SV Darmstadt 98

[Käsbert]

Der DFB erteilt Darmstadt die Lizenz nur mit Auflagen, weil das Stadion ihren Maßstäben nicht entspricht.
Darmstadt muss jetzt bis zu Beginn der neuen Saison die gesamte Gegengerade überdachen, die Flutlichtanlagen verbessern,...
sonst muss darmstadt seine Heimspiele in Offenbach oder Frankfurt austragen.
Darmstadts Präsident spricht sogar von einer "Existensbedrohenden Lage"

Somit macht der DFB eben jenen Überraschungsvereinen das Leben schwer und sorgt damit auch für eine Bevorzugung der "reichen" Klubs. Vereine die von ihrer eigenen Entwicklung quasi überrollt werden, werden somit einfach ausgebremst.

[Rinz]

Nicht bis zu Beginn der neuen Saison heißt es in der Auflage - bis zum 31.Januar 2018. Aber auch das scheint alles andere als einfach umzusetzen, der Klub hat dagegen ja auch schon Revision eingelegt. Der kicker-online hat heute einen weiteren Beitrag nachgelegt, einige Lilien-Fans haben (teilweile sehr detailliert und informativ) darauf geantwortet.

[Käsbert]

Man muss wirklich sagen, dass die Kicker Kommentare teilweise wirklich sinnvoll und anschaulich waren.
Und ehrlich: Es ist zwar blöd im Regen zu stehen, aber was solls? Früher waren die Stadien auch nicht überdacht und die Leute sind trotzdem gekommen.
Irgendwie habe ich das Gefühl der Fußball will nicht die Masse der Fans anlocken sndern nur noch die Geldgeber (und hier ist das sicher nicht die Klasse); alles wird auf möglichst viel Gewinn ausgeweitet.

[Rinz]

Ich glaube, mit diesem Gefühl bist du nicht alleine. Die Entwicklung zeichnet sich ja mehr als deutlich ab, die Premier League zeigt die Richtung an - in den Stadien sitzen nur noch die, die sich die horrenden Eintrittspreise leisten können, inklusive der reichen Fußballtouristen aus Asien. Die eigentlichen Fans weichen auf die Pubs aus oder nehmen den Billigflieger um z.B. in Dortmund in Stehplatznostalgie zu schwelgen. Das ist dann immer noch billiger als ein PL-Ticket, klingt absurd ist aber leider so. Es gibt jedoch auch viele Beispiele die zeigen, daß es auch anders geht, Beispiele wo Fans sich den Fußball zurückerobern und eigeninitiativ werden. Die von den Fans gegründeten AFC Wimbledon, FC United of Manchester, HFC Falke. Oder Union Berlin wo die Fans aktiv am Stadionumbau mitgewirkt haben, der FC St.Pauli, der sein Versprechen den Fans gegenüber eingehalten hat und im komplett umgebauten Millerntorstadion mehr als die Hälfte (knapp 17.000) für Stehplätze ausgewiesen hat.
Es wäre natürlich cool, wenn sich aus der alten "Pro 15:30"-Bewegung nochmal etwas bundesweites entwickeln könnte, speziell die DFL braucht einfach mehr Druck von der Basis - aber das ist natürlich leicht dahergesagt in einer (Fußball-)Welt, wo offen über ein deutsches Pokalfinale in Asien fabuliert werden darf oder die UEFA ein Champions-League-Spiel einen Tag nach einem Bombenattentat neu ansetzt. Man kann gar nicht soviel essen wie man man kotzen müsste bei soviel Geldgier, bei soviel Mißachtung der eigentlichen Werte des Sports.

Mit Johnny Heimes hat der SV 98 einen Vorreiter, der das vorgelebt hat worauf es ankommt. Vielleicht greift dieser Spirit noch auf den einen oder anderen Entscheidungsträger über.

[Jesper Portus]

Es wäre zu hoffen.

[Tronde]

Was genau hat Johnny Heimes damit jetzt zu tun? Ja, er hat sich gesellschaftlich engagiert. Aber mir fehlt da der Zusammenhang. Und inwiefern er ein "Vorreiter" bei Darmstadt gewesen sein soll, ist mir auch nicht klar. Da tut man denen Unrecht, deren Namen nicht bekannt sind...

[Rinz]

Ich glaube, es ist nicht von Belang ob du einen Zusammenhang mit Johnny Heimes siehst. Das ist wie mit einem Regenbogen. Wer ihn sieht, der freut sich und wer ihn nicht sieht, der sieht halt was anderes und ist deswegen auch nicht automatisch blind oder schlechter dran.

[Tronde]

Du könntest es ja auch erklären.

Wieso Johnny Heimes jetzt für die Tradition im Fußball steht...

[Rinz]

Warum sprichst du von Tradition, Tronde? Ich habe nicht von Tradition gesprochen, Käsbert auch nicht. Tradition ist was für Träumer, was für die Rückwärtsgewandten, die "Früher war alles besser"-Typen, die auf die "Retortenklubs" schimpfen und sich für was besseres halten weil ihr Klub ja früher mal in der Bundesliga gespielt hat. Da kann ich nix mit anfangen. Ich stehe halt lieber als zu sitzen - bin ich deswegen Traditionalist? Toll, mein Klub ist ein echter Traditionsklub. Das wäre St.Pauli aber auch, wenn sich nicht nach und nach dieses besondere Umfeld gebildet hätte. Ende der 70er/Anfang der 80er war am Millerntor noch tote Hose, selbst in den Bundesligaspielzeiten hat St.Pauli vor 5 oder 6.000 Zuschauern gespielt, der Verein war mausegrau, grauer als Bochum, Bayer Uerdingen und Duisburg zusammen. Wovon Käsbert geredet hat ist daß der Profifußball im Begriff ist, den Bogen zu überspannen und sich vollends von der Basis zu lösen. Wovon ich rede ist, daß es die Aufgabe der Basis (Fans, Amateurvereine) ist, den Schreibtischtätern in Verbänden, Politik auf die Finger zu gucken und da wo es möglich ist Einfluss zu nehmen und eigeninitiativ zu werden. Z.b. die Fangruppen, die unermüdlich für Auswärtsfahrt-kompatible Anstoßzeiten kämpfen. Oder Leute wie die FC Wimbledon-Fans, die den Umzug ihres Klubs in einen 70 km entfernten Vorort von London nicht mitgemacht haben. Oder Leute wie Johnny Heimes, die sich nicht unterkriegen lassen, die für ein "Wir-Gefühl" stehen und die eine Vision haben, welche sogar die Profis mitreisst. Es ist nicht Tradition, um die es geht. Es geht im Gegenteil um Nach-Vorne-Gucken. Wie stellen wir uns Fußball in 20 Jahren vor? Auf Darmstadt bezogen: Wie und wo stellen sich die Lilien-Fans ihre Spielstätte vor?

[Jesper Portus]

[Jesper Portus]

Es wär schön gewesen.

[Rinz]

Manche Lösungen können so einfach sein - die Antwort der Lilien-Fans auf die Forderungen der DFL: Beim Heimspiel gegen die Hertha spannten sich bei strahlendem Sonnenschein Hunderte Regenschirme auf .
"Seht ihr DFL: So haben wir uns das gedacht"

[Tronde]

Verstehe da die Problematik in Richtung DFB nicht. Die Forderungen sind ja nicht aus dem Nichts gekommen, sondern Darmstadt durchaus bekannt . Man muss halt gewisse Standards erfüllen, auch Darmstadt. Wenn die einen Plan vorlegen der überzeugend ist, wird es sowieso klappen. Die kriegen ihre Lizenz schon.

[Louis XV.]

Verstehe da die Problematik in Richtung DFB nicht. Die Forderungen sind ja nicht aus dem Nichts gekommen, sondern Darmstadt durchaus bekannt . Man muss halt gewisse Standards erfüllen, auch Darmstadt. Wenn die einen Plan vorlegen der überzeugend ist, wird es sowieso klappen. Die kriegen ihre Lizenz schon.

Ich würde mal sagen, das grundlegende Problem besteht darin, dass die DFL etwas einfordert, das ein Verein wie Darmstadt alleine gar nicht leisten kann, weil er eben keine 50 Millionen auf der Kante hat, um ein Stadion zu bauen. Also ist die Stadt gefordert, die in diesem Fall auch nicht auf Rosen gebettet ist, und mit ihr, im Endeffekt, der Steuerzahler. Nicht alle in Darmstadt lebenden Menschen sind Fußballfans, und nicht alle davon sind der Meinung, es wäre bei einer klammen Stadt gut angelegtes Geld, 20 Millionen in ein Stadiondach zu investieren, wenn es eine unüberdachte Gegentribüne auch tut, und man die 20 Millionen auch in öffentliche Verkehrsmittel oder Kindergärten investieren könnte (woran in Darmstadt echter Mangel herrscht).

Sprich, die DFL kommt mit Auflagen an den Verein heran, die der Verein dann an die Stadt weitertragen muss, so dass am Ende bequem jeder auf jeden zeigen kann. Die DFL zeigt auf den Verein, der Verein zeigt auf die Stadt, und die Stadt sagt "Sorry, kein Geld da." Und dann sagt die DFL "Gut, dann dürft ihr eben keinen professionellen Fußball spielen." Und alle sind erleichtert, weil sie sind ja nicht schuld. Und wer schuld ist, ist ja heutzutage immer das Wichtigste.

[Tronde]

Wann genau wurde denn zuletzt ein Verein aus dem professionellen Fußball verbannt, weil er solche Vorgaben nicht erfüllt hatte?

Mal davon abgesehen hat Darmstadt doch im letzten Jahr ca. 6 Mio. in die Infrastruktur gesteckt, oder täusche ich mich da?