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Thema: WW II

  1. #106
    Revoluzzer Avatar von FDJ2
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    Da kann ich brausemaus (ausnahmsweise mal) bedingungslos recht geben..
    ***Hier könnte ihre Werbung stehen!***

    Sind wir heute nicht genau die Menschen, vor denen unsere Eltern uns immer gewarnt haben?

  2. #107
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    Juhu, vielleicht kann ja mal jemand den Titel des Threads ändern - "Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts". Das passt dann schon...

    Aber, warum nicht die Frage anreißen, ob die Masse Nazis waren oder nicht, wobei "Nazi sein" und "für Nazis sein" sicher noch 2 verschiedene Dinge sind.
    Ich denke, diese Frage ist von der Geschichtswissenschaft keineswegs vollständig (und bedingungslos) beantwortet worden.

    Im November 1932 wurden bei den Reichstagswahlen ca. ein Drittel aller Stimmen für die NSDAP abgegeben. Damit war die NSDAP die stärkste Partei, jedoch ziemlich weit entfernt von der absoluten Mehrheit (dem selbstgesteckten Ziel). Anders formuliert: es war die erste große Wahlschlappe nach 1928. Trotz massiver Propaganda und Agitation schwand der Rückhalt der NSDAP. Als Grund wird meistens angegeben, dass die Wählerschaft von der NSDAP enttäuscht war. Dies beruht u.a. auf der Tatsache, dass Hitler im August 1932 jede Beteiligung an einer Regierung unter Papen strikt abgelehnt hat, und sich somit - nach Meinung vieler Wähler - aus der Verantwortung stahl. Die Wählergunst Hitlers war jedenfalls eindeutig wieder im Sinken. Schlussfolgerung: gerade im NSDAP-Lager gab es eine riesige Zahl sog. Wechselwähler. Keine Partei wurde so stark von den verschiedensten Volksgruppen durchsetzt und keine Partei war daher auch solchen enormen inneren Gegensätzen und keiner solch großen Fluktuation ausgesetzt. Zwischen den Reichtstagswahlen vom Juli und November 1932 verlor die Partei nicht nur ein paar Prozentpunkte an Zustimmung, sondern auch Parteiaustritte gab es massenhaft...

    Warum landeten aber überhaupt erst soviele bei der NSDAP?

    An erster Stelle würde ich das Scheitern der demokratischen Parteien auf allen Politikfeldern oder gar des bürgerlichen demokratischen Ideals nennen. Dass die beiden wichtigsten antidemokratischen Parteien, NSDAP und KPD, zusammen eine Mehrheit im Reichtstag stellen konnten, spricht ja durchaus für sich.
    Besonders hervorzuheben, sind dabei sicher die Parteien des bürgerlichen Lagers. Total gescheitert ist aber auch die gemäßigte Rechte selbst. Die DNVP versank gegen Ende der Weimarer Republik in der Bedeutungslosigkeit. Auch Hindenburgs Favoriten Papen, Schleicher & Co. verfügten kaum über Rückhalt in der Bevölkerung (und waren zudem selber antidemokratisch-autoritär eingestellt). Also gingen die Wähler zur nächsten rechten Partei, der erstarkenden NSDAP, die zudem einen charismatischen >Führer< hatte. Sicherlich war Hitler der wirkungsvollste Redner und Propagandist unter allen Politikern der Zeit überhaupt. Dieser Punkt ist enorm wichtig - die Kandidatenfrage entscheidet bekanntlich meist über den Zulauf für eine Partei. Und bei Hitler ist zu sagen: die 33 % fühlten sich keineswegs alle vom 25-Punkte-Parteiprogramm angesprochen, sondern von Hitler.
    (Hier könnten jetzt sicher noch unzählige andere Punkte, warum die Massen nun Hitler gewählt haben; letztendlich stehen die aber sowieso alle mit diesem Punkt in Verbindung ---> Scheitern der Politik)

    Nach 1933 verfügte Hitler nun im Volk über einen riesigen Rückhalt. Ich bin nicht sicher, ob es richtig ist, dies generell auf eine Zustimmung zum Nationalsozialismus zurückzuführen. Vielmehr gab er dem Volk das, wonach es verlangte: Arbeit und Balsam für die nationale Seele. Und ich denke, hier ist dem Volk der größte Vorwurf zu machen: hinter dem Erfolg wurde die Barberei und die Ideologie der echten Nazis schlichtweg übersehen. Abgesehen von denen, die sowieso gegen die Linken und gegen Juden an sich waren, waren die Gegner der Verfolgung zu großen Teilen eben auch von den Erfolgen, wie immer sie auch erreicht worden, überzeugt. Man muss aber auch sagen, dass gerade in der Anfangszeit Hitler relativ mäßigend wirkte. Die radikale Entwicklung ging in der Praxis viel mehr von den echten kleinen Nazis aus, die die nationale Revolution zu vollenden trachteten. Das ist ein sehr interessantes Prinzip der nationalsozialistischen Herrschaft gewesen: geschickt über die Basis bestimmte Aktionen, Radikalisierungen vollzogen, durch Hitler danach etwas gemildert, was jedesmal sein Ansehen in der Bevölkerung verstärkte und ihn als Beschützer gegen die radikalen Elemente erscheinen ließ. Somit konnte schrittweise immer härtere Maßnahmen bspw. gegen die Juden vollzogen werden. Und die waren ja durchaus populär, auch bei Nicht-Nazis. Das ist allerdings, soweit mir das bekannt ist, kein typisch deutsches Phänomen. Antisemitismus ist wohl eine typische Erscheinung in den Nationalstaaten des 19. und 20. Jahrhunderts und lässt sich ja schon aufs Mittelalter zurückführen.

    Eine Erscheinung der Zeit zwischen 1933 und 1939 ist auch, dass die Erfolge der Regierung jeweils Hitler zugute gerechnet wurde, die Misserfolge jedoch nicht auf Lasten der Gunst Hitlers ging, sondern vielmehr anderen in der Regierung in die Schuhe geschoben wurde. Bspw. die Versorgungskrise der Jahre 1935-37 in Folge der schnellen Aufrüstung schadete Hitlers Ansehen überhaupt nicht. Die "Leistungen" Hitlers aber, brachten ihm eine solche Anerkennung, dass letztendlich dem autoritären System im gemeinen Volk der Demokratie der Vorzug gegeben wurde. Die Erfolge führten letztendlich zu einer Identifizierung weiter Teile der Bevölkerung mit Hitler. Indem man sich mit Hitler identifizierte, war natürlich eine Opposition gegen die NSDAP durchaus schwierig, da Hitler ja zugleich der Parteiführer war. Es gibt da ja diesen Spruch von Hess, der sagt "Die Partei ist Hitler, Hitler aber ist Deutschland, so wie Deutschland Hitler ist". Der Versuch, die Massen durch das Prestige Hitlers auf die Seite der NSDAP zu ziehen ist unverkennbar.

    Ein ganz wichtiges Element ist die Propaganda. Der Führerkult wurde natürlich gezielt gefördert. Als Beispiel dafür, wie die Propaganda wirkte, ist doch z.B. die Tatsache zu erwähnen, dass Hitler bis 1939 als absoluter Friedenspolitiker galt - ein Regierungschef, der die deutsche Größe mit einer friedlichen Politik wiederherzustellen trachtete. Dass Hitler den Krieg wollte, war für das Volk bestenfalls zu erahnen, denn die Propaganda suggerierte eher das Gegenteil.

    Nach 6 Jahren Herrschaft, Propaganda und "Erziehung" hatte man dann im Krieg auch noch genügend Fanatiker, wobei das Volk wohl selber eher recht schnell auf den Boden der Tatsachen wieder angelangt war...


    So, ich denke, dass man schon die Zeiten auseinanderhalten sollte, und diese Frage nicht dogmatisch beantworten kann. Aber die Frage, wie Hitler an die Macht kam und wie er Millionen Menschen um die Ecke bringen konnte, ist auch ungemein interessant.

  3. #108
    SchnickSchnack Avatar von Der BeBro
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    Juhu, vielleicht kann ja mal jemand den Titel des Threads ändern - "Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts". Das passt dann schon...
    Brauchen wir ein "History-Forum"?
    Mal abgesehen von sanitären Einrichtungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen, WAS, frage ich euch, haben die Römer JE für uns getan??

  4. #109
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    Ich frag mal Jennifer, wie das mit der Umfrage geht...

  5. #110
    andstaða og kveðjupartý Avatar von Jennifer
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  6. #111
    LIMO-Piepser Avatar von brausemaus
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    Re Kronic

    Hervorragende Analyse, ganz meine Meinung.
    Gruß
    Brausemaus
    Man wird keinen Armen reich machen, wenn man die Reichen arm macht.
    Adam Smith

  7. #112
    HÄÄ?????!?!?!? Avatar von nanaa
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    tschuldigung? darf ich auch mal was sagen?

    also, ich hab nur anfang und ende gelesen, bin zum entschluss gekommen, dass ich eingreiffen muss.
    ---------------------------------------------------------------------------------

    hier stehen dinge, die so nicht richtig sind, wie zB. überlegenheit
    der wehrmacht gegenüber frankreich: die franzosen waren so hoch gerüstet wie noch nie zuvor. sie verfügten über die grösste panzerwaffe der welt! die französishen panzer waren den pzkw I bis III (mehr typen gabe es noch nicht) bis auf die einige wenige pzkw 4 weit überlegen, bestet beispiel char b1.
    dieses monster hatte eine 75 mm kannone und konnte nur mit der 88 flak ausgeschaltet werden. im vergleich dazu verfügte der
    pzkw über zwei 7.60 mm kannonen, der pzkw 2 über eine 20 mm schnellfeuerkannone, der III uber eine 50 mm kannone, und der IV (der kaum beim westfeldzug vorhanden war) über eine 75 mm stummelkannone,

    also kann man sagen,dass die franzosen eine mehr als gute chance hatten die wehrmacht einfach zusammen zuschiessen.

    der krieg ist meiner meinung nach auf dem boden der friedensverträge (man kann von einem diktat sprechen)
    von versailes und st. germain zurückzuführen und ist also nicht dem deutschem volke alleine zuzuschreiben.
    Kommt ein Mann in die Bücherei: "Ich hätte gern
    das Buch "Die Überlegenheit des Mannes".
    Sie: "Phantasie und Utopie im ersten Stock."

  8. #113
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    Alles, was du schreibst, wurde bereits mehr oder weniger gesagt, nanaa.

  9. #114
    Nordlicht Avatar von Hadrian
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    Re: tschuldigung? darf ich auch mal was sagen?

    Original geschrieben von nanaa
    also kann man sagen,dass die franzosen eine mehr als gute chance hatten die wehrmacht einfach zusammen zuschiessen.
    Bleibt nur die Frage wieso sie es nicht gemacht haben.

    Deine Bewertung der französischen Panzerwaffe halte ich zwar für übertrieben, aber etwa gleichwertig waren die Franzosen schon. Die Ausfallrate auf Grund technischer Defekte war bei den Char B1 sehr groß, so daß man diesen Panzertyp nicht allein auf Grund seiner Bewaffnung beurteilen darf. Allerdings waren die Alliierten rein zahlenmäßig den Deutschen sogar leicht überlegen.

    Hauptursache für die erschreckend schnelle Niederlage waren meiner Ansicht nach 2 Faktoren.

    Die französischen Panzer waren in kleinen Gruppen den Infanterieeinheiten zugeordnet. Reine Panzerverbände wie bei den Deutschen gab es nicht. Bei den Deutschen gab es reine Panzerdivisionen die sehr beweglich waren und eine hohe Kampfkraft hatten..

    Der zweite Punkt ist der Umstand das die Franzosen glaubten das sie sowieso gewinnen würden, im 1. Weltkrieg hatten sie es auch. Man ging einfach davon aus das die deutsche Offensive sich irgend wann fest rennen würde und es wieder zu einem Stellungskrieg kommen würde. Die Deutschen hatten aber aus der Niederlage gelernt und die Panzerwaffe gab dem Krieg einen ganz anderen Charakter; es war ein Bewegungskrieg.
    "Alles, was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden.
    Alles, was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen.
    "
    Ludwig Wittgenstein

  10. #115
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    Original geschrieben von BeBro
    Brauchen wir ein "History-Forum"?
    Um im Rahmen der allgemeinen Ich-will-ein-neues-Forum-Hysterie diese Frage noch einmal aufleben zu lassen. Warum nicht ein Forum für Geschichte und Politik?


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