Wie in so vielen Städten war auch von Nirzwas mauern nicht mehr viel übriggeblieben. Die Tore mitsamt flankierenden Türmen und einzelne Fragmente. Dennoch ließ das Drachentor Reisende selbst jetzt, da es einsam dastand, noch immer Ehrfurcht empfinden. Auch dem Kaiser ging es nicht anders, als er an der Spitze seines Gefolges den Torbogen passierte. Zu Pferd, flankiert von den Rittern der Kaisergarde. Bannerträger gingen ihnen voraus, flankiert wurden sie von den Fußtruppen der Kaisergarde. Welche mit ihren prachtvollen Helmen, den Segmentata Rüstungen und den purpurfarbenen Umhängen wahrlich beeindruckend und auch furchteinflößend auf die Umgebung wirkten.
Der Kaiser selber trug die Feldherrnrüstung der imperialen el-taebrischen Streitkräfte. Den Brustharnisch mit Verzierungen von feuerspeienden Drachen geschmückt, welche die Strahlen der Sonne tranken. Dem Wappen des Herrscherhauses von El Taebr. Die Kaiserin ritt neben ihn, während ihnen und den Berittenen weitere Soldaten der Kaisergarde folgten. Ihnen schlossen sich der restliche Hofstaat sowie das Gefolge, der Tross und die gewöhnlichen Soldaten an. Welche jedoch immer nicht besser ausgerüstet waren, als das, was Antiochos I. bisher an arrizwischen Truppen zu Gesicht bekommen hatte. Viele waren es nicht, denn der Fürst schien lieber den Kopf in den Sand stecken zu wollen, statt sich am heiligen Krieg von Kirche und Reich zu beteiligen. Man könnte darüber nur den Kopf schütteln, wie wenig manchen Leuten Treue bedeutete. Aber er war nicht hier, um den Fürst von Arrizwa deswegen schlecht zu machen, sondern das Volk aufzurufen sich der gerechten Sache anzuschließen.
Fanfahren erlangen. Alle Einwohner schienen auf den Beinen um einen Blick auf den Kaiser zu erhaschen. Die Banner El Taebrs und auch die Farben Alyebs waren des Öfteren zu sehen. Frauen und Männer säumten die Straßen und jubelten dem kaiserlichen Tross zu. Während kleine Kinder versuchten mit den zackig marschierenden Gardesoldaten mitzuhalten. Natürlich wurden sie von ihren Müttern und Vätern schnell wieder in die Menge zurückgezogen.
So bahnte sich das kaiserliche Gefolge seinen Weg zum zentralen Marktplatz. Die Menschenmenge folgte und umschloss jenen wie ein einsamer Fels umgeben von den tosenden Wellen des Meeres. Der Kaiser selber wurde vom Magistrat der Stadt und einer Abordnung der örtlichen Adligen empfangen. Mit ihnen allen würde er sich später persönlich unterhalten. Manche von ihnen hatten bereits auf eigene Faust Truppen finanziert, die nach Alyeb marschieren.
Schließlich wandte sich Antiochos I. direkt an die neugierig wartende Menge. „Bürger von Nirzwa Volk von Arrizwa!“, fing er an zu der Menschentraube zu sprechen. „Das Reich befindet sich im Krieg. Es ist nicht ein Krieg, den wir für Land oder für Ruhm führen. Auch nicht für Reichtümer. Wir führen ihn einzig um der Gerechtigkeit Willen und, um unseren Eid zu erfüllen die Menschheit zu beschützen!
Wir alle wissen, was in Alyeb geschehen ist. Die ganze Stadt wurde zum Scheiterhaufen für all ihre Einwohner! Veranlasst von einem König, dessen Wahnsinn nur noch von dessen Grausamkeit übertroffen wird!“, Schmährufe gegen den Habichtkönig und auch gegen den falschen Patriarchen wurden laut. Der Kaiser hielt inne ehe er durch die kraft seiner Worte die aufgepeitschte Menge zum Verstummen brachte. „Was geschehen ist, hat uns schockiert. Diese Missachtung nicht nur gegen das Recht, sondern gegen das Leben an sich, die wir in diesem Ausmaß nur von den Nqetu kennen.
Es ist nun an uns alle aufzustehen und uns dagegen zu wehren. Ordom und Adaca haben mobilisiert. Hunderte Soldaten aus Kuzqur verteidigten Alyeb. El Taebr, Iriq und Qor Alad entsenden ihre stärksten und besten Truppen nach Norden. Die Kirche Eho hat den Schlächter von Alyeb exkommuniziert. Auch dafür, dass er das Blut friedlicher Anhänger des Waldkultes vergoss. In Reaktion ließ er in seinem Größenwahn die Kirche selber angreifen!
Don I. lässt alle verfolgen, die gegen ihn sind. Er greift Gläubige Ehos gleichermaßen an, wie er es mit den Anhängern des nördlichen Kultes tut. Es muss und es wird ein Ende finden!
Die Menschen in Alyeb und überall im Habichtreich, die unterdrückt werden und sich nach einem Ende der Tyrannei sehen, sind weder vergessen, noch stehen sie alleine! Ganze Armeen stehen an ihrer Seite und werden für ihre Freiheit kämpfen! Und ich frage euch, wo ihr stehen werdet? Das Reich kämpft, der Norden kämpft. Arrizwas Fürst mag den Frieden lieben, aber wir befinden uns bereits im Krieg. Wir haben ihn nicht gewollt, aber er wurde uns allen aufgezwungen. Nun heißt es sich gegen die Herrschaft des Unrechts zu stemmen. Mit aller Macht!
Das kaiserliche Heer nimmt jeden Mann auf, der Speer und Schwert halten kann und auch willens ist für die gerechte Sache zu kämpfen! Es ist nicht nur der Zorn eines Kaisers, sondern der Zorn eines ganzen Reiches, der sich gegen den Schlächter wendet, welcher bereits im Blute seiner Opfer bis zum Hals watet! Jedes Wanken und Zögern wäre ein Verrat an ihnen“, endete der Kaiser und ließ den Jubel und die Racherufe der aufgepeitschten Bürger und Adligen Nirzwas auf sich wirken. Nun fragte er sich, wie viel Freiwillige sich seinen Tross anschließen werden. Die Männer müssen ausgebildet werden. Viel Zeit bleibt nicht mehr, bis das Heer des Ostens eintrifft und dann auch für sie der Krieg beginnt. Diese wenige Zeit muss gut genutzt werden.