Woran denkst du liegt diese Distanz? Abgabe les ich nachher.
Ich weiß. Du zählst jedoch nicht zu meinen direkten Nachbarn.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
An der momentan unklaren Lage und meinem zu formbaren und passiven Auftreten im letzten Jahr. Die Reichsfürsten blicken angesichts der Krise nach Mainz, welches bei seiner noch offenen Führungsfrage gelähmt ist und das "Ich möchte gute Nachbarschaft anstreben und meine Söldnerzahl weiter reduzieren"-Hessen, welches sich genau so auf dem Mainzer Hoftag präsentierte, strahlt weder die nötige Macht noch Wildheit aus, um sie allein mit bösen Blicken auf Linie zu halten.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Die Hanse ist nicht dein direkter Nachbar?
Ich bin keine Signatur, ich fälsche nur die Geldscheine.
Das ist schwer zu sagen, da beide Seiten aus verstreuten Gebieten bestehen. Das Kern-Hessen besteht im Kern aus dem heutigen Bundesland, welches historisch bloß eine einzige Hansestadt aufwies (nämlich Korbach) und diese erst nach unserer Zeit dazukam. Mein Nachbar im Norden ist der Territorialstaat Braunschweig-Lüneburg, im dem recht viele deiner Städte liegen.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Gegenüber Mainz war ich das definitiv. Das war ein "partnerschaftlich mit mir als dem eher geführten als führenden Partner".
"Wild"... jein. Mein Plan sieht vor, dass ich meine Söldnerzahl wieder erhöhe, mit den Zähnen knirsche, durch präsentierte Stärke die Revolution entmutige und dann wieder zu einer Politik der guten Nachbarschaft zurückkehre.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Liebe Leser,
ich bin momentan am Grinsen, seit ich merkte, dass Jon eine astreine Gruselgeschichte einbaute. Jetzt frage ich mich, ob es gut wäre, sie zu erzählen.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Es verlangt nach ein wenig Hintergrundwissen und Textarbeit.
Schritt eins:
Wir starten hier. Es ist die erwähnte "Man wird mir die Schuld geben, wenn der Aufstand das Reichsgebiet erreicht"-Stelle.
Dies würde ich umgedreht wie folgt lesen: "Die mitteleuropäischen Khanate erwarten von Hessen, dass es mit Dominanz und Einschüchterung das Reich auf Linie hält, werfen ihm vor, dass es im Moment zu schwach auftritt und würden ihm die Schuld geben, wenn der Aufstand nach Deutschland ausbreitet." Darauf bezieht sich meine Einschätzung einer prekären Lage.
Für diese Geschichte ist jedoch ein Faktor wichtig: Die Gruppe der "mitteleuropäischen Khanate" beinhaltet auch das Khanat Böhmen.
Schritt zwei:
Das meine Reichspolitik immer sanfter wurde, stimmt, aber für den Übergang von "Ich spreche mit euch, aber dezidiert nicht auf Augenhöhe" zur Kuscheldecke gab es Gründe...
Schritt drei:
... und, Moment, gab es da nicht eine Auseinandersetzung mit Klink, woraufhin dieser die Glacéhandschuhe in den Dreck warf und gegen dich vorging (und es vielleicht immer noch tut)? Kann es sein, dass du nur deshalb so lammfromm wurdest, um seinen Ränken keine Angriffsfläche zu geben?
Schritt vier:
Worum ging es da? Es wurde doch laut, als Hessen die Frechheit besaß, nach einem böhmischen Vertragsbruch das Gespräch mit diesen zu suchen...
Schritt fünf:
Was waren doch gleich die beiden Positionen, die im Endeffekt als nebeneinanderstehend festgelegt wurden? Hessens lautete: "Gemäß des Textes und dessen wahrscheinlichster Deutung wurde die Absprache gebrochen."
Böhmens lautete: "Vielleicht geschah der Vertragsbruch, vielleicht nicht (da gibt es keine einheitliche Linie), viel wichtiger ist doch, dass Böhmen die Sache gut meinte und es damit erledigt sein müsse (und schließlich habe er keine Städte abgefackelt). Man werde sich damit erst gar nicht mit den Argumenten der anderen Seite befassen und man werde auch für keinerlei eigene Handlungen die Verantwortung übernehmen, denn in seinem Undank sei Hessen an allem schuld, gegenüber ihm sei jegliches böhmisches Handeln der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft angebracht, denn man habe Kopfschmerzen und damit sei alles gesagt." (Wenn ihr denkt, das wäre Polemik, dann lest bitte Klinks Monolog. Jon bat um ein großes, argumentatives Statement in der Sache, also nehme ich ihn als Solches wahr.)
Schritt fünfeinhalb:
Kürzer gefasst lässt sich sagen, dass Böhmens offizielle Position in dieser Frage aus einer Forderung der Unterordnung Hessens unter Böhmen besteht, was die Frage eines Absprachenbruchs hinfällig zu machen habe und dies Böhmen zu jedem denkbaren Vorgehen gegen Hessen berechtigt.
Schritt sechs:
Das bringt uns schließlich zu folgender schaurig-lustigen Situation: Böhmische Adelige, die mit ihrem Khan den "Wachhund" als das Nutzvieh unter den Khanaten ansehen, erleben mit, wie die Aggressionen und Grenzüberschreitungen ihres Khans dieses so weit in die Defensive treibt, dass es seine Rolle als stabilisierendes Zentrum nicht mehr auszufüllen weiß, beschließen angesichts der Not, dass - genau - Hessen an allem schuld ist.
Bewundernswert.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Ich muss ja zugeben, dass deine textexegetischen Fähigkeiten meine bei Weitem übersteigen. Falls du noch kein Studienfach hast - Germanistik oder Theologie würden sich anbieten.
Ich fürchte, du schätzt mich falsch ein.
Ich weiß, dass der Text der Zugausgabe mehr als Symptom der dahinterliegenden Wertveränderungen zu lesen ist (darüber sind wir ja schon einmal gestolpert) und dass du sicherlich keine dreidimensionalen Tabellen für Argumentationen über sechs Schritte anlegen wirst. Entsprechend weiß ich, dass diese Alptraum-Farblehre nur zufällig entstand und amüsiere mich nur darüber.
Der Text bildet jedoch aus meiner Perspektive auch eine Wahrheit ab (auch wenn er am Handy entstand und ich mich bei der Klink-Sache auf mein Gedächtnis verließ). Wenn du meinst, dass ich einzelne Punkte falsch wiedergebe, dann zögere bitte nicht, mich gezielt darauf anzusprechen.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.
Das war durchaus ernst gemeint. Gerade in der Germanistik sucht man auch nach im Text verborgenen Strukturen, die dem Autor gar nicht bewusst gewesen sein müssen. Diese Methode wäre also real verwendbar.
Liebe Leser,
die Einladungen für Hessens Einhundertjahrsfeier, die um den 2. Oktober in Marburg stattfindet, gingen heraus - an Nachbarn und Inplay-Partner. Wenn noch jemand von euch mit von der Partie sein möchte, dann bitte ich um Meldung, denn an soll es nicht scheitern.
Keep your eyes on me, now we're on the edge of hell.