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Thema: Mitmach-Story: Kapitel 1

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    Sonnenkind Avatar von c4master
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    Mitmach-Story: Kapitel 1

    Eins

    Dunkle Schatten tanzten in der verwinkelten Gasse zwischen den beiden Reihen aus halb zusammengestürzten Häusern. Eine Ratte trippelte leise zwischen den Trümmern umher und suchte nach etwas Essbaren. Oder nach etwas, das früher einmal essbar gewesen war. Dennoch waren ihre Erfolgsaussichten eher gering. Die meisten Reste der einst hier lebenden Menschen waren längst von vielen Generationen ihrer Vorfahren aufgefressen worden und sie würde bestenfalls den Kadaver eines ebendieser Vorfahren hier finden. Das schien sie aber nicht weiter zu stören und so setzte sie ihre Suche unermüdlich fort, huschte von einer dunklen Ecke in die nächste und folgte dabei irgendeinem kaum wieder zu erkennenden Muster. Als sie endlich zwischen den Ritzen eines eingefallenen Schuppens verschwand seufzte eine Gestalt am anderen Ende des Ganges erleichtert auf.
    Sie hatte kupferfarbene Haare, die ihr verklebt in langen Strähnen über Stirn und Kopf hingen und gnädig einen Teil des Ekel erregenden Spektakels vor ihr verborgen hatten. Die Frau war noch jung, sicher jünger als zwanzig Jahre und hatte wahrscheinlich noch nie eine andere Welt als diese verbrauchte und düstere Stadt gesehen. Noch einmal betrachtete sie das Glitzern der wenigen Sterne, die durch die nahezu geschlossene Decke aus Wolken und Smog hindurchfunkelten, dann zog sie den zerrissenen Mantel enger um sich und machte einen vorsichtigen Schritt in die dunkle Gasse.
    Probeweise lauschte sie noch einmal, aber außer der Ratte von eben war niemand anwesend, der sie an ihrem Vorhaben hindern konnte. Mit wenigen festen Schritten durchquerte sie die restliche Strecke zwischen sich und dem Haus. Ein großes Loch in der Hauswand diente ihr als Tür, doch darin war es so finster, dass sie einen Moment stehen blieb und wartete bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Jahre der Einsamkeit und der Stille hatten sich bedrückend auf das Gebäude gelegt wie die dicke Staubschicht, die die Möbel bedeckte, und es schien ihr als wäre das Gebäude zornig wegen der Unterbrechung durch sie.
    Sie wagte es nicht, ihre Taschenlampe anzuschalten und so ging sie den Bauplan des Gebäudes noch einmal in Gedanken durch. Links von ihr musste sich das Badezimmer befinden. Allein der Gedanke an eine alte, von Dreck und Staub verkurstete Dusche ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Wahrscheinlich waren seit Jahren die Brüder und Schwestern, Onkeln und Tanten der Ratte von draußen die einzigen halbwegs intelligenten Wesen, die dort ihr Unwesen trieben. Mühsam kämpfte sie den neuerlichen Schwindel und Ekel nieder. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen und sollte sich darauf konzentrieren anstatt sich zu Tode zu ekeln. Wieder betrachtete sie den Bauplan des Gebäudes von ihrem inneren Auge. Geradeaus lag der Flur, an dessen Ende die Küche und eine Speisekammer warteten. Sie fragte sich, ob angesichts der vielen Spinnenweben denn auch tatsächlich noch Spinnen hier lebten. Sicher tun sie das, sagte sie sich. Spinnen können überall überleben. Schließlich gibt es auch überall dumme kleine Fliegen, die sich liebend gerne in den Netzen der achtbeinigen Räuber verfangen, um diese zu nähren. Sie überlegte wie viele dieser kleinen Fliegen wohl eine einzige tote Ratte herbeizaubern würde und entschied, dass es dort vor Spinnen, Fliegen und Ratten nur so wimmeln musste.
    Abrupt wandte sie sich nach rechts und steuerte geradewegs auf die Tür zu, die sie von ihrem eigentlichen Ziel, dem Arbeitszimmer trennte. Mit einer leisen Knarren schwang die Tür nach innen auf und ermöglichte ihr einen von dicken Spinnweben getrübten Blick auf ein Schlachtfeld aus zerborstenen Möbeln, zerrissenen Seiten eines am Boden liegenden Aktenordners, verdächtigen dunkelroten Flecken auf einem halb vermoderten Teppich, der über dem zerkratzten Parkettboden lag und ihre Aufmerksamkeit von einer Vielzahl kleiner Details ablenkte, die sie lieber gar nicht betrachtete. Das einzige Fenster in diesem Raum sah eher aus wie ein getrübter Spiegel, der den Eingang zu der längst vergessenen Außenwelt darstellte.
    Langsam ließ sie sich auf den Boden sinken und begann, den Teppich zurückzuwerfen. Im ersten Moment dachte sie, dass sie sich geirrt habe, doch dann fühlte sie deutlich den Rand der kleinen Falltür. Rasch packte sie ihr einziges Werkzeug aus, das sie bei sich trug und das zugleich ihre Waffe darstellte: ein großer Dolch mit einem verzierten Griff und einer Klinge, die lange genug war, die nötige Hebelwirkung zu erzielen, um diese alte Luke zu öffnen. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen ihr provisorisches Brecheisen. Mit einem lauten Quietschen öffnete sich unter ihr die Luke wie das Maul eines gefräßigen Ungeheuers. Unsicher blickte sie in die dunkle Tiefe hinab. Würde sie dort unten finden, was sie so sehr begehrte?


    Ich bitte mal die Mods diesen Thread sauber zu halten und eventuelles Gespamme in andere Threads zu verschieben. Die Umfragen werden auch jeweils getrennt in eigenen Threads stattfinden

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    Geändert von c4master (21. Januar 2007 um 21:26 Uhr)
    Alles trägt der Wind davon - Blätter, Ziegel und die Last der Gedanken.
    (Sprichwort in Nehrasaxar)
    aus "Die Spur des Seketi" von Gesa Helm

    Einmal Fantasy-Geschnetzeltes mit geröstetem Ork an allem! (Dark Messiah Story - pausiert)

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