Allein beim lesen dieser Story habe ich Gänsehaut bekommen.....
Eine Geschichte aus Ipswich Town.
Es war ein Spiel der Hinrunde, es war ein (wie so häufig) verregneter September-Nachmittag und einegrottenschlechte erste Halbzeit beider Teams. Demnach stand es zur Pause auch 0:0 und eigentlich war auch keine wesentliche Besserung in Sicht. Die Stimmung war indifferent trübe, weder in die eine noch die andere Richtung. Beide Teams hatten Aufstiegshoffnungen, spielten aber einen fürchterlichen Kick and Rush. Torchancen gab es so gut wie keine und wenn, dann waren es Zufallsprodukte.
Und dann kam, was kommen musste. Charlton ging nach der Pause wie aus dem nichts mit 3:0 in Führung. Alle Hoffnungen waren am Boden. Dauerregen setzte ein. Es
war kalt. Ein gellendes Pfeifkonzert von der Haupttribüne setzte ein. Es war der
Moment, in dem man eigentlich nur das Stadion verlassen möchte um in der
nächstliegenden Kneipe in kurzer Abfolge soviel geistige Getränke wie nur irgend
möglich in sich hineinzuschütten.
Eine Weile passierte gar nichts mehr. Dann schoss Charlton das vierte Tor. Und
dann setzte etwas ein, was Paul beim Erzählen die Tränen in die Augen trieb.
Reihe um Reihe, Block um Block erhoben sich die Zuschauer und fingen an zu
singen.
„And all of a sudden, just out of nowhere, we sang. Everyone, on every seat, there was just no exception. It was incredible, totally unexplainable and overwhelmingly loud…”.
Von der 60. Minute an bis zum Ende des Spiels sangen die Zuschauer in einer
todesverachtenden Endlosschleife immer wieder abwechselnd “The Pride of Anglia”
und “Ipswich Till I Die”. Ohne jede Ausnahme und unter Missachtung des
Spielverlaufs und der erbärmlichen Leistung der eigenen Mannschaft. Das führte
soweit, dass der Spielführer von Charlton (die nicht unbedingt eine innige
Beziehung zu Ipswich Town pflegen) sich bei einem Eckball zu den Ipswich-Fans
umdrehte, einmal kurz salutierte und dann applaudierte. Worauf die Gesänge noch
lauter wurden und bis zum Schlusspfiff nicht nachließen. Das Spiel ging 1:5 verloren, was aber niemanden mehr interessierte.
„Ich glaube, was uns allen in diesem Moment klar wurde, war, dass es hier nicht
mehr um die Unterstützung der Mannschaft ging. Es ging um uns und unseren
Verein. Wir hatten schon zu Beginn der Saison wenig Vertrauen in das, was da
nach dem Abstieg übrig geblieben war. Außerdem ging uns das Management mit
seiner Schönrederei selbst der beschissensten Spiele auf den Geist. Klar – wir hatten die Hoffnung wieder aufzusteigen, wir wollten das alle, aber wir sahen auch die Realität. Da stand ein Haufen zusammengewürfelter Söldner auf dem Platz, die unsere Trikots spazieren trugen und dabei waren, unsere Ehre zu stehlen. In dem Moment wollten wir allen nur noch zeigen, wer wir sind: das Blut in den Adern des Vereins, den wir lieben. Wir wollten klar machen: WIR sind Ipswich Town und ihr Würstchen könnt uns mit eurer Leistungsverweigerung nicht demütigen. Wir werden noch hier sein und unseren Mann stehen, wenn ihr längst in irgend einer Kneipe eurer verpassten Karriere hinterher weint. Deshalb stand vermutlich auch das ganze Stadion auf und machte mit, nicht nur die Hartgesottenen hinter dem Tor. Das war der totale Zusammenhalt, die vollständige
Identifikation und Hingabe. WIR wussten: das ist es wert, deshalb machen wir das
und Ipswich Town wird niemals sterben, selbst wenn diese kleinen Arschlöcher da
unten so tun, als wären sie schon tot.“.
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