Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal
Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.
Und was bringt einem das jetzt wenn man einen Text nach Gutdünken interpretiert. Man findet so ja anscheinend nicht immer die Intention den Autors heraus sondern einfach nur irgendwelchen anderen Kram den man sich möglicherweise nach 2 Joints ausgedacht hat.
Bringt einem irgendwie nichts und das ist ja monkeys Problem
Das war so bei meiner zweiten Lehrerin in der Oberstufe,da hatte ich meistens ne abweichende Meinung aber trotzdem 15 Punkte weils es einfach Sinn machte. Bei der ersten Lehrerin wurde mir gesagt,das sei falsch. Da stand ich dann meistens kurz davor der Lehrerin mal begründet zu erklären dass sie dumm wie Brot ist und meine Ausführungen schlicht nicht versteht,hab mich aber stattdessen einfach auf das völlig offensichtliche in den Texten beschränkt,weil das meistens das "richtige" war...
Ist also noch stärker lehrerabhängig als der normale Unterricht ohnehin schon.
Wie man in diesem Thread sieht sind Interpretationen essentiell um zu vermeiden dass aus deinen zukünftigen Schülern Leute wie Yasmin werden. Selten so viel Ignoranz gesehen.
Ein Werk zu analysieren und zu interpretieren sagt nicht nur etwas über das Werk, sondern auch über die Kultur und Gesellschaft in der es entstanden ist, aus. Wie viel das tatsächlich im Unterricht bringt, hängt wie so vieles sehr stark von der Qualität des Lehrers ab. Die Tatsache, dass dir das anscheinend völlig unreflektiert beigebracht wird, spricht mal wieder Bände über die Lehrerausbildung. Mein aufrichtiges Beileid dafür an dich.
Die Realität ist wie sie ist, es hat nichts mit Ignoranz zu tun, wenn man das einfach mal anzuerkennen. Textinterpretationen sind nicht mehr und nicht weniger als das Zusammenspinnen von Zeugs, was so im Text nicht drin steht, man aber irgendwie an den Haaren herbeiziehen kann. Für Journalisten bei der BILD ist das eine nützliche Fähigkeit, ansonsten ist nicht das relevant was womöglich gemeint sein könnte, sondern was da steht.
Und da man sich bei einem beliebigen Text fast beliebig was zusammenspinnen kann, ist am Ende des Tages nur wichtig, welche Spinnerei der Laser oder Lehrer haben will. Alles andere ist esoterische Traumtänzerei, die einer letztlich völlig nutzlosen Zeitverschwendung einen Sinn andichtet, um sie zu legitimieren. Es fördert absolut null außer dem Absatz von Interpretationsbüchern, daher kann man das Verbleiben dieser sinnlosen Übung im Lehrplan als Lobbyerfolg der entsprechenden Industrie sehen.
Vielleicht wollen wir mal ein Werk interpretieren. Am besten ein kleines Gedicht.
Dann kann man konkret belegen, dass jeder Interpretationsversuch entweder herbeigesponnener Quatsch oder eine Beschreibung des Offensichtlichen ist.
Verstand op nul, frituur op 180.
Liebe Yasmin, ich empfehle dir dringend die Lektüre von In praise of idleness - Bertrand Russell. Da stehen sehr schlaue Sachen über die Bedeutung von Kulturtechniken drin. Da er sich auch zur Bedeutung und Wahrnehmung von Arbeit äußert kannst du mit der Lektüre auch noch einige deiner weiteren schwerwiegenderen Bildungsdefizite ausgleichen.
Das hat mir schon sehr weitergeholfen bei meiner Suche nach einem Sinn, gerade der Ansatz über die geschichtlichen Quellen.
Ich werde irgendwann Lehrer für das Gymnasium sein, aber auf dein Angebot mit dem Lehrmaterial werde ich sicher irgendwann zurückkommen. Mir geht es aber auch nicht so sehr darum, ob ich es als Lehrer später mal den Schülern vermitteln kann, sondern um eine persönliche Sinn- und Motivationssuche damit ich überhaupt diesen Pflichtteil meines Studiums überstehe. Ich denke, wenn ich mir selber und mit euer Hilfe einen solchen Sinn erarbeiten kann, dann kann ich es auch später besser vermitteln.
Ist es so, dass es mit der Zeit einfacher wird? Und noch ist mir auch noch nicht ganz klar, wie man "Überinterpretation" verhindert? Ich bin schon Anhänger der Meinung, dass die einfachste Theorie einer komplizierteren vorzuziehen ist. Aber das wird wohl der falsche Ansatz bei Interpretationen sein, oder?
Genau so sehe ich es bisher auch, aber dieser Zynismus hält mich auf. Vielleicht hast du ja auch absolut recht, hilft mir aber nicht weiter in meinem Studium. Es ist zwar ein bisschen krampfhaft, aber ich muss dringend einen Sinn entdecken.
Könnte die Lektüre dieses Buches mir bei meiner Suche helfen?
Das Bemühen um mehr soziale Gleichheit hat ebenfalls seine Schattenseite:
So erzeugen manche Verfechter von Gleichheit und Akzeptanz selbst Ungleichheit und Inakzeptanz – weil auch sie nur jene akzeptieren, die ihren eigenen Werten entsprechen. Alle anderen werden beschuldigt, beschämt, moralisch verurteilt oder sonstwie verächtlich gemacht. Das begünstigt Kulturkämpfe und eine immer stärkere Polarisierung der Gesellschaft.
Auf jeden Fall. Ist zwar schon was älter (1932) aber die Themen sind immer noch sehr aktuell. Das Namensgebende Essay gibt es auch Online.
Ich weiß zwar nicht, was ihr in der Lehrerausbildung lernt und was ihr dann später damit anfangen sollt, aber grundsätzlich ist ein Text ja schon mehr als nur Summe aller geschriebenen Worte. Duktus, Reimschema, historischer Kontext usw. können Inhalt und Wirkung ja entscheidend mitbestimmen. Du kannst das ja einfach mal selber ausprobieren, indem du zum gleichen Thema einen Text als Aufsatz, kreatives Essay und in Reimform schreibst.
Ich hatte das Glück, dass tatsächlich einer meiner Lehrer in der Lage war uns diese Begründung für Textanalysen zu vermitteln. Letzlich geht es ja bei der Lehre immer um das Wecken von Neugierde.
Nein, das ist nicht der falsche Ansatz. Es ist der richtige. Alles, was übermäßig kompliziert ist, ist wahrscheinlich falsch. Bleiben wir mal bei zeitgenössischer erzählender Literatur. Da wird zunächst eine Geschichte erzählt. Jetzt weiß aber jeder, das man Tatsachen so oder so deuten kann. Nimmst Du irgendeinen Handlungsverlauf, an dem ein 16 jähriger Junge und eine 42 jährige Frau zentral beteiligt sind, erfährt jeder der Beiden die gleiche Handlung völlig unterschiedlich. Schreibt der Autor das Buch aus der Sicht des Jungen, wird es ein ganz anderes Buch, als wenn er aus der Sicht der Frau mittleren Alters schreibt. Zumindest sollte es so sein. Es ergibt schon allein daher sehr viel Sinn, sich über die Erzählperspektiven Gedanken zu machen. Man kann auf diese Weise auch mehr oder weniger objektive Kriterien dafür finden, wann ein Buch gute Literatur ist und wann nicht - und eine gute Handlung ist nur der erste Schritt und am Ende des Tages nicht mal unbedingt notwendig, damit ein Buch gut ist.
Das ist doch Humbug. Moderner Literatur- oder Deutschunterricht lehrt das Handwerk der Analyse und nicht den Inhalt. Natürlich gibt es Bezüge, die offensichtlich sind, wenn man z.B. die Epoche beachtet oder eben gewisse Moden der Zeit, die sich dann im Werk wiederfinden lassen. Eine vernünftige Analyse läuft wie ein Beweis ab: These, Argumentation (unterstützendes Argument/ ggfs. Entkräftung von Gegenargumenten plus Belege) und Textverweise. Eine Analyse (denn den Terminus Interpretation benutzt man eigentlich nicht mehr) stellt einen Deutungsansatz anhand formaler und inhaltlicher Bezüge dar, der am Text belegt werden soll. Wichtig ist dabei die Konsistenz des Ansatzes und die Beachtung offensichtlicher Elemente wie Motivik, Gestaltung usw...
Sachlich falsch kann eine Analye aber trotzdem sein, wenn der Inhalt, aus welchem Grund auch immer, fehlverstanden wird, Bezüge unlogisch sind oder sich die Argumentation widerspricht bzw. die Belege nicht zu den eigenen Interpretationsansätzen passen.
"Wer schweigt, stimmt nicht immer zu. Er hat nur manchmal keine Lust, mit Idioten zu diskutieren…"
"In the beginning the Universe was created. This has made a lot of people very angry and been widely regarded as a bad move."
The Restaurant at the End of the Universe, 1980, Douglas Adams
Was Yasmin erzählt ist schlicht und ergreifend ignoranter Dünpfiff. Ich verweise auf Kantels Begründung.
Hab mich als Schüler auch lange gegen Interpretationen gewehrt, aber ab Oberstufe hatte ich einen super Lehrer, der mir den Spaß daran vermittelt hat. Natürlich gehe ich jetzt nicht durchs Leben und versuche jede Metapher zu verstehen, aber insbesondere bei Musik (so ein Song ist ja meist locker und kurz anzuhören, man kennt "seine" Songs auch sehr gut) ist es erstaunlich, wie viel man mehr raushört. Und immer neue Hintergründe und tiefere Zusammenhänge zu finden macht mir unheimlich viel Spaß. Ich würde sogar behaupten, dass gute Textanalyse bei naturwissenschaftlichen Fächern helfen kann.
Dass du überinterpretierst verhinderst du ganz einfach, indem du das betrachtest, was da steht. Der Hauptcharakter fühlt sich allein gelassen. Bestimmt wurde der als Kind gemobbt! Steht das da? Nein. Aber wenn er in einem Beamtenapparat arbeitet und am Fließband Personenkarteien abheftet, während er so denkt, kann der bürokratisierte Umgang mit Menschen ein Gefühl des Alleinseins in ihm auslösen.
Mal als Extrembeispiel.
Im nächsten Schritt kannst du dann überlegen, wie eine mögliche These des Textes lauten konnte. Entmenschlicht die Bürokratie? Wenn das konsequent vom Text gestützt wird, ist es zumindest ein starkes Motiv.
Dann kannst du dich im dritten Schritt vom Text lösen, andere Werke hinzuziehen, auf die du Verweise findest (er fährt nach Hause und es läuft "Auferstanden aus Ruinen"?) und vergleichen oder die Vita des Verfassers anschauen (Civforumuser, der 2013 in nem Amtsgericht Praktikum macht?) etc.
Wobei ich den letzten Schritt ungern mache. Autor vom Werk gelöst betrachten halte ich für zielführender. Textimmanent arbeiten, das Werk (und seine Verweise) für sich betrachten. Aber da bin ich womöglich von meinem Deutschlehrer geprägt.
Den Begriff (hinein)interpretieren finde ich unschön. Das klingt subjektiv.
Herauslesen klingt besser.