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Thema: Sonnweiler - Akt 1

  1. #331
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Ne, da muss es flott gehen und die Spannung hoch sein. Da läuft der Bruch. Und dann wäre die Sache immer noch nicht rung abgeschlossen

  2. #332
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Haste auch wieder recht.

  3. #333
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Was hältst du von dem Gedanken, Kapitel 1.9 (Nebb trifft auf Norayk) aus ihrer Sicht zu erzählen? Glaube das Nebb-Kester-Abschlusskapitel passt am besten danach. Oder davor: Sie haben vermeintlich genug Leute, Nebb macht sich los, um Kester Tschüss zu sagen. Aber Bronco meldet sich nochmal. Tori sucht daraufhin Nebb und ist pissed, dass der abgehauen ist. Da er sich um den Sonnensteinbrocken kümmern muss (was er natürlich nicht sagt) und genug von den Eisläufernulpen hat, schickt er Nebb vor.
    Egal wie, 9 und 10 und das wären Nebbs Sicht. Das ist etwas viel. Nebb reflektiert seine Gedanken zu Norayk eh nochmal im 10. Kapitel, bei 9 hätte man die Gelegenheit Norayks Eindrücke von Sonnweiler direkt zu erleben (über ihren Background muss man da ja nichts schreiben); sie kommt sonst im 1. Akt arg kurz.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  4. #334
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Das stört aber nicht, finde ich. Sie kommt kurz, aber bleibt dadurch geheimnisvoll und spannend. Das gefällt mir sehr gut so. Auch dass Nebbs Anteil größer ist, er startet ja als (vermeintlicher) Hauptcharakter.

    Ich hab eine andere Idee: Beim Aushandeln in Norovaras Keller fragt sie ihn was er bräuchte. Und er sagt ja "Ein paar Männer", worauf sie Tori ihn auf Bronco verweist. Da könnte er durchaus auch sagen: "Und einen eurer Männer: Kester." Da ließe sich auch eine schöne Reaktion Norovaras einbauen. Das Gespräch könnte dann ja noch vor Ort stattfinden. Eventuell darf er sogar mit und fällt als einer der ersten (dürfte dann aber nicht mehr am Ende auftauchen).

  5. #335
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Er will Kester ja aber nicht mitnehmen: Wenn er davon ausgeht, dass Kester ihn verraten hat, nicht. Und wenn nicht, auch nicht, weil er ihn als "älterer Bruder" da raushalten würde. Außerdem strahlt die Nebb-Kester-Sache dann zu sehr in die folgenden Akte.
    Ich hätte mir den Abschied eher so vorgestellt, da ist Nebb aktiver und hängt nicht wieder von der Erlaubnis anderer (Tori, Norovara) ab:

    Achtung Spoiler:
    „Nebb?“ Erschrocken fuhr Kester herum und ließ die Uniformjacke fallen, die zu falten er sich gerade noch Mühe gemacht hatte. Er schaute sich zu dem Lichtdieb um, der lässig in der offenen Tür lehnte und mit lautem Knacken in einen Apfel biss. „Du – lebst!?“

    „Hast du was anderes erwartet?“, fragte Nebb kauend. Kester bückte sich und hob die Jacke auf, hängte sie über die Lehne des Stuhls neben sich. „Ich... ich weiß es nicht.“ Der Lichtdieb seufzte theatralisch. „Ach Kester, du solltest mich doch besser kennen. Wenn mich in diesem Nest einer kennt, dann doch wohl du.“ Das entsprach der Wahrheit. „Um ehrlich zu sein... irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dich wirklich zu kennen. Also so richtig wirklich“, gab Kester zurück. Auch das entsprach der Wahrheit. „Hast du nicht Angst, dass sie dich wieder schnappen?“, fragte Kester und trat unbeholfen einen Schritt auf Nebb zu. Der aß einen weiteren Bissen von seinem Apfel und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hab ich mir ja jetzt auch einen sicheren Hafen gesucht und bin in Norovaras Dienste eingetreten. Wie du.“ Nebb schaute Kester durchdringend an und dieser wich wieder zurück. „Ich hab dich nicht verraten. Das glaubst du mir doch, oder? Nebb, das glaubst du mir doch!“ Der Lichtdieb antwortete nicht.

    „Würde das etwas ändern?“, fragte er schließlich zurück und diesmal war es Kester, der ihm die Antwort schuldig blieb.
    „Warum bist du hergekommen?“, wollte er stattdessen wissen und fing wieder an, seine Uniform zusammenzulegen. „Wollte nur mal schauen, wie es dir so geht.“
    Nebb trat in den kleinen Raum. „Hast es ja doch recht gemütlich hier“, kommentierte er die karge Ausstattung. Außer einem Stuhl war in dem Raum nur ein niedriger Tisch, auf dem eine Waschschüssel stand und auf die Kester ein paar frische Sachen zum Anziehen gelegt hatte. Der Farbe des Waschwassers nach zu urteilen war es schon zu oft benutzt worden, als dass man damit noch irgendwas sauber bekäme. „Der Schlafsaal ist den Gang rauf...“, antwortete Kester ausweichend. „Aber ja, ich kann nicht klagen. Ist anstrengender, aber ruhiger als früher.“ Nebb nickte verstehend.

    Eine Weile schwiegen sich die beiden an, während Nebb seinen Apfel verspeiste und Kester den Rest seiner Uniform in Ordnung brachte. Jacke, Hemd und Hose legte er sorgfältig auf einen Stapel, den er mit der Wachkappe krönte. Abgesehen von dem Wappen waren alle Kleidungsstücke schwarz. Pechschwarz. Nebb besah ihn sich von der Seite. Kesters Augen folgten aufmerksam jeder Bewegung seiner Hände, gewissenhaft, geübt. Ein großes Feilchen zierte sein rechtes Auge und die Nase sah gebrochen aus.
    „Tut es weh?“ Fragte Nebb. Kester blickte ihn verwirrt an und Nebb tippte sich gegen die Nase. Kester verzog schmerzerfüllt das Gesicht, rang sich aber ein Lächeln ab. „Es geht. Hast nen harten rechten Haken, muss ich dir lachen.“ Nebb lachte auf
    „Schätze, ich sollte mich dafür noch bei dir bedanken“, flüsterte sein Kamerad von früher. „Immer wieder gern“, entgegnete Nebb. „Sag, warum bist du wirklich hier?“, seufzte Kester schließlich und blickte ihn aus schüchternen Augen an.
    „Um dir das hier zu geben.“ Nebb legte das Kerngehäuse neben Kesters Uniform und kramte unter seinem Kittel einen Gegenstand hervor. Er reichte ihn Kester, der ihn neugierig in Augenschein nahm. „Ha! Ein Ohring! Und was für einer!“
    Das Schmuckstück war aus Gold mit einer großen Perle daran, die das wenige Licht im Raum einzufangen und damit zu spielen schien. „Weißt du noch, wie du mir gezeigt hast, wie man so einen stiehlt? Den Trick mit der Münze? Man tut so, als würde man sie ihnen aus den Ohren zaubern, dabei es ist es nur ein Trick. Wobei, ein bisschen ist es auch wie Zaubern – denn danach ist der Ohrring verschwunden.“ Kester kicherte und machte die vor langer Zeit geübten Gesten nach, nur mit dem Ohrring anstelle der Münze. Abschließend zeigte er Nebb die leere Hand – und den Ohrring, der in seine andere Hand gewandert war. Nebb erinnerte sich. Es war eine der wenigen Erinnerungen, die er noch ungewöhnlich klar und scharf vor seinem geistigen Auge sah. Kester hatte sich nicht besonders geschickt angestellt und er hatte seinen ganzen... Charme aufbringen müssen, um die edle Dame, an der Kester sein Glück versucht hatte, davon abzuhalten, die Wache zu holen.
    Kester besah sich das Schmuckstück genauer, strich mit dem Finger zärtlich über die Perle. „Ha, er sieht ein bisschen aus wie der, an dem du mir den Trick gezeigt hast“, stellte Kester fest. „Aber es ist nicht zufällig...?“ Nebb schüttelte den Kopf. „Den haben wir der Rothaarigen im Sonnenkrug geschenkt. Weißt du noch, die, die du so ‚nett‘ fandest.“ Kester wurde rot. „Achja, stimmt. Wie hieß sie noch?“
    „Keine Ahnung“
    „Und welcher liebreizenden Dame hat dieses Stück gehört?“, fragte Kester.
    „Norovara“, gab Nebb ausdruckslos zurück. Vor Schreck hätte sein Gegenüber den Ohrring beinahe fallen gelassen. „Bist du irre!?“, rief er entsetzt und wollte ihm das Stück zurückgeben, aber Nebb hob abwehrend die Hände. „Ich wollte ihr noch was viel Wertvolleres stehlen, schon vergessen?“, verteidigte sich Nebb. „Sie wird ihn nicht vermissen. Behalt ihn. Als eine Art Geschenk.“
    „Ein Geschenk? Aus welchem Anlass?“ Kester hob skeptisch eine Braue, verstaute das Schmuckstück aber zwischen seinen Habseligkeiten.
    „Als ein Abschiedsgeschenk“, antwortete Nebb. Kester mied seinen Blick, wirkte aber sonderlich überrascht. „Du gehst also doch“, stellte er mit einer Spur von Traurigkeit in der Stimme fest. „Ha, du kennst mich also doch“, gab Nebb zurück. Dann holte er weiter aus: „Ja. Ich gehe. Recht bald schon, ich dürfte jeden Augenblick abgeholt werden. Ich denke nicht, dass wir uns nochmal wiedersehen.“
    „Das versteh ich nicht. Dann – hast du den Stein doch noch gefunden...?“ Nebb winkte ab. „Lass das mal meine Sorge sein. Sagen wir, es hat sich noch eine andere Möglichkeit ergeben, in die ewige Nacht hinauszuziehen und herauszufinden, was sie noch verbirgt.“
    „Also das, was du immer wolltest...“, stellte Kester niedergeschlagen fest. Nebb nickte.

    „Ich hab dich wirklich nicht verraten, Nebb. Ehrlich!“
    Nebb überhörte Kesters Einwand: „Es gibt hier für mich nichts mehr, wofür es noch zu bleiben lohnt.“
    Eine Familie hatte er, zumindest so weit er zurückdenken, nicht gehabt. Stattdessen war sein ständiger Begleiter, von Kindesbeinen an, sein Hunger gewesen. Er hatte sich irgendwann mit ihm abgefunden, auch wenn er ihn immer wieder Dinge tun ließ, an die er sich später nicht erinnerte und die ihm unter seinesgleichen den Ruf eines außerordentlich kaltblütigen Diebes beschert hatte. Ein Ruf, an dem sich zumindest Kester nie groß gestört hatte. Mit ihm hatte der tiefe Wunsch, die Finsternis zu durchwandern, Einzug in Nebbs Leben gehalten. Sich auf die Reise zu machen wie die Strahlen des Sonnensteins und nie wieder zurückzukehren – begleitet von der Furcht, vor Dunkelheit und Kälte erste den Verstand und dann sich selbst zu verlieren.

    „Du glaubst mir doch, Nebb. Oder?“ Nebb wiederholte seine Antwort: „Es gibt hier nichts, wofür es zu bleiben lohnt. Nichts - und niemanden.“
    In diesem Moment flog die Tür auf, so heftig, dass sie gegen die Steinwand schlug und sich ein tiefer Riss im spröden Holz bildete. Toriphor betrat wutschnaubend den Raum. „Hier steckst du also!“
    Nebb hob unschuldig die Hände und rief: „Gefunden! Das nächste Mal bin ich mit suchen dran.“ Toriphor ließ seine Knöchel knacken. „Jaja, sehr lustig. Wer ist überhaupt der Kerl da?“ wurde der Schlächter auf einmal auf Kester aufmerksam. Der war bis zur der Tür gegenüberliegenden Seite zurückgewichen und schaute angsterfüllt zu Toriphor auf. Dem Blick nach hatte er erkannt, wer vor ihm stand.
    „Das ist – niemand“, beantwortete Nebb seine Frage. „Schön. Bronco hat gemeint, er hätte da noch wen gefunden. Du weißt schon wofür. Ich muss aber noch was erledigen. Also kümmer‘ du dich drum.“
    „Für dich immer, Tori!“ Nebb deutete eine Verbeugung an und der Schlächter kniff die Augen zusammen. „Aber wenn ich dich doch nochmal irgendwo anders rumstreunen seh‘, vergess‘ ich mein... Versprechen gegenüber Norovara. Verstanden?“
    „Laut und deutlich!“ Unter Kesters ratlosen und furchtvollen Blickt trat der Schlächter zurück auf den Flur hinaus. Nebb folgte ihm. Aber zu Kester drehte er sich nicht mehr um.



    Nen Perspektivwechsel zu Norayk würde ich zumindest mal ausprobieren. Ich glaub, das nimmt in dem Kapitel nix Geheimnisvolles raus, sondern schafft eher Neugier auf einen Charakter, der enorm vage bleibt.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  6. #336
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Zitat Zitat von Tohuwabohu Beitrag anzeigen
    Auch dass Nebbs Anteil größer ist, er startet ja als (vermeintlicher) Hauptcharakter.
    Nebbs Anteil im 1. Akt liegt bei ca. 60(!) %. Tori bei 25%, Zordoz bei 12% und Norayk bei 3(!)%.

    Das ist schon ein recht starkes Ungleichgewicht gemessen an Akt 2 (Nebb 23%, Felb 34%, Norayk 16%, Tori 6%, Zordoz 7%, Bronco 14%) und Akt 3* (Nebb 36%, Norayk 26%, Felb 14%, Forfeaut 13%, Tori 10%)

    Nebb, Tori und Felb (via Zordoz) haben im 1. Akt zumindest Exposition von 20+ Seiten. Würde ich bei Norayk dann eigentlich schon auch nutzen, wenn sie gerade im 3. Akt noch so wichtig wird. Das macht sonst schon starken Eindruck, dass es um Nebb geht und er danach gar keine so große Rolle mehr spielt.
    Anders gesagt: wir haben zu Nebb im 1. Akt mehr, als zu jedem anderen Charakter oder allen "NPCs" (Zordoz, Forfeaut, Bronco) über alle 3 Akte.


    E: vielleicht passt es mit dem aktiveren und "geringfügig mehr Background" Nebb dann besser. Hab 1-6 heute überarbeitet, morgen der Rest, dann les ich nochmal drüber. Vom Bauchgefühl gefällt mir Nebb schon deutlich besser als vorher. Die paar Seiten, wo er nochmal auf Kester trifft (s. Beitrag drüber) werten ihn imo charakterlich enorm auf.




    * Hier nicht ganz genau nachgezählt wegen der Perspektivwechsel
    Geändert von Mongke Khan (11. Februar 2023 um 21:22 Uhr)
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  7. #337
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Er will Kester ja aber nicht mitnehmen: Wenn er davon ausgeht, dass Kester ihn verraten hat, nicht. Und wenn nicht, auch nicht, weil er ihn als "älterer Bruder" da raushalten würde. Außerdem strahlt die Nebb-Kester-Sache dann zu sehr in die folgenden Akte.
    Ich hätte mir den Abschied eher so vorgestellt, da ist Nebb aktiver und hängt nicht wieder von der Erlaubnis anderer (Tori, Norovara) ab:

    Achtung Spoiler:
    „Nebb?“ Erschrocken fuhr Kester herum und ließ die Uniformjacke fallen, die zu falten er sich gerade noch Mühe gemacht hatte. Er schaute sich zu dem Lichtdieb um, der lässig in der offenen Tür lehnte und mit lautem Knacken in einen Apfel biss. „Du – lebst!?“

    „Hast du was anderes erwartet?“, fragte Nebb kauend. Kester bückte sich und hob die Jacke auf, hängte sie über die Lehne des Stuhls neben sich. „Ich... ich weiß es nicht.“ Der Lichtdieb seufzte theatralisch. „Ach Kester, du solltest mich doch besser kennen. Wenn mich in diesem Nest einer kennt, dann doch wohl du.“ Das entsprach der Wahrheit. „Um ehrlich zu sein... irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dich wirklich zu kennen. Also so richtig wirklich“, gab Kester zurück. Auch das entsprach der Wahrheit. „Hast du nicht Angst, dass sie dich wieder schnappen?“, fragte Kester und trat unbeholfen einen Schritt auf Nebb zu. Der aß einen weiteren Bissen von seinem Apfel und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hab ich mir ja jetzt auch einen sicheren Hafen gesucht und bin in Norovaras Dienste eingetreten. Wie du.“ Nebb schaute Kester durchdringend an und dieser wich wieder zurück. „Ich hab dich nicht verraten. Das glaubst du mir doch, oder? Nebb, das glaubst du mir doch!“ Der Lichtdieb antwortete nicht.

    „Würde das etwas ändern?“, fragte er schließlich zurück und diesmal war es Kester, der ihm die Antwort schuldig blieb.
    „Warum bist du hergekommen?“, wollte er stattdessen wissen und fing wieder an, seine Uniform zusammenzulegen. „Wollte nur mal schauen, wie es dir so geht.“
    Nebb trat in den kleinen Raum. „Hast es ja doch recht gemütlich hier“, kommentierte er die karge Ausstattung. Außer einem Stuhl war in dem Raum nur ein niedriger Tisch, auf dem eine Waschschüssel stand und auf die Kester ein paar frische Sachen zum Anziehen gelegt hatte. Der Farbe des Waschwassers nach zu urteilen war es schon zu oft benutzt worden, als dass man damit noch irgendwas sauber bekäme. „Der Schlafsaal ist den Gang rauf...“, antwortete Kester ausweichend. „Aber ja, ich kann nicht klagen. Ist anstrengender, aber ruhiger als früher.“ Nebb nickte verstehend.

    Eine Weile schwiegen sich die beiden an, während Nebb seinen Apfel verspeiste und Kester den Rest seiner Uniform in Ordnung brachte. Jacke, Hemd und Hose legte er sorgfältig auf einen Stapel, den er mit der Wachkappe krönte. Abgesehen von dem Wappen waren alle Kleidungsstücke schwarz. Pechschwarz. Nebb besah ihn sich von der Seite. Kesters Augen folgten aufmerksam jeder Bewegung seiner Hände, gewissenhaft, geübt. Ein großes Feilchen zierte sein rechtes Auge und die Nase sah gebrochen aus.
    „Tut es weh?“ Fragte Nebb. Kester blickte ihn verwirrt an und Nebb tippte sich gegen die Nase. Kester verzog schmerzerfüllt das Gesicht, rang sich aber ein Lächeln ab. „Es geht. Hast nen harten rechten Haken, muss ich dir lachen.“ Nebb lachte auf
    „Schätze, ich sollte mich dafür noch bei dir bedanken“, flüsterte sein Kamerad von früher. „Immer wieder gern“, entgegnete Nebb. „Sag, warum bist du wirklich hier?“, seufzte Kester schließlich und blickte ihn aus schüchternen Augen an.
    „Um dir das hier zu geben.“ Nebb legte das Kerngehäuse neben Kesters Uniform und kramte unter seinem Kittel einen Gegenstand hervor. Er reichte ihn Kester, der ihn neugierig in Augenschein nahm. „Ha! Ein Ohring! Und was für einer!“
    Das Schmuckstück war aus Gold mit einer großen Perle daran, die das wenige Licht im Raum einzufangen und damit zu spielen schien. „Weißt du noch, wie du mir gezeigt hast, wie man so einen stiehlt? Den Trick mit der Münze? Man tut so, als würde man sie ihnen aus den Ohren zaubern, dabei es ist es nur ein Trick. Wobei, ein bisschen ist es auch wie Zaubern – denn danach ist der Ohrring verschwunden.“ Kester kicherte und machte die vor langer Zeit geübten Gesten nach, nur mit dem Ohrring anstelle der Münze. Abschließend zeigte er Nebb die leere Hand – und den Ohrring, der in seine andere Hand gewandert war. Nebb erinnerte sich. Es war eine der wenigen Erinnerungen, die er noch ungewöhnlich klar und scharf vor seinem geistigen Auge sah. Kester hatte sich nicht besonders geschickt angestellt und er hatte seinen ganzen... Charme aufbringen müssen, um die edle Dame, an der Kester sein Glück versucht hatte, davon abzuhalten, die Wache zu holen.
    Kester besah sich das Schmuckstück genauer, strich mit dem Finger zärtlich über die Perle. „Ha, er sieht ein bisschen aus wie der, an dem du mir den Trick gezeigt hast“, stellte Kester fest. „Aber es ist nicht zufällig...?“ Nebb schüttelte den Kopf. „Den haben wir der Rothaarigen im Sonnenkrug geschenkt. Weißt du noch, die, die du so ‚nett‘ fandest.“ Kester wurde rot. „Achja, stimmt. Wie hieß sie noch?“
    „Keine Ahnung“
    „Und welcher liebreizenden Dame hat dieses Stück gehört?“, fragte Kester.
    „Norovara“, gab Nebb ausdruckslos zurück. Vor Schreck hätte sein Gegenüber den Ohrring beinahe fallen gelassen. „Bist du irre!?“, rief er entsetzt und wollte ihm das Stück zurückgeben, aber Nebb hob abwehrend die Hände. „Ich wollte ihr noch was viel Wertvolleres stehlen, schon vergessen?“, verteidigte sich Nebb. „Sie wird ihn nicht vermissen. Behalt ihn. Als eine Art Geschenk.“
    „Ein Geschenk? Aus welchem Anlass?“ Kester hob skeptisch eine Braue, verstaute das Schmuckstück aber zwischen seinen Habseligkeiten.
    „Als ein Abschiedsgeschenk“, antwortete Nebb. Kester mied seinen Blick, wirkte aber sonderlich überrascht. „Du gehst also doch“, stellte er mit einer Spur von Traurigkeit in der Stimme fest. „Ha, du kennst mich also doch“, gab Nebb zurück. Dann holte er weiter aus: „Ja. Ich gehe. Recht bald schon, ich dürfte jeden Augenblick abgeholt werden. Ich denke nicht, dass wir uns nochmal wiedersehen.“
    „Das versteh ich nicht. Dann – hast du den Stein doch noch gefunden...?“ Nebb winkte ab. „Lass das mal meine Sorge sein. Sagen wir, es hat sich noch eine andere Möglichkeit ergeben, in die ewige Nacht hinauszuziehen und herauszufinden, was sie noch verbirgt.“
    „Also das, was du immer wolltest...“, stellte Kester niedergeschlagen fest. Nebb nickte.

    „Ich hab dich wirklich nicht verraten, Nebb. Ehrlich!“
    Nebb überhörte Kesters Einwand: „Es gibt hier für mich nichts mehr, wofür es noch zu bleiben lohnt.“
    Eine Familie hatte er, zumindest so weit er zurückdenken, nicht gehabt. Stattdessen war sein ständiger Begleiter, von Kindesbeinen an, sein Hunger gewesen. Er hatte sich irgendwann mit ihm abgefunden, auch wenn er ihn immer wieder Dinge tun ließ, an die er sich später nicht erinnerte und die ihm unter seinesgleichen den Ruf eines außerordentlich kaltblütigen Diebes beschert hatte. Ein Ruf, an dem sich zumindest Kester nie groß gestört hatte. Mit ihm hatte der tiefe Wunsch, die Finsternis zu durchwandern, Einzug in Nebbs Leben gehalten. Sich auf die Reise zu machen wie die Strahlen des Sonnensteins und nie wieder zurückzukehren – begleitet von der Furcht, vor Dunkelheit und Kälte erste den Verstand und dann sich selbst zu verlieren.

    „Du glaubst mir doch, Nebb. Oder?“ Nebb wiederholte seine Antwort: „Es gibt hier nichts, wofür es zu bleiben lohnt. Nichts - und niemanden.“
    In diesem Moment flog die Tür auf, so heftig, dass sie gegen die Steinwand schlug und sich ein tiefer Riss im spröden Holz bildete. Toriphor betrat wutschnaubend den Raum. „Hier steckst du also!“
    Nebb hob unschuldig die Hände und rief: „Gefunden! Das nächste Mal bin ich mit suchen dran.“ Toriphor ließ seine Knöchel knacken. „Jaja, sehr lustig. Wer ist überhaupt der Kerl da?“ wurde der Schlächter auf einmal auf Kester aufmerksam. Der war bis zur der Tür gegenüberliegenden Seite zurückgewichen und schaute angsterfüllt zu Toriphor auf. Dem Blick nach hatte er erkannt, wer vor ihm stand.
    „Das ist – niemand“, beantwortete Nebb seine Frage. „Schön. Bronco hat gemeint, er hätte da noch wen gefunden. Du weißt schon wofür. Ich muss aber noch was erledigen. Also kümmer‘ du dich drum.“
    „Für dich immer, Tori!“ Nebb deutete eine Verbeugung an und der Schlächter kniff die Augen zusammen. „Aber wenn ich dich doch nochmal irgendwo anders rumstreunen seh‘, vergess‘ ich mein... Versprechen gegenüber Norovara. Verstanden?“
    „Laut und deutlich!“ Unter Kesters ratlosen und furchtvollen Blickt trat der Schlächter zurück auf den Flur hinaus. Nebb folgte ihm. Aber zu Kester drehte er sich nicht mehr um.



    Nen Perspektivwechsel zu Norayk würde ich zumindest mal ausprobieren. Ich glaub, das nimmt in dem Kapitel nix Geheimnisvolles raus, sondern schafft eher Neugier auf einen Charakter, der enorm vage bleibt.
    Zum Text: sehr gelungen!
    1. Wie findest du's, wenn Nebb Kester anböte mitzukommen, aber der winkt ab, will sein Leben in diesen gelenkten Bahnen weiterführen oder hat Gewissensbisse ob des möglichen Verrats.
    2. Nebb hat Norovaras Ohrring ja nicht, hat ihn im Modell ausgetauscht und stehen gelassen. Eventuell müsste es der Lichtsplitter sein, den er ausgetauscht hat und behalten durfte oder Norovara meint, er dürfe beides behalten, als Toriphor sie darauf aufmerksam macht.
    3. Dass Toriphor in diese Szene reinplatzt, finde ich nicht gut. Zerstört die schöne, ruhige Stimmung. Dann schon lieber nach Kapitel 9 als er wieder Handlungsspielraum hat. Die Fesseln ist er da ja schon los und Tori lässt ihn ja in der Kaserne auch alleine.
    Geändert von Tohuwabohu (12. Februar 2023 um 08:57 Uhr)

  8. #338
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Nebbs Anteil im 1. Akt liegt bei ca. 60(!) %. Tori bei 25%, Zordoz bei 12% und Norayk bei 3(!)%.

    Das ist schon ein recht starkes Ungleichgewicht gemessen an Akt 2 (Nebb 23%, Felb 34%, Norayk 16%, Tori 6%, Zordoz 7%, Bronco 14%) und Akt 3* (Nebb 36%, Norayk 26%, Felb 14%, Forfeaut 13%, Tori 10%)

    Nebb, Tori und Felb (via Zordoz) haben im 1. Akt zumindest Exposition von 20+ Seiten. Würde ich bei Norayk dann eigentlich schon auch nutzen, wenn sie gerade im 3. Akt noch so wichtig wird. Das macht sonst schon starken Eindruck, dass es um Nebb geht und er danach gar keine so große Rolle mehr spielt.
    Anders gesagt: wir haben zu Nebb im 1. Akt mehr, als zu jedem anderen Charakter oder allen "NPCs" (Zordoz, Forfeaut, Bronco) über alle 3 Akte.


    E: vielleicht passt es mit dem aktiveren und "geringfügig mehr Background" Nebb dann besser. Hab 1-6 heute überarbeitet, morgen der Rest, dann les ich nochmal drüber. Vom Bauchgefühl gefällt mir Nebb schon deutlich besser als vorher. Die paar Seiten, wo er nochmal auf Kester trifft (s. Beitrag drüber) werten ihn imo charakterlich enorm auf.




    * Hier nicht ganz genau nachgezählt wegen der Perspektivwechsel
    Ja, Nebb hat 60%, aber das finde ich nicht schlimm, weil er in zumindest einem Kapitel sehr inaktiv ist (Zordoz' Arbeitskeller). Dass das Verhältnis nachher etwas kippt, finde ich sehr interessant. Die beiden Testleser hatten jeweils einen anderen Hauptcharakter ausfindig gemacht (klops sieht ihn in Nebb, mein Kumpel in Felb). Norayk geheimnisvoll zu lassen, finde ich indes sehr, sehr gut! Das lässt einen auf mehr hoffen, hat Potenzial den Leser bei der Stange zu halten.
    Im zweiten Akt hat Nebb in seiner normalen Gestalt ja auch wenig zu melden, weil ihn die Finsternis ebenso inaktiv werden lässt. Dafür sind seine Auftritte sehr stark.

  9. #339
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Ich werde heute noch Akt 2 von weiteren Fehlern bereinigen. Unglaublich, wie viel man noch bei jedem neuen Durchgang findet. Und ich baue beim Liebesspiel dort schon mal nebenbei die Perlenkette ein.

  10. #340
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    1. Fände ich nicht gut. Der Abschluss sollte hier von Nebb ausgehen, wie gesagt, Nebb hat keinen guten Grund, wieso er Kester dabei haben sollte. Aber den könnte er reflektieren! (als er in beobachtet und denkt, dass einer wie Kester im Dunkeln keine Chance hat)
    2. Stimmt, muss dann noch angepasst werden
    3. Nach 9 wäre etwas wonky, weil Nebb dann alleine von der Kaserne geht und wieder alleine zurück, Tori dauerbeschäftigt ist. Fand eigentlich die Vorstellung, wie Kester auf Tori reagiert, ganz charmant. Müssten vielleicht 1-2 Seiten mehr füreinander haben, dann ist es nicht so reinplatzig.

  11. #341
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Dann passt das für mich mit 1 und 2.

    Könnte 3 so sein? Tori stapft ja wütend davon, will aber das Nebb ihm nach der Anwerbung folgt, damit sie noch zusammenstellen, was sie alles brauchen werden. Tori war ja ein eisläufer, er sollte es also wissen. Dann wäre Nebb ja auch wieder auf Norovaras Anwesen und könnte Kester überraschen.
    Dass er in Akt 10 wieder zurückstapft, macht ja nichts. Die Kneipe könnte auch nur einen Steinwurf weit weg von der Kaserne sein. da verzieht er sich mit Norayk hin, während alles zusammengestellt wird.

  12. #342
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Aber dann hat man ja gerade wieder den Fall, dass Nebb sich brav an die Forderungen hält. Finde die Konfrontation deshalb so spannend, weil Nebb die verlorenen Fesseln direkt nutzt, um seinen Kram zu machen. Quasi in dem Moment, in dem Tori sagt "denk nicht Mal dran" ist das erste, was Nebb tut "dran zu denken".
    Für die Konstellation fände ich es auch netter, wenn Nebb Norayk nicht kennt, bevor er sich von Kester verabschiedet. Damit das nicht fälschlicherweise so rüberkommt, dass er es ihretwegen täte oder so. Er räumt quasi mit "seiner" Welt auf, bevor er in "ihre" Welt tritt.

  13. #343
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Okay, verstehe ich. Dann muss man sehen, wie das wirkt. Fände es vermutlich immer noch gut, wenn er das im Anschluss an die Verhandlung mit Norovara tut.

  14. #344
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Da könnte es auch passen. Je nachdem, ob er die Fesseln danach direkt kriegt oder davor schon. Da leitet das Kapitel halt so geil mit dem arbeitslosen Lichtschmied zur Anwerbung von Zordoz über.

  15. #345
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Ja, das mit den Fesseln habe ich auch im Kopf gehabt. Vielleicht kriegt er sie ja auch dann angelegt, weil er sich davongestohlen hat und Toriphor angepisst ist.

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