Plötzlich erstarb das Glühen und Nebb öffnete die Augen. Er besah sich Norayk von der Seite, die ihn skeptisch beobachtete. Auch das Feuer in ihren Augen hatte er ersterben lassen, beinahe zumindest, und damit war auch dieser unerklärliche, magische Reiz, den diese ebenso unerklärliche und reizvolle Frau aus den Schatten auf ihn ausübte, verblasst. Jetzt sah er sie, die Frau aus den Schatten - ja, als was eigentlich? Sie hatte ihn nicht der Dunkelheit und der Kälte überlassen, obwohl er ihr allen Grund dazu gegeben hatte. Sie stand ihm sogar jetzt gegenüber, misstrauisch, aber nicht offen feindselig. Auch Felb und Toriphor waren zwar wachsam - der Schlächter hatte sogar die Hand auf den Schwertgriff gelegt - hatten allem Anschein nach immer noch einen Rest Vertrauen in ihn - wenn Vertrauen überhaupt das richtige Wort war.
Sonst hätten sie längst eine Gelegenheit gefunden, ihn zurückzulassen. Oder Schlimmeres. Welche Verwendung hatten sie denn noch für ihn, hier, in dieser licht- und hoffnungslosen Finsternis, wenn das letzte Feuer einmal niedergebrannt war? Was für einen Zweck sollte ein Lichtdieb in völliger Lichtlosigkeit überhaupt noch erfüllen?
Nebb lachte leise in sich hinein. Dass ihm ausgerechnet hier so etwas wie Einsicht widerfahren war. Irgendwie ein tröstlicher Gedanke, dass diese drei ihm bis hierher über den Weg getraut hatten. Vielleicht sollte er das selbst einmal versuchen. Sich nicht länger darauf verlassen, dass jemand anders das Biest für ihn wegsperrte. Selbst seines Hungers Herr werden. Er durfte die Gruppe kein zweites Mal enttäuschen - auch wenn es eine zweite Gelegenheit nicht mehr geben würde.
Nebb bot Norayk das Stück in der offenen Hand dar. “Wir müssen keine Feinde sein, weißt du?”, sagte er etwas betreten.