Seite 38 von 312 ErsteErste ... 283435363738394041424888138 ... LetzteLetzte
Ergebnis 556 bis 570 von 4666

Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #556
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    21.03.12
    Beiträge
    22.449
    Da hat der Jakob wohl die Vererbungslehre entdeckt, Jahrtausende vor Mendel^^

  2. #557
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
    Registriert seit
    15.11.01
    Ort
    München
    Beiträge
    3.097
    Ja, die heutige Bibelkritik ist sich in vielen uneinig, in einigen Bereichen aber durchaus sehr einig: Unter anderem dass die 5 Bücher Mose mit ziemlicher Sicherheit nicht aus einer einzigen Feder stammen, sondern über einen längeren Zeitraum aus mehreren Quellen zusammen gefügt wurden. Darauf deuten nicht nur die 2 verschiedenen Bezeichnungen Gottes wie Elohim oder JHWH hin, sondern auch die stilistischen Eigenheiten in den Texten in denen entweder JHWH oder Elohim vorkommt. Und ja, es gibt auch die Priesterschrift, die beide Namen in ihrer Schicht verwendet. So benutzt sie Elohim vor der Zeit des Mose, und ab der Namensverkündung am brennenden Dornbusch erstmals JHWH als ganz eigenen Stil.

    Zitat Zitat von www.bibelwissenschaft.de
    Die Berichte unterscheiden sich nicht nur durch Stil und Sprachgebrauch, sondern vor allem durch die Verwendung zweier Gottesnamen: יהוה, JHWH, und אֱלֹהִים, Elohim.

    Auch in anderen Texten konnten deutliche Unterschiede in der Stilistik und im Sprachgebrauch festgestellt werden. So heißt der Gottesberg in Exodus bis Numeri Sinai, im Deuteronomium dagegen Horeb.

    An verschiedenen Stellen finden sich Erzählungen, die offenbar aus zwei Versionen eines ähnlichen Berichts zusammengesetzt worden sind, so vor allem beim Sintflutbericht Gen 6-9 und der Plagenerzählung Ex 7,14-11,10.
    Dass die Literatur- und Bibelkritik sich über die Jahrzehnte und Jahrhunderte wandelt und immer neue Theorien findet ist nicht erstaunlich. Immerhin versucht man zu erklären, wie eine gewaltige Sammlung biblischer Schriften, bestehend aus dutzenden von langen Schriftrollen (die hebräische Bibel von Mose bis zu den Propheten und den Schriften) über die Jahrhunderte in die heutige Form und Endfassung entstanden und gewachsen sind. Das kann kaum ein leichtes Unterfangen sein, und sollte logischerweise in vielen Teiltheorien enden und weiter geführt werden. Jeder weitere Fund (wie zb in Qumran) der weitere Schriftrollen zutage fördert, die damals nicht mehr in den Bibelkanon aufgenommen wurden, erschwert das ganze sogar noch. Man wird also nicht mit einer finalen Theorie in nächster Zeit rechnen können. Den historischen Wachstumsprozess der biblischen Schriftsammlung nach Jahrtausenden wird man nie ganz nachvollziehen können, denke ich mal. Dazu müsste man wohl erst Zeitreisen erfinden.



    Deutschland ist auch nicht das Gründungsland der Bibelkritik. Kontroversen um die Bibel und Kritik zu ihr gibt es schon seit der Antike, und wurden über das Mittelalter bis in die Neuzeit weiter geführt, von verschiedensten Gruppen, auch und speziell jüdischer Gruppierungen selbst.

    https://www.bibelwissenschaft.de/bib...es-pentateuch/


    Die Anfänge der kritischen Exegese

    Obwohl die Vorstellung von der mosaischen Autorschaft der Tora bis ins 18. Jh. niemals wirklich in Frage gestellt wurde, zeigten sich schon früh die Schwierigkeiten, die diese Theorie mit sich bringt.

    An erster Stelle ist hier die Erzählung vom Tod des Mose und von seiner Bestattung durch Gott in Dtn 34 zu nennen. Ist es wirklich denkbar, dass Mose von seinem eigenen Tod erzählte? Einige Rabbinen bezweifelten dies und behaupteten, die letzten Verse des Pentateuch seien durch Moses Nachfolger → Josua hinzugefügt worden (vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Baba Batra 14b; Text Talmud).

    Im Mittelalter fertigten die beiden jüdischen Gelehrten Isaak ben Jesus und → Ibn Esra Listen der sog. postmosaica an, d.h. derjenigen Texte, die offensichtlich erst in späteren Phasen der Geschichte Israels verfasst wurden (so setzt etwa Gen 36,31 die Zeit der Monarchie voraus, und in Num 22,1 wird Transjordanien als das Land jenseits des Jordan bezeichnet, obwohl sich Mose selbst in Transjordanien aufhielt und dort schrieb usw.). Dennoch wagten es auch diese Gelehrten nicht, die überlieferte Tradition offen anzufechten.

    Diese Schwelle wurde erst im Tractatus theologico-politicus des jüdischen Philosophen → Baruch de Spinoza überschritten (1670). Spinoza stellte fest, dass der Pentateuch mit den historischen Büchern (Josua bis Könige) eine organische Einheit bildet und folglich nicht vor dem (in 2Könige geschilderten) Ende des Königreichs von Juda entstanden sein kann. Seiner Ansicht nach ist der tatsächliche Autor des Pentateuch → Esra, dem es darum ging, dem jüdischen Volk in persischer Zeit eine Identität zu geben.....


    ....Neben den offenkundigen Anachronismen innerhalb der Tora hat vor allem die Entdeckung verschiedener Brüche in der Erzähllogik die Exegeten dazu veranlasst, sich der Frage nach den Quellen zuzuwenden, die die Autoren des Pentateuch verwendet haben könnten. Ausgangspunkt war dabei die Feststellung zahlreicher Spannungen und Widersprüche innerhalb der Erzählungen der Tora. So brachte z.B. nach Gen 7,15 Noah jeweils ein Paar jeder Tierart in die Arche, während Gen 7,2 von sieben Paaren aller reinen Tiere spricht. Nach Gen 4,26 verehrte die Menschheit den Gott Israels von Beginn an unter dem Namen „JHWH“, obwohl dieser nach Ex 3,13-15 Israel erst im Zusammenhang mit der Berufung des Mose offenbart wurde....

    ....Zudem finden sich zahlreiche Doppelungen. So enthält der Pentateuch zwei Schöpfungserzählungen (Gen 1,1-2,3 und Gen 2,4-3,24), zwei Erzählungen vom Bundesschluss zwischen Gott und Abraham (Gen 15 und Gen 17), zwei Erzählungen von der Vertreibung Hagars (Gen 16 und Gen 21,9ff.), zwei Erzählungen von der Berufung Moses (Ex 3f. und Ex 6), zwei Versionen des Dekalogs (Ex 20 und Dtn 5) usw....


    Der heutige Forschungsstand in Europa sieht ungefähr so aus:

    Die aktuellen Diskussionen

    In der europäischen Forschung zeichnet sich vielerorts eine Rückkehr zur Fragmentenhypothese ab, die eine Verbindung von ursprünglich selbstständigen Überlieferungsblöcken frühestens seit der späten Königszeit (nach 650 v. Chr. „Münsteraner Pentateuchmodell“) oder sogar erst in exilischer (Otto; Kratz) oder in persischer Zeit (Blum; Gertz) annimmt.
    Quelle


    Sprich, man datiert die Endfassungen der biblischen Texte in immer spätere Zeit-Epochen.



    Wie sieht es in den USA aus?

    Das Erstarken fundamentalistischer religiöser Gruppen in den USA in den letzten Jahrzehnten, hat natürlich dort auch die Kritik an der Bibelkritik massiv verschärft. Unter anderem gibt es Bundesstaaten die erwirkt haben, dass der Schöpfungsbericht als gleichrangig mit der Evolutionstheorie an den Schulen gelehrt werden muss. Dennoch gibt es natürlich auch in den USA immer noch einen starken Block wissenschaftlicher Bibelkritik, die der in Europa nicht nachsteht.

  3. #558
    Ausgetreten
    Gast
    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Ach, diskutiert ruhig - wenn ich, wie gestern, mal wieder ein Update vergesse, erinnert mich das dran, dass ich eigentlich was lesen wollte
    Häh?! Kann doch echt Mal sein, dass du einen Tag lang keine Zeit für ein Update hast.

    Aber nach 48h werde ich dir schon auf die Finger klopfen

  4. #559
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.057
    Mein Anspruch an mich selbst ist, jeden Tag zu lesen Emoticon: rede
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  5. #560
    Ausgetreten
    Gast
    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Mein Anspruch an mich selbst ist, jeden Tag zu lesen Emoticon: rede
    Du hast heute noch nicht gelesen

  6. #561
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
    Registriert seit
    25.05.19
    Beiträge
    4.914
    Los, Uschi, übernimm' den Thread und post du!

  7. #562
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.057
    Noch hab ich ne Stunde!
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  8. #563
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.057
    Achtung Spoiler:
    17 Da machte Jakob sich auf, setzte seine Kinder und seine Frauen auf die Kamele
    18 und nahm sein sämtliches Vieh und all sein Hab und Gut mit, das er erworben hatte, das Vieh, das ihm gehörte, das er in Nord-Mesopotamien erworben hatte, um sich zu seinem Vater Isaak nach dem Lande Kanaan zu begeben.
    19 Während aber Laban hingegangen war, um seine Schafe zu scheren, entwandte Rahel das Bild des Hausgottes ihres Vaters;
    20 und auch Jakob täuschte den Aramäer Laban, insofern er ihm nichts davon mitteilte, daß er sich heimlich entfernen wollte.
    21 Er entfloh also mit allem, was ihm gehörte, und machte sich auf den Weg; er setzte über den Euphratstrom und schlug den Weg nach dem Gebirge Gilead ein.
    22 Erst am dritten Tage erfuhr Laban, daß Jakob entflohen war.
    23 Da nahm er seine Stammesgenossen mit sich, verfolgte ihn sieben Tagereisen weit und holte ihn am Gebirge Gilead ein.
    24 Aber Gott erschien dem Aramäer Laban nachts im Traum und sagte zu ihm: »Hüte dich wohl, mit Jakob anders als freundlich zu reden!«
    25 Als nun Laban den Jakob eingeholt hatte – Jakob hatte aber sein Zelt auf dem Berge aufgeschlagen, und auch Laban lagerte sich mit seinen Stammesgenossen im Gebirge Gilead –,
    26 da sagte Laban zu Jakob: »Warum hast du es unternommen, mich zu täuschen, und hast meine Töchter wie Kriegsgefangene entführt?
    27 Warum bist du heimlich entflohen und hast mich hintergangen und mir nichts davon mitgeteilt – ich hätte dir sonst mit Sang und Klang, mit Paukenschall und Saitenspiel das Geleit gegeben –
    28 und hast mir nicht einmal verstattet, meine Enkel und Töchter (zum Abschied) zu küssen? Ja, du hast töricht gehandelt!
    29 Es stände nun wohl in meiner Macht, dir übel mitzuspielen; aber der Gott deines Vaters hat gestern nacht zu mir gesagt: ›Hüte dich ja davor, mit Jakob anders als freundlich zu reden!‹
    30 Nun gut, du bist von mir weggegangen, weil du so starke Sehnsucht nach dem Hause deines Vaters hattest; aber warum hast du mir meinen (Haus-) Gott gestohlen?«
    31 Da antwortete Jakob dem Laban: »(Ich bin geflohen) weil ich mich fürchtete; denn ich dachte, du würdest mir deine Töchter entreißen.
    32 Bei wem du aber dein Götterbild findest, der soll nicht am Leben bleiben! Durchsuche im Beisein unserer Stammesgenossen alles, was ich bei mir habe, und nimm das an dich, was dir gehört!« Jakob wußte nämlich nicht, daß Rahel (das Götterbild) entwandt hatte.
    33 Da ging Laban in Jakobs Zelt und in Leas Zelt und in das Zelt der beiden Mägde, fand aber nichts. Aus dem Zelt der Lea ging er dann in das Zelt der Rahel.
    34 Diese hatte aber das Götterbild genommen und es in den Sattelkorb des Kamels gelegt und sich daraufgesetzt. Laban durchsuchte nun das ganze Zelt, fand aber nichts.
    35 Sie hatte nämlich zu ihrem Vater gesagt: »O Herr, sei nicht ungehalten darüber, daß ich vor dir nicht aufstehen kann! Ich bin eben unwohl nach der Frauen Weise.« So hatte er denn trotz seines Suchens das Götterbild nicht gefunden.


    Bemerkungen/ Gedanken
    • Einerseits wird in den vorigen Versen deutlich gemacht, dass Jakob gehen soll, andererseits ist es nicht ok, dass er es heimlich tut (Vers 20). Die Wortkonstellation "nicht mitteilen, dass man fliehen will" ist aber auch super. Kommt das Reh zum Wolf und sagt, dass es vor ihm fliehen will
    • Das Bild des Hausgottes, das Rahel klaut, ist dann wohl ein Götzenbild? Das wird Gott sicher freuen, dass Rahel das entwendet.
    • Bei Elberfelder heißt das Götzenbild "Terafim". Wikipedia dazu: "Teraphim wurden in besonderen Nischen oder an verborgenen Orten aufgestellt und dienten zur Weissagung. Man maß ihnen eine prophetische Kraft zu. Zugleich waren sie Schutzgötter, die Haushalt und Gewerbe bewachten." - demnach wäre das ein ziemliches Übel, das sie da auf ihren Vater geladen hat.
      In der Einheitsübersetzung sind es auch direkt mehrere Bilder.
    • Schön, wie deutlich gemacht wird, dass Jakob wirklich nur das mitnimmt, was ihm gehört.
    • Den Namen "Gilead" kenne ich von diesem Lied über diese Nervenklinik (welches das wunderbare Zitat "Wir werden in die Welt gevögelt und können nicht fliegen" von Werner Schwab verarbeitet ). Jetzt weiß ich auch, wo das herkommt. Auf Hebräisch soll das "Steinhaufen" oder "raues Land" bedeuten. Interessanter Name für eine Nervenklinik
    • Gott sollte bei Jakob jetzt einen Gut haben.
    • Und wieder mal fällt es mir schwer, die Argumente von Laban zu entkräften. Sehr schön gefällt mir die Lektion, die man daraus ziehen kann: nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern sich aussprechen. So viele Probleme würden sich als Nichtigkeiten herausstellen, wenn man vernünftig miteinander redet
    • Rahel ist für mich von den Dreien die durchtriebenste - "Ich bin eben unwohl nach der Frauen Weise"
    • Kann man das (erfolgreiche) Stehlen der Götterbilder als Götzen-Austreibung betrachten oder ist das eher ein Streich von Rahel, weil sie ihren Vater nicht leiden kann?
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  9. #564
    negativ im positiven Sinn Avatar von Mitchizen
    Registriert seit
    11.12.12
    Ort
    NRW - irgendwo bei der Stadt, die es nicht gibt (is` wahr!) (Foto ©1966 paramount pictures)
    Beiträge
    963
    Ähnlich lautende Sagen müssen nicht voneinander abstammen.
    Das meinte ich auch gar nicht damit, schon gar nicht in der Abfolge innerhalb der Geschichte ..

    Wenn etwas schlimmes passiert, neigen Menschen dazu, sich irgendwann zu denken: "es sollte halt so sein" - für eine Erzählung reicht das ja aus. Scheinbare Gründe kann man dazudichten, wenn man wenig Vergleichsmaterial hat (=nachgeschobene Begründung zur Beruhigung des Gewissens/ Beruhigung über unwägbare, unverhersehbare Zukunft; allenfalls vernünftig ist die Mahnung: Warnungen nicht einfach übergehen, falls sie vorkommen)

    An sich nahm ich bei dieser Geschichte btw an, sie stamme aus einer Zeit vor der Expansion des Christentums in die ehemals slawische Region (einschließlich der "Begründung" des Untergangs). Scheint auch so zu sein. Ob die "Begründung" auch im slawischem tradiert wurde oder von ausserhalb hinzugestellt, wäre da nochmal interessant.

  10. #565
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
    Registriert seit
    25.06.11
    Ort
    KA
    Beiträge
    19.057
    Achtung Spoiler:
    36 Nunmehr geriet Jakob in Zorn und machte Laban laute Vorwürfe mit den Worten: »Was habe ich nun verbrochen, was verschuldet, daß du mich so hitzig verfolgt hast?
    37 Du hast nun all meinen Hausrat durchstöbert: was hast du denn von deinem gesamten Hausrat gefunden? Lege es hierher vor meine und deine Stammesgenossen: sie sollen entscheiden, wer von uns beiden im Recht ist!
    38 Zwanzig Jahre bin ich jetzt bei dir gewesen: deine Mutterschafe und deine Ziegen haben nie fehlgeworfen, und von den Böcken deines Kleinviehs habe ich keinen gegessen.
    39 Wenn ein Stück Vieh (von wilden Tieren) zerrissen war, habe ich es nicht zu dir bringen dürfen, nein, ich habe es ersetzen müssen: von mir hast du es gefordert, mochte es bei Tage oder in der Nacht geraubt sein.
    40 So ging es mir: bei Tage kam ich vor Hitze um und nachts vor Frost, und kein Schlaf kam in meine Augen.
    41 Jetzt sind es zwanzig Jahre, daß ich dir in deinem Hause gedient habe: vierzehn Jahre um deine beiden Töchter und sechs Jahre bei deinem Kleinvieh; und zehnmal hast du mir den Lohn abgeändert.
    42 Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, den auch Isaak verehrt, auf meiner Seite gestanden hätte, ja, dann hättest du mich jetzt mit leeren Händen ziehen lassen! Aber Gott hat mein Elend und die mühselige Arbeit meiner Hände gesehen und gestern nacht sein Urteil abgegeben!«
    43 Da gab Laban dem Jakob zur Antwort: »Die Töchter sind meine Töchter, und die Kinder sind meine Kinder, das Vieh ist mein Vieh, und alles, was du hier siehst, gehört mir! Aber was könnte ich heute noch für diese meine Töchter tun oder für ihre Kinder, die sie geboren haben?
    44 So komm denn, laß uns beide einen Vertrag miteinander schließen, der soll als Zeuge zwischen mir und dir dienen!«
    45 Hierauf nahm Jakob einen Stein und richtete ihn als Denkstein auf;
    46 dann sagte er zu seinen Stammesgenossen: »Lest Steine zusammen!« Da holten sie Steine und machten einen Haufen davon; dann hielten sie dort auf dem Steinhaufen ein Mahl.
    47 Und Laban nannte ihn ›Jegar-Sahadutha‹, Jakob aber nannte ihn ›Galed‹.
    48 Darauf sagte Laban: »Dieser Steinhaufe ist heute ein Zeuge zwischen mir und dir!« Darum nannte er ihn ›Galed‹;
    49 und den Denkstein, den er aufgerichtet hatte, nannte er ›Mizpa‹, indem er sagte: »Der HERR sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir einander aus den Augen gekommen sind!
    50 Solltest du je meine Töchter schlecht behandeln oder noch andere Frauen zu meinen Töchtern hinzunehmen, wenn dann auch kein Mensch bei uns sein sollte – bedenke wohl: Gott ist Zeuge zwischen mir und dir!«
    51 Weiter sagte Laban zu Jakob: »Siehe, der Steinhaufe hier und der Denkstein hier, den ich zwischen mir und dir aufgerichtet habe:
    52 dieser Steinhaufe soll ein Zeuge und der Denkstein hier ein Zeugnis sein, daß weder ich über diesen Steinhaufen zu dir hinausgehen darf, noch du über diesen Steinhaufen und diesen Denkstein zu mir in böser Absicht hinausgehen darfst.
    53 Der Gott Abrahams und der Gott Nahors sollen Richter zwischen uns sein, der Gott je ihres Stammvaters!« Als dann Jakob bei dem Gott, den sein Vater Isaak verehrte, geschworen hatte,
    54 brachte er ein Schlachtopfer auf dem Berge dar und lud seine Stammesgenossen zur Teilnahme am Mahl ein. So hielten sie denn das Mahl und übernachteten auf dem Berge.


    Bild

    Bemerkungen/ Gedanken

    • Oha, jetzt eskaliert Jakob .
      Die Anklagepunkte im Einzelnen
      • Laban hat allen Hausrat durchstöbert
      • Labans Tiere haben nie fehlgeworfen
      • Jakob hat keinen Bock des Kleinviehs gegessen (naja, das ist ja auch irgendwie Teil seiner Hirten-Aufgabe, oder?)
      • Jakob hat Laban zerrissene Tiere ersetzt
      • Jakob hat bei Tag die Hitze ausgehalten
      • Jakob hat bei Nacht die Kälte ausgehalten (Laban lebt wohl in der Wüste)
      • Jakob hat 14 Jahre für die Töchter geschuftet
      • Jakob hat 6 Jahre für das Kleinvieh geschuftet (also ist das Kleinvieh fast so viel wert, wie eine Tochter )
      • Laban hat 10x Jakobs Lohn geändert

    • Wenn das alles stimmt, frage ich mich wirklich, wie er das 20 Jahre ausgehalten hat. Und Laban kommt dann nochmal erheblich schlechter weg.
    • Der Vertrag wird in Form eines... Steinhaufens und eines Denksteins geschlossen?
      • Jegar-Sahadutha soll auf aramäisch "Haufen des Zeugnisses" bedeuten
      • ...und auf Hebräisch auch.
      • Mizpa soll so etwas wie "Wachturm" bedeuten

    • Der Denkstein wacht also über den Steinhaufen. Hat der Haufen Steine auch eine symbolische Bedeutung? Also das z.B. jeder Stein für ein Versprechen steht und der Denkstein darüber wacht, dass diese an Ort und Stelle bleiben? Ab Vers 52 klingt es wiederum danach, dass der Steinhaufen eine Art grenze markiert, also wie ein Grenzstein funktioniert.
    • Die formelhaften Schwüre kann ich mir auch (wie der Muster-Kaufvertrag für das Stück Land, das Abraham gekauft hat) wie eine Vorlage für Verträge dieser Art vorstellen.
    • Mit anderen Göttern wird an dieser Stelle der Bibel recht entspannt umgegangen. Aus Civ4 habe ich noch "Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht haben andre Götter neben mir." im Kopf. In Vers 53 treten beide gleichberechtigt als Richter auf.
    Angehängte Grafiken Angehängte Grafiken
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
    Wären die Beiträge der Admins alles, was zählt, dann wäre dieses Forum eine Geisterstadt mit Adventskalender.

  11. #566

  12. #567
    Registrierter Benutzer
    Registriert seit
    21.03.12
    Beiträge
    22.449
    Laban wird selbst gemerkt haben, dass Jakob ihn übervorteilt, aber auch nach 6 Jahren konnte er nicht den Finger drauflegen, wie Jakob das anstellt bzw. ob er sich irgendwo nicht an die Verträge hält.

  13. #568
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
    Registriert seit
    15.11.01
    Ort
    München
    Beiträge
    3.097
    @Mongke

    Dass Rahel die Terafim ihres Vaters mitnahm deutet meiner Meinung nach eher darauf hin, dass sie selbst immer noch an diesen persönlichen Schutzgott glaubte. Anders ließe sich kaum erklären, wie sie die Reaktion ihres Vaters, danach zu suchen, durch den Diebstahl provoziert. Es ist ja heutzutage bekannt, dass es in der alten Zeit hauptsächlich die Frauen/Mütter des Hauses waren, die mit der persönlich Schutzgottheit (des Hauses/der eigenen Familie) stark verbunden waren. Neben dem persönlichen Schutzgott der Familie, was bei anderen Kulturen oft nichts anderes als die Verehrung der toten Ahnen ist, gibt es manchmal dann eben auch den Stammesgott oder Hochgott der zusätzlich verehrt wird. Für den setzt sich dann aber eher das Oberhaupt der Familie/Sippe ein, bzw versucht dieser ihm milde zu stimmen, damit es der ganze Sippe/Stamm gutgeht. So wurden schon damals die Verantwortlichkeiten gegenüber den großen und kleinen Göttern aufgeteilt. Es gab in der Geschichte durchaus Kulturen die über keinen Hochgott verfügten, aber einen Schutzgott/toten Ahn der über die Familie wacht, kennen praktisch alle Kulturen, und selbst heutige primitive Stämme. Witzigerweise wurde in der Bibel ja lange Zeit der Ahnenglaube/Schutzgott der Familieglaube verboten, weil man nur noch den Haupt/Hochgott JHWH/Elohim anbeten sollte. Tatsächlich ging das nie gut. Archäologisch fand man in Israel in praktisch allen Erdschichten Götzenbildchen (zumeist von dicken nackten Muttergottheiten) in den israelitischen/jüdischen Häusern, wie in der Bibel ja auch oft zugegeben wird, wenn es oftmals sinngemäß heisst: "Doch das Volk betete weiterhin zu ihren Götzen/Molochen und auf den Höhen, und verärgerte damit JHWH/Elohim". - In neuerer Zeit hat man zumindest im katholischen Lager dieses anscheinende Grundbedürfnis der Menschen dadurch abgemildert, dass man nun nicht nur zum "Herrgott" beten darf, sondern auch zu hunderten von Schutzheiligen. Die gibt es praktisch für jedes Themengebiet das einem einfällt. Selbst Schornsteinfeger habe katholische Schutzheilige. Das ist nichts anderes als die Wiederinbetriebname der alten Hausgötter/Terafim bzw. Ahnenglaube der verstorbenen Vorfahren. So wird zumindest dem Katholiken wieder erlaubt ein altes Grundbedürfnis zu stillen.


    Der Denkstein wacht also über den Steinhaufen. Hat der Haufen Steine auch eine symbolische Bedeutung?
    Ist wohl wie heute, wenn man überall Siegessäulen, Herrscher- oder Kriegsdenkmäler sieht. Sie sollen an irgendwelche Sachen erinnern....dass man für einen alten Sieg geblutet hat, oder dass der damalige Herrscher viel Gutes getan hat, usw..
    In der Bibel sind dann solche bereits lange vorhandenen Steinhaufen oder Felsformationen oft durch Geschichten bedacht worden, die erklären sollten, warum das da stand, die sogenannten ätiologischen Erzählungen. Vermutlich wusste also schon niemand mehr wer diese Steinhaufen aufgerichtet hatte in ihrer Heimat, als die Propheten/Priester begannen solche heiligen Schriften zu verfassen. Da konnte man dann auch kreativ sein, mit der Erklärung ihrer Herkunft. - Und ja, diese Steinhaufen waren auch oft Grenzsteine zwischen Völkern/Stämmen. Durch natürliche Grenzen wie Gebirge/Flüsse/Wüsten enstanden ja nicht zufällig bis in die heutige Zeit hinein willkürliche Grenzen zwischen Völkern/Nationen. Man will eben ungerne einen Landstrich/Stadt durch eine gerade gezogene Linie trennen, die dann womöglich genau durch Häuser und Orte geht.

    Mit anderen Göttern wird an dieser Stelle der Bibel recht entspannt umgegangen
    Ja, Gott JHWH/Elohim war zu jener Zeit nur einer unter vielen, selbst innerhalb der Stammesverwandtschaft. Deswegen hieß der Gott der Bibel ja in den Vätergeschichten "Gott des Abraham, Isaak und Jakob", eben weil er nicht der Gott der ganzen Menschheit war. Daran erkennt man auch wieder, wie die ersten Kapitel der Genesis die zum einen die Schöpfungsberichte als auch die Sinflutgeschichte erzählen, erst in späterer Zeit (vermutlich im babylonischen Exil) in die 5 Bücher Mose aufgenommen wurden. Denn wäre Gott JHWH/Elohim der allseits und weltweit bekannte Gott der die Welt erschaffen hat, und die Flut verursachte die alle außer Noahs Familie tötete, dann müssten ja damals alle Völker ihn anbeten. Dann hätte es damals global schon den Monotheismus gegeben. Da aber jedes Volk damals seine eigenen Götter hatte (auch laut der Bibel), erschien dem Abraham ein völlig "neuer und unbekannter" Gott, und wurde nach dem Bibelbericht jahrhundertelang der Gott Abrahams, Isaaks und Jakob genannt. Auch stellte er sich Abraham nicht als Schöpfer des Universums vor, und wurde auch erst in sehr späten Textschichten oder anderen Bibelbüchern so genannt. - Was ich damit sagen will: Die Vätergeschichten der alten Israeliten um Abraham & Co sind wesentlich älter als die ersten Kapitel der Bibel die die Schöpfung und Urgeschichte enthalten. Sonst hätte Gott bei Abrahams erster Begegnung einfach seine Visitenkarte zücken können, "Ich bins.."

  14. #569
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
    Registriert seit
    25.05.19
    Beiträge
    4.914
    Da betrügt doch ständig ein Betrüger den anderen!

  15. #570
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
    Registriert seit
    24.11.06
    Ort
    Bei Nürnberg
    Beiträge
    32.394
    Teraphim:

    Ich halte die Rahel tatsächlich nicht für eine reine Monotheistin. In diesem Punkt muss ich dem Dave zustimmen. In Israel selbst ist ja die Götzenverehrung noch lange verbreitet gewesen. Und, dass es die andern Götter gar nicht gibt, dämmert den Propheten erst ab ca. 800 - 600 v. Chr. Davor betrachten die die andern Götter als durchaus real für die andern Völker.

    Die Szene erinnert tatsächlich irgendwie an katholische Heiligenverehrung.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


Seite 38 von 312 ErsteErste ... 283435363738394041424888138 ... LetzteLetzte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •