Der Rausch, sein Hunger lenkte Nebbs Körper. Mit seiner neu gewonnenen Kraft riss er mühelos einen Kerzenhalter aus der Wand und warf ihn der Wache mit dem gezogenen Schwert an den Kopf. Diese schrie jäh auf und ließ ihr Schwert fallen. Nebb hechtete auf ihn zu, fischte das Schwert noch im Fall aus der Luft und zielte mit einem Hieb auf dessen Bein. Die Klinge schnitt durch Fleisch und Sehnen, bis sie sich schließlich knirschend im Knochen verkeilte. Der Klang setzte eine animalischen Zufriedenheit in ihm frei. Als endlich der folgende Schmerzensschrei an sein Ohr drang, stürmte Nebb bereits auf den anderen Mann zu, der sich gerade aufzurichten versuchte, und trat ihm mit voller Wucht in den Unterleib. Die Kettenrüstung des Mannes dämpfte die Wucht des Aufpralls und Nebbs Fuß flammte in Schmerzen auf. Aber der Rausch, in dem er sich befand, drängte den Schmerz aus seinem Bewusstsein. Nicht jetzt. Er war noch nicht fertig mit den Beiden. Er war noch nicht satt.
Nebb sprang zur ersten Wache zurück, die an der Wand zusammengesunken war, schrie und die Schwertklinge im Bein mit beiden Händen umfasste. Nebb packte die Waffe am Griff, zog das Schwert mit einem Ruck heraus und ließ das Geschrei mit einem Schlag verstummen. Der andere Mann hatte sich inzwischen auf den Bauch gerollt, hielt sich noch immer den Unterleib. Nebb trat mehrere Male kräftig nach, dann zückte er den Dolch, beugte sich vor und…
Er hielt inne. „Tu es!“, forderte sein Hunger. Nebb bleckte die Zähne. Die Ekstase hatte ihn komplett im Griff, führte seine Hand, als er zustach. Dann, so schnell wie der Rausch gekommen war, verschwand er wieder, wie die Schatten mit jedem durch das Fenster in den Raum dringenden Lichtstrahl. Sie wichen hell erleuchteten, roten Pfützen auf dem makellosen, edlen Holzboden und langgezogenen Blutspritzern auf der Seidentapete. Nebbs Hand und sein Fuß verströmten einen scharfen Schmerz. Er fühlte sich müde und erlahmt, sah sich verwirrt um. Eine Blutlache umspülten seine Stiefel. Panik stieg in ihm hoch, Entsetzen. Sein Dolch steckte bis zum Griff im Hals der einen Wache, die mit einem vor Tränen und Blut ersticktem Gurgeln zu Boden fiel. Nebb unterdrückte ein Würgen, beugte sich dann widerwillig vor und zog vorsichtig die Waffe heraus. Notdürftig wischt er sie am Wams des Mannes sauber.
Die andere Wache lag regungslos hinter ihm am Boden, ware der schieren Menge an Blut nach zu urteilen, vereits verblutet. Nebb hatte ihr im Rausch mit einem einzigen, vom Hunger befeuerten Hieb, ein Bein komplett durchtrennt und das andere halb durchquert, bis er dort im Knochen stecken geblieben war. Und den Mann dann zum Verstummen gebracht, indem er ihm den Kopf beinahe ganz vom Hals getrennt hatte. Leere Augen starrten ins Nichts. Sie hatten ihr Ende wahrlich nicht kommen sehen, nicht so.