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Thema: Die Bovaner

  1. #361
    the cosmos rocks Avatar von Caesium
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    Caesium Mod v2.4 (für Civ4 WL v2.13)

  2. #362
    »Straika da Baja« Avatar von Striker
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  3. #363
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Zitat Zitat von Striker
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    Die Bovaner

    Kapitel 114

    Landung



    Nach dem Umherirren im bovanischen Gassenlabyrinth erreichte „Strahlendes Element“ doch noch das bekannte Südtor, durch dass er vor Stunden in die Stadt kam. Leider wusste er nicht, wie er durch das verschlossene Tor hindurchschlüpfen sollte. Die Wachen würden ihn wohl kaum das Stadttor öffnen, auch nicht wenn er liebenswürdig fragen würde. „Strahlendes Element“ musste sich eingestehen, dass er keine zündende Idee für sein Entkommen besaß. Aus sicherer Entfernung, an einer Mauer gelehnt, beobachtete er das Tor und die schwach beleuchtete Strasse.
    Niemand zeigte sich, der Weg war anscheinend frei, doch wie sollte er das Tor öffnen, ohne die Soldaten auf sich aufmerksam zu machen. Der Torbogen war hoch und so breit, dass zwei Fuhrwerke gleichzeitig sich darin aufhalten konnten. An den Wänden hingen Öllampen in ihren eisernen Beschlägen und spendeten nur ein spärliches Licht.
    „Strahlendes Element“ hielt seine Lanze fest umschlossen und wurde langsam wütend, dass er keine Lösung fand. Er musste die Stadt schnell verlassen, in den engen Gassen wäre er beinahe mehrmals in die Arme seiner Feinde gelaufen. Doch das Echo ihrer Schritte war deren stetiger Begleiter. So konnte sich „Strahlendes Element“ stets rechtzeitig vor seinen Häschern verbergen. Nun stand er nur einen Axtwurf vom Tor und der dahinterliegenden Freiheit entfernt, und konnte doch nicht entkommen. Resignation klomm in seinem Körper hervor, die scheinbar auswegslose Situation forderte ihren Tribut.
    Ich könnte ein Feuer entfachen und die halbe Stadt würde in einem Flammenmeer vergehen. Ich könnte entkommen und mit meiner Karawane sicher in die geliebte Heimat zurückreisen. Was macht es schon, dass unschuldige Bewohner Opfer von Rauch und der Flammen werden. Er wäre in Sicherheit, doch seine Familie würde er nicht lebend wiedersehen. Der Tauschhandel würde natürlich misslingen und seine Frau „Schönes Haar“ und seine beiden liebreizenden Töchter, die sich in der Gewalt seines Bruders „Leuchtender Pfad“ befanden, würden einen qualvollen Tod erleiden.
    Für seinen Misserfolg.
    Diese Idee verwarf er sofort wieder.
    Sein Bruder, der Häuptling der Seneca, war nicht für seine Nachsicht und Zurückhaltung bekannt, sondern für seine Skrupellosigkeit und seine Brutalität.

    Einmal wurde „Strahlendes Element“ Zeuge, was sein Bruder unter gerechter Strafe verstand. Einer seiner Sklaven hatte versehentlich die Lieblingssquaw seines Gebieters angerempelt, nachdem er bei einem Erbeben sein Gleichgewicht verloren hatte. Der Sklave hatte „Kleiner Spatz“ im Fallen leicht an der zierlichen Schulter berührt. Hätte ein anderer Sklave seinem Herrn nicht davon berichtet, dann wäre der Frevel nicht bekannt geworden. Doch so wurde der Unglückliche Opfer der Zwietracht unter den Sklaven. Erst wurden ihm die Hände mit einer stumpfen Säge abgeschnitten, dann verlor er sein Augenlicht, durch heißes Öl. Die Götter befreiten den Gepeinigten nicht von seinen Qualen und ließen ihn am leben. Vorerst.
    Nachdem ihm die Zunge herausgezogen wurde und teilweise alle Knochen gebrochen wurden, da zeigten die Götter erbarmen und nahmen seine Seele zu sich.
    Der Leichnam wurde verbrannt und in alle vier Himmelsrichtungen verstreut.
    „Kleiner Spatz“ wurde von ihrem Mann verbannt, da sie nicht mehr rein war, bis zu ihrem Tod fristete sie ein einsames Dasein auf einer Insel des Seneca.

    „Strahlendes Element“ wollte seine Familie nicht verlieren, der Tauschhandel muss ein Erfolg werden. Diesen Triumph wollte er seinen älteren Bruder nicht gönnen, seit ihrer frühesten Jugend waren sie einander verhasst. „Strahlendes Element“ hasste und verabscheute seinen Bruder, nie wollte er so werden, wie sein Häuptling. Er diente Caesium als abschreckendes Beispiel.
    Doch nun musste er erst mal die Mauer dieser Stadt hinter sich bringen. Caesium löste sich von der Mauer und verschwand in einer der Gassen, die Richtung Mauer führten. Die Häuser standen eng zusammen, so als hätte man sie zusammengepresst, es stank erbärmlich nach Kot und Exkrementen. Mögen sie alle an einer Krankheit zugrunde gehen, dachte Caesium und rümpfte angewidert seine empfindliche Nase.
    Seine Sandalen schmatzen leicht bei jedem Schritt, zum Glück war es recht dunkel und Caesium sah nicht durch was er gerade lief. Die Gasse diente wohl den Bewohnern der umliegenden Gebäude als Ställe. An den Wänden schliefen die verschiedensten Haustiere und lagen in ihrem eigenen Dreck. Hastig ließ er diese Gasse hinter sich, sprang am Ende über eine niedrige Mauer und stand auf der Strasse, die an der Mauer entlang führte. Zur linken Hand befand sich der Torbogen, an dem sich weiterhin nichts rührte. Rechts führte die gepflasterte Strasse Richtung Westtor, immer an der Stadtmauer entlang.
    Caesium entschied sich für den rechten Weg, dort hoffte er eine Möglichkeit zu finden, um über die Mauer zu gelangen.
    Nach wenigen stinkenden Schritten, die Sandalen rochen fürchterlich, erreichte Caesium einen Wagen, der an der Rückseite der Stadtmauer abgestellt wurde. Er hatte Holz und andere Baumaterialien geladen. Plötzlich hörte Caesium die ihn bekannten Schritte der bovanischen Soldaten, sie kamen aus der Richtung des Westtores. Wahrscheinlich eine Patrouille, deren Fackeln wurden bereits sichtbar.
    Zu seinem Pech gesellten sich von hinten ebenfalls Schritte auf ihn zu.
    Nicht schon wieder, dachte Caesium.
    Wohin soll ich mich wenden? Wo verstecke ich mich? Sein Blick richtete sich panisch in alle möglichen Richtungen, auch nach oben.
    Über dem Wagen verlief das stützende Holzgerüst des Wehrganges der Stadtmauer.
    Ohne lange zu überlegen kletterte Caesium auf den Wagen, reckte sich und bekam den untersten Balken mit einer Hand zu fassen. Zu klein. Er war zu klein, es fehlten nur wenige Fingerbreiten. Er stand auf dem Wagen und die Wachen kamen immer näher, ihre Schritte dröhnten in seinen Ohren, die Lanzen wippten gleichmäßig im Schritt auf und ab.
    Da sprang Caesium nach oben und mit beiden Händen hielt er den Balken umschlossen, er hing in der Luft. Mit einem kräftezehrenden Klimmzug zog er sich auf den Balken, seine Muskeln schmerzten und seine Hände schwitzten. Jetzt bloß nicht runterfallen, dachte sein Unterbewusstsein.
    Dann kletterte er flink zwischen den Balken nach oben und duckte sich, wie eine Taube in ihrem Versteck.
    Nach wenigen Augenblicken trafen sich die beiden Wachgruppen unter ihm, die Anführer grüßten aneinander und besprachen die Geschehnisse der Nacht. Deutlich hörte Caesium, wie einer der beiden von den Kämpfen auf dem Platz berichtete.
    Die Stimmung war gereizt und die Worte wurden mit viel Zorn ausgesprochen.
    Die Bogenschützen konnten leider im Schutze der Nacht entkommen, nicht einer wurde gefasst. Es wurde vermutet, dass es Angreifer von außen waren. Die Verluste der Bovaner waren erheblich, insgesamt starben bei diesem heimtückischen Angriff elf Soldaten und sieben wurden schwer verletzt.
    Caesium bemerkte, dass die Wachen unruhig hin und her schauten, hoffentlich sieht keiner nach oben, dachte Caesium plötzlich. Er kauerte zwar im Dunkeln auf einem Balken, doch wenn einer der Wachen ganz genau hinsehen würde, dann konnte man ihn bestimmt sehen.
    Überraschend löste sich einer der Wachen und ging Richtung Mauer, seinen Schild zurrte er auf dem Rücken fest und übergab seine Lanze seinem linken Nebenmann, dann öffnete er seine Hose und erleichterte sich. Deutlich war das plätschern zu hören.
    Caesium verdrehte innerlich die Augen, wie die Tiere, dachte er abstoßend. Nachdem die Wache ihr dringendes Bedürfnis erledigt hatte reihte sie sich wieder ein.
    Dann verabschiedeten sich die Anführer und beide Gruppen nahmen ihre vorherige Tätigkeit wieder auf.
    Als beide Gruppen verschwunden waren, löste sich Caesium aus seinem Versteck und hangelte sich über die Brüstung des Wehrganges, dort hockte er sich hin und schaute sich rasch um, doch niemand war zu sehen. Dann blickte er über die Mauer auf das freie Feld unter ihm, dass von vielen Zelten bedeckt wurde. Erst jetzt sah „Strahlendes Element“ wie viele es waren, Hunderte müssen es gewesen sein, sagte er später.
    Wie soll ich hinunter kommen? Für einen Sprung war die Mauer zu hoch, er würde sich alle Knochen brechen. Da fiel ihm ein Zelt auf, dass etwas näher an der Mauer stand als die anderen. Es war ein Rundzelt, wie bei den Nomaden üblich, es bestand wahrscheinlich aus Leinen oder einem anderen wetterfesten Stoff.
    Ohne lange zu zögern sprang „Strahlendes Element“. Er landete auf dem Zeltdach, dass augenblicklich nachgab und in sich zusammenfiel, doch der Sprung von Caesium wurde abgefedert, er landete auf etwas Weichem.
    Niemand schrie oder zeterte. Es war ein Lagerzelt für die verschiedensten Güter eines Händlers.
    „Strahlendes Element“ befreite sich vom Stoff und suchte schnellstens sein Lager, sie mussten auf der Stelle aufbrechen.......

    Story des Jahrzehnts
    update 16.08.2019



    Schreibt endlich weiter...


    "Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
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  4. #364
    anarchische Grünhaut Avatar von Kermit
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    Zitat Zitat von Des Pudels Kern Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Der Falke Beitrag anzeigen
    Weil so weit ich weiß sind in D auch Lügen meistens von der Meinungsfreiheit erfasst.
    Man kann dich auf diesen Nebensatz durch "weil" Konjunktion reduzieren, Falke. Immer wenn son Ding vom Stapel läuft, weiß selbst der nachsichtigste Leser, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich zurückzulehnen, kurz in sich zu gehen und wichtige andere Tagesgeschäfte zu evaluieren. Mir fiel beispielsweise plötzlich ein, dass ich schon seit geraumer Zeit mal einen abseilen wollte, ohne abzukneifen.

  5. #365
    the cosmos rocks Avatar von Caesium
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  6. #366
    Plagiat! Avatar von Meldok
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    Der Anbetungswürdige schreibt wieder

  7. #367
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Stage Diving made in Bovana

    Sehr gut!

  8. #368
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Die Bovaner

    Kapitel 115

    Hügel



    „Strahlendes Element, mein Pferd ist am Ende. Wir müssen rasten.“,
    „Feuerherz“ fiel mit seinem erschöpftem Reittier zurück. Dann ergriff „Wolfsblut“ ebenfalls das Wort, was er sehr selten tat. „Mein Pferd benötigt eine Pause.“
    Finster schaute „Strahlendes Element“ seine Begleiter an, sie alle waren am Ende ihrer Kräfte und ihrer Ausdauer.
    In den Gesichtern sah er die stetige Entschlossenheit, doch hier und da zeigten sich die ersten Anzeichen von Unwillen und fehlender Zustimmung.
    „Strahlendes Element“ sah nach vorne, zu den ersten sanften Hügeln, die sich leicht am Horizont erhoben.
    Eine Entscheidung musste her und zwar schnell, oder die Gruppe meuterte, dachte Caesium verärgert. Sie waren kurz vor ihrem Ziel und nun hielten einige nicht durch.
    Seit zwei Tagen ritten sie nun ohne Pause durch die südliche Ebene von Bovanien, bestrebt eine größtmögliche Entfernung zwischen sich und der Hauptstadt der Bovaner sich schaffen.

    Nachdem „Strahlendes Element“ von der Mauer gesprungen war, erreichte er das Lager seiner Kameraden, dann ging alles sehr schnell.
    Nachdem alle geweckt wurden, ging das Abbauen des Lagers innerhalb von wenigen Axtwürfen (irokesische Zeiteinheit) von statten. „Strahlendes Element“ ließ den zügigen Aufbau und den schnellen Abbau auf der langen Reise immer und immer wieder üben. Er meinte, es würde ihnen eines Tages das Überleben sichern, wenn sie einen Ort schnell verlassen müssten.

    Nun war es soweit. Jeder wusste genau, was seine Aufgaben waren und in welcher Reihenfolge die Tätigkeiten zu erledigen waren. Sie schafften es ihre Habseligkeiten auf den Packtieren zu verstauen und sich auf ihre Pferde zu setzen, als das mächtige Stadttor sich öffnete und eine Handvoll Soldaten ausspuckte, die mit ihren langen Lanzen auf sie zu hielten.
    Auf dem Wehrgang der Stadtmauer erschienen bovanische Bogenschützen und spannten ihre tödlichen Sehnen, doch die Irokesen galoppierten los und verschwanden in der Nacht. „Strahlendes Element“ zügelte sein treues Pferd und blickte noch mal zurück, die Bogenschützen lösten ihre seelenlose Fracht und zogen den nächsten Pfeil aus ihrem Köcher, die Lanzenkrieger stürmten durch das Lager der Händler und Reisenden und nahmen wenig Rücksicht auf die Bewohner der Zeltstadt. Diese erwachten bei dem Lärm der Rüstungen, der Befehle und der wütenden Schritte, Hunde bellten, Packtiere gerieten in Panik.

    Die Pfeile schlugen vor „Strahlendes Element“ in den trockenen Boden, ohne Schaden anzurichten. Caesium beugte sich hinunter und griff nach einen der verschwendeten Pfeilen, er war aus einem schlechtem Holz und die Federn am Ende standen falsch zur Flugrichtung.
    „Ihr Anfänger, so erobert ihr nicht die Welt!“, dabei brach er den Pfeil entzwei und warf ihn auf den Boden, dann galoppierte er lachend hinter seiner Karawane her.

    „Also gut, absitzen, wir gehen zu Fuß weiter, ich will die Hügelkette erreichen, bis die Sonnenscheibe hinter dem Horizont verschwunden ist.“

    Mit diesen Worten sprang „Strahlendes Element“ von seinem Reittier und zog es hinter sich her, nachdem er sich vergewisserte hatte, dass alle aus der Gruppe es ihm gleich taten und zusammenblieben.
    Nach wenigen Schritten kam sein Sohn „Starker Bär“ zu ihm und ging an seiner Seite.
    „Vater, was ist in der Stadt geschehen, dass wir so schnell aufbrechen mussten?“
    „Chaos, mein Sohn. In Bovana herrscht das Chaos.“
    „Das verstehe ich nicht.“

    „Ich auch nicht.“ ,
    dabei lächelte er seinen Sohn zu und amüsierte sich über das verduzte Gesicht, was „Starker Bär“ nun machte.
    „Ich meinte, warum werden wir verfolgt?“
    „Strahlendes Element“ nahm die Rolle, in der sich die Karte befand, von seinem Gürtel und hielt sie in der Hand.
    „Deswegen, mein Sohn. Jemand will die Karte haben, ohne etwas anzubieten.“
    „Pahh,....Betrüger! Diesen König sollte man aufknüpfen, kennt keine Gastfreundschaft.“

    „Wer sagt denn, dass die Häscher des Königs hinter mir her waren?“
    Wieder schaute „Starker Bär“ irritiert. „Wer denn sonst?“
    „Ich befürchte, wir sind gerade rechtzeitig gekommen, um einen beginnenden Bürgerkrieg in seiner Entstehung zu bewundern.“
    „Aber wer kämpft gegen wen?“
    „Mein Sohn, nicht auf alle Fragen gibt es eine Antwort. Und nun schau nach dem Rechten, ich will, dass niemand zurückfällt.“
    „Ja, Vater.“, mit dieser Antwort ließ sich „Starker Bär“ zurückfallen und schaute umsichtig zu der erschöpften Karawane.
    Ein wenig Stolz wuchs in „Strahlendes Element“, als er seinen Sohn sah, wie er die Sklaven anhielt die Abstände zu verkürzen und Güter auf den Pferden zu kontrollieren, ob sie noch festgezurrt waren.

    „Strahlendes Element“ spürte die Müdigkeit in seinen Gliedern, die Ereignisse der letzten Tage waren sehr strapazierend, für sie alle. Er steckte die wertvolle Karte wieder ein und dachte lange an seine Familie im fernen Salamanca.

    Am Abend erreichten die müden und abgekämpften Indianer die ersten Ausläufer des ligurischen Hügellandes, die Sonnenscheibe war beinahe vollständig verschwunden und die Wärme des Tages schwand allmählich. Hier und Da zeigten sich die ersten funkelnden Sterne, es würde eine klare aber kalte Nacht werden.

    Sie umrundeten den ersten Hügel und fanden schnell eine Quelle, an der sie rasten wollten. Das klare Wasser sprudelte aus einer Felsspalte und floss dann hangabwärts in Richtung Süden.

    Der Lagerplatz war gut ausgesucht, bot er doch ausreichend Schutz vor dem auffrischenden Westwind und vor unliebsamen Besuchern. Das kleine Tal hatte zwei Zugänge, so dass eine schnelle Flucht gesichert war.
    Die Packtiere wurde von ihrer Last befreit und an die Quelle geführt, gierig sauften das kühle Nass. Die Zelte wurden errichtet und die Pferde mit frischem Grass versorgt.
    Als „Strahlendes Element“ den Befehl aussprach keine Feuer anzuzünden, kam es beinahe zu einer Schlägerei zwischen „Strahlendes Element“ und seinem Neffen „Feuerherz“ der seinem Namen alle Ehre machte.
    Er wurde von „Strahlendes Element“ mit einem gekonnten Faustschlag ins Gesicht in den trockenen Staub befördert, dort blieb er benommen liegen.
    „Strahlendes Element“ ging angewidert weg, er ertrug den Anblick seines missratenen Neffen nicht weiter.

    „Am Rande des Lagers schritt er auf den Hügel und schaute nach Norden, dort schimmerten am Horizont die Lichter der bovanischen Stadt.
    „Er ist ein Hitzkopf, und er wird es immer bleiben.“
    „Strahlendes Element“ zuckte leicht, hatte er „Silbersterns“ Kommen nicht bemerkt.
    „Silberstern“ musste schmunzeln, es machte ihm immer einen Riesenspaß sich an seine Freunde anzuschleichen.
    „Musst du mich jetzt so erschrecken?“, der Tonfall deutete auf den zurückliegenden Ärger hin, doch „Silberstern“ achtete nicht darauf, kannte er doch „Strahlendes Element“ seit seiner Jugend.

    „Silberstern“ war ein guter Freund von Caesiums Vater, gemeinsam hatten sie gegen die barbarischen Waldindianer gekämpft.
    „Gram dich nicht, es ist nicht deine Schuld, dass aus dem Burschen nichts wird, dafür trägt sein Vater die Verantwortung.“

    Der Vater von „Feuerherz“ war sein Schwager „Bärenherz“, dieser hatte die Schwester von „Strahlendes Element“ geheiratet, sie war der Preis für den Frieden zwischen den Clans. „Morgenwind“ war verzweifelt als sie davon erfuhr und Caesium ebenso, war sie doch seine Lieblingsschwester. Als sie ihm bat ihren Sohn mitzunehmen, damit aus ihm ein richtiger Krieger würde, sagte er natürlich zu, doch er kannte „Feuerherz“ und wusste, dass es nicht einfach werde würde.

    Das ungestüme Temperament hatte „Feuerherz“ von seinem cholerischen Vater geerbt, der sich mit seinem Verhalten viele Feinde geschaffen hatte.
    „Danke für deine Worte, doch ich fühle mich mitschuldig, habe ich es doch nicht geschafft aus dem Narr einen mutigen Krieger zu machen.“
    „Du gibst dir die Schuld dafür? Sei kein Narr! In deinem Innersten weißt du, dass der Junge irgendwann an seinem falschen Stolz zugrunde gehen wird. Du hast alles getan, was du konntest, aber gegen die Kräfte der Natur und des Blutes gibt es kein Rezept.“
    „Aber er ist auch ein Teil von meinem Blut, meine Schwester ist seine Mutter und „Morgenwind“ ist so anders als er.“
    „Das stimmt, doch nicht immer herrscht ein Gleichgewicht, eine Seite dominiert die andere, so war es und so wird es immer sein.“

    Caesium schaute seinen alten Freund lange an, es war nicht die Art von „Silberstern“ unsinnige Worte zu wechseln, wenn er etwas sagte dann war es die Wahrheit.
    Viele Falten hatten Besitz von „Silbersterns“ Gesicht genommen, das dünne Haar wurde langsam grau und die ehemals weißen Zähne fehlten zum größten Teil, doch seine Erfahrung, sein Verstand war stets hellwach und er genoss den höchsten Respekt bei den Mitgliedern der Karawane.
    „Du hast recht, alter Mann.“ ,nun schmunzelte „Strahlendes Element“, wusste er dich, dass „Silberstern“ es nicht gerne hörte, wenn man ihn einen alten Mann nannte.
    Doch dieses Mal blieb er ruhig.
    „Eines Tages, wirst du auch ein alter Mann sein „Strahlendes Element“ und deine Enkel werden dich unentwegt nerven.“
    Mit diesen Worten verließ „Silberstern“ den Hügel und marschierte langsam zurück in das Lager.
    Caesium sah seinem alten Freund noch lange nach.....
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    Story des Jahrzehnts
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  9. #369
    liebt Falken... Avatar von Mucki
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  10. #370
    religiöser Eiferer Avatar von Missionar
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    Die armen armen Irokesen. Die kommen doch viel zu gut weg! Man könnte ja glatt glauben, sie hätten gesiegt und dann die Geschichte geschrieben Und was ist nun mit der Frau vom Element. Die müßte doch eigentlich jetzt sterben Vielleicht war das genau das Ziel vom s.Element..der Pöse der

  11. #371
    Der einzig wahre Falke Avatar von Hawkeye
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    Zitat Zitat von Missionar
    Die armen armen Irokesen. Die kommen doch viel zu gut weg! Man könnte ja glatt glauben, sie hätten gesiegt und dann die Geschichte geschrieben Und was ist nun mit der Frau vom Element. Die müßte doch eigentlich jetzt sterben Vielleicht war das genau das Ziel vom s.Element..der Pöse der
    Die Indianer sind doch immer die Guten........

    Die Bovaner

    Kapitel 116

    Feinde


    Nacht.
    Die flimmernden Punkte am samtschwarzen Himmel schauten herab auf eine schlafende Welt, der Morgen war noch fern. Das Lager der Indianer lag friedlich eingebettet zwischen den sanften Hügeln, sie schützten die ruhenden Krieger vor bösen Geistern und heimtückischen Blicken ihrer Feinde.
    „Flinker Hirsch“ zog sein Bärenfell vorne noch enger zusammen, es war kalt.
    Bitterkalt.
    Die Wärme des Tages war der schleichenden Kühle der Nacht gewichen, diese lag über dem Land, wie ein altes Leichentuch.
    „Strahlendes Element“ hatte es untersagt ein wärmendes und sicheres Feuer zu entzünden, er wollte ihre möglichen Verfolger nicht anlocken.
    „Flinker Hirsch“ und die anderen respektierten seine Anordnung, doch lieben würden sie ihn dafür nicht. Ein Indianer kennt kein Schmerz. Was für ein dumme Lüge.
    „Flinker Hirsch“ fror erbärmlich, seine Finger waren schon blau angelaufen und seine wenigen Zähne klapperten zu einem imaginären Rhythmus von Kriegstrommeln.

    Das Bärenfell sollte die Körperwärme halten, doch mit der Zeit wurde der Umhang löchrig und durchlässig, nun kroch die Kälte der Nacht durch die feinen Ritzen und Spalten und peinigte den mutigen Krieger. Ihr Ahnen, gebt mir Kraft, dachte „Flinker Hirsch“, damit ich meine Wache durchstehe. Er hatte vor einer gefühlten Ewigkeit „Wolfsblut“ abgelöst, dieser hatte nur den Beginn die frostigen Nacht erleben müssen. Mit einem Lächeln huschte „Wolfsblut“ in das Zelt und genoss die Wärme des Lagers, auf dem vorher „Flinker Hirsch“ lag.
    Nun kauerte der erfahrene Krieger auf einem der umliegenden Hügel und lauschte hinaus in die schattenlose Nacht.
    Ein wohliges Feuer. Die Gedanken kreisten immerzu, den Wunsch eines knisternden Lagerfeuers zu beobachten. Vor seinem geistigen Auge sah „Flinker Hirsch“ die lodernden Flammen, den beißenden Rauch und die knisternden Holzstücke, die in der heißen Glut lagen, dazu die angenehme Wärme, die durch jede Hautfalte in den Körper gelang. Ein innerliches Seufzen.
    Da schreckte „Flinker Hirsch“ zusammen. Unbewusst versuchte er intensiver zu lauschen, er nahm seine Lanze, die neben ihm auf dem erdigen Grund lag, langsam auf und spannte seine klammen Muskeln an, bereit sich zu verteidigen.

    Er hörte leise Schritte. Ein Tier? Ein Mensch? Ein böser Geist?
    Leise und unendlich langsam erhob sich „Flinker Hirsch“, er wollte so wenig Geräusche, wie möglich. Wenn dort jemand in der Finsternis umherläuft, dann wollte der Irokese ihn zuerst finden.
    Die hölzerne Lanze im Anschlag, leicht nach vorn gebeugt, stand „Flinker Hirsch“ auf dem Hügel und lauschte erneut. Er tat einen Schritt nach vorn, blieb stehen und lauschte erneut. Vorsichtig drehte sich „Flinker Hirsch“ nach links, um einen Blick auf das schlafende Lager zu haben. Die Zelte waren in einem Halbkreis aufgestellt und die Pferde waren mit vielen Seilen an einem Balken angebunden. Der Proviant, der nicht in die Zelte passte, war zu einem kleinem Stapel aufgehäuft worden .Da ist doch jemand, dachte er. Eine Gestalt huschte durch das Lager. Doch bevor „Flinker Hirsch“ Alarm geben konnte, brach im Lager das Chaos aus.......

    In Bovana

    Der Hohepriester von Bovana Missionar-ak lief im großen Zentraltempel auf und ab, er griff sich mit seiner knöchrigen Hand immer wieder an das Kinn, blieb stehen und dachte an die Möglichkeiten, die ihm noch blieben. Die Gefangennahme von Caesium, dem Indianer, konnten seine Bogenschützen vereiteln, doch nur unter dem Frevel des Brudermordes.
    Aber es war nötig und gerecht, dachte Missionar-ak sofort, für eine gute Sache. Doch seine Feinde waren nun gewarnt und aufgeschreckt, sie wussten nun, dass ihm etwas an dem barbarischen Indianer lag. Sein Gegenspieler würde nun alles in Bewegung setzten, um ihm zuvor zu kommen. Das dar nicht geschehen, dachte der alte Priester, ich muss unbedingt die Karten bekommen, um sie als Druckmittel gegen seinen Widersacher einzusetzen.
    Die Moral muss wieder wieder Einzug halten in das Zentrum der Macht und Bovana soll wieder der religiöse Mittelpunkt des Kosmos werden. Doch einen Schritt nach dem anderen, Vorsicht und Geduld sind wichtigsten Pfeiler des Planes. Da betrat sein Diener Jordrak den Tempel und blieb einige Schritte vor seinem Herrn stehen, dann verbeugte er sich tief, als Zeichen der Unterwerfung und Loyalität.
    Mit einem Wink deutete der Priester seinen Diener an, zu sprechen. „Mein Herr, ich bringe keine guten Nachrichten.“
    „Was ist geschehen?“
    „Bei dem Angriff auf die Soldaten des Königs, sind zwei Bogenschützen zu Tode gekommen.“
    „Jordrak, was willst du? In einem Krieg gibt es Verluste, solange sie hinnehmbar sind ist kein Opfer umsonst. Vergrabt ihre Leichen und betet für sie.“
    „Aber, mein Herr....“,Jordrak stockte, als wenn er einen rächsüchtigen Geist gesehen hätte, der ihm nach dem Leben trachtet. Seine Lippen waren ganz trocken und auf seiner Stirn zeigten sich die ersten Schweißtropfen, dazu fummelte er nervös an dem Saum seines Umhanges.
    „Was noch?“,Missionar-ak wurde langsam wütend. Erst die Unterbrechung seiner Gedanken und nun stammelt sein Diener etwas von toten Bogenschützen.
    „Herr,....es waren nicht unsere Bogenschützen.“

    Nun musterte Missionar-ak seinen Diener genauer und dessen Gemütszustand, er lief die Treppen hinunter und fasste Jordrak unsanft an den Armen.
    „Rede, du unwürdiger Wicht, so spreche es aus!“, dabei schüttelte er seinen Diener fest und seine Finger gruben sich in die leidenden Arme seines treuen Dieners, so dass dieser leicht aufschrie.
    Mit lauter Stimme vor Schmerzen sagte er: “Mein Herr, es sind Sarimiden!“
    Stille.

    Missionar-ak sah seinen ängstlichen Helfer an und verstand aufeinmal dessen Furcht, die in seinen Augen deutlich hervortrat.
    Nach etlichen Atemzügen fand Missionar-ak seine Stimme wieder, doch war sie nun eher ein Flüstern.
    „Sarimiden?“
    „Ja, Herr. Die Toten trugen ihr Zeichen auf der Brust, die Flammen des Raistlin-ak.“

    Schnell sprach der Diener einige Schutzformel auf, um sich gegen den Zauber des Herrn der Flammen zu wappnen.
    Missionar-ak löste sich von seinem Lakai und taumelte zur Treppe, dort musste er sich hinsetzten, seine Knie gaben nach, er verlor für einen Augenblick sämtlich Kraft aus seinem Körper, so als würde sie herausgezogen, wie eine Mücke Blut saugt.
    Leise sprach er Namen des Ersten Jüngers aus. „Sarim“ , ein Name voller Grauen, Hass und Tod.
    Seine Anhänger verstecken sich in dunklen Höhlen, in abgelegenen Steppen oder in den wuchernden Städten, sie sind überall. Sie folgen dem Ruf ihres Meisters, der alle paar Jahrzehnte in Form eines Kometen am Firmament vorbeizieht und ein weitsichtbares Signal an die Gläubigen des Flammenkultes gibt, sich zu erheben.

    Dann brechen Heerscharen von Fanatikern aus ihren Verstecken und fallen über das Land her, um den Göttern der Unterwelt, Kharak, und seinem Verbündeten, dem Herrn der Flammen, Raistlin-ak zu huldigen.
    „Wo sind die Toten jetzt?“, leise fragte der Hohepriester.
    „Sie sind in einem Lagerhaus am Rande der Stadt, die Leichen werden streng bewacht.“
    „Gut, ich will sie sehen.“ Jordrak nickte und wollte schon gehen, doch sein Herr hielt ihn an zu bleiben.
    „Du weißt was es bedeutet?“
    „Was meint mein Herr?“
    „Das Auftauchen der Sarimiden.“
    „Nein, Herr. Der Komet erscheint erst in 37 Jahreswechseln, sie zeigen sich zu früh.“
    „Stimmt, der Sarim kommt erst in siebenunddreißig Zyklen, und doch sind seine Jünger aktiv, doch warum? Diese Frage gilt es zu beantworten.....“

    Story des Jahrzehnts
    update 16.08.2019



    Schreibt endlich weiter...


    "Ich habe nach dem Spiel in der Kabine viele verwirrte Menschen getroffen."
    Kiel-Trainer Ole Werner am 13.01.21 nach dem Sieg gegen Bayern München


  12. #372
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  13. #373
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    Die Bovaner

    Kapitel 117

    Blut


    Chaos.
    Die dunkle Nacht erwachte auf den umliegenden Hügeln, große Gestalten erschienen mit lodernden Fackeln und trommelten mit Kriegswaffen gegen ihre Schilde oder hämmerten auf den staubigen Boden. „Flinker Hirsch“ konnte nicht verstehen, was er sah. Es waren vielleicht fünfzig Krieger, die mit Lanzen, Kriegskolben und Kurzschwertern bewaffnet waren, dazu stimmten sie einen infernalischen Kriegsschrei aus, den „Flinker Hirsch“ noch nie in seinem Leben vernahm. Es lief ihn kalt den Rücken runter, deshalb griff fester nach seiner Lanze und stürmte den Hügel hinunter, um seinen Freunden beizustehen, dabei achtete er nicht wohin er trat.

    Nun erwachte das Lager, die Irokesen und ihre Sklaven stürmten halbnackt aus ihren Rundzelten, in ihren Händen die kampferprobten Waffen der indianischen Völker, den Tomahawk und die Stoßlanze. „Strahlendes Element“ und „Kleiner Bär“ liefen gemeinsam aus ihrem Schlafzelt, da sahen sie auf zwei der Hügel die unbekannten Männer wild herumschreien, dazu tanzten einige, andere ließen ihre Fackeln kreisen, wie bei einer Prozession. Aus der Entfernung sahen die Krieger wie Dämonen aus, die Haare mit Kalk nach oben frisiert, die freien Oberkörper mit schaurigen Bildern bemalt. „Strahlendes Element“ löste sich aus seiner Überraschung und lief zurück in das Zelt, schnappte sich die Karte und rannte in das Freie.
    „Kleiner Bär!“
    „Ja, Vater?“
    „Ich habe einen Auftrag für dich!“
    „Kleiner Bär“ sah die Rolle mit der Karte und wusste sofort, was sein Vater von ihm verlangte. Wut und Ablehnung stiegen empor und suchten die richtigen Wort, als sein Vater ihm zuvor kam. „Strahlendes Element“ packte seinen Sohn an den Schultern und blickte tief in die dunklen Augen.
    „Hör mir gut zu! Ich weiß, du willst kämpfen. Du kannst kämpfen, du bist ein großer Krieger, der Sohn von großen Häuptlingen. Doch manchmal gibt es Aufgaben, die genauso wichtig sind, wie das Töten seiner Feinde.“
    „Vater, tu mir das nicht an, ich will an deiner Seite kämpfen oder sterben.“
    Hilflos suchte „Kleiner Bar“ in den Augen seines Vaters ein Zeichen des Zurückweichens, doch diese schauten freundlich aber doch hart und bestimmend.
    „Nein! Nimm die Rolle und reite nach Bovana zum König, berichte ihm was hier geschah, wenn wir überleben dann kommen wir nach.“
    „Strahlendes Element“ rief einen der Sklaven herbei, er solle das schnellst Pferd holen und für „Kleinen Bär“ vorbereiten.
    „Kleiner Bär“ wollte zu einem letzten verzweifelten Versuch ansetzen, seine Lippen öffneten sich schon, da schlug Caesium ihm in das Gesicht. Zorn und Überraschung.
    „Sei kein Narr! Wen soll ich wegschicken, wen kann ich mit dieser Aufgabe betrauen?
    Du bist der geschickteste Reiter von uns allen und du wirst lange reiten müssen, sie werden dich verfolgen, bis vor die Toren von Bovana. Und nun, nimm die Rolle!“

    „Kleiner Bär“ nahm die Rolle nur sehr zögerlich und hing sie um, dann bekam er noch zwei Trinkschläuche und ein wenig Proviant, da erschien bereits der Sklave mit dem Pferd. Es war „Adlerschwinge“ das Pferd von Caesium.
    „Kleiner Bär“ sprang auf den Rücken des Pferdes, band seine Haare zusammen und dann wurden seine Augen feucht.
    „Ist schon gut mein Sohn!“ Mit einem Lächeln drückten sie sich die Hände, dabei wurden die Unterarme fest umklammert.
    „Jetzt reite, wie der Wind und zeig, was ich dich gelehrt habe, wir geben dir Feuerschutz, Reite bis nach Bovana und dreh dich nicht um. Hast du mich verstanden?“

    „Kleiner Bär“ nickte, da surrte ein Pfeil heran und bohrte sich in den freien Oberkörper des Sklaven, ein erstaunter Blick, ein griff an den Schaft, da sackte dieser auch schon zusammen.
    „Strahlendes Element“ gab seinem Pferd einen harten Klaps und „Adlerschwinge“ galoppierte davon, durch die Menge der heranlaufenden Wilden, diese sprangen zur Seite und „Kleiner Bär“ preschte durch die entstehende Gasse.
    „Silberstern“ und „Feuerherz“ ließen ein paar Pfeile auf die Feinde niedersausen, diese vollführten ihren tödlichen Auftrag, danach verschwand „Kleiner Bär“ in der Dunkelheit. „Lebe wohl mein Sohn, mögen dich unsere Ahnen beschützen und leiten!“

    Caesium hatte die kaum hörbar Worte gesprochen, nur ein stillen Flüstern.
    Dann stürmten die feindlichen Krieger in das Lager und ein gnadenloses Morden nahm seinen Lauf.
    Ein Barbar löste sich aus dem Angriffsmob und stürmte kreischend auf Caesium zu.
    „Hoka Hey!“ ,heute ist ein schöner Tag zum Sterben, dachte Caesium und erwartete den Schlag seines Gegners.

    „Strahlendes Element“ ergriff seinen Tomahawk und parierte den Schlag eines Feindes, der versuchte mit einem Streitkolben seinen Schädel einzuschlagen, doch Caesium erkannte die Absichten seines Gegenübers, er drehte sich flink, verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und schlug mit seinem Beil in die offene Flanke des Mannes und traf das Hüftgelenk, das mit einem Krachen und Splittern auseinander flog. Der Getroffene schrie verzweifelt auf und fiel augenblicklich auf seine Knie, sein Schreien wurde immer infernalischer, er verdrehte die Augen und seine Blase entleerte sich. Da schlug Caesium erneut zu und trieb seinen Tomahawk in den kahlrasierten Schädel, Blut und graue Gehirnmasse spritze in alle Richtungen.

    Der Körper zuckte noch einmal, dann fiel er schlaff nach vorne.
    Caesium hatte keine Zeit sich sein Opfer genauer anzusehen, denn nun stürmten zwei Gegner gleichzeitig auf ihn ein. Der linke hielt eine Lanze in den Händen und rannte auf Caesium zu, während der andere mit kreisenden Bewegungen seines Kurzschwertes versuchte den Indianer zu treffen, dabei lachten und grinsten beide höhnisch. Mit ihren gekalkten Haaren und den fanatischen Augen sahen sie aus, wie die Geister der hingerichteten Diebe und Feiglingen aus den indianischen Sagen.

    Caesium tat etwas vollkommen unerwartetes, er warf seinen Tomahawk nach dem Lanzenträger und traf ihn genau am Hals, das fliegende Beil zertrümmerte den Kehlkopf des Kämpfers und hinterließ eine blutige, klaffende Wunde. Der Unglückliche röchelte und Blut rann über seinem muskulösen Oberkörper, dann raffte ihn der Blutverlust dahin und wieder freute sich die Unterwelt auf eine neue Seele.
    Nun hatte Caesium keine Waffe mehr, denn seinen Dolch hatte er in der Eile im Zelt vergessen, schnell sprang er zu seinem Opfer und zerrte an der Lanze, die unter dem Toten lag. Der Krieger mit dem kreisenden Küchenmesser, war für einen Augenblick unschlüssig, wie er nun gegen einen waffenlosen Krieger vorgehen sollte, doch Caesium konnte die Lanze bergen und nun stürmte er auf den Schwertkämpfer zu. Dieser versuchte nun mit einer Mischung aus zurückweichenden Schritten und parierenden Schlägen sein Ende hinaus oder abzuwenden. „Strahlendes Element“ piekste, stieß und jagte mit seiner Lanze den Gegner vor sich her. Schließlich konnte der Feind nicht mehr ausweichen und prallte mit dem Rücken gegen eines der Zelte und Caesium rammte ihn die Lanze in den ungeschützten Unterleib. Ein stöhnender Laut kroch aus der Lunge des Todgeweihten und blubbernder roter Schaum quoll aus dem Mund.
    Dann endete sein Leben.

    Caesium zog die Lanze aus seinem Opfer, so dass die Leiche auf die Erde sank, dann lief Caesium zurück zu seinem ersten Opfer und barg seinen Tomahawk.
    Dabei dachte er, wenn sein Vater gesehen hätte, wie er seine einzige Waffe fortwarf, dann hätte er sich unendlich viele Vorwürfe anhören müssen. „Hat man nur eine Waffe, dann wirft man diese nicht!“, den ernsten Blick hatte Caesium nun vor Augen und schämte sich ein wenig, doch nun musste er versuchen am Leben zu bleiben, um dann seinem Sohn zu helfen.
    Dann griff er den nächsten bemalten Unhold an.

    Stunden später.
    Die Sonne zeigte sich schon am Horizont und färbte den Himmel in einem traurigschönen Rot. Nur wenige Wolken zeigten sich am Westhimmel und nahmen die Farben der Sonnenscheibe auf. Sogar einige Vögel in der Luft zwitscherten und spielten ihr fröhliches Lied.
    Es könnte ein schöner, warmer Tag werden, wenn nicht das schreckliche Bild von Tod, Leichen und Blut gewesen wäre. Das Lager war ein Trümmerhaufen, die Rundezelte verbrannt durch die brennenden Pfeile, die von den Angreifern auf den Hügeln abgeschossen wurden. Die Pferde wurden entweder getötet oder sind in Panik in die Steppe hinaus galoppiert, unauffindbar. Die Fuhrwerke lagen umgeworfen auf der Seite und der Proviant war nun durch das Morden ungenießbar geworden.
    An manchen Leichen zeigten sich die ersten Fliegen, und die Geier kreisten hoch am Himmel. Die Erde war rot, wie die Sonne am Horizont

    Der Kampf war vorüber und „Strahlendes Element“ hatte ihn mehr oder weniger überlebt.
    Er hatte aus den unzähligen Kämpfen und ein ernste Verletzung davon getragen. Eine Unachtsamkeit führte dazu, dass ein Lanzenträger es schaffte ihn mit der Spitze am Unterleib zu treffen, nicht tief, doch hatte sie Caesium fortan im Kampf behindert und seine Wendigkeit war eingeschränkt. Er konnte sich bei seinen Gegner revanchieren und ihn mit seinem Tomahawk den rechten Arm abhaken.
    Danach zerhakte „Strahlendes Element“, in wirrer Wut und angestachelt durch die Schmerzen, den Toten mit der Klinge seines Beils.
    Die Raserei endete erst, als alle Angreifer tot oder sterbend im Gras lagen. „Silberstern“ kümmerte sich um die Wunde von „Strahlendes Element“, er legte schmerzstillende und heilende Kräuter auf die offene Wunde und verband diese mit einem hellen Leinentuch. Caesium kniff die Lippen zusammen, der Schmerz war unbeschreiblich.

    „Ich glaube es ist kein wichtiges Organ verletzt, du kannst den Ahnen danken, dass du noch lebst!“
    ,unglaublich müde klangen die Worte von „Silberstern“, der abwehrende Kampf hatte viel Kraft gekostet.
    Und auch viele Leben. Nach dem Kampf hatte sich Caesium einige der Angreifer angesehen und entdeckte bei allen das gleiche Zeichen. Ein lodernde Flamme auf dem Oberkörper, wie bei den beiden Bogenschützen in Bovana. Caesium fragte sich die ganze Zeit, wer diese Männer waren, welchem Stamm sie angehören. Und warum griffen sie ihn und seine Leute an? So viele Fragen und keine Antworten.
    Dann blickte Caesium traurig umher.

    Die Karawane bestand praktisch nicht mehr, mehr als die Hälfte seiner Gefährten war gefallen und auf dem Weg zu ihren Ahnen.
    „Feuerherz“ wurde von einem Pfeilhagel regelrecht durchbohrt, „Flinker Hirsch“ erlag seinen schweren Kopfverletzungen, die durch einen Streitkolben verursacht wurden.
    „Wolfsblut“, „Rote Feder“ und „Tapferer Wolf“ konnten nur noch an ihren Armreifen erkannt werden, ihre Köpfe wurden abgeschlagen und blieben verschollen. Die übrigen starben im Kampf.
    Nur „Strahlendes Element“, „Silberstern“ und „Mutiger Hirsch“, sowie einige Sklaven überlebten das Gemetzel.

    „Wir hätten mehr Wachen aufstellen sollen, wie dumm von mir?“
    „Silberstern“ überhörte den trübseligen Unterton, er hatte keine Lust und Kraft zu einer langanhaltenden Diskussion. Er musste sich setzten, seine Knie waren ganz weich und seine Lunge brannte. Er hatte mehrere Schnittwunden und eine Platzwunde am Kopf, sein Schädel dröhnte, wie nach eine berauschten Nacht im Wigwam. Doch er lebte und dankte seinen Ahnen und Schutzheiligen still, doch richtige Freude kam nicht auf, waren doch zu viele Indianer gestorben.
    Einer der Sklaven reichte einen Schlauch mit Wasser und die überlebenden Krieger wuschen sich die verkrustete Blutschicht vom Körper, so gut es ging. Danach tranken sie. Als „Strahlendes Element“ den Schlauch weiter reichte, wollte er sich vom Stroh erheben, doch „Silberstern“ drückte ihn unsanft hinunter.
    „Was fällt dir ein? Ich muss „Kleinem Bär“ nachreiten, ich hab es versprochen.“
    „Ich weiß, aber wenn du jetzt gehst, dann stirbst du, bevor die Sonnescheibe ihren Zenit erreicht und meine Verbände und Arbeit waren umsonst.“
    „Ich werde gehen.“
    „Niemals!“ , wütend stand „Silberstern“ über seinem Freund und ballte die Fäuste vor soviel Unvernunft.
    „Geh mir aus dem Weg, alter Mann. Ich werde meinen Sohn nicht allein lassen, ich habe es ihm versprochen.“
    Da musste „Silberstern“ auf einmal lachen, er wusste nicht warum, er konnte auch nicht mehr aufhören. Die Anspannung der letzten Stunden suchte sich ein Ventil.
    „Lach du nur, ich werde es schaffen.“

    „Wie willst du ohne Pferd nach Bovana kommen?“, das Lachen erlosch allmählich und „Silberstern“ wischte sich die feuchten Augen.
    „Ich gehe zu Fuß, vielleicht kann ich unterwegs eines der Tiere einfangen.
    Wenn es sein muss krieche ich nach Bovana.“


    Da änderte sich der Gemütszustand von „Silberstern“, nun zeigte sich seine mürrische Zeit, er nahm seine Lanze auf, sowie seinen Dolch, dann schulterte er einen prall gefüllten Schlauch und trat zu „Strahlendes Element“
    „Ich begleite dich, ohne mich fällst du einfach um und krepierst in der Steppe.“Caesium nickte, in seinem Innern war er froh, das sein alter Freund mitkam.
    "Gut."
    Sie regelten die wenigen Aufgaben mit „Mutigen Hirsch“, die Reste des Lagers einsammeln und die toten Indianer beerdigen. Dann sollte „Mutiger Hirsch“ sich zum Fluss durchschlagen und dort Proviant erhandeln und auf die Rückkehr der anderen warten.
    Dann marschierten „Silberstern“ und „Strahlendes Element“ los nach Bovana.
    Es war ein langer Weg.
    Geändert von Hawkeye (06. Juni 2006 um 09:29 Uhr)

    Story des Jahrzehnts
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