Input für die Bundesliga
Das Transfergebaren in der Bundesliga erinnerte in den vergangenen Jahren an die Partnersuche in einem abgeschiedenen Bergdorf - es regierte die Inzucht. Moderner ausgedrückt: Wenig Output an Spitzenspielern und, was schlimmer ist, kaum Input. Die großen Vereine bedienten sich bevorzugt bei der Ligakonkurrenz. Dem FC Bayern München sicherte diese Politik die nationale Unantastbarkeit, Rivalen wie Schalke 04 versuchten sich im Plagiat. Die Branchenführer profitierten, die Liga als Ganzes stagnierte.
Nun gibt es endlich ein Gegenmodell - den Hamburger SV. Was im Sommer 2004 mit den Zukäufen von Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz eher unbemerkt begann, hat sich als System mit Methode herausgestellt. Thimothee Atouba kam dazu und natürlich Rafael van der Vaart. Jetzt hat Manager Dietmar Beiersdorfer mit der Verpflichtung von Nigel de Jong sein nächstes Meisterstück abgeliefert.
Neben Mut zur Vision und persönlichem Einsatz bis zur Grenze der Erschöpfung profitiert der einst als zu nett belächelte Beiersdorfer inzwischen von einem Domino-Effekt. Es spricht sich herum, daß in Hamburg mit Thomas Doll ein enthusiastischer Coach arbeitet. Daß er konditionell und taktisch auf der Höhe der Zeit trainieren läßt. Daß - kurzum - Fußball auch in der Bundesliga Spaß machen und sogar der Karriere dienen kann.
En passant hat der HSV mit seinen Transfers die Mär widerlegt, daß Deutschland für internationale Topspieler ein Tabu sei. Drei der besten Niederländer aus der Nachfolgegeneration der Seedorfs, Kluiverts und Davids im Trikot eines Bundesligisten, der nicht einmal Champions League spielt - vor kurzem hätte allein die Vorstellung schallendes Gelächter hervorgerufen.
Viel wird diskutiert über eine bessere internationale Vermarktung der Bundesliga. Der Hamburger SV weist den einzig richtigen Weg. Er macht das Produkt dort besser, wo es eben immer noch zählt. Auf dem Platz.
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sehr hsv-freundlicher artikel, aber eine labsaal ihn zu lesen... (zumindest als hsv'er).