Zum zweiten Mal verkaufen wir also den gleichen Schnaps und Schmuck. Es ist ein absurdes Gefühl, aber es bedeutet auch, die risikobehaftete Ware aus dem Haus zu bekommen.
Als würde man Beweisstücke verschwinden lassen.
Sogar einige der Armee-Medikamente verkauft Zlata und beschafft uns dafür Konserven, Fleisch und Tabak.
Wir werden uns damit einige Zeit versorgen und mit dem Tabak einige Zigaretten herstellen können. Das macht mich ruhiger. Und verkaufen können wir die Dinger auch.
Meine nächste Sorge gilt unserer Munition. In der letzten Nacht haben Marko und Zlata die Hälfte unserer Vorräte verbraucht, um die Angreifer abzuwehren.
Zwar konnten wir von Franko noch etwas an Munition bekommen, doch mehr als eine solche Nacht können wir so nicht überstehen. Daher will ich meine Metallwerkbank verbessern. Doch dazu reichen unsere Vorräte noch nicht.
Nun, noch ist Zeit, also stecken wir unsere Vorräte noch einmal in den Ofen. Dieser erhält sogar ein Thermostat.
Vor der Kälte können wir uns jetzt schützen. Fehlen nur noch die Raubtiere.
Für die nächste Tour zur Tankstelle, hat Marko ein Sägeblatt angefertigt. Die Dinger halten leider nicht lange, aber ich will in diesen Keller.
Im Keller der Tankstelle öffne ich die vergitterte Tür.
Danach werde ich diesen Schrank aufbrechen müssen.
Was ich finde, ist enorm. Medikamente, ein Bisschen Munition, Bücher und Schmuck ohne Ende.
Dazu noch eine alte Pistole. Sie ist defekt, aber wir haben bestimmt noch einige Teile zu Hause, um das gute Stück wieder einsatzbereit zu machen. Das wird Marko sicher davon abhalten, noch einmal so riskante Abenteuer zu unternehmen.
Ich will den Hinterausgang der Tankstelle noch untersuchen, da treffe ich auf einen rauchenden Mann, der sich über einen Körper beugt.
Ich packe meine Brechstange fest, aber dann nicke ich und gehe langsam, rückwärts auf die Hintertür zu. Als ich die Türe schließe, stößt der Mann einen Schwall Zigarettenrauch aus. Ich ahne, was dort passiert ist - aber ich will damit nichts zu tun haben.
Es ist viel zu wichtig, die Beute der heutigen Nacht nach Hause zu bringen.
Schmuck, Munition, Lebensmittel und die defekte Pistole. Außerdem jede Menge Bauteile. Die Bücher lasse ich hier. Ob ich noch einmal zurückkehren werde?
Der Tag beginnt damit, dass Zlata unsere zweite Pistole repariert, während ich nach einer schnellen Mahlzeit ins Bett krieche.
Die Nacht war ruhig, doch in mir arbeitet noch die Begegnung hinter der Tankstelle. Hätte ich etwas tun sollen?
Im Halbschlaf bemerke ich, dass unsere Nachbarn an die Tür klopfen.
Sie hatten uns vor einigen Tagen mit ein paar Lebensmitteln ausgeholfen.
Jetzt brauchen sie helfende Hände. Auch nebenan sind die Plünderer eingedrungen, aber unsere Nachbarn hatten wohl nicht so viel Erfolg dabei, ihr Haus zu sichern wie wir.
Marko und ich sind noch müde von der Nacht, also wird Zlata gehen.
Jetzt brauchen sie helfende Hände. Auch nebenan sind die Plünderer eingedrungen, aber unsere Nachbarn hatten wohl nicht so viel Erfolg dabei, ihr Haus zu sichern wie wir.
Marko und ich sind noch müde von der Nacht, also wird Zlata gehen.
Nachdem wir uns erholt haben, sprechen wir kurz miteinander.
Wir sind uns einig, es war gut, dass Zlata aufgebrochen ist, um zu helfen.
In dieser Nacht sind nur wir Männer zu Hause, Zlata ist noch nebenan.
Es gilt immer noch: Marko sollte sich nach seiner Aktion mit der Armee nicht auf der Straße blicken lassen. Ich gehe. Eigentlich will ich noch einmal zu dieser Tankstelle, aber ich fühle mich nicht gut dabei. Ablenkung kann der Tod sein in dieser Situation, also gehe ich an einen Ort, der hoffentlich ein paar interessante Teile finden kann.
Der erste Blick sieht erschütternd aus. Das halbe Haus ist weg. Einfach weg. Nur schwelende Trümmer.
Eine Badewanne im Schutt, eine Toilette, die in drei Meter Höhe an der Wand hängt. Es wäre skuril, könnte fast aus einem dieser amerikanischen Cartoons stammen. Wenn es nicht so erschreckend nahe wäre.
Meine erste Suche in den Trümmern ergibt Unerwartetes.
Waffen? Was für eine Art Spielzeugladen ist das hier gewesen?
Mitten im Haus treffe ich wieder jemanden.
Noch ein Plünderer. Wir beäugen uns kritisch, dann gehen wir uns aus dem Weg. Zur Not hätte ich noch eine Brechstange dabei.
Im Keller öffne ich einen Schrank und finde... noch mehr?
Verdammt, ja, ich habe auch einen alten Teddybären gefunden, aber hier liegen zwei alte Stahlhelme, eine defekte Pistole und ein beschädigtes Sturmgewehr! Was wurde hier gespielt?
Am Ende des Tages nehme ich Konserven und Bauteile mit.
Außerdem Industriealkohol, einen Helm und die Pistole. Darüber hinaus 10 Schuss Munition. Das ist eine gewaltige Beute, aber mich irritiert noch immer, was ich hier gefunden habe.
In der Nacht gehe ich noch einmal in den Spielzeugladen. Dort muss ich mich durch Trümmer graben, um in den Keller zugelangen.
Noch immer keine Schaufel.
Im Keller finden sich weitere Nahrungsmittel, Schwarzpulver und Medikamente.
Der Inhaber des Spielzeuggeschäfts muss sich auf diesen Krieg vorbereitet haben. In dieser Nacht nehme ich sogar das defekte Sturmgewehr mit. Wenn wir das Ding wieder einsatzbereit bekommen, können wir unser Haus in eine Festung verwandeln!
Was Franko uns noch mitbringt, sind Informationen. In dieser Nacht gibt es heftige Kämpfe in der Stadt.
Ich hatte mir die Tankstelle noch mal vornehmen wollen, doch dorthin komme ich heute nicht durch.
Also gehe ich so weit nach Westen, wie ich kann. Dort soll es eine alte Brauerei geben.
Marko berichtet zwar, dass es auch dort gefährlich ist, aber vielleicht finde ich ja noch eine versteckten Kasten Bier!
Ich nähere mich dem Gebäude, ein gewaltiges Bauwerk.
Die Schornsteine wurden durch Beschuss gefällt, überall liegen Trümmer.
Nach ein paar Schränken, die ich durchsuche, höre ich Stimmen.
Zwei Kerle, die auf eine Frau einschlagen.
Eine Sekunde lang denke ich an Marko. Es musste wohl in diese Kaserne eindringen.
Ich muss jetzt reagieren. Für den letzten Menschen in Not, wollte ich nichts riskieren. Jetzt muss ich anders handeln.
Mit der Brechstange teile ich aus, schlage um mich, treffe den Ersten, treffe den Zweiten. Ein Mann geht zu Boden. Der Zweite rennt um sein Leben, ebenso die Frau.
Ich komme nach Hause, in einer seltsamen Ruhe. Losgelöst von der Welt, irgendwie surreal. Menschen rennen mir entgegen. Schüsse dröhnen.
Wie in Trance schlage ich mit meiner Brechstange nach einer Gestalt, die an mir vorbei rennt. Habe ich sie getroffen? Ich weiß es nicht. Als ich mich in den kargen Schein unserer Beleuchtung wage, stelle ich fest, dass ich voller Blut bin.
Während Marko und Zlata wieder ihre Waffen sichern, erkennen sie, was mit mir passiert ist. Ihnen selbst ist nichts geschehen und ins Haus gekommen sind die Mistkerle auch nicht.
"Das ist nicht mein Blut", murmele ich und sehe ich den Blicken der Anderen, dass sie verstehen - oder doch nicht.
Nach ein paar Stunden Schlaf komme ich mit mir selbst ins Reine. Hoffe ich jedenfalls.
Tatenlos zusehen konnte ich nicht. Die Konsequenz muss ich ertragen. Trotzdem halte ich mich noch immer für einen guten Menschen.
Auch Marko scheint das so zu sehen. Er weiß, wie es s ich anfühlt, sein Leben für andere Menschen zu riskieren.
Und er versteht, dass dabei Dinge passieren können, die man so nie geplant hat.
Zlata hingegen - sie glaubt, es war richtig zu helfen. Alles Weitere...
Natürlich ist es falsch, einen Menschen zu töten. Aber wir leben in einer Zeit, in der unser Handeln grausame Konsequenzen hat. Wie können wir diesen Krieg gewinnen? Indem wir möglichst viele Feinde töten. In einem Bürgerkrieg ist es schwer zu unterscheiden, wer der Feind ist - aber wenn zwei Männer auf eine Frau einschlagen, ist es viel einfacher. Sei nicht so naiv, Mädchen!
Falls es bisher noch nicht der Fall war, heute legen wir den Mantel der Zivilisation ab. Ich schlage einen Menschen tot.
Zlata baut eine Falle. Für Mäuse und Ratten. Um uns Fleisch zu besorgen.
Wir sitzen in dieser Ruine, versorgen uns mit geraubten und geplünderten Resten der Kultur um uns herum. Trauen uns bei Tage nicht mehr aus dem Haus und fressen Ungeziefer wie Tiere.
17 Tage hat es gedauert.
Sie stopft ein paar Stücke verfaultes Obst und Gemüse hinein und lässt die Falle in einem Zimmer, das wir üblicherweise nicht benutzen.
Noch ekele ich mich alleine bei dem Gedanken zu Tode. Aber ich weiß auch, dass ich in ein paar Tagen nicht mehr darüber nachdenken werde. Wenn ich hungrig bin.
In irgendeiner der letzten Nächte habe ich eine kaputte Gitarre mitgebracht. Als wollte sie einen Kontrapunkt setzen zu all dem Niedergang, versucht Zlata tatsächlich noch, den gesplitterten Korpus und die gerissenen Saiten zu reparieren.
Es wird keine Konzertgitarre und auch kein Bass. Aber die Töne, die kurz darauf im Haus erklingen, wirken einen archaischen Zauber. Blut, Ungeziefer und wilde Lieder, die uns aus der Dunkelheit reißen wollen. Kein Wunder, dass in der alten Zeit, Religionen entstanden sind. Wir Menschen wandeln hier zwischen Himmel und Hölle.
Ich beschließe, mich meiner persönlichen Hölle zu stellen. Die Brauerei hat Vorräte geboten in Hülle und Fülle. Ein toter Körper soll mich nicht davon abhalten, uns diese zu holen.
Leichen habe ich in den letzten Wochen weiß Gott schon genug gesehen.
All das bringe ich nach Hause und erlebe ruhige Morgenstunden.
Meine Suche in der Nacht ergab etwas an Gemüse und Konserven, einige überreife Früchte, die Zlata vermutlich in ihre Falle packen wird - mir graut bei dem Gedanken.
Marko allerdings ist angeschlagen.
Er bekommt Medikamente. Nach seinem Raubzug in der Kaserne haben wir ja sogar das gute Zeug da.
Aus dem Radio kommen unerfreuliche Nachrichten. Es soll kälter werden.
In den letzten Tagen hatte ich immer mal wieder zusätzliches Holz mitgebracht, doch mit dieser Aussicht werde ich die Brauerei noch ein paar Mal aufsuchen müssen. Dort gab es eine Menge Holz zu holen.
Manchmal erweist sich die viele Arbeit aber auch aus vergebliche Liebesmüh.
Die Leiche des Banditen ist inzwischen nicht mehr hier. Ich weiß nicht, ob sein Kumpel ihn geholt hat oder es wilde Tiere waren. Es ist mir auch egal.
Ich packe ein, was ich tragen kann. Viel Holz ist dabei, aber auch Medikamente und Alkohol.
Schließlich war das hier eine Brauerei! Auch hier in den Schränken habe ich alte Waffen, Munition und einen ramponierten Stahlhelm gefunden. Ich werde noch einen letzten Gang hierher machen müssen. Schließlich gibt es auch noch Holz.
Auch in dieser Nacht mussten Zlata und Marko die Waffen sprechen lassen. Es scheint, als wollten einige Menschen es noch wissen, bevor der Winter sich über die Stadt legt.
Wieder sind 5 Schuss Munition verbraucht. Wir müssen anfangen, mit den Patronen zu haushalten.
Beute können sie keine machen, aber die ständigen Angriffe ermüden uns auf die Dauer.
Ohne Munition wird es für uns auch irgendwann schwierig.
Unsere unermüdliche Zlata werkelt weiter an der Kräuterwerkstätte herum. Mit einem Mixer, den Marko aus Ersatzteilen gebaut hat, will sie bald selbst Medizin herstellen.
Mir reicht es ja schon, wenn ein paar halbwegs anständige Zigaretten dabei raus kommen.
Während wir feststellen, dass die Temperaturen wirklich merklich sinken, schleicht sich Marko wieder an unsere Haustür.
Er ist in den letzten Wochen in unregelmäßigen Abständen hier aufgetaucht, doch wir konnten jedes Mal wertvolle Dinge bei ihm eintauschen.