Bericht im Jahre 10 nFS zum Königreich Soras
Wir schreiben das Jahr 10 nach dem Fall von Soras (nFS) auf dem Kontinent Zemjana.
Um die heutige Situation besser erklären zu können, muss erst die Vergangenheit erzählt werden, beginnend im Jahr fünf vor dem Fall von Soras (vFS).
Im Jahre 5 vor dem Fall von Soras beherrschte der beim Volk beliebte, jedoch kinderlose Greis König Franthor das Reich Soras. Franthor pflegte gute Beziehungen zu allen Menschenreichen südlich der großen Wüste, konnte gar dem Königreich Edaris als Verbündeten schätzen. Legenden zu Folge soll er einer der wenigen Menschen gewesen sein, welcher die Lande der Dunkelelfen nicht nur besuchte, sondern auch wiederkehrte, obgleich er nie jemandem etwas über seine Erfahrungen von Reise erzählt hatte.
In den letzten zehn Jahren seiner Herrschaft (15 vFS – 5 vFS) wurde Franthor vermehrt von seinem jüngeren Bruder Ignaz denunziert, immer dann, wenn sich die Gelegenheit durch einen möglichen Fauxpas des Königs bot. Es galt als ein offenes Geheimnis, dass Ignaz nach dem Thron trachtete. Er hatte für Traditionen und Verbündete wenig übrig, war streitsüchtig und arrogant.
Im Spätherbst des Jahres 5 vFS wurde schließlich König Franthor in seinem Schlafgemach von Attentätern ermordet. Von den Wachen, die an jenem Tag über den alten König hätten wachen sollen, fehlte jede Spur.
Am folgenden Tag ließ sich Ignaz im Anschluss an eine kalte, glanzlose Denkansprache über den verstorbenen König an das Volk in der Residenzstadt Oberwyton in einer wenig feierlichen Zeremonie zum neuen König über das Reich Soras‘ krönen.
Bald darauf wurden im Volk Gerüchte laut, machten die Runde: Ignaz habe den geliebten König Franthor ermordet, um sich selbst an die Macht zu putschen. Ignaz reagierte umgehend und behauptete nun, die Dunkelelfen hätten den König ermordet, da er ihnen Geheimnisse gestohlen habe. Jeder Denunziant, der es wage, Ignaz öffentlich den Hochverrat nachzusagen, möge ohne Umschweife gehängt werden, befahl er zudem.
Statt jedoch seine Macht weiter zu festigen und auszubauen, rief König Ignaz im Frühjahr des Jahres 4 vFS die Verbündeten aus Edaris hinzu, um mit der vereinten Armee gegen die eher isolationistisch lebenden Dunkelelfen vorzugehen. Der Mord an Franthor sei eine Kriegserklärung der Dunkelelfen gewesen, weswegen er nun Edaris im Verteidigungsfall hinzuziehen könne. Nach langem Zögern, nach schier endlosen Diskussionen mit Beratern, ließ der König von Edaris seine Armee zusammenrufen und als Unterstützung nach Soras marschieren.
Rückblickend betrachtet wählte Edaris den richtigen Zeitpunkt. Aus Sicht der Sorassi hätte dieses Zögern als Verrat am Bund verstanden werden können. Der ungeduldige König Ignaz war jedoch mit seinen Truppen bereits losmarschiert, direkt zu den Dunkelelfen. Er ignorierte seine Berater, auf Edaris zu warten und ließ an der Grenze des Dunkelelfenwaldes zum Angriff blasen.
Während der folgenden Woche, in welcher die Sorassi in den tiefen Wäldern und Sümpfen der Dunkelelfen nach eben jenen suchten, erhoben sich im Reiche Soras‘ die drei Reichsfürsten, deklarierten sich und nur sich als legitimen König und begannen, einander zu bekämpfen. Die Armee an der Front, welche keinen Nachschub erhielt, wurde dabei fast vollständig aufgerieben, König Ignaz galt als verschollen.
Als der König von Edaris vom Schicksal Ignaz‘ und der Revolte in dessen Reich erfuhr, ließ er seine Truppen nach Hause zurückkehren, um zu vermeiden, dass sie zwischen die Fronten der kämpfenden Adeligen gerieten. Die vaterlandstreuen Sorassi schworen sich, dass sie Edaris diesen Verrat niemals verzeihen würden.
Im Jahre 0 war das einst so stolze Königreich Soras ein einziges, riesiges Schlachtfeld. Von einst so stolzen Städten wie Oberwyton waren nur noch Reste und Ruinen verblieben. Die Reichsfürsten, ihre Heere und ihre Söldner, waren vernichtet worden. Eine Zeit großer Unsicherheit und Instabilität begann. In einigen Regionen fanden sich noch immer Dörfer, zum Teil vom Krieg unverschont geblieben. Ebenso finden sich in diesen Regionen Diebesbanden und Mördergesindel, in vielen Fällen mit den ehemaligen Soldaten und Söldnern des Reiches besetzt. Wie ein Wunder wirkt es also, dass zwei Baronien, Falkenbek und Wytonia, den Bürgerkrieg überlebt haben. In den folgenden zehn Jahren bis heute haben sie ihre lokale Macht gefestigt und blicken nun auf die ehemaligen Ländereien des Reiches, um sie für sich zu beanspruchen.
Königreich Soras
Das Königreich Soras (in manchen Quellen: Soros) gehörte einstig zu den kontinentalen Großmächten, wie es die Königreiche Adlerstein, Ediras und das große Reich der Mitte zu sein pflegten. Führungsschwäche und Machtgier führten schlussendlich zum Zusammenbruch des einstigen Reiches, welches zwischen den Grenzen der heutigen Sonnenrepublik, des Königreichs Adlerstein, des Königreichs Ediras und des Dunkelelfenreiches lag. Der König residierte und regierte von Oberwyton, welches heute einer Ruinenstadt gleicht, aus.
Im weiteren Verlauf der Zeit im ehemaligen Königreich Soras konnte die Barone von Falkenbek und Wytonia ihre Macht behaupten. Im Osten des ehemaligen Reiches kam die Baronie Freithal in den Tassenhügeln als weiterer Machtanspruch in den Kreis der Baronie hinzu.
Gemeinsam, sowohl vor als auch nach dem Aufstieg der Baronie Freithal, unternahmen die Baronien Anstrengungen zur Befriedung und Befreiung der ehemaligen Kronlande, die immer noch von Barbaren, Banditen und Wegelagerern besetzt wurden. Im Grimmwald ließen sich Druiden häuslich nieder, um von dort aus scheinbar ungestört zu agieren.
In Oberwyton wurde in einem Strudel von finsterer Magie eine Truhe gefunden, welche ungeöffnet blieb, jedoch behauptete, der letzte und wahre König von Soras - Ignaz - zu sein, welcher, sobald die Truhe geöffnet würde, das Volk erneut ins Licht und in wahre Größe, vor allem auch in den Krieg gegen Feinde von Volk und Reich, führen würde.
Das Jahr 13 nFS erwies sich als besonderes Schicksalsjahr für das ehemalige Königreich Soras: Im Süden annektierte der König von Ediras Lande bis zum Wyton im im Norden und bis zu den Wäldern der Dunkelelfen im Osten. Das Königreich Adlerstein schloss mit den Baronien den Grimmwaldvertrag, in welchem das Vorgehen zur gemeinsamen Befriedung des Grimmwalds festgehalten wurde, welches man im Jahre 14 nFS schließlich anging.
Königstafel Königreich Soras:
[Vorfahren]
Dankwart II. (107 vFS bis 96 vFS) - 11 Jahre
Theoderich I. (96 vFS bis 60 vFS) - 36 Jahre
Theoderich II. (60 vFS bis 35 vFS) - 25 Jahre
-- Interregnum (35 vFS bis 33 vFS) -- 2 Jahre
Franthor (33 vFS bis 5 vFS) - 28 Jahre
Ignaz (5 vFS bis Fall von Soras)
Weitere, freigelegte Geschichten zum Königreich Soras:
Regierungszeit von Theoderich I.
Nachdem sein Vater und direkter Vorgänger, Dankwart II., mit rund elf Jahren nur eine äußerst kurze Zeit der Herrschaft über das Königreich Soras innehatte, bestieg Theoderich als Theoderich I. im Alter von 17 Jahren den Thron von Soras. Er hatte vielerlei Probleme aus der Herrschaftszeit seines Vaters als Erbe in die Wiege seiner Herrschaft gelegt bekommen:
- Grenzstreitigkeiten mit dem Mittelreich von Al-Aliha um die genaue Grenzziehung bei den Wäldern
- abflauende Beziehungen zu den benachbarten Dunkelelfen
- Querelen und kleine Aufstände von Bergarbeitern bei Falkenbek und in den Tassenhügeln
- fehlender diplomatischer Umgang mit den Druiden des Grimmwalds, die zu jener Zeit den gesamten Wald besiedelten. Da jedoch das Königreich den Weißbach als westliche Grenze nach Adlerstein wünschte, war eine friedliche Koexistenz mit den Waldbewohnern von Nöten.
Die ersten fünf Jahre der Herrschaft, die einmal sechsunddreißig Jahre andauern sollte, waren von vielerlei Rückschlägen und internen Machtkämpfen im Beamtenapparat des Königreichs geprägt. Theoderich brillierte dabei mehrfach dabei, die Verwaltung um krankhafte Auswüchse zu beschneiden und die Korruption einzudämmen. Im gleichen Zug erhielten auch die Bergarbeiter bei Falkenbek und in den Tassenhügeln mehr Rechte. So erhielten in den Tassenhügeln mehrere Ortschaften die Berechtigung, einen ständigen Markt abzuhalten, wo jedoch der Marktfrieden gelte.
Um 84 vor dem Fall von Soras drohte der seit Jahren schwelende Grenzstreit zwischen dem Königreich Soras und dem Mittelreich von Al-Aliha zu eskalieren. Beide Seiten zogen Aufgebote von den Feldern, unterstützt von kleinen Bestandstruppen, ein. Während der Malik des Mittelreichs eine flexible Grenzführung entlang der jeweiligen Waldgrenzen forderte, bestand das Königreich Soras bislang auf sein angestammtes Land. Da beide Seiten hart blieben, kam es zu einer Begegnung im Angesicht der jeweils angerückten Truppen im Grenzgebiet. Erst dann erarbeiteten der König und der Malik den Kompromiss: Soras erhält einen kleinen, zusätzlichen Teil des Landes nördlich der Zackenberge und behält Ausläufer des West- und des Grenzwaldes auf seinem Gebiet. Dafür wird jedoch die weitere Grenzführung auf ewig ein kleines Stück nördlich der Ortschaft Ehrenstein festgehalten, was einen kleinen Gebietsverlust für Soras bedeutete. Mit dem so beigelegten Konflikt konnten beide Heere bis zum Winter nach Hause zurückkehren.
Die nächsten Jahre der Herrschaft verlieren mehr oder minder ruhig. Es gab keine außergewöhnlichen Vorfälle. Mit den mysteriösen Dunkelelfen gab es einen regen Austausch, mit dem Königreich Ediras gute Beziehungen und mit dem Mittelreich zumindest keine neuen Feindseligkeiten. Innerhalb der einzelnen Regionen und zwischen den Städten des Königreichs Soras blühte der Handel immer mal wieder auf, wenn nicht gerade ein großer Sturm aus dem lunarischen Golf herüberkam und über Land und Wasser fegte.
Erst um 50 vFS kam wieder Bewegung hinsichtlich der Grimmwalddruiden auf. Die Stadt Altenburg, welche zu jener Zeit als Grenzstadt gen Wald diente, wurde zum Ausgangspunkt einer diplomatischen Kampagne, die die Waldbewohner weder als „Sorassi“ noch als „Adlersteiner“ adressierte, wohl aber als ebenbürtige Menschen. Nicht als irgendwelche wilden Waldbewohner, die es nicht wert wären, auf einer Stufe angesehen zu werden, sondern als Gleichberechtigte. Als solche, die in druidischer Tradition im Einklang mit der Natur und ihrer Umwelt sowohl als auch den weiteren Lebewesen – wie weiteren Menschen – lebten. Dies gab den Anlass, dass Theoderich in den folgenden Jahren eine nominelle Grenzziehung nach Westen bis zum Weißbach vollziehen konnte. Die Druiden kamen mitunter auch aus den Wäldern, um mit den nahen Städten und Orten, wie etwa Altenburg, zu handeln. Als krönender Abschluss dieser Bemühungen wurde ein Bollwerk errichtet: Die Theoderichsburg, als Ort der Verbindung druidischer und sorassischer Traditionen, nahe des Grenzflusses. Während die Sorassi die Konstruktion einer solchen Festung mitbrachten, steuerten die Druiden vornehmlich den Ort ein. Denn die Theoderichsburg ist errichtet worden auf einem heiligen Hügel, der Grundstein war ein heiliger Ritualstein der Druiden. Die Theoderichsburg ist seit jeher der Ort, an welchem sich Druiden und Sorassi begegnen und befreunden sollten.