RL-Challenge: Außenstelle Babyforum.de - Oder meine Storyleiche 3.0!

[Rince Wind]

Habt ihr denn eine Ahnung woran es liegt? Mangelndes Selbstvertrauen, keine Lust weil sie möglichst schnell etwas anderes machen möchte, Konzentrationsschwierigkeiten? Ist es schon länger so, oder erst seit kurzem?

Meine pädagogische Erfahrung beschränkt sich auf Zivildienst im Kindergarten und ehrenamtliche Arbeit als Lesepate in einer Grundschule, Kinder habe ich auch keine. Es scheint mir schwierig, dir bei deinem Problem zu helfen, wenn es ziemlich allgemein ist. Auch wenn ich selbst wenn du das beantworten kannst/willst vermutlich nicht groß helfen kann, würde eine Präzisierung es vielleicht anderen leichter machen.

[Papa Bear]

Mädchen tendieren - in meiner Erfahrung mit meinen Kids - eher dazu, sich auf die

-> ich kann das nicht
-> ich lern das nie
-> ich bin zu doof

Schiene reinzusteigern, wenn es mal nicht alles glatt von der Hand geht. Diagnose geht also auch eher in die Richtung "Grundproblem ist mangelndes Selbstwertgefühl".

Wie man DAS dann allerdings ins Köpfchen reinbekommt, lässt sich dummerweise nicht allgemeingültig sagen. Wir haben bei unserer ganz bewusst auf die Methode gesetzt, dass sie sich den Erfolg hart (d.h. mit Einsatz von viel Freizeit) erarbeiten "durfte". Ihr "Lieblingsfach" ist Mathe. Sie hat Dyskalkulie. Das ist quasi analog zur Legasthenie, nur halt mit Mathe. Unterschied ist, dass die Legasthenie anerkannt und bei den Noten entsprechend berücksichtigt wird. Bei der Dyskalkulie heißt es hingegen "persönliches Pech". Wir haben also viele Stunden Mathe mit ihr gepaukt. Immer wieder Aufgaben rechnen, bis es zu den Ohren rauskommt. Und es hat auch nicht sofort funktioniert, denn wenn sich das Kind "ich kann das nicht / ich bin eh' zu doof für Mathe" einredet, braucht es in der Mathearbeit nur an eine Aufgabe zu geraten, bei der es durcheinander kommt und schon ist der komplette Blackout da. Sachen, die am Tag vor der Arbeit beim Üben flott und problemlos von der Hand gingen, werden zu unüberwindbaren Problemen. Panik macht sich breit, nichts geht mehr. Arbeit komplett verhauen, obwohl man eigentlich ja nichts weiter hätte machen müssen, als die eine Aufgabe halt erstmal wegzulassen und mit der nächsten weiterzumachen. Hört sich trivial an, ist aber gar nicht so leicht in den Schädel zu bekommen. Es war über das komplette Schuljahr ein K(r)ampf. Und das, obwohl sie einen echt klasse Lehrer hat. Der einzige, der da in der Orientierungsstufe völlig ohne Hausaufgaben auskommt, weil er sehr gut anschaulich erklären kann. Und nebenbei spielt er in einer Irish Folk Band die Fiddle. Als MATHElehrer. Wie cool ist das denn bitte? Aber ich weiche ab.

Am Ende stand dann die letzte Arbeit des Jahres an. Es wurde dringend eine gute Note gebraucht, um im Zeugnis keine Katastrophe zu erleben. Und das Kind rechnet vorher wieder stundenlang Probeaufgaben, geht zur Arbeit hin und schreibt eine zwei. Lehrer sagt "siehste, habe ich Dir doch gesagt, dass Du das kannst". Wir sagen das gleiche.

Und sind sehr gespannt, wie es notentechnisch jetzt in Mathe in der siebten weitergeht...

Das Kind glaubt einem, dass man selber in seinen eigenen Problemfächern früher genauso gepaukt hat und setzt sich dann irgendwann in den Kopf, das eben verdammt nochmal auch zu schaffen. Die Story mit "ich stand in Mathe eigentlich bis inkl. 10. Klasse immer auf "vier mit Tendenz nach unten". Und habe dann doch im Abi Mathe als P3 Fach in der schriftlichen Prüfung gehabt und 15 Punkte geschrieben." weckt dann wohl doch ein wenig den Ehrgeiz.

Wir haben ganz schamlos die ganzen blöden Sprüche unserer Eltern übernommen. Allen voran "von nichts kommt nichts". Dann fragen wir sie, ob sie später auch ein großes Haus, nette Autos, die Urlaube rund um die Welt und all das haben will, was sie halt von meinen Eltern und uns kennt (sorry, wenn das jetzt angeberisch klingt! Ich hoffe, Ihr wisst, wie ich das meine und warum ich das so sage!!!). Was sie dann natürlich reflexartig bejaht, weil sie es halt für normal und selbstverständlich hält. Und dann kommt halt auch genauso reflexartig "dann setzt Dich auf Deinen Hintern und lerne!" zurück.

Klar kann man all diese Dinge und Grundeinstellungen auch in Watte verpackt zu kommunizieren versuchen. Es sind Kinder. Aber die wichtigste Sache im Umgang mit anderen Menschen im Leben ist nun mal, sie mit Respekt zu behandeln. Und da ist es wiederum zwingend erforderlich, offen und ehrlich miteinander zu reden und sich nichts vorzumachen. Wenn meine Frau und ich mal über irgendwas streiten, schaut sie schon ziemlich verschreckt drein und weiss mitunter auch nicht, wie sie damit umgehen soll. Und macht sich Sorgen, ob da womöglich am Ende die Scheidung droht (Kinder steigern sich schnell in was rein...) Aber dann nehmen wir sie halt mit zu uns ins Bett und erzählen ihr (zur Not auch bis Mitternacht), dass eine Beziehung ohne völlige Ehrlichkeit zueinander niemals funktionieren kann. Und das man sich dann auch mal Dinge sagen muss, die wehtun. Mit Kritik muss man umgehen können. Kann man nicht früh genug lernen. Nichts ist schlimmer, als den Anderen in eine Schleife zu schicken, in der er / sie herumrätseln muss, wie man zu irgendwas denn nun wirklich steht. Dadurch entsteht a) definitiv nichts Gutes und b) schlimmstenfalls etwas richtig Übles. Und das darf nicht sein!

Ich erzähle ihr dann aber immer die gleiche Story, um sie zu beruhigen (was mögliche Scheidungen angeht): dass meine Eltern es zeitlebens nicht geschafft haben, mich einfach so zu akzeptieren, wie ich nunmal bin. Und dass es meine Frau nicht nur schafft, mich so zu akzeptieren, wie ich bin, sondern mich sogar dafür liebt, dass ich bin wie ich bin. Und ich sage ihr dann, wenn sie so einen Menschen mal für sich gefunden hat, dass sie den dann auch von sich aus bis an ihr Lebensende an ihrer Seite wissen wollen wird. Und sie glaubt es mir und schläft mit einem Lächeln im Gesicht an mich gekuschelt ein. Viel tollere Momente kannst Du als Papa eines Mädchens nicht erleben...

[Mr. X]

[jeru]

[Admiral G]

Vielen lieben Dank Papa Bear.

Habt ihr denn eine Ahnung woran es liegt? Mangelndes Selbstvertrauen, keine Lust weil sie möglichst schnell etwas anderes machen möchte, Konzentrationsschwierigkeiten? Ist es schon länger so, oder erst seit kurzem?

Ich denke mal etwas von allem.
Mangelndes Selbstvertrauen, vermute ich.
Keine Lust weil sie möglichst schnell etwas anderes machen möchte, definitiv, schnell zum Fernseher.
Konzentrationsschwierigkeiten, vermute ich auch.

[Jesper Portus]

zum Loch in der 4. Klasse:

War bei meinem Ältesten so. Kaum war er in der 5.ten, liefs. Fazit: Liegt nicht nur am Kind, kann auch an der Schule / dem Lehrer liegen....

[Cpt. Commander]

PB

[TeeRohr]

Mein Junge hat mich heute (mal wieder) nach dem Großen Krieg gefragt. Das beschäftigt ihn nun schon eine ganze Weile und ich weiß nicht woher das kommt. Kampf und Krieg scheint momentan generell hoch im Kurs zu stehen.
Jedenfalls habe ich ihm dann halt erklärt wer da warum gegen wen gekämpft hat usw. (die Sache mit den Juden habe ich mal rausgelassen, sondern nur erzählt dass 50 Mio. Menschen dabei ums Leben kamen)

Als er dann sein Fazit zog und den Anführer Deutschlands als "der war aber blöd!" und "So ein Idiot!" abkanzelte, kam die finale Frage ob es eigentlich wieder mal einen Krieg geben wird und was ich dann machen würde. Meine Antwort lautete in etwa, dass ich erstmal die beiden außer Landes schaffe und dann entweder mitkomme würde oder selbst kämpfen müsste. Sein Kommentar: "Nenenenene! Das kannst du vergessen. Du kommst mit! Ich will doch nicht meinen Papa verlieren!"

Aber halt nicht weinerlich oder so, sondern wirklich ehrlich empört!

Über das Thema kamen wir dann auch direkt zu einem Kumpel von ihm, dessen Vater oder Mutter wohl nach Deutschland geflohen ist und somit dann über einen kleinen Umweg auch zur aktuellen Situation.

Ach ja...er ist 7 Jahre. Irgendwie komisch solche schweren Themen mit einem Kind zu "besprechen", aber wenn er fragt dann soll er auch Antworten bekommen. Erstaunlich was die alles so begreifen. Das schaffen viele hier im Forum nicht.

[Reißzahn]

Kinder entwickeln durchaus glühende Neugier für, sagen wir mal, unübliche Themen. Aber die Antworten zu liefern ist meist das Beste was man machen kann. Vielleicht bildet sich daraus später ein Interesse/Hobby und der Kleine ist (in diesem Fall) zumindest in einem Fach fleißig. (das heißt, sobald er später Geschichte/Gesellschaftslehre hat).

[gruenmuckel]

Ich hab damals als ich so (keine Ahnung) 10-14(?) war, die meisten Bücher der Bücherei über den 2. WK, bzw. vor Allem den Krieg im Atlantik, Pazifik usw. verschlungen. Mehrfach.
Große Bücher mit großen Bildern und eindrücklichen Schlachtberichten.
Mit war zwar klar, dass das etwas Anderes ist als Piraten/Abenteuerschinken, aber es war eben aufregend und anschaulich beschrieben.
Und ich habe kein Faible für den Krieg entwickelt.


Rauslassen der Judenfrage: Ehrlich gesagt ist die ja auch nicht ursächlich für den 2.WK. War eben eine willkommene Gelegenheit das Volk zu radikalisieren und der Führung unerwünschte Einwohner zu dezimieren. (unsachliche Kurzbeschreibung)
Sobald ich auf der weiterführenden Schule (Gymnasium) war, wurden wir mit in Reli, Geschichte und Deutsch mit diesem Thema fast bombadiert. So ungefähr war das in einem der Fächer abwechselnd jedes Jahr Hauptthema. Selbst die Vorlesegeschichten während der Adventszeit bei der Klassenlehrerin (oder in Deutsch) waren damit behaftet. "Damals war es Friedrich".
Hat irgendwie genervt wegen der Dauerbeschallung, hat aber auch eine dauerhafte Sensibilisierung hinterlassen.


Keine Ahnung wie das heutige Erzieher oder Lehrer handhaben (ist ja auch eine Generationenfrage).


Etwas rauslassen kann allerdings leider irgendwann ins Gegenteil umschlagen wenn das Kind erkennt, dass etwas weggelassen wurde.
Bei uns in der Kirchengemeinde kommt das alte Testament kaum vor im Konfiunterricht. Wenn denen das dann mal irgendwann auffällt springen einige (nicht viele) ab, weil die Glaubwürdigkeit verloren geht. (Gott war/ist eben nicht immer gut und lieb).

[Der Kantelberg]

Ach ja...er ist 7 Jahre. Irgendwie komisch solche schweren Themen mit einem Kind zu "besprechen", aber wenn er fragt dann soll er auch Antworten bekommen. Erstaunlich was die alles so begreifen. Das schaffen viele hier im Forum nicht.

In dem Alter kommt normalerweise auch die Frage nach dem Tod und wie das mit dem Begraben werden ist. Und wo die Toten hinkommen und ob es ne Seele gibt.

[theindless]

Komischerweise war genau der 2. WK heute auch mit meinem Großen (8) Thema.

Hab auch versucht das zu erklären und auch ohne das Thema "Juden". Allerdings hab ich nicht mit Zahlen erklärt sondern allgemein.

[Papa Bear]

Mein Achtjähriger interessiert sich (noch) nicht für den Krieg. Aber über verschiedene Arten Schwarze Löcher kann er Referate halten

[TeeRohr]

In dem Alter kommt normalerweise auch die Frage nach dem Tod und wie das mit dem Begraben werden ist. Und wo die Toten hinkommen und ob es ne Seele gibt.

Den "Tod" haben wir schon vor mehreren Jahren abgehandelt. Ich glaube so mit 4 oder so.

[BruderJakob]

Hach ja...die Kleinen und ihre Fragen