum verteilen. Vor drei Tagen hatte Natan erfahren, dass auch er welches erhält. Sein Divisionskommandeur schlug ihn und 14 weitere Kameraden, die sich besonders hervortaten, der Königin vor und sie hat ihnen dann Land als Lehen zugewiesen. Viele Soldaten werden ein Stückchen Land erhalten, groß genug für einen Bauernhof. So ist es nicht. Aber nur wenige wurden mit verhältnismäßig größeren Ländereien entlohnt und in den Adelstand erhoben. Natan trägt jetzt auch den Titel des Herrn von Sören und Derin, obwohl er im Vergleich zu den hohen Herren in Neu-Nineve noch ein sehr kleines Licht ist.
    Adad holte ihn aus seinen Tagträumen. „Na, sind eure Durchlaucht mit euren Ländereien zufrieden?“ feixte er.
    Adad bekam zeitgleich mit Natan Urlaub. Bei Adad war es einfach an der Zeit dafür, während Natan drei Wochen Sonderurlaub erhielt, um sich mit seinem neuen Grundbesitz vertraut zu machen. So kam es, dass Adad seinen Kameraden und Gruppenführer begleitete. Auch, um sich vor den Vorbereitungen für die baldige Hochzeit seiner Schwester zu drücken. Zu dem Termin wird er natürlich anwesend sein, aber die Hektik davor wollte er sich ersparen. Er ist das 6. von 9 Kindern einer großen christlichen Familie in Byblos (Beirut). Von dem her ist bei ihm zu Hause immer was los.
    „Du sollst mich so nicht nennen.“ fauchte Natan seinen Kameraden an. „Für dich bin ich nach wie vor Natan und wenn wir in Dienst sind halt dein Oberfeldwebel.“
    „Euer Gnaden scheinen heute nicht gut gelaunt zu sein. Habt ihr etwas schlechtes zum Frühstück gegessen und nun einen gepflegten Dünnpfiff?“ Dieses Mal boxte Natan seinem Kameraden auf den Arm „Lass das!“
    „Ist ja schon gut, hab ja nur Spaß gemacht.“
    Nun grinsten sich beide an und lachten los. „Was anderes, ist der aufgefallen, dass deine neuen Untertanen ziemlich ruhig und zurückhaltend sind?“
    „Ja und es wundert mich nicht. Ihr alter Herr wurde enteignet und ich bin für sie noch ein Fremder aus Assyrien. Sie müssen mich erst kennenlernen“
    Schon zur Mittagszeit waren sie in den Dörfern gewesen, die voneinander nur wenige Kilometer entfernt lagen und gut zu Pferd zu erreichen sind. Die Dorfbewohner, die nicht auf dem Feld arbeiteten, begrüßten sie. Die Menschen versuchten freundlich und ergeben zu wirken. Aber Natan merkte, dass sie verängstigt sind und nicht wissen, was sie von dem neuen Herrn haltensollen. Ihm ist es natürlich klar, dass es ihnen unter seiner Regide besser gehen wird, als zuvor. Die Bauern in dieser Region mussten ihren alten Herren hohe Abgaben zahlen, mehr als es sonst im assyrischen Reich üblich ist. Für Natan stand fest, dass er sich an den assyrischen Abgabemengen orientieren würde. Die Bauern leben und arbeiten auf seinem Land, von dem her ist es nur rechtens, dass sie ihn an ihren Erträgen beteiligen. Aber man muss ihnen nicht das schwarze unter den Fingernägeln nehmen. In den südlichsten Ausläufern Urartus, wo sich die Adligen seit jeher Assyrien näher fühlten, war es anders. Aber desto weiter sie nach Norden gingen, desto ärmlicher wurden Häuser und Kleidung auf dem Land. Auch sahen viele Menschen dünner, man kann schon sagen abgemagerter aus. Um die Rebellion zu finanzieren hatten die Aufständischen die Abgabelast noch einmal erhöht, was stellenweise nun zu einer prekären Versorgungssituation führte. Noch schlimmer ist es weiter südwestlich in dem Gebiet, das von Berzawis Banditen geplündert wurde.
    „Wie ich das einschätze, wirst du hier ein gutes Leben führen können, Nat. Aber wirklich reich wirst du nicht, wenn du Getreide, Kartoffeln und Gemüse anpflanzt.“ „Das ist mir klar, aber dieses Jahr muss ich das tun, sonst werden die Vorräte im Winter zu knapp.“ Mit beiden Augen fixierte er seinen Kameraden. „Danach jedoch habe ich eine hervorragende Idee.“
    „Ich bin ganz Ohr.“
    „Es gibt da so eine besondere Pflanze, die auf ihre Konsumenten eine berauschende, man kann sagen glücklich-machende Wirkung hat. So ähnlich, wie beim Alkohol. Nur ohne die unschönen Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Kater.“
    „Du meinst Cannabis?“

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    Die Cannabis-Pflanze. Bald auch wieder in Assyrien heimisch?

    „Ähm ja, woher kennst du es?“
    „Ich hab davon in einem Buch gelesen.“
    „Klar, jedenfalls soll sie früher mal sehr bekannt gewesen sein. Mittlerweile geriet sie zum Großteil in Vergessenheit, aber Onkel Rab ist als Händler sehr viel unterwegs. Er hat Kontakte nach Griechenland, ins frühere Persien, sogar nach Afrika. Er brachte mir im letzten Jahr etwas mit und es war ein unglaubliches Gefühl. Und er besorgt mir den Samen, um Cannabis hier großflächig anzubauen“
    „Hmmm, du wärst wohl der erste, der es hierzulande wieder anbaut und sofern der Staat es nicht verbietet, damit ein gemachter Mann.
    „WIR Adad. Wir machen das zusammen. Ich brauche dich.“
    „Wofür denn? Du bekommst das Saatgut und hast das Land.“
    „Du bist gebildet und kennst dich mit vielem aus. Ich hingegen habe von Landwirtschaft keine Ahnung. Ich brauche dein Wissen.“
    „Gerne doch. Mir gefällt die Idee“ Er griff tief in die Erde und ließ sie wieder zwischen seinen Fingern entrinnen. „Das ist dafür gut geeigneter Boden. Wenn ich da nicht etwas durcheinander bringe“
    „Du ganz bestimmt nicht, du wandelndes Lexikon.“
    ...


    Achtung Spoiler:
    Ja, wie man lesen kann, mache ich aus Natan und Adad noch Drogenbarone und da sagt einer noch meine Storys sind zu einseitig bzw. zu Danylastig.

    PS. Für die Geschichte sind Cannabis und seine Produkte in Assyrien bis dato noch nicht bekannt. Als Droge gibt es Opium, das aber großteils verboten wurde. Natan wird nun dem Markt eine weitere zuführen. Und da ich als Spieler das Zeug ganz chillig finde, muss er wohl kein Verbot befürchten.





    2050/II - 2. The Outpost

    PoV-Charakter: Oberleutnant Eriba


    Oberleutnant Eriba, kommandierender Offizier des Landungstrupps der KMS Zakutu, schickte Leutnant Shama mit 5 Mann voraus. Sie sollten den Weg erkunden und falls sie irgendetwas ungewöhnliches entdeckten dies sofort melden. Eriba führte den Rest seines Landungstrupps, insgesamt 32 Soldaten und Eilmar, den Gesandten der Königin. Ihr Auftrag lautete Kontakt mit Oasis Outpost herzustellen, da jenes auf die Funksignale Neu-Nineves schon seit Wochen nicht mehr reagierte. Der Gesandte würde dann die Verhandlungen übernehmen. Von dem angeblich sehr modernen Oasis erhoffte sich der Rat der Königin neue Technologien und Wissen, was die Wirtschaft Assyriens weit voran bringen würde.
    3 seiner Männer lies Eriba bei den Booten zurück. Er glaubte zwar nicht, dass jemand in Sichtweite des assyrischen Zerstörers versuchen würde sie zu stehlen, aber er ging dennoch auf Nummer sicher. Der Offizier legte stets ein bedachtes und wohlüberlegtes Vorgehen an den Tag.
    Auf dem Weg ritt Eriba neben dem Gesandten Eilmar, der ihm nicht sonderlich sympathisch war. Der Sohn eines hohen Würdenträgers, der seine Position nur dem Namen seiner Familie verdankte und selber nie etwas geleistet hat.
    Hinter ihnen ritten noch ein weiterer Offizier und der Fahnenträger. Die restlichen Männer waren zu Fuß. 2 Vor ihnen und der Rest in Kolonne dicht hinter dem Fahnenträger.
    „Hoffen wir, dass sich diese ganze Reise auch lohnt.“ sagte er zu dem Diplomaten. Dieser bedachte ihn nur mit einem kurzen Blick „Diese Befehle stammen direkt von Ratsherr Balzi. Sie sollten ihn nicht hinterfragen, Leutnant.“ „Oberleutnant.“ verbesserte Eriba schroff. „Wenn sie meinen.“ gab der Diplomat in einem gelangweilten Tonfall zurück. Arroganter Vollidiot. Bei uns würdest du es nicht einmal zum Oberschützen bringen.
    Schließlich eilte ihnen einer von Shamas Männern entgegen. „Herr Oberleutnant, wir haben Oasis-Outpost entdeckt. Es ist gleich hinter dieser Erhebung verborgen.“ Der Mann deutete in die Richtung. „Aber es ist verlassen.“

    ...

    Wenig später erreichten sie ihr Ziel. Dieses mal kam Leutnant Shama persönlich auf seinen Vorgesetzten zu. „Herr Oberleutnant. Ich muss die vorherige Meldung korrigieren. Oasis-Outpost wurde nicht verlassen, es wurde ausgelöscht. In den Lagerhäusern und bei den Ruinen eines früheren französischen Kolonialverwaltungsgebäudes fanden wir lauter Leichen. Vielen fehlt ein Ohr oder ein paar Finger. In den Häusern sind sicher noch mehr.“
    Eriba nickte Shama zu und wandte sich dann an den anderen anderen Offizier. „Ich möchte, dass die restlichen Gebäude durchsucht werden. Richten sie Wachposten ein. Ein Mann, am besten Maro soll auf dieses einsame Minarett eine Straße weiter. Von dort hat er einen guten Ausblick. „Jawohl Herr Oberleutnant“ war die kurze Antwort und schon wurden die Befehle gebrüllt und die Männer rannten.
    „Wir sollten verschwinden.“ gab der nun nicht mehr so selbstsichere Diplomat Eilmar zu verstehen. „Erst will ich wissen, was hier geschehen ist. Vielleicht finden wir Überlebende“
    „Haben sie mich nicht verstanden! Die Mission ist gescheitert, machen wir, dass wir hier wegkommen.“ Dem Mann war eine gewisse Nervosität mittlerweile anzusehen. Aja, jetzt spuckst du nicht mehr so große Töne.
    „Sie sind für Verhandlungen zuständig, in militärischen Belangen habe ich das Kommando.“ Und damit hatte sich die Diskussion erledigt.
    Auf dem Minarett postierte sich Maro, der Scharfschütze des Trupps. Er hatte Augen wie ein Adler und würde sofort Alarm geben, wenn sich irgendjemand oder irgendwas der Geisterstadt nähert.

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    Maros Minarett. Von hier aus hat er bestes Schussfeld.

    Eriba richtete sich im zweiten Stock eines Gebäudes im maurischen Baustil ein, das wohl als eine Art Kommando- oder Verwaltungszentrale gedient haben muss. Auch hier fanden sie Tote, die aufgrund ihrer Uniformen und Kleidung zu schließen wohl die Befehlsgewalt über Oasis Outpost inne hatten.
    Während sich der assyrische Offizier etwas umschaute, wurde er von zwei seiner eigenen Männer gestört, die einen Verwundeten hereinbrachten. Eriba ließ den Sani rufen, damit der sich um den Mann kümmerte.
    Er beugte sich über den Verwundeten. „Mein Name ist Eriba, ich bin Oberleutnant der Königlich Assyrischen Marine. Fühlen sie sich im Stande mit mir zu reden?“ Als Antwort kam nur „I don`t understand you.“
    Eriba konnte leider kaum Englisch, weshalb ab hier der von ihm so wenig geschätzte Gesandte Eilmar übersetzen musste. Der Verwundete hieß Jake und war Verbindungsoffizier in Oasis. Im Januar wurde er nach Oasis Outpost versetzt, zusammen mit 200 Tuaregkriegern und weiteren zivilen Helfern.
    Und dann vor 3 Wochen gab es den ersten Angriff. Arabische und berberische Reiterstämme griffen sie unablässig an. Die ersten Wellen konnten sie aufgrund ihrer besseren Waffen zurückschlagen. Doch wurde die Munition allmählich knapp und aus Oasis selber gab es noch schlimmere Nachrichten. Die Tuaregstämme hatten sich offen verworfen. Viele hörten nicht mehr auf ihren Ältesten, der mit Oasis kooperierte und bekämpften sich gegenseitig. In diesem Chaos verbündeten sich einige streng religiös eingestellte Stammesführer mit den ebenfalls muslimischen Berbern und überrannten Oasis. Mit diesem Verrat einiger Tuareg hatte man nicht gerechnet, weshalb die Stadt schnell fiel. Jake hatte eine Frau und 2 Kinder dort und musste nun davon ausgehen, dass sie tot waren. Allein auf sich gestellt konnte sich auch Outpost nicht ewig halten. Vor zwei Tagen fiel der letzter Verteidigungsgürtel. Jake, der nur leichtere Verletzungen und eine Gehirnerschütterung davontrug, konnte sich verstecken, aber alle anderen wurden getötet oder verschleppt.
    Kaum endeten seine Ausführungen, ertönte vom Minarett das Alarmsignal. Eriba und die anderen Soldaten stürmten raus, während sich Eilmar unter einem Tisch verkroch und zu beten anfing.
    Die Verteidigungsanlagen von Oasis Outpost waren noch teilweise intakt. Sie hatten ihre beiden MGs so positioniert, dass sie die Kreuzung vor der alten Schule und die Straße, die zur Moschee führte kontrollierten. Hinter Sandsackstellungen, in Schützenlöchern und hinter Fensterläden kauerten die Männer und umklammerten ihre Gewehre. Dann erschien zu erst ein einzelner Reiter hinter den Ruinen jenseits der Kreuzung. „Allah u akbar!!“ brüllte er ihnen entgegen und gab mehrere Schüsse in die Luft ab. Dann erschienen noch mehr und sie stürmten mit einem infernalischen Kriegsgeheul auf sie los. Manche trugen Schusswaffen, viele schwangen Säbel, aber egal wie sie bewaffnet waren – es waren auf jeden Fall verdammt viele. Der Reiter, der gerade noch Allah u akbar rief, fiel kopfüber vom Pferd. Er war Maros erstes Opfer und wird heute nicht sein letztes sein. Ein weiterer Tuareg sack getroffen zusammen und dann noch einer. Maro zielte nicht nur präzise, sondern war auch unglaublich schnell.
    Und dann waren die Angreifer nahe genug heran und Eriba gab den Feuerbefehl. Die MGs ratterten los und die Abschüsse der Maschinenpistolen klinkten sich mit ein. Mehrere Berber brachen zusammen. Mann und Pferd starben, dennoch wichen sie nicht zurück. Manche sprangen von ihren Rössern und suchten Deckung, nur um dann doch getroffen zu werden. Andere stürmten mit erhobenen Schwertern weiter auf den Platz zu, wo sich Eriba und 7 weitere Soldaten hinter einer Mauer aus Steinen und Sandsäcken verschanzt hatten. Sie feuerten was das Zeug hielt und aus den Fenstern unterstützten ihre Kameraden sie so gut es ging. Dennoch kamen die Beduinen immer näher. Eriba war klar, dass sie die kleine Mauer überwinden und sie dabei mit einem Hieb töten würden. „Fallt zurück“ befahl er seinen Männern, während er den nächsten Reiter anvisierte und abdrückte. Der Oberleutnant sprang ins nächstbeste Fenster und die anderen taten es ihm gleich. Nun würden sie direkt das Kolonialgebäude verteidigen. Nur einer schien seinen Befehl überhört zu haben. Zah stand immer noch an der Äußeren Mauer und lud gerade nach. „Zah, du verdammter Narr, komm zu uns!“ brüllte sein Vorgesetzter ihn an, doch es war zu spät. Eriba sah mit eigenen Augen, wie ein Berber ihm mit einem Hieb den Kopf von den Schultern abschlug, während sein Pferd über die Mauer sprang. Voller Wut richtete er seine Waffe auf ihn und ließ einen tödlichen Geschosshagel los. Zumindest überlebte Zahs Mörder ihn nicht lange.
    Die anderen Berber, die die Mauer übersprangen, endeten ebenfalls im Geschosshagel oder starben durch die Detonation von Granaten.
    Ein lauter Ruf auf berberisch oder arabisch ertönte und auf einmal zogen sich die Feinde zurück. Jake, der sich auf Eilmar stützte, erschien neben Eriba „Die kommen wieder. Sie haben gemerkt, dass sie zu Pferd schutzlos sind ,wenn ihr von den Dächern und Fenstern aus auf sie feuert.“
    „Wenn sie wieder kommen, werden wir nicht mehr da sein“ entgegnete ihm der assyrische Offizier. „Shama, sorgen sie dafür, dass die Männer ihr Zeugs einpacken. Wir brechen unverzüglich auf!“

    Ohne weitere Zwischenfälle erreichte der Landungstrupp wieder die Anlegestelle. Erst dort tauchten wieder Reiter auf, welche von der Schiffsartillerie der Zakutu vertrieben wurden. Mit an Bord war auch der oasische Offizier Jake, während sie 3 Mann tot zurücklassen mussten. Weitere 4 waren verwundet, aber zum Glück transportfähig.



    2050/II - 3. Die Pflichten einer Königin

    PoV-Charakter: Großkönigin Daenerys

    Es war bereits Mittag und immer noch nahm die Liste der Warteten kein Ende. Zu Zeiten ihres Vaters wurde nur selten Hof gehalten und dann überließ es Assuris I. oftmals Tighlat oder einem anderem Ratsmitglied sich die Anliegen anzuhören. Seine Tochter Daenerys beschloss hingegen die Gesuche und Probleme ihrer Untertanen selber anzuhören. Eine Entscheidung die sie mittlerweile schon fast bereute.
    Gerade versuchte sie mühsam den Ausführungen einer Gruppe von Gewerbetreibenden aus Byblos zu folgen. Nimmt dieses Geschwafel dein gar kein Ende? Ihre Krone fühlte sich bereits schwer auf ihrem Haupt an und auch der Hintern tat von den letzten Stunden rumsitzen weh. Trotz der Kissen unter ihr.
    „Ich kann verstehen, dass euch diese Entscheidung nicht gefällt, aber bei einer Abgabenerhöhung von 0,25% sehe ich noch keine Gefährdung eurer Existenz. Die Staatskasse hingegen kann dieses Geld gut gebrauchen, um euch zu beschützen und der Wirtschaft zu helfen. Ich werde deshalb die Entscheidung des Stadtrates von Byblos nicht zurücknehmen.“ unterbrach Dany sie schließlich.
    Mit mürrischen Blicken verbeugten sich die Händler und verließen den Thronsaal.
    Wer ist als nächstes an der Reihe? fragte Dany ihren Haushofmeister. Hoffentlich nicht wieder irgendwelche Teppichhändler. „Eine Gruppe Bauern aus dem Norden, oh Erhabene.“
    schon fast erleichtert befahl Dany „Sie können vortreten.“

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    Einige einfach aussehender Männer traten vor ihren Thron. Einer mit langem - stellenweise bereits weisen - Bart und Narben im Gesicht begann mit zittriger Stimme zu sprechen. „Eu euer Ho Hoheit, wir...
    sie unterbrach ihn „Ihr müsst keine Angst haben. Niemand muss sich fürchten mit einem Anliegen vor mich zu treten.“ Danys Stimme klang dabei mild und beruhigend. Sie betrachtete sich diese Bittsteller ganz genau. Sie hatten ihre wohl beste Kleidung angezogen, dennoch machten sie im Vergleich zu ihren Höflingen und wohlhabenderen Bittstellern einen ärmlichen Eindruck.
    „Danke euer hochwohlgeborene Hoheit.“ versuchte der alte Mann es etwas besser. „Ihr seid zu gütig und wir hoffen, dass ihr uns helfen könnt. Unsere Dörfer wurden während der Rebellion von Plünderern heimgesucht, die alles mitnahmen, was nicht niet und nagelfest war.“
    „Ich erinnere mich. Wir haben jeden dieser Verbrecher, den wir ergreifen konnten, für seine Taten zur Rechenschaft gezogen.“
    „Und dafür sind wir euch auch zutiefst dd dankbar, dennoch haben wir kaum noch Vorräte. Unsere Dörfer sind zu arm sich neue zu kaufen und sie haben uns damals wirklich wie die Heuschrecken abgegrast.“
    „Dieses Mal sprach Balzi, der hinter dem Thron der Königin stand, zu den Bauern. „Ihr wollt von uns Getreide und Nahrung, richtig? Nun, warum seid ihr damit nicht zum Satrapen von Urartu gegangen? Er ist dafür zuständig.“
    „Wir waren vorher bei ihm, aber er sagte uns, dass die Vorratslager der Satrapie leer sind und das, was noch da ist, für die Besatzungstruppen gebraucht wird.“
    Sie sind meine Leute und ich kann sie nicht verhungern lassen.
    „Ratsherr Balzi, ihr erzähltet mir doch erst kürzlich davon, dass wir eine reiche Ernte hatten.“ „Ja, euer Majestät, in der Tat.“ gab er zufrieden zurück.
    „Dann können wir sicher etwas für diese guten Menschen erübrigen?“ Das war mehr eine Aufforderung, als eine Frage.
    „Das könnten wir, aber wenn wir diesen Dörfern helfen wird bald halb Urartu vor unserer Tür stehen und wir stehen kurz vor dem Abschluss eines lukrativen Handelsabkommens mit Virenien.“
    „Dann werden wir eben weniger Getreide an Virenien verkaufen.“
    Sie richtete ihren Blick wieder auf die etwas verdattert ausschauenden Dörfler. „Ich werde euren Dörfern helfen und euch genug Nahrung überlassen, damit ihr bis zur nächsten Ernte durchkommt. Keiner von euch muss dieses Jahr Hunger leiden.“
    Sie dankten ihr und verbeugten sich dabei mehrmals tief. Die Freude war aus dem Gesicht des Mannes und seiner Begleiter direkt abzulesen. „Habt dank, möge Allah euch für euren Großmut segnen, oh edle Herrscherin.“
    Das war eines der Anliegen, die Dany mehr interessierten. Sie entließ diese Gruppe mit einem bezaubernden Lächeln.
    „Als nächstes euer Gnaden, wartet der Gesandte aus Bagdad darauf zu euch vorgelassen zu werden.“ erinnerte ihr Haushofmeister sie. Dany seufzte. Das würde eine bei weitem unangenehmere Unterhaltung werden.
    Und so kam es auch. Der Gesandte aus Bagdad war ihr schon auf den ersten Blick unsympathisch. Ein dicker vorstehender Bauch, gelbe Zähne, ein hässliches abstehendes Kinn und Hass in seinen Augen. Eine alles in allem zwielichtige Gestalt, welche sich auch nur ganz leicht vor der Königin verbeugte. „Ich überbringe ich euch die Grüße meines Herrn Udai Hussein, König von Bagdad, Herr sowohl der Wüsten als auch der Menschen, die sie bewohnen.“
    Dany hieß den Mann knapp willkommen, ehe er fortfuhr. „Es gibt da eine Angelegenheit mit der ich euch behelligen muss. Vor einigen Tagen floh eine Gruppe von Sklaven über eure Grenze. Die Überlebenden gehörten dem Sohn meines Herrn und er verlangt die Herausgabe seines Eigentums.
    Schon alleine dafür, dass er es wagt hier solche Forderungen zu stellen, sollte ich ihm den Kopf abschlagen lassen. Stattdessen schluckte Dany ihren Ärger runter. „Das assyrische Gesetz kennt keine Sklaven. In meinen Augen sind es freie Menschen, die über unsere Grenzen kamen.“
    „Ihr versteht nicht, mein Herr kann sehr ungehalten werden und er ist es gewohnt zu bekommen, was er verlangt.“ seine Augen funkelten sie an. „Darüber hinaus befinden sich noch seine treuen Beamten in eurer Gefangenschaft...“ Das war eine Drohung, aber Daenerys ließ sich keineswegs so leicht einschüchtern. Sie hatte, als sie von dem Zwischenfall erfuhr, die beiden Sklavenkinder zu sich bringen lassen. Das Mädchen war erst 13, schien jedoch recht sprachbegabt zu sein. Der Junge war ihr kleiner Bruder. Den Fluchtversuch wagten sie zusammen mit ihren Eltern und weiteren Sklaven, nachdem ihr Vater, der als Palastsklave eigentlich ein noch erträgliches Leben hatte, mitanhörte, wie Udais Sohn Ahmad äußerst lüstern von seiner Tochter sprach. Der Mann hatte ein Ruf dabei sehr brutal vorzugehen, wenn er sich eine Frau ins Bett bringen ließ. Dem wollte ihr Vater zuvorkommen. Alles klappte soweit, bis sie an der Grenze waren... Die Kinder mussten mitansehen, wie ihre Eltern erschossen wurden. Unter Tränen erzählte ihr das Mädchen dies, während Dany sie beide in den Arm nahm. Das war eine Geschichte, die auch nicht an einer Königin spurlos vorüberging. Dany hatte danach beschlossen beide im Palast aufzunehmen und ihnen somit zumindest eine gute Zukunft zu ermöglichen.
    „Es befinden sich in der Tat einige Verbrecher in unserem Gewahrsam und wir gedenken sie gemäß unseren Gesetzen zu bestrafen. Sagt mir, Gesandter, was würde mit euren Entlaufenen geschehen, wenn ich sie euch überlassen würde?“
    „Sie würden gemäß unserer Gesetze bestraft werden.“ gab er kühl zurück. Diese unverhohlene Antwort hätte Dany nicht erwartet. Sie wusste, was sie in Bagdad mit entlaufenen Sklaven machen, wenn sie nicht grad von unersetzbaren Wert sind. Kreuzigen, häuten, geißeln und sonst grausamste Torturen müssen sie über sich ergehen lassen. Einen Moment lang verschlug es ihr die Sprache „Aber das sind noch Kinder.“ antwortete sie und schalt sich einen Augenblick später für diesen Augenblick der Unsicherheit.
    Der Gesandte sprach mit seinem Begleiter auf arabisch. Danys arabisch war nicht gerade das beste, aber das verstand sie noch. „Ich sagte es dir, sie hat das weiche Herz einer Frau.“ Der andere gab seinem schmierig grinsenden Freund einen ebenfalls höhnischen Kommentar zurück. Sie nehmen mich nicht ernst - Bei dieser Erkenntnis kam Zorn in ihr auf. Kurzerhand befahl sie ihren Wachen „ergreift sie!“ Noch ehe sich der Gesandte und sein Begleiter versahen, packten die königlichen Gardisten sie und hielten sie in ihrem unentrinnbaren Griff fest. „Ich bin ein Gesandter! Das könnt ihr nicht tun!“ geiferte er vor sich hin. Dany beachtete ihn nicht. „Wachen, schneidet ihnen die Kehlen durch.“ befahl sie in einem ruhigen fast schon kühlen Tonfall. Stahl blitze auf, als die Männer ihre Dolche zogen. Jeder Gardist der königlichen Garde trug neben seinen Schusswaffen auch einen Dolch. Für den Nahkampf. In den Augen des Gesandten spiegelte sich blankes Entsetzen wieder. „Das könnt ihr nicht tun, bitte! Schrie er und benässte sich dabei selbst, während die Klinge seine Haut berührte. „Halt, wartet! Ich habe es mir anders überlegt. Steckt die Messer weg.“ Ihre Wachen gehorchten aufs Wort und schon waren die Dolche wieder in den Scheiden verschwunden. Dany trat ganz nah an den Gesandten heran. So nahe, dass sie seinen nach Knoblauch riechenden Atem spüren konnte. „Ich kann es tun und hätte jedes Recht dazu. Aber ich brauche euch, um euren Herrn eine Nachricht zu übermitteln.“ der Gesandte, den ihre Wachen mittlerweile auf die Knie gezwungen haben, schaute ängstlich zu ihr hoch.
    „Ich werde niemanden, der meinen Schutz sucht, dem Tod und der Sklaverei überlassen. Euer Herr täte gut daran sich dessen zu erinnern, sonst weckt er den Drachen.“
    Ohne zu antworten nickte der Mann. „Und nun geht mir aus den Augen!“ mit einer abwertenden Handbewegung deutete sie ihren unwillkommenen Gästen zu verschwinden.
    Daenerys wusste, dass dies ein Affront darstellt, aber viel konnte sie dadurch nicht mehr verschlimmern. Schon seit ihrer Thronbesteigung gab es Berichte, dass Gesandte aus Bagdad Söldner in Persien, der arabischen Wüste und sogar in Afrika anheuerten. „König“ Hussein, dieser Sohn eines Schlächters, der wiederum von einem Esel abstammte, plante bereits den Krieg gegen Assyrien. Daenerys hoffte, wenn sie Härte zeigt, könnte sie ihn davon noch abbringen.

    Später gab es eine hitzige Debatte im Rat. Von sofort angreifen bis hin zum Ausbau der Festungsanlagen reichten die Forderungen. Daenerys entschied sich dabei die Stellungen im Osten auszubauen. Bagdad sammelte bei Tikrit Truppen, aber hauptsächlich seine eigenen und arabische Söldner. Perser waren bisher nicht zu sehen, weshalb man davon ausging, dass die Rekrutierungen dort fehlschlugen. Wenn dem so ist, würde Hussein es sich zwei Mal überlegen, ehe er einen Krieg vom Zaun brach. So glaubten sie zumindest. Dennoch befahl die Königin ihren Generälen die Truppen in Alarmbereitschaft zu versetzen und zwar entlang der gesamten Grenze und weitere Verbände aus dem Inland an die Grenze zu verlegen. In Nineve wurden schon seit Wochen neue Befestigungen gebaut. Ebenso in der Grenzstadt Arrapcha.



    2050/II - 4. Der Giftanschlag

    PoV-Charakter: Großkönigin Daenerys


    Die letzten Tage blieb alles ruhig und friedlich. Es trafen keine neuen Nachrichten über Grenzzwischenfälle am Hof von Neu Nineve ein. Vielleicht kann es doch noch Frieden geben wollte Daenerys allmählich glauben. Sie beschloss, heute mal wieder den großen Basar von Neu Nineve zu besuchen. Schon länger hatte sie das vor und da dies heute ein so wunderschöner Tag war – die Sonne stand hoch oben an einem strahlend blauen Himmel, entlang des Ufers des Euphrats blüten Bäume und Pflanzen auf und hüllten das Ufer in den verschiedensten Tönen. Als sie das letzte Mal auf dem Basar war, da war sie noch eine Prinzessin und ihr Vater, ihr Verlobter und auch ihr etwas schwieriger älterer Bruder am Leben.
    Gestern ritt sie zum ersten Mal auf ihrem Elefanten. Es war ein überragendes und aufregendes Gefühlt. Natürlich saß der mogulische Gesandte dabei direkt hinter ihr, um sie einzuweisen und aufzupassen, dass sie keine Fehler machte. Mit einem Elefanten musste man behutsamer umgehen, als mit einem Pferd, aber Dany hatte das schnell raus. Sie konnte schon immer gut mit Tieren umgehen.

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    Das Geschenk des Moguls – einer der äußerst seltenen weißen Elefanten.

    Vor ihrer Krönung war sie fast jeden Tag reiten, stundenlang und ihre Wachen hatten es dabei nicht leicht, sie nicht zu verlieren. Denn Dany war eine ausgezeichnete und schnelle Reiterin. Doch seitdem war schon etwas Zeit vergangen und den Tag dann gleich auf dem Rücken eines Elefanten zu verbringen war sie so nicht gewohnt, weshalb ihre Oberschenkel heute schmerzten. Etwas, was sie früher gar nicht mal wahrnahm. Deshalb beschloss sie heute die Kutsche zu nehmen. Durch die geöffneten Vorhänge hindurch sah sie Domara, der neben ihrer Karosserie ritt und noch weiter neben ihm die Kolonne von Gardisten zu Fuß. Als Monarchin, so drängten sie ihre Berater, sollte sie nur mit starkem Gefolge den Palast verlassen. Das Reich hätte zu viele Feinde und sie ist nun das das Reich. So ihre Berater. Meine Untertanen sind das Reich. Von draußen ertönte die laute und tiefe Stimme des Offiziers, der ihr voraus ritt. „Macht Platz für ihre Majestät, macht Platz für Großkönigin Daenerys!“ Andere Stimmen mischten sich ein und riefen ihr „die Götter segnen euch, Hoheit“ oder „lang möget ihr Leben“ und „Heil euch“ zu.
    Ihr kleiner Bruder Sabri saß ihr direkt gegenüber und erzählte ihr gerade von den Streichen, die er und sein bester Freund Laith – der Sohn eines kleineren Gardeoffiziers – die letzten Tage ausgeheckt haben. Sie hatte in den letzten Wochen einfach zu wenig Zeit für ihn, weshalb er sich unglaublich gefreut hat, als sie ihm erzählte, dass sie heute zusammen den großen Basar besuchen.
    Vor einem mächtigen mehrstöckigen Gebäude, das durch eine große Kuppel gekrönt wurde und dessen Nebengebäude sich in alle Richtungen erstreckten, blieb ihre Kolonne stehen. Vor dem Gebäude erhoben sich zahlreiche Zelte und Stände aus dem Boden, vor denen sich die Menschen tummelten. Doreena half ihr und ihrem Bruder aus der Kutsche, Domara stieg von seinem Pferd und war sofort wieder an ihrer Seite. Der Offizier war gewissermaßen zu ihrem Schatten geworden und sie mochte ihn sehr, dennoch ging seine Fürsorglichkeit und Vorsicht ihr manchmal auf die Nerven. Die Menschen machten ihr Platz, viele verbeugten sich oder riefen ihr Segnungen und Heilsrufe zu. Vor dem mächtigen Eingang, der von einem Rundbogen gekrönt wurde, erblickte Dany einen Bettler. „Wenn sein Anblick euch betrübt, lasse ich ihn entfernen." schlug einer ihrer Gardeoffiziere ihr vor. „Nein, er tut niemanden was.“ Sie warf dem Mann ein paar Münzen zu, wofür er sich freudigst bedankte.
    Im Inneren stiegen ihr die verschiedensten Gerüche in die Nase. Süßwaren, Gewürze, duftende Öle, Parfüme, verschiedenste Speisen aus allen Winkeln des Reiches und auch aus Übersee. Dazu reihten sich weitere Stände mit Seidenwaren, Kleidungen, Elektrogegenständen, Goldschmuck, Porzella- Silber oder auch nur Messinggeschirr, Spielsachen und allem möglichen ein. Manch ein Händler rief ihr hinterher, bot ihr irgendetwas von seiner Ware als Geschenk an. Es galt als große Ehre, wenn die Königin diese Gaben annimmt und es ist wohl auch eine gute und recht günstige Werbung. Manch einer ihrer Gardisten stellte sich bei einem der Essensstände an. Pol, der als stärkster Mann der ganzen Garde galt, verschlang einen Fleischspieß nach dem anderen und das in einem atemberaubenden Tempo. Das beiliegende Fladenbrot ignorierte er dabei geflissentlich. Doorena und Nisha hingegen beehrten die diversen Schmuckhändler mit einem Besuch. Die beiden Zofen suchten sich Stoffe für neue Gewänder raus – Nisha war eine sehr gute Näherin – und kauften sich kunstvoll verarbeitete goldene Halsketten und mit Amethyten besetzte Armreifen. Wo ist Domara? Ihren Schatten hatte sie ganz aus den Augen verloren und sie konnte ihn auch bei keinem der umliegenden Stände erblicken. [I]Ach soll er sich auch mal vergnügen[/I dachte sich die Königin und ging mit Sabri und zwei Gardisten zu den Spielzeugständen, wo sie ihrem Bruder u.a. eine sehr große Figur eines Soldaten aus altassyrischer Zeit kaufte, auf die er so ein Auge geworfen hatte. Natürlich besaß der Prinz viele Spielsachen, aber dennoch bereitete sie ihm gerne diese Freuden, wenn sie schon nicht viel Zeit für ihn erübrigen konnte.
    Ich sollte Tighlat noch etwas kaufen. dachte sich Dany und sie wusste auch schon was. Ihr Cousin trank gelegentlich – was heißt gelegentlich? - eigentlich zu jeder Tages und Nachtzeit gerne Wein und sie kannte einen ausgezeichneten griechischen Weinhändler, der hier seinen Stand aufgeschlagen hatte. Er belieferte schon seit Jahren den königlichen Palast und hätte gewiss einen edlen Tropfen für ihren Cousin und Ratsvorsitzenden parat. Auf dem Weg schloss sich ihr auch wieder Doreena an. Nisha schien noch bei den Handtaschen hängen geblieben zu sein.
    An dem Stand erblickte sie nicht den alten Kleanthis, der ihr immer Trauben schenkte, als sie noch klein war. Stattdessen stand dort ein junger Mann mit dichten schwarzen Locken und einem weichen Gesichtsausdruck. Freundlich lächelte er sie an. „Oh, euer Gnaden, ich fühle mich geehrt, dass ihr meinen – ich meine Meister Kleanthis`s bescheidenen Stand aufsucht.“ Während er sprach verbeugte er sich tief. „Darf ich der schönsten aller Königinnen einen besonders edlen Tropfen empfehlen.“ Dany lächelte den freundlichen Verkäufer an. „Gerne, ich suche heute etwas besonderes als Geschenk.“ „Oh natürlich, nur das beste vom besten für euch. Doch es wäre eine Schande, euer Gnaden, wenn ihr diesen Wein nicht selber kosten würdet. Nehmt nur einen Schluck und ihr denkt gar nicht mehr daran ihn zu verschenken und werdet mich mit Freuden in den Adelsstand erheben.“ Viel herausnehmen tut ihr euch schon einmal und das schien Dany zu gefallen. Der junge Mann griff nach einem kleinen besonders fein verzierten Weinfass und schenkte einen Becher davon für die Königin ein. „Warum ist euer Meister nicht hier?“ erkundete Daenerys sich währenddessen. „Ach der arme alte Mann, hatte heute morgen einen Hexenschuss. Weshalb ich heute alleine am Stand stehe, obwohl ich noch nicht lange bei ihm angestellt bin.“ Er reichte ihr den Becher. „Und nun kostet hiervon. Ich verspreche euch, der Geschmack dieses Weines vermag es fast mit eurer strahlenden Erscheinung aufzunehmen.“ Der arme Kleanthis. Dabei machte er mir trotz seines Alters immer einen sehr robusten Eindruck. „Ich hoffe, dass es eurem Meister schon bald wieder besser geht.“ Dany nahm den Kelch, doch ehe sie an ihm nippte, berührte sie jemand an der Schulter. Sie drehte sich um und erblickte Domara, der sichtlich erregt aussah. „Nein, wartet meine Königin!“ Sie schaute ihn ganz überrascht an. „Was ist denn los?“ Er ging auf die Frage seiner Monarchin gar nicht erst ein, stattdessen befahl er dem Lehrling ihm ebenfalls etwas einzuschenken. „Oh nein, dieser Tropfen ist nur einer Königin würdig.“ wiegelte jener ab. Domara nahm seiner Königin den Becher aus der Hand, führte ihn an seinen Mund und hielt kurz inne. „Trinkt ihr zuerst“ forderte er den Mann auf, der nun deutlich nervöser als zuvor aussah. „Nein nnnein! Mein Meister würde mich prügeln, wenn ich seine Ware tränke. Und das mit Recht.“ Warum weigert er sich so vehement einen kleinen Schluck zu nehmen? „Trinkt!“ befahl nun auch Danys Stimme. Das Verhalten dieses Mannes hatte sie nun ebenfalls misstrauisch gemacht. „Euer Hoheit, ich bin keines Tropfen würdig, der für euch bes...“ „Trinkt oder ich lasse ihn euch von meinen Wachen einflößen.“ ihr Tonfall ließ dabei keine weitere Widerrede zu. Der Mann führte nun seinerseits den Becher an seine Lippen. Es sah so aus, als würde er daran nippen, doch stattdessen schleuderte er ihn weg, griff nach seinem Weinfass und warf es der Königin entgegen. Domara stieß sie zur Seite und bekam stattdessen das Fass gegen die Schulter geschleudert, welche nach dem Bersten des Fasses voll und ganz mit Wein besudelt war. Dany kam ins straucheln und konnte sich gerade noch so abstützen. Wenn das Fass Domara an der Schulter getroffen hat, wäre es ihr, da sie wesentlich kleiner als ihr Leibwächter ist, direkt an den Kopf gegangen.
    Der Weinhändler nahm unterdessen seine Beine in die Hand und versuchte zu entfliehen. Doch weit kam er nicht. Noch ehe Doreena, die Dany wieder aufhalf „ergreift ihn“ schrie, hatten Danys Wachen ihre Waffen gezogen, zwei gut gezielte Schüsse und der Mann ging zu Boden. Mit zwei Einschussstellen an seinem rechten Bein.
    Eine große Menschentraube bildete sich um den Ort des Geschehens. Der zu Boden gegangene Mann bekam wüste Beschimpfungen an den Kopf geschmissen. Danys Wachen mussten die aufgebrachten Menschen davon abhalten ihn an Ort und Stelle zu lynchen. Nicht gerade zu seinem Wohl. Wenn sich bestätigt, dass der Wein vergiftet war, dann würde Narees persönlich ihn verhören und er eines grausamen Todes sterben. Auch ohne Gift im Spiel würde es für ihn schlecht aussehen. Für einen tätlichen Übergriff auf die Königin verlor man mindestens eine Hand, eher noch das Leben.
    Viele Menschen kamen auf Dany zu, um sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkunden. Sie wurden jedoch von Domara und weiteren Gardisten auf Abstand zu ihr gehalten.
    Domara wagte es sogar sie vorsichtig zu tadeln. „Ihr dürft nicht so leichtsinnig sein, Hoheit. Der Wein war vergiftet.“ Sie bekam es gar nicht richtig mit. Ihr kleiner Bruder klammerte sich an sie. Der Gedanke nun auch seine Schwester zu verlieren, schien das Kind schwer zu ängstigen. „Keine Sorge, ich werde noch lange Leben und dich nicht alleine lassen.“ flüsterte sie ihm zu. Ihre Stimme klang dabei sanft, als sie ihm das versprach. Dann wandte sie ihren Blick Domara zu. „Woher wusstet ihr davon? „Es war so ein Gefühl. Ich bin schon seit einigen Jahren Gardeoffizier, da bekommt man für so was einfach ein Gespür.“ „Nun ich verdanke eurem Gefühl mein Leben und dafür werde ich mich erkenntlich zeigen.“ Noch ehe Domara zu einer Antwort ansetzen konnte, kam auch schon der Basarleiter auf sie zu. „Euer Gnaden, ich bin untröstlich, dass dies euch hier passiert ist...“ Dany hatte nach diesem Schock wirklich keinen Sinn für weitere ausschweifende Erklärungs- und Entschuldigungsversuche. „Spart euch euren Atem, guter Mann. Mir geht es gut. Euch trifft keine Schuld.“ Plötzlich kam es ihr in den Sinn. „Domara, schickt ein paar Gardisten zu Kleanthis Anwesen. Wer weiß, was dieser falsche Händler mit ihm gemacht hat.“ „Wie ihr befiehlt.“ Der Offizier salutierte vor ihr und gab ihre Befehle weiter.

    Tatsächlich fanden die Gardisten den alten Griechen in seinem eigenen Blut liegend, bewusstlos und schwer verletzt vor. Ein Arzt hatte sie bereits begleitet und konnte gerade noch das Schlimmste verhindern. Er meinte nur eine halbe Stunde später und der Mann wäre tot gewesen.
    Der Wein war tatsächlich vergiftet, wie die Untersuchung ergab. Der unglückliche Attentäter befand sich bereits in den Katakomben der Geheimdienstzentrale und wartete auf sein Verhör. Dass Dany vorhatte die Tage auf den Basar zu gehen und der Attentäter offenbar davon wusste, beunruhigte sie. Er muss es vorher von jemanden erfahren haben, denn wie sonst hätte er auf die Idee kommen sollen, ausgerechnet heute Kleanthis zu überfallen und seinen Platz einzunehmen. Hatte sie einen Verräter in ihrem Haushalt oder wie sie hoffte, nur einen etwas geschwätzigen Bediensteten, der in Gegenwart der falschen leute redete? Narees wird es sicher herausfinden.



    2050/II - 5. Verrat in der Familie

    PoV-Charakter. Ratsherr Tighlat

    Tighlat saß wie immer an seinem Platz zur rechten der Großkönigin. Soweit er überblicken konnte waren die anderen Plätze sonst leer. Um genau zu sein befanden sich nur er, Geheimrat Narees und die Königin höchstselbst, sowie ihre Wache – der frisch ernannte General Domara- im Ratsaal. Narees breitete ihnen gerade seine Verhörergebnisse aus. Die vergangenen Nächte hindurch hat er den Giftmischer persönlich vernommen und tagsüber ging er seinen anderen Pflichten als Chef des Geheimdienstes nach. Auch hatte er es nicht versäumt die Königin ab und an auf sein Anliegen bezüglich einer besseren Finanzierung seines Ressorts anzusprechen.
    Wann schläft dieser Mann eigentlich? Vielleicht sollte er es auch mal mit trinken versuchen.
    Wie an so vielen Nächten trank der Ratsvorsitzende auch in der zuvorherigen ein paar Becher Wein, ehe er sich hinlegte. Nur so wurde er müde genug um einzuschlafen. Narees hat vermutlich das selbe Problem, nur mit dem Unterschied, dass er zur Problemlösung nicht trinkt.
    „Wie wir bereits vermutet haben, handelt es sich um keinen Einzeltäter. Viel mehr ist eine Verschwörung größeren Ausmaßes in Gange.“
    „Und Samshi soll der Kopf dieser Verschwörung sein?
    „So schwer es mir fällt diese Anschuldigungen zu erheben, euer Gnaden. Der Giftmischer hat mir von mehreren Treffen zwischen ihnen berichtet. “Wollen wir wirklich den Aussagen eines Mörders trauen?“ Warf nun auch Tighlat ein. Nicht, dass er Samshi es nicht zutrauen würde. Der Bastardbruder der Königin war bereits bei ihrer Krönung abwesend und es schien ihm auch sonst nicht zu gefallen, dass Daenerys vor ihm in der Thronfolge stand, trotz ihrer Jugend. Nur weil sie legitim geboren wurde und er nicht. Aber dennoch wollte Tighlat dafür etwas mehr als nur die Aussage einer zwielichtigen Kreatur vorliegen haben. „Mitnichten.“ nickte Narees ihm zu. „Wir fanden in der Wohnung des Mannes Beutel voller Goldmünzen und eine Flasche mit giftigen Inhalt. Sehr heimtückisch wohlgemerkt. Weder riecht man es, noch schmeckt man es. Aber hat man es mal zu sich genommen, ist alles zu spät..."
    Interessant, das sollte ich mir merken. Wer weiß, wann mir dieses Wissen vielleicht mal das Leben rettet. „Die Flasche war völlig frei von Fingerabdrücken, wer auch immer diesem Subjekt das Gift gab, säuberte vorher gründlich die Flasche. Jedoch vergaß er die Unterseite des Deckels. Dort fanden wir einen Fingerabdruck, dem wir euren Bruder zuordnen konnten.“
    Samshi war natürlich schon untergetaucht. Um die Abdrücke zu vergleichen haben sie sie mit welchen auf äußerst privaten Gegenständen von ihm verglichen.
    Tighlat bemerkte, wie unwohl seiner Cousine dabei war zu erfahren, dass ihr eigener Bruder versucht hat sie umzubringen, nur um an die Krone zu kommen. „Ich möchte es nicht glauben, dass er dahintersteckt. Auch, wenn wir uns nicht nahe standen, so ist Samshi doch von meinem Blut.“ sie wand sich an Narees. „Unternehmt alles nötige, um ihn lebend zu ergreifen. Ich wünsche, dass er dann unverzüglich zu mir gebracht wird und zwar alleine. Ich möchte es aus seinem eigenen Mund hören.“
    „Wie ihr befiehlt, so soll es geschehen.“ Der Ratsherr beugte seinen Kopf vor ihr. „Ach Geheimrat, ihr wisst, dass ich noch sehr jung bin und daher noch von vielen Dingen wenig verstehe. Sagt mir, wie seit ihr an diese Informationen gekommen?“
    Na wie wohl, mein liebes Kind, er hat ihn gefoltert. Obwohl sie noch nicht einmal volljährig war, reagierte Dany gereizt, wenn man sie noch als Kind bezeichnete, aber manchmal kam sie ihm noch wie eines vor.
    „Es war ein strenges Verhör von Nöten. Gewiss wollt ihr nicht mit den langweiligen Einzelheiten belangt werden?“
    „Nein gewiss nicht und was immer ihr getan habt, in diesem Fall war es notwendig. Aber wie verhält sich das, wenn Aussage gegen Aussage steht?" Ihre Augen fixierten den Geheimrat. „Nun...“
    Dieses Mal schnitt Tighlat seinem Kollegen den Satz ab. „Wenn der Verdächtige Glück hat und die Polizei seiner Aussage Glauben schenkt, kann er gehen. Wenn nicht foltern sie ihn, bis sie selber von seiner Unschuld überzeugt sind oder er alles gesteht. Ganz egal was es ist, Hauptsache sie hören auf.“ Die Königin schaute ihn ungläubig an. Sie schien bisher nicht zu wissen, wie ihre Ermittlungsbehörden in der Regel arbeiteten. „Aber früher oder später gesteht da jeder. Selbst, wenn er unschuldig ist.“ „Das ist das System“ erwiderte er Cousin. Ganz schön scharfsinnig, auf dieses Thema von selbst zu kommen. Sie hat Potential, wenn sie manchmal nicht so leichtsinnig wäre.
    „So einfach ist es nicht. Die Ermittler sind darauf geschult zu erkennen, ab wann ein Mann die Wahrheit sagt. Wenn sie ihm glauben, wird das Verhör in der Regel auch nicht allzu streng ausfallen.“
    „Ratsherr, die bisherige Praktik sagt mir nicht zu. Ich gedenke sie zu ändern.“
    Narees gefiel das bestimmt nicht, aber er ließ sich wie immer nichts anmerken. Sein Gesichtsausdruck war unverändert. „Wie eurer Majestät beliebt.“ Seine Stimme klang dabei mild und hoch und so verabschiedete sich Narees auch von ihnen.
    „Was gedenkst du zu tun?“ fragte Tighlat seine königliche Cousine. Wenn sie unter sich waren dutzten sie sich, weil sie sich doch recht nahe standen. Nur in der Öffentlichkeit hielten sie das Protokoll ein. „Ich lasse Samshi suchen und wenn sie ihn zu mir bringen...“ sie seufzte. „Ich muss gestehen, ich weiß nicht, was ich dann mit ihm tun werde. Dem Gesetz nach verdient er den Tod, aber ich will keine Sippenmörderin sein.“
    „Zugegeben, keine leichte Entscheidung. Aber machen wir uns darum Gedanken, wenn wir ihn haben." Während er sprach, umfasste er Danys Hand. "Es ist nicht leicht für dich, aber in jeder Familie gibt es schwarze Schafe. In meiner bin ich es zum Beispiel." Sein Mund formte dabei ein breites Grinsen und auch Dany musste bei diesen Worten wieder lachen. Obwohl es eigentlich traurig ist, aber Tighlatt war für seinen Vater schon immer eine Enttäuschung. Ein Trinker und Glücksspieler und nicht nur das - Er war in jedem Bordell von Nineve bis nach Jerusalem bekannt. Dazu kam, dass er früher auch gerne Opium geraucht hat und sich dabei auch erwischen ließ. natürlich blieb es ohne strafrechtliche Konsequenzen. Seine Mutter war die Schwester des Königs und er somit sein Neffe. Aber peinlich war es dennoch. Nur Assuris erkannte, als er noch selber klar bei Verstand war, sein Potential und berief ihn in seinen Rat.
    "Mich interessiert auch, warum du unseren Geheimrat so ausgequetscht hast?“
    „Die Frage kam mir einfach in den Sinn. Bei einem überführten Attentäter oder Terroristen ist das eine Sache, aber jemand gewöhnliches, dem ein Verbrechen vorgeworfen hat, einfach so lange streng zu verhören, bis er einfach gesteht. Das führt doch nur zu Fehlurteilen.“
    „Dir ist es also ernst damit?“
    „Ja und du sollst mir bei der Ausarbeitung der Gesetz helfen.“
    Klar, die Arbeit bleibt immer an mir hängen, aber zumindest meint sie es gut. „Gerne doch, liebe Cousine.“

    ....




    Jetzt kommen wir endlich zu dem neuen bisher unveröffentlichten kapitel. Ich hoffe es nicht zu derb geraten. Erinnert schon ein bisschen an das Wüten des Bergs und seiner Männer

  3. #3
    Oberst Klink
    Gast
    2050/II - 6. Und so beginnt es

    PoV-Charaktere: Seen - ein Bauer aus dem Umland von Nineve (Mossul) und Großkönigin Daenerys


    Seen konnte heute Nacht nicht schlafen. Irgendetwas beunruhigte ihn, er wusste nur nicht was. Wäre heute Nacht Vollmond, dann hätte er für seine Rastlosigkeit zumindest eine Erklärung. In solchen Nächten schläft er nie sonderlich gut. Aber heute ist das nicht der Fall. Seiner Frau Leah schien es besser zu ergehen. Ruhig und gleichmäßig nahm er ihren Atem war. Seen beschloss einen kleinen Nachtspaziergang durch die Felder zu unternehmen, aber er wollte seine Frau nicht unnötig wecken. Also versuchte er sich so leise wie möglich vom Bett zu erheben und seine Schuhe und einen Überwurf anzuziehen.
    Als Seen endlich im Flur war, konnte er das Licht an machen. Er griff nach seiner Taschenlampe, die auf der Kommode lag, öffnete die Eingangstür und atmete tief die frische Nachtluft ein. Es kam ihm alles so still vor. Sein Bauernhof liegt ein wenig abgelegen, deshalb war es nachts in der Regel immer so ruhig, aber irgendwie hatte diese Stille heute Nacht für ihn was beunruhigendes an sich.
    Gemächlich trabte er durch seine Felder. Seen war ein unabhängiger Bauer. Es war nicht leicht, aber ihm gelang es seinen Hof und noch weitere Felder von seinem früheren Gutsherrn zukaufen. Jener war ein leidenschaftlicher Spieler und geriet deshalb in finanzielle Schwierigkeiten. Für ihn ein Unglück, aber für Seen die passende Gelegenheit. Damit musste er keine Abgaben mehr leisten und auch seine Kinder und deren Kinder würden das nicht mehr müssen. Plötzlich horchte Seen auf, er hatte was gehört. Angestrengt lauschte er und das Geräusch kam immer näher und wurde dabei auch lauter. Jetzt wusste er, was es war - Motorengeräusche. Irgendetwas stimmt hier nicht, um diese Uhrzeit würde niemand so einfach bei ihm vorbeifahren. In den vergangenen Wochen hatte er immer von Grenzzwischenfällen weiter südlich gehört, aber bei ihm war seither nichts passiert. Dennoch sputete er sich wieder ins Haus zu kommen. Denn es war ihm das nicht Geheuer. Durch einen kleinen Spalt des Rollladens linste er nach draußen. Tatsächlich fuhren mehrere Fahrzeuge direkt über seine Felder. Plötzlich wurden von einem Schüsse in die Luft abgegeben. Er wurde sich der Gefahr bewusst und stürzte in die Zimmer seiner Töchter. Hektisch machte er sie wach. „Los los, wir müssen uns verstecken!“ Völlig schlaftrunken stiegen Awita und Milta aus ihren Betten. „Was ist denn los, Papa?“ fragten sie ihn. „Keine Zeit beeilt euch!“ Auch seine Frau packte er aufgeregt. „Leah, steh auf, wir müssen in den Keller!“ Sie fragte ihn ebenfalls was los ist, erhielt jedoch keine zusammenhängende Antwort. Er drängte seine Familie die Kellertreppe hinunter. Im Boden des Kellers war ein weiterer Durchgang versteckt, der in einen noch tieferen Kellerraum führte. Dort würden sie sicher sein, so hoffte Seen.
    Tatsächlich hörten sie, wie oben die Tür eingetreten wurde und Schüsse ertönten. Sachen gingen unter johlendem Gelächter und Gebrüll zu Bruch. Auch die Schweine im Stall wurden aufgescheucht und quiekten laut auf. Dann ertönten mehrere Salven und das Gequieke erlosch. -Hoffentlich finden sie uns nicht.- Leah und ihre Töchter klammerten sich fest an Seen, als die Schüsse fielen. Er spürte ihre Angst, wie er auch die seine spürte. Weniger um sich selbst, als viel mehr um seine Familie. Leise begann Leah zu beten und Seen, obwohl er selber nicht gerade ein frommer Mann war stieg mit ein und ihre Töchter taten es ihnen gleich. Dann hörten sie auf der alten knirschenden Kellertreppe Schritte. Sie verstummten und spitzten die Ohren auf. „Hier unten ist nichts. Nur ein langweiliger Kellerraum.“ rief einer der Männer auf arabisch. Seens Mutter war Araberin, von dem her konnte er genug arabisch, um die beiden Männer zu verstehen. „Das wird ein hübsches Feuerchen geben, wenn wir die Felder dort oben abfackeln. Das müssten die Assyrer noch in Nineve sehen.“ grunzte ein weiterer von ihnen und die anderen fielen in sein Gelächter ein.
    Dann kam ein weiterer Mann hinunter, in dessen Stimme Autorität mitschwang. „Was macht ihr hier? Ihr kleinen Kackhaufen sollt nicht lachen, sondern den Keller durchsuchen!“
    „Hier ist nichts, Feldwebel.“ antwortete ihm einer. Seen hörte einen dumpfen Schlag und wie ein Mann zu Boden ging. „Idiot! Diese Bauernhäuser haben immer einen zweiten Keller zum verstecken.“
    „Aber wir sehen nirgends eine Falltür.“ Diesen Mann schlug der Unteroffizier nicht. „Da ist was dran. Holt ein paar Äxte, wir reisen diesen Holzboden auf und sehen nach, ob da was drunter ist.“ Seen fuhr der Schrecken durch alle Knochen. Sie werden uns finden wurde ihm klar und dann gnaden ihnen die Götter. Seine Frau drückte sich noch näher an ihn und Awita begann leise zu schluchzen. Seen hoffte auf ein Wunder, doch es erfüllte sich nicht. Sie hörten die Äxte und das Krachen und Bersten der Holzdecke über ihnen und dann war da auch schon ein Loch. Durch dieses blickte ein grimmig aussehender Söldner oder Räuber oder was auch immer das für Leute waren. „Hochkommen ihr Maden oder ich schmeiße euch eine schöne Handgranate runter!“ Schwer und zittrig fühlten sich seine Glieder an, als Seen die Leiter hinaufstieg und die Falltüre öffnete. „Wir ergeben uns. Bitte tut uns nichts. Wir sind nur einfache Bauern und haben keine Waffen.“
    Unsanft wurde er hochgerissen und nach ihm seine Frau und seine Kinder. Die Eindringlinge brachten sie wieder nach oben. Der Feldwebel, der diese Gruppe befehligte kam auf Seen zu. „Wie heißt du abgemagerte, faulige Milbe?“ Sein Atem roch streng nach Knoblauch und seine Zähne waren ganz braun und verfault. „Mein Name ist Seen. Ich bin nur ein einfacher Bauer und habe euch nichts getan.“ „Du gottverdammter Hund hast uns bereits was getan, als deine Schlampe von Mutter beschloss dich als Assyrer auf die Welt zu werfen.“ schrie der Feldwebel ihn an. „Aber ich muss zugeben, du hast ein paar hübsche Töchter.“ mit seinen Blicken zog er Awita und Milta geradezu aus. "Wie alt seid ihr?“ fragte er sie schroff. "Ich bin 16 antwortete Awita." „Und ich dreizehn“ folgte ihre Schwester Milta. „Für mich alt genug.“ ein schmieriges dreckiges Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. „Nun Seen. Heute ist dein Glückstag. Wenn ich und meine Männer mit deinen Töchtern zufrieden sind, lassen wir dich vielleicht am Leben.“ Oh nein! Ohne darüber nachzudenken kam es aus Seen heraus. „Ihr könnt mit mir tun, was ihr wollt, aber bitte legt nicht Hand an meine Töchter an!“ „Ach, deine Frau könnten wir uns danach auch nehmen. Sie ist zwar nicht mehr ganz so jung, aber genügt dem Zweck.“ „Nein!!!“ schrie Seen und versuchte den Mann festzuhalten, als jener sich Milta zuwandte. Er spürte einen harten Schlag im Gesicht und ging zu Boden. Der Feldwebel trat ihm mit Wucht in den Bauch. „Habe ich dir ausgeschissenen Berg Kotze erlaubt mich anzufassen!?!?!?!“ Sein Gesicht wurde ganz rot vor Zorn. Plötzlich ließ er von Seen ab. Auch seine Männer, die bereits Seens schluchzenden Töchtern die Kleidung vom Leib rissen, hatten ihre Finger wieder bei sich. „Achtung!“ ertönte die Stimme des Feldwebels. Sie alle standen stramm, während einer ihrer Offiziere den Raum betrat. „Was geht hier vor?“ fragte er. Seen sah vielleicht wieder eine kleine Chance. Er raffte sich auf und richtete sich direkt flehend an den Offizier. „Bitte Herr, eure Männer wollten Hand an meinen Töchtern und meiner Frau anlegen. Bitte sagt ihnen als ehrenhafter Offizier, dass sie aufhören sollen. Ihr könnt alles haben, was ich besitze, aber bitte legt...“
    Der Offizier unterbrach ihn. „Aber wir können uns bereits alles nehmen, was dir gehört. Feldwebel Bashir! Ihr wisst, dass mir als Offizier der Vortritt gebührt. Ich suche mir zuerst ein Mädchen raus, dann kannst du dir eins nehmen und erst danach kommen deine Ziegenliebhaber an die Reihe!“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, schlug er dem Feldwebel tief in die Magengrube. Der Mann stöhnte auf und krümmte sich.“
    „NEIN, Gnade!“ schrie Seen, doch der Mann überhörte ihn. Er griff sich Awita, riss ihr das Nachthemd vom Körper und grabschte ihr grob direkt zwischen die Beine. Das Mädchen schrie verzweifelt auf und Tränen kullerten von ihren Augen. Seen griff nach seiner Taschenlampe, die er vorhin hier hatte liegen lassen und stürzte sich auf den Mann beziehungsweise er versuchte es, denn weit kam er nicht. Die anderen hielten ihn fest und der Offizier wandte sich kurz von seiner Tochter ab. Kühl entgegnete er Seen „Ihr seit ein verdammt schlechter Gastgeber.“ und es folgte eine Welle von Schlägen. Das Blut floss über Seens Gesicht und das rechte Auge war ganz geschwollen, als der Offizier fertig war. „Fesselt ihn! Er soll zuschauen, wie wir seine Familie ficken!“
    Seen wollte die Augen verschließen, doch er konnte nicht und selbst wenn hätte es nicht geholfen. Es war laut genug zu hören. Das stöhnen der Männer, die gequälten Schreie und das Heulen seiner Frau und seiner Kinder. Es kam ihm wie die Ewigkeit vor, wie die Hölle. Als sie endlich fertig waren, ging bereits die Sonne auf. Der Offizier machte mit zufriedenen Gesichtsausdruck gerade seinen Hosenstall zu. „So, obwohl du es nicht verdient hast, mein Freund will ich gnädig sein.“ Er zog die Pistole und hielt sie an Seens Schläfe. „Du bekommst einen schnellen und sauberen Tod. Deiner Familie wird es weniger gut ergehen.“ Er senkte die Waffe, packte Seen am Genick und zerrte ihn ans Fenster. Vor seinen brennenden Feldern hatte sie drei Holzkreuze errichtet. Er begriff. „Nein! Kreuzigt mich, aber lasst meine Familie nicht so...“ Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen, da der Offizier ihn mittels einer Ohrfeige unterbrach. Der Mann hielt Seen erneut die Waffe an den Kopf. Das letzte was der Bauer wahrnahm war das heulen seiner Frau und seiner Kinder, dann ertönte ein Schuss und so starb Seen.





    Dany schlief tief und fest in ihrem großen und weichen Bett, ihren Bruder im Arm. Die Nacht war still und klar, im Gegensatz zu ihren Träumen. Sie träumte von Feuersbrünsten und schreienden Menschen. Sie träumte davon, wie bösartige Geister Schatten gleich um sie herumhuschten und die anderen um sie herum holten. Einer nach dem anderen. Dann auf einmal packte sie die Wut und die Angst in ihr erlosch. Sie spie Feuer nach den Schatten und jene brannten in zig verschiedenen Rottönen. Sie jagte nun die Schattenwesen und keines davon entkam ihr. Schließlich schaute sie in eine Pfütze und was sie sah, war nicht ihr liebliches Antlitz – nein, sie erkannten nicht sich in der Pfütze, sondern einen leibhaftigen Drachen. Sie betrachtete aufgeregt ihre Arme und ihren Körper. Schuppen und Flügel erkannte sie und durch ihre Nase steig Rauch aus. Dann fühlte sie ein rütteln an ihrem linken Flügel, obwohl sie keine Hand - nichts dort sah. Sie versuchte den Flügel zu bewegen, damit es aufhörte, aber das rütteln wurde stärker.
    „Euer Gnaden! Wacht auf!“ Ihre Dienerin Nisha rüttelte sie am linken Arm. Plötzlich lag sie wieder in ihrem Bett neben ihrem Bruder. Wie in Trance ertastete sie ihr Gesicht, ihre Brüste und ihre Arme selbst. Alles war ganz normal, keine Schuppen und keine Flügel. „Euer Gnaden, Ratsherr Tighlat und die Generäle Domara und Bardisan warten in eurem Empfangszimmer. „Wie, was?“ reagierte Daenerys noch ganz verschlafen. „Verzeiht, dass ich euch geweckt habe, aber sie sagten, es sei dringendst.“
    Sie hörte die Worte ihrer Zofe, aber zunächst ergaben sie einfach keinen Sinn. Erst nach und nach begriff Dany. „Gut, wir sollten sie nicht lange warten lassen. Bring mir schnell einen Mantel.
    „Was ist los?“ erklang die völlig verschlafene Stimme ihres Bruders. „Nichts. Schlaf weiter Sabri. Ich muss kurz raus.“ Dany küsste ihn sanft auf die Stirn und er schloss wieder seine Augen. Nisha half ihr in ihren seidenen Morgenmantel und stülpte ihr ein paar weiche Pantoffeln über die Füße. Dany strich noch ein paar Strähnen aus ihrem Gesicht und dann betrat sie auch schon ihr Empfangszimmer. Was wohl passiert ist? - Die Anwesenden verbeugten sich vor ihr. „Euer Gnaden.“ begann General Bardisan. „Verzeiht, dass wir euch zu so später Stunde wecken mussten.“ -wie spät oder wie früh es wohl schon ist?- „Aber die Angelegenheit ist dringend.“ Dany unterbrach ihn leicht gereizt. „Kommt endlich zur Sprache.“ „Wir befinden uns im Krieg. Aus Arrapcha und Nineve wurden uns Gefechte entlang der kompletten Grenze gemeldet. Und auch aus Arbail hieß es, dass mehrere feindliche Störtrupps in unserem Hinterland aktiv wurden.“
    Schlagartig fühlte Dany, wie die Müdigkeit von ihr wich und ihre Sinne sich schärften. „Also befinden wir uns im Krieg. Wurden die anderen Generäle und Ratsmitglieder bereits geweckt?“ „Ja, ich klingelte sie alle persönlich aus ihren Betten, was mir zugegebenermaßen ein wenig Freude bereitete.“ antwortete Tighlat. „Gut, ich will sie alle in einer Stunde im Palast haben, zur Lagebesprechung.“
    „Wie ihr befiehlt“ antworteten die Anwesenden. Sie alle verließen den Raum, nur Domara blieb bei ihr. In letzter Zeit kam er ihr anders, irgendwie bedrückt vor. Dany massierte sich selbst in kreisförmigen Bewegungen die Schläfe, wobei ihr der Mantel von den Schultern fiel und Domara einen Blick auf ihre leichte Nachtbekleidung gestattete. Sein Blick verharrte kurzzeitig auf ihrem Ausschnitt. Ach, das bilde ich mir nur ein. Das war im Moment auch ihre geringste Sorge.

    Wir befinden uns im Krieg. Bagdad hat angegriffen. Sie seufzte. „Was soll ich nur tun?“ Domara wagte sich sie an der Schulter zu berühren. „Ich erinnere mich noch wie ihr ein kleines Mädchen wart und ich habe gesehen zu was einer Königin, zu was einer Frau ihr herangewachsen seid.“ Bei diesen Worten musste Dany aufhorchen. Manchmal frage ich mich, ob er in mir mehr als nur seine Königin sieht. „Ihr seid gerecht, stark und klug und ihr seid vom Blut großer Eroberer.“ Die assyrischen Könige des Altertums waren für ihre Feldzüge berühmt und auch Danys Großvater Sargon vollbrachte damals im von Islamisten belagerten Aleppo ein wahres Wunder. Weshalb er zum ersten König Assyriens nach über 2600 Jahren ausgerufen wurde.
    „Habt Dank für eure Worte.“ Dany fühlte sich tatsächlich viel sicherer durch Domaras Aufmunterung und ihr kam auch ihr vorheriger Traum wieder in den Sinn. Die bösen Schattenwesen waren die Husseins in Bagdad und sie war der Drache. Ich bin der Drache und vom Blute des alten Assyriens und meine Feinde werden sich noch vor dem bloßen Klang meines Namens fürchten, wenn ich erst mit ihnen fertig bin.

    Auf der Lagebesprechung wurde stellenweise heftig diskutiert. Der Ratsherr für Äußeres Dhinka war zunächst der Ansicht, dass es sich dabei, wie in der Vergangenheit, nur um kleinere Grenzverletzungen handelt. Mit hochrotem Kopf entgegnete General Hano ihm, dass ganze Divisionen an dem Angriff beteiligt sind. „Wir haben Krieg, Ratsherr. Auch, wenn sie dies nicht wahrhaben wollen. Die Zeit für leere Worte ist vorbei.“ Bevor Dhinka überhaupt etwas erwidern konnte, äußerte sich die Königin. „General Hano hat Recht. Wir dürfen die Lage nicht herunterspielen. Bagdad will den Krieg, es soll ihn bekommen."
    Ich ordne die Mobilmachung an.“ sie drehte sich zu dem hinter ihr stehenden Befehlshaber der Garde um. „General Bardisan. Die königliche Garde soll sich unverzüglich zum Aufbruch bereit machen. Ich werde sie selber in die Schlacht führen.“
    „Euer Gnaden.“ setzte Domara an und sein Vorgesetzter Bardisan sprach für ihn weiter. „Die Garde wird noch heute zum Aufbruch bereit sein. Jedoch gebe ich zu bedenken. Wir sind alle erfahrene Feldherrn. Lasst mich die Garde führen und bleibt hier. In Sicherheit.“
    „In Sicherheit?“ fragte Dany ihn. „Dieser Krieg ist nicht irgendein räumlich begrenzter Aufstand. Er entscheidet über die Zukunft Assyriens. Ich werde mich nicht hinter den Mauern meines Palastes verstecken, während mein Volk ums Überleben kämpfen muss.“ Der Tonfall ihrer Stimme und ihr Blick ließen keinen weiteren Widerspruch zu.
    ...
    Die Lage sah zunächst schlimmer aus, als sie war. Zwar griffen die feindlichen Verbände mit großer Übermacht an, aber der Großteil von Bagdads Heer war schlecht ausgerüstet und die Moral der Armee ließ auch zu wünschen übrig. Dagegen standen zur Zeit mehrere kampfstarke und motivierte Divisionen der assyrischen Armee. Darunter die 7. Panzerdivision, die 5. Panzergrenadierdivision und die 10. Panzergrenadierdivision. Das Gros der 5. Infanteriedivision hatte um Arbail herum Stellung bezogen und deckte die Ostflanke, während die 3. Panzerdivision in Reserve verblieb. So weit der Kampfraum Ostassyrien (Provinz 11 und 12)

    „Sorgen macht mir zur Zeit nur um unsere Flanke bei Arbail. Wir wissen immer noch nicht, ob die Verhandlungen mit den persischen Söldnern erfolgreich waren. Wenn sie es waren müssen wir dort mit einem baldigen Angriff rechnen. In dem Fall steht die 5. Infanteriedivision alleine gegen alles, was der Feind ihr entgegen wirft.“
    „In dem Fall muss die 5. Division halten, bis Entsatz kommt.“ brachte General Narsirsin vor.
    „Und sollte es ganz schlimm kommen, kann ihr immer noch die 3. Panzerdivision zur Hilfe eilen.“ warf Bardisan ein. „Wenn sie vorher nicht wo anders gebraucht wird.“ fügte Domara hinzu.


    Bild
    Vorgeschobenen Stellung bei Arrapcha. Die Soldaten bereiten sich auf den nächsten Angriff vor

    Entlang der hunderte kilometerlangen Grenze zu den Wüstenstämmen standen weitere überwiegend schnelle Kampfverbände bereit, um jene gegen die kampferprobte Streitmacht der Stämme zu verteidigen und die königliche Garde war bisher noch an keinem Teil der Front gebunden. Da es sich jetzt schon abzeichnete, dass sich die Entscheidung vor den Toren Nineves und Arrapcha abspielen würde, soll die komplette Garde bis auf Teile der Palastwache dorthin verlegt werden. Unter dem persönlichen Befehl der Großkönigin. Für die Sicherheit der Hauptstadt würde solange die hauptsächlich aus Reservisten bestehende Stadtwache sorgen. Insgesamt werden 200000 Reservisten eingezogen. Domara versuchte im Anschluss an die Besprechung Dany umzustimmen, aber sie ließ sich davon nicht abbringen. „Mein Platz als Königin ist jetzt dort. Mein Volk braucht mich.“ entgegnete sie ihm.[/CENTER]



    Das nächste Kapitel folgt dann aus Natans Sicht. Es werden zumindest Teile seiner Division aus Urartu an die Front verlegt. Also während der Dauer des Kreiges kann er sich nicht um seine hüstel Geschäftspläne kümmern.
    Geändert von Oberst Klink (16. September 2014 um 17:32 Uhr)

  4. #4
    Registrierter Benutzer Avatar von Version1
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    4.283
    Selbst im Neu-Assyrischen Reich ist Dany unterwegs

    Ich bin langsam der Meinung, dass Klink nur ein Virus ist, der das CivForum überfällt

  5. #5
    Oberst Klink
    Gast
    Nein ich bin echt.

    Und gib Martin die Schuld, dass er mich solange auf Entzug setzt. 2016

  6. #6
    Wishmaster Avatar von Sarellion
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    29.980
    Du müsstest doch inzwischen wissen, das man selten dutzende Leser hat, sofern es sich nicht um ein populäres Spiel handelt oder man bekannter Schreiber ist mit ner gewissen Gefolgschaft.
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