Unruhe
Es kann aus verschiedenen Gründen zu Unruhe in eurem Volk kommen. Einige davon sind universal, etwa hohe Arbeitslosigkeit, Armut, starker Einfluss von außen oder willkürliches staatliches Handeln. Andere hängen von eurer Gesellschaft und euren Voraussetzungen, aber auch von eurem Handeln ab.
Die sehr traditionell geprägten Kulturen der Arabischen Halbinsel und Ägyptens tun sich beispielsweise mit Veränderungen anfangs eher schwer. Das hat auch gute Gründe, denn bäuerliche Gesellschaften oder Hirtenvölker haben sich in der Regel über Jahrhunderte an einen Lebensraum angepasst und geben dieses Lebenswissen an die nächste Generation weiter. Außerdem sind sie auf eine Gemeinschaft angewiesen, um zu überleben. "Säen wir blindlings dieses neue Kraut aus" oder "Rennen wir mal in diesen Sandsturm, um zu sehen, was passiert" sind eben keine guten Überlebensstrategien in einer prekären Umwelt, die man nur sehr eingeschränkt kontrollieren kann. Das heißt nicht, dass der Nordjemen oder Saudi-Arabien immer an ein theokratisches System gebunden bleiben. Nur sollte man die Leute halt mitnehmen und Veränderungen gut vorbereiten, um kein Chaos anzurichten.
Andere Gesellschaften, etwa in der Levante, haben eine relativ gebildete, städtische Schicht und eine große religiöse Vielfalt. Dort wäre es nicht ratsam, ohne Verzug einen Gottessstaat mit absoluter Monarchie einführen zu wollen. Wie gesagt, ihr habt im Grundsatz in allen Ländern alle Optionen, nur müsst ihr sie halt klug und mit langfristiger Planung vorbereiten.
Am besten gebe ich noch eine kleine Erläuterung, wie das mit dem Unruheregler funktioniert. Ich habe bestimmte Grenzwerte festgelegt, ab welchen gewisse Ereignisse auftreten können. Ab einer Unruhe von 10 (das ist eher wenig) kann es beispielsweise zu Demonstrationen kommen, die aber fast immer friedlich bleiben oder nur geringes Gewaltpotential haben. Kritisch wird es ungefähr ab 30, da wird der innere Friede ernsthaft bedroht und es kommt mit großer Wahrscheinlichkeit zu regelmäßigen Gewalttaten. Ab 50 droht das Land dann in einen Bürgerkrieg oder eine Revolte abzugleiten. Wenn ihr nicht völlig absurde Handlungen vornehmt, wird sich das aber lange vorher ankündigen, so dass ihr rechtzeitig gegensteuern könnt. Wenn ich beispielsweise für Ägypten den Bevölkerungswert direkt auf 90 Millionen hochsetze, ohne dass Landwirtschaft, Industrie und Handel sich verändern, steigt die Unruhe auf über 200 Punkte. Das wird aber natürlich nicht passieren, weil die Bevölkerung allmählich wächst und ihr dann aktiv werden könnt, indem ihr Arbeitsplätze schafft, das Wachstum bremst oder sonstige Maßnahmen ergreift.
Die Unruhefaktoren beeinflussen sich durchaus gegenseitig, aber nur in gewissen Grenzen. Ihr könnt also durch religiöse und politische Zufriedenheit unter Umständen eine schlechte wirtschaftliche Situation überstehen oder auch umgekehrt mit viel Geld politische Forderungen abwenden. Wenn euch aber die Leute auf der Straße verhungern, hilft euch Zelotentum auch nicht mehr und wenn eine gebildete, entwickelte Gesellschaft Mitspracherechte verlangt, könnt ihr sie nicht immer durch Petrodollars zum Schweigen bringen. Auch militärische und polizeiliche Maßnahmen können Unzufriedenheit senken, aber auch das geht natürlich nur bei gewissen Voraussetzungen. Unter Umständen kann sich auch der Sicherheitsapparat irgendwann gegen die Regierung wenden.
Eine wirklich witzige Idee von VK kann übrigens verdeutlichen, was passiert, wenn man eine völlig absurde Aktion bringen würde. Er sprach scherzhaft davon, einen atheistischen Gott Athe einzuführen und dann die Religion auf 0 (also regelrechte Verfolgungen und Pogrome gegen Andersdenkende) zu stellen In dem Fall würden viele verschiedene negative Faktoren zusammenkommen: Eine religiöse Unterdrückung der Mehrheit, eine plötzliche Neuerung, eine stark autokratische Handlung des Sultan, ein Übergehen religiöser Autoritäten, eine sehr extreme politische Haltung und keinerlei Vorbereitung. Ich habe das mal im Südjemen so eingegeben, und die Unzufriedenheit lag bei 1097.