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Thema: Die Bovaner

  1. #1066
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Die Bovaner

    Kapitel 295 Die Götterwelt der Bovaner


    Es werde Licht


    Bovak, der Herrscher der Sonne und der Welt, war allein. Seine Gefährtin Lunak, die Mondgöttin und die Mutter der vier Elemente, (Erde, Feuer, Wasser, Luft) hatte sich von Bovak abgewandt. Sie kehrte ihm den Rücken zu und verschwand in die Schatten der Nacht. (Siehe Kapitel 88).

    Der Sonnengott blieb einsam zurück und versank in tiefe Trübsal. Seine Kraft, die die Sonne speiste, versiegte beinahe. All sein Bitten und Flehen halfen nichts. Lunak verharrte in der dunklen Nacht und ließ sich von ihren weiblichen Anhängern des Nächtens anbeten.

    Bovak war ratlos. Warum handelte seine Gefährtin in dieser Weise? Ein ungelöstes Rätsel. In seiner Einsamkeit sank er auf die Erde nieder und durchstreifte als einfacher Mann die Gefilde seiner Welt. Er wollte vergessen. Auf seiner ziellosen Wanderung begegnete er einer schönen Frau. Ihr Name war Fhara. Sie liebten sich innig und viele Male. Aber Bovak war rastlos und Fhara konnte ihn nicht halten. Er verließ sie und Fhara weinte bitterlich. Aus der leidenschaftlichen Liebe zwischen Bovak und Fhara ging der spätere Kriegsgott U‘ schrak hervor. (Siehe Kapitel 93.)

    Auf seiner weiteren rastlosen Wanderung, die kein Ende kannte, lernte er die Menschen genauer kennen. Er begegnete den Bauern auf ihren kargen Feldern, den Handwerkern in den kleinen Dörfern und den Reisenden auf den sandigen Wegen. Sie alle schimpften und haderten mit ihrem obersten Gott. Sie fragten sich, warum Bovak sie nicht mehr liebte, warum er seinen Kindern keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Warum hatten die sterblichen Menschen seine göttliche Gunst verloren? Opferten sie nicht genug? Hielten sich nicht alle Gläubigen an die Regeln und Gebote der Priester? Gab es einen Grund für die verschmähte Liebe der Menschen zu ihrem Schöpfer?

    Da erkannte Bovak, wie töricht und selbstbezogen sein Handeln war. Sein Trübsinn über den Verlust seiner Gefährtin hatte ihn seine Geschöpfe vergessen lassen. Das Korn auf den Feldern bekam nicht genügend Sonnenlicht und die Ernten waren schlecht. Die Menschen hungerten und viele starben an Erschöpfung und Verzweiflung. Die Handwerker konnten ihre Waren nicht mehr gegen Getreide eintauschen und die Reisenden waren auf den Wegen nicht mehr sicher. Räuber und Diebe stellten ihnen nach. Auch sie hungerten.

    Der Sonnengott war beschämt und beschloss in den Himmel zurückzukehren, um die Not seiner Geschöpfe zu lindern. Gerade wollte er emporsteigen, als drei Schwestern eines nahen Dorfes ihn erkannten. Sie fielen vor ihm auf die Knie und flehten um seinen Segen und seine Gunst. Bovak erkundigte sich nach den Namen der drei liebreizenden Schwestern.
    Die Älteste hieß Thuri, die nächste Taina und die jüngste Tsalina. Beschenkt waren sie mit feuerroten Haaren und blasser Haut.
    Sie baten Bovak, dass er mit Hilfe seiner göttlichen Macht das Getreide und die Bäume zum Wachsen bringe. Er möge seine wärmenden Strahlen auf die Erde richten, um die eisige Kälte und den kalten Nebel zu vertreiben, der die Erde schon zu lange einhüllte.
    Nicht für sich, sondern für ihre Familie und die jüngeren Töchter, die zu verhungern drohten, erflehten sie seine Hilfe. Als Gegenleistung boten sie ihr eigenes Leben und ihre Seelen an.

    Bovak gab ihnen Hoffnung, dass sich Alles zum Guten wenden würde. Sein Platz sei hoch am Himmel und dorthin werde er nun zurückkehren. Aber die Furcht und die Erkenntnis über die erneut drohende Einsamkeit ließen ihn zweifeln. Die lange Einsamkeit hatte Spuren im Gemüt von Bovak hinterlassen.
    Die drei Schwestern, obwohl jung an Jahren und arm an Erfahrung, erkannten die Gefahr, die von einem einsamen Sonnengott ausging. Sie boten ihm nicht ihre unsterblichen Seelen, sondern ihre sterblichen Körper an. Bovak sollte sie alle drei lieben, schwängern und die später geborenen Kinder hinauf in den Himmel mitnehmen, damit diese ihm dienen und Gesellschaft leisten konnten.

    Bovak lehnte ab. Er wusste um die Gefahren einer göttlichen Geburt und um die Schmerzen,
    die es bereitete, das Kind eines Gottes zu gebären. Lunak hatte sich einst von ihm abgewandt, da die Schmerzen unerträglich waren und sie keine weiteren Nachkommen haben wollte. Doch dies war nicht der einzige Grund für Lunaks Verschwinden. Ihre dunkle, melancholische Natur kam nun zum Tragen und ließ sie ihre Liebe zu Bovak vergessen. Er berichtete den drei selbstlosen Schwestern von den möglichen Gefahren, doch sie ließen von ihrem Vorhaben nicht ab. Gerne würden sie ihr Leben geben, auf das die Welt erneut gedeihe.
    Die Aussicht, der Einsamkeit zu entfliehen, ließ den Sonnengott schließlich einwilligen. Die drei Schwestern verabschiedeten sich tränenreich voneinander und Bovak brachte Thuri in den Osten an den Rand der Erdscheibe. Dort liebten sich beide innig.

    Nach ihrer Vereinigung verließ Bovak den Osten und nahm Taina mit in den Westen. Dort liebten sich beide viele Male. Bovak ließ auch sie zurück und nahm Tsalina, die jüngste der drei Schwestern, mit in den Himmel. Dort liebten sie sich ohne Reue.

    Als die Niederkunft von Thuri bevorstand, kehrte Bovak zu ihr zurück. Zusammen mit Sihalda, der Göttin der Fruchtbarkeit und der sicheren Geburt, hofften sie auf eine glückliche Niederkunft.
    Doch die Schmerzen und die Anstrengungen waren zu groß. Thuri schenkte einem Mädchen das Leben und gab ihres dafür. Groß war die Trauer bei Bovak und Sihalda. Das kleine Mädchen wurde wegen ihrer roten Haare Harisa (Morgenröte) genannt.
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    Bovak entschied, seine junge Tochter sollte im Osten bleiben und dort heranwachsen. Zwei Tag-Nymphen würden sie beschützen und sie mit göttlichen Früchten speisen. Bovak würde auf seinem Weg über das Firmament jeden neuen Tag vorbeischauen und nach dem Rechten sehen. Von diesem Moment an leuchtete im Osten vor dem Sonnenaufgang der Himmel in rötlichem Feuer.
    Harisa wartete jeden Morgen sehnsüchtig auf die Ankunft ihres Vaters.

    Bovak und Sihalda erschienen nun bei Taina im weiten Westen, um ihr bei der Geburt beizustehen. Aber auch sie litt unter den fürchterlichen Schmerzen und verlor vor Erschöpfung ihr junges Leben. Sie schenkte einer Tochter das Leben. Nauri ward geboren (Abendröte) und hatte ebenso rote Haare wie ihre ferne Cousine im Osten.
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    Bovak und Sihalda waren auch über den Tod der jungen Taina zutiefst betrübt. Bovak entschied, dass Nauri im Westen heranwachsen sollte. Am Ende eines jeden Tages wollte der Sonnengott sie besuchen. Dann leuchtete der Westhimmel feuerrot auf, wenn Nauri, ebenfalls beschützt von zwei Tag-Nymphen, die Ankunft ihres Vaters freudig erwartete.
    Je näher Bovak rückte, umso mehr stieg die Freude bei seinen Töchtern und ihre roten Haare ließen den Himmel stärker aufleuchten.

    Bovak und Sihalda beeilten sich nun, um Tsalina im Himmel beizustehen. Doch sie kamen zu spät. Ein junger Knabe mit feuerroten Haaren ward geboren, doch Tsalina schied, wie ihre zwei Schwestern jung aus dem Leben. Ihre unsterblichen Seelen fanden nicht den Weg in die heilige Halle des Bovak. Bis heute sucht der Sonnengott die verlorenen Seelen der drei Schwestern. Doch Vergebens.
    Der junge Knabe wurde Bathak (Lichtbringer) genannt.
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    Er wuchs rasch zum Manne heran und stand seinem Vater auf dem Sonnenwagen zur Seite. Während Bovak den Sonnenwagen am weiten Firmament lenkte, um jeden Tag den vorgesehenen Weg einzuschlagen, richtete Bathak die bei der rasanten Fahrt emporsteigenden gleißenden Sonnenstrahlen und entstandenen Funken gen Erde.
    Mit polierten Bronzescheiben, Spiegeln nicht unähnlich, erwärmte er die Erde und ließ das Getreide und die Bäume wachsen.


    Die Bauern, Handwerker und Reisende waren erleichtert. Sie hatten ihre Sonnenscheibe wieder. Das Opfer der drei Schwestern ward nicht vergessen und ihre Namen lebten ewig weiter.
    Ihre drei Nachkommen erhielten vom späteren Tiergott kein Geschöpf zugewiesen. Sie alle wurden von dem göttlichen Licht und den feurigen Haaren geblendet und weigerten sich, ihren Platz einzunehmen.

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    Geändert von Hawkeye (08. Dezember 2010 um 13:26 Uhr)

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    update 16.08.2019



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    "Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
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  2. #1067
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Hoffentlich geht's hier bald weiter.
    Die aktuelle Story:

    [Col2 Werewolves] Nich lang schnacken, Seesack packen!


    Die Story des Monats Juli 2010:

    Tom Driscoll und seine Gefährten begeben sich in das Testgewölbe.
    letzte Aktualisierung: 31.1.2013, 20:19 Uhr

  3. #1068
    User Avatar von Roter Erik
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    @Hawk: Hast du eigentlich die ganzen Stammbäume und Zusammenhänge auf Flipchart gemalt?

    Falls ja:

  4. #1069
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    Nur keine Hektik.

    Die Bovaner

    Kapitel 296 Die Götterwelt der Bovaner


    Kurze Rückschau


    Die vier Götter, die die vier weltlichen Elemente repräsentierten, waren Nachkommen des Sonnengottes Bovak und der Mondgöttin Lunak.

    Ghaldak der Besonnene war der Gott der Erde und der Berge. Sein tierischer Begleiter war ein mächtiger Braunbär, der mit ihm über das Antlitz der Welt schritt und die Erde vor den anderen Elementen bewahrte.

    Zusammen mit seiner Gefährtin Sihalda, der Fruchtbarkeitsgöttin, die mit der Heiligen Kuh gleichgesetzt wurde, hatte Ghaldak zwei Nachkommen.
    Beltak den Umsichtigen, den Gott des Ackerbaus und Hüter der Ähren. Ihm zur Seite stand der kraftstrotzende Stier. Ihre Tochter Sehla war die Göttin der Familie, der Eintracht und der häuslichen Harmonie. Sie war die Beschützerin des heimischen Feuers und hatte eine jagende Katze als tierische Begleiterin.

    Der Wüstengott Tarn wurde in manchen Gegenden Bovaniens ebenfalls als Sohn des Ghaldak und der Sihalda angesehen. Tarn der Einsame, Herrscher der Wüsten und der Wirbelstürme, verkörpert durch den giftigen Skorpion, wurde aber nicht in allen Teilen des Reiches verehrt oder zumindest geachtet. Für viele Bevölkerungsgruppen und deren Priester war Tarn ein unehelicher Sohn des Kharak, des Dunklen Herrschers über die Unterwelt und des Chaos‘ den er mit einer unbedeutenden Sterblichen gezeugt hatte.

    So erlangte Tarn der Einsame, dessen Namen die Große Wüste im Westen trug, nur lokal Beachtung. Nach einer alten Chronik, die aus dem 1. Zeitalter stammte, wird Tarn in der Großen Götterwelt nicht weiter berücksichtigt und als „Falscher und dunkler“ Dämon eingestuft. Deshalb wird sein Status in dieser Aufstellung nicht weiter erklärt.

    Nur im südlich gelegenen Minoien und in der fernen Bergwelt der Sarimiden wurde er als Wettergott respektiert. Er galt als Schutzheiliger bei langen Wüstenreisen und Menschen erbaten seine Gunst für eine sichere Passage durch sein Reich.

    Die vielen Nachkommen des Wüstengottes wurden Sandteufel genannt. Sie konnten durch schnelle Drehungen gefährliche Sandstürme hervorbringen und die umliegenden Lande verheeren.
    Wehe dem, der ihren Zorn auf sich gezogen hatte, denn es gab keine Rettung!
    Die Sandstürme hatten die Kraft, dem Sonnenlicht des Bovak zu trotzen und hüllten die Erde in fahle Dunkelheit.


    Lemming-a die Aufbrausende symbolisierte die Meere und war die Herrin der Ozeane.
    Gegen ihren Bruder Ghaldak, den Herrn der Erde, richtete sich ihr ganzer Hass. Sie türmte ihr Element zu tosenden, mächtigen Wellen auf und ließ gewaltige Sturmfluten über die Küste donnern. Dabei verloren viele Geschöpfe und Menschen ihr Leben und große Landstriche wurden verwüstet. Lange blieben die Küsten unbewohnt. Zu groß war die Furcht vor der zornigen Lemming-a.
    Bereits im Mutterleib der Lunak stritten die ungleichen Geschwister darum, welches Element wichtiger für das Leben sei. Jeder hielt sein Element und seine Gabe für unabdingbar für das Leben. Lemming-a forderte für sich und ihr Wasser den Ehrenplatz unter den Geschwistern. Kein Leben ohne Wasser! Ghaldak forderte dies für seine Erde. Wandelte das Leben nicht auf festem Grund?
    Raistlin-ak sah sein wärmendes Feuer als bestes Element und Andora-ak meinte, ohne die Luft zum Atmen gebe es kein Leben.
    Die ungleichen Geschwister stritten nach ihrer Geburt unerbittlich weiter und setzten all ihre Kraft ein, um ihren Elementen zum Triumph zu verhelfen.

    Die Meeresgöttin duldete keine Landgeschöpfe in ihrem Reich und nahm die Angebote des Tiergottes Uaargh nicht entgegen. Sie verabscheute die Geschöpfe des Landes. So beschloss sie, ihre eigenen Kreaturen zu formen.
    Sie wurde die Hüterin der Fische und Wale. Ihren Geschöpfen schenkte sie Flossen zum Schwimmen und schuppige Haut, die in den schönsten Farben glänzten.
    Manche Fische liebte sie so sehr, dass sie mit ihnen ganz besondere Nachkommen zeugte. Die verspielten Delphine wurden geboren und waren ihre treuesten Begleiter.
    Ihr großer Kristallpalast stand auf dem Boden des Meeres und in ihrer Hand hielt sie einen wuchtigen Dreizack. Stieß sie diesen in den Meeresboden, erzitterte dieser und mächtige Seebeben erschütterten die Küsten. Mit ihrer kraftvollen Schwanzflosse, die im Takt hin und her schlug, löste sie die Gezeiten aus. Sie duldete zwar die Seefahrt der Menschen, doch blieb ihr Verhalten tückisch und unberechenbar.

    An ihrer Seite stand der Fluss- und Quellgott Horak. Sie erwählte ihn als Gefährten und Liebhaber. Er wurde durch den Otter verkörpert, der sowohl im Wasser als auch auf festem Land heimisch war. Zusammen hatten sie zwei Söhne als Nachkommen.
    Charak und Jurak. Der ältere Charak gab dem Meer seine Farbe. Er wurde durch den Tintenfisch verkörpert, und war der Beschützer der Lagunen und Korallenbänke. Es ist nur wenig über ihn bekannt. Nur an den westlichen Küsten wurde er als Sohn der mächtigen Lemming-a verehrt. Sein Bruder Jurak war der Herr über alle Fische.
    Seine innige Liebe zu seiner Gefährtin fand durch ein tragisches Ereignis jäh ihr Ende. Fischer der nahen Küste fingen mit ihrem engmaschigen Netz die namenlose Gefährtin des Jurak. Da sie Juraks Gefährtin als wertlosen Beifang sahen warfen die Fischer den leblosen Körper zurück in die Fluten. Als Jurak seine große Liebe tot und regungslos auf dem Meeresboden sah verfinsterte sich sein Gemüt. Er fiel in eine lang anhaltende Trübsal und vergoss bittere Tränen, bis das Meer salzig schmeckte.
    Später sann er auf Rache an den Menschen. Scharfe Zähne wuchsen in seinem Maul und sein Körper bildete kraftvolle Flossen. Seine Traurigkeit wandelte sich in Hass und Raserei. Stets suchte er nach Rache und streifte ziellos durch die Tiefen des Meeres. Fand Jurak einen unvorsichtigen Fischer, so färbten sich seine Augen schwarz, er schoss mit mächtigen Flossenschlägen durch das Wasser und schlug seine messerscharfen Zähne in den Leib des Menschen. In wütender Raserei zerriss er den Menschen und labte sich an seinem Ende.

    Raistlin-ak der Lodernde war der Gott des Feuers und der Vulkane. Mit seinem großen Schwert, das von immerwährenden Flammen umhüllt war, riss er die Erde auf und ließ einen Strom aus Feuer und heißem Gestein über das Land fließen. Nichts konnte diesen Fluss aus flüssigem Feuer aufhalten. Sein tierischer Begleiter war der feuerspeiende Drache, der niemanden fürchten musste außer seinen Herrn und Meister. Raistlin-ak thronte in einer gewaltigen Höhle, umgeben von Feuer und Flammen. Seine zahlreichen Nachkommen waren die zerstörerischen Feuerdämonen, die in seinem Namen Feuersbrünste anfachten und verheerende Brände legten. Geboren wurden sie von einer sterblichen Frau, die Raistlin-ak entführte und in seiner Höhle gefangen hielt. Er kannte weder Liebe oder Zuneigung und seine Berührung ließ die Haut der jungen Frau verbrennen. Ihr Name lautete Lautana und sie war dem Tode geweiht. Nachdem Raistlin-ak Lautana geschwängert hatte, fraßen sich die Feuerdämonen, als sie zum Leben erwachten, durch den Leib der schreienden Lautana. Es sollen hunderte kleine Feuerlarven gewesen sein, die ihren makellosen Körper durchbohrten. Ihre geschundene Seele verlor sich zwischen den Welten und flieht weiterhin schreiend vor den Feuerkreaturen, die sie gebar.
    Doch Raistlin-ak war auch der Beschützer der Lagerfeuer der Reisenden und schenkte ihnen Wärme, Schutz und Geborgenheit in Zeiten der Dunkelheit. Die Ewige Flamme wird durch seine göttliche Macht am Leben gehalten.

    Andor-ak die Stürmische ist die Göttin der Luft. Ihr rastloses Wesen lässt sie über das Land fliegen, aus ihren offenen Haaren tropfen die Wolken hervor, ihr Atem lässt den morgendlichen Tau entstehen und ihre eigene Art lässt sie nur wenige Freundschaften schließen. Ihre Geschwister verachtet sie und für ihre Eltern hat sie nur Spott übrig. Andor-ak verzichtete zu Gunsten ihrer Söhne auf einen tierischen Begleiter. Mit dem sterblichen Helden Eoghar zeugte sie vier Söhne, die alle eine Himmels- und Windrichtung verkörpern.

    Nordrak der Eisige symbolisiert den kalten Wind aus dem hohen Norden, wo Schnee und Eis ihre Heimat haben. Sein kalter Atem haucht die Welt in tiefen Frost. Selbst die wärmenden Sonnenstrahlen des Bovak müssen gegen ihn weichen.
    Auf seinem Eisthron sitzend kauert sein tierischer Begleiter zu seinen Füßen.
    Der gefährliche Eisbär, der die Schwachen und Kranken in den Tod reißt.

    Anidal der Blühende wohnt auf einer fernen Insel im Westmeer und ist der Hüter des Westwindes. Mit ihm verschwinden die Eiseskälte und der Winter des Nordrak. Sein Atem bringt den erwünschten Regen, der die Blumen zum Blühen bringt und die Bäume ausschlagen lässt. Sein Begleiter, der weiße Schwan, verkündet den nahenden Frühling.

    Illdorak der Leuchtende ist der Gott des Südwindes. Er bringt Hitze und Trockenheit. Illdoraks Atem schenkt aber auch Wärme und lässt das Getreide reifen. Sein Begleiter ist der Elefant, den die Bovaner nur aus Sagen und Legenden kennen. Auf einem hohen Berg, tief im Süden, schaut Illdorak über das Land.

    Pharak der Geduldige bringt im Herbst den kühlen Ostwind, der aus den Bergen bläst. Er verscheucht die Hitze des Sommers und bringt den Herbstregen sowie den trüben Nebel.
    Sein Erscheinen verkündet das Ende der Erntezeit und sein Begleiter, der mächtige Condor, segelt dann mit seine breiten Schwingen über die Gipfel der Bergwelt und verkündet mit seinem Schrei das Nahen des kalten Winters.

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    Die Bovaner

    Kapitel 297 Die Götterwelt der Bovaner



    Ein Jeder hat sein Schicksal

    Nachdem die Menschen von Bovana vom Sonnengott Bovak aus der Knechtschaft des Dunklen Gottes und seiner finsteren Schreckensherrschaft befreit worden waren, fielen sie dankbar auf ihre Knie und beteten von diesem Tage die Sonnescheibe und ihre große Macht an.
    Nur wenige Menschen hielten weiterhin der entsetzlichen Chaosherrschaft und der grausamen Tyrannei des Dunklen Herrschers Kharak, der von Bovak in die Tiefen der Welt verbannt wurde, dort wo die Ewigen Schatten und die kalte Dunkelheit hausten, die Treue.
    Sie folgten der mächtigen Stimme des Schattenherrschers und zogen fort in die weit entfernte Bergwelt des Ostens. Dort, im ewigen Gipfeleis, sammelten sich die Reste seiner Anhängerschaft und haderten mit ihrem hoffnungslosen Schicksal.

    Als Raistlin-ak die müden und jammernden Menschen in der Eiseskälte erblickte, dem Tode nahe, bekam er Mitleid mit den ketzerischen Menschen, die weiterhin an die Macht der Dunkelheit und an die Kräfte des Chaos glaubten. Weder Speis noch Trank waren vorhanden. Die Götter des Lichts hatten ihnen auf ihrem Zug in die Bergwelt alles genommen, was zum Leben wichtig war.
    Bovak ließ mit seinen heißen Strahlen das Getreide und die Bäume verdorren, die vier Winde brachten keinen erfrischenden Regen. Die Quellen, die Bäche und Auen versiegten bei der Ankunft der hungernden und durstenden Menschen. Kessita, die Göttin der Jagd, verscheuchte mit ihren Goldenen Pfeilen die Herden der Wildtiere und die Bäume spendeten keinen Schatten vor der erbarmungslosen Sonne. Selbst die Glücksgöttin Lhara, die verzweifelten Menschen Hoffnung und Trost spendete, wandte sich ab.
    Selbstgerecht, wie die Priester des Bovak waren, nannten sie dieses Ereignis den Zug der Tausend Gerechten Qualen.

    Als der Gott Raistlin-ak das dahin schmelzende Häuflein Menschen sah, schämte er sich für seinesgleichen. Gleichzeitig wuchs seine feurige Wut über die Taten der anderen Götter und er verfluchte sie ausnahmslos alle. Der Gott des Feuers schwor der göttlichen Gemeinschaft ab und stellte die verzweifelten Menschen unter seinen Schutz.
    Die übrigen Götter, allen voran Bovak, zürnten über das in ihren Augen verräterische Verhalten des Raistlin-ak. Sie verstanden nicht, warum der Herr des Feuers die Anhänger des Dunklen Herrschers schützte und mit seinem Feuer wärmte.
    Die bovanischen Götter verfielen in große Aufregung und Raistlin-ak wurde im Streit von Bovak aus dem Pantheon verbannt. Er sollte erst wiederkommen dürfen, wenn er seine Taten bereute. Doch Raistlin-ak zeigte keine Reue. Bis heute nicht.
    Der Herr des Feuerelements zog sich auf einen hohen Berggipfel zurück, rammte sein Feuerschwert in die Bergflanke und ließ mit Hilfe seines unbändigen Zorns einen gewaltigen Lavastrom aus dem Inneren der Erde emporsteigen. Dieser wurde durch die unendliche Wut des Kharak gespeist auf dass er niemals abreiße.
    In einer Höhle dieses feuerspuckenden Bergs thront nun Raistlin-ak umringt von seinen ergebenen Kindern, den Feuerdämonen, die weder Gnade noch Barmherzigkeit kennen. Sie gehorchen den finsteren Worten ihres geliebten Herrn und Meisters.

    Die Götter des Lichts haderten mit dem Schicksal und dessen Hüterin Eodhara die Sehende. Die Herrin der Träume und Visionen knüpfte für jedes Geschöpf seinen Lebensfaden und damit sein eigenes Schicksal. Eodhara war eine schöne Göttin mit fesselnden Augen, die sich von den übrigen Göttern abhob.
    Sie hatte ihren eigenen Willen und ließ sich nicht beeinflussen. Nicht von Bovak oder sonst Jemanden.
    Stattdessen waren es die Götter, die Eodhara fürchteten. Denn diese hielt auch das Schicksal eines jeden Gottes und Halbgottes in ihren Fängen.

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    Obwohl sie von menschlicher Gestalt war, stellten sich die Bovaner Eodhara als webende Spinne vor, die in ihrem Netz die Lebensfäden eines jeden Bovaners in Händen hielt.
    Ihre zwei spinnengleichen Nymphen halfen beim Spinnen der Fäden. Die erste, Rakis genannt, zog am Faden und verkörperte das Alter, die zweite, Iranis, war bei allen Geschöpfen gefürchtet. Auf Eodharas Befehl hin durchtrennte sie mit einem stets geschärften Dolch die Lebensfäden und die betreffenden Menschen starben im selben Augenblick. Sie stand für den plötzlichen Tod. Die sterblichen Menschen beteten zu Rakis, um ein langes erfolgreiches Leben führen zu dürfen. Gleichzeitg baten sie bei Iranis dafür den Lebensfaden eines unliebsamen Menschen zu kappen. Rakis und Iranis kämpften stetig gegeneinander buhlten gleichzeitig um die Gunst von Eodhara. Rakis trat für das Leben der Menschen ein. Iranis stand gegen das Leben der sterblichen Geschöpfe. Rakis behielt gegen Iranis meistens die Oberhand, doch verlor sie einmal dann endete das Leben eines Menschen. Wenn der Mensch krank wurde und er zwischen Leben und Tod pendelte, dann stritten in diesem Moment die gute und die böse Nymphe miteinander.
    Nach Lust und eigenem Gutdünken beendete Eodhara das Leben vieler Geschöpfe ohne mit der Wimper zu zucken. Die Menschen schrieben ihr auch die Zufälle und die Fügungen im Leben zu.
    Redlichkeit und Schlechtigkeit kümmerten Eodhara wenig. Sie verfolgte ihre eigenen Ziele.
    Niemand ahnte, woran Eodhara wirklich lag.
    Dennoch versuchten die Bovaner Eodharas Wesen zu ergründen. Sie schickte den Menschen die Träume und die Visionen. Traumdeuter genossen in Bovana hohes Ansehen. Die Menschen strebten danach, Eodharas Hinweise zu entschlüsseln und dementsprechend zu handeln.
    Doch wer wusste schon, ob die Traumdeuter immer richtig lagen?
    Eodhara war bekannt für ihre unlösbaren Rätsel und heimtückischen Fallen. Viele Träume waren so schwer zu deuten, dass die Menschen die falschen Schlüsse zogen und verkehrt handelten. Sie verloren am Ende alles. Auch ihr Leben, weil Eodhara von ihnen enttäuscht war.
    In ihren Augen waren es eindeutige gutgemeinte Hinweise, die sie den Menschen im Schlaf schenkte. Das Versagen der Menschen ihre Visionen richtig zu deuten enttäuschte Eodhara sehr.

    Eodhara beteiligte sich nicht an der Verbannung des Raistlin-ak, stellte sich aber auch nicht auf seine Seite. Sie wusste, dass jeder sein Schicksal zu tragen hatte, mochte es auch noch so schwer sein. Eodahra sah in die Zukunft und wusste viele Dinge, die noch weit entfernt lagen. Viele neideten ihr diese Gabe und verteufelten sie, weil sie ihr Wissen für ihre eigenen Interessen einsetzte.

    Mit Bovak ließ sich Eodhara auf eine kurze Liebe ein, um einen göttlichen Sohn von ihm zu empfangen. Dieser sollte zu den Menschen reisen und ihnen den Willen der Götter kundtun sowie die Menschen davon überzeugen an die Götter zu glauben. Tatsächlich aber sollte der vermeintliche Götterbote den Willen Eodharas durchsetzen.
    Die Nachricht von der Schwangerschaft Eodharas nahm Bovak erst überrascht, dann zornig zur Kenntnis. Er hatte nur seine Lust befriedigen und keine weiteren Kinder in die Welt setzen wollen. Deshalb forderte er von Eodhara, das Kind noch im Mutterleib zu töten. Die Schicksalsgöttin jedoch war fest entschlossen das Kind auszutragen, was Bovak noch mehr erzürnte. Als er schließlich damit drohte, das Kind mitsamt der Mutter umzubringen, floh Eodhara und verbarg sich vor Bovak in der Zukunft. Dort brachte sei einen gesunden Knaben zu Welt, den sie Jhavak nannte und zum Herrn des Regenbogens ernannte.
    Sie verbarg ihren Sohn vor dem Zorn des Bovak und lehrte ihm, die Zeit zu nutzen sowie keine Angst zu kennen. Doch dies ist eine andere Legende.

    Da Eodhara eine Schwester Lunaks, der Mondgöttin, war, hatte sie von Geburt an eine höhere Stellung als andere Göttergeschöpfe. Eodhara war niemanden verpflichtet und widersetzte sich erfolgreich den zahlreichen Versuchen anderer Götter sie zu lenken oder zu besitzen. Die Schicksalsgöttin verstand es ihre große Freiheit und ihre besondere Gaben vor dem Zugriff anderer Götter zu schützen.

    Aus der Verbindung mit Friepak, dem Herrn des Handwerks der Geschicklichkeit, entsprang Lhara, die spätere Göttin des Glücks und der Hoffnung. Friepak versuchte, seine Geliebte nach seinen Wünschen zu formen und sie dadurch gefügig zu machen, so wie er es mit Ton, Stein und Holz machte. Doch die Macht und der Wille Eodharas waren zu groß. Friepak musste sich eingestehen, dass er Eodhara nicht an sich zu binden vermochte. Niemand außer der Schicksalsgöttin konnte das Schicksal bestimmen.
    Seine Tochter, die Friepak als Verkörperung seiner Schmach ansah, wollte er nie zu Gesicht bekommen. Eodhara kam dies gelegen, wollte sie ihrer Tochter doch die Kraft der Hoffnung lehren, auf dass sie die Hoffnung zu den Sterblichen trage.

    Später liebten sich Eodhara und Beltak viele Male. Mit dem Gott des Ackerbaus zeugte sie den späteren Herrn der Tiere, der jedem Gott seinen tierischen Begleiter zuteilte.
    Beltak wollte ebenfalls dauerhaft mit der Schicksalsgöttin zusammenleben, um sein eigenes Schicksal zu beeinflussen. Doch Eodhara erkannte die Absichten ihres Geliebten und verließ ihn hochschwanger. Beltak war beschämt über sein egoistisches Verhalten und bat Eodhara um Verzeihung. Diese wechselte nie mehr ein Wort mit dem Gott des Ackerbaus. Obwohl sie ihr eigenes Schicksal und ihre eigene Zukunft kannte, hoffte sie diese würde anderes verlaufen. Doch ihre Hoffnungen wurden nie erfüllt. Jeder hat sein Schicksal.

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  6. #1071
    User Avatar von Roter Erik
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    Macht ihr das jetzt mit dem Korrekturlesen? Sieht fast so aus

  7. #1072
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    Ja.

    Es ist besser, wenn Kampfhamster, auch hier sage ich danke für deine Hilfe noch einmal drüber liest. Ich warte zwar ungeduldig, dass er fertig wird aber es lohnt sich.

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  8. #1073
    Raistlin-ak der Lodernde Avatar von Sarim
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  9. #1074
    User Avatar von Roter Erik
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    Zitat Zitat von Hawkeye Beitrag anzeigen
    Ja.

    Es ist besser, wenn Kampfhamster, auch hier sage ich danke für deine Hilfe noch einmal drüber liest. Ich warte zwar ungeduldig, dass er fertig wird aber es lohnt sich.
    Stimmt

    Die eh schon tolle Story liest sich gleich um ein gutes Stück angenehmer

    Danke auch von mir an Kampfhamster fürs Korrekturlesen

  10. #1075
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Wann kommen die Bovaner im neuen Jahr an? Ich bin hungrig nach neuen Geschichten!
    Die aktuelle Story:

    [Col2 Werewolves] Nich lang schnacken, Seesack packen!


    Die Story des Monats Juli 2010:

    Tom Driscoll und seine Gefährten begeben sich in das Testgewölbe.
    letzte Aktualisierung: 31.1.2013, 20:19 Uhr

  11. #1076
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Zitat Zitat von Kampfhamster Beitrag anzeigen
    Wann kommen die Bovaner im neuen Jahr an? Ich bin hungrig nach neuen Geschichten!

    Ich hoffe bald. Hier gab es Dinge, die waren erst einmal wichtiger.

    Story des Jahrzehnts
    update 16.08.2019



    Schreibt endlich weiter...


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  12. #1077
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Die Bovaner

    Kapitel 298 Die Götterwelt der Bovaner



    Das Wissen und seine Veränderung

    Janilein-a die Weise, so nannten die Bovaner die Göttin der Wissenschaft, der Klugheit und der Vernunft. Sie hatte sich in einem Wettstreit gegen viele Bewerber durchgesetzt (siehe Kapitel 98), um am Ende die göttliche Unsterblichkeit zu gewinnen.
    Bild

    Zwar hatten ihre Konkurrenten sinnvolle und brauchbare Dinge erfunden oder geschaffen, doch nur Janilein-a erhielt die göttliche Gunst von Bovak. Sie hatte, nicht wie die anderen Bewerber, das bis dahin unbekannte Rad oder den Pflug erfunden, sondern die einzig richtige Frage gestellt.
    Alle geschaffenen Dinge hatten sich später als richtig und nützlich herausgestellt, doch niemand stellte sich die Frage, ob die geschaffenen Dinge hilfreich seien oder nicht. Niemand fragte sich, wem die besten Errungenschaften helfen sollten, wenn sie niemand versteht.

    Nur Janilein-a sprach mit fester, selbstbewusster Stimme, um die alles entscheidende Frage zu stellen. „Was sind all die geschaffenen Gegenstände wert, wenn niemand sie zu gebrauchen weiß?“ Die richtige Handhabung musste den Menschen erst gelehrt werden. So sollte es sein, verfügte Bovak. Die besten Absichten und Überlegungen griffen ins Leere, wenn niemand einen Nutzen in den neu entstandenen Techniken sah. Bovak fand Gefallen an der jungen, klugen Frau und erhob sie in den göttlichen Stand. Die zurückgebliebenen Neider waren über diese Entscheidung von Bovak erzürnt und forderten von ihm einen gerechten Lohn für ihre sinnvollen Gebilde. Der Zorn des Bovak traf sie völlig unvorbereitet. Niemand konnte einfach etwas von einem Gott einfordern. Ängstlich und bettelnd warfen sich die selbstgerechten Menschen in den Staub, um so dem göttlichen Zorn zu entgehen. Der wütende Gottvater ließ die flehenden jungen Männer drei Tage und drei Nächte bei bitterer Kälte auf dem nackten Fels verharren.
    Gebunden durch das göttliche Wort der Macht, welches hier nicht erwähnt und damit weitergegeben wird, lagen sie regungslos auf kargen Findlingen.
    Nicht in der Lage auch nur einen Muskel anzuspannen. Das Wort ließ sie erstarren.

    Am Morgen des vierten Tages fragte er die frierenden und schluchzenden Kerle, ob sie ihre Worte bereuten. Diejenigen, die noch lebten und nicht erfroren waren, bejahten und baten demütig um Vergebung.
    Als Buße für ihr frevelhaftes Verhalten sollten sie bis an ihr Lebensende von Dorf zu Dorf reisen und den Menschen jeweils ihre Erfindung näherbringen. Niemals mehr sollten sie in ihre geliebte Heimat zurückkehren. Bovak bot ihnen an, für sichere Wege zu sorgen und sie mit einem langen Leben auszustatten. Doch sie würden für immer Verbannte bleiben und niemals mehr eine neue Heimat finden. Die frierenden und hungernden jungen Männer nahmen das Angebot des Bovak an und durften den kalten Berg verlassen. Sie begannen sofort sich zu zerstreuen und in alle Himmelsrichtungen zu gehen. Niemand kehrte mehr in seine Heimat zurück und sie starben einsam in der Ferne. Vergessen und ohne Namen.

    Janilein-a aber erhielt den göttlichen Funken von Bovak. Er stieg vom Himmel herab und berührte die junge Frau mit seiner Hand an ihrer Stirn. Sofort pflanzte sich der Götterfunke, der Träger der Unsterblichkeit, in Janilein-as Körper. Die unvorstellbare göttliche Kraft, die das Universum und die Welt zusammenhielt, schlug mit großer Wucht zu.
    Janilein-a ging mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Knie und schrie ihre Pein in die Welt hinaus. Ihr Körper zuckte unkontrolliert, es fühlte sich an als würde das Körperinnere nach Außen gepresst. Sie verlor ihre Sinne und fiel vor Bovak auf den Boden. Er nahm ihren schlaffen Körper und trug sie fort. Wohin, blieb sein Geheimnis. Auch was an diesem verwunschenen Ort geschah, bleibt im ewigen Dunkel.

    Bovak schwieg für alle Ewigkeiten. Niemand konnte ihm auch nur ein Wort entreißen, ob mit List oder Tücke. Lange blieb Janilein-a in der Obhut des Göttervaters. Von den Geschehnissen blieb ihr keine Erinnerung. Die junge Frau lag anscheinend lange in einem tiefen Schlaf und wurde von Bovak versorgt. Er hatte nicht erwartet, dass Janilein-a so unter dem göttlichen Funken leiden würde, und ihn plagte sein schlechtes Gewissen. Das gab er aber niemals zu.

    Später versuchte Janilein-a mit allen erdenklichen Tricks und bei vielen Gelegenheiten Bovak über ihren Schlaf und ihre Amnesie (vo janika) zu befragen, doch der Göttervater schwieg beharrlich. Seitdem trägt die fehlende Erinnerung ihren Namen.
    Später, als Janilein-a ihren Platz im Pantheon der Götter eingenommen hatte, bemerkte sie an sich eine Veränderung. Sie fühlte in sich etwas heranwachsen, etwas, was sie sich nicht erklären konnte. Doch dies ist eine andere Geschichte…
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  13. #1078
    Raistlin-ak der Lodernde Avatar von Sarim
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    Unglaublich, dass es immer noch weiter geht.
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  14. #1079
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    Zitat Zitat von Sarim Beitrag anzeigen
    Unglaublich, dass es immer noch weiter geht.
    Es wird nie ein Ende geben....

    Story des Jahrzehnts
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  15. #1080
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    Größten Dank gebührt erneut Kampfhamster, der mir mit Rat und Tat zu Seite steht.
    _____________________________________________________

    Die Bovaner

    Kapitel 299 Die Götterwelt der Bovaner


    Heilendes Gift

    Die Geburt war qualvoll und zog sich über einen langen Zeitraum hin.
    Janilein-a wand sich auf ihrem Lager. Die Schmerzen waren nicht auszuhalten.
    Dicke Schweißperlen liefen ihr am Hals entlang. Ihre Haare waren triefend nass und hingen in Strähnen herab. Ihr zierlicher Körper wurde immer wieder von heftigen Krämpfen durchgeschüttelt.
    Sie schrie ihre Pein und ihr Leid hinaus bis ans Ende der Welt. In fernen Landen schreckten die Tiere auf und galoppierten eilig davon, kreischende Vögel flatterten ziellos am Himmel umher und die Fische in den Ozeanen suchten Schutz in der dunklen, tiefen See. Keine Kreatur der Welt vermochte die Klagen zu ignorieren.
    Janilein-as wehleidiges Wimmern rief ihre treuen Schüler aus allen Teilen der bekannten Welt zurück in Janilein-as Haus. Sie sorgten sich um ihre leidende Meisterin. Groß war die Beklommenheit und Erschütterung über den gesundheitlichen Zustand ihrer göttlichen Meisterin. Sofort versuchte man zu helfen, doch all das zusammengetragene Wissen und die auf vielen Reisen erworbenen Erfahrungen halfen nicht. Keine Medizin oder eilig zusammen gerührte Arznei sorgte für Linderung. Kein Pulver und keine Salbe führten zu einer Heilung. Janilein-a war am Ende ihre Kräfte angelangt. Ihr Atem ging nun unregelmäßig und wurde schwach und schwächer. Zwischen den krampfartigen Schüben lag sie matt auf ihrer Schlafstatt danieder. Es schien, als wäre alle Lebensenergie aus ihrem Körper herausgesogen worden. Janilein-a schien weit entrückt zu sein, immer wieder erwachte sie aus dem Fieber und redete völlig sinnlose daher. Danach sank sie stets in einen unruhigen Schlaf. Wohin sollte dies noch führen?

    Die Schüler kannten weder die Ursache noch die Herkunft der Schmerzen. Viele Male hatten sie bei Geburten mit Rat und Tat zur Seite gestanden, doch nun versagte ihr Wissen.
    Große Ratlosigkeit herrschte unter ihnen. Bald kam es zu Streitigkeiten und zu bösen Worten, jeder meinte nun zu wissen, welches die richtige Methode sei, um ihre Meisterin von ihren Qualen zu befreien. Für einige stellte das noch ungeborene Kind die Gefahr dar. „Man muss es gewaltsam entfernen!“, rieten einige. „Nein! Das wäre ein Eingriff in die göttliche Ordnung! Außerdem wissen wir doch nicht, ob der Säugling für die Schmerzen verantwortlich ist.“, antworteten oder entgegneten die Anderen.
    Die ratlosen Schüler berieten lange und hatten doch keine Lösung für das Leid ihrer Meisterin. Diese jammerte und stöhnte immerzu.
    Bald zeigten sich erste Auswirkungen des Lebens auf der Erde. Die Menschen hörten auf, sich Gedanken über neue Fertigkeiten zu machen. Niemand versuchte mehr, bisher erreichte Errungenschaften zu verbessern oder weiterzuentwickeln. Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit breiteten sich aus wie eine tückische Schlingpflanze im tiefen Wald, die den Bäumen den Raum zum Leben nahm. Mehltau gleich legte sich ein Schimmelteppich über das Denken der Bewohner. Dieser überdeckte jeden Funken wie ein tödlicher Pilz, der seine Sporen in der Welt entließ.
    Dieses Unkraut zog von Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf und erreichte bald alle Winkel der Welt. Die Menschen wurden faul und sorgten sich nicht um die Zukunft. Man habe ja schon alles erreicht und erfunden. Neues Wissen und neuer Fortschritt seien überflüssig wie ein Haufen Mist in der prallen Sonne. Man wisse ja bereits alles! Meinungen wie diese wurden bald von den Menschen geäußert und nur die wenigsten erkannten die Gefahren, die von dieser Einstellung ausging. Doch die Mahner wurden verlacht und verspottet. Sie wurden gedemütigt und aus ihrer Heimat verjagt. Daraufhin verkümmerte das Wissen bei den Zurückgebliebenen umso stärker. Niemand machte sich mehr Gedanken um die rechtzeitige Aussaat des Getreides, um die sorgfältige Instandhaltung der Kornspeicher oder die genaue Beobachtung der nächtlichen Gestirne, die so wichtig war für die Bestimmung der Aussaat- und Erntezeit. Nie waren die Menschen dümmer als zu dieser Zeit. Die fürchterlichen Folgen blieben nicht aus. Hungersnöte und tödliche Krankheiten breiteten sich aus und rafften die Menschen dahin, überall herrschte Gesetzlosigkeit. Die einst mächtigen Reiche zerfielen zu Staub und gerieten bald in Vergessenheit. Das Jammern und Klagen der Menschen ward groß. Doch keiner der launischen Götter kümmerte sich um das einst selbstgefällige Volk und dessen Leid. „Wer nichts wissen will, der stirbt dumm.“, lautete eine alte marthonische Volksweise. Der göttliche Funke der Janilein-a, der einst die Menschen erhellt hatte und zu vielen Errungenschaften und Fortschritten führte, erlosch während ihres langen Siechtums.

    Die Zukunft lag im Ungewissen. Die besorgten Schüler studierten in aller Hektik die alten Schriften und trugen aus allen Teilen der Welt das spärliche Wissen über die Heilkünste zusammen. Jede Pergamentrolle wurde gelesen und jede beschriftete Tonscherbe wurde sorgsam untersucht. Doch es fand sich nichts, was die Heiler nicht schon gelesen und versucht hatten.
    Die Schüler begannen zu resignieren. Sie wussten nicht, wen sie noch um Hilfe bitten konnten. Bovak schien weit weg. Die vielen Bittgebete blieben ungehört. Die Schicksalsgöttin Eodhara lächelte nur kühl, als man an sie herantrat. Ihr Schweigen empfanden die Schüler als unangebracht. Einer der Schüler trat vor die Schicksalsgöttin und tadelte sie wegen ihres Schweigens. Wie könnte sie so gleichgültig und kalt sein? Im nächsten Augenblick verstummte dieser vorlaute Schüler und fiel tot in den Staub. Die Schicksalsgöttin hatte seinen Lebensfaden gekappt.Die übrigen Schüler suchten das Weite und mieden in Zukunft oder künftig das Reich der Schicksalsgöttin.

    Als es schon so schien, dass es keine Hoffnung mehr geben würde, da erschien mitten in der tiefsten Nacht, in der dunkelsten Stunde die blasse Mondgöttin Lunak. Sie war die Gefährtin des Bovak, Hüterin des ungeborenen Lebens und Mutter der vier Elemente. Sie war es, die das Leben nach Bovana brachte. Sie stieg von ihrem Platz am Himmel herab und suchte das Haus von Janilein-a auf. Sie sorgte sich um die werdende Mutter und um die ungeborene Seele in ihrem Leib. Lunak, unbeschreiblich schön wie eine friedliche Nacht im Sommer, wusste, was zu tun war. Sie war die Hüterin des Lebens und stand jeder Frau bei der Niederkunft helfend zur Seite. So auch dieses Mal.

    Lange und schwer war die Geburt. Die Schüler der Janilein-a warf Lunak hinaus und niemand von ihnen konnte einen Blick auf die Gebärende erhaschen. Endlos zogen sich die Wehen hin, stets begleitet von einem leidvollen Aufschrei der werdenden Mutter. Viel Zeit verstrich. Unendlich viel Zeit.
    Doch am Ende der langen Nacht schrie ein Knabe. Ein neuer Gott ward geboren, klein und niedlich, und doch ließ seine kräftige Stimme die Welt bereits in ihren Grundfesten erzittern.


    Vom Geschrei des Neugeborenen angelockt, kamen die Schüler wieder herbei. Sie trafen eine schlafende Janilein-a an, der die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben war. An ihrer Schlafstatt stand Lunak, die Geburtshelferin. In ihren Armen hielt Lunak einen kleinen Jungen.
    Die Mondgöttin schien zufrieden über den Verlauf der Geburt. Janilein-a und ihr Knabe würden leben. Ja, dies war gewiss, denn das Neugeborene strahlte bereits eine Lebensenergie aus, die alle Anwesenden beindruckte.
    Sehr beeindruckte.
    Einige Schüler wichen zur Seite, damit auch andere einen Blick auf das Kind erhaschen konnten. Während Lunak den Knaben stolz präsentierte, als wäre er ihr eigener, begaben sich diejenigen, die als erstes gratuliert hatten, an den Rand der Szene. Im Abseits begannen sie zu tuscheln, vereinzelt unterbrochen von scheuen Blicken, die sie der schlafenden Janilein-a und dem quicklebendigen Jungen zuwarfen. Einer nickte kaum merklich und sie alle legten die Stirn in Falten. Dann verließen sie eilig den Schauplatz.
    Dies blieb nicht unbemerkt. Die Schüler, die noch um Lunak herumstanden, tauschten Blicke aus, erst überraschte, dann besorgte und schließlich panische. Mit großen Augen sahen sie Lunak an.
    "Was ist?", sprach Lunak. "Was habt ihr?", rief sie, nun merklich lauter, hinterher. Als ihr niemand antwortete, herrschte sie die Versammelten an: "Was, bei Bovak, geht hier vor?"
    Eingeschüchtert traten nun alle vor Lunak zurück. Die Mondgöttin blickte auf das Kind, dann in die zurückweichende Menge, dann wieder auf das Kind. Dann auf Janilein-a und wieder auf das Kind. Auf einmal fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Niemand traute sich, es auszusprechen, doch Lunak ahnte, nein, sie wusste es plötzlich. Sie wusste, wer der Vater des Neugeborenen war.
    Bovak!
    Ihr Gefährte!

    Da warf die Mondgöttin das Kind weit von sich, das gerade noch von einer jungen Schülerin aufgefangen wurde. Die Wut und der Hass in Lunak bahnten sich ihren Weg nach draußen und die Göttin stieß einen markerschütternden Schrei aus, der Janilein-a aus ihrem Schlaf aufschrecken ließ. Die Schüler wanden sich auf dem Boden und pressten die Hände auf die Ohren, zu sehr schmerzte sie das Wutgeschrei der Mondgöttin. Auf der ganzen Welt war der Lärm zu hören, überall liefen die Menschen entsetzt davon, ja selbst die Sterne stoben davon und ließen die Welt für einen Moment in tiefster Dunkelheit zurück.

    Dunkel war es auch um Lunak, Janilein-a und die große Schar der Schüler. Doch von dem Neugeborenen in den Armen der zitternden jungen Schülerin ging ein Licht aus, schwach zwar, doch ausreichend. Mit wutverzerrtem Gesicht starrte die Mondgöttin auf den Knaben, der sie allein durch seinen friedlichen Blick zu verspotten schien. Dann schritt sie auf ihn zu, riss ihn der vor Schreck erstarrten Schülerin aus den Händen, hielt ihn hoch und und flüsterte ihm schließlich ins Ohr: "Du magst zwar Leben in dir haben, viel Leben, göttliches Leben! Ein Leben, das stärker ist als viele andere Leben zusammen. Doch verflucht seist du, denn du trägst die Treulosigkeit deines Vaters in dir! So, wie ich ihm, Bovak, vertraute und von ihm bitter enttäuscht wurde, so wirst auch du die Menschen, die dir vertrauen, enttäuschen. Schlimmer noch! Du wirst den Menschen, die sich hoffnungsvoll an dich wenden, den Tod bringen, auf dass ihre Angehörigen dich verachten und hassen und deinen Namen schmähen. Du, der du so viel Leben in dir vereinst, wirst die Schuld tragen für so viele andere Leben, die deinetwegen vernichtet werden. Du wirst an dieser Last zerbrechen, du Verfluchter, du Bastard des Bovak!"
    Dann gab Lunak den Knaben in die Hände der bewegungslos verharrenden Schülerin zurück und verließ eiligen Schrittes, ohne Janilein-a noch eines Blickes zu würdigen, die Zusammenkunft.

    Bovak der Sonnengott war nicht mehr weit. „Geht! Verkündet meinen Willen!“, befahl Lunak und hüllte sich plötzlich in einer kalten, undurchdringlichen Nebelwand ein. Als die Schüler es wagten ihre Köpfe vorsichtig zu heben sahen sie nichts weiter als eine schimmernde Nebelbank, die sich langsam auflöste. Sie gab den Blick frei auf das stärker werdende rötliche Licht eines neuen Tages. Dem Tag als ein neuer Gott geboren wurde.


    Der Knabe erhielt den Namen Erynthapak und wuchs, rasch heran. Die Schüler nahmen sich seiner an, denn ihre Meisterin Janilein-a konnte sich trotz der Fürsorge der Schüler von den Strapazen der Geburt nicht erholen.

    Erynthapak aber erbte die Neugier seiner Mutter und fragte die Schüler bald, seine Mutter nicht richtig gesund wurde. Doch diese wussten ihm nichts zu antworten, so wie sie schon damals, als Lunak in den schweren Wehen lag, nichts Hilfreiches zu tun vermochten.
    Erzürnt über die Unfähigkeit der Schüler suchte Erynthapak selbst nach Methoden, um seiner dahin siechenden Mutter zu helfen. Er war, trotz seines jungen Alters, in der Lage, sich schnell neues Wissen anzueignen. Und mehr noch: als er auf den vielen Pergamentrollen Tontäfelchen nichts fand, was seiner Mutter helfen konnte,
    fasste er den Entschluss, selbst nach einem geeigneten Heilmittel zu forschen.
    Er begann, alle natürlichen Stoffe auf ihre heilenden Eigenschaften hin zu untersuchen. Er presste Pflanzen aus, entnahm Tieren ihre Lebenssäfte, zermalmte Erden und Gestein in einem Mörser zu Pulver und begann langsam zu ahnen, welch weites Feld er beackerte. Niemand vor ihm hatte sich so tief in die Welt der heilenden Wirkstoffe begeben. Erynthapak gab nicht auf und forschte Tag und Nacht. Er fand für viele Leiden die passende Arznei, doch seine Mutter blieb krank. Die Schüler seiner Mutter scharten sich um ihn und schrieben seine Beobachtungen nieder, die zwar Janilein-a nicht halfen, doch vielen todkranken Menschen
    Für jede bekannte Krankheit sollte die richtige Medizin und die richtige Dosierung gefunden werden.
    Es schien, als hätte sich der Fluch der Lunak in sein Gegenteil verkehrt. Nicht Tod, sondern Leben brachte die Heilkunst des Erynthapak den Menschen. Die geheilten Menschen huldigten dem Göttersohn und brachten ihm Opfer dar. Sie priesen seinen Namen, was dem jungen Erynthapak sehr schmeichelte, und nannten ihn den Herrn über das Leben, was er nicht oft genug hören konnte.

    Aus der Ferne beobachtete Lunak die Entwicklung, die der Sohn der Janilein-a nahm. Noch immer zutiefst gekränkt, war in ihr ein Plan gereift. Sie lächelte versonnen und befand, dass es an der Zeit war. Als Erynthapak eines Tages auf der Suche nach neuen Heilkräutern den Wald durchstreifte, trieb sie ihm eine Schlange zu. Erynthapak hielt inne und beobachtete das merkwürdige Tier, das keine Beine hatte und vor seinen Füßen herumkroch. So etwas hatte er noch nie gesehen. Doch irgendetwas an diesem Tier kam ihm bekannt vor. Unwillkürlich musste er lächeln, als er an die Menschen dachte, die sich vor Verehrung zu Boden warfen und zu seinen Füßen legten. Er fühlte sich stark, sehr stark und mächtig, als er die Schlange vor sich auf dem Boden sah. So wie die Schlange, so waren auch die Menschen.
    Ohne zu zögern, tötete er die Schlange, denn viele Tiere hatte er schon getötet auf der ziellosen Suche nach einem heilenden Saft, doch eine Schlange war noch nicht darunter. Er untersuchte den Saft der toten Schlange und erkannte sofort, dass dieser Saft anders war. Dieser Saft war nicht dazu da, um Leben zu verlängern. Sondern um sie zu beenden.

    Von diesem Tag an beschäftigte sich Erynthapak verstärkt mit den Säften der Schlangen. fand auch heraus, dass die Gifte von Skorpionen und bestimmten Pflanzen eine ebensolche Wirkung entfalten konnten. Ja, er erkannte sogar, dass ein und dieselbe Substanz sowohl eine heilende als auch eine tötende Wirkung entfalten konnte. Es kam nur auf die Dosierung oder die Mischung an.

    Dies war eine ungeheure Entdeckung. Dieser Dualismus ließ Erynthapak nicht mehr los. Er war fasziniert von der beiderseitigen Wirkungsmacht der Gifte.

    Hatte Erynthapak schon so viel Zeit damit verbracht, nach Heilmitteln zu suchen, die zwar einigen Menschen halfen, nicht aber allen und schon gar nicht seiner Mutter, so widmete er sich nun den Giften, deren Wirkung noch viel schneller und viel mächtiger auftrat. Eine dunkle Seite ergriff Besitz von Erynthapak und verführte ihn dazu, neue, tödliche Säfte zu erschaffen. Er suchte nach dem perfekten Gift.

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    So wie die Heilmittel, so mussten auch die Gifte erprobt werden. Den Kranken, die zu Erynthapak kamen, ließ er die giftigen Säfte einflößen und beobachtete dann, wie schnell oder langsam, wie unbemerkt oder qualvoll der Tod über die Patienten kam. Bald galt Erynthapak nicht mehr nur als Gott der Heilung und Schutzheiliger der Ärzte, sondern als Todbringer schlechthin. Die Ehrfurcht und Angst, die die Menschen seither allen Ärzten und Heilern, Kräutersammlern und Medizinmännern entgegenbringen, stammt letztlich von Erynthapak.
    So wurde die erste Silbe seines Namens gleichbedeutend mit dem Wort Heilung und die zweite Silbe zum Begriff für Gift und Tod. Vo Eryn, die Heilung, vo thapak, das Gift. Heilsbringer und Giftmischer in einem.

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    Die Schlange aber, mit der die Wandlung des Erynthapak ihren Anfang nahm, wurde sein Begleiter. Sie steht seither, wie kein anderes Geschöpf, für sowohl heilende als auch giftige Wirkungen von Substanzen und wird von Medizinmachern wie von Todbringern als Wappentier vereinnahmt.

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