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Thema: Agence Havas - Nachrichten aus aller Welt

  1. #181
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    24. März 1839

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    Im gegenwärtig tagenden britische Parlament ist vor allem die Handelspolitik des Vereinigten Königreiches ein zentrales Thema. Das Aussenministerium wurde angewiesen betreffend der Blockade des Rìo de la Plata eine Protestnote zuhanden der französischen Regierung zu verfassen. Diese nun schon länger andauernde Seeblockade störe den Handelsverkehr in der Region erheblich und führe dadurch auch zu Verlusten bei den britischen Kaufleuten. In der Londoner Presse wird gemutmasst, dass das Parlament sich wohl auch ganz allgemein an der zunehmenden Einflussnahme der Franzosen in Südamerika störe.

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    Darüber hinaus wird aus der chinesischen Hafenstadt Kanton vermeldet, dass die kaiserlichen Beamten neuerdings massiv gegen den Opiumhandel in der Region vorgehen, der vor allem von der East India Company betrieben wird. Mehrere hundert ausländische Kaufleute wurden in ihren Handelsniederlassungen festgesetzt und kamen erst wieder frei, als sie den Beamten das dort gelagerte Opium zur Zerstörung übergaben. Das britische Parlament hat infolgedessen beschlossen einen Flottenverband ins Chinesische Meer zu entsenden, der Genugtuung und Wiedergutmachung für die beschlagnahmten Güter eintreiben soll.

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  2. #182
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    1. Mai 1839

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    Mit Guatemala hat im April der zweitletzte Teilstaat seinen Austritt aus der Zentralamerikanischen Konföderation verkündet, womit diese als Bundestaat endgültig zu existieren aufgehört hat. Damit ist theoretisch die kleine Provinz El Salvador der Rechtsnachfolger der Konföderation, jedoch hat sich auch die alte Zentralregierung mittlerweile aufgelöst und die lokalen Machthaber haben in der Hauptstadt San Salvador die Kontrolle übernommen.

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    Die britische Army of the Indus kommt nach einigen Grenzgefechten in Afghanistan schnell voran und hat kampflos mehrere Städte erobert, unter ihnen Kandahar, die grösste Stadt des Landes. Die verbliebenen Truppen von Dost Mohammed haben sich in den Norden abgesetzt.

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    In der britischen Presse ist seit Wochen das persönliche Umfeld von Königin Victoria das grosse Thema. Nachdem Premierminister Melbourne der Monarchin seinen Rücktritt angeboten hatte, beauftragte die zunächst den konservativen Lord Peel mit der Bildung einer Minderheitsregierung, was dieser jedoch an Bedinungen zum Hofstaat der Königin knüpfte. Er forderte vor allem die Entlassung einiger als klare Whig-Anhängerinnen bekannte Hofdamen, um den Hofstaat politisch neutral zu besetzen. Letztlich wurde der Versuch eine konservative Minderheitsregierung zu bilden abgebrochen und Lord Melbourne wieder ins Amt gehoben.

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  3. #183
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    6. Juli 1839

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    Katastrophale Niederlage der osmanischen Armee in Syrien. Eine vom Sultan aufgestellte Armee von 70'000 Mann war Anfangs des Sommers nach Syrien eingerückt, um die Provinz den Händen des aufmüpfigen Gouverneurs Muhammad Ali Pascha zu entreissen. Eine rund 40'000 Soldaten zählende ägyptische Streitmacht unter Muhammads Sohn Ibrahim Pascha stellte sie daraufhin am 24. Juni bei der Kleinstadt Nizip. Dabei kam es kaum zu Kämpfen auf nahe Distanz, tatsächlich floh der Grossteil der osmanischen Truppen bereits nach einem Artillerieduell und zerstreute sich führerlos in Anatolien.

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    Die Nachricht von der Niederlage bei Nizip hat Sultan Mahmud II. indessen nicht mehr erreicht, er starb nur wenige Tage später im 900km entfernten Konstantinopel, womit sein gerade mal 16 Jahre alter Sohn Abdülmecid I. die Nachfolge antritt. Die Ereignisse überschlugen sich daraufhin in der osmanischen Hauptstadt, die Kriegsflotte unter dem Kommando von Grossadmiral Achmed Fewsi Pascha hat umgehend den Hafen verlassen, ohne die Regierung des Sultans darüber zu informieren.

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    Bei den Parlamentswahlen in Frankreich haben die Orléanisten, gewissermassen die Hofpartei des Bürgerkönigs, erstmals seit Bestehen der Julimonarchie die Mehrheit in der Abgeordnetenkammer verloren. Sie erreichten 199 Sitze, während das Bündnis der Mitte- und Linksparteien des amtierenden Premierministers Thiers auf 240 Sitze kommt.

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  4. #184
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    23. August 1839

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    Wie nun bestätigt wird, ist die osmanische Flotte, welche im Juli in aller Eile aus Konstantinopel aufgebrochen war, in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria wieder aufgetaucht. Über die Gründe weshalb der Grossadmiral die osmanische Marine offenkundig dem ägyptischen Gouverneur ausgeliefert hat, kann zur Stunde nur spekuliert werden. Die beiden populärsten Thesen sind aktuell, dass ihn Muhammad Ali Pascha für sein Überlaufen fürstlich entlohnt habe oder dass der Grossadmiral gefürchtet habe, der Grosswesir des Reiches könnte nach der Katastrophe in Syrien die noch intakte Flotte russischem Befehl überantworten.

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    Bei der befestigten Stadt Ghazni haben sich afghanische Truppen der Army of the Indus zum Kampf gestellt. Die Stadt wurde, als der britischen Armee die unzureichende Verteidigung des Haupttors auffiel, bei einem Sturmangriff vermint und gesprengt. Die von dem Angriff überrumpelten Verteidiger wurden danach binnen kurzer Zeit überrannt und die Stadt fiel der Ostindienkompanie in die Hände.

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    Während sich das Gros der ausgesandten britischen Flotte, die vom Kaiserreich China Kompensation für das zerstörte Opium einfordern soll, noch auf dem Weg befindet, hat Charles Elliot, der Superintendent Grossbritanniens in Fernost, bereits Massnahmen ergriffen. Möglicherweise um eine Basis für einen Blockade Chinas zu schaffen hat er mit drei kleinen Kriegsschiffen die Insel Kowloon besetzt und den Versuch einiger bewaffneter Dschunken abgewehrt, welche die Insel wieder räumen wollten.

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  5. #185
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    9. September 1839

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    Nahe der Kleinstadt Durango im Baskenland hat die von den königlichen Truppen eingeschlossene Hauptarmee der Carlisten unter Rafael Maroto kapituliert. Über die Kapitulationsbedingungen ist noch nichts näheres bekannt, man nimmt aber an, dass sich der Bürgerkrieg nach diesem Schlag nicht mehr lange hinziehen wird. Der Prätendent Carlos soll sich Gerüchten zufolge bereits über die Grenze nach Frankreich abgesetzt haben.

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    Ein Streit um die Bildungspolitik und ungeschickte Äusserungen der Berner Regierung über eine Intervention des Siebnerkonkordats haben in Zürich zu einem Aufstand in den umliegenden Landgemeinden geführt. Am Morgen des 5. Septembers zog eine wütende Menge zum Münsterplatz und geriet dort mit den Regierungstruppen aneinander. Infolge der Auseinandersetzungen löste sich der Regierungsrat unter dem Druck noch am selben Abend auf und ein von Oberst Paul Carl Eduard Ziegler angeführter 'provisorischer Staatsrat' übernahm in Zürich die Macht. Diese konservative Regierung betrieb wenige Tage später auch die Auflösung des Grossen Rates des Kantons Zürich und setzte Neuwahlen an.

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    Der einst aus Peru geflohene Agustín Gamarra hat nach der Niederlage der Peruanisch-Bolivianischen Konföderation im Land wieder die Macht übernommen und die Union mit dem Nachbarstaat Bolivien endgültig für beendet erklärt. Hinter vorgehaltener Hand wird allerdings gemunkelt, dass Gamarra nicht prinzipiell gegen die Union sei, sondern er lediglich der Ansicht ist, Peru müsse sie anführen. Seine erste Amtshandlung, die peruanische Armee wieder aufzubauen, scheint dieser These zu entsprechen.

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    Die US-amerikanische Brigg Washington hat vor der Küste von New York die Amistad aufgebracht, ein unter spanischer Flagge segelndes Sklavenschiff, auf dem die Sklaven im Juli gemeutert und die Kontrolle übernommen hatten. Die Sklaven sollen wegen Meuterei und Mordes vor einem Gericht der USA angeklagt werden, der bevorstehende Prozess ist allerdings bereits ein heiss umstrittenes Thema sowohl in der amerikanischen Öffentlichkeit als auch zwischen den Regierungen der USA, Grossbritanniens und Spaniens geworden.

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  6. #186
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    3. Oktober 1839

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    Gleich in zwei Ländern, wo die Eisenbahn bislang noch nicht Fuss gefasst hatte, wurde der Betrieb auf den ersten Bahnstrecken aufgenommen. Im Königreich beider Sizilien wurde die von einer sizilianisch-französischen Unternehmensgruppe finanzierte Strecke Neapel-Portici eröffnet. Und in den Niederlanden ist zwei Wochen zuvor auf der Strecke zwischen Amsterdam und Haarlem erstmals eine Lokomotive verkehrt. Allerdings begegnet man in den Niederlanden der Eisenbahn noch mit sehr grosser Skepsis, da viele in dem Land mit seinem gut ausgebauten Wasserkanalsystem ihren Nutzen bezweifeln. Schon diese erste Strecke wurde erst nach langem Tauziehen realisiert, als König Wilhelm I. persönlich sich für die Bahnstrecke einsetzte und sie mitfinanzierte.

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  7. #187
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    22. November 1839

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    Ein Aufruhr erschüttert das Vereinigte Königreich von Grossbritannien. Die Verhaftung eines radikalen, im Volk aber beliebten Politikers liess mehrere tausend mit den Wahlrechtsreformen unzufriedene Chartisten nach Newport in Wales marschieren. Der dortige Bürgermeister, dem der Aufmarsch der Anfang zu einer grossen Revolte zu sein schien, stellte daraufhin eine bewaffnete Miliz auf. Diese geriet mit den Chartisten am Morgen des 4. November aneinander und in den folgenden Unruhen wurden dutzende Menschen getötet oder verletzt. Die Aufständischen zerstreuten sich daraufhin, mehrere ihrer Rädelsführer wurden aber in den folgenden Tagen festgenommen.

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    Die Voortrekker der Buren haben ausserhalb der Grenzen der Kapkolonie die Gründung eines unabhängigen Staates erklärt, der Republik Natalia. Der Gouverneur der Kapkolonie hat allerdings bereits verkünden lassen, dass das fragliche Gebiet von Grossbritannien beansprucht werde und man die neue Republik nicht anerkenne.

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    Unter Graf Perovsky ist vom russischen Orenburg aus eine Streitmacht der kaiserlichen Armee in das zentralasiatische Khanat Chiwa eingerückt. Von Kabinett des Zaren wurde erklärt, man beabsichtige in Chiwa zahlreiche Sklaven zu befreien, welche den ansässigen Nomaden in den letzten Jahren im Grenzgebiet in die Hände gefallen waren. Inoffiziell wurde aber von einigen ausländischen Botschaftern angemerkt, dass wohl eher die Eroberung des Khanats die Absicht sei. Der Zarenhof wolle nach dem Gesichtsverlust im Zusammenhang mit der erfolglosen Belagerung von Herat dringend wieder einen Erfolg im Mittleren Osten vorweisen können.

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  8. #188
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    29. Dezember 1839

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    Von seinem Exil in Buenos Aires aus hat der gestürzte konservative Präsident Uruguays, Manuel Oribe, mit dem Aufbau einer der Blanco-Partei ergebenen Armee begonnen. Unterstützt wird er dabei vom argentinischen Diktator de Rosas, dessen Hauptstadt wiederum noch immer von einer französischen Flotte blockiert wird. Bei Cagancha haben die Truppen der Colorado-Partei die aus Argentinien eingesickerten Verbände allerdings gestellt und sie nach einer kurzen Schlacht zurücktreiben können.

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  9. #189
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    5. Februar 1840

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    Die im November gegen das Khanat Chiwa begonnene Expedition unter Graf Perovsky musste nach wenigen Wochen abgebrochen werden. Die durch Krankheiten und einen harten Winter geschwächte Armee kam im Grenzgebiet nur schlecht voran, so dass sie die schlechte Witterung zur Umkehr zwang ohne einmal Feindkontakt gehabt zu haben.

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    Aus Damaskus werden Unruhen vermeldet, die nach dem Verschwinden eines ansässigen Franziskaner-Abts ausgebrochen sind. Der für die Katholiken in Syren zuständige französische Konsul hatte daraufhin vom lokalen Gouverneur die Aufklärung der Tat verlangt, da die Ordensbrüder von einem Mord ausgingen. Auf Basis der Aussage, der Abt sei zuletzt in ein jüdisches Haus verschwunden, wurde die jüdische Gemeinde der Stadt eines Ritualmords beschuldigt, was zu stadtweiten Ausschreitungen gegen sie führte.

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  10. #190
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    9. März 1840

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    In der Kapelle des St. James’s Palace in London wurde die Hochzeit von Königin Victoria von Grossbritannien und des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha gefeiert. Die Feier fand im vergleichsweise kleinen Rahmen statt und von der Braut wird berichtet, dass sie sich schon früh am Abend von den Gästen verabschiedete.

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    Nachdem es im Februar zu mehreren Überfällen der Seminolen auf den Postverkehr im Florida-Territorium gekommen ist, wurde von der amerikanischen Armee eine neue Offensive gegen die in den Glades lebenden Indianer angekündigt. Dies nachdem im Vorjahr alle Attacken gescheitert waren und man den Versuch der Umsiedlung faktisch schon beinahe aufgegeben hatte. Vom Kongress wurden hierfür neue Gelder bewilligt, welche für Truppenverstärkungen verwendet werden sollen, aber auch als Verhandlungsmasse mit umsiedlungswilligen Häuptlingen gedacht sind.

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    Die Wilmington and Raleigh Railroad hat in amerikanischen Bundestaat North Carolina die Strecke von Wilmington nach Weldon vollendet. Mit total 260 km ist sie neu die längste zusammenhängende Eisenbahnstrecke der Welt. Die Spurweite der Bahn beträgt lediglich 1422 mm, was als eher ungewöhnlich gilt, da in den US-Südstaaten bislang meist rund 10 cm breitere Spuren verwendet wurden.

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  11. #191
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    20. April 1840

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    In Paris hat die Regierung Thiers bekannt gegeben, dass man infolge der Eskalation in der Levante Massnahmen ergreifen werde, um Frankreichs Sicherheit zu gewährleisten. Da mehrere europäische Mächte Kriegsvorbereitungen treffen, werde man in gleicher Weise reagieren und unter anderem einen Teil der Armee mobilisieren, die Grenzfestungen verstärken und die Mittelmeerflotte in Toulon sammeln.

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    Aus Einheiten der Marines, einem der wenigen ständig mobilisierten und aktiven Verbände der amerikanischen Streitkräfte, wurde in Florida die sogenannte 'Mosquito Fleet' gebildet. Diese soll fortan auf den Wasserläufen der Everglades ständig patrouillieren, um so den Bewegungsraum der Seminolen einzuschränken und so letztlich einen gezielten Angriff gegen die Indianer zu ermöglichen.

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  12. #192
    Herzog von Arrakis Avatar von Azrael
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    27. April 1840

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    In der Presse des Deutschen Bunds ist die französische Verstärkung der Festungen entlang der Grenze das zentrale Thema der vergangenen Woche. Die Zensur erweist sich als bemerkenswert löcherig: Nicht nur kursieren wie üblich allenthalben Zeitungen aus den Ländern ohne Pressezensur, selbst Gazetten aus Staaten mit rigider Vorzensur berichten ausführlich über das Thema. Denn da die Berichterstattung über die Krise in der Levante zuvor nie Gegenstand der Zensur gewesen war, ist über eine mögliche Eskalation schon lange vorher spekuliert worden. Die Zensoren sehen es oftmals als vergebene Mühe an, jetzt noch zensieren zu wollen, nachdem das Thema schon lange allgemein bekannt ist.

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    Von diversen nationalen Parteien und Gruppierungen werden die Drohgebärden Frankreichs postwendend in der heissen Schlussphase des Wahlkampfs ausgeschlachtet. Der Bund habe sich in den vergangenen Jahren bei jeder aussenpolitischen Krise handlungsunfähig und zerstritten gezeigt, wenn man jetzt Paris nicht Paroli biete, werde die Institution endgültig unglaubwürdig. Und dann sei auch von Russland und Grossbritannien kein Respekt und - fast ebenso schlimm - keine Unterstützung zu erwarten, wenn diese beiden Grossmächte den Deutschen Bund als nicht mehr lebensfähig ansehen.

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    In Dresden wurde durch Mitglieder des Bundes der Gerechten der 'Deutsche Arbeiterbildungsverein' gegründet. Der Bund der Gerechten, der vor allem in Dresden und Paris aktiv ist, gilt als einer der einflussreichsten politischen Clubs mit sozialistischer Ausrichtung. Mit dem jetzt ins Leben gerufenen Bildungsverein wolle man die Arbeiterschaft im deutschsprachigen Raum über das kapitalistische Gesellschaftssystem aufklären und ihnen aufzeigen, wie man dieses ungerechte System überwinden könne.

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    Geändert von Sarellion (09. Dezember 2014 um 19:54 Uhr)
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  13. #193
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    21. Mai 1840

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    Aus dem Rheinland und Westfalen wird vermeldet, dass die preussische Armee ebenfalls eine Teilmobilisierung durchführe, um sich vor dem französischen Aufmarsch an der Grenze zu schützen. Nicht bestätigte Gerüchte aus Kreisen des Militärs besagen, dass die Franzosen jenseits der Grenze mit 100'000 Mann aufmarschiert seien. Einige Experten halten diese Zahlen aber für übertrieben und schätzen die Stärke der französischen Streitmacht auf Basis der bekannten mobilisierten Regimenter auf gut die Hälfte.

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    Der Aufmarsch beiderseits der Grenze ist noch immer das zentrale Thema in der Presse sowohl im Bund als auch Frankreich. Teile der französischen Öffentlichkeit fordern eine teilweise Revision der Verträge von 1815, insbesondere im Bezug auf das Saarland. Gleichzeitig wirft eine Kampagne im Deutschen Bund einer Mehrheit der Fürsten eine bestenfalls zögerliche oder sogar offen gegen den Bund gerichtete Politik vor. Dass in einem Moment, wo die Grenzen des Bundes gefährdet seien, ernsthaft die Schutzgarantien der Bundesakte in Zweifel gezogen würden, sei geradezu verbrecherisch. Es ist zwar allgemein bekannt, dass besagte Kampagne von führenden Köpfen der deutschnationalen Bewegung ausgelöst wurde, doch hat sie mittlerweile ein Eigenleben entwickelt. Die Nationalliberalen und -konservativen erhalten weit über ihre übliche Klientel hinaus grosse Zustimmung. Besonders populär ist dieser Tage daher eine Forderung, welche die Nationalen schon seit einigen Jahren im Wahlkampf immer wieder erheben: Die Schaffung einer gewählten bundesweiten Volksversammlung, die dem blockierten Bundestag zur Seite gestellt werden soll.

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    Nach heftigen Debatten zwischen Regierung, Abgeordnetenkammer und Pairskammer ist in Frankreich der Gesetzesentwurf zur Ausweitung des Wahlrechts gescheitert. Damit sind die Versuche, ein Allgemeines Wahlrecht zu erreichen, vorerst erfolglos geblieben.

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    Im Zuge der Reform der englischen Post wurde von dieser ein neues Konzept zur Begleichung der Gebühren erarbeitet. Bislang war es üblich, dass der Brief vom Empfänger bei Erhalt bezahlt werden musste, was mit erheblichem Aufwand verbunden war und sehr häufig zur Ablehnung zugesandter Post führte. Mit dem One Penny Black wird jetzt von der Post eine Marke verkauft, die sich vom Absender auf dem Brief anbringen lässt, so dass dieser das Porto auf simple Art und Weise bezahlt.

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    In der brasilianischen Provinz Grão-Pará haben die letzten Rebellenverbände vor der kaiserlichen Armee kapituliert. Dies nachdem durch einen kombinierten Angriff von Armee und Marine zu Beginn des Monats die seit langem belagerte Stadt Belém in die Hände der Regierungstruppen gefallen war und man die meisten Anführer der Rebellion dingfest gemacht hatte.

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    Die beiden Inseln Neuseelands wurden mit der Unterzeichnung des Vertrags von Waitangi und dessen Anerkennung durch die britische Regierung offiziell zur Kronkolonie Grossbritanniens erklärt. Somit beansprucht die britische Krone nun Neuseeland vollständig als britisches Territorium. Die rasche Umsetzung wurde vermutlich auch deshalb möglich, weil man auf angebliche Pläne Frankreichs reagieren wollte, auf der Südinsel eine Siedlung zu errichten.

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    Geändert von Sarellion (09. Dezember 2014 um 19:54 Uhr)
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  14. #194
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    14. Juni 1840

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    In der deutschen und der französischen Presse wird der Tonfall zunehmend schärfer, vor allem in ohnehin als eher radikal bekannten Blättern. Besonders kontrovers diskutiert wird ein Pamphlet, dass die Einigung Deutschlands in den 'historischen Grenzen' des alten Reiches fordert, was mancherorts als Aufforderung zu einem Feldzug ins Elsass und Burgund verstanden wird. Auf der anderen Seite der Grenze bleibt auch die französische Presse nicht untätig und das republikanische Blatt 'Le National' fordert die Wiederherstellung von Frankreichs Glorie mit der Rheingrenze.

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    Der aus Europa und Britisch-Indien entsandte Flottenverband, bestehend aus 44 Schiffen der Royal Navy und einer kleinen dänischen Begleitflotte, ist an der Küste vor Kanton eingetroffen. In mehreren kleinen Gefechten wurde die chinesische Flotte praktisch ohne nennenswerte Gegenwehr auseinander getrieben, was den britischen und dänischen Verbänden anschliessend eine Blockade der Mündung des Perlflusses erlaubte.

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    In Kreisen der geologischen Forschung wird eine Publikation des Schweizer Forschers Louis Agassiz intensiv diskutiert. Dieser hat in seinem Werk 'Etudes sur les glaciers' postuliert, dass es während einer früheren Epoche der Erdgeschichte mehrere sogenannte Eiszeiten gegeben habe, während der Gletscher einen Grossteil der Erde bedeckten.

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    Geändert von Sarellion (09. Dezember 2014 um 19:54 Uhr)
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  15. #195
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    23. Juli 1840

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    Die Kunde einer weiteren Ritualmordanklage im Nahen Osten hat Europas Hauptstädte erreicht. Die jüdische Gemeinde von Rhodos wurde, wie nun bekannt wird, vom osmanischen Gouverneur der Insel wochenlang faktisch in ihrem Viertel eingesperrt, nachdem eine entsprechende Anklage erhoben wurde. Insbesondere da mehrere ausländische Gesandte auf Rhodos - namentlich die Konsuln von Grossbritannien, Frankreich, Österreich und Schweden - und der griechische Klerus nach einem Vorfall im Februar sofortige Massnahmen gefordert hatten. Erst dadurch, dass ein Brief aus dem abgeriegelten Viertel nach Konstantinopel geschmuggelt werden konnte, wurde die Sache überhaupt bekannt.

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    In den britischen Kolonien Nordamerikas wurde der Zusammenschluss der beiden Provinzen Ober- und Niederkanada beschlossen. Dies ist Teil der Reformen, die Lord Durham nach den Aufständen im Jahr 1837 vorgeschlagen hatte. Die vergrösserte Provinz soll als nächstes ein gewähltes Regionalparlament erhalten.

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    Im Alter von gerade mal 14 Jahren wurde Dom Pedro II. vom brasilianischen Nationalkongresses für volljährig erklärt, womit dieser fortan ohne Regentschaft über das Kaiserreich Brasilien herrschen wird. Mit der Thronbesteigung eines Kaisers soll unter anderem auch die Autorität des Zentralstaates gestärkt werden, der in den letzten Jahren aufgrund zahlreicher Aufstände in mehreren Provinzen ähnlich wie Kolumbien oder die Zentralamerikanische Konföderation zu zerbrechen drohte.

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