Wir müssen ohne das Stadtstaaten-Feature von Civ V auskommen. Schon Thorgal hat es beim 300er-Szenario schmerzlich vermißt. Wenn es ohne SDK und nur mit Python (= mac-kompatibel) zu bewerkstelligen wäre, hätte Pie es wohl schon längst gemacht. Daher sind die Städte der Magna Gracia zu einer Civ "zusammengefaßt". Dieser Kompromiss, diese "Zusammenfassung", bedeutet, daß als stimmig empfundene Staatsformen für diese Civ Magna Graecia sich an einem Mittelwert orientieren können. Wir dürfen davon ausgehen, daß die Mehrheit der Magna-Graecia-Stadtstaaten die PAE-Staatsformen Volksversammlung und Demokratie "laufen ließ", auch wenn oligarchische und monarchische Verfassungen mitunter nachweisbar sind.
PAE hat schon so einige dieser Fehlprogrammierungen unserer Gehirne berichtigt. Zum Beispiel wußte ich nicht, daß Galeeren nicht, wie uns Ben Hur weismacht, von Sklaven gerudert wurden sondern von Bürgern. Dem trägt PAE Rechnung, indem jeder Stadt ein Bevölkerungspunkt abgezogen wird, wenn sie eine neue Galeere vom Stapel läßt. (Und Pie, ich hoffe, mein Vorschlag, statt dessen nur den Nahrungsvorrat im Stadt-Screen zu reduzieren als einen ganzen Bevölkerungspunkt, ist in deinem Notizbuch gelandet. Für ein runderes virtuelles Erleben!)
Einen Zwang weniger, unter dem ein Szenario gegenüber der Wissenschaft leidet, ist der wissenschaftliche Anspruch auf eine klare Unterscheidung, ob man etwas sicher "weiß" oder nur plausibel erklären kann. Kann es in wissenschaftlich solider Geschichtsschreibung Kriege der frühantiken Sioux geben? Keine Quelle, keine Scherbe, Ruinen schon mal gar nicht. Vielleicht ein paar eingeschlagene Schädel? Doch sehr unwahrscheinlich, daß die Vorläufer der Sioux sich weniger kriegerisch verhalten haben als ihre historischen Nachfahren! Da gibt es ein historisches Ansich, das man allerdings nicht kennen kann. Und ich stelle mir es als angenehm vor, als Historiker auf Fühlung mit dieser Wahrheit zu sein. Nur ist ein Wissenschaftler (wenn auch vielleicht nict in meinem Beispiel) dann zur Zurückhaltung verurteilt, während ein Spieledesigner alle Freiheiten hat. Na klar dürfen da die Sioux schon ab 4000 vor Christus von einem Kriegsfuß auf den andern hüpfen. Das würde ich unbedingt als historisch stimmig bezeichnen.
Ich bin für König, weil Syrakus in allen Tests bisher Königtum haben wollte. Bittesehr. Lassen wir ihnen das…
Pie, alle, sagt ihr mal, wann eurer Meinung nach in einem PAE-Spiel bisher Amphiktyonie die klar beste Option für euch selber war oder wo eine Nachbar-Civ Amphyktionie besonders liebte.
Don, ich verstehe, daß du hier ein Beispiel bringst, daß man es für ein Szenario nicht falsch genau nehmen sollte mit der Amphiktyonie, aber vielleicht kann man bei der Gelegenheit einfach diese PAE-Staatsform unter die Lupe nehmen, weil sie auch eher zu den Mauerblümchen-Civics gehörte in meinen Spielen.
In PAE ein kompaktes Hinterland, da nur 18 "Plätze" zur Verfügung stehen. Ich habe mich dafür entschieden, Rom ein solches Vasallensystem zu geben. Es wäre auch schwer zu entscheiden, welche punischen Städte als teilautonome Städte dargestellt würden, geschweige denn wie deren Anführer-Namen lauten sollten. Da mit der Zerstörung Karthagos auch viel von dem "Wissen über die Punier" verbrannt ist, und weil die Geschichte bekantlich von den Siegern geschrieben wird, halte ich mich lieber an das wenige überlieferte "Wissen über die Bundesgenossen."
Das erstere finde ich eigentlich ganz gut gelöst in den PAE-Staatsformen. Hier stellt der Spieler sich sein Menü selber zusammen, je nachdem ob seiner Interpretation nach die Republik eine Aristokratie-Dyarchie war oder auch früh schon eine Volksversammlung-Oligarchie – oder eine Aristokratie-Demokratie. Hier hast du ein Beispiel, wie PAE ein gutes Abstraktions-Level gefunden hat, meine ich. Zu den socii: Eine Idee? Fällt dir da was ein?
Auch das soll nur ein Beispiel sein, versteh ich – aber ganz konkret aufs Szenario angewendet, würde ich ausnahmsweise sagen: kein Problem! Man gibt einfach den Stadtstaaten mehr Bevölkerung als ihr Happycap zuläßt und ordentlich viele angesiedelte Sklaven. Dann wird es da nur Remmidemmi geben
Endlich angekommen bei Philinos von Akragas. Ich kenne diese Stellen in Jacoby oder Brill's New Jacoby nicht (womöglich in englischer Übersetzung?). Wenn du sie kennst und da etwas Relevantes dabei ist, das im Szenario vorkommen soll, her mit der Info! Auf meinem Zettel stehen die Quellen Diodor, Appian, Cassius Dio und, allen voran, Polybios. Dessen Darstellung ist bekanntlich als einzige vollständig, die der anderen nur sehr fragmentarisch erhalten. Ihm diente Philinos von Akragas als Quelle. Zwischen Polybios und Kriegsende liegen mehr als hundert Jahre. Welch Unterschied zu Philinos, ein Zeitzeuge. Philinos konnte ähnlich wie Thukydides, der als Athener General den Peloponnesischen Krieg selbst mitgemacht hatte und viele Schauplätze mit eigenen Augen gesehen hatte, auch selber andere Zeitzeugen befragen – etwa über Truppenstärken von Freund und Feind. Ich erinnere mich nicht, daß Polybios Philinos als Quelle für Truppenstärken heranzieht. Polybios Angaben, die Römer seien hier mit 20.000 und dort mit 40.000 Mann in die Schlacht marschiert, sind wohl von anderer Qualität als wenn Thukydides Vergleichbares über seinen Krieg sagt. Polybios feiert den einen römischen Erfolg als glorreichen Sieg, den andern erwähnt er aber gar nicht, obwohl laut Annalen nur einem der beiden Sieger ein Triumphzug gegönnt wurde, nämlich dem, der nicht erwähnt wurde. Zudem schrieb der Grieche Polybios als eingefleischter Rom-Fan etwa so über die Römer wie ein vom Sozialismus voll überzeugter DDR-Historiker über das russische Brudervolk.