Zitat von
JohnDay
An der Stelle der altsteinzeitlichen Jagdverbände, die aus Einzelfamilien bestandenund nur selten mehr als einige Dutzend Mitglieder umfassten, traten die Bauernhöfe mit einem differenzierten Sozialsystem, das sich von einer ursprünglich egalitären Gesellschaft zu immer größeren Gemeinschaften und sozialen Schichten entwickelte.
Die frühen Grabbeigaben zeugen von einer weitgehenden Gleichberechtigung innerhalb der Siedlungen und der Geschlechter untereinander. Auch Kinder wuden als vollwertige Mitglieder behandelt. Das gemeinschaftlich-genossenschaftliche Moment trat durch die gemeinsamen und nicht differenzierten Arbeiten im Ackerbau und der Bewässerungstechnik besonders hervor. Gleichwohl begann die erste Spezialisierungen. Steinbearbeitung, Keramik und Metallverarbeitung wurden von einzelnen Handwerkern betrieben, während andere für die Nahrungsmittel sorgten.
Eine Besonderheit der Sozialstruktur zeigen die mitteleuropäischen Großbauten, die gewöhnlich so weit von einander entfernt lagen, daß man von Einzelgehöften sprechen kann. Etwa 30 bis 60 Personen dürften ein Gehöft bewohnt haben, die bei der Erbauung, Feldbestellung und dem Leben an einem Herd als Gemeinschaft handelten. Der Siedlungsverband bildete wahrscheinlich eine blutsverwandsverwandte Großfamilie, in der Privateigentum an Land, das es ohnehin ausreichend gab, nicht bekannt war. Die extremste Veränderung des Sozialverhaltens gegenüber den altsteinzeitlichen Gruppen war die Einbeziehung enes regulären Krieges als ein bestimmender Faktor im Leben der Siedlungen untereinander. Zwar waren auch bei den Jägern und Sammlern Gewalttätigkeiten und Rivalität vorgekommen, doch führte erst der dauerhafte Besitz, dessen Erwerb, Vermehrung und Verteidigung zur Ausbreitung einer spezifisch kriegerischen Gesinnung. Ganz im Gegensatz zur Altsteinzeit wurde die Darstellung kriegerischer Aktionen bald zu einem beherrschenden Thema der Kunst.
Erstmal fertigten die Handwerker Waffen und technische Neuerungen für den Kampf gegen Menschen an. Dementsprechend veränderte sich die Grabbeigaben, so dass Männer häufiger, besonders, wenn es sich um große Krieger handelte, mit Waffen begraben wurden. Um 300 v. Christus begann als tiefgreifende Veränderung des sozialen Lebens die Entwicklung des Herrscheramtes (Königtum). In Ägypten vergrößerte sich der Abstand des Herrschers von der übrigen Gesellschaft: Der König - bisher nur ein reicher mächtiger Mann in einer herausgehobenen sozialen Position - wurde in einen göttlichen Bereich entrückt. Eine prinzipielle, religiöse bedingte Kluft trennte ihn von den anderen Menschen. Aus der Struktur ehemals gleichberechtigten Zusammenlebens entstand durch die Vermischung von religöser und politischer Macht ein absoluter Königs und Beamtenstaat.
In Mesopotamien entwickelte sich das Königtum gleichzeitig im Rahmen der sumerischen Tempelstadt auf betreiben der Pristerschaft, die nicht nur die kultischen Handungen, sondern gleichfalls das wirtschaftliche Leben, die Bewässerungsorganisation und die zentralen Getreidespeicher kontrollierte. Weil sich im Prinzip sämtliches Land einer Stadt im Besitz der Stadtgottheit befand und sich die gesamte Verwaltung, Wirtschaft und Kultur auf den Tempel bezog, konnte die Pristerschaft einen König als irdischen Vertreter der Gottheit hervorbringen, jedoch nicht, wie in Ägypten als Gott selbst.
Mit dem Beginn des Königtums lebte die Bevölkerung in einer stark gestaffelten Abhängigkeit zum Herrscher. Die Überschwemmungen der großen Flüsse bildeten den Reichtum und den Zwang zur Gemeinschaftsarbeit, die zur natürlichen Vorraussetzung einer Sozialordnung wurden. Der Ackerbau führte zu größeren Gemeinschaften, aus denen bei zunehmenem Reichtum als Schutz und Expansionsbasis die großen Städte hervogingen. Aus den funktionalen Einheiten, verschiedenere Spezialisierungen erwuschen den Prister, Handwerker, Arbeiter un Bauern, die sich bald in Adel, Freue und Sklaven gliederten.