In der Ratskammer des königlichen Palastes zu Neu-Nineve...
...schon seit Stunden wird über dies und das debattiert und beratschlagt. König Assuris I sitzt gelangweilt auf seinem Platz am Kopfende der Tafel. Flankiert von einem marmornem Stier und einem Drachen, der aus schwarzen Marmor bestand und dessen Augen rot funkelnde Rubine waren. Mühevoll versuchte er sich auf die Ausführungen seiner Berater zu konzentrieren. Schon seit einem halben Jahr hat er keine Ratssitzung mehr besucht. Es gibt Dinge, die ihn mehr interessierten, Dinge aus Feuer und Blut. Diese Fantasien gingen ihm immer öfters durch den Kopf. Manche sagen hinter vorgehaltener Hand, dass der Tod seiner Frau vor 5 Jahren ihn veränderte.
Ratsheer Ashoor beharrte darauf, dass sie zu wenig über dieses Äquatoria wissen, um jetzt schon Beziehungen aufzunehmen. Vor allem, da es anscheinend kommunistisch angehaucht ist. "Genau dieses Denken in Europa und Amerika führte zum Weltkrieg. Sich gegenseitig aufgrund der Ideologie misstrauen und anfeinden ist der erste Schritt in die falsche Richtung." entgegnete ihm Ratsherr Bazi
Der Großkönig war dieses Wortgefecht leid. "Ich habe mich entschieden. Wir antworten auf die äquatorische Nachricht."
Ashoor sah etwas verdrießlich aus "Sehr Wohl, Majestät" brachte er hervor.
"Gut, da dies nun geklärt ist. Mir kam zu Ohren dass es im jüdischen Tempel einen Zwischenfall gab." Nun etwas erwartungsvoller schaute Assuris I. in die Runde.
"Ja euer Majestät" antwortete ihm der jüdische Ratsherr Peres. Die Provinz Judäa hatte seit jeher einen eigenen Sitz im königlichen Rat inne. "Eine unbedeutende Angelegenheit. Ein paar Wirrköpfe haben die Opferzeremonie gestört. Sie befinden sich in Gewahrsam."
"Sagt mir, haben diese Wirrköpfe Rückhalt in der jüdischen Bevölkerung?"
"Nein, die zelotischen Gruppierungen sind recht schwach und haben vielleicht 2 oder 3 % hinter sich."
"Ernster wiegt hingegen die Aufsässigkeit der muslimischen Kurden im Norden." warf General Hano ein. "Sie haben mehrere Städte erobert. Zugegebenermaßen hatten wir noch nie die völlige Kontrolle über das gebirgige Stammesgebiet, aber die Städte waren bisher sicher.
"Schickt Truppen, schlagt diesen Aufstand nieder und statuiert ein Exempel an den Aufständischen!" Ratsherr Ashoor schlug die Faust auf den Tisch, um seine Worte zu untermauern.
Feuer und Blut - dachte sich der König.
Wie die altvorderen Könige. Nein, warum denke ich bei jeder Gelegenheit immer daran?!
Narees, der seines Zeichens Chef des Geheimdienstes ist und bisher ruhig den anderen gelauscht hat, ergriff das Wort "Die kurdischen Stammesführer unterdrücken ihre Bauern fast so schlimm, wie die Herren von Bagdad ihre Sklaven. Und sie begründen das mit Allahs Willen. Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Bauern wären die falsche Reaktion. Wir sollten Truppen schicken und die Städte zurückerobern, aber Racheakte unterlassen. Um die Lage nicht noch mehr zu destabilisieren.“
Gelangweilt reagierte der König "Ja tut es so! Feldherr Hano, wie viele Truppen benötigt ihr?
"Wir haben in der Nähe zum aufständischen Gebiet die 2. Infanteriedivision stehen. Abzüglich der zwei Bataillone, die von den Aufständischen überfallen und aufgerieben wurden. Ich werde mich der Sache persönlich annehmen und zusätzlich die 6. Gebirgsjägerdivision nach Norden führen. Das müsste reichen, um die verlorengegangenen Städte wieder zurückzuerobern. Sobald das Wetter es zulässt, ziehe ich dann mit meiner Streitmacht direkt ins Kerngebiet der Rebellen."
Der König wollte sich bereits erheben, als sich sein Ratsherr für Finanzen und Handel räusperte. "Euer Majestät, eine Sache gibt es noch. Die Börse von Bangalore im Moghulreich erkundigte sich nach unseren Handelsmöglichkeiten.
Assuris runzelte die Stirn. "Diese Moghule sind doch Muslime. Glaubt ihr wirklich, dass sie mit uns handeln?"
"Sie müssen ja nicht so verbohrt wie ihre arabischen und kurdischen Glaubensbrüder sein. Schon allein, da sie über ein Volk von Hindus regieren, müssen sie in religiösen Fragen pragmatisch sein. Wir sollten zumindest unser Interesse bekunden und sehen, wie sie auf uns reagieren.“
"Ihr habt meine Erlaubnis dazu, Ratsherr." Der Großkönig erhob sich. "Meine Herren, auf mich warten noch andere Angelegenheiten...“ mit einem Ausdruck der Freude im Gesicht verließ der König den Saal.