Die Ermittlungen des RSD bezüglich des gegenseitig erhobenen Vorwurfes des Wort- und Eidbruches im Zuge der Einnahme Gohars wurden abgeschlossen. Die Ergebnisse liegen soweit dem Palast vor und werden zugleich veröffentlich. Der Reihe nach müssen folgende Vorwürfe geklärt werden:
1) Der von König Don I. erhobene Vorwurf an die Adligen Gohars, vordergründig eine Vereinbarung abgeschlossen zu haben mit dem Ziel ihn in eine Falle zu locken
2) Der von Seiten der Goharer erhobene Vorwurf des Wortbruches. Es habe aus ihrer Sicht nie einen Abschluss gegeben. Stattdessen versuchte An Qalalas Armee durch Täuschung sich Zugang zur Stadt zu verschaffen, während offiziell die Verhandlungen weder für abgeschlossen noch für gescheitert erklärt wurden.
3) Der Verdacht bezüglich der Anwendung von Magie bzw, dass der Anschein dessen erweckt werden sollte.
Zu Punkt 1) Es wurden Untersuchungen in alle Richtungen unternommen und Zeugen befragt. Keiner der königlichen Soldaten oder Unterstützer war offenbar bereit mit den RSD darüber offen zu sprechen. Die einzigen Aussagen, welche diese Darstellung stützen, stammen von zwei goharischen Knaben. 13/15-Jährige, deren Eltern sich in An Qalalas Kerker befinden. Sie sagten aus, dass ihre Eltern Verräter seien und König Don I. im Recht war. Hierbei muss angemerkt werden, dass weder die befragenden Ermittler des RSD, noch der ebenfalls anwesende Konzilatsbeamte diese Aussagen für glaubhaft hielten. Die Antworten kamen stockend, auf Folgefragen wurde gar nicht erst geantwortet. Die Jungen wirkten verängstigt. An qalalischen Wachpersonal war auch zugegen. Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass sie aus Sorge um ihre Eltern im Sinne des Königs ausgesagt haben. Damit jenen nichts angetan wird.
Was den Verlauf der Verhandlungen anbelangte, wissen wir vom kaiserlichen Sekretär und Vermittler Karim, dem Bruder des Fürsten von Iriq, dass zumindest noch die Frage nach der Ratifizierung einer möglichen Einigung durch das Kaiserreich offen war. An Qalala lehnte jene ab, während die Goharer darauf bestanden. Ob die anderen Streitfragen hinter verschlossenen Türen geklärt wurden oder nicht, entzieht sich dem Wissen des Sekretärs. Laut An Qalala Ja. Laut den Goharern Nein. Dieser Sachverhalt wird im Zuge des zweiten Anklagepunktes näher behandelt.
Ansonsten fand der RSD keine Indizien, Hinweise oder sonst wie verwertbares Material zur Verifizierung des Wahrheitsgehaltes der in Punkt 1 erhobenen Vorwürfe, die Goharer planten einen Verrat nach erfolgter Einigung. Diese Anschuldigung muss deswegen laut Empfehlung des RSD zurückgewiesen werden
Zum zweiten erhobenen Vorwurf von Seiten der Goharer, König Don I. habe sein Wort gebrochen und durch Täuschung sich versucht Zutritt zur Stadt zu verschaffen. Auch hier muss zu Beginn eingeworfen werden, dass offenbar keine Vernehmungen von königlichen Soldaten oder Offizieren erwünscht waren. Obwohl jene hätten eigentlich die Aussage des Königs bestätigen müssen.
Dafür kamen in den Mittenbergen mehrere Personen zu Wort, welche genau diese Anschuldigung gegen den König erhoben. Adligen erklärten, zu früheren Zeiten auf Schwursteine den Eid ableisten, dass der König sie betrogen und ein Massaker verübt habe.
Flüchtlinge beklagten die Gewalt und die Brutalität, mit welcher in Gohar vorgegangen wurden. Es hieß von mehreren Flüchtlingen, dass es ein reines Gemetzel war und der Vorwurf wurde laut der König habe einfach nur ein Exempel statuieren wollen.
Nicht zuletzt erhielt der RSD Kontakt zu einem der ehemaligen königlichen Soldaten, die nach dem Fall Gohars desertiert sind. Wir mussten dem Mann hierfür freies Geleit zusichern. Seiner Aussage jedenfalls waren sie zum Zeitpunkt des Angriffes weiter östlich unterwegs und kamen erst nach Gohar, als man die Gefangenen wegbrachte in Richtung Hauptstadt. Seine Familie ist während des Brandes komplett umgekommen und seine Freunde berichteten ihm, vor dem gewaltsamen Eindringen hätten die Soldaten An Qalalas von einer Einigung gesprochen. Es habe jedoch nie eine Bestätigung jener Einigung gegeben. Seines Wissens nach soll es noch zwei strittige Punkte gegeben haben:
Die Reparationsforderungen – An Qalala forderte Ersatz wegen den Fluthelfern. Gohar wiederum Wiedergutmachung für die Kriegsverbrechen während des Mittenberge-Krieges.
Die Ratifikation einer möglichen Einigung durch das Kaiserreich: Die Goharer machten dies zur Bedingung. An Qalala lehnte strikt ab.
Normalerweise stellt sich die Frage, woher ein einfacher Soldat dies wissen soll, aber der Inhalt der Friedensgespräche drang nie nach außen. Jedoch wurde die Existenz der beiden strittigen Punkte von der goharischen Verhandlungsdelegation bestätigt. Ebenso tat dies der kaiserlichen Sekretärs in Bezug auf die strittige Frage nach einer Ratifikation durch das Kaiserreich. Was das anging, schienen die Fronten verhärtet. Deswegen ist diese Aussage von größerem Interesse für die Untersuchungen, als man auf den ersten Blick hin vermutet. Unter den bekannten Gegebenheiten muss man davon ausgehen, dass es nie eine Einigung zwischen dem Königreich An Qalala und Gohar gab. Letzteres wurde versucht mittels einer vorgetäuschten Einigung in die Falle zu locken. Als die Goharer die List durchschauten, haben die königlichen Truppen das berühmte Exempel statuiert.
Womit auch die Prozesse gegen gefangene Goharer mit anschließender Hinrichtung der einfachen Fußsoldaten und Enteignung sowie Kerkerhaft für die Adligen nicht auf Recht, sondern auf Willkür fußen.
Zu guter Letzt wird mit Punkt 3) nun zu einem Phänomen Stellung bezogen, welches zu Beginn der Ermittlungen ein Mitwirken des Konzils unabdingbar machte. Nach dem Eintreffen in Gohar, entdeckten RSD Mitarbeiter einen Keller voller scheinbar magischer Utensilien. Außerdem habe es in dem Raum furchtbar gestunken. Das Kaiserreich beauftragte das Konzil im Rahmen dieser möglicherweise magiebehafteten Entdeckung sich an den Ermittlungen in Gohar zu beteiligen. Natürlich nur auf die mögliche Anwendung von Magie bezogen.
Man kam zu dem Schluss, dass die Utensilien keine echte magische Relevanz besaßen. Jeder Apotheker oder Alchemist hätte dieses vorgebliche Magierversteck besser herrichten können.
In Gohar wurde nachweislich keine echte Magie praktiziert.
Dafür steht die Frage im Raum, wer diesen Keller eingerichtet hat. Laut den uns vorliegenden Ergebnissen wurde der Keller kurz nach dem Fall der Stadt eingerichtet. Eine Beteiligung der Goharer selber ist damit auszuschließen. Ebenfalls wurde diese Räumlichkeit in großer Eile und Hast präpariert. Das schließt ebenso einen von Seiten des Königs von An Qalala angeführten Scharlatan als Schuldigen aus. Der RSD hatte sich bereits auf den Weg nach Gohar gemacht und, wer auch immer den Keller einrichtete, wollte damit fertig werden, ehe die Ermittler eintreffen.
Daraus ist zu schlussfolgern, dass die Glaubwürdigkeit der Goharer durch die Unterschiebung von vermeintlichen magischen Artefakten zerstört werden sollte.
Man muss sich vor Augen halten, dass die Stadt voll war mit königlichen Besatzungstruppen. Jene ließen während den Untersuchungen in der Stadt selber auch die kaiserlichen Ermittler nicht aus den Augen. Jede Kleinigkeit in Gohar wird hart geahndet. Der Keller wurde in Eile eingerichtet, was wiederum heißt, dass die nötige Sorgfalt um dies vor den Besatzern geheim zuhalten ebenso wenig gewährleistet war, wie ein glaubwürdiges Endergebnis. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass dieser Rufmord-Versuch ohne das Wissen und die Billigung des Königs von An Qalala geschehen ist. Auch die Weigerung des Königs die gefangenen goharischen Adligen und ihre Familien zum Zwecke der Befragung gerade zu diesen Ereignissen an das Konzil zu überstellen, spricht dafür, dass man von Palastseite den wahren Ursprung des Kellers vertuschen will. Jedenfalls nach Einschätzung des Geheimdienstes, welche dem Kaiser vorgelegt wurde.
Im kaiserlichen Beraterstab wird derzeit über die Ergebnisse und die sich daraus ergebenden Konsequenzen diskutiert. In Kürze wird das Kaiserreich eine offizielle Stellungnahme abgeben.