01.08.1914

[MrPresident]

Vor 100 Jahren kam es zur viel zitierten Urkatastrophe des Jahrhunderts. Was glaubt ihr, wie die Welt heute aussehen würde, wenn es den ersten Weltkrieg in der damaligen Form nicht gegeben hätte? Wie würde die Welt aussehen, hätten die Allierten nicht gewonnen?

Zu der ersten Frage kann man aus meiner Sicht relativ schnell zu einer Antwort kommen. Einen Krieg in Europa hätte es so oder so gegeben; nur stellt sich mir die Frage, ob sich in jedem Krieg die gleichen Fraktionen gebildet hätten?
Im Prinzip hängt da die zweite Frage direkt mit dran: Eine andere Fraktionenbildung, bspw. England+ Kaiserreich hätten einen vermeintlichen Krieg vermutlich ziemlich deutlich gewonnen. Frankreich hätte dann vermutlich Gebiete am Ärmelkanal an England abgeben müssen, während das Kaiserreich vermutlich weiter nach Westen gewachsen wäre; könnte mir aber auch vorstellen, dass die französischen Kolonien sehr begehrt gewesen wären. Innenpolitisch hätten sich in Frankreich wohl ebenfalls extreme Kräfte (links oder rechts, ich denke eher als Abgrenzung zum vorherigen Regime Kommunisten) durchgesetzt. Möglicherweise wäre das Kaiserreich dann von kommunistischen Ländern eingekesselt gewesen, was wiederrum genug Stoff für einen Fortsetzungskrieg gehabt hätte...

[Ennos]

Dass das kontinentale Frankreich beschnitten worden wäre glaube ich nicht. Die Engländer wollten immer eine Art Gleichgewicht auf dem Kontinent, eine Verkleinerung Frankreichs wäre da eine ganz schlechte Idee. Besonders die Eroberung eines eigenen Stückchens Land, dafür würden die Franzosen einen hassen, wodurch man nicht mehr diplomatisches Ringelreihen spielen könnte.
Und was hätte das Reich nehmen sollen? Elsass-Lothringen, und damit Eisen und Kohle, gehörte schon dem Reich, westlich davon gibt es nur noch Senf, Wein und Baguettes, dafür holt man sich nicht eine noch größere Minderheit ins Land, die in ihrer Vergangenheit so oft ihren Monarchen und ihre Regierung gewechselt hat, dass man gar nicht mehr mitzählt.
Außerdem ist man das Deutsche Reich, da erobert man keine Franzosen, nicht mit dem dröhnenden Nationalismus im Nacken. In Elsass-Lothringen wohnten wenigstens Deutsche. (Im Osten ist das was anders, da wohnen nur Slawen, die zu unterwerfen ist kein Problem)
An den französischen Kolonien allerdings würde man sich gütlich halten und zusätzlich unverschämte Reparationszahlungen fordern.

[monkeypunch87]

Interessant wäre in dem Zusammenhang die Rolle der USA.

[Ennos]

Interessant wäre in dem Zusammenhang die Rolle der USA.

Ob die ohne das Zimmermanntelegramm in den Krieg eingestiegen wären?

[Großadmiral Thrawn]

Was interessant wäre, wäre wenn die Entente der Agressor gewesen wäre, also den Krieg gegen die Mittelmächte erklärt hätte. Dann wäre nämlich noch Italien da im Boot gewesen. Und ich glaube das wäre interessant was da passiert wäre.....

[Lao- Tse]

Frankreich hätte dann vermutlich Gebiete am Ärmelkanal an England abgeben müssen, während das Kaiserreich vermutlich weiter nach Westen gewachsen wäre; könnte mir aber auch vorstellen, dass die französischen Kolonien sehr begehrt gewesen wären. Innenpolitisch hätten sich in Frankreich wohl ebenfalls extreme Kräfte (links oder rechts, ich denke eher als Abgrenzung zum vorherigen Regime Kommunisten) durchgesetzt. Möglicherweise wäre das Kaiserreich dann von kommunistischen Ländern eingekesselt gewesen, was wiederrum genug Stoff für einen Fortsetzungskrieg gehabt hätte...

Gebiete am Ärmelkanal halte ich für extrem unwahrscheinlich, Kolonien sind da schon wahrscheinlicher, ebenso Gebiete am Rhein für das Kaiserreich. Wobei ich die Konstellation Deutsches Reich + GB für recht unwahrscheinlich halte (wegen der Flotte und auch weil der Schlieffenplan eine Invasion des von England geschützen Belgiens vorausgesetzt hätte), Russland + DR stand u.a. Österreich- Ungarn im Weg. Ich stimme dir aber zu, dass es wohl so oder so zu einem Krieg in Europa gekommen wäre.

Eine starke linke Partei in Frankreich kann ich mir durchaus vorstellen, wobei DR womöglich ebenfalls stark links beeinflusst worden wäre, da die Linken im Deutschland der Nachkriegszeit durchaus viel Einfluss hatten und hauptsächlich durch die Wirtschaftskrise und den Revisionismos (inklusive Dolchstoßlegende) von den Nazis verdrängt wurden. Österreich- Ungarn wäre womöglich trotzdem außeinandergebrochen, die einzigen Überlebenschancen sehe ich in einem Bund (wie er glaube ich vom letzten Kaiser vorgeschlagen wurde) oder in einer Triplemonarchie, auch wenn letzteres wohl unwahrscheinlicher wäre.

Hätten die Allierten nicht gewonnen, hängt alles davon ab, wie die Niederlage abgelaufen und wie schlimm sie gewesen wäre.

[justanick]

Hätten die Allierten nicht gewonnen, hängt alles davon ab, wie die Niederlage abgelaufen und wie schlimm sie gewesen wäre.

Deutschland hätte nach seinem Sieg im Osten das Elsass an Frankreich abgeben können. Ohne Frankreich im Krieg können die USA schlecht in den Krieg einsteigen.

[Großadmiral Thrawn]

Deutschland hätte nach seinem Sieg im Osten das Elsass an Frankreich abgeben können. Ohne Frankreich im Krieg können die USA schlecht in den Krieg einsteigen.

Aber warum sollten sie das tun? Käme das nicht einem der Regierung Gesichtsverlust gleich? Schließlich wurde Elsass-Lothringen im Zuge des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 - wo das Deutsche Reich überhaupt erst gegründet wurde - erobert.

[phimbs]

Was interessant wäre, wäre wenn die Entente der Agressor gewesen wäre, also den Krieg gegen die Mittelmächte erklärt hätte. Dann wäre nämlich noch Italien da im Boot gewesen. Und ich glaube das wäre interessant was da passiert wäre.....

Ob das für die Mittelmächte von Vorteil gewesen wäre...?

@USA: Ich denke uneingeschränkter U-Bootkrieg / Lousitania waren schon ausreichend für den Kriegseintritt.

Interessant finde ich die Frage, ob ein defensives Verhalten an der Westfront ohne Verletzung von Belgien GB aus dem Krieg herausgehalten hätte. Das DR hätte dann sich stärker auf den Osten konzentrieren können.

[justanick]

Aber warum sollten sie das tun?

Um den Krieg zu gewinnen. Frankreich war kriegsmüde.

@USA: Ich denke uneingeschränkter U-Bootkrieg / Lousitania waren schon ausreichend für den Kriegseintritt.

Ohne die Hauptfront in Europa wäre es eine lästige Sache geworden.

[Der Gevatter Tod]

Dass Deutschland in der damaligen nationalistischen Stimmung das elsaß abgibt ohne den krieg zu verlieren ist unvorstellbar. Und ob ein Krieg,in dem Reichsgebiet verloren wird,als "gewonnen" angesehen wird...

[Großadmiral Thrawn]

...hätte eher zu einem Sturz der Monarchie und einer nationalistischen Autokratie bzw. Diktatur wie in Italien geführt.

Außerdem hätte man dann schon den Nährboden für einen Zweiten Weltkrieg gehabt.

[TeeRohr]

Hätte Deutschland gewonnen dann bin ich ziemlich sicher, dass es fast ausschließlich koloniale Gebietsgewinne gegeben hätte. Insbesondere in Afrika und Südostasien.
In Europa wäre "bestenfalls" in Belgien/Holland und Polen Land genommen worden.

Russland war im 1. WK ja auch an der Ostfront geschlagen. Zwar mehr aufgrund innenpolitscher Querelen, aber dennoch geschlagen. Es wäre also wohl eher andersrum ein Schuh draus geworden: Was wäre, wenn man an der Ostfront schneller gewonnen hätte?

Ich bezweifle aber, dass man dann an der Westfront größere Erfolge verbucht hätte. Vermutlich wären in den Gräben einfach nur noch mehr Menschen gestorben.

Kriegsmüde waren alle Parteien. Zumindest in Europa. Und das ist ja bei der Art der Kriegführung auch nicht verwunderlich.

[Alfer-Star]

Ich habe mal irgendwo gehört bzw. gelesen, dass das deutsche Reich geplant hatte mit einer eingeschifften Armee Frankreich über den Kanal von hinten anzugreifen und Paris einzunehmen. Diese Schiffe wurden aber von den Engländern versenkt. Stimmt das?

[[VK]]

Man hätte mit Russland einfach Österreich aufteilen müssen