[DMS] Ein kleines Berberzelt einsam und allein inmitten der großen Wüste...

[Bassewitz]

Wer ist denn der/die wichtigste(n) islamische(n) Geistliche(n) hier im Land bzw. religiöse Autorität? Würde mal gerne über diesen phrygischen Synkretismus sprechen nach diesem Eklat im Kalifat.

Muslimische Herrscher haben ja auch eine gewisse moralisch-religiöse Autorität und Vorbildfunktion, oder? Im Koran steht ja anscheinend auch einiges zur Rolle des Herrschers. Ich frage mich nämlich, inwieweit ich da eventuell zusammen mit den Geistlichen auf der Adelsversammlung nächstes Jahr Akzente setzen kann, um einem Ausgreifen des Phrygismus Einhalt zu gebieten.

[Jon Snow]

Vermutlich der Vorsteher der Hauptmoschee, oder? Vielleicht auch noch ein wichtiger Gelehrter an der Universität. Es gibt im Islam ja keine dem Christentum vergleichbare Hierarchie, insofern kann man hier nicht einfach den Erzbischof holen lassen.

[Bassewitz]

Das ist wahr, jedoch gibt es ja meist zumindest einen oder einige wenige, die besonders angesehen sind und sozusagen als informelles Oberhaupt bzw. einfach als moralische Instanz mit großem Einfluss wahrgenommen werden.

Dann hätte ich gerne den Obervorsteher der Hauptmoschee von Tunis zum Gespräch, ob der bereits Handlungsbedarf sieht wegen dieser Bewegung. Der Emir ist kein ausgewiesener Experte, sieht sich aber als Herrscher von Gottes Gnaden auch in der Pflicht, sein Volk zu schützen, und befürchtet, die Lehre des Osman könnte gar Bidʿa sein.

Welche Wege gäbe es, mehr über die Glaubenspraxis der Berberstämme beispielsweise der Allianz zu erfahren? Einfach mehr Einfluss und dann lernt man sich einfach automatisch besser kennen?

[Jon Snow]

Ok. Dann lädt man den mal ein, dazu vielleicht ein paar Rechtsgelehrte von der Fakultät und noch ein oder zwei andere Prediger.

[Bassewitz]

Perfekt. Danke!

[Bassewitz]

Und was meinen die Gottesmänner? Muss der Emir sich Sorgen machen über die Phrygier oder eher nicht?

[Jon Snow]

Die Gelehrten sind sich da uneinig. Man weiß, dass besorgte Muslime aus Anatolien den Kalifen vor ein paar Jahren um seinen Rat fragten, aber keine Antwort erhielten. Es ist unter den Rechtsgelehrten also weiter umstritten, ob Osman wirklich falsche Lehren verbreitet. Sollte das der Fall sein, müsste man sich auf jeden Fall Sorgen machen, denn der Ruf Osmans als heiliger Mann könnte viele Menschen beeinflussen. Die Fragen einiger Studenten an der Fakultät zeigen auch, dass zumindest einige der phrygischen Ideen in Tunis bekannt sein müssen.

[Bassewitz]

Der Emir dankt aufrichtig und wird den Kalifen, der ja unser Freund und Verbündeter ist, auch noch einmal um Rat und Anleitung bitten.

Welche Ideen genau haben denn das Interesse der jungen Studenten geweckt? Der Emir will ganz ehrlich sein: Er hat gehört, dass die Anhänger Osmans massenhaft Sklaven in die Freiheit entlassen und diese Institution ablehnen. Als Herrscher muss er viele Dinge abwägen und macht sich auch Sorgen, dass solche Ideen nicht nur die Jugend verwirren, sondern auch das Emirat moralisch und ökonomisch nachhaltig schädigen könnten.
Mohammed selbst und seine engsten Begleiter haben Stämme versklavt und Sklaven gehalten und verschenkt.

Ich gehe mal nicht davon aus, dass die nennenswert Informationen über die religiöse Praxis der Berberstämme außerhalb des Emirates haben? Der Islam hat bei den Kampfbünden einen hohen Stellenwert und auch der Kalif genießt höchstes Ansehen. Wir planen ja engere Beziehungen zu der Allianz und denken, dass sich genauere Kenntnisse über die Traditionen unserer Nachbarn hilfreich wären bei diplomatischen Initiativen.
Kennen sie vielleicht einen Geistlichen, der mir da weiterhelfen könnte? Würde jemanden mit den entsprechenden Erfahrungen gerne in Dienst stellen.

[Jon Snow]

Die Sklavenbefreiung spielt eine gewisse Rolle, ja. Auch nach den sozialen Ideen des Sultans wurde immer wieder einmal gefragt. Die meisten Dozenten scheinen diese Fragen durchaus als legitime Diskussionsgrundlage anzusehen.

Über die freien Berber weiß man tatsächlich nicht so viel, allerdings berichten die Moscheevorsteher, dass sie teilweise durchaus zu den vorgeschriebenen Gebeten kommen, wenn sie auf Handelsreise in Tunis sind. Einen konkreten Gelehrten aus ihren Reihen kennen sie aber nicht.

[Bassewitz]

So lange das nicht als Bidʿa eingeschätzt wird, sieht der Emir die Diskussionen als legitim und unkritisch an. Manch einer sieht Osman ja auch als islamischen Philosophen.
Man wäre nur froh, wenn die Gelehrten durchaus auch die positiven Seiten und auf dem Propheten basierende Legitimität der Sklaverei nicht zu kurz kommen lassen würden.

Kann ich im nächsten Jahreszug mir so einen Gelehrten suchen lassen?

Achja das Geschenk an Bagdad ist unterwegs?

[Jon Snow]

Ja und ja und ja.

[Bassewitz]

Da Venedig seinen Händlern ja rät, sich von Sizilien fernzuhalten, wäre das doch die perfekte Gelegenheit, um in diese Lücke zu stoßen und uns Marktanteile zu sichern oder sehe ich das falsch?

[Jon Snow]

Wie willst du vorgehen?

[Bassewitz]

Naja dann im Gegenteil unsere Leute aus Treue zum Kalifat zum Engagement auf Sizilien ermuntern? Von Malta aus ist das doch ein Katzensprung.

[Bassewitz]

Erstmal Glückwunsch an Jaffna zu dem Frieden. Ihr habt ja anscheinend den deutlich intakteren Teil des Landes bekommen, was? Leider war nicht mehr drin, aber den Osten haben sie ja einfach aufgegeben?

Der Emir ist ja ziemlich weit weg und maßt sich deshalb kein Urteil an, aber was soll in Sarai zum Programmpunkt Indien noch anderes herauskommen, als dass der Frieden, den alle Seiten akzeptieren, bestätigt wird? Das Großreich war ja eh nicht beteiligt.

Wenn dem so wäre, könnten die Inder sich ja vielleicht doch etwas weiter aus der Deckung wagen, um ein zukünftiges Eingreifen der Johanniter zu erschweren?

VK hat jetzt die Sizilienaffäre wieder aufgemacht. Kann man das so heraus hauen? Es stimmt ja, dass Frankreich und Burgund viel weniger für die Griechen getan haben und da sagt und tut der Orden nichts.

In Sizilien zeigt sich auch, dass der Einsatz im Nachhinein gerecht war, schließlich hat das Kalifat gerade das dortige Abkommen gebrochen.

Das ist so nicht richtig. Der Kalif hat als muslimischer Herrscher im Gegensatz zu einigen christlichen hart durchgegriffen und die Inselregierung, die entweder nicht fähig oder nicht willig war, die Übergriffe lateinischer Christen auf ihre dem griechischen Ritus folgenden Glaubensbrüder zu beenden, abgesetzt und beispielsweise die christlichen Händler aus Izmir großzügig entschädigt. Damit ist er Stand jetzt der einzige.
Aber wahrscheinlich war der Orden zu dieser Zeit, wo wirklich mal Christen in Bedrängnis gerieten, zu sehr damit beschäftigt, muslimische Händler durch den Missbrauch der Inquisition in Asturien, die nur für Christen zuständig ist, auszurauben und umzubringen. Man wäre froh, wenn der Orden Muslime genau so ehrschsfigr wie der Kalif Christen.
Offensichtlich interessiert man sich nur für das Leid von Christen, wenn man daraus einen Kriegsgrund gegen nicht christliche Herrscher fingieren kann.