Ein Versteck! Und was für eines! Schmuck, Wasser, Zucker, Gewürze. Mich überkommt ein schlechtes Gewissen. Es sind kleine Dinge, die hier liegen. Als habe ein Kind versucht, sich einen eigenen Vorrat aufzubauen. Das, was kleine Hände tragen können. Eine Hand voll Lebensmittel aus dem Gewürzschrank in der Küche. Die magischen Dinge, die vielleicht ein liebevoller Vater braucht, um ein leckeres Essen zu kochen. Eine kleine Flasche Wasser, weil es zu schwer ist, einen ganzen Kasten in ein Baumhaus zu tragen, wenn man klein ist. Und die Ohrringe der Mutter, ihr liebster Schmuck. Eine Erinnerung.
Ich zweifele nicht daran: Hier hat ein Kind versucht, einem ins Chaos gestürztem Leben wieder etwas Ordnung zu verschaffen. So, wie Kinder es halt können. Tränen treten mir in die Augen, als ich den Schmuck in die Tasche gleiten lasse. Gut, dass Zlata das hier nicht gesehen hat. Es hätte ihr das Herz gebrochen.
Ich reiße mich von dem Gedanken an diese unbekannte Kinderseele los und schicke ein Gebet an welchen Gott auch immer. Das habe ich schon seit Jahren nicht getan. Schütze dieses Kind. Es hat den Mut gezeigt, den wir alle brauchen.