Das Karthagische Reich und Bot-Arabien richten ein gemeinsames Tribunal ein, um die Terroristen, welche Präsident al-Putein ermordeten und zweimal versucht haben Großkönigin Daenerys ebenfalls zu töten, zur Rechenschaft zu ziehen. Als oberste Richterin Karthagos wird die Großkönigin persönlich Karthagos Richterplatz bei dem Tribunal einnehmen. Der Rat von Bot-Arabien bestimmte die Tochter des verstorbenen Präsidenten und Ehefrau des derzeit amtierenden Präsidenten zur arabischen Richterin. Die Verhandlung selbst findet in Karthago statt.
Maria al-Putein traf bereits in Karthago ein und wurde von Daenerys I. am Internationalen Flughafen von Karthago mit allen militärischen Ehren empfangen. Zur Begrüßung umarmten sich beide Frauen. Trotz des ernsten Anlasses besteht eine gewisse Wiedersehensfreude.
Prozessauftakt im großen Thronsaal von Karthago. Der Saal füllte sich mit den großen Fürsten und wichtigen Würdenträgern Karthagos. Auch einige bekannte Persönlichkeiten aus Arabien waren angereist und auch Vertreter der internationalen Presse. Der karthagische Thronsaal war ein imposanter Raum. Mehr als 90 Meter hoch tragen gewaltige Marmorsäulen seine Decke, unter der über 3000 Menschen Platz finden.
Dies ist ein historischer Augenblick für die gesamte Welt. 5 Prozesstage wurden angesetzt, um über 60 Terroristen zu richten, die an den Anschlägen von Karthago und Boletex beteiligt waren.
Die meiste Zeit des Jahres ist Karthago mit schönen Wetter und Sonnenschein gesegnet. Regenwolken sieht man nicht so oft über der Stadt. Doch zum Tag des Prozessauftakts war der Himmel über Karthago grau und kein Sonnenstrahl drang durch die reich verzierten Glasmalereien ins innere des Thronsaals. So, dass die Kronleuchter hoch oben an der großen mit Wandmalereien geschmückten Decke schon zur vormittags-Zeit eingeschaltet wurden.
Das Geflüster und Getuschel der Beobachter brach abrupt ab, als die Fanfaren erklangen und Großkönigin Daenerys durch die große hinterm Thron befindliche Eichentür den Saal betrat, an ihrer Seite die arabische Richterin Maria al-Putein. Beiden trugen zu ihrer Linken die Henkerschwerter und ihnen folgten 8 Ritter der königlichen Garde. Abgesehen von den Wachen, die entlang der Wände, dem großen Flur, der flankiert von schwarzen Marmorsäulen und Staturen zum Thron führt, und den Eingangstoren standen, gingen alle Anwesenden in die Knie, bis Daenerys auf ihrem Thron Platz nahm. Der Thron war ein großer imposanter Stuhl, an dessen Lehnen entlang die Schwerter besiegter Feinde eingearbeitet wurden. Vor dem großen Fenster über dem Thron, welches keinerlei Verzierungen aufwies, ragt ein mächtiges eisernes karthagisches Kreuz hervor. Das Kreuz schmückt zugleich auch die Nationalflagge. Für Maria al-Putein hatte man ebenfalls einen großen Stuhl direkt neben dem Thron platziert, auf dem sie Platz nahm.
Nach einer entsprechenden Handbewegung der Königin erhoben sich die Anwesenden wieder, während die Ritter Position bezogen am Fuße der Stufen, die zum Thron hinaufführten. An ihrem Gurt befindet sich zur Rechten die Halterung für ihre Pistole und zur linken traditionell die Scheide für ihr Schwert.
„Bringt die Angeklagten herein!“ befahl Daenerys. Sogleich öffneten sich die schweren Eisentüre am anderen Ende des Thronraumes und hintereinander wurden 60 Männer hereingeführt. Eskortiert von eben so vielen Soldaten. Langsam unter den verachtenden Blicken der Anwesenden schritten sie den langen Flur entlang. Der von Marmorsäulen eingerahmte Flur war breit genug, so dass über 30 Menschen neben einander Platz fanden. Hinter den Marmorsäulen erstreckt sich der Saal noch weiter nach rechts oder links.
So positionierten sich die Angeklagten in einer Zweierreihe vor den Stufen zum Thron. Hinter und neben sich die Wachen, welche sie sogleich in eine kniende Haltung auf den Boden zwangen. Stühle oder eine bequemere Position wurde diesen Männern nicht zugestanden. Sie stellten in ihren Lumpen und Leinensäcken, in denen traditionell Gefangene der schwarzen Zellen gekleidet waren, einen starken Kontrast zu den in feinen Anzügen und Seide gekleideten Zuschauern da.
Der königliche Generalstaatsanwalt von Karthago begann mit einem feurigen Eröffnungsplädoyer, in dem er nochmal die Schandtaten der Kongregaten hervorhob und ihnen den Status als Menschen absprach.
„Nichts weiter als mordlüsterne Bestien sind diese Männer, deren Schuld ihnen aus den hinterlistigen Augen hervorsticht. Niemanden könne angesichts der Beweislage zweifeln, dass diese Bestien in die schändliche Ermordung al-Puteins involviert waren und auch versuchten unsere über alles geliebte Großkönigin zu ermorden. Sowie mit Erfolg den zarasinischen Abgesandten und fast den keltischen Abgesandten in Boletex töteten.“ - So der Staatsanwalt. Verteidiger für die Angeklagten gab es nicht. Sie sind nicht nötig und wohl niemand in Karthago würde freiwillig diese Aufgabe übernehmen wollen. Nach und nach mussten sich die Angeklagten den Fragen der Richterinnen und des Staatsanwaltes stellen. Wenn sie etwas leugneten, hielt man ihnen sogleich die Verhörprotokolle und die in ihren Schlupfwinkeln und im Haus ihres karthagischen Anführers sichergestellten Beweise entgegen.
Als die Wachen Paolo vor den Thron schleiften, musste die Königin sich zusammennehmen die Fassung zu waren. Um ein Haar hätte dieser Mann sie erstochen, dieses abstoßende Monster. Sie sah ihm wie den anderen Angeklagten die Spuren des Verhörs im Gesicht an. Das linke Auge war stark angeschwollen, die Unterlippe aufgeplatzt und getrocknetes Blut klebte unterhalb seiner Nasenlöcher. Doch Mitleid empfand sie für ihn ebenso wenig, wie für die anderen Terroristen.
„Eure Taten zu leugnen ist zwecklos. Ihr habt mich angegriffen mit einem gezückten Messer und mir selber stolz gestanden, wie ihr dem Abgesandten Ó Flannagáin mit Fruchtbonbons vergiftet habt!“ Sprach die Königin mit scharfer Stimme
Paolo brachte sogar so was wie ein Lächeln hervor, während seine kalten Augen sie anstarrten.
„Ich leugne nicht meine Taten. Wozu auch? All dies und noch viel mehr beging ich im Namen des großen Kains. Der Tag seines Sieges wird kommen und dann werde ich einen Ehrenplatz an seiner Seite im Garten Eden einnehmen. Mir war es nicht vergönnt euch zu töten, aber andere werden nach mir kommen und ihre Messer euer Herz durch...“ Noch ehe er seine vor Verachtung triefenden Worte zu Ende aussprechen konnte, schlug der neben ihm stehende Wachmann ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Einmal und dann noch einmal. So fest, dass er Blut und einen abgebrochenen Zahn ausspucken musste. Dabei verzog Paolo sein Gesicht vor Schmerz. Im Gegensatz zu damals im Gemach der Königin hatte er dieses Mal keine Mittel genommen, die ihn gegen Schmerzen unempfindlich machen.
„Wir haben genug gehört. Ihr verdammt euch aus eurem eignen Mund. Schafft ihn fort!“ befahl die Großkönigin ihren Wachen. Am liebsten hätte sie Paolo persönlich verschlagen, aber als Monarchin musste sie ihre Haltung bewahren, auch wenn es ihr schwer fiel. Angespannt pochten sie mit den Fingern ihrer rechten Hand auf die Lehne, während zwei Wachen den geprügelten Terroristen die Stufen hinunter zerrten.
So ging es die nächsten Tage weiter. Terroristen wurden vernommen, mussten ihre Verbrechen erneut vor den Augen der Weltöffentlichkeit gestehen oder wurden andernfalls durch die erdrückende Beweislast als Lügner demaskiert. Am Abend des 4. Tages berieten sich Daenerys und Maria über das Urteil und die Strafen. Am darauffolgenden letzten Prozesstag verkündeten sie es gemeinsam. Alle Angeklagten wurden für schuldig befunden und zum Tode durch Pfählung verurteilt. Ein etwas älterer Angeklagter, der als damals Angehöriger des Bodenpersonals in Boletex mithalf die Bestandteile für die Bomben an Bord zu schmuggeln, wendete sich direkt an Maria und bat sie um Gnade. Er widerrief sein Geständnis und beteuerte seine Unschuld. Doch sie schimpfte ihn einen Lügner. Zeugenaussagen und die Nochdi-Tätowierung an seinem Oberschenkel entlarvten ihn sowohl als Kongregat, als auch als einer der Mörder al-Puteins.
So endete der Nochdi-Prozess. 30 Verurteilte erhalten ihre Strafe in Karthago, die anderen 30 in Bot-Arabien.
Zusätzlich zu den bereits Verurteilten sollen die 10 Überlebenden Terroristen des Dorfangriffs, die 20 an Hadrumetum beteiligten und die mittlerweile inhaftierten 70 Schläfer ihr Schicksal teilen. Doch auch das ist noch nicht genug. Mit denen, die später ihren Verletzungen erlagen, starben in Hadrumetum 180 Menschen. Auf Anweisung von Großkönigin Daenerys wird für jeden ermordeten Bürger Karthagos ein Kongregat sein Leben am Pfahl lassen. 130 Attentäter, Terroristen und Schläfer sind zu wenig. Deshalb werden per Los unter den über 500 Gefangenen, die sich noch in den Ausbildungscamps der Kongregation befanden, 50 ausgesucht, die das Schicksal der anderen teilen und am Pfahl sterben sollen...
7 Tage später. Die Straßen zum Platz der Strafe am Rande der Altstadt hin waren gesäumt von Menschen. Die Verurteilten führte man Barfuß aneinander gekettet durch die Straßen, wo sie den Flüchen, Beleidigungen, Spott und auch dem Wurfobst der Menschenmenge preisgegeben wurden. Trotz der gegen sie aufgeheizten Stimmung war es nicht zu befürchten, dass der Mob sie lyncht, was im Vergleich zu dem, was sie erwartete, noch gnädig gewesen wäre. Eng aneinander gereiht in Zweierreihen trennten Polizisten die Menschen von den Verurteilten. Dennoch bekamen die Angeklagten faules Obst und Unrat an den Kopf geschmissen und wohl zum Bedauern der Werfer auch der ein oder andere Wachmann ihrer Eskorte. Der Himmel war klar und die Sonne stand hoch am Firmament, als sie den großen Platz erreichten. Die Holzpfähle lagen schon bereit und auch hier türmten sich an den Rändern des Platzes die Menschen. Nur aus den Fenstern schaute niemand zu. Zur Sicherheit wurden jene verriegelt und auf den umliegenden Dächern Scharfschützen positioniert.
Heiß glühte der Boden unter ihren nackten Füßen, während ihnen der Schweiß übers Gesicht rinnt. War es die Hitze oder doch nur Angstschweiß? - 180 verurteile Terroristen eng aneinander gedrängt, umringt von Soldaten und Sicherheitskräften. Vor ihnen ein erhöhtes Podest für die Königin und ihre Begleiter. Von dort kann sie auf die Gefangenen herabblicken. Jedoch traf sie standesgemäß erst nach ihnen ein.
Eine Wagenkolonne fuhr zwischen den zusammengedrängten Gefangenen und dem Podest hindurch. Mehrere Türen öffneten sich, Angehörige der königlichen Garde und mehrere Würdenträger kamen hervor und auch ein hoher Geistlicher war unter ihnen. Ein Ritter öffnete die hintere Türe der größten Limousine und half ihrer Majestät beim Aussteigen. Die Sonne blendete Daenerys und sie hielt sich die Hand über die Stirn. Auch sie spürte die große Hitze an diesem Tag. Sie war gemäß des Anlasses nicht großartig luxuriös gekleidet. Ein blaues Kleid mit Rückenloch und Hosen, die ihre Beine verhüllten.
Dazu Umhang, einfache Lederstiefel und als einziger Schmuck eine aus dunklem Eisen geschmiedete Halskette, deren Enden die Form von eisernen Elefantenstoßzähnen annahmen. Zumindest die letztgenannten Kleidungsstücke waren für die heutigen Temperaturen eher ungeeignet, aber das war nur nebensächlich. Daenerys schritt an den Verurteilten langsamen Schrittes vorbei. Wobei die Wachen jene mit gesenktem Blick auf die Knie zwangen. Nur Paolo wagte es die Königin aus seinen toten starren Augen anzuschauen. Sie blieb vor ihm stehen und verzog angewidert das Gesicht, als ihr der Geruch des Kuhfladens an Paolos Hinterkopf in die Nase stieg.
“Weder ihr, noch eure Kameraden werden meiner Gerechtigkeit entkommen.“ Kälte schwang in ihrer Stimme mit.
Ihr folgten der Staatsanwalt, ein Bischof, der Reichskanzler, die Ratsherren Varcas (Spionage) und Barbho (Inneres), der königliche Haushof- und Zeremonienmeister und einige Wachen, darunter auch Ser Barstan und Ser Jora.
Oben auf dem Podest nahm eine ihrer Wachen ihr den Umhang ab, während sie vom Haushofmeister gemäß der Tradition gefragt wurde, ob sie wünscht die Verurteilten oder zumindest einige von ihnen zu begnadigen.
Sie überblickte unter ihr die Delinquenten und musste unwillkürlich an Hadrumetum denken. Sie sah damals wie die Hinterbliebenen um ihre Angehörigen, um ihre Männer, Frauen, Kinder, Eltern oder Geschwister trauerten. Eine Frau, die selber nur verletzt wurde, verlor zwei Kinder in Alter von 2 und 7 Jahren und ihren Mann. Daenerys selber hielt jene Frau in Armen, während sie heulte und um ihre Familie trauerte.
An all das musste Daenerys denken und die Erinnerungen erfüllten ihr Herz mit Trauer. Sie musste eine Träne zurückhalten, umfasste mit ihrer linken Hand den Knauf des Schwertes an ihrer Linken und wandte sich mit entschlossener und kräftiger Stimme an den Haushofmeister
„Nein. Diese Verbrecher verdienen keine Gnade.“
Sie signalisierte dem befehlshabenden Offizier, dass er beginnen solle. Die Wachen bei den Terroristen schliffen jene mitten auf den Platz. Nach und Nach wurden sie an Pfähle gebunden. Eine Hand über den Kopf, eine andere an den Körper. Die Delinquenten schrien lauft auf, als die großen Eisennägel ihre Handflächen und ihre Fersen durchbohrten und noch während im Anschluss die Pfähle aufgerichtet wurden. Ihre Schmerzensschreie hallten über den Platz und von den Gebäuden wider.
- Nein, ich darf kein Mitgefühl mit ihnen haben. Sie verdienen es. Es ist hart, aber gerecht für das, was sie taten. -
Der Bischof trat an jeden Pfahl heran und betete für das Seelenheil der Sterbenden, während die Königin ihm zuschaute -
„mögen sie in die tiefste Hölle hinabfahren“ flüsterte sie kaum hörbar für ihr Umfeld vor sich hin.
Mit der Zeit leerte sich der Platz. Daenerys war gegangen und so verließen auch die letzten Schaulustigen das Feld. Nur die Wachen blieben mit grimmigen Gesichtsausdruck vor den Pfählen stehen, während die daran festgenagelten stöhnten.
Sie achteten darauf, dass niemand die Gepfählten befreit oder ihnen ihren Abgang erleichtert. Die letzten starben nach drei Tagen bis auf einen. Paolo verschied erst am Morgen des vierten Tages.