Aus der Chronik des Johannes de Jandun (1322)
Im Jahr des Herrn 1313 starb Kaiser Heinrich VII. aus dem burgundischen oder (wie man es nach der Herkunft seiner Ahnen auch nennt) luxemburgischen Hause. Er hatte sich als enger Verbündeter der mongolischen Großkhane um die Einziehung von Tributen im Reich und die Sicherung der Westgrenze des Großkhanats gekümmert, doch diese Unterwürfigkeit war ihm von vielen Fürsten des Reiches, bei denen die Teutsche Libertät noch etwas galt, verübelt worden. Außerdem missfiel einigen Fürsten auch die Übergabe Böhmens und Ungarns an mongolische Vasallenfürsten, die Tohtu Khan nach seinen Siegen 1287 und 1289 verfügt hatte, denn das Heilige Römische Reich beanspruchte stets ein besonderes Verhältnis zu diesen Ländern. Einige der ungarischen Reiter taten sich zudem immer wieder durch Plündereien im benachbarten Österreich hervor.
Als nun im Sommer des erwähnten Jahres Kaiser Heinrich das Zeitliche segnete, waren viele der Großen des Reiches daher nicht bereit, seinen jungen Sohn Johann – der den Beinamen „der Mongolenfreund“ nicht umsonst erhalten hatte und außerdem erst im 17. Lebensjahre stand – zu seinem Nachfolger zu wählen. Vielmehr einigten sich der bayrische Herzog Ludwig und der Habsburger Friedrich der Schöne darauf, gemeinsam gegen die Mongolen vorzugehen. Es gelang ihnen und dem Deutschordensmeister Eberhard von Sulzberg, eine geheime Allianz vieler deutscher und europäischer Fürsten zu schmieden. Auch der dreimal verfluchte französische König Philipp der Schöne und sein meineidiger Sohn Ludwig der Zänker versprachen ihre Waffengenossenschaft. Im Oktober 1313 trafen sich schließlich die Fürsten und Bischöfe des Reiches in Worms, um den neuen König zu küren. Unter Führung des Mainzer Oberhirten schlugen die geistlichen Fürsten Johann den Mongolenfreund vor, doch den weltlichen Herren gelang es, stattdessen Ludwig von Bayern auf den Schild zu heben, was von allen Anwesenden anerkannt wurde.
Johann zog sich beleidigt nach Burgund zurück, doch alles Volk war voll Freude über die Wahl des großen Mannes, der nun daranging, die verhassten Mongolen aus dem Lande zu treiben. Ihm zur Seite standen viele der Fürsten des Reiches, vor allem die Brüder Friedrich und Leopold von Habsburg, der Askanier Waldemar von Brandenburg, der hessische Landgraf Otto, der württembergische Graf Eberhard der Erlauchte, der schlesische Herzog Boreslaw und sein Bruder Heinrich, der polnischer König geworden war, zudem der tapfere Deutsche Ritterorden. Nur die Bischöfe und der Papst standen weiter auf der Seite der Mongolen, womit sie, wie man sagt, ihrem Hirtenamt nicht gerecht wurden. Im Jahr des Herrn 1314 versammelten sich all die genannten großen Herren in Donauwörth und verweigerten Großkhan Yesun feierlich den Tribut. Außerdem verlangten sie von ihm, seine Reiter aus Ungarn und Böhmen zurückzuziehen, da diese den Frieden störten, indem sie immer wieder Plünderungszüge unternahmen. Der Großkhan hatte seinerzeit einige Kämpfe im Osten Asiens zu bestehen und musste dazu Reiter aus dem Westen seines Reiches abziehen. Außerdem unterschätzten er und seine Berater in hochmütiger Weise die Kampfkraft der Deutschen. Der böhmische Khan Erek soll geäußert haben, er werde die Aufrührer mit ein paar Reitknechten wieder auf ihren Platz zu Füßen der Mongolen verweisen, wie man es mit frechen Hunden zu tun pflege. Es sollte sich bald zeigen, dass diese „Hunde“ zu beißen verstanden!
Der ungarische Khan Timur, der böhmische Khan Erek, der bulgarische Khan Samir und der Gouverneur von Kiew, Alim Khan, wurden beauftragt, die Deutschen unter das Joch des Großkhans zurück zu zwingen. Untereinander verfeindet, weigerten sich jedoch vor allem Erek und Timur, zusammenzuarbeiten, so dass ihre schlecht geführten Reiter bei Wien und bei Ansbach schwer geschlagen wurden. König Ludwig rückte nun selbst auf Prag vor, konnte die Stadt jedoch nicht einnehmen. Auch ein Angriff der habsburgischen Brüder auf Ungarn wurde mit Hilfe der bulgarischen Truppen abgewehrt. Der Hoch- und Deutschmeister Eberhard stieß dann im Frühjahr 1315 zusammen mit den polnischen, brandenburgischen und schlesischen Armeen zum König, so dass Prag am 2. Mai des Jahres eingenommen werden konnte. Hier errang König Ludwig seinen größten Sieg, als er das von Alim Khan kommandierte mongolische Westheer bei Maslovice nördlich der Stadt in eine vom Wasser der Moldau überflutete Sumpflandschaft lockte und dort vernichtend schlug. Damals sollen 60000 Mongolen ihr Leben verloren haben, darunter auch der hochmütige böhmische Khan Erek. Ein großer Anteil am Sieg gebührt den Berichten aller Beteiligten nach dem Habsburger Leopold, der den entscheidenden Angriff des österreichisch-polnischen Fußvolkes entgegen aller Gepflogenheiten selbst anführte und Alim Khan im Zweikampf besiegte und gefangen nahm. Nach der Niederlage flohen die Mongolen kopflos nach Osten, und selbst die noch ungeschlagenen mongolischen Ungarn und Bulgaren zogen sich weit auf den Balkan zurück, wobei sie Ungarn beim Rückzug planmäßig verwüsteten.
Die Siege, die König Ludwig mit Gottes Hilfe errungen hatte, beeindruckten nun auch die neutralen Reiche. Die Hansestädte blockierten den dänischen Handel, um ein Eingreifen des loyalen dänischen Königs auf mongolischer Seite zu verhindern. England, Schweden und Schottland schickten einige Reiter, die aber als „Freie Ritter“ bezeichnet wurden. Frankreich, das bereits unter König Philipp Truppen an die burgundische Grenze entsandt, entgegen der Versprechen des Herrschers den Tribut aber weiter bezahlt hatte, ließ nun unter dem neuen König Ludwig dem Zänker den zunächst nur zurückgehaltenen Tribut für 1315 ausfallen und hinderte die Burgunder durch weitere Truppenaufmärsche am Eingreifen im Westen. Einem deutschen Gesandten versprach der Zänker, er werde im kommenden Jahr auf Seiten des Bayern in den Kampf ziehen. Dieses Versprechen brach er dann, und Gott strafte ihn dafür mit einem ruhmlosen Tod, der ihn nach einem Ballspiel betrunken im Weinkeller ereilte. Oh, wenn es damals doch wahre Männer in Frankreich gegeben hätte! Unsere Heimat wäre heute frei von den Mongolen, und der Großkhan müsste sich in einer Jurte von Eselsmilch nähren, anstatt die feinsten Speisen und Weine kredenzt zu bekommen und in einem vom Geld der Deutschen und Franzosen gebauten Palast zu residieren!
Doch der König von Frankreich war wortbrüchig, und so neigte die Waagschale des Krieges sich auf die andere Seite. Großkhan Yesun kehrte nach seinem Sieg über die Aufständischen in Nordchina und Korea mit der Hauptstreitmacht der Mongolen nach Westen zurück. Sein Cousin Putraq, der mittlerweile selbst Herrscher aller Mongolen ist, übernahm den Oberbefehl auf dem Balkan, wo die Ungarn und Bulgaren sich weit zurückgezogen hatten.
Angesichts der mongolischen Übermacht wagten es die europäischen Reiche nicht, auf die Seite der Deutschen zu treten und sprachen sich damit selbst das Urteil, denn seither sind sie den Mongolen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert und gezwungen, ihr Silber demütigst an vom Großkhan festgelegte Orte zu bringen.
Im Oktober 1316 erfocht schließlich das Heer des Großkhans bei Lubin, wo das Gelände den mongolischen Reitern entgegenkam, einen großen Sieg gegen die Polen und Schlesier. Nur der hereinbrechende Winter bewahrte das Land vor dem Untergang. Das Jahr des Herrn 1317 wurde dann zum Jahr der Niederlagen, denn die Angriffe kamen jetzt von allen Seiten. Die Dänen – nach dem Ende der Hanseblockade, die ein Gesandter des Großkhans ausgehandelt hatte, von jeder Bedrohung befreit – rückten gegen Norddeutschland vor. Putraq Khan errang im März einen gewaltigen Sieg bei Ödenburg, bei dem die Habsburger Friedrich und Leopold im Kampfe fielen. Im Westen wagten die Franzosen nun kein Eingreifen mehr – der neue König Philipp der Lange fühlte sich auch nicht an den Eid seines Bruders gebunden – so dass die burgundischen Truppen sich mit den Aufgeboten der rheinischen Bischöfe vereinigen konnten. In einer großen Schlacht bei Worms wurden die schwäbischen und hessischen Aufgebote vernichtend geschlagen und die Grafen Eberhard und Otto gefangen genommen. Auch König Ludwig musste Prag aufgeben, wo der Großkhan zusammen mit Ereks Sohn Cihan feierlich einzog. Ein letzter Sieg gelang dem Askanier Waldemar, als er ein dänisches Heer in einen Hinterhalt lockte und besiegte, wobei auch der dänische König Erich und zwei seiner Söhne den Tod fanden.
König Ludwig versuchte nun, den Feldherrn Alim Khan, der ein Jugendfreund Yesuns war, als Faustpfand für einen milden Frieden zu verwenden. Der jüngere Bruder der beiden gefallenen Habsburger, Albrecht der Weise, gab ihn aber nicht heraus, sondern schickte ihn ins Lager Putraq Khans zurück, nachdem er ihm einen Eid abgenommen hatte, nicht mehr gegen die Deutschen zu kämpfen (den dieser auch einhielt). Albrecht und sein Bruder Heinrich erhielten dafür später eigene Lehen im mongolischen Reich.
Im Jahr des Herrn 1318 war die Niederlage der Deutschen besiegelt. Der nördliche Flügel des mongolischen Heeres schlug die askanischen Truppen bei Cölln, wo der tapfere Waldemar sein Leben ließ, und vereinigte sich dann bei Magdeburg mit den Truppen der deutschen Bistümer, um Mitteldeutschland zu unterwerfen. Die Burgunder stießen mit zahlreichem Kriegsvolk und starkem Belagerungsgerät zum Heer Putraq Khans, das München berannte und am 26. Mai schließlich einnehmen konnte. Der schwer verwundete König Ludwig, der letzte Herrscher des Reiches, wurde gefangen genommen und in Prag feierlich hingerichtet. Diese üble Tat der Mongolen – wobei der böhmische Khan Cihan und seine Schwester Saruul sogar dafür sorgten, dass König Ludwig, dem sie die Verantwortung für den Tod ihres Vaters gaben, unehrenhaft gehängt und nicht wie ein Ritter mit dem Schwerte getötet wurde – sollte Gott dem Großkhan vergelten. Noch vor der Rückkehr in seine Residenz Sarai wurde er vom Schlag getroffen und starb. Sein Cousin Putraq wurde Großkhan an seiner Stelle, und er erlaubte den kleinen Kindern des Königs, Mechthild und Ludwig, zusammen mit ihren Getreuen – zu denen auch der bescheidene Verfasser dieser Chronik zählt – nach England überzusetzen, um dort eine neue Heimat zu finden.
Der Großkhan belohnte die Burgunder, die Dänen, die beiden Ritterorden, die auf seiner Seite gekämpft hatten und vor allem die Kirche. Seine Feinde aber wurden schwer gestraft und verloren das Land an die Mongolen. Die übrigen Europäer, besonders die Franzosen, entrichteten jedoch einen fast ebenso hohen Preis für ihre Unentschlossenheit, denn sie sind nun nur noch dem Namen nach frei, zahlen hohe Tribute und leisten Heeresfolge. Doch mit Gottes Hilfe werden die Nachkommen König Ludwigs einst wieder das Reich regieren!