Kardinal Menli berichtet, dass die Situation der Stadt nach dem Bericht Isaak Khans und der schon sehr lange dort lebenden Augustinerchorherren unhaltbar geworden sei, weswegen er die Europäer ins Umland verlegt habe. Positiv sei anzumerken, dass alle Ritter trotz ihres Zornes über den Verlust der Pferde den Befehl befolgt hätten, so dass es wenigstens nicht zu weiteren Problemen gekommen sei. Auch die als Unterkunft ausgewählten Dörfer und Burgen in der Umgebung hätten bislang keine Konflikte gemeldet. Man habe nun Zeit, die weiteren Schritte sorgfältig zu planen und auf die bislang gemachten Erfahrungen zurückzugreifen.
Ganz generell sei die Zahl der Krieger und vor allem der Reiter in der (relativ beengten) Stadt viel zu groß gewesen. Die Getreidepreise seien wegen der Versorgung der Ritter und auch ihrer Gehilfen, Knechte und Pferde außerordentlich angestiegen. Hinzu sei die Überlastung der städtischen Infrastruktur gekommen. Nicht umsonst hätten sich viele Konflikte zwischen den Rittern und einheimischen Kleinhändlern entwickelt, denn die steigenden Preise seien von den Europäern häufig als Betrug angesehen worden. Besonders die Burgunder hätten sich rasch in ihrer Ehre gekränkt gefühlt und mit scharfen Worten (und auch Taten) reagiert, wenn sie sich betrogen fühlten. Die Schweden und Engländer wiederum hätten zahlenmäßig die meisten Zwischenfälle provoziert, weil sie offenbar ein sehr negatives Bild der Einwohner Jerusalems und generell der Morgenländer pflegten. Dasselbe gelte auch für die Johanniter, wobei diese in der Regel diszipliniert genug gewesen seien, um Gewalttaten zu vermeiden. Allerdings sei ihr Habit eine ständige, wenn auch unbeabsichtigte Provokation und erinnere andauernd an die Kreuzfahrerzeit. Die Italiener wiederum seien gegenüber jungen Frauen immer wieder übergriffig geworden, und zwar vor allem die hohen Offiziere des Kontingents, die bei König Guido gedient hätten. Offenbar herrsche am Mailänder Hof ein eher lockerer Lebenswandel. Von den Dänen, Irunern und Franzosen gebe es hingegen weniger Negatives zu berichten.
Grundsätzlich sei die Stationierung von Rittern in der Stadt eigentlich militärisch unnötig, wobei man sie natürlich aus politischen Gründen trotzdem vornehmen könne. Es sollten allerdings nicht mehr als 300-400 Berittene sein. Selbst die Syrer und Türken müssten also wohl einen Teil ihrer Truppen abziehen. Fußsoldaten könnten hingegen in größerer Zahl nach Jerusalem verlegt werden, hier wären (neben der Stadtgarde) problemlos bis zu 700 Mann möglich.
Isaak Khan und er (Menli selbst) würden nun erst einmal versuchen, den Pferdediebstahl des 12. 3. aufzuklären und die Tiere möglichst zurückzubringen. Außerdem sei es wohl sinnvoll, einige Zeit zu warten, um die Bürgerschaft zu beruhigen.
Sollte im Herbst ein neuer Versuch unternommen werden, eine päpstliche oder europäische Armee in der Heiligen Stadt zu stationieren, müsse man aus Sicht der christlichen Orden vor Ort möglichst die bisherigen Erfahrungen beachten. Dies bedeute, dass man die Johanniter, Engländer und Schweden gegenwärtig gar nicht in Jerusalem oder überhaupt im Orient –soweit Kontakt mit den Menschen vor Ort bestehe – stationieren solle. Die anderen Ritter könne man zur Not einsetzen, allerdings möglichst auch eher auf dem Lande und bei sehr guter Versorgung, um die Preise niedrig zu halten und das Konfliktpotential zu entschärfen. Die Italiener sollten entweder besser ausgewählt oder abseits bewohnter Gebiete eingesetzt werden. Ihre Disziplin sei jedenfalls äußerst mangelhaft.
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Grundsätzlich wäre es auch sinnvoll, derartige Einsätze im Voraus besser zu planen, da sich Vorfälle dieser Art natürlich auch auf das Ansehen des Heiligen Vaters auswirkten, welcher den Oberbefehl innehabe. Wichtiger als die Zahl der Truppen seien ihre Disziplin und ihre militärische Einsetzbarkeit. Ein neuer Versuch solle also nur unternommen werden, wenn alle beteiligten Könige klaren gemeinsamen Regeln zustimmten und eine kleinere, weniger heterogene Streitmacht aufgeboten werden könne.