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Thema: Hast du die Bibel je selbst gelesen?

  1. #2206
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Flunky Beitrag anzeigen
    Der Name sagte mir grad garnichts, jeder andere der kleinen Propheten aber schon. Wie kommt das, ist der irgendwie unbedeutender oder meine persönliche Bildungslücke?
    Der ist nicht unbedeutender als andere kleine Propheten. Ist eines der wichtigsten Bücher für soziale Gerechtigkeit im AT.
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  2. #2207
    Zurück im Norden
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    Zitat Zitat von Flunky Beitrag anzeigen
    Der Name sagte mir grad garnichts, jeder andere der kleinen Propheten aber schon. Wie kommt das, ist der irgendwie unbedeutender oder meine persönliche Bildungslücke?
    Keine Ahnung. Also als sozialkritischer Prophet hat Amos schon eine gewisse Wirkung entfaltet. So wurde er beispielsweise von Thomas Müntzer recht häufig zitiert und auch von anderen kritischen Theologen oder Volkspredigern gern herangezogen. In der "klassischen" Ausgabe nach der hebräischen Fassung des AT ist es das dritte Buch nach Hosea und Joel. Ich könnte jetzt aber auch nicht alle kleinen Propheten aufzählen, vielleicht ist es auch ein wenig Zufall.

  3. #2208
    Süß und knuddlig Avatar von Schlumpf
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    Ich kenne keinen kleinen Propheten.
    Aber bei dem Namen waren die sicher toll.
    Meine Liste:
    1. K
    2. T
    3. V

  4. #2209
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    Dann bin ich mal gespannt, was uns da erwartet. Ca. in einem Jahr?

  5. #2210
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Bislang sind wir ca. 17,2 PpT (Psalm pro Tag) schnell. Bis zu den genannten Namen sind es noch 17075 Psalme, also 988 Tage oder 2,7 Jahre Emoticon: ugly
    In einem Jahr sind wir wohl (je nachdem, wie lesenswert die nächsten Bücher sind) bei den Psalmen.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  6. #2211
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    Zitat Zitat von Mongke Khan Beitrag anzeigen
    Das weckt bei mir jetzt schon die Frage, ob der monotheistische Gottesstaat für den Übergang zur Demokratie notwendig war (die Griechen kamen ja später erst...?). Also die Reihenfolge quasi "König" (ein Mensch steht über den anderen) -> "Gott" (das Konzept Alleinherrschaft aufzugeben wäre ein zu großer Sprung, aber so wird der Alleinherrscher etwas abstraktes) -> "Demokratie" war/ sein musste
    Das führt tatsächlich in eine recht aktuelle Debatte um die Frage, wie überhaupt staatliche Macht entstanden ist. Klassischerweise hat man sie mit den großen "Flusskulturen" an Nil, Euphrat//Tigris, Indus und Huang He in Verbindung gebracht. Man spricht hier von "Primärstaaten", bei denen sich die Staatsidee sozusagen "von selbst" ohne äußere Einflüsse entwickelt habe. Dieser Theorie nach erforderten die zahlreichen mit dem Getreideanbau an solchen Flüssen verbundenen Arbeiten (Kanalbau, Feldzuteilung, Hochwasserschutz, Schutz vor Nomaden und wilden Tieren etc.) eine zentrale Autorität, die schließlich mythisch überhöht wurde. Deshalb wurde der König dann auch als göttlich oder wenigstens als von einer Gottheit eingesetzt angesehen.

    Nun gab es aber eindeutig schon in der Jungsteinzeit größere Gemeinwesen mit regem Handel und einer archäologisch fassbaren kulturellen Nähe, die man sich ohne eine gewisse Organisation nur schwer vorstellen kann. Einige Forscher sprechen beispielsweise von einer "Donauzivilisation" im 6. bis 4. Jahrtausend v. Chr., vor allem der Sprach- und Kulturwissenschaftler Harald Haarmann. Auch in Anatolien gibt es eindeutig Belege für verhältnismäßig dicht besiedelte "Städte" (aus heutiger Sicht natürlich größere Dörfer, aber doch ohne eine gewisse zentrale Planung kaum vorstellbar). Vielleicht hast du schon von Göbekli Tepe und Çatal Höyük in Anatolien gehört? Ersteres ist eine vermutlich aus dem 9. Jtsd. v. Chr. stammende große Anlage mit mehreren monumentalen Steinkreisen, letzteres eine jungsteinzeitliche Siedlung aus dem 8. Jtsd., die manchmal als "älteste Stadt der Welt" bezeichnet wird. Einige Archäologen deuten beide Anlagen (wie auch die Kultur oder die Kulturen im Donauraum) als Zeichen einer egalitären, nicht patriarchalen Gesellschaft. Es wurden offenbar bei den Häusern und bei Bestattungen keine Hinweise auf eine soziale Hierarchie gefunden. Es wird auch diskutiert, ob die Menschen wenigstens in Çatal Höyük vielleicht sogar im selben Raum lebten, höhere Mächte verehrten und auch (unter dem Boden) bestattet wurden, also gar keine Repräsentationsgebäude für ein "Stadtoberhaupt" kannten.

    Wie gesagt, das ist alles noch ziemlich umstritten, und von vielen Fundorten ist bislang nur ein sehr kleiner Teil überhaupt untersucht werden. Außerdem sind archäologische Zeugnisse meist mehrdeutig. Die in Çatal Höyük gefundenen weiblichen Figuren werden beispielsweise als Göttinnen, Ahnfrauen, Fruchtbarkeitssymbole oder Geister gedeutet, und je nachdem fällt dann auch die Einordnung der Kultur aus. Wenn es aber stimmt, dass die monarchische Staatsordnung nicht die älteste Form entwickelter menschlicher Organisation darstellt, könnte natürlich die Demokratie als Idee schon weit älter als die griechische Kultur sein und diese vielleicht sogar beeinflusst haben.

    Zumindest die königskritischen Schriften aus dem AT haben aber durchaus ihre Wirkung in Europa entfaltet; auch das Judentum hat sich anders als die benachbarten Gemeinwesen trotz des Untergangs seiner Königsherrschaft und sogar des Staates als Religionsgemeinschaft gehalten. Das ist zumindest außergewöhnlich und hat sicher mit der Trennung von Monarchie und Gottes Schöpfungsordnung zu tun. Man könnte aber natürlich auch argumentieren, dass der Monotheismus Monarchien eher stabilisiert oder wenigstens nicht destabilisiert habe und dabei auf die Idee des Gottesgnadentums verweisen. Das hängt wohl auch ein wenig vom persönlichen Standpunkt ab.

  7. #2212
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    Von Göbekli Tepe und Çatal Höyük hab ich noch nicht gehört. Das "aufregendste", was ich in dem Zusammenhang noch kenne, ist Nabatea - auch wieder aus nem Song



    Aber das war ja um 0 rum, wenn ich es richtig im Kopf habe, also nicht mehr sonderlich innovativ.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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  8. #2213
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    Finden sich in der Bibel denn auch oligarchische Herrschaftstrukturen? Das wäre neben Demokratie und Monarchie ja auch noch eine häufige vorkommene Regierungsform. Vielleicht geht der Sonderstatus der Leviten ungefähr in diese Richtung.

    Btw. sind Monarchie, Oligarchie und Demokratie nicht sehr idealtypisch gedachte Staatsformen und könnte man nicht in jeder Gesellschaft gemischte Elemente finden, während die Reinform eher die Ausnahme ist?

  9. #2214
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    Sicherlich, ja. Auch das spirituell legitimierte Königtum des Alten Orients hatte stark oligarchische Züge, und brauchte wie schon erwähnt die Duldung und Unterstützung der "Großen des Landes", also der mächtigen Gouverneure, Heerführer, Adligen, Priester etc. Ich sprach ja auch mehr über das Selbstbild und die Selbstdarstellung der jeweiligen Staaten. So wenig der Pharao oder der König von Assur wirklich absolut und ohne Rücksicht auf irgendjemanden herrschen konnte, so wenig brachten alle Israeliten ihre Opfer immer brav in Jerusalem dar. Man wird immer Ausnahmen und Besonderheiten finden, so wie auch antike wie moderne Demokratien oligarchische oder charismatisch-"monarchische" Züge umfassen oder entwickeln können. Auch die alttestamentlichen Bücher enthalten prokönigliche Texte und Textpassagen, die durchaus zur "heidnischen" Umwelt passen; die Idee, dass ein König eigentlich gar nicht nötig sei, ist aber für die Region und Zeit eher ungewöhnlich.

  10. #2215
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Es kommt halt darauf an, wann die Texte entstanden sind. Ungewöhnlich wären königskritische Texte während das Land einen König hatte. Der amtierende König hätte die Kritiker vermutlich schnell aufknüpfen lassen. Sind die königskritischen Texte aber erst im Exil oder danach entstanden, wären sie als Königskritik durchaus leicht zu verstehen, da man ja womöglich das Königshaus für die Misere verantwortlich machte. Immerhin hatten sich die judäischen Könige gegen ihre assyrischen und später babylonischen Oberherren aufgelehnt. Und wurden daraufhin von diesen bestraft. Nachdem Jerusalem von den Babyloniern niedergebrannt wurde, und große Teile der Stadtbevölkerung und des Adels nach Babylon verschleppt wurden, sind königskritische Texte danach nicht mehr so ungewöhnlich. Speziell da es ab dem Exil bis zur Zeit der Makkabäer-Priester-Könige in Juda nichts mehr gab was einem König gleichkam.

  11. #2216
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Jon Snow Beitrag anzeigen
    Sicherlich, ja. Auch das spirituell legitimierte Königtum des Alten Orients hatte stark oligarchische Züge, und brauchte wie schon erwähnt die Duldung und Unterstützung der "Großen des Landes", also der mächtigen Gouverneure, Heerführer, Adligen, Priester etc. Ich sprach ja auch mehr über das Selbstbild und die Selbstdarstellung der jeweiligen Staaten. So wenig der Pharao oder der König von Assur wirklich absolut und ohne Rücksicht auf irgendjemanden herrschen konnte, so wenig brachten alle Israeliten ihre Opfer immer brav in Jerusalem dar. Man wird immer Ausnahmen und Besonderheiten finden, so wie auch antike wie moderne Demokratien oligarchische oder charismatisch-"monarchische" Züge umfassen oder entwickeln können. Auch die alttestamentlichen Bücher enthalten prokönigliche Texte und Textpassagen, die durchaus zur "heidnischen" Umwelt passen; die Idee, dass ein König eigentlich gar nicht nötig sei, ist aber für die Region und Zeit eher ungewöhnlich.
    Ich würd ja aus dem Bauch raus sagen, wo man am ehesten eine Oligarchie erkennen könnte, wären die 70 Ältesten.
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  12. #2217
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    Ja, das wäre eine Möglichkeit. Allerdings sind das ja eher "Rechtsbeauftragte" Gottes und weniger Personen eigenen Standes. Zu einer echten Oligarchie gehört ja in der Regel, dass sich ihre Führungsschicht weitgehend aus sich selbst heraus reproduziert.

  13. #2218
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    Zitat Zitat von X_MasterDave_X Beitrag anzeigen
    Es kommt halt darauf an, wann die Texte entstanden sind. Ungewöhnlich wären königskritische Texte während das Land einen König hatte. Der amtierende König hätte die Kritiker vermutlich schnell aufknüpfen lassen. Sind die königskritischen Texte aber erst im Exil oder danach entstanden, wären sie als Königskritik durchaus leicht zu verstehen, da man ja womöglich das Königshaus für die Misere verantwortlich machte. Immerhin hatten sich die judäischen Könige gegen ihre assyrischen und später babylonischen Oberherren aufgelehnt. Und wurden daraufhin von diesen bestraft. Nachdem Jerusalem von den Babyloniern niedergebrannt wurde, und große Teile der Stadtbevölkerung und des Adels nach Babylon verschleppt wurden, sind königskritische Texte danach nicht mehr so ungewöhnlich. Speziell da es ab dem Exil bis zur Zeit der Makkabäer-Priester-Könige in Juda nichts mehr gab was einem König gleichkam.
    Das ist eine sehr unwahrscheinliche These, die deutlich gegen den Quellenbefund steht. Erstens gibt es königskritische prophetische Texte bei Amos, Jesaja, Jeremia, Hosea und im Richterbuch, die selbst von Vertretern einer extremen Spätdatierung nicht in die exilische Zeit eingeordnet werden und zweitens ist die Vorstellung, eine antike Königsherrschaft sei überall mächtig genug gewesen, um jeden Kritiker sofort aufknüpfen zu lassen, außerordentlich unrealistisch. Gerade im Buch Amos und bei Jeremia kann man ja sehr gut sehen, wie der Monarch auch von anderen Gruppen abhing und seine Macht zwar unter Umständen in einem Reichsheiligtum oder in der Hauptstadt zur Geltung bringen konnte, aber die prophetische Verkündigung letztlich nicht zu unterbinden vermochte (und es manchmal vielleicht sogar aufgrund seiner religiösen Vorstellungen auch nicht wagte).

  14. #2219
    der 397ste von 29355 Avatar von X_MasterDave_X
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    Das stimmt. Interessant ist aber hierbei, dass gerade die von dir genannten Propheten Amos, Jesaja, Hosea, sowie Micha und Obadja gegen das Nordreich Israel und dessen gottlose Herrscher prohezeiten. Und die nach ihnen benannten Prophezeiungen/Schriftrollen deshalb vermutlich auch im Südreich Juda eher wilkommen waren, weil man das Nordreich Israel sowieso als Rivalen ansah. Vermutlich wurden sie auch deshalb weiter überliefert und gelangten letztendlich in die Bibel, weil ja auch sonst die historischen Bibelbücher sämtliche Könige des Nordens als gottlose Herrscher darstellen, die die Gunst JHWH´s verloren haben. Zusätzlich war das Nordreich ja auch bereits von Assyrien vernichtet was die Prophetien ja als wahr auswies, bzw die Kritik an den nördlichen Königen bestätigte, als Exilanten diese Schriften entweder mitbrachten, oder diese Schriften schon im Lande waren, weil die nördlichen Kritiker schon zuvor nach Juda ins Exil flohen.

    Es gibt allerdings eine Ausnahme: den Propheten Jeremia. Er ist der einzige dessen Prophetien auch in der Bibel erscheinen, obwohl sie gegen die davidische Königslinie im Süden prophezeite. Es gab vermutlich noch viele weitere Propheten die gegen das Königshaus im Süden prophezeiten oder es kritisierten. Da von denen aber niemand in der Bibel überliefert ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Könige Judas sie abmurksen liessen. Jeremia ist vermutlich nur deshalb überliefert worden, weil er das Ende Jerusalems und seines letzten amtierenden Königs überlebte, und nach Ägypten floh bzw verschleppt wurde. Wenn es natürlich vor den Augen der Menschen eintrifft, was der Prophet schon lange prophezeit hatte (das Ende Judas), dann glaubt man ihm natürlich...und überliefert auch seine Worte. Und über Jeremia ist nach biblischen Bericht auch bekannt dass die jüdischen Könige ihn für sein königsfeindliches Reden folterten und beinahe töteten. Wäre Jerusalem zu seiner Lebzeit nicht wirklich mitsamt des Königshauses vernichtet worden, wäre von ihm vermutlich auch nichts überliefert worden, weil das Königshaus eine solche Kritik kaum geduldet hätte. Seine Schriften hat er dann vermutlich erst in seinen letzten Lebensjahren im Exil nieder geschrieben, sofern dies nicht andere für ihn taten. Zumindest haben seine Mit-Exilanten seine Prophetien als wahr empfunden und sie so weiter überliefert...so dass sie es sogar in die Bibel geschafft haben.

    Was nun aber die königskritischen Texte in den Büchern Mose angeht, darüber wird oft vermutet dass sie eben aus der Exilszeit und jüdischer Hand stammen, als das Königshaus längst Geschichte war. Aber natürlich gibt es dazu auch viele gegensätzliche Theorien und Deutungen.
    Geändert von X_MasterDave_X (17. Juni 2020 um 00:18 Uhr)

  15. #2220
    Wolf im Krokodilpelz Avatar von Mongke Khan
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    5. Mose 13
    Achtung Spoiler:

    1 »Alle Gebote, die ich euch zur Pflicht mache, sollt ihr gewissenhaft beobachten, ohne etwas hinzuzufügen oder etwas davon wegzulassen.« –
    2 »Wenn in deiner Mitte ein Prophet oder ein Träumer auftritt und dir ein Zeichen oder Wunder angibt,
    3 das dann auch wirklich seiner Ankündigung entsprechend eintrifft, und hierauf die Aufforderung an dich richtet: ›Laßt uns andere Götter verehren – die dir bisher unbekannt gewesen sind – und ihnen dienen!‹,
    4 so sollst du den Worten eines solchen Propheten oder eines solchen Traumsehers kein Gehör schenken; denn der HERR, euer Gott, will euch damit nur auf die Probe stellen, um sich zu überzeugen, ob ihr wirklich den HERRN, euren Gott, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebt.
    5 Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten, seine Gebote sollt ihr beobachten und auf seine Weisungen hören, ihm dienen und ihm anhangen!
    6 Jener Prophet aber oder jener Traumseher soll den Tod erleiden! Denn er hat Abfall gepredigt vom HERRN, eurem Gott, der euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt und dich aus dem Hause der Knechtschaft erlöst hat, und ist darauf ausgegangen, dich von dem Wege abzubringen, auf dem du nach dem Gebot des HERRN, deines Gottes, wandeln sollst: schaffe das Böse aus deiner Mitte hinweg!
    7 Wenn dein Bruder, sogar dein Vollbruder, oder dein Sohn oder deine Tochter oder das Weib an deinem Busen oder dein Freund, der dir so lieb ist wie dein eigenes Leben, dich insgeheim verleiten will, indem er dich auffordert: ›Laß uns hingehen und anderen Göttern dienen!‹ – solchen Göttern, die dir und deinen Vätern bisher unbekannt gewesen sind
    8 und die den Völkern rings um euch her angehören, mögen diese in deiner Nähe oder fern von dir wohnen, von dem einen Ende der Erde bis zum andern –:
    9 so sollst du ihm nicht zu Willen sein und nicht auf ihn hören, sollst auch keinen Blick des Mitleids für ihn haben und keine Schonung gegen ihn üben oder seine Schuld verheimlichen,
    10 sondern sollst ihn unbedingt ums Leben bringen: deine Hand soll die erste sein, die sich gegen ihn erhebt, um ihm den Tod zu geben, und danach die Hand des ganzen Volkes;
    11 und zwar sollst du ihn zu Tode steinigen; denn er ist darauf ausgegangen, dich vom HERRN, deinem Gott, abwendig zu machen, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausgeführt hat;
    12 und ganz Israel soll Kunde davon erhalten und sich fürchten, damit keiner wieder etwas so Böses in deiner Mitte verübt.«
    13 »Wenn du von einer deiner Ortschaften, die der HERR, dein Gott, dir zu Wohnsitzen gibt, sagen hörst,
    14 es seien dort nichtswürdige Leute aus deiner Mitte aufgetreten, die ihre Mitbürger mit der Aufforderung verführt hätten: ›Laßt uns hingehen und anderen Göttern dienen!‹ – solchen Göttern, die euch vorher unbekannt gewesen sind –,
    15 so sollst du eine genaue Untersuchung und sorgfältige Nachforschung anstellen, und wenn die Sache sich dann in der Tat so verhält, wie dir berichtet ist, und ein solcher Greuel in deiner Mitte wirklich verübt worden ist,
    16 so sollst du die Bewohner der betreffenden Ortschaft mit der Schärfe des Schwertes schlagen, indem du an ihr und an allem, was in ihr ist, auch an ihrem Vieh, den Bann mit der Schärfe des Schwertes vollstreckst.
    17 Dann sollst du alles in ihr Erbeutete auf dem dortigen Marktplatz zusammenhäufen und die Ortschaft samt der gesamten Beute als ein Ganzopfer für den HERRN, deinen Gott, verbrennen, und sie soll für immer ein Schutthaufen bleiben: sie darf nie wieder aufgebaut werden,
    18 und von dem Banngut darf nichts an deiner Hand hängen bleiben, damit der HERR von seiner Zornglut wieder abläßt und sich dir gnädig erweist und infolge seines Erbarmens dich zahlreich werden läßt, wie er deinen Vätern zugeschworen hat,
    19 wenn du nämlich auf die Stimme des HERRN, deines Gottes, hörst, indem du alle seine Gebote hältst, die ich dir heute zu befolgen gebiete, und du das tust, was vor dem HERRN, deinem Gott, das Richtige ist.«


    Bemerkungen/ Gedanken:
    • Vers 1 klingt brisant. Wenn Verfassungsersteller meinten, den heiligen Gral gefunden zu haben, hat die Zukunft die doch schon häufiger Lügen gestraft.
    • Die Bezeichnung "Träumer" finde ich etwas ulkig. Der "Traumseher" in der EU ist da wohl der elegantere Begriff, amüsant ist auch "einer, der Träume hat" (Elberfelder). Ich weiß zwar, was gemeint ist, habe aber aus Neugier auch die lateinische Variante nachgeschlagen (somnium - Traum, Traumbild)
    • War nicht Benjamin auch so ein Traumseher? Nur halt einer, der vom richtigen Gott geträumt hat
    • Das Ausrotten der fremden/ abergläubigen Völker finde ich schon krass, aber Vers 10ff. überträgt das auch auf Israeliten, die vom Glauben abfallen.
    • Götzenverbot ist auch das erste Gebot (warum heißen die "10 Gebote" und nicht "10 Verbote"? ), sein Revier zu markieren ist Gott das wichtigste Anliegen, wie mir scheint. Was nicht an Gott glaubt, wird gebannt, also vom Glauben Abgefallene getötet und die Ortschaften vernichtet.
    • Aus Sicht eines Religionsfreiheit gewöhnten Menschen für mich heute schwierig nachzuvollziehen.
    Zitat Zitat von Ghaldak Beitrag anzeigen
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