Ja das verdeutlichen viele Bibeltexte wie zb der Psalm 82
Hier wird in einem Lied (=Psalm) der Gott Israels/Judas gepriesen, dass er besser ist wie die anderen Götter (der Nationen). Er übertrifft sie alle an Gerechtigkeit, und sollte deshalb sein Erbteil (das nur Israel war =siehe 5. Mose 32 unten) erweitern und nun alle Völker als Erbe erhalten, und wohl seine göttlichen Brüder töten, oder zumindest ihrem Tod zusehen. Die Verse 2-7 ist wohl als Eigenrede JHWHs zu verstehen, Vers 1 erklärt die Umstände (Streit in der Götterversammlung), und Vers 8 ist der Wunsch des Liedschreibers, JHWH soll endlich der Richter (Gott) aller Völker werden.Zitat von Psalm 82
Was hier für unser monotheistisch christlich geschultes Verständnis seltsam anklingt.....dass Gott mit realen Fremdgöttern (die ja eigentlich nichtexistent sein sollten) in einer Götterversammlung streitet, kann man erst wirklich verstehen, wenn man weiß wie im alten Kanaan die Vorstellungen waren zum Hochgott =höchsten Gott des Kanaanitischen Pantheons EL, der wiederum 70 Söhne zeugte mit 2 weiblichen Göttinnen, die er an einem Brunnen überraschte und schwängerte. Diese Vorstellungen waren natürlich im königszeitlichen Juda verpönt oder womöglich sogar teilweise vergessen, aber alte Lieder, selbst im Pentateuch haben diese uralten polytheistischen Vorstellungen bewahrt, und wörtlich in Stein gegossen. In 5. Mose 32 heisst es auszugsweise (der ist sehr lang):
QuelleZitat von 5. Mose 32
Nach späterer monotheistischer Deutung wurde aus den Söhnen ELs (wörtlich "ben EL") dann entweder Engel Gottes (die ja nach israelitischen Verständnis Söhne JHWHs waren), oder gleich Söhne Israels. Hier macht der Text natürlich bei dieser Übersetzung keinen Sinn mehr, wieso sollte Gott (welcher überhaupt) Die Völker nach der Anzahl der Söhne Israels aufteilen. Oder nach der Zahl der Engel Gottes? Gabs da etwa nur 70? Die Zahl 70 steht in der Genesis (1. Mo) auch für die Völker der Erde, denn dort werden in den ersten Kapiteln (vermeintlich) alle 70 Völker der Erde aufgezählt, als Söhne Noahs. Das ganze Mose-Lied macht eigentlich nur dann Sinn, wenn man die ursprünglichen kanaanitischen Vorstellungen zugrunde legt. Dass ein Hochgott EL, die Erde unter seinen 70 Söhnen verteilt. Da ist auch JHWH einer von ihnen, und erhält so als Erbteil Jakob/Jeschurun, als ein winzig kleines Volk in der Wüste. Ohne fremde Hilfe seiner Götterbrüder oder seines Vaters EL pflegt er sie in der Wüste zu einem großen Volk, und wird dann schließlich von Jakob/Israel vergessen und mit anderen Göttern/Geistern/Dämonen betrogen. Die Worte "Als der Höchste die Völker verteilte...", kann natürlich gar nicht JHWH gemeint sein, weil er als Verteiler kaum selbst ein Erbteil erhalten würde, noch dazu ein so schlechtes kleines Erbteil. Mit dem selben Wortlaut "Der Höchste" wird in ugaritischen/kanaanitischen Schriften stets der Hochgott, Pantheons-Vorstand und Vater der 70 "EL" gemeint.
Interessanterweise ist das Mose-Lied aber nicht komplett polytheistisch. Denn im späteren Verlauf des Liedes scheint durch, dass diese Götter (aus der ursprünglichen kaanaitischen Mythologie) keine mächtigen Götter sein können, denn JHWH alleine entscheidet über Leben und Tod.
Auch hier wieder der Rückgriff auf den Psalm 82: Gott soll seine Feinde (die anderen Götter, oder nach kanaanitischer Tradition seine 69 Brüder) vernichten, und ihr Erbe (deren Völker) übernehmen.21 Sie haben meine Eifersucht geweckt durch einen Gott, der kein Gott ist, mich zum Zorn gereizt durch ihre Götter aus Luft - so wecke ich ihre Eifersucht durch ein Volk, das kein Volk ist, durch ein dummes Volk reize ich sie zum Zorn.
....
36 Ja, der HERR wird seinem Volk Recht geben und mit seinen Dienern Mitleid haben. Er wird sehen: Jede Hand ist ermüdet, es gibt nur noch Unterdrückte und Hilflose.
37 Und er wird sagen: Wo sind ihre Götter? Wo ist der Fels, bei dem sie Schutz suchten?
...
39 Jetzt seht: Ich bin es, nur ich, und es gibt keinen Gott neben mir. Ich bin es, der tötet und der lebendig macht. Ich habe verwundet; nur ich werde heilen. Niemand kann retten aus meiner Hand.
40 Denn ich hebe meine Hand zum Himmel empor und sage: So wahr ich ewig lebe:
41 Habe ich erst die Klinge meines Schwertes geschliffen, um das Recht in meine Hand zu nehmen, dann zwinge ich meinen Gegnern die Strafe auf und denen, die mich hassen, die Vergeltung.
Witzigerweise gibt es bei den Namen der kanaanitischen 70 Göttersöhne, die teilweise überliefert wurden von ugaritischen STeinplatten etc, so bekannte Namen aus der Bibel wie: Baal, Dagan (=Dagon). Und, man halte sich fest, bei den 70 Söhnen gabs sogar ursprünglichen einen Gott JW. Ob aus dem wohl der berühmte JHWH wurde?
QuelleÄhnlich buchstabierte Gottesnamen sind in der altorientalischen Umwelt lange vor Beginn der Bibelkompilation belegt. Ob sie den JHWH der Bibel bezeichnen, ist umstritten. Tontafeln von Ugarit (auf der Landspitze Ras Shamra nahe Latakia) aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. nennen einen Gott jw als „Sohn des El“
Lange Rede kurzer Sinn: Ursprünglich verehrten die Israeliten (die ursprünglich nur eines von vielen Völkern in Kanaan waren) einen Gott, den sie als nur einen unter vielen betrachteten. Einer der nett genug war sich ihren Stammvater Jakob/Abraham auszusuchen. Als sie in babylonischer Knechtschaft die ganzen Geschichten über die Weltschöpfung, Sintflut etc hörten, und in Konkurrenz zu dieser Religion, ihre eigenen überlieferte konkurrenzfähig machen mussten, haben sie wohl JHWH all diese Eigenschaften und Macht übertragen, und ihn vom ehemaligen Sohn ELs zum Gottvater selbst gemacht, und fortan die ganze Götterverwandschaft (inkl der 69 Brüder) komplett abgestritten. Erst da sind vermutlich viele Kapitel inkl. der Schöpfungs- und Urgeschichte in den Pentateuch eingeflossen. Viele heutige Textbrüche und Spannungen weisen darauf hin, zb die genannten Vorfahren (1. Mo 4, 20-22) aller Schmiede, Flötenspieler und Nomaden, die eigentlich durch die Flut ja wieder alle ertränkt wurden, und deswegen gar keine Vorfahren dieser Berufsgruppen sein können. Ohne Flut macht die Geschichte Sinn.
Bekannt ist auch, dass im Nordreich Israel nicht JHWH sondern EL selbst angebetet wurde. Ebenfalls in der in Kanaan üblichen Gestalt des Stieres. Es ist mehrfach aus dem 15 Jahrhundert v Chr. der Begriff "Stier-EL" überliefert. Der wurde auch im Nordreich angebetet. Die Geschichten ums goldene Kalb sind vermutlich Kritiken an dieser Kultform des nördlichen Bruders aus Juda.